Republitamsthe Iront. Reichsausschußtagung des Republikanischen Reichsbundes.
Am Sonntag fand in Berlro eine Tagung des Reichsausschusses des Deutschen Republikanischen Reichsbundes unter dem Vorsitz des Reichstagspräsidenten L ö b e stakt. Vor Eintritt in die Togesord- nung wurden die Zuwahlen zum Reichsausschuh des Reichsbundes vorgenommen, durch die in den Reichsausschuh eintraten: Staats- sekretär Dr. A b e g g, Staatsmimper a. D. Freiherr v. B r a n- d e n st e i n. Helmuth v.(Berkach, Generalintendant Ießner, Bankier Ernst Kahn- Franksurt, Reichsminister a. D. Professor Dr. Radbruch. Fritz v. Unruh. Landtagsabgcordnetcr W i t t i ch. Zuerst erstattete Ministerialdirektor z. D. Dr. S piecker ein Refe- rat über die politischen Aufgaben des Deutschen Republikanischen Reichsbundes, in dem er ausführte, dah es nicht Zweck des Reichs- bundes sein könne, aktiv« Partei- oder Regierungsbildungspolitik zu treiben Dagegen müsse der Reichsbund die Voraussetzung für ein dauerndes Zusammenarbeiten der positiven republikanischen Kräfte schassen Die gegenwärtige Regierungskrise fei zwar im Augenblick noch nicht geklärt, ober die Aufgabe des Zcn- trums würde es gegebenenfalls fein, dafür zu sorgen, dah auch in einer Rechtsregierung der bisherige außen- und innenpolitische Kurs gewahrt bliebe. Der Republikanische Reichsbund hat aber die Pflicht, ein Auseinauderfallen der republikanischeu Front auf jeden Fall zu verhindern, da die notwendige Grundlage einer jeden verant- wortungsbewußten republikanischen Politik das Zusammenarbeiten der republikanischen Parteien sei. Im einzelnen behandelte Spiecker die Fragen der Reichswehrpolitik, der Reform der Technik unseres Wahlsystems, eines Ansführungsgesehes zum Artikel 46. der Sozial- Politik und der Wiedereinführung von Titeln und Orden. In der Diskussion sprach u. a. Reichstagsprästdent Lobe beson- ders über die Frage derWahlrechtsreform. Die Regie- r u n g s k o a l i t i o n, die jetzt zu kommen droht, sei deshalb be- klagenswert, weil sie Gefahren für das republikanische Renommee der Zentrumspartei mit sich bringe. Die Beschlüsse. Im Sinne der Diskussion wurden folgende Anträge einstimmig angenommen: „l. Der Republikanische Reichsbund stellt sich mit aller En!- schiedenheit hinter die Bestrebungen zur Sicherung des republikani- scheu Charakters der Reichswehr , insbesondere im Sinne der Vor- schlüge des Reichstagspräsidenten Lobe. 2. Der Deutsche Republikanische Reichsbund erhebt schärfsten Widerspruch gegen den versuch der wiederelnsührunq von Titeln und Orden. Die Verleihung von Titeln und Orden wäre nicht nur eine formale Verfassungsänderung, sondern ein schwerer Versteh gegen den Geist der Verfassung von Weimar, da sie ein Rückfall in alte Klassen- und Kastcnoorrechte bedeuten würde und ohne poli- tische und finanzielle Mißbrauch« erfahrungsgemäß nicht denkbar ist. 2a. Zu dieser Resolution wurde noch folgender Zusatzantrag chelmuth v. Gerlachs angenommen:.Di« Praxis der bayerischen Regierung in der Titelfrage enthält einen offenkundigen Verstoß
gegen die Bestimmungen der Rcichsverfossung, der im Interesse der Achtung vor der Verfassung von keiner republikanischen Reichs- regierung geduldet werden dürste." Tu« Programm de« Reichsbundes. Der Reichsausschuß verabschiedete hierauf einmütig das Pro- gramm des Reichsbundes in folgender Fassung: „Der Deutsche Republikanische Reichsbund erstrebt die Verwirk- lichung der in der Verfassung der Deutschen Republik enthallenen politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Ideen. Durch überparteilichen Zusammenschluß oller überzeugten Anhänger der republikanischen Staats form und durch Förderung der Zusammenarbeit aller in den verschiedenen Parteien und Organisationen wirkenden repu- blikanischcn Kräfte will der Deutsche Republikanische Reichsbund dem Republikanischen Staotsgedanken dienen. Geistig« Vertiefung des demokratischen, sozialen und nationalen Gehaltes unseres Volk.-. staates, Ueb«rwindung der Untertonengesinnung, Bekämpfung des Klassen- und Kastengeistes, Erziehung aller demschen Männer und Frauen zu verantwortungsbewußten Staatsbürgern sowie Pflege demokratischer Geselligkeit sollen den kraftvollen Willen zum beut- scheu Volksstaat wecken. Als seine besondere Aufgabe betrachtet der Deutsche Republi- kanische Reichsbund die Ueberwindung jedes engherzi- gen Partikularismus, die Vereinfachung des gesamten Staats- und Verwaltungsapparates und die Erfüllung der Ein- richtungen und Machtmittel des Staates mit dem Geiste der Repu» blik." Ueder den Einheitsstaat. Oberbürgermeister Dr. Luppe wies in seinem Referat über den Einheitsstaat darauf hin, daß der Gedanke immer stärker zu mar. schieren beginne. Zu seinen Freunden zählten heute nicht nur die Kreise der Wirtschaft, sondern immer stärker auch die Vertreter der Gemeinden, deren Selbstverwaltung im Kampf zwischen Reich und Ländern völlig zertrümmert werde; symptomatisch sei dafür, daß der Deutsche Städtetag jetzt selbst das Problem studiere und aktiv in die Bewegung eingreifen wolle und ebenso, daß der Geschäftsführer des Deutschen Landkreistages kürzlich auf der Münchener Tagung des Vereins für Kommunalpolitik eine Reichs kreisordnung nach Analogie der Reichsstädteordnun� empfohlen habe. Völlig akut sei das Problem der kleinen Länder, die sich immer mehr von der Notwendigkeit des Aufgehens im Reich« überzeugten; der Reoisionsbericht des Reichskommissars über die Braunschweiger Verhältnisse spreche der Kleinstaaterei deutlich dos Urteil. Da dies« Länder überwiegend nicht in Preußen aufgehen wollten, müsse ihnen der Weg des unmittelbaren Aufgehens im Reiche geöffnet werden; ein Borschlog auf Aenderung d«r Reichsverfassung nach der Rich- tung, daß Länder in unmittelbare Reichsoerwaltung übertreten tonn- ten, werde in allernächster Zeit der Oeffentlichkeit unterbreitet werden. An das Referat L u p p e s anschließend wurden die Fachaus, fchüfse gebildet, die sich mit allen in Frage stehenden Probleme« beschäftigen sollen.
Die Dachwohnung als Gefängnis. Die Feuerwehr als Lebensretter.- Der Geisteskranke als Arzt.
Eine aufregende Szene spielte sich in der vergangenen Nacht gegen 12 Uhr in der Großen Frankfurter Straße ob. Leute, die an dem chause Nr. 75 vorbeikamen, hörten plötzlich Hilferufe und erblickten auf dem Dach«in Mädchen, das die Rufe ausstieß. Es warf dann einen Zettel hinunter, der aufgefangen wurde und die Mitteilung enthielt, daß das Mädchen sich das Leben nehmen wolle, wenn ihm nicht geholfen werde. Ein Mann eilte mit dem Zettel zur Feuerwehr. Diese drang in die Dachwohnung eines Bäckers im 5. Stock ein, in die das Mädchen unterdessen durch das Dachfenster eingestiegen war. Die Wohnung war mit Gas angefüllt und das Mädchen lag jetzt schwer röchelnd auf dem Bett. Dt« Feuerwehr brachte es bald wieder zum Bewußtsein und führte es dem Krankenhaus am Friedrichshain zu. Es handelt sich um eine Gerda H. aus der Soldiner Straße, die, wie die Ermittlungen ergaben, vor einigen Tagen ihwn Eltern davongelaufen war. Sie lernte den Bäcker kennen, und der nahm sie in seine Wohnung mit. Wenn er aus- ging, schloß er von draußen ob, so daß das Mädchen einge- sperrt war. In der vergangenen Nacht wurde es wohl angst- lich, und weil es die Tür nicht öffnen konnte, so stieg es durch das Fenster auf das Dach hinaus, um sich so zu befreien. Nach den Hilferufen kehrte es in die Behausung zurück und drehte den Gashahn auf. Oer Brzt aus See Charlte. Auf Frauen, die allein und selbständig Geschäfte betreiben. hatte es feit longer Zeit ein Schwindler abgesehen, der unter den Namen„Dr. Berliner" oder„Dr. Griebel" den S a n i t ä t s. rat von der Charitc spielte. Hatte er sich ein Opfer ausgesucht, so
erschien er bei der Frau im Geschäft, erzählt«, daß er zu einem Patienten im Haus« gerufen worden sei, ihn aber nicht finden könne. Er fragte dann die Fron, ob sie ihm nicht Bescheid sagen könne, und es ergab sich immer, daß der angeblich gesuchte Patient im Hause gor nicht wohnte. Aus dieser Erkundigung entwickelte sich eine Unterhaltung, in der es der„S a n i t o t s r a t" ausgczeichn« verstand, die arglose Geschäftsfrau über ihr« Verhältnisse auszu- fragen. Gefielen ihm diese, so klagte er, daß auch er allein steh« und daß dos eigentlich doch gar kein rechtes Leben fei. Ma« lernte sich näher kennen, der Ehariiöarzt versprach den Frauen di« Ehe, nahm ihnen unter den verschiedensten Vorspiegelungen Geld ab, soviel er nur bekommen konnte und ließ dann nichts mehr vo« sich hören. In anderen Fällen jagte er den Frauen Angst ein, in. dem er ihnen in die Augen sah und erklärt«, daß etwas mit ihnen nicht in Ordnung fei. Der Sanitätsrot untersuchte da« Ucbel, verschrieb eine Medizin, die er dann auch selbst bracht; und ließ sie sich mit 20 bis 3i) M. bezahlen. Jetzt zuletzt gewan* er die Neigung einer Frau, die eine Tochter besitzt. Auch ihr macht« er ein Heiratsverfprechen. Eine Untersuchung der Tochte; auf deren allgemeinen Gesundheitszustand sollte beim näcksten Be- suck erfolgen. Inzwischen aber fragte die izrau in der Eharitä an und erfuhr, daß sie es mit einem Schwindler zu tun hatte. Als der Sanitätsrat wiederkam, ließ sie ihn festnehmen. Di« Kriminalpolizei entlarvte ihn als einen 49 Jahre alten Kausmann Max Reich ans Breslau , der dort schon ähnliche Schwindeleien gc- trieben hat. Die Medizin stell:« er selbst aus Chemikalien her. die er von einer Fabrik bezog. Die Untersuchung ergab, daß Reich, der Frau und Kinder in Breslau hatte sitzen lassen, g e i st« s- krank ist. Er wurde als gemeingefährlich in eine Anstalt gebracht.
Der selbstherrliche tzerr von Kähne. Ein Mann ans dem Mittelalter. Ueber die Herren v. Kähne auf Petzow bei Werder ist schon oft in der Presse berichtet worden. Das für unser« Zeit sehr son- derbare Benehmen dieser Gutebesitzer hat schon zu vielen unange- nehmen Zwischensällen geführt. Em Freund unseres Blattes teilt uns nun ein Erlebnis mit, das er am gestrigen Sonntag mit Herrn Karl v. Kähne hatte, ein Erlebnis, das beweist, daß Herr v. K. noch immer glaubt, er lebe im Zeitalter der Raubritter alten Schlages: „Bei einem Ausflug an: gestrigen Sonntag trafen mein Freund und ich vm 3 Uhr nachmittags auf der Landstraße bei Mittel- b u s ch einen Förster, der schimpfend vorüberging. In etwa ,';00 Meter Entfernung folgte ihm ein Unteroffizier d«s Reichswehrregiments 9, der ein Jagdgewehr so über d«r Schulter trug, daß der Lauf etwa 49 Zentimeter seitlich herausragte. Wir mußten auf dem schmalen Wege ausweichen, jedoch streifte der Lauf des Gc- wrhres meinen Freund. Dieser sagte lächelnd zu dem Unteroffizier, daß das bald einen Herzschuß gegeben hätte. Auf diese Äußerung drehte sich der Unt«rofsizier um und riei uns an mit den Worten: ..Was wollt ihr eigentlich von uns?" Alsbald gesellte sich ein Ar- dsiter, der noch zwei Jagdgewehre trug, zu dem Unteroffizier. Dieser wurde nun tätlich und versetzte meinem Freunde einen Schlag, der die linke Schlagader des Halses traf. Als mein Freund das Achselstück des Reichswehrsoldaten erkannte, sagte er ihm-in ruhigem Ton, daß er die Angelegenheit seinem Hauptmann, den er persönlich kenne, in Potsdam zur Anzeige bringen würde. Dar- aufhin versuchte der Unteroffizier, die Angelegenheit gütlich zu regeln. Da näherte sich der Forstbeamte im Laufschritt und schimpfte: .Kerls, K o n: m u n i st e n p a ck" und ähnliches. Es stellte sich später heraus, daß es Karl v. Kähne war, der sofort auf meinen Freund mit dem Eichenstock eindrang. Dieser wehrte die Schläge c b. Daraufhin stellte sich Kähne vor meinen Freund und schnauzte ihn in militärischer Tonart an, er solle die Hände aus den Taschen nehmen, wenn er mit ihm spreche.„Sie scheinen wohl nuht zu w'ssen, wen Sie vor sich haben." Dazu kamen dann noch andere Redensarten. Als wir uns diesen Ton verbaten, schlug Kähne mit dem Eichen st ock meinem Freund über den Kopf, so daß er blutüberströmt zu wanken begann. Kähne hat die Bitte, der Slngelegenhoit wegen uns auf eine Behörde, die nächste war der Gemeindeoorstand, oder zu einem Gendarm zu folgen, ab- gelehnt mit den Worten:„Ich erkenne diese Behörde nicht an." Diese Angelegenheit könnte nur auf seinem Gut geregelt werden. Kurze Zeit vorher hatte Kähne mit einem jungen Wander- vogel, der dem Arbeiter- und Sportverein„Fichte" angehörte, einen Zusammenstoß, bei dem er ebenfalls tätlich geworden war. Wir wandten uns nach Werder und haben den Vorgang protokollarisch dem diensthabenden Wachtmeister der Polizei zur Kenntnis gebracht. Da ein Arzt in Werder nicht anwesend war, ist mein Freund in einer öffentlichen Rettungsstelle verbunden worden." In einem Rechtsstaat würde man solchen Leuten wie Herrn Kähne energisch das Handwerk legen...
Revolveranschlag auf den Frennd. Eine schwere Bluttat wurde gester:, mittag im Hause See- lower Straße 12 verübt. Der 26jährige Arbeiter Harry W a l l i g o r a aus der Elbinger Straße 63 gab auf seinen Freund, den 33 Jahre alten Kellner Samuel Glaier, sieben Schüsse ab, die ihn lebensgefährlich verletzten. Der Täter konnte verhaftet werden. Walligora und Glaser, der verheiratet war, hielten früher enge Freundschaft, bis G. zu bemerken glaubte, daß W. auch zu leiner Frau in mehr als freundschaftliche Beziehungen stehe. Glaser trennte sich daraus von seiner Frau. Auch mit der Freundschaft zu W. hatte es nun c:n Ende. Als Glaser gestern mittag in der Wohnung seiner Mutter in der Seclower Straße 12 weilte, er- schien Walligora in etwas angetrunkenem Zustande, der G. zu sprechen wünschte. Kaum hatte W. die Wohnung betreten, als er eine Mehrladepistole hervorzog und kaltblütig nacheinander sieben Schüsse auf G. abgab, der blutüberströmt zusammen- brach. Nach vollbrachter Tat suchte der Revolverheld zu flüchten, konnte aber auf der Straße eingeholt und der Polizei übergeben werden.
Schneebälle vom Ralhauskurm. Die Handelshochschule ver- onstaltete gestern eine Führung im Berliner Rathaus. Emige Teilnehmer warfen von dem 99 Meter hohen Turm feste Schneebälle in die belebte Königstraße. Dabei wurden einige Paffanten gc- troffen und verletzt. Sie holten einige Polizeibeamte, die die linsugstiftcr feststellten.
mit drei Verlobungen. Jetzt beginnt sich die Sache zu verwickeln. Das reise Alter macht Schwierigkeiten, wo die sorglose Jugend gar keine sieht. Er ist Christ und sie ist Jüdin. Na, wenn schon, sagen di« Jungen und kennzeichnen damit kurz und schlagend die wahre Bedeutung der Konfessionsfrage. Aber die Alten. Sie selbst sind ja nicht dagegen. Da ist jedoch die Pietät und der L3jährige Groß- papa(der ist in so was komisch), und am Totenbett der Mutter bat einer was geschworen, und was die Menschen sich sonst noch für Sorgen machen. Zum Schluß einigt man sich unter dem Motto „Konsession Nebensache , Charakter Hauptsache", was eine höchst vernünftige Lösung des Knotens bedeutet. Der Autor hat hier dem Leben ein paar echte Töne abgelauscht und— gewiß mit oft gebrauchten Mitteln— ein hübsches Genrebild entworfen. Ein Hauch von Zartheit schwebt über manchen Szenen, etwa da. wo zwei Angejahrte gar nicht erst dazu kommen, ihre Werbung bei der jungen lebensvollen Witwe anzubringen, und mit leiser Wehmut erfahren müssen, daß sie unwiderruflich zum alten Eisen gehören. Da der unverwüstlich« Max Adalbert das anspruchslose ober lustige Spiel kreuzfidel aus der Taufe heben hilft, so quietscht olles vor Vergnügen. Wieder kullern ihm die Worte so ulkig raus, und man freut sich, daß feine Komik so unwiderstehlich ist. Wir kennen längst seine Art, wie er toternst sinnloses Zeug daherquaffelt und dabei entweder gehetzt oder gekränkt und beleidigt auf der Bühne herumrennt. Und doch lachen wir uns immer wieder schief und krumm. Fast stets hat er Ouerulanten. Unfriedenstifter, Krach- macher, kurz, den Typ des„Ekels" darzustellen, Menschen, denen wir im Leben um keine:: Preis begegnen wollen. Als frisch ge- backener Kommerzienrat Müller leistet er sich tausend Taktlosigkeiten. Das Sonderbare ist nun, daß wir den von ihn: verkörperten Figuren nie böse sein können, daß wir sie im Gegenteil liebgewinnen. Max Adalbert ist der unkomplizierteste Schauspieler. Cr sagt gerade her- aus, was er denkt. Verbirgt kein Gefühl, klappt sozusagen sein Inneres vor uns auf. Diese Grobheit und Offenheit seines Wesens ist es, die ihn uns lieb macht. Max L a n da konnte sich für den Rest des herzlichen Beifalls bedanken. Diesmal hatte er nickt, wie gewöhnlich, den hochvornehmen blasierten Lebemann zu spielen, sondern einen betont jüdischen Axzt mit krummem Aeußcren aber gerader Seele. Er machte das mit derselben Virtuosität und Liebenswürdigkeit, die ihn in seinen sonstigen Rollen auszeichnet. _ Ernst D e g n« r.
Hertha Jciff mit ihrer Tanzgrappe wird in der 4. Tanzmaiinec der Volksbühne, die Sonniag, den 30. Januar, voimiltaq» Uhr, im Theater am Bülowplah ftallfindet, ein völlig neue« Programm»eigen. Sinl-ißlarten sind in den Verkaufsstellen der Volksbühne zum Preise von 1,30 58. erhältlich. ver Generalmusikdirektor Zo'rph Roseoflock vom Landestbeater in Darmstadt wurde als Nachfolger von Otto Klemperer an das Staats- theater in Wiesbaden berufen. Enneitrrong de» Iron »al!anlis<t>,n lelephondienste». Der transatlantische Tclephondiens:. der sich biSder aus Üondon und New Fort beschiänkt«. in jeht auf alle Städte innerhalb eines 1 lO-Meilen-RadiuS von London und auf mehrere amerikanifchen Slaalur airszedchnt. ver 2. allgemeine ärztlich; üoaarch säe Psvchotbergpie'ürdet in Lad Nauheim vom 27. br« 80. Aprrl statt.
Kurz vor Dollendung seines 54. Lebensjahres ist Genosse Richard S t r e h l. der Expedient des„Vorwärts", einer Lungen- entzündung erlegen. Mit ihm ist ein verdienstvoller Mitkämpfer von uns gegangen, der zwar wenig in der Oeffentlichkeit auftrat, aber um so emsiger im stillen für die Partei arbeitete. Von Berus Klavier- macher, hat der nun Verstorbene im früheren 1. Berliner Wahlkreis sich große Verdienste um die Organisation der Partei erworben. Er stand dem Genossen Leo Arons , der In diesem Kreise lange kandi- dierte, besonders nahe. Mehrfach hat er den Wahlkreis auch aus beut- schon Parteitagen vertreten. Seit 1999 war er Im„Vorwärts"-«-- triebe beschäftigt, zunächst als Koffenbote, dann lange Jahre als Expedient. Wer die schwierige Arbeit des täglichen Zeitungsversands einmal aus der Nähe beobachtet hat, weiß, welches Maß von Ver- trauen dem mit der verantwortlichen Leitung der Expedition Be- dachten entgegengebracht werden muß. Genoffe Strehl hat es nicht enttäuscht. Der„Vorwärts", dem er so lange seine Kräfte gewidmet, bis ihn die Lungenentzündung hinwegriß, wird seines treuen Mit- arbeiters gern und in Ehren gedenken! Ein KinobranS ohne Panik. Di« Feuerwehr wurde am Sonntag nachmittag gegen 6 Uhr noch der W a l d st r a ß e 6 gerufen, wo:n dem Vorführraum eines Kinolheo'ers während der Vorstellung Feuer ausge- brachen war.' Der Filmstreifen hatte sich entzündet. Em« Stichflamme setzte den Raun: in Brand. Di« Feuerwehr beseitigt« die
Gefahr nach kurzer Zeit. Der Vorfall war im Zuschauerraum be- merkt worden, doch gelang es, die Besucher sofort zu beruhigen, die das Theater auch In vollkommener Ordnung oerlieb«::. — Ci» gefährlicher Wohnungsbrand wurde von der Feuer- wehr fast zur gleichen Zeit in der P a l z b:: r g« r S t r. 7 2 gelöscht.
Em„tüchtiger" Stadtverordueter. Der„Demokrat" Müller, der der Bezirksoersammlung Pankow zugeteilt ist. Icheint ein lehr tüchtiger Geschöstemani: zu sein. Wie uns mitgeteilt wird, kaufte er am 23 August 1 926 dos Grundstück Schar:: weder st raß« 158-159 für 59 999 M., um es nach 19 Tagen, am 2. September 1926, sür 7 5999 M. an die Stadt Berlin weiter zu verkaufen. Magistrat und Bezirksamt Reinickendorf haben alle Veranlassung, sich ihrerseits für diese Änge. lcgcnheit zu interessieren. Zlber auch die Demokratische Stadt- verordnetenfraktion wird hoffentlich das Notwendige veranlassen. Mord an einem Frankfurter Juwelier. Gesten: vormittag wurde in Frankfurt am Main der Juwelier Josef Grövenau in seinem Laden in der Kaiser st roß« mit schweren Kops- und mehreren Stichwunden tot aufgefunden. Von der Kriminalpolizei wurde festgestellt, daß Schmucksachen im Werte von etwa 69999 Mark geraubt wurden. Bon dem Täter fehlt bisher jede Spur.— Jedenfalls Hot zwischen dem Mörder und seinem Opfer ein Kampf stattgefunden, da Blut- spuren im Innern des Kassenschronks, aus den: der Mörder dl« Juwelen raubte, daraus hindeuten. Auch der Morder dürste dabei schwer« Verletzungen erlitten haben. Von dem Täter fehlt zunächst noch jede Spur,