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starter steigen werden als bisher. Teurer Roggen aber ist teures Brot. Bereits auf Grund der bis­herigen Preisentwicklung des Roggens sind die Brotpreife gestiegen. Im Oktober und November 1925 fostete in Berlin   das Kilogramm Brot 34 Pfennige. Es stieg in den darauffolgenden Monaten bis zur Zollerhöhung im Juli 1926 auf 36 Pfennige. Im Dezember 1926 aber war bereits ein Preis von 41 Pfennigen erreicht und im Januar 1927, für den die Preisberichte noch nicht vorliegen, ist eine weitere Brotverteuerung eingetreten.

Der sozialdemokratischen Forderung nach vorübergehender Aufhebung des Roggenzolles fann um so cher entsprochen werden, als die Landwirtschaft ihre Ernte zum überwiegenden Teil bereits im Dezember verkauft hatte und den Restbestand spätestens bis zum 1. April völlig aus­verkauft haben dürfte. Sie hat somit Gelegenheit gehabt, ihre Ernte zu beispiellos hohen Preifen zu verwerten. In dem Augenblick, wo die Inlandsernte aufgezehrt ist, und wo die Getreidebauern des Auslands Kch anschiden, aus unserer Notlage Spekulationsgewinne herauszuschlagen, wäre es eine sinnlose Brutalität, den Zoll noch länger auf­recht zu erhalten. Die Maffen der deutschen   Bauern würden nicht den geringsten Vorteil davon haben, die ohnedies sehr gefährdete Lebenshaltung in den minderbemittelten Familien würde vollends darunter zusammenbrechen. Die Auf­hebung der Zölle für den Rest des Ernte jahres ist daher eine bringliche Notstands maßnahme von allergrößter Tragweite.

Sorgen des Getreidehandels.

Im Handelsteil des Berliner Tageblatts" nimmt der Inhaber einer Berliner   Getreidegroßhandelsfirma, Leonhard

Neumann, im gleichen Sinne zu der drohenden Roggennot Stellung. Er verlangt, daß die Getreidehandelsgesellschaft, die Nachfolgerin der Reichsgetreidestelle, einen Teil ihrer Mittel dazu verwendet, um Getreide im Ausland aufzuzaufen und es auf den deutschen   Mort zu werfen, um die Preise zu senten. Der Verfasser schließt:

Zusammenfassend sei also festgestellt, daß Deutschland   vor einer ausgesprochenen Roggennot steht, die sich ohne Beihilfe des Auslandes zu einer recht ernsten Lage zuspigen müßte. Es handelt sich um einen Bersorgungszeitraum von sechs Monaten, für den hinreichende Mengen im Lande an Roggen- ebenso an Weizen nicht vorhanden sind. Die Roggen

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teuerung wird sich ungehemmt fortsetzen, menn nicht vom Auslande rechtzeitig genügend Ware herbeigeschafft wird. Den Verbrauchern erscheint unter diesen Umständen ein Schutz011" in Höhe von 50 m, um so weniger angebracht, als die Landwirtschaft nach eigenem Eingeständnis nur noch geringfügige Borräte an Brot getreide befitzt, also ihre materiellen Interessen durch die mit einer Bollermäßigung oder Bollaufhebung verbundene Berbilligung des Getreides nicht gefährdet erscheinen.

Man kann aus diesen Ausführungen die lebhafte Sorge herauszulesen, die der Getreidehandel hat, wenn bei einer weiteren Ronkurrenz des Roggens der Unmut der Verbraucher sich gegen ihn wenden sollte.

Demokratie und Bauernschaft. Zum demokratischen Reichsbauerntag. Daß der Reichslandbund infolge der ungeschickten politischen und wirtschaftlichen Leitung seiner Organisation seine Bormachtstellung auch bei der deutschen   Bauernschaft mehr und mehr einbüßt, ist seit Jahr und Tag bekannt. Er hat also alle Hände voll zu tun, um den Anfturm der Linksparteien abzuwehren, die seit langem erkannt haben, daß 2 and bundpolitik niemals Bauernpolitit sein kann, und die diese Erkenntnis nicht ohne Erfolg bereits einem großen Teil der deutschen   Bauernschaft eingeimpft haben. So hielt der Landbund unlängst in Braunschweig   eine Versammlung ab, um dem für den 29. und 30. Januar dort angefeßten de motra

Der Sprung ins Wasser.

Bon Peter Polfer.

Der Vorgang spielte fich folgendermaßen ab: Ein Bettler stand auf der Brücke. Stundenlang liefen die Leute achtlos an ihm vor über, weil er sich statt in das helle Licht, ängstlich in einen dunklen Wintel gestellt hatte und weil er, statt mit weinerlicher Stimme auf sein Elend aufmerksam zu machen, den Baffanten schweigend die abgegriffene Müge hinhielt. Nachdem der Bettler mehrere Stunden vergeblich gestanden hatte, begriff er endlich die Zwecklofigfeit seines Tuns und setzte die Müze wieder auf. Einige Minuten stand er noch und blickte gedankenlos hinüber, mo faum hundert Meter von ihm entfernt Glanz, Licht und Lärm war. Und dann wandte er sich plötzlich mit leichenfahl gewordenem, starrem Gesicht ab, er­fletterte das steinerne Brückengeländer und ließ sich mit einem Laut, der wie ein trockenes Aufschluchzen lang, vornüber in die schwarz flimmernde Tiefe fallen...

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Nun aber geschah etwas Seltsames. Während sich bisher keine Seele um ihn gefümmert hatte, ja, von hundert Vorübergehenden ihn faum einer bemerkt hatte, in dem furzen Augenblick, da er auf dem Brückengeländer balancierte, fahen fie ihn plötzlich alle! Der bekannte tausendftimmige Schrei erhob sich. Autos und Straßen­bahnen stodten. Frauen freischten hysterisch auf, und Männer brüllten erschrocken: 3u Hilfe! Rettet! Da ist eben einer ins Waffer gefprungen!"

Im Handumdrehen glich bie Brüde einer Theatergalerie, die von leidenschaftlich erregten Zuschauern besetzt war. An beiden Ufern des Kanals drängten sich die herbeiftrömenden Neugierigen. Zwei Bolizisten, die ebenfalls urplöglich auftauchten, sprangen in den fettet lag, und stießen sich, wie die Wilden arbeitend, auf den dunklen Kanal hinaus. Und oben forgte ein dritter Bolizist für die nötige Ordnung, vor allem, daß der Verkehr durch den Zwischenfall nicht unnötig unterbrochen wurde.

Rettungsfahn, der am Fuße der schmalen, steinernen Treppe ange.

Es war plöglich, als wäre das Leben des armen Menschen, der hier eben ins Wasser gesprungen war, um es loszuwerden, von einer unerfeßlichen Kostbarkeit! Angstvoll starrte alles auf die dunkle Bafferfläche hinab, ob der Körper des Gelbstmörders nicht noch einmal auftauchen würde, und da war feiner unter den Hunderten, der nicht erzitterte bei dem Gedanken, daß das Rettungswerk vera geblich bleiben fönnte.

Bange Minuten vergingen. Man lauschte mit angehaltenem Atem. Aber dann erhob sich ein lauter Freudenschrei!

Man fah, wie unten auf dem Wasser die Bolizisten sich weit aus bem Kahn herausbogen und eine schwarze, schwere Last zu sich an Bord zogen. Sie haben ihn!" schrie man sich gegenseitig zu und freute sich so von Herzen, als ob jeder persönlich das Rettungswerk vollbracht hatte Lebt er noch?" Ja, er lebt noch," tlang es

tischen Reichsbauerntage das Wasser abzugraben. Diesem Wunsche des Reichslandbundes ist die Erfüllung versagt geblieben, denn sowohl die Delegiertentagung der Demokraten am 29. als auch die öffentliche Bauernfundgebung am 30. Januar wiesen einen sehr starken Besuch auf und erbrachten den Beweis aufs neue, daß die Klein- und Mittelbauern es satt haben, sich länger vor den Land­bundfarren spannen zu lassen. Nicht, daß sie darum nun samt und sonders begeisterte Anhänger der Deutschen Demokratischen Partai geworden wären. Im Gegenteil betonten gerade die Bertreter der hannoverschen Bauernverbände in Braunschweig  , daß sie sich nie mals einer politischen Partei verschreiben, sondern, daß fie als überzeugte Republikaner gemeinsam den Weg agrarpolitischer Bernunft mit allen denen gehen wollten, die sich zum Schuße und zum freiheitlichen Ausbau der deutschen   Republit bekennen. Eine Stellungnahme, die den ehemaligen oldenburgischen Minister­präsidenten Tangen zu recht ungeschickten Angriffen auf die Organi fationen der Kleinbauern veranlaßte, unter deren Nachwirkung der erste Verhandlungstag zu leiden hatte.

Das alte Lied.

Hindenburg   verordnet

- die Offiziere

pfeifen darauf.

Genosse Künstler hat im Reichstag folgende Kleine Anfrage eingebracht:

Am 14. Januar hat der Herr Reichspräsident unter Gegenzeichnung des Reichswehrministers Dr. Geßler eine Berordnung über ungefeßliche Einstellungen in die Reichswehr   erlaffen.

Auf Grund des§ 11 des Wehrgesetzes vom 23. März 1921 wurde vom Reichspräsidenten u. a. verboten: wurde vom Reichspräsidenten u. a. verboten:

Jede Aufnahme junger Leute, die nicht gesetzmäßig ein gestellt sind, in die Kasernen, Ausbildungslager und in die Truppenteile, sei es auf Probe oder für freimerdende Stellen, fei es für einen Ausbildungslehrgang oder zur zeitweiligen Erhöhung der Mannschaftsbestände." Ich frage an:

2. Ist dem Reichswehrminister bekannt, daß die Teilnehmer

des Sportfurfus nur Mitglieder rechtsradikaler Bera des Sportfurfus nur Mitglieder rechtsradikaler Vera

bände sind?

Das von dem preußischen Landtagsabgeordneten meinde vor­1. Ist dem Reichswehrminister bekannt, daß trog obiger Ber­gelegte Agrarprogramm der DDP. fand noch nicht die all- fügung in der Kaserne des Pionier- Bataillons in Stettin   seit gemeine Zustimmung der demokratischen Vertreter und soll von einem größeren Ausschuß durchberaten und dem nächsten Parteitage dem 18. Januar unter Leitung eines Majors Wagner ein Sport­furfus abgehalten wird. zur Annahme unterbreitet werden. Die Grundlinien dieses Pro­gramms bewiesen jedoch, daß es für die SPD   möglich sein wird, in der Befreiung des Landvolkes ein gut Stüd Beges mit der bürgerlichen Demokratie gemeinsam gehen zu können, wenn sich diese auch wegen ihrer Rücksichtnahme auf das Händlertum immer noch nicht zu einer gang flaren Stellungnahme in der Genossen fchaftsfrage befennen fann. Die lebhafte Erörterung ber programmatischen Richtlinien zeigte aber, daß die Agrarftage auch wohl erfaßt haben, wo den Bauern der Schuh drückt. bei den Demokraten in Fluß ist, und daß sie im allgemeinen sehr

3. Ist eine Genehmigung zur Abhaltung des Sport­furfus erteilt worden?

4. Gedenkt der Herr Reichswehrminister die Bestrafung der in Frage kommenden verantwortlichen Herren herbeizuführen, die über die Berordnung des Herrn Reichspräsidenten hinweg­gegangen sind?"

Wenn es sich also bei dieser Tagung auch nicht um eine republikanische Reichsbauerntagung handelte, bei der die Parteien Verhaftungen rechtsradikaler Waffenhehler. vom Zentrum bis zur SPD  . hätten zu Worte tommen müssen, fo war es doch eine imposante Rundgebung, die dem Reichslandbunde bewiesen haben wird, daß er auf die Klein- und Mittel­

bauern nicht mehr zu rechnen hat.

Liebesgaben des Ordnungsblocks. Eine Verfassungsverlegung der thüringischen

Regierung.

Weimar  , 1. Februar.  ( Eigener Drahtbericht.) Ginen Skandal ohne gleichen hat sich die noch am Ruder befindliche Ordnungs. regierung trog oder gerade wegen des Wahlausfalls am Sonntag gestattet. Sie hat nämlich unter glatter Berlegung der Verfassung ein Notgeset, das bereits im Jahre 1923 über die Bemuzung der Gewässer in Thüringen   erlassen worden war und sie trotz ent­gegenstehender Bestimmungen der Verfassung dem Landtage dret Jahre hindurch nicht zur Genehmigung vorgelegt hatte, eigen mächtig abgeändert.

Die Verfassung gestattet der Landesregierung in dringenden Fällen, wenn der Landtag nicht versammelt ist, ein Gefeß als Not­gesetz zu erlassen. Das Notgesetz darf aber der Verfaffung nicht zumiderlaufen. Es ist dem Landtag bei seinem Zusammentritt fofort zur Bestätigung vorzulegen und, falls diese versagt wird, unverzüglich wieder aufzuheben. Die Ordnungsregierung hat fich drei Jahre hindurch, wie man jetzt sieht, vergeblich bemüht, mit Hilfe ihrer Parteien etwas Befferes an die Stelle des seinerzeit von der fozialdemokratischen Regierung als Rotgefeh heraus gebrachten großen Werfes zu sehen. Wie der Wahlausfall am Sonntag auf die jetzige Regierung gemirtt hat, erfieht man aus der Tatsache, daß sie den sie seit Jahr und Tag bedrängenden Inter­essenten noch eine Liebesgabe zu gewähren, durch ihr ver­faffungswidriges Notgesetz jedes Entgelt für die Wassernugung, die nach dem bisherigen Recht der Staat von den Wasserkraftinhabern verlangen tonnte, glattmeg gestrichen hat.

Diebstahl aus den Waffenbeständen der Schupo.

Bochum  , 1. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Hier wurden mehrere Mitglieder rechtsradikaler Organisationen wegen Entwendung von Waffen aus der Waffenfammer der Schutz polizei verhaftet. Die jungen Leute hatten diese Waffen ihrem Verbande ausgeliefert. Außer ihnen wurde ein Schutz­polizeiwachtmeister unter der Beschuldigung der Begünsti­gung oder Mittäterschaft in Haft genommen.

Zum Fall Machan.

Die Anzeige wegen Kuppelei gegen die Mutter.

Frau Kolomak, die die Tragödie ihres Kindes Grete heben hat, ist nun doch von der Bremer Polizei unter dem Verdacht Machan zur Anklage gegen die gegenwärtige Gesellschaftsform er­der schweren Ruppelei, begangen an ihrer Tochter, verhaftet worden. Die Polizei behauptet, man habe früher gegen Frau Kolomat nicht den geringsten Berdacht gehabt und sei erst durch die Leftüre des Buches, das in unseren Spalten eingehend gewürdigt wurde, zu weiteren Beugenvernehmungen veranlaßt wor den. Die Polizei gibt aber zu, daß sie bereits vor annähernd eine Schreib­wei Jahren, nämlich im Mai 1925, maschinenabschrift des Tagebuches mit dem echten Namen zur Einsicht erhalten hat. Dadurch verstärkt sich der Verdacht, daß es sich um einen Racheatt der durch das Buch mitbelasteten Polizei oder der von ihr befragten Zeugen handelt. Es ist auch auffallend, daß man nur die Frau Kolomaf unter Antlage geftelit hat, während in der Schrift auch auf andere Prostituierte hin­gedeutet wurde, die sich wahrscheinlich unter den vernommenen Zeu gen befinden, und die doch schließlich irgendwo eine Unterfunft haben müssen. Die Quartiergeber dieser Dirnen hat man offenbar nicht mit einer Strafverfolgung bedacht.

Faust eine Interpellation eingebracht worden, die die Bor­Uebrigens ist in der Bremer Bürgerschaft   von unserem Genoffen Der Vorfall erregt in parlamentarischen Streifen sehr startes legung des amtlichen Untersuchungsmaterials und die Durchführung von Maßnahmen verlangt, um eine Wiederholung ähn Auffehen. Noch vor der Regierungsbildung wird er den Band- licher Borkommnisse zu verhindern, wie sie in dem tag von Thüringen   beschäftigen müffen. Tagebuch geschildert werden.

von unten herauf. Und eine ungeheure Befriedigung machte sich breit, daß das arme Opfer dem selbstgewählten Tobe noch einmal ent­riffen war.

Man überschüttete die beiden Polizisten, die den triefenden Körper die Steintreppe hinaufschleppten, mit Lobsprüchen. Man fah aufmerksam zu, wie sie den Bewußtlosen lang auf der Erde aus. streckten und die vorgeschriebenen Belebungsversuche mit ihm vor­nahmen.

Die nahe Laterne beleuchtete die zerlumpten, naffen Meider des Selbstmörders, sein graues, eingefallenes Geficht und enthüllte graufam das Elend dieses Menschen, das ihn in den Tod getrieben

hatte.

Aber das wollte in diesem Augenblid niemand sehen. Man war stolz darauf, ein Leben erhalten zu haben. Und als eine abgehärmte Arbeiterfrau, die ebenfalls zufah, die traurigen Worte sprach: Det arme, verhungerte Luder hätten se ooch lieber sterben lassen sollen!" da trafen sie von allen Seiten empörte Blide, und scharfe Worte machten fie auf die Roheit ihrer Bemerkung aufmerksam.

,, Jott! Id meinte ja man bloß!" entschuldigte sie sich verlegen. Nu jeht mit ihm det janze Elend doch wieder von vorne los!" Damit verzog sie sich schüchtern.

,, Recht hat se aber doch jehabt," murmelten ein paar andere ab­geriffene Menschen aus der Menge. Der Tod is doch heuzutage det Eenzige, mat man sich noch selber aussuchen darf, wenn et jarnich mehr jehn will." Aber das waren bloß so ein paar Proletarier, die von der Heiligkeit des Menschenlebens natürlich feine Ahnung hatten.

Marconi   über die Wunder der Radiotelephonie. In London  hielt Marconi   bei einem Frühstück, das der Verband der aus­ländischen Presse ihm zu Ehren veranstaltet hatte, einen Vortrag tehrsverbindungen." Das Jahr 1927 ist erst im Werden," sagte er, aber es hat uns bereits das wunderbare Schauspiel eines tabel­losen und regelmäßigen radiotelephonischen Berkehrs zwischen Eng land und den Vereinigten Staaten   gezeigt. 1926 hatte uns turz vor Jahresschluß en anderes munderbares Schauspiel geboten: die Er. öffnung eines überaus schnellen radiotelegraphischen Dienstes mit dem System der Bündelwellen zwischen England und Kanada  , eines Dienstes, der auf alle Dominions und auf andere weit ent­legene Gegenden ausgedehnt werden soll. Ich habe außerdem die fefte Ueberzeugung, daß das Fernsehen in furzem in die Sphäre der praktischen Berkehrsmittel eintreten und uns in die Lage ver. fegen wird, auf sehr weite Entfernungen hin den Anblid irgend welcher Gefchehnisse zu übertragen. Dabei muß man sich vor Augen halten, daß das System der Bündelmellen, dem wir diese außer. ordentlichen Fortschritte verdanken, erst in den Anfängen ist.

Gewisse Versuche, die in den letzten Wochen zwischen England und Kanada   gemacht worden sind, haben bewiesen, daß das System der Bündelwellen nicht nur für die drahtlose Telegraphie, sondern auch und zwar gleichzeitig für die drahtlose Telephonie nugbar

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gemacht werden tann. Einem meiner Londoner   Assistenten gelang es von seinem Londoner Bureau aus ganz deutlich mit einem

| Freunde in Kanada   zu sprechen, indem er eine Bündelwellenlinie benußte, auf der gleichzeitig radiotelegraphische Botschaften nach beiden Richtungen hin übermittelt wurden. Sowohl die radiotele phonischen Verbindungen wie auch die gewöhnlichen radiotele­graphischen Uebermittlungen gingen auf derfelben Linie ohne die geringste Störung vonſtatten. Die Möglichkeit des doppelten gleich­zeitigen Dienftes, des mündlichen und des graphischen, muß natür­lich zur Berbilligung der Tarife führen. Und nun noch ein ftaunen­erregender Fortschritt: ganze Blätter hand- oder schreibmaschinen­schriftlicher Botschaften, Zeitungsausschnitte, Photographien, Zeich nungen das alles wird fehlerlos und mit Bligesschnelle auf weiteste Entfernungen hin übermittelt werden können. Die Methode ift auf dem Wege der Bervollkommnung und es ist sicher, daß sie eine wesentliche Reduzierung des gegenwärtig für den radiotele graphischen Dienst erforderlichen Personals ermöglichen wird. Und was nicht zu unterschäßen ist: es wird fünftighin dem Empfänger einer Botschaft überlaffen bleiben, sich mit dem Manuskript des Telegraphierenden abzuquälen und es zu entziffern."

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Mitti auf dem faschistischen Inder. Der italienische Verlag R. Bemporad u. Sohn hat zwei von den fünf Bänden verlegt, die der frühere italienische Ministerpräsident Francesco Nitti veröffentlicht hat, und zwar Das friebiose Europa  " und " Der Niedergang Europas  ". Diese Bücher sind älter als der Faschismus, denn sie wurden 1921 und 1922 veröffentlicht und in mehr als 30 lebende Sprachen übersetzt. Der Faschismus hat diese Bücher als gefährlich befunden, da sie eine Propaganda für den Frieden sind. Der Berlag Bemporad hat den Befehl erhalten, alle noch unverkauften Exemplare zu vernichten. Gleich zeitig sind die italienischen Buchhändler angewiesen worden, keines der anderen Werte des großen Vorfämpfers für die Befriedung Europas   zu verkaufen.

Die Frühjahrsausstellung der Juryfrelen. Die Jurnfreie Kunst­schau wird ihre Frühjahrsausstellung in Berlin   m der zweiten Hälfte des April eröffnen. Die Ausstellung findet im Landesaus­ausstellender Künstler, das das Gebäude für die gleiche Zeit belegt hat, an die Juryfreien abgegeben wird.

Das Land der Hundertjährigen. Nach der letzten offiziellen Bolfszählung scheint Spanien   die Hauptheimat der Hundertjährigen zu sein. Nach den Angaben, die Madrider   Blätter veröffentlichen, haben dort 355 Personen das Alter von 100 Jahren erreicht, und awar 96 Männer und 259 Frauen; 75 Männer und 204 Frauen sind über 100 Jahre alt, und einige von ihnen haben ein Alter von 110 Jahren erreicht. 22 150 Männer und 36 294 Frauen find über 80 Jahre alt; felbft Madrid  , das für eine ungesunde Stadt gilt, hat 24 Frauen und 11 Männer, die über 100 Jahre alt find. Auch an diesen Zahlen zeigt sich wieder, daß dre Frauen älter werden als die Männer.

Spielplanänderung. Im Deutschen   Theater gelangt die ganze Woche Neidhardt von Greifenau zur Aufführung. Die Premiere von Fritz von Unrubs Schauspiel Bonaparte findet in der nächsten Woche tatt.

Die Staatliche Kunstbibliothet, Prinz- Albrecht- Str. 7a, beranſtaltet in

ihrem gejaal eine Ansstellung von Brågedruden bes 18. Jahrhunderts. Thechische Külzerei. Ein Prager Regierungsblatt fündigt ein Gefek gegen unittlige Publikationen an