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Vandervelde weist den Weg..

Bestürzung bei den englischen Konservativen

fall bei der Labour Barth.

Beis

Condon, 18. Januar. ( Elgener Drahtbericht.) Banderveldes Entschließung, die belgische Konzeffion von Tien- Isin fofort und ohne Vorbedingung an China zurüdzugeben, hat in fonfervativen Streifen eine gewisse Bestürzung hervorgerufen, da man sicher hiervon die Erschwerung der gegenwärtigen Chinapolitik der tonfervativen Chinapolitif- und eine weitere 3folierung der chinesischen Politik Großbritanniens befürchtet. Sie ist aber von der Arbeiterpartei mit großem Beifall eufgenommen worden.

Der Daily Herald" vom Mittwoch schreibt, der belgische Außen­minister habe damit der Welt und insbesondere Großbritannien ein Beispiel bei der Behandlung des chinesischen Problems gegeben. Bandervelde hat jedoch nicht nur staatsmännisches Genie, sondern mit diesem fühnen Schritt auch der Wirtschaft seines Landes einen großen Dienst erwiesen, denn verbesserte politische Beziehungen zwischen Belgien und China bedeuten beffere Handelsbeziehungen. Schon jetzt nehme Deutschland eine bevorzugte Stellung in China ein, weil es feine Konzeffionen in China mehr besige; aus wirtschaftlichen und politischen Gründen sollte Großbritannien dem Beispiel folgen.

Englische Kreuzergeschwader nach China . London , 18. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Das erste britische Kreuzergefchwader, das bisher in Malta ftationiert war, hat den

Die polnischen Weißrussen- Verhaftungen.

Gegen Geßler, für Sozialpolitik!

Stellungnahme der Berliner Parteifunktionäre.

Bor den Berliner Parteifunktionären sprach gestern abend Reichstagsabgeordneter Genosse Dittmann über:

Regierungsbildung und Sozialdemokratie,

Seit einem Monat befinden wir uns wieder in einer Regierungs­frise. Wie sie ausgehen wird, ist heute noch nicht zu übersehen, fest steht aber längst, daß die Deutschnationalen in die einmal, nach der Annahme der Dawes- Geseze, hatten wir eine Regierung wollen. Der Bürgerblock ist ihr Ziel. Schon Bürgerblodregierung, allerdings ohne Demokraten. Aber troydem Die Deutschnationalen damals nach neun Monaten wieder ausfchieden, bemühen sie sich jetzt aufs neue um ihre Aufnahme in die Koalition und die Volkspartei, deren Vorsigender immer nach Reichsaußen: minister Stresemann ist, leisten ihnen dabei helfersdienste. Nach einer Darstellung der Borgänge, die zum Sturz der letzten Regierung Marr führten, betonte der Redner, daß die Stellung des Miß­trauensantrages und seine Annahme durch die sozialdemo= fratische Fraktion der Klärung der Lage dienen sollte, die von dem Führer der Volkspartei, Dr. Scholz, durch seine Reden in Insterburg und Königsberg verworren wurde. Eine große Rolle bei der Regierungsbildung spielt für uns neben der Reform der Reichswehr die Schaffung eines Arbeitszeitnotgefehes,

Unter dem Beifall der Versammlung erflärte Genosse Ditimann, daß die Bedeutung der Einzelfragen im Gesamtkompleg unferer Forderungen von Tag zu Tag sich ändern tönne. Die Berson Geßler ist uns nicht so wichtig, als etwa die Förderung der Soziala gefeggebung . Der Achtstundening ist wichtiger für uns als ein demokratischer Reichswehrminister.

Wir sehen also, daß die Herbeiführung der großen fcheiterte und daß sie auch eine Weimarer Koalition nicht tolerie­Koalition a m Widerstand der Boltspartei ren mürde. Damit ist die Bage geklärt. Was übrig bleibt, ist nur die Reichstagsauflösung. Wir werden den Wahlkampf zu führen wiffen, wie wir auch einen etwa doch noch kommenden Beſizbürger­blod zu befämpfen wissen werben. Weber das eine noch das andere tann uns schaden!( Lebhafter Beifall.)

Disfuffion.

Genosse Günther meint, daß die Teilnahme an Koalitionsregie rungen für die Sozialdemokratie und die Arbeiterschaft niemals fruchtbar sein werde. Wir sollten eine Politit, auch in der Oppo­fition, betreiben, die die Stellung der Arbeiterschaft konsolidiert.

Genosse Fechenbach meinte, daß einige Zeit deutschnationaler Regierungskunst unserer Agitation nicht schaden würde. lleber den Forderungen nach Berbesserung der Sozialgefehgebung, nach dem

Genosse Künstler betont, daß die wirtschaftliche Erstartung des Bürgertums eine politische Reaktion zur Folge haben muß. Geßler ist unhaltbar, er ist jetzt, mit der Tolerierung feines Generals Reinhardt, erledigt. Der Fall Geßlers fann uns aber nicht pom Festhalten an unseren sonstigen Forderunngen abbringen. Genosse Künstler ging denn kurz auf die

Befehl erhalten, nach Sd) anghai in See zu gehen. Vier Kreuzer Genoffe Dittmann erwähnte dabei die Unterredung des Kanzler. Achtstundentag, stehen unsere Absichten nach Beseitigung der tapita. das angesichts der riesigen Erwerbslosigkeit dringend notwendig ist. verlassen Malta am Mittwoch, ein fünfter und das Lazarettschiff, kandidaten Curtius mit den Gewerkschaften und die eindeutige Antistischen Gesellschaft überhaupt. die sich beide in Reparatur befinden, sollen sobald als möglich nach wort, die er von den Organisationsvertretern erhielt. Wir fordern folgen. 1000 Marinesoldaten, die sich im Truppendepot Shettham ferner den Ausbau der sozialen Gesetzgebung. Aber befinden, halten fich zum Abiransport bereit. gerade diese Forderungen stoßen auf den heftigsten Widerstand bei der Boltspartei. Sie will feinen Achtstundentag, keine Fortführung der Sozialgesetzgebung und feine Reform der Reichswehr , sie will deshalb auch keine große Koalition mit der Sozialdemokratie. Sie strebt vielmehr eine Koalition mit den Deutschnationalen an, sie will den Besitbürgerblock. Die Entwicklung der Volkspartei ist entschieden nach rechts gegangen. Als nach dem Rathenau- Mord die Sozialdemokratie in die Regierung hineingenommen werden sollte, um den Schuß der Republik besser durchführen helfen zu tönnen, wurde von Zentrum und Demokraten aus Angst vor der Sozialdemokratie die Bolkspartei in die Regierung hineingeholt. Diese gleiche Volkspartei sucht heute Anschluß an die republiffeindlichen Deutschnationalen. Das Mißtrauen, das die Sozialdemokratie heute gegen die Volkspartei hegt, hat feinen Ursprung in dem Verhalten dieser Partei in jener Koalitionsregierung. Damals hat die Bolks. partei daraufhingearbeitet, daß unsere Bertreter wieder aus der Re­gierung ausschieden.

Der Sejmmarschall schützt die Abgeordneten. immunität nicht.

Warschau , 18. Januar. ( Eigener Drahtbericht.) Im Zusammen hang mit der aufgedeckten weißrussischen Verschwörung" gegen Bolen sind jetzt zwei weitere weißrussische Sejm abgeordnete verhaftet worden. Der Sejmmarschall erklärte, daß tein Grund zu einem Protest gegen diese Verhaftung zu erblicken fei. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die polizeilichen Maß nahmen in der nächsten Sejmfißung zu einem 3usammenstoß nahmen in der nächsten Sejmsizung zu einem Zusammenstoß zwischen Parlament und Regierung führen, da sowohl die Linke als auch die Rechte Proteftanträge gegen die Verlegung der Abgeord netenimmunität einbringen werden.

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Für Republik und Frieden. Reichsgründungsfeier des Vereins Deutscher Studenten".

Die Deutschnationalen haben nach ihrem Regierungsaustritt bei ihren Wählern die Auffassung genährt, daß sie immer noch wie früher die

alfen Gegner jeder Berständigungspolitik

seien. Trotzdem dieje Politik anerkanntermaßen die einzig mögliche Bolitit ift und obwohl Stresemann ihr marfantester Bertreter ist, strebt der Führer der volksparteilichen Reichstagsfrattion, Herr Scholz, danach, die Deutschnationalen verantwortlich an diesem

Regierungsturs teilnehmen zu lassen. Scholz sieht offenbar die hefti mationen an, für Wählerohren bestimmt. Neben den Deutschnatio. gen Reden des Grafen Westarp gegen die Berständigung als Detta nalen ist es besonders die Bolkspartei, die nach einem

Abbau möglichst aller Revolutionserrungenschaften

Der Berein Deutscher Studenten", der bisher durch sein Draufgängertum, und durch seinen Antisemitismus bekannt mar, veranstaltete am 16. Januar eine Reichsgründungsfeier, an der u. a. der Chef der Heeresleitung, General Hene , Admiral 3 enter und Generalleutnant Hasse teilnahmen. Nachdem ichon der Bertreter des Vereins in seiner Bestrebt. Sie will unter allen Umständen ihre fapitalistischen Inter grüßungsansprache dazu ermahnt hatte, die Frage der Staats­form in den Hintergrund zu stellen, erklärte nach dem Bericht der Täglichen Rundschau" Professor D. Dibelius in seiner Feftrede u. a.:

Ein Bolf von 60 Millionen fönne und wolle sich nicht nebeln lassen. Wenn auch das deutsche Volf weiter seinen Verpflichtungen nachlommen molle, so müsse es sich doch das Ziel setzen, eine b- änderung der Härten und Ungerechtigkeiten des Versailler Gemalt aftes auf friedlichem Wege durchzusehen. Es feien neue Formen im Bolts- und Staatsleben entstanden, und diese Formen müßten bejaht werden, sofern sie ehrlich

gemeint seien und der Gesamtheit zum Nutzen dienten. Nicht die Form sei maßgebend, sondern der Inhalt. Die Löjung der heutigen Probleme, so besonders des Führer- und Massenproblems, müsse die Zukunft bringen. Wenn es Deutschland gelingen sollte, die Frage des staatlichen Führertums sowie die Frage des Kapitals und der Arbeit in glücklichem und gesundem Sinne zu lösen, dann werde es sich dadurch in der Welt auf den ersten Platz stellen.

Der Berein Deutscher Studenten" steht den Deutsch: nationalen gesinnungsgemäß sehr nahe. Der Verlauf der Gründungsfeier deutet darauf hin, daß man selbst in diesen Kreisen der Studentenschaft des unfruchtbaren völkischen Phrasendrusches überdrüssig ist.

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Die sozialistische Studentenfraktion der Uni­versität Berlin beschwert sich in einer öffentlichen Erflärung mit Recht darüber, daß der 18. Januar als Reichsgründungstag vom Rektorat als geseglicher Feiertag behandelt wird. während ein gefeßlicher Feiertag wie der 11. Auguft als Ver faffungstag bisher noch nie festlich begangen oder auch nur als gesetzlicher Feiertag eingehalten worden ist.

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Reichsgründungsfeiern fanden gestern statt in der Universität, in der Technischen Hochschule und in der Handelshochschule. lleber den Vortrag, den Brof. Bonn vor der Handelshochschule aus diesem Anlaß hielt, berichten wir an anderer Stelle.

Wohnungsbau für die Landarbeiter!

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Annahme des Geschentwurfs im Landtag. Nach den Erklärungen des Abg. Kuttner( Soz.) über die Beziehungen zwischen der Reichswehr und der Russischen Staats­bant die Rede wurde bereits in unserer geftrigen Abendausgabe abgedruckt trat das Preußenparlament in die Tagesordnung ein. Auf Antrag des Zentrums wird zunächst eine Resolution über die wirtschaftliche Notlage des Waldenburger Repiers auf die Tagesordnung gesetzt und ohne Debatte dem Hauptausschuß überwiesen,

Auf Verlangen der Kommunisten wird ein kommunistischer Ur­antrag auf vollständige Amnestie aller politischen Bergehen und Verbrechen mit Ausnahme der Verbrechen der Rechtsverbände zur Beratung gestellt und vom Abg. Pied( Komm.) mit dem Hin meis auf die Amnestierung und Pensionierung von Lüttwig und Ehrhardt begründet. Auf Antrag des Abg. Rutiner wird der Gefehentwurf dem Rechtsausschuß überwiesen.

Die Kommunisten beantragen ferner sofortige Aufhebung der Hirtsieferschen Berordnung über die Befreiung der Geschäftsräume pom Mieterschutz. Der Antrag geht an den Hauptausschuß.

effen vertreten, während den Deutschnationalen die bisher beobachtete Außenpolitit unzweifelhaft unbehaglich ist. Die internationalen Wirt schaftsabmachungen tragen, unter bürgerlichen Regierungen abge: fchloffen, offen rein fapitalistischen Charakter und so fürchtet bie Bolispartei eine Abkehr von dieser Form der Abmachungen, sobald die Gazialdemokratie in der Regierung ihren Einfluß geltend machen kann. Das ist ein weiterer Grund für die Ablehnung der Großen Koalition durch die Bolkspartei. Bei dem Entschluß des Zentrums, feinen Besiz bürgerblad zu machen, haben die 3en trumsarbeiter den Ausschlag gegeben. Aehnlich ging es den Demokraten mit den zu ihnen stehenden Hirsch Dunderschen Gewert schaften. Vor einer Reichstagsauflösung fürchten sich die bürgerlichen Parteien zu sehr, als daß sie es dazu fommen laffen möchten. Sie wissen, daß sie damit nur unserer Partei nügen würden. Die Sozialdemokratie fordert nach wie vor von jeder Re­gierung eine fa chliche Politi!. Deshalb hat sich auch der Partei­ausschuß fürzlich für die sogenannte Weimarer Koalition er­flärt, d. h., wir haben die Fortführung der bisherigen Außenpolitit verlangt und halten weiter auch an der Notwendigkeit der Reform der Reichswehr, an dem Arbeitszeitnotgeset und an der Forderung nach einer wirksamen Sozialreform feft. Wir brauchen als Partei den Befizbürgerblock nicht zu fürchten. Je reaktionärer er auftreten würde, um jo mehr würden die Wähler massen erkennen, daß nur die Sozialdemokratie die wahre Ber­treterin ihrer Interessen ist. Nach den Aeußerungen der Zentrums­arbeiterführer ist damit zu rechnen, daß das etwaige Zustande. tommen einer Bürgerblodregierung direft Sprengpulver für das Zentrum sein würde. Die Zentrumsarbeiter haben offen­bar erkannt, daß sich ein Bürgerblock gegen ihre vitalsten Interessen richten würde, und das hat fie raditalisiert.

Die Bolfspartei wird nun ihre Tätigkeit dahin richten, die Sozialdemokratie zur Aufstellung von Forderungen 3 provozieren, die fie als un annehmbar bezeichnen fann.

große Wirkung, solange Werfwohnungen der Landwirtschaft in größerem Umfange von der Industriearbeiterschaft bewohnt werden. Abg. Müller Frankfurt( Komm.) lehnt den Entwurf ab, da er eine Fesselung der Landarbeiterschaft bedeute.

Abg. Wende( Soz.):

In der Landwirtschaft fann sich der Arbeitgeber leider immer noch nicht daran gewöhnen, daß auch der Landarbeiter ein freier Mensch ist, der unbehindert seine Staatsbürgerrechte ausüben tann. Bei den geringsten Anlässen hat es der Gutsbesizer. in ter Hand, Arbeiter zu entlassen und aus den Werfwohnungen zu ent fernen. Selbstverständlich muß der Wohnungsbau auf dem Lande gefördert werden in dem Maße, als das Kontingent der ausländi­ichen Wanderarbeiter herabgefekt wird. Aber junge Landarbeiter, die sich verheiraten, sind einfach nicht in der Lage, auf dem Lande zu bleiben, weil sie nicht die verlangte Zahl von Hofgängern stellen fönnen. Wenn die Gutsbesiker über Mangel an deutschen Land­arbeitern flagen, so mögen fie in 3ufunft weniger nach gut deutschnationaler Gesinnung als nach der Lei stungsfähigteit fragen. Die Not der Landarbeiter aber und der Mangel an Wohnungen auf dem Lande tann nur beseitigt merden, wenn die Arbeitgeber den Landarbeitern austömmliche Löhne und politische Freizügigkeit gewähren. Iroß der ihr an haftenden Mängel stimmen wir der Vorlage zu.( Bravo! b. b. Soz.) Nach kurzer Debatte wird der Gesezentwurf angenommen. Ein Gefeßentwurf über die Gewährung eines Staatsfredits an die Eisenindustrie in Oberschlesien geht nach furzer Aussprache an den Hauptausschuß.

Die Debatte über die Einnahmen und Ausgaben der preußi schen Landwirtschaftskammern und die von ihnen erhobenen Um lagen wird nach turzen Bemerkungen auf Mittwoch, 12 Uhr, ver Es folgt die zweite Beratung eines Gesehentwurfes zum be tagt. Außerdem steht auf der Tagesordnung der Ausbau des Dort. fleunigten Bau von Landarbeiterwohnungen. mund- Ems- Kanals, die Beihilfen für Hannover aus Anlaß der Abg. Hoesch( Dnat.) verspricht sich von einem solchen Gesez feine| Typhusepidemie und die Abänderung des Gerichtstoftengejeges.

Munitionslieferungen Rußlands an die Reichswehr ein. Der kommunistische Landtagsabgeordnete Bied weiß genau, daß die Veröffentlichungen Künstlers im Borwärts" wahr sind. Trotz der Ableugnung in der Deffentlichkeit hat Bied in einer Sitzung des Politischen Bureaus zugegeben, daß in Stettin Dampfer Munition und Giftgasgranaten gelöscht haben. Diese Dampfer feien aber aus Schweden gekommen. Weiteres fönne Bied nicht geben, sonst fäme er in Konflikt mit dem russischen Außenkommissar. Fest steht auf alle Fälle, daß bis zum Mai 1926 deutsche Arbeiter in russischen Fabriken Munition und Giftgas für die deutsche Reichswehr her. gestellt haben und fest steht auch, daß sich die Reichswehr dazu Dölfischer Unternehmer aus Hamburg bediente. Fest steht auch, daß man in Sowjetrußland an derselben Stätte Malfest­umzüge veranstaltete, wo man Giftgas und Munition herstellte. Dieser Maifestzug wurde von dem völkischen Dr. Böttner falutiert. Die kommunistischen Führer belügen also nicht nur ihre Anhänger, fendern sie verfündigen sich auch gegen die heiligsten Forderungen der sozialistischen Arbeiterschaft.( Lebhafter Beifall.)

Genosse Adolf. Hoffmann polemifierte gegen die Aus­führungen Dittmanns. Für uns ist es ganz ausgeichlonen, daß wir eine Regierung, der Geßler angehört, tolerieren, Selbst eine. Re­fierung der Mitte wird gegebenenfalls den Widerstand der. Ar­Geseze mit den Rechtsparteien machen, Dabei wird es dem Zene beiterschaft zu brechen wissen, und sie wird dann die sozialpolitischen trum auch gelingen, feine Arbeiteranhänger zu beruhigen. Hoffen wir, daß die Sozialdemokratie im entscheidenden Augenblid weiß, was zu tur ist.

Nachdem noch die Genossen Hennig und meide gesprochen hatten, nahm Genosse Dittmann das Schlußwort. Er stellte zu­nächst einige Irrtümer der Distuffionsredner richtig. Bezüglich der Berjon Geßlers betonte er, daß zmeifellos eine starke Ueberschäzung Geßlers bei den Barteigenossen vorhanden ist. Die ganze Reichs mehr müsse von Grund aus reformiert werden. Die Bolkspartei mill das verhindern, deshalb treibt sie es auf die Personenfrage hinaus. Es ist die spezielle Aufgabe der Sozialdemokratic, für eine Besserung der Lebenslage der Bevölkerung zu wirken; leider haben wir für eine Sicherung und den Ausbau unseres demokra tischen Staatsmesens arbeiten müffen, was eigentlich die Arbeit und die Aufgabe eines liberalen und demokratischen Bürgertums gewesen wäre. Unsere Hauntautoabe ist dabei zeitweise in ben Hintergrund getreten. Genoffe Dittmann betonte ſchließlids, bas unsere gegenwärtig betriebene Bolitik nur die logische Sortsegung unserer Haltung von vor dem Kriege ist. Wir haben jetzt im neuent Staatswesen die Möglichkeit, an den Staat und seine Berwaltung heranzukommen. Einfluß zu gewinnen und ihn zu erweitern follten wir stets bestrebt sein.( Beifall.)

Einstimmig beschloß dann die Versammlung folgende Resolution:

Die heute versammelten Funktionäre der SPD. Groß.Perlins fordern von der Reichstagsfraktion, baß fie unter allen Umständen der Bildung einer Regierung, der Reichswehrminister Geßler angehört, den schärften 23iberstand entgegensetzt. Die Versammlung forbert ferner:

Daß die Fraktion mit aller Kraft für die Durchführung des Arbeitszeitnotgefeßes mit dem Achtstundentag im Interesse der Arbeitslesen. für den weiteren Wusbau der sozialen Gesetzgebung und die Republikanisierung der Reichswehr fämpft. Mit einem Hach auf die Partei schloß Genoffe Liedtke die Ver­fammlung.

60 Jahre Lokomotivführergewerkschaft.

Die Gemertschaft der Rotomotivführer, die älteste Beamtenorganisation des Reiches, deren Geschichte infofern beachtenswert ist, als sie schon im Jahre 1867 die Lokomotipführer aller deutschen Bänder zusammenfaßte, feierte gestern abend im mit Blumen und Grün geschmücktem Plenarsigungsfaale des ehemaligeit Herrenhauses die auf den 1. Januar 1927 fallende Wiederkehr des Gründungstages por 60 Jahren. Zahlreiche Lokomotivführer aus dem Reiche und geladene Gäste waren zur Teilnahme an der Jubel­feier herbeigeeift.

Nach einer Begrüßigsansprache des Vorsigenden Genossen Neumann, in der er betonte, daß der Lokomotivführer sich nicht nur in den Dienst seiner Sache, sondern auch immer in den des Vaterlandes gestellt habe und immer stellen werde, ergriff Bor­sigender Warstein das Wort zu einer langen Rede, in der er einen Ueberblick über die Geschichte der Gemertschaft gab.

Den Reigen derer, die der Gewerkschaft ihre Glückwünsche zum Ausbruck brachten. eröffnete Reichstagspräsident Paul Löbe. Mit seinen guten Wünschen sei er sicher, die Mehrheit des Reichstages hinter sich zu haben. Die Lokomotivführer feien, und bierbei wies Reichstagspräsident Löbe auf die anwesenden öffer reichischen Bertreter hin, auch jetzt wieder, wie sie es auch eigentlich vor 60 Jahren gewesen seien, die Pioniere für die deutsche Einheit in einer großbeutschen Republit. Er hoffe, daß, wenn die Gewerkschaft ihr 75jähriges Bestehen feiere, dies in einer Zeit sein möge, da Deutschland wieder frei und glücklich sei.

Große Koalition in Cippe. Der Lippesche Landtag nahm am Dienstag eine Regierungsertiärung entgegen, in der es heißt, daß Lippe infolge des Uebertritts des Regierungsmitglieds Starte zur Deutschen Boltspartei nunmehr eine Regierung der Großen Koalition befizt. Die Regierung legt sich zusammen aus einem Sozialdemokraten, einem Demofraten, einem Bolksparteiler