Einzelbild herunterladen
 

vollkommenfte Gemeinschaft der Klasseninteressen und darum auch die weitestgehende Uebereinstimmung in wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen bestünde?

Jetzt hat die Reichstagsfraktion des Zentrums die Sozial­demokratie in die Rolle der Oppositionspartei verwiesen und fich mit Deutschnationalen und Boltsparteilern an den Regie­rungstisch gefeht. Damit ist die Koalition zustande gekommen, der ein Zentrumsführer, Josef Wirth , den Namen des Besibürgerblods" gegeben hat. Und wenn das Zentrum jeßt die neue Roalition nicht als Befizzbürgerblock" anerkennen will mit der Begründung, daß eine Koalition, die es mitmache, eben fein ,, Befizbürgerblod" sein tönne, so macht Wirth eine solche Politik der Spitfindigkeiten nicht mit. Getreu seinem Versprechen, daß er auf seiten der Arbeiter stehen werde, wenn es zwischen diesen und dem Bürgertum zum Zusammenstoß tomme, hat er am 5. Februar der Re­gierung das Vertrauen verweigert und als einziger Zentrums­mann mit der Opposition gestimmt.

Wir wollen uns nicht einlullen lassen durch die Ver­tröſtungen, daß es so schlimm nicht werden könnte, weil ja die Feinde der Republik und der Demokratie gebändigt seien und weil auch der Bürgerblock Rücksicht auf die Tatsache nehmen müsse, daß die Mehrheit des Volkes, der Bähler, aus Werftätigen besteht. Wir wissen: nur durch die Macht der Sozialdemokratie fann bemirti werden, daß es so schlimm nicht" wird. Und ist es nicht schon schlimm genug, daß ein Kappist zum Hüter der republikanischen Berfassung gemacht worden ist, und daß man den Arbeitern das Arbeitszeitnotgefe verweigert, das von den Gewerkschaften aller Richtungen einmütig ge­fordert worden ist? Drohen nicht neue Angriffe auf die tief gefunkene Lebenshaltung des Boltes durch Abbau der Wohnungsbewirtschaftung und durch eine schutzölnerische Handelspolitik? Drohen nicht der Geistesfreiheit, die dem sozialdemokratisch gesinnten Arbeiter nicht weniger wichtig ist als das liebe Brot, die schwersten Angriffe?

Und warum diese Gefahren? Weil auf der einen Seite die Besitzenden so gut wie einig sind, auf der anderen Seite aber die Arbeitenden, die Besitzlosen, zersplittert und uneinig. Das aber ist der große Gedanke, für den die Sozialdemokratie feit zwei Jahrzehnten kämpft, daß sich die schaffenden, von Not bedrückten Massen zu gemeinsamem Kampf um eine Fahne sammeln sollen.

nationale Serfunft bis auf den heutigen Tag nicht ver­geffen haben. Sie unterscheiden sich nach Reventlows Urteil von den Deutschnationalen nur durch die schärfere Tonart. Ihre Ge finnung ist im übrigen monarchistisch und tapitalistisch wie die der Deutschnationalen , fie fühlen sich als die herrschende Klasse", und diese Gesinnung wird bei den Deutschvölkischen immer stärfer in den Vordergrund treten:

Die Deutschvölkische Freiheitspartei wird nunmehr noch ent­schiedener und einheitlicher als bisher sich jener konservativen oder jungfonservativen, großgrundbefizerlichen, troypto tapitalistischen Richtung nähern gehören doch auch Führer der Freiheitspartei schon der Konservativen Partei an­für welche die deutsche Arbeitnehmerschaft im Grunde nach wie vor ein dienendes Glied im Rahmen der Gesamtbevölkerung be­deutet. Im Grunde ist der alte Kasten- und Gesell. ichaftsbüntel und Herrschaftsanspruch ungefchwächt vorhanden."

Graf Reventlom zeichnet die Deutschnationalen, wie sie sind und wie sie bleiben werden, trotz ihres Arbeiters" Roch als Verkehrsminister und trotz aller sozialen Phrasen. Er schildert damit aber auch das wahre Gesicht des Befizbürgerblods. Im übrigen ist es sehr poffierlich, daß die volfische rat. tion des Reichstag Wert auf die Feststellung legt, daß fie sich nicht in Wohlgefallen aufgelöst hat. Obwohl Reventlow und die Seinen den Deutschvölkischen wegen ihrer großgrundbefizer lichen, frypto- kapitalistischen" Ketzereien Urfehde geschworen haben, obwohl die Böllischen den Kube aus persönlichen, also anscheinend ehrenrührigen Gründen ausgeschlossen haben, will die ganze ehrenrührigen Gründen ausgeschlossen haben, will die ganze Gesellschaft beifammen bleiben, um ihrer Rechte als Frattion Was wird dabei mun besser ge­nicht verlustig zu gehen. Was wird dabei mun besser ge­deihen, die Zusammenarbeit miteinander oder der Kampf gegen einander? Ein schwieriges Hafenfreuzworträtsel!

Wo der Achtstundentag wieder gilt. ,, Wenn Gefahr für Leben oder Gesundheit besteht."

Das Achtstundentagtrauerspiel in Deutschland fann taum besser beleuchtet werden, als durch die Tatsache, daß jetzt endlich die in 7 der Arbeitszeitverordnung vom 21. Dezember 1923 perheißene Schutzbestimmung für besonders gefährdete Arbeiter getroffen wurde. Für Gewerbezweige oder Gruppen von Arbeitern, die unter besonderen Gefahren für Leben oder Gefundheit arbeiten, ins besondere für Arbeiter im Steinfohlenbergbau unter Tage sowie für Arbeiter, die in außergewöhnlichem Grade der Einwirkung von Size, giftigen Stoffen, Staub und dergleichen oder der Gefährdung durch Sprengstoffe ausgesetzt sind, ist nach§ 7 eine Ueberschrei tung der achtstündigen Arbeitszeit oder aber der längeren tariflich vereinbarten oder behördlich zugelassenen Arbeitszeit nur zulässig, wenn die lleberschreitung aus Gründen des Gemein­wohles dringend erforderlich ist oder wenn sie sich in langjähriger nicht übersteigt.

Diese Fahne, die Fahneder Sozialdemokratie, weht heute auf dem Sportpalast. Diese Veranstaltung soll mehr sein als eine jener vielen Bersammlungen, die der stürmische Lauf der Zeiten mit sich bringt. Sie soll symbolische Bedeutung haben. Ihr Ruf soll hinausgehen bis an die Grenzen der deutschen Republit und über sie hinaus: Arbeitsvolt zu Hauf! Hinein in den Uebung(!) als unbedenklich erwiesen hat und eine halbe Stunde

Kampf!

Der soziale Geist der Deutschnationalen .

In völkischer Beleuchtung.

Graf Reventlow berichtet im Reichswart" über seinen Austritt aus der Deutschvölkischen Freiheitspartei und den gleich­zeitig erfolgten llebertritt zur Partei Hitlers , dem er sich ohne ypeiteres unterordnen will. Die Ausführungen sind, soweit ste fich auf den Grafen und die völkische Bewegung beiderlei Richtungen beziehen, ohne Interesse. Diese einft mit großem Tamtam aufgezogene Bewegung ist, wie Reventlom selbst zugibt, auf dem toten Gleis. Sie wird auch durch Aus- und lebertritte nicht wieder mobil gemacht werden. Von einigem Intereffe ist jedoch das Zeugnis, das Reventlom bei dieser Gelegenheit den Deutsch nationalen mit auf den Weg zur Besigbürger­blodarbeit gibt.

Reventlow ist aus der Deutschvöltischen Freiheitspartei aus­geschieden, weil er radikalfoziale, sozialrevolutionäre" Anschauungen hat, mährend die v. Graefe, Henning, Bulle ihre deutschy

Berlin in Verlegenheit.

Konzertumschau von Kurt Singer .

Der Reichsarbeitsminister bestimmt, für welche Gewerbe­zweige oder Gruppen von Arbeitern diese Beschränkung Plaz greift

Jetzt wird gemeldet: Die drei Verordnungen zur Wiederher. stellung des Achtstundentages für die gesundheitlich gefährdeten Ar beiter in den Bas werten, Metallhütten, Glashütten und Glasschleifereien werden am 10. Februar im Reichs anzeiger" veröffentlicht. Ihre Beröffentlichung im Reichsgefeßblatt steht unmittelbar bevor. Bei den Verordnungen sind im wesent­lichen die Vorschläge des Reichswirtschaftsrates zu­grunde gelegt, die bei der Beratung im Reichswirtschaftsrat An­nahme gefunden haben. Außer der Aufzählung der Arbeitergruppen enthalten die Verordnungen Bestimmungen über die Arbeiter, die nicht während der ganzen Dauer ihrer täglichen Arbeitszeit mit den fraglichen Arbeiten beschäftigt merden, ferner über den Aushang der Verordnungen im Betrieb sowie über den Zeitpunkt des Intraft tretens. Hierfür ist übereinstimmend der 1. April 1927 festgefeßt. Nur für die Weißhohlglasindustrie, für die die neue Ber ordnung, wie verlautet, besonders einschneidend wirken soll, besteht die Bestimmung, daß die vor dem Infrafttreten der Verordnung abgeschlossenen Tarifverträge noch bis zu dem vereinbarten Ablauf in Geltung bleiben sollen.

Berdi. Es wird langweilig in der Philharmonie. Scherchen ver­spricht Abhilfe.

Bei dem Frankfurter Amar Quartett fühlt man sich ge­borgen. Es ist still geworden um die einst so hoch gepriesenen Quartette von Busch und Klingler. Guarneri , Havemann, Amar zeigen einen Reichtum, der den anderen abhanden tam. Ist beim Guarneri- Quartett der Abel des Klanges, bei Havemann die Lust am Problematischen das Entscheidende, so wird beim Amar- Quartett die Gesamtmusikalität der Spieler Erlebnis. Amar, der Primgeiger, Baul Hindemith, der Bratscher, beflügeln ein Ensemble von schönster Ebenheit der Gesinnung, von wundervollſtem rhythmischen Schwung. An zwei Abenden spielen fie mit gleicher Kraft der Gestaltung, auch mit gleicher spielerischer Jugendfreude Reger, Hindemith , Ravel , Doorát, Sibelius , Verdi. Bon diesen Werken ist nur Sibelius eine Niete. Gedanken von Brahms und Schumann, und eine ganz billige Martiverarbeitung, zum Schluß ein oberflächlicher Czardas. Als Aequivalent das op. 22 von Hindemith , froh aus dem Geist der Instrumente heraus mufiziert, fed, mißig, geiftvoll, fönnerisch in haltlich neu. Das war eine Freude, eine Bereicherung. Es gibt noch Komponisten in Europa .

Die Aufführung des König David" von Honegger unter Beitung von Ochs zeigte, daß Möglichkeiten vorhanden sind, unsere Konzertrepertoire bunt zu gestalten. Soeben bereitet Schumann gleichfalls ein neues Oratorium vor. Es liegt flar auf der Hand, Daß solche Konzerte ein erschreckendes Defizit bringen. Dennoch müssen sie gewagt werden, wenn man Berlin in seiner zentralen Stellung als Musikstadt halten mill. Leider sind die Snobs des Konzertbaseins noch nicht so weit, für unbekannte Dinge Geld auszugeben. Und die nichtfaturierten Existenzen haben fein Gelb, um ihrer gefunden Freude am Neuen Nahrung zu geben. Was tun aber nun die Matadore des gesellschaftlichen Konzertlebens, die durch Abonnements gesichert sind vor Defizit? Sie schweigen sich beredt aus. Es muß einmal auf den unerträglichen Zustand hingewiesen merden, der augenblicklich in Berlin dadurch herrscht, daß der Expansionsluft unserer Prominenten von feiner Seite her ein Riegel vorgeschoben wird. Bährend die große Frage der Repertoire. gestaltung in den Opernhäusern afut ist, während der schicksals­Unter den Geigern gibt es solche, die Primgeiger sind und schweren Borbereitungsmonate relft Reiber nach Moskau , Bled ) führen, folche die prima sind und entzüden, solche, die Brimas dar­nach Stockholm , Klemperer nach Amerita. In der Städtischen stellen. Ein Primas ist Blatto Balo topic. Sein Geigen ist Oper gastiert Walter ab und zu und reist hauptamtlich nach Brag, artistisch gut, wirkungsvoll, finnlich. Ein Mangel an Bornehmheit Leipzig , Moskau . Furtwängler dirigiert in Amerika . Benn und Tiefe entschädigt für diesen Vorzug: Balokovic scheint geboren das so weiter geht, dann wird Berlin , die Stadt der Meister- zum Geiger an der Spitze einer guten Jazzkapelle. dirigenten, nur noch die Durchgangsstation der durch Berlin be­Helge Lindberg hat eine große, meittragende, helle Bariton­rühmt Gewordenen sein, nur noch die Stätte, an der man seine stimme, der man ein wenig ausländischen Atzent anmerkt. Sein Monatsgehälter abhebt. Und wenn die Meister als Dant für die Bortrag Bachscher, Händelscher Arien wäre gesanglich Vollendung. Uebermittlung deutscher Kunst ihre Zahlung erhalten haben, wenn wenn er beseelter, tiefer, eindringlicher, herzlicher wäre. In solcher fie erft alle Millionbefizer geworden sind, dann tann bas ihnen Temperatur aber geht viel Wirfung verloren. anvertraute Kunstinstitut inzwischen bankrott gegangen sein. Wo bleiben die ideellen Berantwortungsgefühle, wenn 1000 Dollar au

verdienen find!

Furtwänoler und Balter bringen Brogramme, die sie auch bei ihrer Geburt hätten hören tönnen. Rein Vorwärtsbrang, feine Brobenzeit, feine Nachdenkeruhe. Es wird langweilig in Berlin . Balter ist müde und nervos. Die II. Leonoren- Duvertüre zeigt ein Gemisch von Breite und Gefektheit, die physisch bedingt ist. Lotte Behmann, der Gaft, gleichzeitig Gast in der Städtischen Oper ( wie bequem!), wäre auch in befferer Dispofition ganz ungeeignet für die heiße Inbrunst Wagnerscher Orchesterlieber; mufitalisch ver past fie manches( wie den Schluß der Träume"). Erst in der Opernarie zeigt sie Stimme und Glanz der Stimme, Ausbrud, innere Beteiligung. Aber auch hier erweist sich, daß dem einst jo schönen, biegsamen Organ eine Starre zuteil wird, die nicht mehr mitfchwingen läßt. Zum Schluß Walters Baradeſtüd von 1890, Mahlers erste Sinfonie. Wo wird dieser herrliche Mufitant sich morgen müde machen? Zum März aber fündigt er an: Weber, Brahms ,

Klara Körner traf den Stil einer Schubertschen Sonate infofern gut, als sie Unbebeutendes unbedeutend wiedergab. Irre ich mich nicht, so trat die Bratscherin im vorigen Jahre als Geigerin auf, ohne sehr zu interessieren. Auf der Biola hat sie einen großen, doch noch ungepflegten Ton, ist technisch noch nicht über das Mittel­maß hinausgekommen. Aber auch der Wille zum geftuften Aus­brud, lebhaft unterstützt durch die Begleitung von Bittor E. Wolff. bleibt zu loben. Die mitwirkende Sängerin Cleve fonnte ich leider nicht mehr abwarten.

Die Arbeitslosenversicherung. Durchberatung im Sozialpolitischen Ausschuß.

Der Sozialpolitische Ausschuß des Reichstages Ar­trat Mittwoch in die Beratung der Regierungsvorlage einer r beitslosenversicherung ein. Abg. Aufhäuser( Soz.) legte den Standpunkt der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion bar und bemerfte einleitend, daß die Begründung der Vorlage eine Reihe sozialer Grundsäge proklamiere, die im Gesetz selbst in schlimmster Weise mißachtet werden. Die Arbeitslosen tönnten sich nicht an die Begründung, sondern nur an die Gesezesparagraphen halten. In dem Entwurf werde die Arbeitslosenversicherung durch die Errichtung der sogenannten Landesarbeitslosentaffen vollkommen der Länderbureaufratie in die Hände gespielt. Die Selbst­verwaltung stehe nur auf dem Papier, wenn die gesamte Dienstauf­ficht bei den Landesbehörden liege, und es fei ein Unding, ohne grundlegende Aenderung des Arbeitsnachweisgefeges überhaupt zur Selbstverwaltung zu gelangen. Die SPD. bestehe darauf, daß den Bersicherten auf Grund des Artikels 161 der Reichsverfassung ein maßgebender, d. h. ein überwiegender Einfluß in der Ber­waltung eingeräumt werde. Aufhäuser verlangte u. a. noch eine grundfägliche Aenderung im ganzen Aufbau der art, daß als erste Instanz Arbeitsämter in Verbindung mit den Arbeitsnachweisen mit einem Berwaltungsausschuß er richtet werden, in dem die Arbeiter und Angestellten zwei Drittel der Size innehaben. Als zweite Instanz wäre ein Landesarbeitsamt zu errichten, das die Berbindung mit der Reichs zentrale herstellt und einen Landesverwaltungsausschus besigt. Schließlich wäre bei dem Reichsarbeitsamt die Selbst­verwaltung in gleicher Weise durch einen Reichsverwaltungs­ausichuß zu sichern.

Hinsichtlich der Aufbringung der Mittel verlangt die Sozial­demokratie im Gegensatz zum Entwurf, daß Arbeitgeber, Ar­beitnehmer und Reich bzw. öffentliche Hand je ein Drit tel zu leisten haben. Die in dem Entwurf vorgesehene Krisen­unterstützung für die Ausgesteuerten lehnt die SPD. in der vor­geschlagenen Form ab. Der Rechtsanspruch auf die Leistung der Unterstützung müsse einwandfrei gesichert werden. Das Lohnflaffen­fyftem fei bei einer Bersicherung nicht zu umgehen, es müsse aber vor allem in den unteren Stufen ein ausreichendes Existenzminimum gewährleisten.

Abgg. André( 3.) und Ziegler( Dem.) schlossen sich der Sozial­demokratie hinsichtlich ihrer Bebenten gegen die Organisation fast restlos an. Auch Thiel( D. Bp.) folgte zögernd den sozialdemokrati­schen Vorschlägen, äußerte aber Bedenken gegen die Reichszuschüsse und gegen die Aufhebung der sogenannten Barität in der Selbst­verwaltung. Dr. Rademacher( Dnat.) berief sich auf eine Rede im Plenum des Reichstags und drückte sich so um eine Stellungnahme im Ausschuß herum. Rädel( KPD .) lehnt das Gefeh grundsäklich ab. Als Vertreter des Reichsarbeitsministeriums behielt sich Geheim­rat Weigert die endgültige Stellungnahme der Regierung vor, ließ aber die Bereitwilligkeit erkennen, den die Organisation der Arbeits­lofenversicherung betreffenden Teil des Gesetzes im Sinne der sozial­demokratischen und von den übrigen Parteien unterstützten An­regungen umzugestalten und dann in abgeänderter Form vorzulegen.

Der neue Thüringer Landtag .

Die Sozialdemokraten gegen Bevorzugung der völkischen Splitter.

Weimar , 9. Februar. ( Eigener Drahtbericht.) Der thüringi­iche Landeswahlausschuß befaßte fich am Mittwoch mit dem Ergebnis der Landtagswahlen. Er bestätigte die vorläufige Berteilung der Mandate, so daß auf die Einheitsliste 19, die Sozial demokraten 18, die Kommunisten 8, die Wirtschaftspartei 5, die Demokraten 2 und die Nationalsozialisten 2 Mandate entfallen. Die

aufwertungspartei und die deutschvölkische Gruppe erhalten je 1 Mandat. Die Sozialdemokratie wird das den Deutsch võttischen zugesprochene Mandai anfechten, da diefer Siz durch Berrechnung von Reststimmen der Rechtsparteien zustande kam, ohne daß die Bölkischen durch die eigentliche Wahl ein Mandat erhalten hätten. Die Mehrheit des Landeswahlausschusses vertrat die Auf faffung, daß diese Berrechnung von Reststimmen zuläffig ist.

Außenminister Stresemann ist auf seiner Erholungsreise in San Remo , italienische Riviera, eingetroffen.

empfängern werden in der Lage sein, Bilderempfangsapparate an Stelle der Kopfhörer einzuschalten und auf diese Weise die gesandter Bilder zu empfangen.

Das Wohnhaus von Spinoza . Zur würdigen Feier des 250. Todestages des großen holländischen Philosophen Baruch Spi­ noza , die am 21. Februar im Haag begangen wird, hat der Internationale Spinoza- Haus- Ausschuß einen Aufruf zur Samm­lung von Spenden erlaffen, um das Wohnhaus des Philosophen, das fünftig ein missenschaftlicher Mittelpunkt für die Spinoza­Forscher aller Länder werden soll, wieder in einen ordentlichen Bustand sehen zu laffen. Der Ausschuß erwartet beſtimmt, die er­forderlichen Mittel noch bis zum 21. Februar zusammenzubringen. Ein van Dyk für eine Million verkauft. van Dyfs berühmtes Gemälde, Rinaldo und Armida", das im Jahr 1894 für 420 Pfund Sterling verkauft wurde, hat jegt seinen Befizer erneut gewechselt und hat babei einen Breis von 50 000 Pfund Sterling erzielt. Der Käufer ist der Millionär Jakob Epstein aus Baltimore , ber seine ge schäftliche Baufbahn als Haufierer begann und jetzt Präsident des amerikanischen Großhandelsverbandes ist. Das Gemälde soll dem Museum in Baltimore leihmeise überlassen werden. Dabei mag er­wähnt werden, daß seit 1918 der Wert der Gemälde, die aus England an ameritanische Kunstsammlungen verkauft worden sind, auf 22 bis Kunstwerte im Wert von 3 Millionen Pfund Sterling aus englischem 23 Millionen Pfund Sterling gefchägt wird, so daß Jahr für Jahr Kunstwerke im Wert von 3 Millionen Pfund Sterling aus englischem Best nach Amerifa abwandern.

3wangsarbeit für Zweikampf. Die vielumstrittene Frage des Zwei­tampfes ist jetzt auch in Estland erörtert worden. Die Regierung haite fich auf den Standpunkt gestellt, daß der Zweikampf als gewöhnlicher Mord anzusehen und mit 3 mangsarbeit bis zu fünfzehn Jahren zu bestrafen sei. Die Kommission, die mit der Bearbeitung des neuen Strafgesetzbuches beauftragt war, beschloß jedoch auf An trag eines deutschen Abgeordneten und eines Sozialdemokraten, dem Zweikampf eine besondere Stellung im Strafgesetzbuch einzu­räumen, nämlich für Tötung oder schwere Körperverlegung im 3weifampf eine Gefängnisstrafe bis zu vier Jahren festzulegen, für den Sefundanten bis zu ein Jahr Gefängnis, im wilden Duell" oder Zweikampf ohne Ehrengericht und Setundanten bei schwerer Körperverlegung bis zu drei Jahren Gefängnis, bei Tötung eines Rämpfers bis zu fechs Jahren Gefängnis. Für das amerikanische Duell( Selbstmord nach dem Lose) find schärfere Strafen vorgesehen. Bei tatsächlich erfolgtem Selbstmord nach Bereinbarung bis zu a cht Jahren 3wangsarbett und bis zu sechs Jahren Gefängnis für alle Mitwirkenden.

Berliner Künstler eröffnet. Im Mai wird eine oberösterreichische Stunft­ausstellung folgen. Unter den ausgestellten Bildern Berliner Künstler befinden fich u. a. Werte von Büttner, Reiffenfcheidt, Prof. Schlichting, Segal, Käibe Stoutuit, Defterle, Prof. Deguer usw.

Juustrierter Rundfunt in Wien . Die Wiener Radio- Berkehrs- murbe die vom Berein der Kunstfreunde arrangierte Ausstellung von Werten Ausstellung Berliner Künstler in der Grenzmart In Schneidemühl gesellschaft, die den österreichischen Unterhaltungsrundfunk besorgt, wird in den nächsten Tagen damit beginnen, Einrichtungen für einen Bilderrundfunk zu schaffen, und zwar nach dem System Bater, bas auch in London gleichzeitig eingeführt werden soll. Es handelt sich dabei nicht um eine Bildtelegraphie in der Art von Brofeffor Carolus, die fich zur Uebertragung von Schriften und dergleichen eignet, fon­bern ausschließlich um eine Bildübertragung, die als Ergänzung des Unterhaltungsrundfunt dienen soll. Die Besizer Don Radio­

Ein Preis für Krebshellung. Der amerikanische Senator Neely hat eine Gelegesvorlage eingebracht, nach der bem Entdeder eines wittjamen Strebsbeilmittels 5 Millionen Dollar von der Bundesregierung zugesichert werben sollen.