Sowjetrußlands politische Gefangene.
Ihr Leben in den Sowjetgefängnissen.
Bon Boris Sapir).
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" Die Menschewiften und Sozialrevolutionäre müssen wir in den Gefängnissen behutsam halten so erklärte Lenin bei der Berfündung der„ neuen Wirtschaftspolitit". Dieses Gebot wiederholte vor turzem in einer Rede der gegenwärtige Diftator Stalin . Das Maß der Behutsamkeit haben die politischen Gefangenen sehr bald erfahren. Noch waren Lenins Worte nicht verfiungen, die den Rückzug verfündeten, als im April 1921 300 politische Gefangene im Moskauer Butyrffi- Gefängnis schweren Mißhandlun gen ausgefeßt wurden. Dies geschah nicht in der Provinz und nicht auf Befehl der lokalen Machthaber. Diese unerhörte Exekution fand in Mostau, in der allernächsten Nähe der Arbeiter und Bauern". Regierung, unter Leitung und Kontrolle der höheren Beamten der Tscheta statt. Es unterlag bald feinem Zweifel mehr, daß man es auf die physische Bernichtung der politischen Gefangenen abgesehen habe. Aber, ihrer Gewohnheit treu, war die Sowjetregie: rung ängstlich bemüht, die Spuren ihrer Taten vor dem europäischen Proletariat zu verwischen.
Wir verhaften die Sozialisten nicht, wir isolieren sie bloß"-fo behaupteten die Kommunisten. Gleichzeitig aber bereitete die Tschela die Isolierung" auf den Solomettiinseln vor.
Auf den Solowehtiinseln ist fein Gefängnis, sondern ein Sanatorium",
so wurde den ausländischen Kommunisten mitgeteilt. Gleichzeitig aber organisierte man das Blutbad vom 19. Dezember 1923... Als Folge dieser Fürsorge" auf den Soloweßfiinseln ist der Tod von zehn Bersonen zu verzeichnen( fechs hat die Gefängnisverwaltung getötet, zwei haben Selbstmord verübt, zwei ertranften dort und starben). Bier Gefangene sind geiftes frant geworden. Wer tann die Zahl derer nennen, die an Storbut, Malaria und Tuberkulose erfranften?
Im Jahre 1925 wurden die politischen Gefangenen nach dem Kontinent übergeführt. Man verfündete die Auflösung des Solowettigefängnisses, aber einige tausend Weißgardisten, Bauern rebellen, Spekulanten und Kriminalverbrecher find noch weiter auf der Insel verblieben. Dorthin wurden auch die georgischen Sozialdemokraten verbannt. Heute noch werden nach den Soloweskiinseln Sozialisten unter der heuchlerischen und falschen Anflage von Kriminalverbrechen verbannt, um dort der gleichen Behandlung ausgesetzt zu werden wie die gemeinen Berbrecher.
In Merchne Uralft, Susdal , Jaroslaw, Tobolst und Tscheljabinst ist ein äußerst brutales Regime für die isolierten und behutsam in den Gefängnissen gehaltenen Sozialisten und Anarchisten eingeführt worden.
Wie schwer und unerträglich das Leben in den Gefängnissen ist, ist schon daraus allein zu ersehen, daß
Hungerstreits faft überall an der Tagesordnung find, fie dauern meist zwei bis drei Wochen. Die Nachrichten aus Rußland weisen darauf hin, daß die politischen Gefangenen genötigt find, zu diesem äußersten Kampfmittel zu greifen, um ihre elementaren Rechte und ihre menschliche und revolutionäre Würde zu wahren. In dem Werdhne Uralsti. Gefängnis wurde im Herbst 1926 für drei Tage der Belagerungszustand erklärt. Die Ge fangenen wurden schwer mißhandelt. Man schlug sie für jedes laute Bort, für den Versuch, zu fingen oder sich mit den Infaffen der Nachbarzellen zu unterhalten. Für einen Schuldigen" wurden fämt. liche Zelleninfaffen geschlagen. Aehnliche Nachrichten tommen auch aus anderen Gefängnissen und Berbannungsorten.
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In den politischen Isolationen wendet man absichtlich provD= fatorische Mittel an, um ein Blutbad hervorzurufen. Dann können die bis an die Zähne bewaffneten Tschekisten das ersehnte Blutbad beginnen.
So behandelt die fozialistische" Sowjetregierung ihre politischen Gegner Sozialisten, Anarchisten und parteilose Arbeiter. Berhängung von Strafen ohne gerichtliches Urteil, fristlose Gefängnishaft, Winkeln, Berhöhnung, Provokation und Gewaltanwendung das Berbannung nach den entlegensten, hinter dem Polartreis liegenden find die Heldentaten derer, die in den Ländern Europas internationale Komitees der Arbeiterhilfe organisieren und an die west europäische Demokratie und Arbeitertiaffe appellieren!
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Der Berliner ruffische Sozialistische Bote" teilt mit: Ende September v. J. unternahm die Verwaltung des politischen Gefängnisses in Tobolft wieder einmal dén Bersuch, das Gefängnisregime noch mehr zu verschärfen. Infolge der Bestrafung der Anarchisten, die sich den neuen Maßnahmen widerlegten, erklärten 26 Anarchisten den Hungerstreit. Nach neuntägigem Hungerstreit wurden die Forderungen der Streifenden Wiederherstellung des alten Gefängnisregimes, Nichtverfolgung der Gefangenen, die 53iderstand geleistet haben erfüllt. Einige Tage später jedoch wurden die Anarchisten Gurewitsch und Axelrod nach Moskau über. geführt, zu Kriminalverbrechern erklärt und nach den Solowegri Inseln verbannt. Ein ähnlicher Borfall spielte sich im Jaroslawer politischen Gefängnis ab, wo der Sozialrevolutionär Sorofin gleichfalls zu einem Kriminalverbrecher gestempelt und nach den Solowegi- Inseln verbannt wurde!
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Die Anziehungskraft der Labour Party .
Nach Kenworthy Wedgewood Benn. London , 2. Februar.( TU.) Der liberale Abg. Wedgewood Benn wird, wie nunmehr endgültig feststeht, zur Arbeilerpartei übertreten. Diefer Ueberfrift wird im liberalen Cager als ein Gußerordentlicher Berlust empfunden, da Benn einer der affivsten Parlamentarier der liberalen Fraktion gewesen sei. Sein Ueberteilt erfolgt hauptsächlich wegen persönlicher Diffe. tenzen mit Lloyd George . Wie heute verlautet, beschäffigen sich noch einige weitere Liberale sehr ernsthaft mit der Frage, ebenfalls zur Arbeiterpartei überzutreten.
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„ Schwan, kleb' an."
Wie man einen Unschuldigen zum Hochstapler macht.
Es ist zuweilen schwierig, festzustellen, wer in einem Prozeß Better, von Millionenerbschaft in Gulden mit der man sich damals der eigentlich Schuldige ist. Namentlich bei anfechtbaren Geld ganz Berlin hätte kaufen können oder von Geschäftsbeteiligung, und gefchäften besteht oft eine Wechselwirkung zwischen dem Anchon drängte sich alles an ihn beran und wollte mit: hm Geschäfte machen. Der Bankdirektor, der sich seinergeflagten und seinen Opfern. Man wird da an das Märchen von jetts enger Beziehungen zu einem der größten rheinischen Indu dem wunderbaren Schwan erinnert, der wie ein Magnet alles an striellen mit starten Interessen im Auslande, zu Mannesmann, fich zieht und nicht wieder losläßt. rühmte, schlug die Gründung einer G. m. b. 5. vor, die in der Schweiz eine Bant aufmachen sollte. Das war nun buchstäblich ein„ Gehftemit- biste- hin"-Unternehmen. Herr v. K., der sich vertraglich verpflichtet hatte, 250 000 Schweizer Franken einzulegen, focht den Bertrag an und zahlte nicht eine deutsche Papiermart ein, geschweige denn Schweizer Franken . Allerdings hatte er sich auf das zu gründende Geschäft hin nicht weniger als 8500 Mart an Krediten auszahlen lassen.
Da ist fürzlich in Moabit ein Hochstaplerprozeß zu Ende gegangen, der auffallend große Ausmaße hatte. Es maren 25 Zeugen geladen, und sieben Tage lang dauerten die Verhandlungen. Der Schwan, an dem sie alle fleben blieben, war der Träger eines alten, ruhmbedeckten Namens, Sprößling einer altabligen Offiziersfamilie. Der Name und die Verwandtschaft mit einem Hollän der, der in Batavia ein riesiges Vermögen befißt, schafften dem Herrn v. K. unbegrenzten Kredit. Man weiß, wie das in den Inflationsjahren zuging. Wenn da einer auftrat und sagte:„ Ich bin der und der und habe holländische Gulden zu verkaufen" gleich flebte alles an diesem Schwan. Man staunte, was für alte, gemegte Und dazu von einem Geschäftsleute fich hatten hereinlegen lassen. Menschen, der durchaus nicht geriffen oder raffiniert aussieht. Aber vielleicht hatte er sich gerade durch sein brederes Auftreten Vertrauen zu erwerben gewußt. Vor dem Krieg hatte er studieren wollen, er hatte aber nicht das Zeug dazu. Auch während des Krieges hatte er sich mcht ausgezeichnet auch die militärischen Talente gingen ihm ab. Die Inflation zehrte das elterliche Vermögen so gut wie ganz auf. Was sollte also mit dem Sohn geschehen? Man mußte nur noch eine Auskunft: man schickte ihn nach Amerita follte drüben Kaufmann werden. Er kam jedoch nicht als Krösus urüd, sondern im Gegenteil mit leeren Händen. Was nun? Er brauchte fich gar nicht sehr anzuftrengen. 3mar hatte er, gleich zu Beginn feiner ,, faufmännischen" Laufbahn, eine schwere Urfundenfälschung begangen vielleicht mehr aus Tapfigkeit als aus Berechnung und war ein Jahr eingesperrt worden. Aber das ließ ihn niemand fühlen. Er brauchte bloß dem Direktor einer jener zweifelhaften Bankinstitute, die in den Inflationsjahren wie Bilze aus dem naffen Waldboden sprossen, um ebenso schnell wieder abzufaulen, etwas anzudeuten von dem schwerreichen holländischen
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Die Existenz zweier Jugendlichen vernichtet. Das Schöffengericht Berlin Lichtenberg unter Borsitz des Amtsgerichtsrats Dr. August in fällte in seiner letzten Sigung ein derartig hartes und grausames Urteil, daß es sich lohnt, den Prozeß näher zu beleuchten.
Am Störigfee, in unmittelbarer Nähe von Fangschleuse, hatte ein Trupp jugendlicher Wanderer feine Belte aufgeschlagen. Einer der jungen Menschen, ein 19 Jahre alter Arbeiter Wilhelm Sch., hatte aus einem Zelt eine Mandoline geflaut", die ihm nachher von einem Landjäger abgenommen wurde. Nur wider ftrebend hatte er sie herausgegeben. Er stieß auch allerlei Drohungen aus und äußerte sich zu seinen Freunden, fie möchten ihre Bistolen herausnehmen. Es tam natürlich dazu nicht, vermutlich weil sie feine hatten. Einer der Wanderer benahm sich einem der Landjäger gegenüber besonders renitent. Er züdte ein Dolchmesser der Waffe feinen Gebraud. Das Betragen beider trug und nahm auch eine drohende Haltung an, machte aber von ihnen nun eine Anflage wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt ein, wegen der sie sich vor dem Lichtenberger Schöffengericht zu verantworten hatten.
Der Staatsanwalt beantragte gegen den Arbeiter Gerhard D. 6 Monate Gefängnis und gegen den Angeklagten Sch. 2 Wochen Gefängnis. Das Gericht glaubte jedoch über diesen Antrag alten D., der in fester Arbeit steht und noch nicht vorbestraft weit hinausgehen zu müssen und verurteilte den 19 Jahre war, 3 u 1 Jahr Gefängnis bet fofortiger Verhaftung. Sch. erhielt 2 Monate Gefängnis.
Es handelte sich hier um eine sehr weitgehende Rüpelei zweifel los ganz unbesonnener und unüberlegt handelnder Jugendlicher, die Bewährungsfrist häite ahnden können.§ 113 des Strafgesetzbuches, man, wenn schon mit einer geringen Gefängnisstrafe, so doch mit der mit dem§ 114 meist in Betracht kommt, spricht von einer Gefängnisstrafe von 14 Tagen bis zu 2 Jahren, während der schärfere§ 114 des Strafgesetzbuches ausdrücklich eine untere Grenze Don 3 Monaten Gefängnis anerkennt. Hier aber find Schredensurteile gefällt worden, die, ohne die Psyche der Jugendlichen zu berücksichtigen, die bürgerliche Eristenz der beiden Das Urteil ist jungen Menschen glatt vernichtet. unhaltbar. Wie war es möglich, daß es unter dem Vorsitz des Herrn Auguſtin gefällt werden konnte?
Das war zu Beginn des Jahres 1924 geschehen. Aber trotzdem er für die 8500 Marf nicht einen Pfennig Deckung aufbrachte und niemand etwas von den versprochenen holländischen Gulden oder Schweizer Franken zu sehen befam, tonnte er seine Finanzmanöver ungestört noch zwei Jahre langfortlegen. Er schloß immer wieder Berträge ab. die er natürlich niemals häfte einhalten fönnen. Mitunter wurden solche Bertragsabschlüsse mit Geburtstagsfeiern bekannter Finanzleute zufammengelegt und reichlich mit Sett begoffen. Alles in allem famen in der dreijährigen Finanztätigkeit des Herrn v. K. sieben Fälle erfolgten und ein Fall versuchten Betruges zustande. Die Summe, die bei den Geschäftchen heraussprang, dürfte mit 50 000 M. nicht zu hoch angegeben sein. Dagegen macht der Berteidiger geltend, daß sein Klient in diesen drei Jahren nicht weniger als 12 000 Mart an Anwalts- und Gerichtstoften ausgegeben habe, daß er selber ein Opfer feiner hemmungslosen Phantasie sei und vielleicht mehr der Betrogene als der Betrüger. Und der Angeklagte hebt in seinem Schlußwort hervor, wie man sich an ihn herangemacht habe: er habe den Leuten nicht nachzulaufen brauchen, sie seien zu ihm gekommen. Das Urteil lautete auf ein Jahr Gefängnis, von dem sieben Monate bereits in der Untersuchungshaft verbüßt sind, und 9000 Mark Geldstrafe. Die Kosten des Verfahrens werden ebenfalls sehr beträchtfich fein.
der Ausbildung an landwirtschaftlichen Kraftmaschinen auch die Führerscheine für Personen- und Lastkraftwagen ermerben. Es find ferner Spezialfurse für landwirtschaftliche Betriebsleiter und Besizer sowie Sonderkurse in Werfftattausbildung, an Rohöl- und Dieselmotoren und an wichtigen landwirtschaftlichen Maschinen vorgesehen.
Der Raubmord in Sommerfeld. Weitere Ermittlungen, aber noch keine Aufklärung.
Unter dem Berdacht, an dem Raubmord in Sommerfeld beteiligt zu sein, wurden in Krossen zwei Landstreicher festgenommen; fie mußten aber wieder entlassen werden, weil sie ihr Alibi nachweisen tonnten. Zur Unterstützung der Ortspolizei in Sommerfeld und der Landjägerei ist ein Berliner Kriminalbeamter zurückgeblieben. Ueber Entweichungen aus Strafanstalten sind nach teine Mitteilungen eingegangen.
Kapitalverbrechens spielen die geraubten und die gefunde Eine wichtige Rolle in der Untersuchung des Sommerfelber nen Kleidungsstüde. Die am Bahndamm in einem Balet gefundenen Anstalt stleider find drei Jaden, darunter eine Strajanstaltsjade mit dem Zeichen Str. G. B. 1920 und zwei Hosen. In einer Hosentasche fand man 42 Mart Silbergeld, dar unter ein altes 2- Mart- Stück. Dieses Stück fam feineswegs als Arbeitsverdienstüberschuß in einer Strajanstalt jetzt gezahlt worden Tichenteschen Eheleute gefunden worden. sein. Dagegen find gleiche Stücke in dem Bestande der ermordeten Hiernach stammen die 42 Mart wahrscheinlich aus dem Raube. Das Batet wurde etwa 800 Meter unterhalb der Neiffebrüde am Bahndamm angeschwemmt. Wahrscheinlich ist es also bei dem Ueberfahren der Brüde aus dem Schnüre stammen. Die Frau ist mit einer Schnur gefeifelt 3uge hinaus ins Waffer geworfen worden. Wichtig ist auch zu erfahren, woher die zur Fesselung der Ermordeten benuzten worden, wie sie in der Landwirtschaft zum Garbenbinden wie sie ebenfalls auf dem Lande verwendet werden, gefesselt worden. und dergleichen benutzt wird. Der Mann ist mit stärkeren Schnüren, Schnüre benutzt worden. Zum Teil sind außerdem noch alte, mehrfach zusammengeschlungene Aus dem Geschäft der Ermordeten stammen die Schnüre nicht. Wie schon mitgeteilt wurde, muß sich einer der Verbrecher, als er mit roher Gewalt die Doppelscheiben des Fensters durchstieß, an der Hand erheblich verlegt haben. Man fieht, daß an dem Rest der Scheiben Blut heruntergelaufen ist. Wo also ein Mann mit einer Handverleguung und etwa einem der geraubten Kleidungsstücke auftaucht, find Mitteilungen an die Landjägerei und die Ortspolizei von Sommerfeld zu machen. Mit der Bekämpfung eines sehr gefährlichen Feuers hatten zur Prüfung der Frage, ob die Verbrecher vielleicht von Berlin gestern nacht mehrere Löschzüge der Feuerwehr in der Staliger gekommen sind, hat man alle Spuren zur Untersuchung durch Straße 47 nahezu drei Stunden lang zu tun. Straßenben Erkennungsdienst nach Berlin gebracht. Auch in Berlin find paffanten nahmen furz vor 11 Uhr nachts in dem Farben- und die Ermittlungen in vollem Gange. Mitteilungen zur Aufklärung Drogengeschäft der Firma Kersten einen Feuerschein wahr. an die Kriminalinspektion A im Polizeipräsidium. Die Kommisfare Die Feuerwehr wurde alarmiert, die mit drei Löschzügen unter Johannes Müller und Dr. Braschwiß haben sich noch einmal nach Leitung des Baurates Noad herbeieilte. Bier große Fenster. Sommerfeld begeben. scheiben wurden durch die Hizeentwicklung plößlich auf die Straße geschleudert. Beim Eintreffen der Wehren brannte der ganze Laden in einer Länge von 15 Metern lichterloh. Das Feuer fand an großen Farben, Linoleum- und Tapetenvorräten reiche Rahrung. Wegen der Explosionsgefahr und ftidiger Gas schwaden mußte sehr vorsichtig gearbeitet werden. Die Flammen griffen auf den Lagerfeller über, doch gelang es, das Feuer hier abzuriegeln. Nach zweistündiger Tätigkeit es wurde aus drei Schlauchleitungen Waffer gegeben war die Gefahr beseitigt. Der Laden ist ausgebrannt, der Schaden sehr erheblich. Das Feuer ist vermutlich durch Herausfallen von glimmenden Kohleftüdchen aus
Fener in einer Farbenhandlung.
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Ueberfall am Schiffbauerdamm.
In der vergangenen Nacht war ein 35 Jahre after Kaufmann Friedrich B vom Schiffbauerdamm 26 abends mit Befannten zu fammen in einer Gastwirtschaft in der Luisenstraße gewesen. Alle brachen zu gleicher Zeit auf und trennten sich dann, so daß B. allein nach Hause ging. Um 2½ Uhr fanden ihn Mitbewohner des Hauses mit blutenben Kopfverlegungen hilflos unten auf dem Flur liegen. Sie benachrichtigten das 2. Revier und brachten mit Hilfe von Beamten den Mann nach der nahegelegenen Charité. Bruch deslinten Beines feft. B. mußte deshalb im Krankenhause verbleiben. Nach den Feststellungen der Kriminalpolizei waren Zu den Brandstiftungen, die in Potsdam im Landgericht ihm zwei unbekannte Männer gefolgt. Als er aufschloß, in der Kaiser- Wilhelm- Straße und im Amtsgericht in der drängten sie sich durch die Tür ihm nach und fielen auf dem Lindenstraße verübt wurden, erfahren wir, daß auf Ersuchen Fur über ihn her. B. setzte sich zur Wehr, unterlag aber der der Oberstaatsanwaltschaft Potsdam von der Berliner Kriminal- Uebermacht und blieb mit gebrochenem Bein liegen. Seine Gegner raubten ihm die Brieftasche mit 720 m., die Uhr, alie polizei die Kommissare Braschwitz und Zapfe dorthin entfandt wor ben sind. Die Brandstiftungen felbft bearbeitet die Potsdamer Schmucksachen und dazu auch noch den Hausschlüssel. Um den lieberKriminalpolizei. Die Berliner Kommiffare untersuchen die Attenfallenen an der Verfolgung und am Hilferufen nach der Straße Bersonalveränderungen im Polizeiwejen. Nach dem„ Lokal- biebstähte, die in Potsdam und Werder vorgekommen hinaus zu verhindern, fchloffen sie mit seinem Schlüssel die Haustür hinter sich ab. Der Beraubte fonnte sich des Beinbruches wegen nicht find, und einen etwaigen Zusammenhang zwischen ihnen und den anzeiger" ist beabsichtigt, an Stelle des Berliner Polizeivizepräsiden: Brandstiftungen. Bisher ist ein Anhalt für einen derartigen Zu- aufraffen und blieb längere Zeit liegen, bis Hausgenossen ihn auften Dr. Friedensburg, der nach Kassel als Regierungspräfident gehen soll, den Regierungsdirektor Dr. Weiß mit diesem fammenhang nicht gefunden worden. Die Ermittlungen sind aber fanden und sich seiner annahmen. noch feineswegs abgeschloffen und werden unter der Oberleitung des Posten zu betrauen; als Nachfolger in dem Amte des Chefs der Staatsanwaltschaftsrates Stargard fortgesetzt. Berliner Kriminalpolizei ift Oberregierungsrat Hagemann vor. gesehen. Wie wir dazu hören, eilt diese Meldung insofern den Tat: Eine Schule für Landkraftführer. fachen voraus, als ein Beschluß des preußischen Kabinetis noch nicht vorliegt.
einem eisernen Ofen, der hinter einem Holzverschlag steht, entstanden. Hier stellen die Aerzte außer den Berlegungen am Gesicht auch einen Die Potsdamer Brandstiftungen.
*) Der Verfasser dieses Artikels wurde im Jahre 1922 wegen der Zugehörigkeit zum sozialdemokratifchen Jugendverband verhaftet, befand sich drei Jahre in verschiedenen Gefängnissen, darunter zwei Jahre auf den Solowegtiinfeln, fiüdhytete nach der Ueberführung nach dem Kontinent und entfam nach dem Auslande,
Unter dem Namen Deutsche Landkraftführerschulen Deula fraft G. m. b. 5.", Siz 3eefen bei Königswusterhausen, ist, wie das Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft mitteilt, eine Schule zur landwirtschaftlichen Ausbildung von Schlepper. und Motorpflugführern ins Leben gerufen worden. Lehrgebäude und Lehrgelände liegen im Bereich des ehemaligen Schütte- Lanz - Werkes Beefen bei Königswusterhausen. Die Schüler fönnen nach Wunsch mit voller oder halber Pension aufgenommen werden und neben
Die Bestattung unseres Genoffen Stadtrat a. D. Mag Sedelsohn fand am Dienstag vormittag in Weißensee unter großer Beteiligung ftatt. Bahlreiche Kranzspenden, besonders von der Filmindustrie, schmückten die Halle. Der Magistrat hatte einen großen Lorbeertranz mit den Stadtfarben geschickt und ließ sich durch die Stadträtin Genoffin Wenl vertreten. rätin Genoffin Weŋl vertreten. Die Gedächtnisrede hielt Oberrabbiner Dr. Friedings, der den Idealismus und die große Hilfsbereitschaft des Verstorbenen zeichnete. Ergreifend war es, als der Geistliche Säße aus einem vor Jahren niedergeschriebenen legten Willen vorlas, die ein ft artes Betenntnis zum Sozialis. mus und zum Weltfrieden waren. Chorgesang hatte die Feier eröffnet und schloß sie auch.