Sonnabend
5. Februar 1927
Wiſſen
Unterhaltung und Wissen
Der letzte Sieg.
Bon Erwin Frehe.
Als Klaus in jener Nacht aus dem Dunkel des Lichtspieltheaters hinaustrat in den dämmrigen Großstandtabend, taumelte er wie betrunken an den nächsten Kandelaber, lehnte seine Stirn an das regennasse Eisen und sah sie noch einmal...
Hatte es noch Sinn, zu leben?
O, Kamilla, bist du schön, mit deinen diden, blonden Zöpfen, mit deinen tiefen, rätselbraunen Augen, deinem Lachen, Lächeln Aber während ihm das Geficht dieses Mädchens tlar und stolz er. fchien, so wie sie eben im schwarzen Raum auf ihn geblidt hatte, gestand es sich, daß es nicht das Weib war, das ihn in solche zitternde Erregung verfekte. Wie war das doch?. Er tam zur neuen Aufführung, fachlich, nüchtern, ja um über die Leere des Abends hinwegzukommen. Und jezt wühlten seine aufgescheuchten Hoffnun gen, seine ungebändigten Gesichte in ihm, von denen er geglaubt hatte, daß fie längst verendet wären im teuflischen Tag, der zwischen dem tahlen Mietszimmer und dem Kontorschemmel verging.
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Am Ziel der Wünsche.
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Bellage des Vorwärts
Bie jäh aufgerüttelte Bisionen durchstürmten ihn die vielen Bilder seiner früheren Reisen. Plöglich ritt er wieder mit dem felbft gefangenen, fchedigen Mustang am Rande des riesigen Urwaldes hin, ritt durch pfadlose Pisangwälder, über vertrocknete Hochebenen, an deren Horizonten sich neue Didichte türmten, wilder und noch schredlicher, bis sich der üppige, strogende Bald lichtet und von allen Seiten die Südsee gegen ihn anwogte. Ja, damals auf dem Koralleneiland er spürte den zarten Griff des braunen Mädchens, das ihn nachts wedte und hinausführte unter den glizernden, sprühenden Sternnachthimmel Wie sie ihn dann durch Der Volksparteiler:„ Wenn ich nur wüßte: hab' ich dies Resultat eigentlich gewollt oder nicht gewollt?" die Bagune ruderte und draußen die Insel blühte hinter ihnen wie ein Traumgestade still anblickte und sie sich vermählten unter den filbernen Sterngürteln... Doch dann stand er wieder allein in bengalischer Wildnis, im Tropenhelm, und sah, wie der Königstiger langsam auf ihn zuschritt. Doch ehe er anlegen konnte, braufte der afrikanische Sambesi schwarz neben ihm auf und er lag mit feinen meguntundigen, verzweifelten Negern unter den hohen Mammutstämmen. Wie da plötzlich ganz ferne Trommelfignale zu hören waren und die unerwartete Rettung sie alle in einen orgiaftischen Rausch verfette, der fie mie Rinder tollen und tanzen ließ.. Das Feuer warf seinen roten Brand auf den gurgeinden, schlammigen Fluß
Das alles hatte aus mitgemacht, oben, in seiner Stube mit den weißen Wänden, die sich ausweiten konnten zu Steppen, Ozeanen, Bergwäldern, die auch nicht verhinderten, daß das ge. schweifte Land der Milchstraße über seine Zimmerdede hinzog... Am legten Ende dieser Erlebniskette fühlte er die großen Augen Kamillas auf sich gerichtet.
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Seine Stirn von dem falten Eisen des Randelabers abhebend, drehte er fich müde um und fah, wie vor dem Bilde der gefeierten Schauspielerin bas unter einem Glaskasten ruhte ein Freund ben ihm stand, ein Gefährte der Arbeit, der täglichen Fron. Etwas wie Feindschaft stürzte in ihm hoch aber der andere begrüßte ihn freundschaftlich, freudig redend, schwieg jedoch eine Gefunde erstaunt, als er den wehen Blick Klaus' nach jenem Bilde sah... Auch du! Laß nur ich fenne das: aber es ist Täuschung und Illufion, Klaus! Alles ist Schminke, Lippenstift und Glyzerin! Baftanol und Samtcreme, noch ein Strich über die Augenbrauen! Mann, willst du dich megen eines Trugwertes zerreißen?"
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Mas alles verklärter Schein? Da sah Klaus, was er bis jetzt nie glauben wollte, fah, wie auf den westindischen Inseln feine braunen Brüder und Schwestern mit amerikanischen Regenschirmen spazierten, mit billigsten Rattunstoffen pruntten und Branntwein foffen; schaute, wie von den Hafenstädten aus die Luftfeuche zu ihnen fam, wie sie statt ihres uralten Grußes: Ich liebe dich!" dem Fremden Flüche nachsandten, erblickte aber auch, wie fußballspielende Eingeborene die Anerkennung der Weißen errangen und die fagenhaften Rothäute mit 3ylinder und Ordensband vom Präsidenten des Landes empfangen wurden...
Da, in dieser wirbelnden, chaotischen Zeitspanne erhob er sich über die Trümmer feiner verhöhnten Träume. Er riß den Freund zurüd, stellte sich vor das Bild der schönen Frau und spie ihr mild ins Gesicht, ſpie auf schimmernde Korallenbänke, azurne Meere, auf purpurne Sonnenaufgänge und orangene Dämmerstunden, auf Pampas, Pferde, Mädchen und zuletzt auf zwei große Augen... Ledig aller Trunkenheiten, frei von allen Sehnsüchten verschwor fich Klaus dem Alltag, wurde Bahl, Maschine, bewußter Berächter der Ferne. Dachte er aber an jenen Abend zurüd, so glaubte er ein Schlachtfeld zu schauen, auf dem er als einziger Sieger triumphierte.
Neue Wege zur Staatserziehung.
Seit dem Einzuge der Jugendbewegung in unsere höheren Schulen ist der Kampf um eine Neugestaltung der deutschen Erziehung nicht wieder zur Ruhe gelommen. An die Stelle der alten Lern und Obrigkeitsschule tritt in zähem Ringen mit der Beharrungstendenz weiter Kreise aus dem Lager der Lehrer und Eltern die Arbeits- und Staatsbürgerschulung. Noch sind die Wege nicht völlig frei. Die Richtlinien des preußischen Unterrichtsministeriums für den Umbau der höheren Schulen weisen wohl schon hinüber ins neue Land, wagen aber noch feine befreiende Tat gegen über der erdrückenden Fülle des Wissensstoffes, deisen mechanische Aneignung einst behördlich gewünschtes oberstes Ziel war. Um so begrüßenswerter ist der Mut einzelner Schulen, mit ihren Lehrein und Schülern aus altgewohnten Gleisen herauszukommen und Neues zu beginnen.
Die allgemeine Durchführung der monatlichen Klassenwanderungen ließ in Großstadtschulen den Wunsch nach einem eigenen Schullandheim laut werden, einem Heim, das womöglich geeignet mar, eine Klaffe für mehrere Tage oder Wochen zu beherbergen. Man dachte zunächst an gemeinsame Ferienunternehmungen von Lehrern und Schülern. Das im Aufbau der Frankfurter Goethe Schule entsprechende Berliner Grunewald- Gymnasium tat einen weiteren Schritt, dem andere Schulen folgten. Es erwarb mit Hilfe seiner leistungsfähigen Elternschaft ein Gartengrundstück nebst geeigneten Baulichkeiten in Werder . Während der Sommer monate werden dorthin in regelmäßigen Abständen einzelne Klassen verlegt und unterrichtet. Soweit der Fachunterrichtsbedarf nicht durch die in Begleitung der Jungen hinausziehenden zwei Lehrer gedeckt werden kann, werden Nachmittagsstunden abgehalten, tie durch andere aus Berlin herauskommende Mitglieder des Kollegiums wahrgenommen werden. Der Landheimaufenthalt dauert im allgemeinen nur 14 Tage, eine für Zwecke der Gemeinschaftserziehung und der Erholung wohl nicht ausreichende Zeit. Auch die
Dringend zu wünschen wäre aber, daß dieses pädagogische Neuland für alle Großstadtschulen gewonnen würde. Daß nicht nur die beffer situierten Böglinge der höheren Schulen, sondern auch die großen Massen der Bolksschüler an seinen Segnungen teilnehmen tönnten.
Einzelherausnahme einer Klasse in ländliche Umgebung erscheint als| lichen Gesellschaft. Das kann die schönste Klaffengemeinschaft nicht halbe Maßnahme, wenn man bedenkt, daß durch ein Zusammen- vermitteln. Hier hilft nur das Deffnen vertikaler Bindungen voran, leben mit den Lehrern und im Kreise gleichaltriger Rameraden die den alten horizontalen Schulbau treuzen. Das Leben im Landwohl einige, aber längst nicht alle Möglichkeiten gemeinschaftlicher Schulheim fann uns folchem Ziele näher bringen. Erziehung erschloffen werden können. Vielmehr besteht sogar die Gefahr, daß durch eine stärkere Pflege des Klaffengeistes die an fich schon geringe Neigung zum Erfassen der Schule als eines sozialen Körpers weiter verringert wird. Eine unerwünschtere Auswirkung läßt sich taum denten. Unsere höhere Schule leidet an fich schon in ihrer erzieherischen Arbeit allzusehr unter ihrer vor. läufig faum entbehrlichen vertikalen Klaffengliederung. Das Gefühl der Berpflichtung jüngeren Kameraden gegenüber bleibt meist ungeweckt, und mit ihm fehlt Tausenden unserer Abiturienten die Bindung an den Staat als äußere Form eines lebendigen Organis mus. Dem läßt sich nur abhelfen, wenn Schullandheime geschaffen werden, in denen die gleichzeitige Aufnahme verschiedener Schuljahrgänge einer Anstalt möglich ist.
fann, als erste preußische Schule überhaupt, versuchte das unter Als erstes Berliner Gymnasium und, soweit der Berfaffer sehen Leitung von Professor Dr. Paul Hildebrandt stehende Luisen. städtische Gymnasium den Weg zum großen Schulland heim. Ein städtisches Bachtgut in Berpenschleuse am Finowfanal beherbergte fechs feiner Klassen: Brimen, Sefunden, Tertien und eine Serta. Zwei Schlaffäle für je sechzig Jungen, ein Tagesraum, mehrere Klassenzimmer und Waschräume wurden von der Stadt Berlin in einem Speichergebäude hergerichtet. Ein ehemaliger Bferdeſtall nahm den Ehsaal und die mit großen Kochkesseln versehene Küche auf. Die fünf ständig anwesenden Lehrer waren zum größten Teil mit den Jungen zusammen untergebracht. Nur zwei wohnten im ehemaligen Inspektorhaus, dessen größtes Zimmer auch für Unterrichtszwecke verwandt werden kann. Die geschlossenen Räume wurden freilich außerhalb der Ruhezeiten nur bei schlechtem Better benugt. Bon 6½ Uhr an, wenn der Wedruf zum Morgenlauf und zu gemeinsamen Atemübungen vor dem Waschen und Bettenrichten ertönte, bis lange nach der Abendmahlzeit waren Lehrer und Schüler ständig beieinander. Die Unterrichtsstunden begannen nach dem Frühſtüd um 8 Uhr und dauerten ohne Baufen bis 11 Uhr. Sobald das zweite Frühstück vorüber war, zogen alle Landheimbewohner ins benachbarte, dem Kreise gehörige Luft, Wasser und Sonnenbad. Eine Stunde Bettruhe als Pflicht für fämtliche Schüler leitete den Nachmittag ein, der den Primanern und Sekundanern noch ein bis zwei Stunden Unterricht brachte, namentlich an zwei Wochentagen, an denen einige Herren des Kolle. giums aus Berlin tamen, um den Fachstundenplan zu ergänzen. Die Jüngeren hatten Gelegenheit zu Spiel und Sport. Handwerks gruppen fertigten Gebrauchsgegenstände für die erst notdürftig eingerichteten Heimräume oder besserten die Bege. Ein naturgeschicht licher Wettbewerb hielt die Botaniker und Zoologen in Atem. Feft. ausschüsse bereiteten den feierlichen Empfang der Eltern vor, deren Besuch am legten Sonntag des auf drei Wochen berechneten Schulheimaufenthalts erfolgte. Eigentätigkeit, Schülerfelbstverwaltung find Ziele, auf die man durch Schulgemeindebesprechungen und Aussprachelreise verschiedenster Art hinstrebt. Wenn es gelingt, diesen neuen Zweig erzieherischer Arbeit zu einer Dauereinrichtung werden zu lassen, wird der Geist der Schulgemeinde auch drinnen in der Großstadt lebendig werden.
Der Schwierigkeiten gibt es auf der neuen Bahn naturgemäß viele. Sie liegen zunächst im Wirtschaftlichen . Jeder Schüler hat für Unterbringung und reichliche, gute Verpflegung täglich 1,50 n. zu bezahlen. Das macht in drei Wochen den Gesamtbetrag von 31,50 m. aus, für Eltern im armen Berliner Norden teine unerhebliche Summe. Rateneinzahlung und besondere Spenden suchen alle Hindernisse aus dem Wege zu räumen, damit die Klassen pollzählig hinausverlegt werden tönnen. Sonst würde ein weiteres Hemmnis, die Umgestaltung des Stundenplanes, für die zurüdbleibenden Klassen allzu groß werden. Vielleicht ist es schon um dieser Aenderungen willen ratsam, späterhin die Landheim aufenthaltszeit auf einen vollen Monat oder auf ein Bierteljahr auszudehnen, damit Lehrer- und Stundenwechsel nicht alle drei Wochen eintreten. Vier Wochen Landheimarbeit bedeutet auch für den beteiligten Lehrer eine besondere Anspannung. Er wird auf manche Sonderinteressen, auf persönliche Bequemlichkeiten und auf fast jede freie Zeit verzichten müssen, um eines Zieles willen, das höher als das bisherige liegt.
Denn schon die ersten Tage im Heim zeigen mit erschreckender Deutlichkeit, wie unsicher das foziale Empfinden der meisten Jungen ist. Nur einige mwenige, meist in Bünden der Jugendbewegung ge Schult, begreifen sofort, was es bedeutet, wenn je drei Schüler der oberen, mittleren und unteren Klassen Heimgruppen zu bilden haben. Die Betten dieser Gruppen stehen nebeneinander. Die Großen sollen den Kleinen beim Bettmachen, beim Waschen und Anziehen zur Hand gehen. Bei Tisch sizen sie zusammen, die Lehrer übrigens mitten unter ihnen, schon um den Gutsverwalter nicht in die Bersuchung einer besonderen Offiziersverpflegung" zu führen. Freizeit und Abendstunden finden immer wieder alt und jung bei einander. Wie wenige sind an solche Verpflichtungen gewöhnt. Jen feits der Gutsmauern lockt der Wald, lockt die unentwegten Groß: städter auch das. Wirtshaus. Alles könnte man schrankenlos„ genießen", wenn man nicht Jüngeren ein Vorbild zu sein hätte, nicht allmählich hineinwüchse in eine Mittelstellung zwischen den Lehrern und dem Volf der Jüngsten! So spürt wohl mancher zum erstenmal den Geist gesunder Bindung im Rahmen der werdenden mensch
Alle Schuld rächt sich auf Erden.
Bon Hubert 2astari.
der belebtesten Gegenden des Berliner Zentrums ein älterer, gutgeAn einem der letzten regenreichen Abende redete mich in einer fleideter, offenbar den besseren Ständen angehörender Herr an und bat mich mit einem Tonfall und einer Miene, denen deutlich eine verlegene Scham anzumerten war, ob ich ihm wohl mit 15 Pfennig aushelfen tönnte. Er wolle mit der Straßenbahn nach seiner Bohnung in einem füdwestlichen Vorort fahren und habe soeben zu seinem Schrecken festgestellt, daß er sein Portemonnaie vergessen habe.
Einen Augenblid blieb ich verdußt stehen. Man wird ja so oft in manchmal merkwürdigen Formen angebettelt, aber diese Anfrage war doch in ihrer Mischung von Offenheit und Verschämtheit so originell, daß man sie schon ernst nehmen tonnte. Der Herr machte in seinem ganzen Auftreten einen gewiß glaubwürdigen und teilnahmebedürftigen Eindrud. So fonnte ich mich nicht gleich entschließen, ob ich der Bitte willfahren oder den Herrn für einen Schwindler halten und ihn abweisen sollte.
Da tauchte bligartig eine Erinnerung in mir auf. Bor etwa 18 Jahren hatte ich ein sehr vergnügtes Sommersemester in einer mitteldeutschen Universitätsstadt hinter mir und wollte mich im Anschluß daran mit meinen Eltern in einem Thüringer Kurort au einem mehrwöchigen Ferienaufenthalt treffen. Mit meinem Reisegeld hatte ich in den letzten Tagen bis zu meiner Abreise so gewirtschaftet, daß ich nach meiner Berechnung gerade noch knapp ans Ziel gelangen fonnte. Am Morgen der Abfahrt nahm ich mir für den Transport meines Reisegepäds eine Droschte und fuhr nach dem Bahnhof. Der Kutscher, dem ich zunächst auf Heller und Pfennig den Betrag aushändigte, ben die Tage anzeigte, polterte mich an, daß er doch wohl auch ein Trinkgeld dafür zu beanspruchen hätte, daß er meine Koffer aus dem zweiten Stodwert auf die Straße hinuntergetragen hätte. Mit einem leisen inneren Erschauern gab ich ihm noch fünfzig Bfennige. Dann löfte ich mir eine Fahrtorte und gab mein Gepad auf. Als ich aber das Gepäd bezahlen sollte, ftellte ich zu meinem Schrecken fest, daß mir zehn Pfennige fehlten. Was tun? Ich mußte sofort zehn Pfennige beschaffen oder ich konnte nicht abfahren. Da sah ich, wie ein eleganter Herr ein Zwanzigmart stück auf das Zahlbrett des Fahrtartenschalters legte, sich eine Fahrfarte zweiter Klaffe geben ließ und das zurüderhaltene Geld lose in die Tasche steckte. Schnell entschlossen trat ich an den Herrn heran und bat ihn sehr gedrückt, mir zehn Pfennige zu leihen. Das dumme, in diesem Falle ganz unsinnige Wort„ leihen" ist mir heute noch deutlich im Gedächtnis. Der Herr gab mir ohne Umschweife zehn Pfennige und ich fonnte erleichtert mein Gepäd bezahlen und meinen Bug besteigen.
Die Erinnerung an dies Erlebnis entschied mein Verhalten gegenüber dem Herrn, der mich um 15 Pfennige für die Straßenbahn gebeten hatte. Es fonnte immerhin möglich sein, daß der Herr fich in einer ähnlichen Verlegenheit befand wie ich seinerzeit. Für mich stand es jedenfalls fest: Hier werden endlich die seinerzeit geliehenen" zehn Pfennige mit Zinsen von dir zurückverlangt. Mit einer gewissen Haft zog ich mein Bortemonnaie, gab dem Herrn mit einigen freundlich begütigenden Worten 15 Pfennige und entzog mich schnell den freudigen Dankesworten, die hinter mir her. flangen.
Reflame auf Grabsteinen. In Amerika heiligt, wenn es um Reflame geht, der 3med alle Mittel und man schreckt selbst nicht davor zurüd, die Grabdenkmäler der Geschäftspropaganda dienstbar zu machen. So lieft man beispielsweise auf dem Kirchhof von Long Jsland auf einem Leichenstein die Inschrift: Unter diesem Stein schläft Annie Hankins den ewigen Schlaf. Sie starb elend, nachdem fie ihre Schönheit verloren hatte. Sie würde sie aber sicher heute noch befizen, wenn sie jeden Abend die Seifencreme von Carton u. Sons benüßt hätte." Eine andere Inschrift lautet: ,, Unter diesem Stein wird eines Tages John Bernestan von der Firma Bernestan u. Chapla ruhen, der bekannten Drogenhandlung, die er heute noch in voller Lebenskraft leitet." Und auf den Mauern des Krematoriums liest man die Ankündigung: Wenn Ihr noch lange Zeit diesem Drt fern bleiben wollt, so müßt Ihr täglich Euern Salat mit dem Effig Red Bill" anrichten.
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Der älteste Füllfederhalter wurde im Jahre 1806 in Wien hergestellt. Er diente dem Zweck, den Blinden das Schreiben mit der Hand, ohne die Notwendigkeit des Eintauchens der Feder, zu ermöglichen. In ihm wurde eine dickflüssige Tinte verwandt, die kurz nach dem Schreiben erstarrte und das Fühlen der Schrift ermöglichte. Dieser erste Vorgänger des modernen Füllfederhalters befindet sich in dem Museum der staatlichen Blindenanstalt in Berlin - Steglig Rothenburgstr. 14, das viele andere, für jedermann intereſſante Merkwürdigkeiten enthält.