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Rauscher bei Pilsudski .

halten, werden einige Arbeiter als Lodvögel auf die Stange| Prestigerücksichten baldmöglichst wieder aus der Sadgaffe schuß der deutschen Mittelschicht gebildet. Unbeschadek gefeßt. Man macht aus der Not, über die man erst jahrelang herauszukommen! geflucht hat, eine Tugend. Man schwärmt für die Gleichbe­rechtigung der Arbeiter", nachdem man, solange es ging und Freitag abend empfing Pilsudski den deutschen Ge noch länger, an dem infamen Klassenwahlsystem und der scham- sandten Rauscher und hatte mit ihm eine längere Unterredung. losesten politischen Bevorrechtung der Besitzenden festgehalten nach Mitteilungen der heutigen halbamtlichen Bresse in Warschau hat. Und man schimpft weiter auf die Sozialdemo= ist dabei teine Uebereinstimmung erreicht worden. Ein Bericht lag fratte, durch die man zu diesen Zugeständnissen gezwungen an amtlicher Stelle in Berlin bis heute mittag noch nicht vor. In den worden ist! politischen Kreisen besteht indessen der Eindruck, daß eine weitere Fühlungnahme folgen wird. Die Gerüchte über die Ernennung Straßburgers zum Leiter der polnischen Delegation für die Handelsvertragsverhandlungen werden dementiert.

Die polnische Sackgasse.

Wann werden die Verhandlungen wieder aufgenommen? Die erste außenpolitische Tat der Bürgerblockregierung war die Aussehung der Verhandlungen über den Handelsver­trag mit Polen . Sie erfolgte unter Aufwand einer gewaltigen Breffekanonade und verschaffte so dem unpolitisch- ,, nationalen" Spießbürger zunächst die angenehme Vorstellung, daß nun in Deutschland Gott sei Dant wieder etwas forscher regiert würde. Diese Stimmung aber hat nicht lange angehalten, und man verrät nach den Veröffentlichungen der Germania " fein Ge­heimnis, wenn man sagt, daß sich vorgestern im Auswärtigen und gestern im Volkswirtschaftlichen Ausschuß des Reichstags schon Symptome eines gewissen Kazenjammers bemerkbar gemacht haben.

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Die polnische Ausweisungspraris hat in Deutschland keine Verteidiger, und jeder würde es dankbar begrüßen, wenn es einer deutschen Initiative gelingen würde, sie zu ändern. Aber ist der Abbruch der Handelsvertragsverhandlungen der Weg, der dahin führt oder führt er nicht vielmehr weit von diesem Ziel ab? Der Handelstrieg bedeutet für die deutsche Wirtschaft beträchtliche Berluste und erhebliche Opfer was wird durch ihn erreicht? Und vor allem, wie will man den deutschen und den polnischen Standpunkt bezüglich der Wieder­aufnahme der Verhandlungen in Uebereinstimmung mitein­ander bringen, nachdem man es glücklich fertiggebracht hat, einen ganz unflaren Standpunkt zu beziehen, den flaren aber freundlichst dem Gegner zu überlassen?

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Wenn Polen fagt, daß es bereit ist, sogleich mit dem

Geßlers Hohn auf den Reichstag . Zentrumsmißtrauen gegen den Wehrminister. Frankfurt a. M., 19. Februar.( Srt.) Das hiesige 3 entrums­organ, die Rhein- Mainische Volkszeitung", nimmt Stellung zu dem vorliegenden Wehretat. In dem Artikel heißt es wörtlich: " Herr Geler hat in seiner Eatrede seine humoristische Be gabung wieder ausgiebig in den Dienst seiner Sache geftellt. Daß er dabei auch recht gesch madlos werden fann, bemeist eine Aeußerung zur Rekrutierungsfrage. Er hat entdeckt, warum in der Reichswehr so viele Kaiserhochs ausgebracht werden. Das ist die Schuld der Erwerbslosen, die sich in Massen zur Reichswehr brängen, nach ihrer Einstellung aber herausfinden, daß sie als Kanalarbeiter mehr verdienen fönnen und deshalb von ihrem Militärdienstvertrag wieder loszukommen versuchen. Der beste Weg dazu in dieser republikanischsten aller Armeen ist natürlich die Be­fündung einer angeblich monarchistischen Gesinnung. Daher die vielen Hochrufe auf Wilhelm II. So fritt ein Minister der deut­fchen Republik im Jahre 1927 den Vertretern des souveränen Bolles mit offenem Hohn entgegen! In der Form wenigstens hat der Chef der Heeresleitung, General Heye, ein Offizier des alten Heeres, sich von seinem vorgesetzten Minister sehr vorteilhaft unter fchieden, als er auf seine Art, aus den Gedankengängen eines alten Soldaten, den Reichswehretat zur ungekürzten Annahme empfahl. Vielleicht wird er sich aber mit der Zeit von Geßler belehren lassen, wie man mit den Reichstagsabgeordneten zu verkehren hat."

Handelsvertrag auch über da. Niederlassungsrecht zu verhan- Zusammenlegungspläne für Reichsbehörden

deln, ja das Kapitel des Niederlassungsrechts vorwegzu­nehmen, ohne es doch aus dem zusammenhang zu reißen, so ist es wirklich sehr schwer, Argumente gegen einen solchen Vor­schlag zu finden. Auf der anderen Seite aber weiß bisher leider niemand, was die deutsche Regierung eigentlich vor­schlägt. Sie fagt, sie wolle die Ausweisungsfrage vorweg nehmen aber die Ausweisungsfrage ist doch nur ein Teil der Niederlassungsfrage und die Niederlassungsfrage schließlich einmal doch verhandelt werden muß und einstweilen ist wieder nur ein Teil der allgemeinen Handelspolitik. Da nur ein praftifabler Berhandlungsvorschlag, nämlich der polnische, besteht, ist zu befürchten, daß die deutsche Regierung nicht mit Ruhm bedeckt aus diesem diplomatischen Kampf hervorgehen wird. Noch mehr ist freilich zu befürchten, daß fie fich aus Prestigegründen, um sich die Blamage des Klein­beigebenmüssens zu ersparen. in eine Haltung verbeißen wird, die handelspolitisch und außenpolitisch Shaden bringt.

Die Warschauer Gegenspieler sind, wie die gestrigen Aus­führungen des Außenministers 3 alejki zeigen, flug genug, die Schwäche der deutschen Stellung zu erkennen. Sie wollen sich auf das Abwarten verlegen und alle Angriffshandlungen unterlassen. Bleiben sie start genug, diese Politik durchzu­führen, dann fißt Berlin sozusagen auf dem Proppen. Sind fie aber dazu nicht start genug und tommt es durch beider­feitige Provokationen zu einer Verschärfung des Handels­und Ausweisungskriegs, so werden zahlreiche Unschuldige und mit ihnen beide Völker darunter zu leiden haben

So kann man der deutschen Regierung nur einen Rat geben: Sie möge danach trachten, unter Berzicht auf alle

Schnee in der Heide.

Von Hans Blund- Oldemaren.

I.

Wie stehen die Erlen düster zwischen dem Himmel und meiner weißen Heide. Ihre Besen, um eine versiegte Quelle gedrängt, stehen fohlschwarz und drohen mit Strünten und Ruten wie aus unter­irdischen Kräften gegen die müde Einsamkeit. Denn aller Schnee ist blind, und die Weite ist grau und zufrieden. Auch der Wind ist, schlafen gegangen, und die Wolken blieben seit langem milde ftehen. Die Erlen rühren sich nicht, aber fie drohen ihren Wider­spruch gegen die reine, helle Welt lautlos in die Runde. Noch nie fah ich ein Schwarz so auffässig, so zerstörend. mitten in der ge­messenen, schmermütigen Einsamkeit der Heide, wie diesen Erlen bruch. Ohne lastenden Schnee, den über Tag eine Stunde Sonne schmolz, ohne Uebergang, aufrecht, mit gesträubten Schöpfen und ge ballten Fäusten haben sie in ihrer Mulde Plaz genommen und lauern auf eine Stunde, die dieser Heide Frieden bricht. Vielleicht, daß fie dann zu Flammen aufbrennen wollen. Sie fnistern, da man zu ihnen hinüberwandert.

II.

Wieviel friedlicher naht der weiße Kiefernrand. Sonne und Mittagswind hatten ihn noch nicht berührt. Mit weißen Bärten und struppigen Greisenschöpfen reiht sich ein Baum an den anderen, wer weiß ihre Zahl? Denn diese Einsamen, an deren Füßen schon die faure Erde täuft, die Riefen, die einst einem ruhmlosen Sterben vor den fleinen, wuchernden Büschen zufallen, scheinen so alt mie die Heide selbst. Ungeheuer, wie alte Eichen knorrig und zerspellt, die Heide selbst. Ungeheuer, wie alte Eichen knorrig und zerspellt, halb vorgebeugt von der weißen Laft, neigen sie sich gegen die Weite, als lauschten fie feir undenklichen Tagen auf einen König, der über die Heide täme, oder auf ein Wort, das aus diefer dürren Erde einen Garten zaubert. Ihnen gehören drüben in der Schwellung des Bodens die Wachholder, dunkle Freunde, die nicht von ihrer Wurzel weichen und doch ewig die Haltung ruhelosen Wanderns haben, ihnen gehört die Weite dieses Winters. Ich sah viel Pinten und Cypressen jenseits der Alpen. Seltsamer, urgewaltiger stehen diese Kiefern in der nordischen Landschaft mit ihren Kronen wie treibende Wolken, mit ihren roten Hochstämmen, die auch an grauen Tagen von Sonnenlicht etwas bewahrt zu haben scheinen. Eindringlicher, traumhafter sprechen die Wachholder zu mir, die zu meiner Seele gehören und unseres Lebens rätselvollen Abflang tragen.

III.

Was hat er doch für Not, was bullert der arme Waterferi den gassen erfrorenen Bach entlang! Mein Schlitten antwortet luftig flingend, der Schnee stäubt zu ihm hinüber. Er fährt mitten durch bie meite Beiße, die vom schwarzen Hohlfaum unter den Wolken bis zum Kiefernrand drüben nach Norden reicht. Eine Reihe turz­

Nach dem Scheitern des Kaiserhofprojektes.

Wie der Reichsdienst deutscher Presse hört, wird nunmehr nach dem Scheitern der Kaiserhofpläne und der Bildung der neuen Re­gierung wiederum erwogen, auf welche Weise eine Zusammenlegung der Amtsräume der Reichsbehörden und damit eine größere Er­sparnis möglich ist. Man denkt dabei an eine andere Verwendung des ehemaligen Kolonialamts, Wilhelmstr. 62a, in dem gegen­ist. Auch das Reichsbehördenhaus( das ehemalige Kriegs wärtig die Zollab.eilung des Reichsfinanzministeriums untergebracht ministerium), das zurzeit außer dem Reichsverkehrsministerium den Sparfommiffar und einige andere Kommissariate sowie Abteilungen des Reichswehrministeriums, dem die Verwaltung des Gebäudes untersteht, beherbergt, soll, wenn möglich, anders ausgenußt wer­den. Ob es indessen durchführbar ist, den großen Apparat des Reichsarbeitsministeriums, das seine Räume in dem sehr umfang­reichen Komplex der ehemaligen Kaiser- Wilhelm- Akademie hat, an einer Stelle im Regterungsviertel unterzubringen, muß mehr als zweifelhaft erscheinen. Bis jetzt scheint jedenfalls noch keine bes friedigende Lösung vorgeschlagen zu sein, so daß noch geraume Zeit vergehen dürfte, ehe die Borbesprechungen ein greifbares Ergebnis zeitigen.

Wieder eine neue Partei. Reichsausschuß der deutschen Mittelschicht. BTB. meldet aus Braunschweig :

Die maßgebenden Organisationen des gewerblichen, landwirt­schaftlichen und geistig schaffenden Mittelstandes sowie des Haus und Grundbesizes haben einen Reichsaus­

köpfiger Tüllweiden weist den Beg. Sie werden alljährlich geschoren und haben echte, arme Strubbelföpfe. Ohren und Kopf wachsen fast über den Schädel hinaus. Dazu wenig Kurzweil, selbst im Commer, denn es ist selten, daß ein Mensch diesen Weg ins Mocr ohne Ende fährt. Aber jetzt haben sie ihren vertracten Spaß, unterm Eis fullert und bullert und hämmert einer vor Atemnot. Der alte

Baterkerl, der im Sommer nicht genug über ihre Fragen lachen fann, obschon ihm selbst das Moos auf dem Rücken wächst, neidet in diesen Wochen den Tullwicheln die stille, frostfalte Luft wie das Leben. Und weil er bei ihnen tein Mitleid erfährt, schreit er neben meinem Schlitten her, hofft wohl, ich werde ihm eine Tür in die Eisdecke schlagen Aber immer, wenn ich halte, ist er just totenstill eder knackt weiter ab und ruft mich dorthin. Er hat Furcht, sich mir zu zeigen, ich weiß es Aber schließlich kann ich nicht hinter ihm brein laufen, er hat noch jeden Winter überstanden, ich könnte weit rennen, müßte ich allen Waterferlen Luftlöcher hauen. Ich schaue lieber über die wippenden Schellenbüsche der Pferde hinaus, fuche dahin, wo Heide und Wolken sich berühren. Einmal, sagt man mir als Kind, würde dort ein Schloß oder ein Rosengarten aufsteigen, die für mich bereitstünden. Ich suchte ihnen Jahr um Jahr entgegen. aber noch fand ich nichts. Wer weiß auch, ob sie nicht längst Fremden gehören, die mir zuvorkamen, was fuche ich noch? Ich bin ja doch dieser Weite verfallen, dieser weißen Ebene, die mein sind und meines Wesens Teil.

Eine ulkige Bühnenschnurre.

der

Gestern, um 11 Uhr abends. begann in der Komödie" eine der Nachtvorstellungen, die jetzt die emfigen Theaterdirektoren mit heißem Bemühen den Berlinern schmackhaft zu machen fuchen. Gespielt wurde eine literarisch nicht mehr ganz frische amerikanische Burleste von Margret Mano Rasch ein Kind". Im Verlauf des ganzen letzten Aftes pfiff einer mit Ausdauer und nicht zu ver­fennender Lippenvirtuosität. Dieser mißvergnügte nächtliche Theater­gaft fühlte sich fünstlerisch geprellt. Er glaubte offenbar, Ansprüche cuf hochprozentige Runft zu haben. Nachts um 12,30 Uhr, am Kurfürstendamm . Das ist natürlich eine mißverständliche Auf­fassung der mitternächtlichen Theaterziele. Die Mehrzahl Barkettlinge lachte sich aber über den Ulf schief und trumm, der ihnen da zu später Stunde vorgemacht wurde. Der Einfall, von dem das ultige Stück lebt, ist gewiß an den Haaren herbeigezogen. Aus nichtiger Ursache verläßt ein Ehemann feine junge Frau, und sie sinnt auf Mittel und Wege, ihn wieder zurückzuholen. Da er sich längst, aber vergeblich einen Stammhalter wünscht, entschließt man sich furzerhand, einen aus dem Säuglingsheim zu verschaffen. Der in die Verbannung geflüchtete Gatte befommt nach vor­geschriebener Zeit ein Telegramm von dem freudigen Familien­ereignis und trifft, leider mit vierstündiger Berfrühung, ein, wo sich seine Frau schleunigst ins Wochenbett rettet. Mit dem Aus­geliehenen ereignen sich nun die abenteuerlichsten Zwischenfälle, aus dem einen werden zwei. Im dritten 2ft erscheint dann noch ein drittes Kind auf der Bildfläche. In der Pause waren schon unter

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der im einzelnen verschiedenartigen Lebensbedingungen und Lebens­interessen der verschiedenen Gruppen der deutschen Mittelschicht und beren selbständig fätigen, im Angestelltenverhältnis wirkenden und geistig schaffenden Glieder, will der Ausschuß nach seinem Pro­gramm die gemeinsamen Belange der deutschen Mittelschicht heraus­arbeiten und ein notwendiges Rettungswert zum Wohle des ge­samten deutschen Volles durchführen. Zum ersten Male tritt der Reichsausschuß der deutschen Mittelschicht am Mittwoch, den 23. Fe­bruar, in einer Rundgebung des deutschen Mittelstandes, die in den Rammerfälen in Berlin stattfindet, an die Deffentlichkeit. Die im Reichsausschuß vereinigten Verbände werden Bertreter aus allen Gebieten entienden."

Auch diese Neugründung ist ein Zeichen dafür, wie stark die Unzufriedenheit weiler bürgerlicher Kreise mit den bürgerlichen Parteien ist. Der verarmte und durch die Wirtschaftspolitik der Bürgerblockparteien bedrängte Mittelstand fühlt sich durch die nackte Interessentenpolitit, wie sie von diesen Parteien beliebt wird, verraten und verlauft. Aber auch Neugründungen auf bürgerlicher Grund­lage haben bisher keine Veränderung der Lage gebracht. Sie find unnüge Kraftvergeudung und führen zu immer größerer 3ersplitterung. Die Tallit, die von den im AfA- Bund zusammen­geschlossenen Angestelltenorganisationen verfolgt wird, zeigt dem­gegenüber den Weg, der aus dem Zwiespalt einer veralteten bürger­lichen Ideologie herausführt.

Die Tumulte im Landtag.

Ein Kommunist ausgeschlossen.

Die Eröffnung der heutigen Sitzung des Preußischen Landtags erfolgte erit eine Stunde nach dem festgesetzten Beginn um 12 Uhr, da inzwischen der Aeltestenrat über die gestrigen Tumulle beriet. Präsident Bartels eröffnete die Sigung mit der Mitteilung, daß der kommunistische Abgeordnete Kellermann gestern, nachdem die Räumung der Tribünen angeordnet war, die Tribünenbesucher aufgefordert habe, auf den Tribünen zu bleiben, und den Amis­gehilfen, die räumen wollten, hindernd in den Beg getreten sei. Der Weltestenrat hat ihn dafür auf 8 Tage von den Sizun gen ausgeschlossen und fügt hinzu, daß fünftig in derartigen Fällen auch Strafanzeige erstattet werde. Der Präsident bedauert die gestrigen Ausschreitungen und erklärt, daß er im Wiederholungs­falle auch durch die Polizei werde Ordnung schaffen lassen.

Abg. Bartels- Krefeld ( Komm.) protestiert gegen die Anwesenheit der Polizei in den Räumen des Landtags. Die Tribüne müsse die Meinung des Volkes frei zum Ausdruck bringen. Alles andere sei nur Ausdruck der persönlichen Feigheit der Abgeordneten.( Ord­nungsruf.)

Abg. Dr. Windler( Dnat.) bedauert, daß der geftrige Arbeits­plan infolge des Tumults der Tribünenbesucher nicht durchgeführt sei. Das bringe verhängnisvolle Gefahren für alle deut­chen Parlamente mit sich, und feine Frattion spreche die Er. wartung aus, daß in Zukunft die Verhandlungsfreiheit des Parla­im Hause felbst die Unruhe und Nervosität so groß geworden jet, ments unter allen Umständen gewährleistet werde. daß eine ordnungsmäßige Durchführung der Abstimmungen nicht mehr zu erwarten war. Allein aus diesem Grunde habe er die Gigung geschlossen.

Bräsident Bartels erwidert, daß gestern in der siebenten Stunde

Damit schließt die Geschäftsordnungsdebatte. In der fort­gefeßten Abft i mi mung über die Verordnung des Wohlfahrts. werblichen Räume aus dem Mieterschutz werden emige Reso= ministers vom 11. November 1926 betr. die Herausnahme der ge­Vutionen ohne praftische Bedeutung angenommen. So erlaubt das Haus einen mittsamen strafrechtlichen Schuß wegen willkürlichen Mietwucher und befürwortet die Belassung der Ateliers bildender Stünftler. Der Geschäftsräume gemeinrüßiger Gesellschaften und der von Striegsbeschädigten gemieteten Geschäftsräume unter den Bestimmungen des Mieterschutzes.

Es folgt die Beratung des fommunistischen Mißtrauens­antrages gegen den Kultusminister Dr. Veder megen seiner angeblichen Verhandlungen mit der römischen Kurie über den 2b­schluß eines Kontordats. Der Antrag wird von dem kommunistischen Abgeordneten Kerff begründet.

Die Begnadigung der litauischen Kommunisten ist, wie die fitauische Gesandtschaft mitteilt, schon erfolgt, ehe Löbes Telegramin in Kowno eintraf.

den Theatergästen Wetten abgeschlossen worden, wieviel Säuglinge zum Schluß auf der Bühne schreien würden.

Das Stück überstürzt sich in luftigen Einfällen; es steht auf dem Niveau der amerikanischen Grotesffilme, die einen primitiven Inhalt haben, aber die Lachmustein bis zur Erschlaffung anspannen. Im übrigen ist der fünstlerische Gehalt des Schwanks in Paul Hendels Regie nicht zu bewerten. Ein solches Tempo ist schon Die Schauspieler find von diesem lange nicht dagewesen. prächtigen Regisseur zur Haz angespornt. Der Zuschauer wird an das Eilzugtempo so gewöhnt, daß es Lachfalven gibt, wenn der Komiter Otto Wallburg sich mal vor Ermüdung einen Augen­blick fest, statt weiter zu haften. Außerdem hat Hendels einen fehr hübschen Einfall gehabt. Der Bühnenumbau geht auf offener Szene vor sich. Jeder einzelne der Darsteller verdient unein­geschränktes Lob für das schmissige Tempo: Oscar Karlweis , Otto Wallburg und Bera Spidelity ernteten Beifall auf offener Szene. Die netteste ist aber Grete Mosheim , die Schauspielerin mit den höchst natürlichen Manieren eines eigen­sinnigen Kindes, mit dem Figürchen und Schmollmund eines Back­Dgr. fisches und der Frische eines süßen Frauchens.

Für Berkürzung der Schuhfrist. In dem Streit um die 30 oder 50 Jahre urheberrechtlicher Schuhfrist schreibt jetzt Walter Mehring in der Literarischen Welt" temperamentvolle Säge vom Standpunkt eines jungen Satiriters: Dentt man an Autoren wie Schubart, Reuter, Franz Mehring , Landauer, so erscheint es nur als sehr recht und sehr billig, daß sie wenigstens dreißig Jahre nach ihrem Tode frei wurden oder werden, zumal für die meisten der materielle Vorteil zu Lebzeiten nur eine ganz fleine 3iffer war. Man fucht vergeblich solche, die sich gegen viel ältere, durch Säkula hindurch vererbte Borteile empörten. Vorteile aus sehr materiellen Gütern, die es lachenden Erben ermöglichen, das Monopol auf Schöpfungen schon vor dem Tod des Schöpfers zu bekommen. Ob 30 oder 50 Jahre: welche Rolle spielt das für geistige Rämpfer, die nie eine Schußfrist tannten!

Denn eine Schuhfrist gibt es, die wird über den Künstler ver­hängt, nicht um ihn vor Nuhnießern, sondern um das Publikum vor ihm zu bewahren: eine literarhistorische Schuhhcft, in der man ihn festhält, bis er flassisch anfault, um mit dieser Fäulnis jede neue Bitalität zu vergiften." Räuber" und" Weber" hat man so lange eingeweckt, bis man sie als wohlbekömmlichen Konserven" geist, als

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Ta- Büchsenaufruhr" an höhere Schulkinder verfüttern fonnte. Immer, ob es um christliche Nächstenliebe, um Coalhesches Welt­bürgertum, um Darwinsche Buchtwahl ging, wurden die segens reichen Wirkungen durch ein rechtzeitiges Boge freiwerden zunichte Nicht um 30, nicht um 50 Jahre handelt es sich; rechtzeitig ist das Freiwerden, solange die Werke lebendig sind.

gemacht.

Erstaufführungen der Woche. Montag Städt. Dper: Der Blit. Dienstag Leffing- Theater:" Der Patriot". Feeilag Zentral- Theater: .Der blonde Zigeuner".

Prof Bücher wird in der Vortragsreihe Staat und Wirtschaft" Montag 8 Uhr im Auditorium maximum der Universität einen Vortrag halten über: Die organisierte Wirtschaft im Staat"