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Das Zentrum wolle einen Zustand der sozialen Ordnung, in| vorzulesen: Die neue Regierung Rapp hat mit der alten Regierung| frist. Man kann durchaus der Meinung sein, daß auch die dem sich der einzelne wie die Familie wohlfühle und der Aufstieg der arbeitenden Massen gefördert werden. Politische Freiheiten hätten wir schon, dazu müsse der Ausbau der Sozialpoli= tif kommen. Die Gewerkschaften hätten die Aufgabe, die Kräfte der Arbeiterschaft zu schulen. Das Zentrum sei für organische Ent­midlung, und daher sei es gleich, ob es in dieser Koalition drin sei oder nicht. Die Staatspolitif jei jahrzehntelang auf allen Gebieten antijozial gewefen; bas dürfe sich jetzt nicht wiederholen. Das Ben­trum sei nicht umgefallen, indem es sich an der gegenwärtigen Roa­lition beteiligt habe, es werde auch künftig seine bisherige Politik fortfeßen.( Bravo  ! beim Zentrum.)

Abg. Stöder( Romm.) vermißte es, daß der Innenminister v. Reudell auf die gegen ihn gerichteten Angriffe noch nicht ge­antwortet habe. Nach längeren außen- und sozialpolitischen Darlegungen tommt der Redner auf den neuen Innenminister v. Keudell zu sprechen, der gestern alles, was Landsberg   gegen ihn vorgebracht, have zugeben müssen. Die Berufung v. Keudells auf seine vor­gesezte Behörde sei nur eine Ausrede; wenn etwa die sagenhafte Rote Armee   von Bäckerid das Regierungspräsidium in Frankfurt  a. d. Oder besetzt und von dort aus den Landräten bestimmte Wei­jungen gegeben hätte, wer glaubt, daß v. Reudell solche Weisungen befolgt hätte?

Will Keudell jetzt leugnen, daß er noch im Sommer 1924 auf seinem Gute eine zu militärischen Zweden einquartierte Abteilung der Olympia  " ein bis zwei Monate lang beherbergt hat, die unter Führung eines affiven, von der Gehlerschen Reichswehr beurlaubten Offiziers in allen Zweigen militärischer Tätigkeit ausgebildet worden ist?

Will er leugnen, daß der Führer der Olympia  ", Oberst v. Cud, wiederholt auf dem Keudellschen Gut während dieser militärischen Ausbildung erschienen ist, um sich persönlich von den Fortschritten zu überzeugen? Will er leugnen, daß Oberst v. Luck wiederholt Gast des Herrn v. Reudell gewesen ist? Vorsichtigerweise hat der neue Minister vorgezogen, sich zu verdrüden und nicht hier zu sein, sonst würde ich ihn noch erinnern an die Abschiebsrebe, die er nach Beendigung der militärischen Ausbildung an die Olympia  " gehalten hat, und in der er nach den üblichen Phrasen, daß das Bateríand wieder erstarten müsse usw., wörtlich gesagt hat: Wenn es wieder losgeht gegen den äußeren oder inneren Feind, dann gilt es auf dem Bosten zu sein und seinen Mann 3u ftellen."

Das ist der Geist des neuen Innenministers, und dem wird die Innenpolitit dieser Regierung und des faschistischen Junkers, der ihr Innenminister ist, entsprechen

Abg. Feder( völt.) vermißt an der Regierungserklärung den Hinweis auf die Maßnahmen, die für Rentner, Angestellte und Beamte zu treffen seien.

Abg. Landsberg( Soz.):

Minister v. Reudell wird noch einmal das Wort nehmen müssen, sei es auch nur um Mitteilungen, die ich zu machen habe, als richtig zuzugeben. Er hat es gestern so dargestellt, als ob er in der Zeit des Kapp- Putsches genau derselbe treue Beamte der Republif gemefen fei, wie er es jest nach feinem Ministereid fein muß, und daß er lediglich im Auftrag seiner vorgesetzten Behörde, des Regierungspräsidenten in Frankfurt   a. d. D. gewiffe Flugblätter zur Unterſtügung der Rapp- Diktatur habe verbreiten lassen. Nach den uns zugegangenen Informationen ist diese Darstellung un­

richtig:

vielmehr hat Landrat v. Kendell in der Zeit des Kapp- Putsches feiner weitgehenden Sympathie mit dem Unternehmen des Kapp durch die Tat und durch das Wort Ausdruck gegeben. ( Hört, hört! links.)

Die Flugblätter mit Berordnungen und Bekanntmachungen der Rapp- Regierung find im Kreise Königsberg i. d. Neumark amtlich verbreitet worden, die Berordnungen der rechtmäßigen Regierung aber nicht.( Burufe rechts: Die war doch aus gerückt!) Meines Biffens hat die Reichsregierung ihren Siz da mals nicht nach Doorn verlegt.( Sehr gut! links. Buruf rechts: Sie sind doch auch ausgerüdi.) Ich war damals in Brüffel. Die deutsche Regierung hatte damals den Generalstreit proflamiert zur Abwehr des Kapp- Butsches. Die deutschen   Be amten waren verpflichtet, den Anweisungen der deutschen   Re­gierung entsprechend zu handeln. Was aber hat Herr v. Reudell getan, als der Vertrauensmann des Deutschen Landarbeiterverbandes für den Generalftreit Propaganda machte? Ließ er diesen Mann zu einem Mühlenbefizer fommen, um ihm folgende Veröffentlichung

Ein Volksstück in Bilderbuch- Manier.

Das war gestern ein höchst dauerhafter Beifallssturm im Schiller Theater. Das Bublikum freute sich über das hand: feste Theater, das ihnen" Razzia", Berliner   Tragikomödie von Hans 3. Reh fisch, geliefert hatte. Die Pfeifer, die mit der derben Qualität der gebotenen dramatischen Kunst nicht einverstanden waren, befanden sich in hoffnungsloser Minorität.

Hans J. Rehsisch hat sich also entschlossen, da die vielfachen Hans J. Rehsisch hat sich also entschlossen, da die vielfachen mühseligen Versuche, eine neue dramatische Kunstform zu finden, bisher ergebnislos verlaufen sind, ein richtiges Volksstück mit den altbewährten naturalistischen Mitteln auf die Beine zu stellen. Er macht das, um wenigstens damit seine Verbundenheit mit der heu tigen Zeit zu demonstrieren, nach der neuerdings beliebten, von Revue und Film herstammenden Bilderbuchmethode.

Der Autor will ein großes soziales Problem aufrollen, indem er das trübe Schicksal einer Arbeiterfamilie schildert. Der sonst besonnene Fabritarbeiter und Parteifunktionär Jakob Rust gerät mit seinen wohlgeordneten Anschauungen außer Rand und Band, weil seine Frau, die einen kleinen Grünfamhandel betreibt, wegen einer Mogelei mit falschen Gewichten ins Untersuchungsgefängnis wandert. Er selbst ahnt zunächst nichts davon, daß seine Frau wirklich falsche Gewichtsstücke benutzt, sondern sieht im brutalen Vorgehen des Schußmannes einen Racheaft. Denn diesem Schutz­mann hat er furz vorher das Haus verboten, weil er seiner Tochter Lucie zu nahe getreten ist. Dann aber erfährt Rust  , daß seine Frau tatsächlich seit Jahren mogelt. Er ist darüber enifeßt, wie unmensch­lich die Gesetzesmaschinerie arbeitet. Aus geringfügigem Anlaß es handelt sich um ein paar Handvoll zu wenig verabfolgtem Spinat wird eine Existenz materiell und moralisch vernichtet. Es wächst sich daher in seinem Kopfe eine fire Idee fest: er will, allmählich von allem verlassen. woran er noch bis vor kurzem ge­glaubt hat, von sich aus die unmenschlichen Zustände ändern. Da er aber höchst zweifelhafte Mittel und Menschen für seine ideellen Ziele benutzt, so scheitert die proletarische Revolte noch bevor sie richtig angefangen hat.

An diesem Fiasko ist, das sehen wir im Verlauf der Bilderfolge, nicht der Fabritarbeiter Ruft, sondern die mangelhafte Initiative des Dichters schuld. Rehfisch hat sich offenbar vorgenommen, einen ganzen Kompler fozialer Fragen der Lösung näherzubringen. Er beginnt seine Komödie auch mit bewundernswürdigem Schwung. Nach dem fünften Bild war daher der begeisterte Applaus vollauf berechtigt. Für den zweiten Teil aber ist dem Autor der Atem aus. gegangen. Eine Handpoll Motive gehen wirr durcheinander: Mihael- Kohlhaas- Tragödie, Obdachlosenproblem, Klassenjustiz usw. - der Zuschauer hat das unangenehme Gefühl, daß Rehfisch, um Effte zu haschen, ein Problem fünstlich auf das andere padt, ohne die Kraft zu besitzen, von sich aus etwas zur Lösung beizutragen. Mit ehmut denkt man an Hauptmanns Ratten". Es gibt mehr

eine Einigung erzielt, und ergänzt sie", der Vertrauensmann des Land­arbeiterverbandes soll sich nun in das unvermeidliche Schicksal fügen, wie er, nämlich Herr v. Keudell das am 9. November 1918 getan habe? ( Große Heiterfeit.) Wenn der Vertrauensmann weiter für den Ge­neralstreit tätig sei, so werbe der Landrat v. Keudell ihn in Schutz haft nehmen müssen.( Stürmisches Hört! Hört!) Die Darstellung des Herrn v. Keudell, daß die Brüde nur mit Gendarmen befeßt wor­den fei, ist falsch. Tatsächlich waren an der Besetzung Zivilisten be­teiligt, d. h. Rappiften. Herr v. Keudell hat auch noch in anderen Fällen die Beteiligurg an dem von der Regierung angeordneten Generalftreit gegen die Rapp- Regierung zu verhindern gesucht. Aus diesen Tatsachen geht hervor, daß Herr v. Keudell die Bekanntmachungen der Kapp Regierung veranlaßt hat, dagegen die Bekannt­machungen der Reichsregierung von ihm nicht veröffentlicht wor­den sind, und daß er die Maßnahmen, die die verfassurgsmäßige Reichsregierung angeordnet hat, um die Rapp- Regierung niederzu werfen, zu vereiteln gesucht hat. Zu diesem Punkte wird sich Herr v. Keudell hoffentlich noch äußern. Als Präsident Löbe nunmehr mitteilt, daß weitere Wort­meldungen nicht vorliegen, entsteht im Hause ein Sturm der Entrust ung. Gleich darauf teilt der Präsident mit, daß Herr v. Reudell sich jetzt zum Worte gemeldet habe. Er habe das nicht früher getan, weil er glaubte, daß die Rednerliste noch nicht ab geschlossen sei.

Innenminister v. Keudell

zu ent­

beruft sich auf seine gestrigen Ausführungen, wonach er vom Re­gierungspräsidenten den Auftrag befommen habe, den Weisungen des Militärbefehlshabers sprechen. Ihm sei nichts davon bekannt gewesen, daß von der Regierung der Generalstreit proflamiert worden sei. Auf Anordnung des Kommandos von Küstrin   habe er dem Generalstreit entgegenwirten müssen. Herr v. Keudell behauptet weiter, daß er die Brücke zum Schutz gegen kommunistische Horden aus Eberswalde   habe besetzen lassen müssen.

Er gab zu, daß an der Brüde nicht nur Gendarmen standen, fondern auch zwei Zivilisten. Zu der kommunistischen   Interpellation, monach auf seirem Gute die Diympia beherbergt worden sei, erklärt er, das jei 1924 gewesen, als die Olympia   in Breußen noch nicht verboten gewesen sei. Damals hate fich tatsächlich ein Ferienlager der Olympia bei ihm aufgehalten, Abg. Höllein( Romm.) ruft: Ihre Stirn, Ihre Stirn möchte ich haben.( Stürmische Heiterkeit.) Der Minifter erklärt zum Schluß, daß der Vertrauensmann Saffe, auf den fich Abg. Landsberg geftügt habe, unglaubwürdig fei

Nach der Feststellung seiner Rappistentätigkeit im Reichs­tage hätte man erwarten dürfen, daß der hauptsächlich zur Wahrung der Verfassung berufene Reichsinnenminister die Erklärung abgäbe, er hätte unter dem Eindrud der Rapp­rebellion zwar eine politische Dummheit gemacht, habe sich jedoch inzwischen überzeugt, daß die Republik   die einzig mögliche Staatsform sei und aus diesem Grunde seine politische Auffassung geändert. In solchem Falle hätte man mii. dernde Umstände bewilligen und die Haltung des Landrats v. Keudell auf mangelnde politie Urteilsfähigkeit zurüdführen fönnen. Aber es geschah nichts von alledem. Vielmehr erklärte Keudell  , daß er auch in 3utunft unter ähnlichen Umständen die gleiche Haltung einnehmen werde!

Das ist eine vielleicht unbeholfene Ausrede, die jedoch alle Möglichkeiten für die Zukunft offen läßt. Der Reichsminister des Innern hat ganz besonders die Auf­gabe, gegenüber Länderbehörden die Innehaltung ber Reichsverfassung zu überwachen. Er gerade ist be­rufen, den von ihm abgelegten Berfaffungseid außer­ordentlich peinlich zu beachten. Welches Maß von Vertrauen, außer der parteimäßigen Abstimmung im Reichstag, will aber dieser Reichsinnenminister für sich in Anspruch nehmen, wenn er, nachdem er schon einmal die Verfassung und seine Ver­pflichtung gebrochen und mit den Butschiften gemeinsame Sache gemacht hat, nun ausdrücklich die Wiederholung eines solchen Berhaltens in Aussicht stellt?

Zweifellos gibt es für alle Sünden auch eine Verjährungs­

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Sünden der Kappisten einmal verjähren und daß man wert­volle Kräfte nicht nur deshalb dauernd ausschalten solle, weil fle in unruhigen Zeiten sich auf die falsche Seite geschlagen haben. Aber um zu diesem milden Urteil zu kommen, müßte man bei den in Frage kommenden Personen doch auch eine äußerlich erfennbare Wandlung feststellen fönnen. Wo ist diese Wandlung bei dem Kapp- Landrat Keudell   in die Erscheinung getreten? Ist es nicht richtig, daß er noch bis zum Ende seiner Tätigkeit als Deichhauptmann in feinem Bezirke 1923- sich immer noch als König­licher Landrat a. D." bezeichnete? Paßt diese ge­wollte hervorkehrung seiner monarchischen Tradition zu dem Amt des Hüters der Reichsverfassung? In feinem anderen Lande der Welt wäre es möglich, daß ein politisch so belasteter Mann wie Keudell in ein so verantwortliches Amt wie das eines Reichsministers berufen oder ihm gar die besondere Ueberwachung der Innehaltung aller Verfassungsbestimmungen übertragen würde. nach dem abgefägten Böllischen Graef   der Rappist Keudell in das Reichskabinett berufen wurde, so verstärkt das nur noch das ohnehin in reichstem Maße vorhandene Miß­trauen der Sozialdemokratie und aller republikanisch ge= sinnten Kreise gegen dieses Ministerium des Besitzbürger­blocks!

Nicht vom König reden!

Sagt Bethlen.

Wenn

Budapest  , 5. Februar.  ( WIB.) Bei der Beratung des Geſetz­entwurfes über die wirksamere Kontrolle der Gemeindehaushalte Derwahrte fich Ministerpräsident Graf Bethlen in entschiedenster Form gegen die in einigen Blättern erschienene Nachricht, als ob er die Munizipien durch die Kontrolle in Fesseln schlagen wolle, um die Königsfrage feinerseits überraschenderweise lösen zu fönnen. Er erklärte, er wünsche sich mit der Königsfrage nicht 3u befaffen. Er fönne nichts dafür, wenn diese Unterstellung von Zeit zu Zeit wieder auftauche, da er die fige Idee einiger Tolltöpfe nicht verhindern fönne, daß sie mit ihren firen Ideen hervortreten.

Herr Escherich, der Orgeschmann, war dieser Tage in Wien  , wo er geredet hat, und in Budapest  , wo ihn die Hauptreaktionäre empfingen und feierten. Sollte Bethlen etwa gar den Drgeschmann unter die Tollföpfe rechnen?

Die Genfer   Strafe für die Ohrfeige, die Just h dem Bethlen zugeleitet hat, ist rechtsträftig geworden.

Schanghai   gefallen?

Eine unbestätigte Meldung.

Einige Berliner   Morgenblätter veröffentlichen ein Telegramm einer angeblichen Chinesischen Nachrichtenagentur", wonach Shanghai   mit Hilfe der Schanghaier Bürgerwehr von der weiß­gardistischen Armee Tschuan Fengs gesäubert und im Namen der füdchinesischen Revolutionsregierung befeßt worden". Die Ausdrucks­weise dieser Meldung verrät ihren fommunistischen Ursprung. Was ihren Inhalt angeht, so handelt es sich nicht um eine Einnahme Shanghais   durch die Truppen der Nationalarmee, die nach den lebten Meldungen den Vormarsch gegen Schanghat erst begonnen hat, sondern um einen örtlichen Aufstand. Aber selbst hierüber liegen keinerlei Bestätigungen vor.

Einkehr gehalten hat die deutschösterreichische Bundesregierung; nachdem sie letzthin einen ungarischen Revolutionär auf Diebstahls­beschuldigung ausgeliefert hatte( obwohl er sich die Pulsadern auf­schnitt), der Mann aber trotz ungarischer Freisprechung dann interniert wurde, hat sie jetzt die Auslieferung des ungarischen Kommunisten Franz Brandel trog Mord- und Raubanklage a b gelehnt, da er diese angeblichen Berbrechen in der Rätezeit wider Gegenrevolutionäre begangen habe, fie also wahrscheinlich | politischer Natur seien.

N

der Straße ringt ein friegsverlegter Arbeitsloser mit dem Tode, und ein achtjähriger Knabe, der einzige Sohn eines Arbeiters, liegt, fich, teils schwer, teils leichter verlegt, davon. Der Kriegsinvalide mitten ins Herz getroffen, im Staube. Sieben Arbeiter schleppen stirbt, ehe ihm Hilfe gebracht werden kann.

als einen Berührungspunkt mit dieser Berliner   Tragikomödie. Nur| vergitterten Fenstern Schüsse, die wehrlose Menge flieht, aber auf daß in den Ratten" das Motiv für die Schicksalstragödie innerlich menschlich empfunden ist, während in" Razzia" die Bühnenfiguren reden auch eine recht unechte Sprache. Er glupscht mir immer uff manchmal nur literarisch aufgezäumte Attrappen vorstellen. Sie den Beene, daß man sich schämen mecht, welche zu haben." So geschwollen redet keine Berlinerin.

So unecht wie die Mehrzahl der Szenen wirten auch Bir Hans Bühnenbilder und eine ganze Anzahl der von Karl- Heinz martin ins schleppende Tau genommenen Darsteller. Der Re­giffeur hat zwar prominente Schauspieler beschäftigt, nur daß sie nicht immer zu ihrer Rolle paßten. Gerda Müller   wirkt als in die Gesetzesmaschine geratene Grünfamfrau von der ersten bis zur legten Szene hölzern, und Paul Graetz   spielt mit bid aufgetrage­nen, auf äußerliche Wirkung erpichten Mitteln. Dagegen bietet Paul Bildt   als Hochstapler mit dem goldenen Herzen und Erich Rieme Kayler als der aus der Bahn geworfene Fabritarbeiter Ruft. als pflichttreuer Schußmann reinen Genuß, ebenso wie Friedrich Till Klotow fand sich nach einigen Verkrampftheiten bald in ihre höchst unwahrscheinliche Rolle, und unter den vielen Neben figuren taten sich Mar Pohl als jüdischer Pferdehändler und Rosa Bategg als handfestes, durchaus ins Leben passendes Fischweib Ernst Degener.

hervor.

15 Minuten Arbeitsruhe! Aus Wien   wird uns geschrieben: mast des Volkshauses steigt die schwarze Trauerfahne empor. Schaurig heulen die Sirenen der Fabriken... Am Fahnen. Was ist geschehen? Wie ein Lauffeuer fliegt es von Mund zu Munde und löst auf allen Gesichtern Entsetzen aus. Noch will es niemand recht glauben, da kommen die Zeitungen, Gruppen bilden sich, stehen und lesen atemlos... schweigen lefen wieder, dann verzerren sich die Gesichter, und ein einziger Ruf aus hunderten Rehlen: Arbeitermörder!"

fleines, fruchtbares Land, dessen überwiegende Bevölkerung aus Eine schwache Bahnstunde von Bien liegt das Burgenland  , ein Burgenlandes an Desterreich hatten sie ein hartes Los unter dem Land- und Industriearbeitern besteht. Bor dem Anschluß des Horthy   Regime Ungarns  , und noch heute werden fie terrorisiert von den schwarz- gelben Frontkämpfern diesseits und den monarchistischen Magyaronen jenseits der ungarischen Grenze. Bon Tag zu Tag, von Woche zu Woche wird das Treiben diefer Landesverräter, die ein teues Regime des Hauses Habsburg   herbeiführen wollen, unerträg licher. Die feritele österreichische Regierung läßt das Treiben ge= chehen und schüßt es noch.

Die sozialdemokratische Arbeiterschaft in dem fleinen Ort Schattendorf   hat eine Versammlung einberufen. Da sind Männer und Frauen und Kinder im geschloffenen Zuge, der zum Versamm lungslokal zieht. Alle sind unbewaffnet. Als der Zug vor einem Gasthaus vorüberzieht, dessen Wirt allgemein als Magyarone be tannt ist, rufen einige: Horthy  - Knechte!" Da frachen aus den

Die Mörder fliehen über die Grenze, und andere versteckt der Pfarrer in der Kirche! Im ganzen Rayon find nur zwei Gendarme anwesend, aber gleich drüben über der Grenze stehen die Banden der Magyarcnen schwer bewaffnet und im eigenen Lande die schwarz- gelben Landesverräter und lauern auf den günstigen Augenblic, das Burgenland   wieder unter Ungarn   zu bringen. Ein Land, dessen Mehrheit aus sozialdemokratischen Land- und Indu­striearbeitern besteht. Die wenigen Gendarmen senden ernste Be­richte, aber die Regierung fümmert sich nicht darum.

Aber die Antwort der Arbeiterschaft Desterreichs bleibt nicht beiter auf und demonstrieren gegen diese Mordtat und demonstrieren aus. Vor dem Wiener Rathaus   ziehen die entlosen Züge der Ar­Bourgeoisie stürzen will. Der Gemeinderat, der ihnen in drei für den Wiener Gemeinderat, der sozialistisch ist, und den die Jahren 50 000 Wohnungen erbaut hat, in denen fie fast umsonst wohnen, der Gemeinderat, der ihnen Schulen und Bäder gebaut hat, der Gemeinderat, der jedem Säugling die Wäsche in die Wiege legt, diesen Gemeinderat will man stürzen, und draußen im Burgen

land trachen schon die Schüsse auf wehrlose Arbeiter.

Tausende und Zehntausende stehen um das Rathaus. Fünfzig Redner sprechen zu der Menge, und wie Gewitterſtürme brausen die Rufe der Arbeiter über den Play und fordern Neuwahlen und fordern die Bestrafung der Mörder und fordern Waffen, um sich verteidigen zu fönnen.

Ein

Der Tag des Begräbnisses der Gemordeten kommt. Generalstreit in der Dauer einer Biertelstunde bringt über ganz Desterreich Stille und Andacht. Die Arbeit in den Fabriken, in den Bureaus, in den Geschäften, in den Aemtern ruht. Die Motore stehen still, die Wagen auf den Schienen. Zu furzem Gedenken stehen die Arbeiter entblößten Hauptes im ganzen Lande, während an der Grenze im Burgenland   die Opfer in die Erde ge= lassen werden.

Erffaufführungen der Woche. Milfw. Renaissance- T6.: Aber Mama". Freit. Strolloper: Balestrina". Th. i. d. Klosterstr.: Die Pfarr warnung". haustomödie". Th. i. d. Kommandantenftr.: Die lette Nymphe. Sonneb. Th. i. d. Königgrägerstr.:" Die treue

Urania- Beranstaltungen. Täglich: Das fchaffende Amerika Sonnab.( 9): Sommerfahrt durch lasta. Ab Mont. täglich außer Mittw.( 7): Dr. Milli: An der Schwelle des Lebens." Sonnab.( 9): Dr. Stalbus: Caligari, Expressionismus und Wunder im Film."

Zigeunerprimas Rico geftotben. Wie die Paris Times" aus New York  Rigo in einem New Yorker Krankenhaus im größten Elend geftorben. Rigo meldet, ist der feinerzeit weltbefannt gewordene ungarische Zigeunerprimas wurde in feiner Glanzzeit besonders in Paris   gefeiert. Er war siebenmal verheiratet, darunter auch mit der Prinzessin Chimay.

Sonntag, 10-11 hr über Die Gemälde der venezia. Kunstvorträge im Kaiser- Friedrich- Museum hält Dr. B. Daun am nischen Meister bis Tizian  " Vortrag.