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Der Berliner Wortschah.

Im Hörsaal III der Universität sprach Dr. S. Mauermann über das Thema: Berliner Wortschat im Wandel der 3eiten." Der interessante Vortrag, der mancherlei Parallelen

Barmat und die Staatsbank.

aufzeigte, war weniger eine registrierende Auswahl aus dem Ber. Der Sachverständige als befangen abgelehnt. Die Vernehmung des Hauptangeklagten.

liner Dialektleriton, als vor allem der Versuch einer Klar­stellung der Herkunft verschiedenster populär ge­wordener Berliner Schlagworte, die zum Teil bestimmten politischen Strömungen, zum Teil origineller Umbildung von Fremd­wörtern ihre Entstehung verdanten. Im humanistischen Berlin ", wie Dr. Mauermann definierte, sprach man die deutsche Sprache sehr stark mit lateinischen Brocken vermischt. Bestimmte Schlagworte tauchen auf, halten sich Jahrzehnte in breiten Schichten und ver­schwinden, um zeitgemäßeren Sprachformulierungen Platz zu machen. Um 1700 war der französische Einfluß auf das Berlinische ganz unverkennbar und hervorstechend. Recht nett sind die tauto­logischen Bildungen, die 1810-1900 im täglichen Berliner Spra gebrauch waren, jo: nich in de la main"( das dem Sinn des heutigen bei mir Nordpol , nicht heranzukommen", entsprach. Um 1900 bildete man Kledasche, balbieren, Ballon"( französischer Ur. sprung), die Stinfadores" beweist spanischen Einfluß, Jur, schid und Lumpacivagabundus" sind auf Wien zurückzuführen. Dalli" tommt aus dem Slawischen, dem Hebräischen entlehnte der Berliner Worte wie Pinte, Mischpote, Schicksel( mill­türliche Endung) und anderes. Auch das Rotwelsch spielt in Berliner Jargon eine nicht unerhebliche Rolle, fo: Polente". Als im Jahre 1875 die Soda- und Selterswafferbuden auftamen, spiach man von Sodalisten". Ein Beweis für den Wiz und die Wortmalerei des Berliner Dialekts. Recht interessant ist das Charakterisierungsbestreben: schmale Häuser werden and­tu ch" genannt. In den 48er Sturmjahren fam der große Kladde radatsch" auf, gleichsam eine Ankündigung bedeutsamer politischer Ereignisse. Lautmalerei und Stredform sind für den Wortschatz symptomatisch. Der Kalauer" war ursprünglich kein schlechter Wih, sondern ein Stiefel aus Kala u. Der Berliner hat gut pointierenden Wig: Marmarameer " für die Siegesallee , Hülsenfrüchte"( am Schillerdenkmal die Früchte, im Hause die Hülfen) aus wilhelminischer Hofintendantenzeit, stottermeise zahlen" für Abzahlungsgeschäfte, man gabelt sich so durch", wenn man einen Offenbarungseid nach dem anderen leistet, und vieles

andere.

Laß ein Grammophon Konservenmufit" von sich gibt, daß von einer miauenden Stage gesagt wird, die Mieze propellert", daß ein Baby ein neuzugelegter Lautsprecher" ist, nur nebenbei. Sehr starten Einfluß auf die Berliner Schlagworte hat die rapide tech nische Entwicklung, worauf Dr. Mauermann zum Schluß hinwies. Früher half man einem Droschtengaul u ff de Beene", heute furble id mir an". Die niederdeutsche Herkunft des Berliner Jargon ist unverkennbar.

Mode und Theater.

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Im Reichswirtschaftsrat hielt Prof. Dr. Fischl vom Reichs verband der deutschen Modeindustrie einen Lichtbildvortrag zum Thema Mode und Theater". Der Gedanke von der Untrennbar keit dieser beiden Begriffe ist an sich nichts Neues; denn die theatra lische Wirkung, der Konner mit dem Publikum, furz das Geheim: nis des Erfolges liegt ja natürlich mitbegründet in der Eindrucks. fähigkeit des rein äußerlichen Bühnenbildes. Der Vortragende bot eine revueartige Uebersicht tostümlicher Theaterkunft, ausgehend vom Theater der Rofofozeit mit seiner starren Bracht, der bildhaft unfreien Bewegung, bis zur heutigen, etwas ins Uferlose geratenen Entfaltung tostümbefreiter Bühnenwirkungsmöglichkeiten der Revue. Interessant war eigentlich bloß die Beobachtung der fünft lerischen Entwicklung der Kostümlieferanten, sowohl des Zeichners wie des Schneiders, ihr völliges Eingehen auf die Berson des Dar stellers, auf seine ihm innerhalb der betreffenden Rolle Dor geschriebene Bewegung in musikalischer und allgemeiner Beziehung. So ist aus dieser rein handwerklichen Tätigkeit im Lauf der Zeiten ein an erster Stelle rangierender Faktor des Kapitels Theater funft geworden. Das Lichtbildmaterial unterstützte den Vor­trag nicht in günstigem Sinne. Es bestand mit wenigen Aus­nahmen aus einer Fülle wertloser Photographien einzelner Bühnensterne, die man in den Alben und Aushängefästen der be= treffenen Photographen tagtäglich sehen kann. Mit Rücksicht auf Thema und Publikum lekteres bestand größtenteils aus Fach presse und Kunstschulen wäre eine Bilderfolge qualitativerer Art angebracht gewesen.

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Eine Unterstügungsschwindlerin.

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Eine Unterstützungsschwindlerin treibt wieder ihr Unwesen. Sie macht sich eine Zeitungsnotiz zunuze, nach der gemiffe Unterstützun gen um eine Kleinigkeit erhöht werden sollen. Auf der Straße und besonders vor Schaufenstern spricht fie alte Frauen an, zieht sie in ein Gespärch über diese Erhöhung und erbietet sich ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, weil sie mit diesen Dingen gut Bescheid wisse. Das Quittungsbuch, das sie sich erbittet, um den Frauen den richtigen Weg zeigen zu fönnen, haben diese meistens nicht bei sich. So nehmen sie denn die Hilfsbereite in thre Wohnung mit, um es ihr dort zu zeigen. Die Schwindlerin findet dann leicht eine Gelegenheit, die vertrauensseligen alten Frauen zu beſtehlen. So stahl sie gestern einer Greifin in der Sophienstraße in einem unbewachten Augenblick 40 m., die sie in der Bibel aufbewahrte.

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Ueber Wohlfahrt und Wirtschaft" veranstaltet der Hauptaus­schuß für Arbeiterwohlfahrt e. V. im Rahmen des Nachschulungslehre ganges für männliche Wohlfahrtspfleger eine öffentliche Vortrags reihe. 1. Vortrag: Freitag, den 14. Januar, Sozialpolitik und Wohlfahrtspflege", Referent: Direktor Dr. Nölting, Berlin . 2. Bortrag: Freitag, den 28. Januar, Ist Wohlfahrtspflege produktionsfördernd?", Referent: Dr. Preller, Berlin . 3. Bor. trag: Freitag, den 11. Februar, Reform der Wohlfahrtsver­waltung", Referent: Dr. Ernst Hamburger , Breslau . 4. 2or trag: Freitag, den 25. Februar, Ausbildung der Fürsorgekräfte für die rationalisierte Wohlfahrtsverwaltung", Referent: Ministerial rat Dr. Hans Maier, Dresben. Die Borträge finden im Saal des Hauptgesundheitsamtes, Berlin , Fischerstraße 39-42, 1. Stockwert, jeweils abends um 8 Uhr statt. Zur Deckung der Unkoften wird ein Eintritt sgeld von 50 Pf. pro Bortrags­abend erhoben.

Märchenvorstellung im Rofe- Theater. War das ein fideler Nachmittag beim Tapferen Schneiderlein!" Erst ver­äppelt er zum Gaudium der fleinen Zuschauer die gute, alte, dicke Höderfrau nach Strich und Faden, dann erlegt er mit wahrem Heldenmut sieben Riesenbrummer, verleiht sich für diese heroische Tat eigenhändig einen Ehrengurt und zieht mit diesem, einer Klampfe und einer Musstulle zu neuen Siegen in die Welt hinaus. Gein feder Sinn und froher Mut bringen ihm allerlei luftige Abenteuer, bis er schließlich sogar des Königs Töchterlein samt dem dazu gehörigen Rönigreich erobert. Der luftige Med- Med hatte sich im Nu all die fleinen Herzen erobert. Alles freute sich diebisch, wie er die zwei Baldriesen verbläute und die alte garstige Here in den Backofen bugfierte. Und als ihm, knapp vor der Hochzeit mit der Königstochter, der böse Rivale seine Beute stahl, da erhob sich im Zuschauerraum ein donnerartiges Veto, und wie das Schneiderlein beim Erwachen das Fehlen der Siegestrophäen bemerkte, da verriet ihm einstimmig und begeistert alles ben Missetäter. In den Zwischenpausen wurden Rinderlieder gespielt und allerfeits träftigst mitgefungen. Die fleine Gesellschaft hatte sich großartig unterhalten.

Notlandung eines deutschen Flugzeuges. Gestern nachmittag um Uhr mußte wegen Nebels das große breimotorige deutsche Ganz metallflugzeug D 949 zwischen Edenbridge und Lingfield an der Grenze von Kent und Surren niedergehen. Der Flugzeug­führer und die beiden Mitreisenden erlitten teine Berlegungen. Auch das Flugzeug blieb unbeschädigt.

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Am heutigen zweiten Berhandlungstag des Barmat- Prozeffes| Berbindung getreten sei. Barmat vermochte hierauf feine präzise war der Andrang des Publikums weit geringer als zum Prozeß­beginn.

Die Verhandlung begann mit mehr als einstündiger Berspätung erst nach 11 Uhr, da das Gericht außerordentlich lange über den Ablehnungsantrag der Verteidigung gegen den Sachver ständigen Regierungsrat Seldmann beriet.

Nach Eröffnung der Berhandlung stellte der Vorsitzende zu nächst fest, daß nur die Angeflagten Julius und Henry Barmat, Klonske, Dr. Hellwig und Hahlo zur Stelle waren. Landgerichts direktor Neumann verkündete dann den Gerichtsbeschluß, daß auf Antrag des Rechtsanwalts Juliusberger die Ablehnung des Re­gierungsrates Seldmann wegen

Besorgnis der Befangenheit für begründet erachtet werde. Seldmann soll jedoch über die von ihm festgestellten Tat­fachen als sachverständiger Beuge gehört werden.

Ueber die Frage der Hinzuziehung weiterer Sachverständiger, die von der Verteidigung perlangt waren, verhandelt das Gericht zurzeit noch mit der Handelskammer, ohne daß bisher ein Beschluß darüber erfolgt ist. Der für heute geladene Sachverständige Ober­finanzrat Soldat von der Staatsbank wurde verläufig wieder entlassen. Das Gericht trat dann in die Bernehmung des Angeklagten Julius Barmat ein. R.-A. Hoepffner bat zunächst, daß sich Julius Barmat in Ergänzung seiner bisherigen Darlegungen noch einmal über seine Vermögensverhältnisse äußern dürfe. Er wolle beweisen, daß er nicht als fleiner Mann nach Deutschland gekommen sei, um sich hier zu bereichern, sondern daß er schon in Holland ein ganz großer Kaufmann gewefen und als solcher großes An­fehen genossen habe.

Julius Barmat: Als ich in der vorigen Sigung meine Ber mögensverhältnisse darlegte, und von meinen Belegen sprach, fah ich ein Lächeln des Oberstaatsanwalts. Vors.( ihn unterbrechend): Ich möchte doch bitten, das Lächeln des Oberstaatsanwalts aus dem Spiel zu lassen und daraus nicht zu folgern. Julius Barmat( fort fahrend): Ich werde aber beweisen, daß ich

nicht als armer Schnorrer nach hier gekommen bin. Borf. Herr Barmat, ich bitte Sie, ruhig zu bleiben und sich nur fachlich über Ihre Vermögensverhältnisse zu äußern, wie Sie es wünschten. Julius Barmat verlas dann ein Schreiben der Asso­ciationbant in Chikago, aus dem hervorgeht, daß Julius Barmat für seinen Schwager ein Akkreditiv über zwei Millionen Dollar eröffnet hat. Des weiteren legte er Schreiben der Bank­häuser Spener und Mendelssohn vor, in denen er als angesehener Kaufmann geschildert wird. Borf.: Sie haben in der vorigen Ber­handlung Ihr Bermögen im Jahre 1923 auf 3 Millionen Gulden angegeben. Nach diesen Schreiben, die aus dem Jahre 1920 stammen, müssen Sie doch damals mehr besessen und inzwischen etwas verloren haben. Angefl.: Das stimmt auch, ich habe auch Geld verloren. Vors.: Bie sind diese Verluste entstanden? Julius Barmat: Wir hatten Maschinen aus Desterreich importiert, die wir mit Berlusten verkaufen mußten. Bors.: Es bleibt doch aber eine Differenz von etwa 2 Millionen Mart, dann müssen Sie doch so viel verloren haben? Julius Barmat: Ich habe viel verloren, zahlen­mäßig fann ich das aber nicht angeben. Barmat verlaß dann ein weiteres Schreiben einer Amsterdamer Bant an das Bankgeschäft Spener , aus dem hervorgeht, daß Barmat seine Ge­schäfte, die den größten Umfang hätten, aus eigenen Mitteln finanziert habe. Barmat gab weiter an, daß er im Jahre 1920 Filialen in Deutschland und Desterreich gehabt und außerdem große Holzlieferungen nach Belgien ausgeführt habe, da in zwischen die schwarze Liste feine Bedeutung mehr gehabt habe. Auf Befragen des Borsigenden gab er sein

Vermögen im Jahre 1920 auf ungefähr 9 millionen an, ohne sich dabei zahlenmäßig festlegen zr wollen. Der Vorsitzende verlangte dann von ihm, daß er im Laufe der weiteren Verhandlung die Belege für seine Behauptungen zu erbringen habe. Es entstand dann eine längere Erörterung über die Frage, wieviel Geld Barmat besessen habe, als er mit der Staatsbant am 12. Mai 1923 in

Antwort zu geben, sondern betonte nur, daß er 300 000 bis 500 000 Gulden zum Ankauf der Demag aus Holland genommen habe. Ferner verlas er ein Schreiben der Intasso bant, in dem sie auf Anfrage bestätigt, daß Julius Barmat bei ihr feine Stredite nach­gesucht habe, während die Anklage behauptet, daß er kredite zum Ankauf der Demag in Anspruch genommen habe. Weiter legte der Angeflagte eine notariell beglaubigte Bilanz der Amerima- Amsterdam vor, die im Jahre 1923 mit zirka 4 Millionen Mart abschloß. Dazu sei dann noch die Amerima- Hamburg mit einem Vermögen von 50 000 bis 60 000 Goldmart und die Amerima- Berlin mit ihren Werten( Chromo, Eisenburger Sparbant usw.) gekommen.

Borf.: Hatten Gie irgendwelche Schulden. Barmat: Nein, weder die Amerima- Amsterdam noch die Amerima- Berlin hatte Schulden, oder jedenfalls feine nennenswerten. Borf.: Können Sie uns nun

Belege über Ihr nachweisbares Vermögen im Frühjahr 1923 und über Ihre Berluste beibringen? Barmat: Jamohl, ich habe ja fchon gefagt, daß ich auch nicht aufs Grabewohl nach Deutschland ge fommen bin. Man hat mich telegraphisch nach Rotterdam gerufen. Ich habe das Telegramm hier. In Holland hat mich die Kaiserlich Deutsche Gesandtschaft wiederholt um Rat gefragt, als es fich 1918 bei den Friedensverhandlungen mit Sowjetrußland darum handelte, die Stimmung in Holland festzustellen.( Berlieſt einen entsprechenden Brief des damaligen deutschen Gesandten im Haag, Freiherrn gekommen, um hier erst mein Glück zu suchen, man hat mich darum v. Malzahn, vom 4. April 1918. Ich bin auch nicht nach Deutschland gebeten. Professor Brinkmann von der Deutschen Pressestelle, der auch an den Friedensverhandlungen in Brest - Citowft teilgenommen hatte, hat mir damals wiederholt geschrieben und hat mich auch gebeten, ruffische Zeitungsartifel zu überfehen und in Holland unter­zubringen. Er hat mir dann noch 1919 mitgeteilt, ich brauchte teine genügend Empfehlungen hätte. Borf." Bir fönnen wohl unter­Bedenken haben, nach Deutschland zu reisen, um so mehr, als ich ftellen, daß Ihnen auf Wunsch verschiedener, auch amtlicher Stellen nahegelegt worden ist, nach Deutschland zu kommen. Deshalb brauchen wir diese Erörterungen nicht. Barmat( erregt): Ich mu das aber sagen, denn ich

will nicht, daß die Sache Barmat weiter zu politischen Zweden auf meinem Rüden ausgefochten wird.

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weiter die Belege über Angebote der Kruppschen Wohnungsver= Borf.: Das interessiert uns nicht. Barmat: Ich habe hier waltung und des österreichischen Bundesministeriums auf Lebens. mittellieferungen. Ich will damit beweisen, daß ich in Holland eine sehr angesehene Firma war. Bors.: Es ist ja auch nicht behauptet worden, daß Sie damals nicht angesehen waren. Batmat ( immer noch erregt): Das steht aber in der Anklage. Vors.: Uns inter­effiert das aber nicht. Barmat: 1920, als infolge des Transport­arbeiterstreits in Holland viele Millionen Lebensmittel für Deutsch­ land in Holland lagerten, da habe ich 100 000 Gulden zur Verfügung gestellt, damit sie nach Deutschland weiterbefördert werden konnten, obgleich gar feine Lebensmittel von mir dabei waren.( In neuer Erregung.) Damals haben auch die Herrschaften, die heute auf mich schimpfen, wie die ,, Rote Fahne" und die Rechte, mich gebeten, doch für den Abtransport zu sorgen. Ich habe auch dem Reichswirtschafts­ministerium 1919 Kredite für die deutsche Rohstoffindustrie in Höhe von 10 Millionen Gulden beschafft. Hier ist auch die Grenzbescheini gung, daß ich bei meiner Einreise nach Deutschland 30 000 Dollar, 10 000 Pfund und 30 000 Gulden mitgebracht habe.( Ueberreicht diese Belege dem Gericht.) Bors; Herr Barmat, ich habe Sie aus reden lassen. Sie müssen aber jetzt alles Ueberflüssige ausscheiden, wir werden hier ganz nüchtern nur an Hand der Tatsachen ver handeln, sonst wird dieser Prozeß endlos. Barmat: Ich hätte diese Belege schon früher überreicht, aber man hat mich ja nicht tanach gefragt.

Die Staatsanwaltschaft hat ja die Anflageschrift fertiggestellt, ohne mich ein einziges Mal zu fragen.

Im weiteren Verlauf der Bernehmung äußert fich Barmat über den Ankauf der Altenburger Sparbank und der Papierfabrik Chromo und andere Industrieunternehmungen. Die Berhandlung geht weiter.

Eine Klettertour am Kriminalgericht.

Stellungslose Artisten machen sich Arbeit.

Einen sonderbaren Weg in den Gerichtssaal hatte heute früh ein Angeklagter gewählt. Er wollte nämlich nicht durch die Ein­gangstür vor Gericht erscheinen, sondern suchte an der Fassade des neuen Kriminalgerichts bis zum 3. Stockwerk hoch zuflettern und durch das Fenster einzusteigen. Das Schauspiel, für das der Fassadenkletterer sich gleich zwei Photographen mitgebracht hatte, lockte natürlich im Nu eine hunderttöpfige Menschenmenge an. Der Kletterkünstler hatte aber das Pech, sich im Gebäude zu irren, denn sein Termin stand im alten Kriminalgebäude in Alt- Moabit an. Doppeltes Bech hatte er insofern, als er in den Sigungsfaal 571 der Großen Straftammer des andgerichts III geriet, in dem heute keine Sigung statt fand, so daß die Tür verschlossen war. Er mußte infolgedessen wieder den Weg zur Fassade herunter wählen und wurde, unten angelangt, von den Justizwachtmeistern in Empfang genommen und. der Polizei übergeben. Ein Schupobeamter führte ihn dann dem Amtsgericht Mitte vor. Dieser Kletterfünstler war der Jodei Herbert michaelis , der sich zusammen mit dem Schauspieler Adolf Na st, der sich Klettermage nennt, dort wegen groben Unfugs zu ver­antworten hatte.

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touren, die diese beiden Angeflagten an anderer Stelle verübt hatten. Das eine Mal waren fie an der Fassade des Hauses Behrenstraße 50, Ecke Friedrichstraße , bis zur Dachkuppel hochgeklettert und mußten mit der mechanischen Leiter herunter­geholt werden, in dem anderen alle waren sie an dem Gebäude. Beide Male hatten die Klettertouren Aufläufe von Taufenden von des Mercedespalastes, Unter den Linden , hochgeflettert. Menschen verursacht, so daß der Verkehr völlig gehemmt worden war. Sie hatten auch damals Photographen zur Aufnahme ihrer letterleistungen bestellt. In der Verhandlung ergab sich, daß beide Angeklagte schon vorbestraft sind. Der Verteidiger machte zur Ent­schuldigung der Angeklagten geltend, daß sie als stellungslose Artisten nur die Deffentlichkeit auf ihre turnerischen Fähigkeiten. hätten aufmerksam machen wollen, um auf diesem Wege eine An­gericht betrachtete auch den Fall von diesem Gesichtpunkt aus und stellung bei einer großen Filmgesellschaft zu erlangen. Das Amis­erfannte nur auf 2 Wochen haft für jeden der beiden An­geklagten Michaelis wird nun noch eine neue Anflage wegen feines heutigen Gastspiels zu gewärtigen haben. Außerdem schwebt gegen beide Angeklagte noch ein weiteres Strafverfahren wegen groben Unfugs, weil sie auch an der Fassade des Waren. hauses Tieg in der Leipziger Straße bis zu der Kugel auf dem Dach hochgeklettert sind und dabei wiederum einen verkehrs.

Den Anlaß zu dieser Anklage boten wieder zwei Kletter: hemmenden Auflauf verursacht hatten.

TA

Ueberall Grippe.

Die Grippeepidemie greift in der ganzen Welt um sich. Nach den vorliegenden Meldungen nimmt die Zahl der Erkrankungen und auch die der Todesfälle täglich zu.

Der Statistit des englischen Wohlfahrtsministeriums zufolge sind in der vergangenen Woche in England genau doppelt so viele Menschen an der Grippe gestorben wie in der Woche vorher. Die Sterblichkeitsziffern deuten darauf hin, daß die Krankheit lich weit ausbreitet. Während der am 8. Januar zu Ende çe­gangenen Woche sind in London und in den großen Städten von England und Wales 172 Menschen an der Grippe gestorben, davon 72 in London allein und 25 im Umkreis von London . In der Woche Dorher betrug die Sterblichkeitsziffer 86, davon nur 17 in London . Bon der Grippe werden im Gegensatz zu der von 1918 hauptsächlich ältere und sehr junge Leute betroffen, während Personen im Alter von 25-45 Jahren verhältnismäßig verschont zu werden scheinen.

Die Zahl der Grippeerkrankungen in Prag beträgt etwa 5000. Hier find jedoch Todesfälle bisher noch nicht gemeldet worden.

Aus Totio wird gemeldet, daß in den letzten 10 Tagen nicht

weniger als 690 Personen, vor allem Kinder, an der Grippe gestorben sind.

Aus Deutschland wird aus vielen Orten ein bedrohliches An

wachsen der gefährlichen Krankheit gemeldet. In Schwegingen beträgt der Krantheitszustand bis 25 Pro3. Bei der Allge. meinen Ortstrantentasse waren am 1. Januar 476 und am 8. Januar 671 Raffenmitglieder.arbeitsunfähig gemeldet. Unter den am 8. Januar gezählten Kranken sind mehr als 100 Grippefälle. In Bell in Baden hat die Grippe einen berartigen Umfang ange

nommen, daß die Schulen vorläufig auf die Dauer einer Woche

geschloffen werden mußten. In den Schulen beträgt die Kranken­ziffer 30 Proz. In den Betrieben fehlen bis zu 15 Proz. der Be­legschaft.

Sizewelle in Auftralien. Nach Meldungen aus Sidney herrscht augenblicklich in verschiedenen Teilen Australiens starte ige. In Südaustralien sind viele Todesfälle zu verzeichnen, se in einem Altersheim in Adelaide allein sieben. Als Folge der Hizes melle merden zahlreiche Brände in verschiedenen Bandesteilen berichtet, Einzelne Bezirke leiden empfindlich unter Wassermangel.