Nr. 54 44. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts i 2. Februar 1927
Kämpfe der Düngemittelindustrien.
Das Schicksal der Superphosphatindustrie.
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Die Intensivierung der Bodenfultur hat nach dem Kriege in| Stidstoff- und Kaliwirtschaft noch verschärfte, ist in der fürzlich in größerem Umfange eingefeßt als je. War die Düngemittelerzeugung London abgehaltenen Internationalen Superphosphatkonferenz bz. in der Borkriegszeit aber die fast ausschließliche Tätigkeit der Kali schloffen worden, in den deutschen Agrargebieten durch Bro pa und der Superphosphatindustrie, so sind diesen beiden Industrien gandafilme Vorzüge und Muzeffette bei richtiger Anwendung seit dem Kriege in der synthetischen Chemie und der von Superphosphatdünger darzulegen. Der Landwirt soll aufgeNebenprodukteverwertung eine furchtbare Konkurrenz flärt werden, daß das Ernteergebnis selbst bei reichlicher Verwen entstanden. Diese Konkurrenz ist um so erbitterter, als die Farben- dung von Kali und Stidstoff nicht erheblich gesteigert werden fann, und die Montanindustrie durch die Schaffung von eigenen Industrien wenn dabei nicht die notwendigen Mengen Superphosphat mit in den bisherigen Bezugsländern und durch die Weltkohlenindustrie Berwendung finden. in die zukunftsreiche synthetische Düngemittelerzeugung hineingetrie. ben werden. Am meisten zwischen die Räder kam dabei bisher die Superphosphatinduftrie. Durch eine weltumfassende Propa ganda und durch internationale Zusammenarbeit versucht sie heute ben verlorenen Boden wieder zu erringen.
Abfahschwund für Phosphate.
Innerhalb der Industriegruppen für fünftliche Düngemittel nimmt die Superphosphatindustrie einen bedeutenden Plaz ein. Um ihre Bedeutung als Kunstdüngerproduzent zu erkennen, ist es notwendig, den Verbrauch in fünstlichen Düngemitteln innerhalb des Deutschen Reiches fennen zu lernen. Dieser stellt sich für Phosphate: gegen
im Jahre 1913/14 gebr. Salt Saltmergel
Stalt
auf. 555 000 t 200 000 t im Jahre 1925 26
1 500 000 t 490 000 t 683 000 t 609 000 t
Die Superphosphatindustrie verspricht sich durch diese besondere Propaçandatätigkeit eine Erweiterung des Absages und hofft, diefen auf den Stand der Borkriegszeit zu bringen.
Die Superphosphatindustrie verfügte im Jahre 1900 über etwa 130 Berte. Durch fortlaufende Rationalisierungsbeftre. bungen hat sich die Werksanzahl seitdem ständig vermindert, so daß im Jahre 1914 nur noch etwa 80 Werke vorhanden waren und nach der neuerlichen Rationalisierung nur noch 50 Bertsan. Iagen bestehen. Die Berkaufspreise für Superphosphate entwidel ten sich folgendermaßen: 1900 42 Pf., 1913 35 Pf., 1924 42 bis 60 Bf., 1925 40 bis 44 Pf., 1926 35 bis 41 Pf.
Wenn es der Werbetätigkeit des Superphosphatfyndikats gelingen sollte, den Absatz zu steigern, dürfte damit gerechnet werden Stiditoff- N tönnen, daß die vorhandenen 50 Werke der Superphosphatindustrie in Betrieb bleiben, sollte die legtjährige Absahmenge dagegen eine Erhöhung nicht erfahren, vielmehr durch die diversen Wettbewerbs. bestrebungen seitens der Stidstoff- und Kaligruppen weiter abfallen, so dürfte eine weitere verschärfte Zusammenlegung der Industrie unumgänglich sein.
185 000 t 330 000 t
auf. 380 000 t 566 000 t Während der Superphosphatverbrauch noch im Jahre 1913/14 um rund 14 Proz. den Kaliperbrauch und rund 200 Proz den Stickstoffverbrauch überragte, ist seitdem eine grundlegende Menderung in dem Berbrauch bzw. der Anwendung der fünstlichen Düngemittel eingetreten. Wie die Aufstellung zeigt, haben sich die früheren Verbrauchsziffern zuungunsten des Superphosphats und zugunsten des Kalis und Stickstoffs verschoben. Stellte sich die Mehrverwendung des Phosphats im Jahre 1913/14 noch gegenüber dem Kali auf 14 Broz. und gegenüber Stickstoff foçar auf 200 Broz, fo zeigen die Verbrauchszahlen von 1925/26, daß der Berbrauch an Phosphatdünger gegenüber dem Kaliverbrauch um rund 60 Broz. abgenommen hat, wogegen sich der Mehrver brauch an Phosphat gegenüber dem Stickstoff von 200 Broz. im Jahre 1913/14 auf 13 Pro3. im Jahre 1925/26 ermäßigte.
Die Ursache der Abkehr der Landwirtschaft von dem Bezuge der Phosphatsäure liegt in der Ansicht, daß durch die früher stattge. fundene zu starke Verwendung von phosphorhaltigem Kunstdünger eine Bodenverfäuerung stattgefunden habe. Tatsächlich sind vor dem Weltkriege, wie aus den 3ahlen hervorgeht, 4 055 000 Tonnen phosphorhaltige Runftdüngerstoffe in Form von 555 000 Tonnen Phosphat, 2 000 000 Tonnen gebrannter Ralf und 1 500 000 Tonnen Kalfmergel verwandt worden. Die Meinung der Landwirte hinsicht lich der Bodenversäuerung hat sich aber nicht nur bei der Berwen bung von Phosphaten, sondern in noch weit schärferem Maße bei pung von Phosphaten, sondern in noch weit schärferem Maße bei Stall und Kaltmergel ausgewirkt. Hier ist ein Verbrauchsrückgang gegenüber 1913/14 um rund 250 Proz. und 120 Prog. eingetreten. Mit Rücksicht auf die ungünstigen Abfagverhältnisse der Super phosphatindustrie, melche sich durch das Mischdüngerprogramm der
Rationelle Elektrizitätswirtschaft in Berlin .
Ankauf des Spandauer Kraftwerks. Der Aufsichtsrat der Berliner Städtischen Elektrizitätswerte 2.-G.( Bewag) hat beschlossen, die Anteile des Städtischen und reistraftwertes Spandau , die noch nicht im Besize der Stadt Berlin waren, zu laufen. Der Ankauf ist bereits getätigt worden. Mit diesem Erwerb ist ein wichtiger Schritt vorwärts getan auf dem Wege, der zur endlichen Bereinheitlichung des Berliner Elektrizitätswesens führt.
Das Spandauer Unternehmen, das jetzt vollständig in den Besitz der Stadt Berlin übergegangen ist, war im Jahre 1911 in der Form der Gm. b. 5. begründet worden. Das Gesellschaftskapital betrug 2 Millionen Mart. Die eine Hälfte hiervon war von der früheren Stadt Spandau übernommen worden und ging, nach Be gründung der Einheitsgemeinde Groß- Berlin, auf diese über. Die andere Hälfte war im Besize der Landkreise Osthapel land, Westhavelland und Ruppin . Diese zweite Hälfte wurde zuletzt von dem Martischen Elettrizitätsmert ( Mew.), das ist die Ueberlandzentrale der Provinz Brandenburg , verwaltet. Das städtische und Kreistraftwert Spandau hatte drei Abnehmer: erstens die frühere Stadtgemeinde, jeßiges Bezirksamt Spandau , zweitens die genannten drei Landkreise, drittens die Siemens Schuckert- Merfe, die auf Spandauer Gebiet ihre Fabriten haben. Das Spandauer Kraftwert liefert die Energie ab Schalttafel Der Zentrale. Die Verteilung des Stromes war nicht Sache der 6. m. b. 5.; die Verteilung erfolgte in Spandau durch die Bewag, in den Landkreisen durch die Mew.- Organisation. Die Belieferung der Siemens Schudert Werte in Spandau geschah teils durch die Bewag, teils durch das Spandauer Wert. Im übrigen war die Stromlieferung an die Siemens Schuckert- Werke der Gegenstand langjähriger Streitigkeiten und Auseinandersegungen zwischen der Bewag einerseits und der Spandauer Kraftwerks- G. m. b. H. an dererseits.
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Der Gedanke, die G. m. b. 5.- Anteile, die bisher im Besitze der trei Landkreise bzw. des Mem. waren, für die Stadt Berlin zu erwerben, tauchte auf, als der Aufsichtsrat der Spandauer G. m. b H. beschloß, für den Betrieb feiner 3entrale eine Turbinenanlage von 16 000 Kilowatt Leiftung neu zu beschaffen. Dieser Plan war, vom Standpunkte der Spandauer G. m. b. 5. aus gefehen, ganz in Drdnung, vom Standpunkte der Groß Berliner Elektrizitätswirtschaft aus betrachtet aber war er höchst unzweckmäßig; denn die Aufstellung einer neuen 16 000- Kilowatt- Einheit in Spandau bedeutete für Berlin , daß die Elektrizitätsversorgung der Stadt, die ohne dies genügend zersplittert ist, sich weiter zersplitterte, und dies noch dazu unter Inanspruchnahme finanzieller Mittel, die zur Hälfte der Stadt gehörten. Es war flar, daß eine auf Rationali. sierung der Energieversorgung ausgehende Elel. trizitätsverwaltung einer derartigen systemlosen Entwicklung Ein, halt gebieten mußte. So fam es zu Berhandlungen mit dem Mem., die jetzt mit dem Erwerb der reftlichen Hälfte der G. m. b. H.- Anteile geendigt haben.
Kaliwirtschaft und Kalipreise.
Mittwoch,
werteten Gesellschaften mit 36,0 gegen 1,9 Proz. fast per= zwanzigfa cht ist.
Die Ursachen dieser Entwicklung haben wir mehrfach auf gezeigt: die annähernde Halbierung des Disfonts hat den Kapitalmert der Dividende verteilenden Unternehmungen entsprechend fast verdoppelt. Das übrige taten der Glückszufall des englischen Bergarbeiterstreifs, die spekulationsfördernde Kreditpolitik der Privat fchaft bei der Kritit dieser Entwicklung aber wieder und banken und die Rationalisierung der Industrie. Was die Arbeiter immer wieder unterstreichen muß, ist der ausschließlich fapital- und dividendenfreundliche Charafter dieser Entwicklung, die für die Boltswirtschaft leßlich zerstörend wirken muß, wenn für das nun so gewaltig aufgewertete Kapital im Kreislauf der Gesamtwirtschaft der Abfahraum zu eng bleibt und die Millionen arbeitslosigkeit verewigt wird.
Der Arbeitsmarkt Ende Januar.
Infolge des Wiedereinsetzens des Frostes hat sich der Arbeitsmarft in der vierten Januarwoche nach den Berichten der Landes arbeitsämter im ganzen wieder etwas verschlechtert. Außen. arbeiten mußten zum erheblichen Teil wieder eingestellt werden. Nur in einigen vornehmlich großstädtischen Gebieten wird eine geringe Verminderung der Arbeitslosenziffer gemeldet, so beispielsweise erſtmalig in Berlin , wo sie um rund 3400 Personen gefallen ist, ebenso in Hamburg um 2,3 Proz., Bremen , Rheinland- Westfalen , Baden und Pfalz .
Wirtschaft und Verwaltung.
Tatsachen und Probleme.
Bor der Vereinigung für staatswissenschaftliche Fortbildung sprach am Montag abend Staatsfefretär a. D. Prof. Julius Sirich über das heute besonders umstrittene Thema, irtschaft und Verwaltung". Er entrollte ein interessantes Bild von den engen Wechselbeziehungen zwischen Staat und Wirtschaft in Ber gangenheit und Gegenwart, zeigte, wie schon in vorgeschichtlich Zeit der Streit über den Anteil des Staates an der Wirtschaft ou ähnlichen Meinungsgegenfäßen geführt hat, wie sie im letzten Jahrhundert zwischen ber liberalen und der sozialistischen Schule ausge Die 9. Hauptversammlung der Breußischen Hauptland. der französischen Revolution, zu der Gewerbefreiheit führten, fochten wurden, und wie sie in der Frühzeit des Rapitalismus, nach wirtschaftstammer hat auf ihrer fürzlichen Tagung zur die übrigens in Preußen besonders rasch durchgesezt wurde. War Frage der Kalipreise eine Refolution beschlossen, die aufs schärffte aber das Ziel jener geradezu revolutionären Bewegung die Pflege die Kalipreiserhöhung verwirft. Die Resolution lautet: des tüchtigen Klein- und Mittelbetriebes, dem die Freiheit der KonDie Preußische Hauptlandwirtschaftskammer muß in aller furrenz erst den notwendigen Bewegungsraum verschaffen sollte, fo Schärfe Einspruch gegen die por furzem vorgebrachte bie fapitalistische Arbeitsteilung und-vereinigung das Empor nommene Erhöhung der Ralipreise erheben. Es blühen der Großbetriebe, führte zur Entwurzelung bedeutet eine erneute und ohne Zweifel in sehr vielen Fällen unbes Handwerks und zur Entstehung des Prole. tragbare Belastung der landwirtschaftlichen Betriebsführung, wenn tariats. Diese Entwicklung machte das Eingreifen der Staats. ein Betriebsmittel von der Bedeutung der Kalidünger eine Preis- gewalt notwendig, man rief nach der organisierten Geerhöhung von nahezu 10 Pro3. erfährt." meinwirtschaft. Unter dem Drud des Krieges wurde bie Zwangswirtschaft durchgeführt, die sich entgegen allen abfälligen Urteilen für ihren 3med sehr bewährt und gewaltige Leistungen vollbracht hat.
Hierzu bemerken wir: Im Reichstalirat haben die Bertreter der Landwirtschaft unter Führung des Herrn Geh. Juftigrats Dr. Dietrich geschlossen für die Kalipreiserhöhung geftimmt. Ohne 3uftimmung der Landwirtschaftsvertreter wäre ein Kalipreiserhöhung glatt unmöglich gewefen. Die Entschließung ber Hauptlandwirtschaftskammer richtet sich also in erster Linie gegen die Vertreter der Landwirtschaft im Reichstalirat; fie rechtfertigt voll und ganz unsere von allem Anfang an ablehnende Stellung zur Kalipreiserhöhung. Ein trefflicherer Beweis für die bodenlose Beichtfertigkeit der Bertreter der Landwirtschaft in der Frage der riesigen Absazsteigerung im Januar noch eines Beweises für die Salipreiserhöhung fonnte nicht geführt werden, wenn es nach der Ueberflüssigkeit der Preiserhöhung bedurft hätte Aber auch der Herr Reichswirtschaftsminister ist durch diesen Beschluß bloßgestellt, ber von vornherein auf die Ausübung seines Betorechtes per zichtet hat.
Die Stadt bezahlt für die ihr überlassenen Anteile die Summe von 3,5 millionen Mart. Sie wird damit zur alleinigen Besitzerin der gesamten Anlagen der Spandauer Zentrale einschließ. ich des wertvollen Grundstückes des Wertes in einer Größe von 114 548 Quadratmetern. Das Grundstüd liegt mit einer Front an der Havel , mit einer anderen Front an einem von der Havel abzweigenden Stichkanal Indem die Stadt jetzt über die samt lichen Anteile der Spandauer G. m. b. 5. verfügt, wird jeder Streit über die Stromlieferung an die Siemens- Schudert- Werte hinfällig. Dieses große und zukunftsreiche Fabrikationsunternehmen gehört jetzt unbestritten zum Versorgungsbereiche der Bewag. Der Alleinbesitz der Spandauer G. m. b. 5. ermöglicht es ferner, die Energieversorgung des Spandauer Bezirkes systematisch und äto. nomisch in die Gesamt- Berliner Elektrizitätswirtschaft ein zu gliedern. Als die Einheitsgemeinde Berlin im Jahre 1920 aus ciner großen Anzahl von Städten, Landgemeinden und Gutsbezirken gebildet wurde, lag diesem Zusammenschlusse u. a. auch der Gebante zugrunde, Raum zu schaffen für eine einheitliche Verfor. gung des Staditompleres mit Gas, Wasser und Elettrizität. In Auswirkung dieses Grundgedankens ist jetzt die Uebernahme der noch ausstehenden Hälfte des Gesellschaftsfapitals des Städtischen und Kraftwerkes Spandau erfolgt.
Dr.- Ing. B. Majerezit.
Die Börse profitiert
von der Rationalisierung!
allmonatliche Zusammenstellung über die Entwicklung der Aktien Die„ Commerz- und Privatbant" hat für Ende Januar wieder ihre turse an der Berliner Börse veröffentlicht. Diefe Beröffentlichung läßt für die Bewertung der deutschen Attienunternehmungen im Beitraum von Ende Dezember bis Ende Januar wieder einen ge waltigen Sprung aufwärts erkennen. Während Ende Dezember noch
unter 50% bon 50-75% 75-100% 100-150
"
"
4
"
150-200% 200-250° über 250%
Ende Jan. 1926 Ende Des. 1926 Ende Jan. 1927 in Proz. jäintlicher in Berlin notierten Aftien 38,91 9,61
25 6 85,0 20,5 13,1
14,4 45,6
21.6
1,9 12
29,4 18,7 8.725,0 2,6
6,2 10.6 82,8 16,0
31.2 20,2) 9,9 36,0 5,9)
45,6 Proz. sämtlicher in Berlin gehandelten Gesellschaften weniger als ihr nominelles Aktienkapital wert waren, ist der Anteil dieser Unternehmungen Ende Januar auf 32,8 Proz. gefunten Auf der anderen Seite ist der Anteil der mit über 150 Bros. ihren Aftien nominals bewerteten Unternehmungen in diesem einen Monat von 25 auf 36 Broz. geftiegen
Geradezu unheimlich groß aber ist der Unterschied in der Be wertung der Aktienunternehmungen im Vergleich zum Januar des Dergangenen Jahres. Der Anteil der niedriger als das Aftien tapital bewerteten Gesellschaften, der Ende Januar 1926 noch 85 Bros. ausmachte, ist auf 328 Broz. gefunden, während Der Prozentsaz der mit mehr als 150 Bros ihres Stapitals be.
Obwohl seit etwa zwet Jahrzehnten nach faufmännischem Geiste in der Berwaltung gerufen wird, obwohl dazu eine Immediat tommiffion eingelegt wurde, obwohl endlich eine Reihe von tauf männischen Persönlichkeiten in der Regierung tätig war, hat sich an der Verwaltung selbst nicht piel geändert. Dagegen zeigten sich die engen Wechselbeziehungen von Staat und Wirtschaft in der auffallenden Tatsache, daß die Brivatwirtschaft beamtete Persönlichkeiten formen in ihre Großorganisationen übernahm, so u. a. die Haus an fich zog und der Staatswirtschaft eigentümliche Verwaltungs haltsrechnung, das Kontingentierungssystem. In allen Bändern ist der Einfluß der Wirtschaft auf den Staat ge wachsen. Aber selbst wenn die Wirtschaftsführer vom Staate fonst nicht gestört fein wollen, appellieren sie an seine Hilfe, sobald sie außerftande sind, aus eigener Kraft bestimmte Aufgaben zu lofen. So mußten sich die öffentlichen Betriebe immer mehr ause privaten Wirtschaft die Durchführung bestimmter dem Gesamtinteresse dehnen. Ihr Zwed ist im Gegensatz der auf Erwerb gerichteten dienender Aufgaben. Der Redner zeigte an Hand von Beispielen die verschiedenen Formen öffentlicher Wirtschaftsbetriebe, legte dar, mie der Anteil der öffentlichen an der gesamten Wirtschafstätigkeit im ständigen Wachsen ist, ob es der Privatwirtschaft gefällt oder nicht. Ein großer Teil der Mehrausgaben des Staates, über die die Wirt Millionen unglüdlicher Erwerbstojen, beren Unterſtügung fchaft flagt, entfällt auf die Fürsorge für die mehr als zwei nicht nur eine sittliche, sondern geradezu eine voltswirtschaft. liche Pflicht ist. Eine vorausschauende Wirtschaftspolitik hätte es verhindern müssen, daß fo ungeheuer viel Arbeitshände ungenukt bleiben, daß gleichzeitig ein ebenso ungeheurer Mangel an Wohnungen und ein gewaltiger Rapitalüberfluß besteht. Mit großer Schärfe, trog aller Anerkennung der Leistungen der Privat wirtschaft wandte sich Hirsch dagegen, daß man aus einseitiger theoretischer Einstellung die Wirtschaftstätigkeit der öffentlichen Hand müsse es vielmehr sein, die unbeherrschten und daher oft bekämpfte und hemme. Aufgabe der Wirtschaftspolitit emander widerstrebenden Wirtschaftstrafte im Sinnte einer Steigerung des Produktionsertrages zu lenfen.
die Lebenshaltungskosten( Ernährung, Wohnung, Heizung, Beleuch tung, Bekleidung und sonstiger Bedarf") beläuft sich nach den eft
Reichsinder für Lebenshaltungskosten. Die Reichsindegziffer für
stellungen des Statistischen Reichsamts für den Durchschnitt bes Monats Januar auf 144,6 gegen 144,3 im Bormonat. Bei den Ernährungsausgaben werden Steigerungen der Preise für Gemüse, Kartoffeln, Brot, Zucker und Katao durch Nachgeben der Breise für Eier, Milch und Milcherzeugnisse sowie für Fleisch nur zum Teil ausgeglichen. Die Befleibungsausgaben haben ihre Abwärtsbewegung weiter leicht fortgesezt. Die Inderziffern für die für Wohnung 104,9, für Heizung und Beleuchtung 144,7, für Beklei einzelnen Gruppen betragen( 1913/14= 100) für Ernährung 150,7, bung 156,7, für den sonstigen Bedarf" einschließlich Berkehr 182,4.
Sparfaffen Korrefpondeng" mitteilt, haben die Einlagen der preu. 3wei Milliarden Mark preußische Spareinlagen. Wie die Bifchen Spartassen Ende Dezember 1926 die Summe von 2018,9 Millionen erreicht und damit die Zwei- Milliarden- Grenze überschritten. Der Zuwachs in den beiden letzten Halbjahren blieb mit je 461 Millionen Mart absolut gleich. Für das Jahr 1926 ergibt sich aber gegenüber den beiden Borjahren die bisher großte Steigerung. Während im Jahre 1924 ein Zuwachs von rund 400 millionen, für das Jahr 1925 ein solcher von rund 700 Millionen zu verzeichnen mar, ist der Zuwachs im Jahre 1926 auf 920 Dtillionen gestiegen. Wie sehr die Spartaffeneinlagen heute noch im Wiederaufbauzustande sich befinden, mit anderen Worten der starke Zuwachs faum als normale Ersparnis" angesehen werden darf, zeigt der Vergleich mit 1913. Während unter den günstigen Verhältnissen der Vorkriegszeit der Jahreszuwachs etwa 600 bis 700 Millionen betrug, liegt er heute um fast 50 Prozent böher. Die außerordentlich große Spartätigkeit muß daher mehr als Ausdruck des Sparzwangs aus wirtschaftlicher Not, denn als Beichen wachsenden Reichtums angesehen werden. Das wird auch deutlich daraus, daß die Summe von zwei Milliarden dem Stand der preußischen Sparkasseneinlagen vom Jahre 1885 entspricht und mur den sechsten Teil der Spareinlagen von 1913 ausmacht. Auf den Kopf der preußischen Bevölkerung famen 1913 mehr als der fechsfache Betrag von heute; nämlich 327 Mart gegen 58 Mart im Jahre 1926.