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einzuschränken oder von gewissen Auflagen abhäygig zu machen, wenn eine Schädigung der s i t t- lichen, geistigen oder gesundheitlichen Eni- Wicklung der Jugendlichen zu befürchten ist. Das träfe private und öffentliche Konzerte und Tänze und alle Theater: nach der Fassung des Gesetzes aber auch wissen- schaftliche Vorträge, z. B. der Urania, und könnte zu einer deutschen Aufloge des amerikanischen   Darwin  -Verbots und Affenprozesses führen. Eine entsprechende Bestimmung soll für Lichtspiele gelten. Die gefährlichste Bösartigkeit der Bestimmung steckt nur in folgendem: Das Verbot ist nicht auf bestimmte Dar- bietungen. Lustbarkten usw. beschränkt, sondern kann über alle, auch die künftigen, auch die unschädlichsten, ja die sitt- lichsten eines bestimmten Unternehmers aus- gesprochen werden. Dadurch werden alle Theater und Film- bühnen, Vortragskurse, ja das Leben geschlossener Vereine, in denen Vorträge usw. stattfinden, selbst Familienfeste der Schnüffelei der Behörde ausgesetzt und völlig abhängig von ihr. Sie braucht nur zu behaupten, daß eine Gefahr- dung der Jugend zu befürchten wäre, denn das Gesetz sieht keinerlei Nachprüfung vor, ob wirklich eine solche Besorgnis begründet ist. Dem davon Betroffenen ist in dem Gesetz keine Verteidigung oder Widerlegung ge- stattet, keine Beschwerde oder sonstiges Rechtsmittel; die Behördcnwillküi ist unbeschränkt. Ich fürchte eine Knebelwirkung, namentlich von den Auflagen". Dieses bedeutet nämlich, daß die Behörde For- derung'en stellen kann, nicht nur über das, was darauf ge- stellt werden soll, sondern w i e es geschehen darf; es gibt ihr die Möglichkeit zu jeder Einmischung in den Spielplan und die Regie, kraft der immer dahinterstehenden Drohung, nicht nur diese, sondern jede Veranstaltung des Unternehmers mit dem Iugendoerbote zu belegen. Das ist die P r S o e n t i v- Z e n s u r in verschlimmer­ter und ausgedehnter Form. Daraufhin kann die Behörde von jedem Vortrag, jedem Theaterstück das Manuskript for- dern und die Art des Vortrags bestimmen. Die Absicht ist ersichtlich: die Theaterdirektoren und Veranstalter von an- deren Darbietungen sollen die frühere Vorzensur zurück- sehnen, weil diese sachlich nichts Aergeres war, ihnen aber größere Gewißheit und Sicherheit gab. Konnte doch z. B. in Preußen gegen jede Anordnung der Zensur das Ver- waltungsftreiwerfahren bis an das Oberverwaltungsgericht eingeschlagen werden, was doch immerhin vor den ärgsten Mißbräuchen schützte. Eine noch gefährlichere Bedrohung freier geistiger Tätigkeit ist die Bestimmung des 8 7, wonach einer Person, die mehrmals auf Grund des 8 4 des Gesetzes bestraft ist, die Veranstaltung irgendwelcher Darbietung usw. a u ch f ü r E r» Wachsens verboten werden kann, und zwar mit Wir» kuna für das ganze Reich. Zu einer Verurteilung nach 8 4 genügt aber schon die verbotene Zulasiuna von Min- dcrjährigen zu einer Veranstaltung. Ein Buhnenleiter, Kabarettist, oder auch ein wissenschaftlicher Vortragsreisender, der in irgendwelchen reaktionären Winkeln des Reicks dem Iugendverbot unterworfen wird, und der zweimal schuldig befunden wurde. Jugendliche zugelassen oder durch un- genügende Aufsicht ihre Anwesenheit ermöglicht zu haben, könnte für das ganze Reich mit einem Sprechverbot belegt werden. Wir haben unter den alten Vereinsrechten erlebt, daß unerlaubte Zulassung Jugendlicher schon angenommen wurde, wenn der Veranstalter es nicht hatte verhindern können, daß jugendliche Zaungäste zuhörten. Von der Recht- sprechung kann man in dieser Richtung gerade heute alles Mögliche erwarten. Gar keine Sicherheit bietet der von der Kommission in 8 1 des Gesetzes eingefügte Satz:Maßnahmen im Sinne der Absätze 1 und 2 dürfen wegen einer politischen, sozialen, religiösen, ethischen oder Weltanschauungstendenz a l s solcher nicht getroffen werden." Ein sozialdemokratischer Antrag, ein Verbot aus den genannten Gründen schlankweg
auszuschließen, war zunächst angenommen worden. Darauf erklärte der Vertreter der Reichsregierung, damit wäre das ganze Gesetzerledigt". Sofort sprangen ihm die Abgeord- neten Frau Dr. Lüders und Dr. cheuß bei. die sich auch große Verdienste um die Lex Külz erworben haben, und schoben das Wortals solcher" ein, womit jeder Umgehung freie Bahn geschaffen wird. Die Strafandrohungen sind drakonisch. Gefängnis bis zu einem Jahre für verbotene Beschäftigung Jugendlicher, Geldstrafe bis löll M. oder Haft bis 6 Wochen für die Dul- dung des Besuchs, auch gegen die Mitnahme von Minder» jährigen. Das Recht der Eltern und Erziehungsberechtigten selbst zu entscheiden, was ihren Kindern schädlich ist. wird völlig ausgeschaltet. Es ist ein Symbol fürden neuen Rechts­kurs und das, was er Deutschland   bescheren wird, daß gerade dies Machwerk einer stupiden Unterdrückungsmanie an der Spitze einer Gesetzesarbeit stehen wird. Jahrzehnte- lang hat der chwarzblaue Block auf dem Geistesleben der deutschen Nation gelastet. Die Novembertage von 1S18 haben eine Befreiung gebracht. Jetzt sind wir wieder so weit wie vor dem Kriege. Und wieder wie 1900 muß den Kampf die Sozialdemokratie führen, von der Hans Delbrück   schon damals erklärte, daß sie für die Freiheit der deutschen   Kultur nicht entbehrt werden könnte.
Deutstbnationale unter sich. Lindciner verklagt diePommers che Tagespost". DiePommersche Tagespost", das führende Organ der Deutschnationalen Pommerns  , hat wie unseren Lesern schon bekannt, am Sonntag einen vehementen Angriff gegen den deutschnationalen Abg. v. Lindeiner-Wildau unter- nommen, von dem erklärt wird, daß er als Ministerfür den ganzen nationalen Osten untragbar" sein würde und von dem behauptet wird, er habe selbst aus Konkurrenzabsichten den Widerstand gegen Graes   in Szene gesetzt. Darauf antwortet nun Herr v. Lindeiner-Wildau mit folgender öffentlicher Er- klärung: Die.Pommersche Tagespost" bringt in ihrer Nummer 25 vom Sonntag, den 30. Januar, die ich erst in diesem Augenblick zu Gesicht bekomme, einen Artikel unter der Ueberschrift:.Eine starte Zu- mutung". Der Artikel trägt das Signum des hiesigen Per- treters der.Pommerschen Tagespost", de» Herrn S e r t o r i u s, der mir seit langer Zeit als hochachtbarer und ein- wandfreier Mensch und Journalist bekannt ist. Im Schlußabsatz diese» Artikels finden sich folgende Worte:.Wer an diesem Ränke- spiel dem Kampf gegen die Bestätigung der von der deutschnatio- nalen Reichstagsfraktion vorgeschlagenen Ministerkandidaten die Schuld trägt, wird sich bald herausstellen. Herr v. Lindeiner-Wilda» dürfte jedenfalls nicht sehr weit von jenem Klüngel zu suchen sein." Herr Sertovins hat mir erklärt, daß dies« Worte nicht von ihm stammen, sondern von anderer Stelle hinzugesetzt sein müssen. Ich werde selbstver- ständkich alsbald die geeigneten Schritte unternehmen, um diese unge- heuerliche Verleumdung der flrosrichterlichen Abvrleilung zuzuführen. Ich habe Grund zu der Annahme, daß meine Fraktion mich ebenfalls in geeigneter Weise dagegen in Schutz nehmen wird. Mir liegt in diesem Augenblicke lediglich daran, diese infam« und niederkrächllge Verleumdung vor der gesamten Oefsenilichkeit zu brandmarken. v. Lindeiner-Wildau, M. d. R." Aus dem Artikel derPommerschen Tagespost" und der Erwiderung des Herrn v. Lindeiner-Wildau erfährt man viel Interessantes. Erstens: Ein deutschnationales Blatt hält es auf Grund seiner Kenntnis der Verhältnisse für wahrscheinlich. daß deutschnationale Abgeordnete untereinander um ein Min ist er portefeurlle nrit den schmutzigsten Waffen kämpfen. Zweitens: Deuifchnationale Redaktionen unter- schieben ihren Mitarbeitern Meinungen, die sie nicht haben. Drittens: Es gibt deutschnationale Blätter, dieu n g e h e u e r-
liche Verleumdungen",niederträchtige Ver» l eu m d u n g e n" begehen, was aber von Deutfchnationalen erst bemerkt wird, wenn sich diese edlen Methoden nicht gegen Ebert, Scheidemann  , Erzberger  . Rathenau  usw., sondern ausnahmsweise einmal gegen einen der Ihren richten. Nun soll dieser Bruderstreit im Hause Westarp vor dem Richter ausgetragen werden. Wir wünschen Herrn v. Lind- einer herzlich, daß er nicht auch noch genötigt wird, auf Grund einer eigenen Erfahrungen eine Erklärung gegen die K l a s- e n j u st i z zu erlassen._ Reichsbanner und Regierungsbildung» Die Schuld der Kommunisten am Bürgerblock. Magdeburg  , 31. Januar.  (Eigener Drahtbericht.) Auf einer Gau- konferenz für den Gau Braunschweig   sprach in Kreiensen   der Bundesoorsitzende des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, Oberpräsi- dent H ö r s i n g u. a. auch über die Stellung des Bundes zur Regierungsbildung. Hörsing führte aus: »In den Dezemberwahlen 1924 gelang es den Parteien der Weimarer Koalition nicht, eine Mehrheit zu erringen. Ein- gekeilt zwischen Rechtsparteien und Kommunisten, blieben sie in der Minderheit. Daß aus dem Stuhle Friedrich Eberls Herr von hlndenburg sitzt, ist die Schuld der Kommunisten. Die Folgen sehen wir jetzt im Reich. Die Kommunisten sind dl« letzten, die sich über die Regierung des Besitzbürgerblocks beklagen dürfen. Die neue Regierung ist ganz nach dem Willen des Reichspräsidenten entstanden. Sie ist weniger eine Regierung Marx als eine Regie- rung Hlndenburg. Wir stehen voll Mißtrauen dieser Rc- gierung gegenüber, denn die zwei Republikaner, die ihr angehören. Reichskanzler Marx und Reichsfinanzmimster Köhler, stehen im Kabinett in schier hoffnungsloser Minderheit. Das Reichs- b a n n e r wird mit allen seinen Kräften diejenigen Parteien und Parlamentarier unterstützen, die versuchen. Gefahren ab- zuwenden, die der deutschen Republik und ihrer friedlichen Eni- wicklung im Inneren und Aeußeren von der neuen Regierung drohen. Wir bedauern, daß unsere Kameraden Dr. Marx und Dr. Köhler gezwungen wurden, in diese Regierung zu gehen. Wir sind aber überzeugt, daß sie ihren Parteien das Opfer brachten, weil sie hoffen. Schlimmeres zu verhüten. Wir warnen unsere Kameraden vor der heuchlerischen Hetze der Kommu- nisten, die die Front des Reichsbanners zu erschüttern hoffen. Wer heut« fordert, daß die Kameraden Marx und Köhler ausgeschlossen werden, muh damit rechnen, daß morgen verlangt wird, die Käme- raden auszuschließen, die in Länderegierungen und Stadt- Verwaltungen oerurteilt sind, mit Kommunisten zu- sammenzuarbeiten. Die Kommunisten sind Feinde der Re- publik und der Demokratie nicht mmder wie die Deutschnationalen. Was sich heute im Reich abspielt, ist eine Folge der Wahlen im Dezember 1924 und das Verhallen der Kommunisten bei den Präsi- dentenwahlen. Bergessen wir nicht, daß das Zentrum in Preußen mll den anderen republikanischen Parteien Schulter an Schulter steht. Vergessen wir nicht, daß die Kameraden der Zen- trumspartei, die heute im Reich mit Richtrepublikanern arbeiten müssen, bei den nächsten Reichstagswahlen unsere Bundes- genossen sein werden. Kommende Wahlen wollen wir vor- bereiten, und wir sind gewiß, daß wir dabei in einer Front stehen mit denjenigen Mitgliedern der Zentrumspartei  , die unsere Käme- raden sind. Unsere Gegner bleiben die Monarchisten und Faschisten, unsere Gegner sind auch die Volschewisten. Bleiben wir zusammen in der großen Front des Reichsbanners, tut jeder seine Pflicht, dann wird die Regierung des Bürgerblocks abgelöst von einer Regierung der Reichsbannerparteien." Diese Ausführungen Hörsings wurden mit großem Beifall aufgenommen.
wurde im Sinne Dellings. Dellings Arbeit dagegen gab leider kein rechtes Bild, da die aus Ton vorgeformte Maske im Film fast alle Wirkungen der fertigen Metallstulptur oermissen ließ. T e s. Eugen ie Eduardowa veranstaltete mll ihrer Ballettschule einen Tanzabend im Blüthner  -Saal. Sie pflegt llassische Ballett- kunst, wo sie das nicht tut, etwa in dem von Anastas Peiroff getanzten völlig gestaltlosenIm Raum", versagt sie. Im übrigen bewiesen ihre Schülerinnen, daß sie in der Ballstt-Tcck'nik refrfrlt sind. Tänzerisch sehr hübsch wirkte ein pas de deux.Nymphe und Faun", dag Molly Fingerhut und Hans Wagner zeigten, während Brahms   op 39 Nr. 1,.Don Artisten getanzt", die guten technischen Fähigkeiten Marcelle Baums und P. S t a h l s zur Schau stellte. Eine gut trainierte Kindergruppe appelliert« nicht erfolglos an Herz und Gemüt der Zuschauer. Da- gegen war es ein böser Mißgriff, die anmutige und routinierte Molly Fingerhut als.Zigeunerknoben" eine Pantomime tanzen zu lassen, was der schauspielerisch ganz unbegabten jungen Dame un- möglich war und sie zu seltsamen und unverständlichen Grimassen verführte. Ueberhaupt sollte man im Ballett, das praktische Ver- Wendung ja bald nur noch in der Revue oder höchstens in Rokoko- Opern finden wird, auf.Ausdruck" verzichten wenn man nicht eben eine Anna Pawlowa   ist. Daneben aber sei Frau Eduardowa geraten, auch ihren Schülern die gleiche technische Durchbildung wie ihren Schülerinnen angedeihen zu lassen. Die Tänzer beschränkten sich entweder wie Reinhold Sommer im Menuett, das er mit R u t h Hirsch tanzte, auf einige anmutige Bewegungen, oder sie zeigten mll geringen Ausnahmen so Unzureichendes, daß man glaubte. Laien vor sich zu haben. T e s. ver Volksbühnen gedank« im Ausland. Da« Beispiel, das die deutsch  « Dolkebühnenbewegung gegeben hat, fand schon innner im Aueland« starke Beachtung. Inzwischen ist es auch in mehreren ausländischen Orten zur Bildung von Dolksbühnenorganisationen nach deutschem Muster gekommen. So wurde vor ewigen Wochen in Luxemburg   eine Dolksbühne gegründet. Ferner bildeten sich in Antwerpen   und Gent   vlämische Bolksbühnengemeinden. Alle dies« Organisationen nahmen ein« sehr günstige Entwicklung. Borbe- reitungen zum Aufbau einer Dolksbühne sind ferner tu Warschau  im Gange. Ueber Radio in Gefängnissen hören wir von gut unterrichteter Seit«: In einzelnen Anstalten sind Radioanlagen mit Lautsprechern vorhanden. Sie sind im Schulraum aufgestellt und werden Haupt- sächlich zum Anhören von Vorträgen benutzt, die dann von dein Anstaltslehrer mit den Gefangenen besprochen werden. Gelegentlich wird den Gefangenen auch die Anhörung von Unterhaltungsvor- trägen als Vergünstigung gestallet. Dem letzteren Zweck dient die Lautsprecheranlage m der Tuberkuloseabteilung des Gerichtsgefäng- msses w Glatz. Gegen die Einrichtung von Radioanlagen für ein. zelne Gefangene in den Zellen bestehen Bedenken.
Ueber.westSstliche varolle'ea» spricht deute in der Meselsschast für Ostafiatssche Kunst(Hörsaal der Staatlichen Kunslbibliotbek, Prinz-Albrecht- Strah« ö. Host um« Ubr Dr. Otto ztscher, Direktor der Staatlichen Nemäldegaleri« tn Swttgart. der eben von einer einjährige» Studienreise durch Ostaste» zurückgelehrt ist.
Weibchen. P o r t o- R i ch«, ein Akademiker, dem seine Landsleute die Subtilität der»Gesinnang und des Kunststils nachsagen, kommt nach Berlin  . Er ist ein Urenkel der Dumas und Augier, also ein Thesen- dromatiker, der irgendeine Herzenssache oerfechten will. Die Re- thorik ist siegreich. Es geschieht nicht viel aus der Bühne. Man redet sich gründlich aus, so lange, bis sich irgendein Schicksal beste- gelt. Dabei gehört Porto-Riche zur Gesellschaft der sehr ernsten Moraltritiker. Gestattet er der Hauptperson seines StückesGer  - maine  " einen Abstecher in dxn Ehebruch, so läßt er doch sofort die große Sammlung nachkommen. Man bereut lehr tief aus beiden Sellen. Gatte und Gattin beschließen, zusammenzubleiben. Obwohl sie wissen, daß sie unglücklich sein werden.Keinerlei Frivolität darf ausgesprochen werden. Die streng« Moral äußert sich nur in schöngeformten Sätzen, dem Produkt gebildeter Leute, und diese ihesenartige, hübsch gegliederte und wohlgeschlisfene Wortpracht hat Theodor Wolfs, den ziselierenden Uebersetzer, zur Verdeutschung gereizt. Bei jedem Thesenftück denkt man an Sudermann und an Ibsen  , aber auch an Herren von niedrigerem Rang«, und man kann nie vergessen, daß auch eine höhere Phantastik und eine tiefere Sym- bolik möglich sind, damit die unveränderliche Natur jenes Weibes gefaßt wird, das man noch besser Weibchen nennt. Im Französi. scheu trägt das Stück«inen Titel, den man am besten mit Weibchen verdeutschen könnte, obwohl der französische   TitelAmoureuse" in seiner erotischen Spitzfindigkeit und Seelensindigkell durch das deutsche Wort nicht vollkommen gedeckt wird. Dieses Wekbchen ist ein merkwürdiges Geschöpf. Es liebt so sehr, daß es den gewiß nicht wertlosen Mann durch seine blind«, immer begehrliche Liebe um alle Fähigkeiten bringt, die den Mann bereichern, Ehrgeiz, Arbeit, so- ziales Gejühl, Pflichtbewußtsein, und die große Tragödie ist elnge- fädelt, die Gatten gehen auseinander, obwohl st« sich zum Schluß noch einmal zusammenschmieden. Maria O r s k a spielt in den K a in ni e r s i dieses Weib- chen. Wenn sie Theater spielte, war man in den letzten Iahren verführt, sie als die klassische Darstellerin jeder Gattung des Weib- chens anzusehen. Tücke und Trunkenheit in der Aufopferung, alles gemischt, Lieblichkeit und Hexen tum, Zartheit und Niedertracht, zirpende Anmut und gemeingefährliche Schleicherei. Die Orska be- herrscht dieses Komödicmtenregffter nicht nur sehr virtuos, sondern auch überzeugend. Natur wird zur Kunst und Kunst wiederum gibt sich so selbstverständlich, daß sie ganz Natur scheint. Erfreulichstes Theater einer Künstlerin, die ungeheuer komplizierte Mittel braucht, um primitivste Wirkung auszuüben. Neben Frau Orska Theodor Loos als Geigenspieler und Gatte, ein Schauspieler, der erst eine gewiss« Starrheit und Unsinnlichkeit überwinden muß. eh« er den Zuschauer gewinnt. Die Stimme verführt den Schauspieler Loos gleich zum Larmoyanten. Jetzt itt es ihm gelungen, diese Schwierig. keil zu überwinden. Ja, er tritt mtt Energie in die Reihe der Seelendarsteller, die wir brauchen und deren nur wenige am beut- schen Theater vorhanden sind. MaxHochdorf.
Aolta verber oad ssevrl veranstalten nnRenaifsenee-Tbeater tonnn enden Frellaz, Sonnabend und Sonntag m»'/,t1 Uhr«acht» drei Tanzabende.
IrieürZch C. koch. An einem chronischen Herzleiden, das ihn monatelang ans Haus fesselte und seiner geliebten Arbeit entriß, starb gestern im 33. Lebensjahr Friedrich E. Koch, Professor der Komposition an der Staatlichen Hochschule, Mitglied der Akademie der Künste und des Senats. Koch, ein geborener Berliner  , war jahrelang Cellist im Opernhausorchester, dann Kapellmeister in Baden-Baden   und Gesang- lehrer am Berliner   Lesstng-Gymnosium. Einst Schüler der Hoch- schule, galt seine Liebe vor allem dem Ehorgesang, für den er einen reichen Schatz an Motetten, geistlichen Gesängen und anderem schrieb. In Deutschland   wurde er besonders bekannt durch sein Oratorium Von den Tageszeiten", das in besonderer Weis« das Ibyllenora- torium Haydns für unsere Zeit zu retten versuchte. Hier konnte Koch auch seinen großen Sinn für die Struktur und Form eines Dichtwerks erweisen. Den Text schrieb er, wie auch für spätere Werke orotorischen Inhalts, sich selber. Die.Sündflut", die vor wenigen Iahren aufgeführt wurde, reicht nicht mehr an die stilistische Klarheit des ersten Oratoriums heran, und dieHügelmühle" war ein Abweg zur Oper, die dem undramatischen Musiker nicht gelang. In vielen Zweigen der Orchester- und Kammermusik war Koch zu Hause, ein gediegener Kenner des strengen Satzes und des Kontra- Punktes. Madrigale. Konzerte, Trios. Suiten, Phantasiestücke er- zählen von dem herben und kraftvollen Geist des Mannes. Sein bestes blieben die Chorwerk«, von denen auch opus 39,Die deutsche Tanne", oft außerhalb Berlins   aufgeführt wurde. Seine großen pädagogischen Fähigkeiten brachten ihn vor mehr als zwei Jahr- zehnten an die Hochschule, wo er Vorsteher der Meisterklasse für Komposition wurde und sehr fruchtbringend aus seine vielen Schüler einwirkte. Ein im Geiste Brahms  ' schaffender Musiker, ein froher, liebenswürdiger Mann, ein glänzender Lehrer ging mit Koch dahin. K. S.
Bildhauer Rudolf Belllng sprach in einem Vortrag in der Humboldt- Hochschule überP last! k". Er führte aus, daß Stulptur eine rein räumliche Anqeleqeicheit sei, also stets drei- dimenstonal wirken müsse. Der Körper im Luftraum steht aber immer in Beziehung zu diesem, sei es daß er den Lustraum oder daß der Luftraum ihn bestimmt Delling gab als Beispiel den von vier Wänden umschlossenen Raum eines Hauses. Steht man in ihm. so sind für den Betrachter die Wände das Bestimmende. Aktiv«. Sie formen den kubischen Luftraum. Bellachtet man aber das Haus von außen, so isll es die umgebende Lust, die ihm seine Form gibt. Im Gegensatz zum ersten Fall ist diesmal also das Verhältnis von Aktivität und Passivität oertauscht. Jedenfalls ist aber der Raum immer ein wesentlicher Faktor am Bildwerk und zum Bildwert. Aufgabe des Bildners ist es, die stets vorhandenen Spannungsver- Hältnisse zwischen beiden zu verschärfen oder auszugleichen. Im An- schlsuß an seinen Vortrog führte Delling von dem FilmSchaffende Hände" den Teil vor, der den Bildhauern gewidmet ist. Man sah Otto Hinzberger, Lederer, Fiori, Belling und Renäe Sintenis bei der Arbeit. Das Interessanteste nn Zusammenhang mit dem Vortrag war hier das Schaffen Otto Hinzbergers, der«ms einem Holzblock eine Madonna mit Christus formte. Obgleich Hinzberger sicher nicht die Theorie Bellings   vertritt, zeigte sich>« der Praxls deullich wie er st« im Grunde doch befolgt, wie sein Bildwerk wirklich Raumskuiptur