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Wintermärchen im Harz  .

Selbst in der Zeit des Flugzeuges erscheint es dem geplagten Großstädter wie ein Wunder, daß er die enge, menschengefüllte Großstadt für einen Tag mit heller durchsichtiger Gebirgsluft ver­tauschen kann. Gibt es wohl einen größeren Gegensatz als den vom lebendigsten Verkehr überfluteten Potsdamer Platz   und einen stillen, schneebedeckten Weg, der zur Höhe des Brockens, weit über 1000 Meter hinauf führt.

grundbeft enteignete, hat jüdische Landstedlung wieder möglich ge­macht und dank der Förderung durch den Ort"-Verband sowie durch nicht weniger als 170 000 Juben als Bauern in Südrußland. Der andere Organisationen und auch durch die Regierung leben heute Andrang zur Landsiedlung steigt fortwährend, es find bereits wieder 55 000 Familien dafür eingetragen, und es ist beabsichtigt, in den nächsten sieben bis acht Jahren 80 000 städtische Judenfamilien auf das Land überzuführen. Dr. Singalowsky berichtete auf Grund femer eben gemachten Besichtigungsreise, daß das Verhältnis zwischen den jüdischen Ansiedlern und den schon länger dort sizenden russischen und deutschen   Bauern durchaus gut ist und daß die jüdischen Bauern selbst mit ihren Familien aufleben, da sie den Druck der Städte verlassen haben, in denen sie zumeist ein jammervolles Leben führen dre Berwaltung jüdisch und es gibt sogar schon Bezirke, in denen Amt und Gericht in jüdischer Sprache ihre Geschäfte führen.

Der Juwelierjäger.

Brillantenverkäufer der Sowjetregierung.

Und doch erlebte man dieses Wunder, wenn man am letzten Sonnabend um 2,50 Uhr mit dem IV.- klasse- Sonderzug westwärts reiste. Ueber Potsdam, Brandenburg  , Magdeburg  , Halberstadt   ging| mußten. Dort wo die Juden ganze Dörfer bilden, ist natürlich auch umgebracht worden sein. Jedenfalls brannte er von Haß nicht allein

es mit D- Bug- Geschwindigkeit nach Wernigerode  . Abend lag über der Landschaft, als hier ein Heer von Stiläufern ausstieg, um den Anschluß an die Harzbahn zu suchen, die von hier aus über Sorge und Elend nach Schierke   und Braunlage   mitten hinein in die Winterherrlichkeit, in die nächste Nähe des Brockens, führte. Fast schien es, als ob ein Heer aus dem Mittelalter, bewaffnet mit Speeren den Zug verlassen hätte, um sich hier zu irgendeinem großen Angriff zu sammeln. Bescheidene Leute fuhren weiter nach Isen  = burg   oder Harzburg  , um von hier aus dann am nächsten Morgen den Weg zum Broden zu wagen. Ilsenburg   lag verlassen, dunkel wie ein verwunschenes Nest. Weit draußen am Waldrand jedoch, wo Prinzessin Ilse munter über Felsen springt, gibt es Gast­häuser, in denen es sich gut auf den nächsten Morgen warten läßt. Die Sonne blickt aus jagendem Gewölf. Vereinzelt nur liegt Schnee im Tal. Aber je höher man steigt, um so tiefer wird der Schnee. Und wer unvorsichtig, eigene Wege gehen will, der kann es erleben, daß er im Schnee versinkt. Schneebeladen neigen sich die Bäume, manche brechen unter der weißen Last, Wolkenschwaden umziehen den Wanderer und je höher man den Berg hinaufsteigt, desto fürzer, zwerghafter werden die Tannen, sie scheinen immer mehr und mehr zuſammenzuschrumpfen". Auf dem Brocken hat die Sonne sich in em dichtes graues Tuch gehüllt. Sturm peitscht Schnee in das

Gesicht. Vier Grad Kälte scheinen hier verzehnfacht zu sein. Zu:

weilen taucht eine gespenstige Gestalt aus dem dichten Nebel heraus: ein Stiläufer, der sein Heil im Wintersturm versucht. Stiheil aber wurde manchen hier oben nicht zuteil: Unglückliche Stürze, verrenkte oder gebrochene Glieder zeigen, daß das Brockengespenst auch heute noch lebendig ist. Das Brockenhaus steigt ganz unvermittelt vor einem auf, das graue Tuch hielt lange es verborgen. Es ist mit Gästen reich gefüllt. Wer durch diesen Wintersturm hinauf tam, der mochte, wie Heine, mit hinsterbender Stimme gleich einen Tee verlangen". Der Schneesturm auf dem Brocken läßt die Strapazen einer Nordpolreise ahnen. So etwas liest sich immer sehr schön in den Büchern, die Wirklichkeit kann falt und häßlich sein. Aber man ist froh, wenn man bei solchem Wetter den Berg bezwungen hat. Nach Schnerke geht es hinunter durch das Ederloch. Dann hat die Bahn uns wieder: und während die Räder hart im Tafte schlagen, träumt man wohlig müde von der Winterherrlichkeit im Harz.

Der Eid im Ehescheidungsprozeß. Stenographische Vernehmungsprotokolle notwendig. Die Angeklagte W. konnte von Glück sprechen, als sie von der schweren Anflage des Meineides freigesprochen wurde. Die Sache sah für sie bedenklich aus und der Vorsitzende des Landgerichts I  , Landgerichtsdirektor Marschner, der den Freispruch verkündete, hatte nicht unrecht, als er sagte, daß 99 Proz. für den Meineid sprächen. Das eine Prozent aber genügt, daß das Gericht nicht zur Berurteilung gelangte. Der Staatsanwalt hatte ein Jahr Zuchthaus beantragt.

Die südrussische jüdische Bauernsiedlung widerlegt durch die Tat das blöde antisemitische Schlagwort, daß die Juden zu produktiver Arbeit unfähig seren; wenn sie in der Hauptsache vom Handel leben, so einfach darum, weil bis vor wenigen Jahrzehnten den Juden jede andere Erwerbsweise verboten war!

Freitag, den 4. Februar, abends 7 Uhr, im Berliner   Rathause, Königstraße, Stadtverordnetenfihungssaal

Kommunale Konferenz

Bortrag des Stadtbaurats Gen. Dr. Ing. Martin Wagner über: Die Wohnungsnot in Groß- Berlin.- Das sozialdemokratische Wohnungsbauprogramm. Teilnahmeberechtigt sind: Die sozialdemokratischen Magistrats- und Bezirksamtsmitglieder, die Stadt- und Bezirksverordneten, die Mit­alieder des erweiterten Bezirksvorstandes und die Groß- Berliner  Reichs- und Landtagsabgeordneten der Partei Mitgliedsbuch gilt als Ausweis. Bezirksverband Berlin   SPD.  , Kommunal- Sekretariat.

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Der Tod eines Liebespaares.

,, Sie konnten zusammen nicht kommen." Seit etwa 14 Tagen wurden der 27 Jahre alte Straßenbahn­schaffner Hermann Boschovius aus der Kochhannstraße und seine Braut, eine 18 Jahre alte Herta Berger aus der Dolziger Straße, vermißt. Die Nachforschungen der Kriminalpolizei ergaben, daß das Paar zusammen mit der Mutter der Braut ohne Angabe eines Zieles aus Berlin   abgereist war. Es wurde auch be­fannt, daß das Brautpaar wiederholt Selbstmordgedanken nisse entgegenstellten. Die Nachforschungen nach dem Verbleib der geäußert hatte, weil sich einer ehelichen Verbindung schwere Hinder­drei Personen blieben erfolglos. Gestern fanden nun Waldarbeiter aus Schwarzburg   in Thüringen   in der Forst in der Nähe des zum Trippstein führenden Weges die Leichen eines jungen Mannes und eines jungen Mädchens, die beide Schußwunden aufwiesen. Aus den bei den Toten vorgefundenen Papieren ging hervor, daß es sich um den vermißten Woschovius und seine Braut Herta Berger handelte. Weitere Nachforschungen er­gaben, daß das junge Paar vor einigen Tagen in Begleitung einer älteren Frau in Schwarzburg   im Hotel Keller abgestiegen war. Irgendetwas Auffälliges wurde an den Gästen nicht wahrgenommen. Am vergangenen Sonntag reiste die ältere Frau wieder ab und ließ die jungen Leute allein zurück Diese unternahmen einen Spazier­gang, von dem sie nicht wieder zurückkehrten. Die ältere Begleiterin, ohne Zweifel Frau Berger, hat nichts von sich hören lassen und bleib werden fortgesetzt. ist immer noch verschwunden. Die Nachforschungen nach ihrem Ver­

Die Brandstiftungen auf den Potsdamer   Gerichten,

Bisher ist es nicht gelungen, einen der Täter, die die Brand­herde auf dem Potsdamer   Amtsgericht angelegt haben, zu ermitteln. Auf dem Amtsgericht in der Lindenstraße wurde gestern nachmittag an einem Vorhang, der zur Tür des Beratungszimmers vorgezogen wird, eine te ergeträntte Stelle entdeckt. Der Brand sollte dadurch besonders gute Nahrung finden. Ein Feuerherd war mitt en auf dem Richtertisch entstanden. Kurz vorher, be­por die Brände ausbrachen, hatte eine Sigung stattgefunden. Auf dem Tische lagen noch ein Strafrechtskommentar und Aften, die dem Feuer zum Opfer gefallen sind. Die Untersuchung der Angelegenheit wird vom Ersten Staatsanwalt Gerlach geführt. Ein Verdacht ist auf zwei Leute gefallen, von denen aber bisher feine genaue Beschreibung zu erlangen war. Berbrechen nicht eine Person, sondern zwei oder gar drei Personen Es steht aber fest, daß bei dem beteiligt gewesen sein müssen.

Verhaftung eines Kriminalbeamten.

zieht

Tatbestand und Gerichtsverhandlung entbehren nicht inter­effanter Momente. Die Angeklagte W., damals noch Fräulein M., besaß eine Blätterei in Düsseldorf  . Der einzige Berwandte, den sie hatte, war ihr Better M. in Berlin  . Die 41jährige Frau ver­spürte nun plöglich ein Gefühl der Einsamkeit. Sie erinnerte sich dieses Betters, den sie 22 Jahre nicht gesehen, sie schrieb ihm, und erfah aus seiner Antwort, daß er in einer unglücklichen Ehe lebte. Nach einem furzen Briefwechsel mit W. löfte sie ihren Haushalt in Düsseldorf   auf und zog nach Berlin  . Sie fand die Wohnung des Vetters in einem Zustande unglaublicher Verwahrlosung, der Better war auf einem Auge erblindet, außerdem war ihm ein Bein abge­nommen worden. Seine Frau hatte ihn gerade in diesem Augenblick zum vierten Male verlassen. Auf Veranlassung des Betters blieb die Angeklagte M. in seiner Wohnung, die aus einer Kochstube bestand, in der zwei Betten waren. W. reichte gegen seine Frau eine Ehe­scheidungsklage ein, die zur Widerflage führte. Bei der Vernehmung sagte die M. als Zeugin aus, daß sie sich weder ehebrecherischer noch ehewidriger Handlungen habe zuschulden kommen lassen. Was unter ehe widrigen Handlungen zu verstehen jei, wurde thr nicht erklärt. Auch leugnete fie, mit dem W. das Bett geteilt zu haben. Die Ehe wurde geschieden, die Angeklagte M. heiratete Der Moabiter   Aftenbeseitigungsskandal W. Die geschiedene Frau erstattete aber gegen die neue Frau ihres immer weitere Kreise. Die Kriminalpolizei nahm nach langwieri­Mannes Anzeige wegen Meineides. In der Gerichtsverhand- gen Bemühungen und Beobachtungen zwei neue Verhaftungen vor. lung stellte fich heraus, daß die Angeklagte W. einige Zeit doch mit Im Laufe des gestrigen Tages ist ein österreichischer Staats­ihrem Better das Bett geteilt hatte, als fie aus beſtimmten Gründen angehöriger verhaftet worden, dessen Auslieferung nach Wien  nicht in einem Bette mit der zukünftigen Schwiegertochter des W., in den nächsten Tagen wegen anderer schwerer Straftaten bevor die bei ihnen eine Zeit wohnte, schlafen wollte. Etwas Ehewidrigesnis ab, worin er gleichzeitig einen Berliner   Kriminal be­stand. Der Festgenommene legte ein umfassendes Geständ­sei aber dabei nicht vorgekommen. Der Staatsanwalt glaubte nun, daß der Tatbestand des Meineides gegeben sei. Rechtsanwalt Dr. amten schwer belastete. Daraufhin wurde dieser ebenfalls Becker berief sich aber auf das Bernehmungsprotokoll in der festgenommen. Bei seinem Verhör gestand der Beamte, daß er Meineidssache und glaubte für die Angeklagte geltend machen zu Geschenke, fleine Geldzuwendungen und auch Einladungen zu können, daß in dem Augenblic, als sie die Frage des vernehmenden Kneipereien angenommen habe und sich dadurch zu pflichtwidrigen Richters beantwortete, nicht an jene turze Episode gedacht habe. Sie Handlungen habe hinreißen lassen. Eine tatsächliche Attenbeseiti­habe sich deshalb weder eines fahrlässigen noch eines anders ge= gung bestreitet der Kriminalbeamte und bisher konnte ihm in dieser arteten Meineides schuldig gemacht. So fällte das Gericht einen Beziehung auch eine Verfehlung nicht nachgewiesen werden. Die Freispruch. Immer wieder fommt es bei den Meineids­beiden hier festgenommenen Personen find dem Vernehmungsrichter prozessen, die sich aus den Ehescheidungsklagen ergeben, auf den zugeführt worden, der Haftbefehle gegen fie erlassen hat. Die Aus. genauen Wortlaut der Aussage an. Es wäre an der lieferung des österreichischen Staatsangehörigen, dessen Personalien Beit, daß bei den Bernehmungen in den Ehescheidungssachen die aus bestimmten Gründen noch geheim gehalten werden, ist auf An­Fragen des Richters wie die Antworten der Zeugen stenographisch ordnung der zuständigen Behörden vorläufig zurückgestellt worden. festgelegt werden. So manche Meineidsklage bliebe dann dem Staate erspart. Die eigene Frau.

Jüdische Bauern in Rußland  .

Zwei Vorträge berichteten in den letzten Tagen über das jüdische Ansiedlungswerk in Rußland  : Dr. Paul Nathan, der altbekannte Förderer derartiger Bestrebungen, sprach in der Gesellschaft der Freunde Rußlands  " über die Eindrücke, die ihm die Teilnahme an einer jüdischen Kolonisationstagung in Moskau   gegeben hat, und Dr. Singalow it'y berichtete über dieses Werk den Bressever­tretern, die der Verband" Ort" eingeladen hatte. Es ist das ein Verband, der sich auf alle Länder erstreckt, in denen Juden leben und der die Mittel, die ihm zufließen, zur kreditweisen Beschaffung von Handwerkszeug und Landwirtschaftsgeräten, sowie zum Betrieb von Berufsschulen für die oftjüdischen Massen verwendet. Im heutigen Sowjetrußland leben noch immer 2,8 mil. lionen Juden also troß der Abtrennung Bolens und Litauens  und trotz der furchtbaren Bogrome in der Ukraine  , die dort bald nach Kriegsende müteten, immer noch eine gewaltige Zahl. Wenn auch Jahre bereits erheblich konsolidiert haben, so find doch immer noch 40 Broz. der dortigen Juden geradezu beschäftigungslos und auf Unterstügungen angewiesen. Die übrigen 60 Broz. leben vom Handel, Handwerk, freien Berufen und in steigendem Maße als Bandwirte, Erft die große russische Bauernrevolution, die den Groß­

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Eine interessante Gerichtsverhandlung! Er war Zuhälter und Ruppler zugleich, ein Trinker und Rohling ohnegleichen. Ar­beiter" nannte er sich und war es schon längst nicht mehr. Dafür schickte er aber feine eigene Frau auf die Straße. Brachte sie ihm zu wenig, so mißhandelte er sie. Am liebsten war es ihm, wenn sie den Freier" mit in die Wohnung brachte; da fonnte er thr wenigstens sofort das Geld abnehmen. Das ging so lange, bis die Frau unter Sittentontrolle gestellt wurde. Das war ihm durch aus angenehm. Um so besser! Nun konnte ja seine Frau ehrlich" ihrem Gewerbe" nachgehen und den ihr angetrauten Mann von ihrer Körperarbeit ernähren. Und wenn die Vierzigjährige zu wenig nach Hause brachte, dann schleifte er sie an den Haaren durch die Zimmer. Endlich lief sie davon. Sollte er ihr etwa eine Träne nachweinen? Er nahm sich eine Achtzehnjährige und schickte diese nun auf die Straße, nahm ihr das Geld ab, und miß­handelte sie. Auch sie tam unter die Sittenkontrolle. Dann aber erstattete der Vater des Mädchens Anzeige gegen ihn. So tam er vor den Richter. Der Zuhälter befand sich nicht in Untersuchungs und entfernte fich in aller Seelenruhe während einer Verhandlungs. pause, um nicht zurückzukehren. Das Gericht verurteilte ihn zu 2% 3 ahren Buchthaus unter Aberfennung der bürgerlichen Ehrenrechte. Hier wäre Sicherheitsverwahrung auf unbestimmte 3eit am Blaze gewefen.

Der Deutschbalte St. hatte sich vor dem Schöffengericht Char lottenburg wegen Amtsanmaßung und versuchter Er­pressung zu verantworten. Die Angelegenheit war insofern nicht uninteressant, als auch die berühmten Brillantenverkäufe der Somjetregierung in den Prozeß hineinspielten. St. war früher in Rußland   ein reicher Mann. Während der Bolschewistenzeit hat er sein Vermögen verloren. Seine Schwester und sein Bruder sollen, wie er behouptet, von der Sowjetregierung gegen die Sowjetregierung, sondern auch gegen die Ostjuden". Am meisten hatten es ihm die schwarzen Juwelenhändler nach diesen schwarzen Juwelenhändlern fahnden. Allein aus angetan. Er bot dem Zollgrenzfommissar seine Dienste an: er wolle Sport, sagte er vor Gericht; die Belohnung, die er zu erhalten hätte, habe er nicht genommen, sondern sie stets zu wohltätigen Zwecken abgeführt. Ein Zeuge bestätigt, daß er wirklich in seiner Tätigkeit den Behörden große Dienste geleistet habe. Unter anderem gelang es ihm auch, bei einem Sowjetagenten F., den er als Tschefisten bezeichnete, eine größere Anzahl von Brillanten zu beschlagnahmen. Einige Monate später fiel ihm ein anderer Agent der Sowjetregierung, namens Sch., in die Hände, und zwar auf recht originelle Weise. Der Gehilfe des früheren Verkehrsministers in Rußland  , K., war in einer Geldangelegenheit Prozeßgegner des Sch. Er teilte nun dem St. mit, daß Sch. Brillanten von hohem Werte über die Grenze geschmuggelt habe. In Begleitung von Kriminalbeamten unternahm St. eine Hausdurchsuchung bei Sh. und fand auch wirklich einen Zettel, aus dem zu ersehen war, daß wertvolle Brillanten sich in einem Berliner   Bankhaus zur Auf­bewahrung befänden. Sie wurden sofort beschlagnahmt. R. teilte aber dem Sch. mit, daß St. die Angelegenheit in den Händen hätte und auf die Rücknahme der Beschlagnahme einen Einfluß ausüben fönne. Sch. suchte darauf St. auf. Nun behauptet St., daß Sch ihm eine Summe Geldes angeboten habe, damit er die Brillanten freigebe. Sch. jedoch, der in Paris   kommissarisch vernommen wurde übrigens sind alle Zeugen seitdem nach Paris   verzogen hauptete, St. habe bei ihm, unter der Versprechung, daß er die Brillanten freigeben würde, eine größere Summe erpressen wollen. Die Anzeige gegen St. war aber von dem Tschekisten F. gemacht worden. So wurde gegen St. die Anklage wegen Erpressung und in Verbindung mit der Haussuchung bei Sch. wegen Amtsanmaßung erhoben. Es gelang Sch. auch wirklich, die Brillanten freizubekom­men. Der Staatsanwalt gelangte gestern nicht zur Ueberzeugung, daß St. sich schuldig gemacht habe. Ebenso wie der Verteidiger, Rechtsanwalt Bloch, plädierte er deshalb auf Freispruch. Das Gericht verfuhr demgemäß.

be­

Der Banderolendiebstahl im Reichsfinanzzeugamt.

in das Reichsfinan33eugami in der Lenteallee zu Dahlem  , Großes Aufsehen erregte Anfang Dezember v. J. ein Einbruch bei dem für nicht weniger als 430 000 Mart 3igaretten­banderolen zu 2, 3 und 4 Pf. gestohlen wurden. Der Einbruch gelang, obwohl auf dem Grundstück ein Wächter mit einem scharfen Hunde vorhanden ist und das Gebäude unten zum Teil sogar bewohnt wird. Seit zwei Monaten bemühte sich unter Leitung des Kriminalfommissars Bünger das Sonderdezernat für Geld­schrankeinbrüche um die Aufklärung. Jezt endlich ist wenigstens ein Teilerfolg zu verzeichnen. Die gestohlenen Banderolen tauchten erst lange Zeit nach dem Diebstahl auf. Der Verdacht, sie beschafft zu haben, fiel auf einen 34 Jahre alten, der Kriminalpolizei schon bekannten Kaufmann Friz Marsal aus der Boechstraße, den man viel in Hehlerfreisen verfehren sah. Mit ihm wurde nach längerer, zum Teil sehr interessanter Beobachtung, ein gewisser Otto Miller verhaftet, nachdem man in der früheren Wohnung Marsals bei einer alten Frau in der Jägerstraße zu Neukölln für 83 000 Mart Banderolen aus Dahlem   beschlagnahmt hatte, die in dem Bett der Frau verborgen waren. Die Vernehmungen Marsals   und werden, weil mit beiden nichts mehr anzufangen war. Jener will Millers auf dem Polizeipräsidium mußten gestern abgebrochen. nach wie vor nichts wissen und Miller spielt weiter den wilden Mann. Mitteilungen zur weiteren Aufklärung, insbesondere über den Ver­bleib des noch fehlenden Teiles der Beute an Kriminalkommiſſar Bünger im Polizeipräsidium.

er will den Mittelstand vernichten?

Im Reichsverband gefündigter Ladenmieter hat sich vor einigen Tagen die Ortsgruppe Groß- Berlin gebildet. Ihr haben sich viele namhafte Firmen, auch Handwerker und klei­nere Gewerbetreibende angeschloffen. Die Ortsgruppe sammelt lau­fend Material. Die Geschäftsstelle befindet sich Berlin   W 15, Kur­ fürstendamm   62.

Diefelbe Ortsgruppe erläßt folgendes Rundschreiben: Wer will den Mittelstand, den felbständigen Handwerker und Gewerbetreibenden durch Aufhebung des Mieterschutzes ver= nichten? Deutschnationale Volkspartei: Steiniger, Reichstags­abgeordneter, Howe( Kiel  ), Landtagsabgeordneter, usw.; Deutsche  Bolkspartei: Dr. Grundmann, Landtagsabgeordneter, Dr. Spider­nagel, Landtagsabgeordneter, usw.; Bentrum: Kölges, Landtags­fchaftspartei: Sämtliche Reichstagsabgeordnete, Landtagsabgeordnete abgeordneter, Köthenburger, Landtagsabgeordneter, usw.; Wirt­und Stadtverordnete. Jeder melde seinen Kündigungsfall sofort mündlich und schriftlich den Landtagsabgeordneten, dem Wohnungs­fahrtsministerium, Berlin  , Leipziger Str  . 3. Eile tut not!" ausschuß des Landtags( Prinz- Albrecht- Str. 5) und dem Volkswohl­

Und das muß man sich sagen lassen!

Die Arbeitsgemeinschaft Techmit in der Landwirtschaft", deren Biel   die stärkere Berwendung der Maschine in der Landwirtschaft ist, hielt im Hause des Vereins Deutscher Ingenieure aus Anlaß der Grünen Woche ihre Hauptversammlung ab, in der eine Reihe fach­wissenschaftlicher Vorträge gehalten wurde. So sprach der bekannte Agrarpolitiker Professor Dr. Bedmann- Bonn über die Entwid. lung der Technik in der Deutschen   Landwirtschaft und die Möglich­feiten des größeren Absages von Landmaschinen. Beckmann verirat die Ansicht, daß die moderne Landwirtschaft der Unterstützung des Industrialismus nicht entbehren fönne. Dies sei geschichtlich er­wiesen. Einmal dadurch, daß die Neueinführung des Thomas­Berfahrens durch ihren Abfall durch das Thomasmehl eine starke Förderung des Futtermittelanbaues gebracht habe. Die starke Be­anspruchung von Kols in der Eiſenindustrie habe eine außerordent lich vermehrte Erzeugung von Stickstoff im Gefolge gehabt, und die Berbilligung der Stidstofferzeugung durch die synthetische Stickstoff­produktion habe es erreicht, daß heute Stickstoff das einzige Produkt sei, das die Landwirtschaft billiger als vor dem Kriege erhalte. Es sei zur technischen Durchdringung der Landwirtschaft auch eine bessere Ausbildung notwendig. Borerst fehle es uns an einem flar erkannten Bildungsziel. Dieses müsse sein, daß jeder Bauer in die Lage ver­setzt werde, die maschinellen Neuerungen auf ihre praktische Anwen­dung und auf den Grad ihrer Nüglichkeit beurteilen zu können. Eine Stärkung des Inlandsmarktes sei nicht etwa dadurch zu er­reichen, daß die Landwirtschaft auf Kosten der anderen Berufskreise höhere Preise erziele, sondern die höheren Preise müßten einen Ansporn für stärkere Erzeugung werden.

Kommunistische Kulturfämpfer. Unter dieser Ueberschrift be richteten wir über eine Freidenferversammlung im 6. Kreis. In diesem Bericht wurde die Diskussionsrednerin Bed von uns als Kommunistin bezeichnet. Frau Beck ersucht uns, festzustellen, daß sie Mitglied der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei ist.

Eine Zeichnungsaufforderung auf fünfprozentige Anleihe des Deutschen Reichs von 1927 finden unsere Leser im Inseratenteil dieser

Nummer.