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eine eigene Arbeiterpartei zu schaffen, und das war nur möglich, indem man die Arbeiter von der Fortschrittspartei trennte. Daraus erflärt sich ihre Neigung, die Fortschritts­partei mit der äußersten Reaktion in einen Topf zu werfen, ja, sie womöglich noch schlechter als jene zu behandeln.

Marg und Engels aber sahen schärfer die Verschieden­heiten in der flaffenmäßigen Zusammensetzung der bürger­lichen Parteien und ließen es nicht an Mahnungen für Schweizer fehlen, über dem Kampf gegen die Fortschritts­partei nicht den gegen die Krautjunter", die Ahnen der heutigen Deutschnationalen zu vergessen.

Ueber diese Meinungsverschiedenheiten tam es dann auch zum Bruch.

Auf die Praxis der Sozialdemokratischen Partei hat auch fchon vor dem Kriege das Schlagwort von der einen reaktio­nären Maffe" feinen Einfluß gehabt. Das beweist das schon erwähnte Verhalten der Partei bei den Stichwahlen. Auch damals schon machte sie mit dem Zentrum und auch mit den Fortschrittlern oft die übelsten Erfahrungen, aber das hinderte sie nicht, den Kandidaten jener Parteien regelmäßig vor den Konservativen den Vorzug zu geben und mit aller Kraft für fie einzutreten.

- Im Winter 1906/07 z. B. fämpfte die Sozialdemokratie gemeinsam mit dem Zentrum gegen den sogenannten Bülow Block, d. h. die Koalition der Konservativen und Liberalen( heute: Deutschnationale, Boltspartei und Demo­fraten). Im Reichstag, der aus diefen Wahlen hervorging, brach der Bülom- Bloc auseinander, und das Zentrum ver­einigte sich mit den Konservativen zum sogenannten Schwarzblauen Blod". Im Jahre 1912, als die Legislaturperiode zu Ende gegangen war, schloß die Sozial­demokratie mit den Demokraten ein Stichwahlabfom­men, in dem sie sich sogar verpflichtete, in einigen Kreifen, in denen Sozialdemokraten gegen demokratische Führer standen, den Kampf zu ,, dämpfen", um so den demokratischen Führern ihre Mandate zu sichern. Dafür stimmten die Demokraten in den anderen Kreisen zum erstenmal! ziemlich geschlossen für die sozialdemokratischen Stichwalkandidaten. Das Er gebnis war der glänzende Wahlsieg von 1912.

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Wenn wir also heute also allen Grund haben, über die Untreue" bürgerlicher Bundesgenossen zu flagen, so dürfen wir uns dabei auch des Heineschen Wortes erinnern: Dies alles, meine Liebe, ist mir schon einmal passiert." Und nicht nur einmal, sondern schon mehrmals! Die Bartei hat sich aber trotzdem nicht allein von Gefühlen leiten lassen, die nur zu berechtigt waren und sind, sondern noch mehr vom nüchter­nen, fühlen Ber st and e, der ihr sagte, daß der schlimmste Feind drüben auf der Rechten zu suchen und zu treffen fei.

Das ist auch heute nicht anders geworden. Natürlich den fen wir nicht daran, dem Zentrum etwas zu schenken. Es fchadet, auf lange Sicht gefehen, gar nichts, daß sich diese wandlungsfähige Partei auch in der Republif einmal von der anderen Seite zeigt, von der wir sie im Kaiserreich so oft ge­fehen haben. Dadurch kann unser Wachstum mir gefördert werden. Vergessen wir doch nicht, daß unsere Wähler zum Teil früher bürgerliche Wähler und zumeist Kinder einstiger bürgerlicher Wähler sind und daß wir möglichst viele bisher bürgerliche Wähler zu uns herüberziehen wollen. Dazu ist der Anschauungsunterricht, der durch den Bürgerblock erteilt wird, fehr gut, und es schadet in diefem Sinne auch nicht, wenn er eine ganze Weile dauert.

Das Schlagwort von der einen reaktionären Masse" bleibt beswegen doch nicht weniger falsch und die bisherige Politik der Sozialdemokratie bleibt deswegen auch nicht weniger richtig. Verbindungen mit bürgerlichen Parteien gelten eben immer nur auf Zeit, fie sind immer nur Notbehelfe, die unter bestimmten Umständen brauchbar sind und mit diesen Umstän­den wieder verschwinden. Wir begrüßen sie, wenn sie ge­schlossen werden, nicht mit Freudentränen und sterben nicht,

Georg Brandes .

Bon Mag Hochdorf.,

Der dänische Literaturforscher Georg Brandes ist gestern abend 10 Uhr in einer Klinit in Kopenhagen verstorben. Brandes, der am 4. Februar feinen 85. Geburtstag gefeiert hatte, mußte ein paar Tage barauf am Darm operiert werden. Die Operation war äußerlich zufriedenstellend verlaufen. Aber seit Mitte diefer Woche meldeten bie Krankheitsberichte eine stetige Abnahme der Kräfte, so daß der Tod ein sanftes Entschlummern gewesen ist.

Bahrlich, ein großer Mann ist gestorben. Georg Brandes hat mehr als sechzig Jahre in der großen europäischen Gedankenwelt gelebt. Er hat Ausschau gehalten nach dem ruffischen Often, er hat fich getftig niedergelaffen im mittleren Europa , er wurde heimisch in der franzöfifchen Literaturwelt, und dann fuhr er auch in das Britische Reich hinüber, um das größte englische Genie, William Shakespeare , zu erfassen.

Nachdem Hippolyte Taine und Saint- Beuve in Frankreich , Carlyle und Macaulay in England und in Deutschland Männer vom Schlage Bittor Hehns gestorben waren, blieb der Däne Georg Brandes

der letzte, der das gesamte literarische und philosophische Leben des europäischen Kontinents überschaute. Der Mann, der einem kleinen Land entstammte, reiste früh hinaus, um ein Ber­

mittler zwischen den einzelnen Rationen der Erde zu sein. Erinnert man sich an das ungeheure und erstaunliche Werk von Georg Bran­ des , so tritt man in die gesamte Weltliteratur: zunächst seine Studien zur französischen und deutschen Romantik. Man verwundert sich, daß

dieser scheinbar so weltliche Mann im Grunde einen tiefen religiösen

Sinn besaß.

Bon diesen Studien zur Romantik fonnte Georg Brandes denn auch eigentlich niemals loskommen. Er wollte zum Beispiel nie­mals glauben, daß die Naturalistenschule um Emile Zola nur eine Schule von trockenen Freunden der handgreiflichsten und alltäg­lichsten Wahrheit sei. Er glaubte im Gegenteil durchaus daran, daß der geniale Künstler durch die noch immer sehr geheimnisvolle und feineswegs aufgeflärte Inspiration geschaffen werde. Er be­mühte sich zum Beispiel, in 3ola die Phantastik und Romantit aufzuspüren und zu beweisen, daß der glühende Theoretiker des Naturalismus em besessener, von dunkelsten Trieben und Träumen erregter Dichter gewesen sei. Man muß die Studie gelesen haben, die Brandes über das Genie Honoré Balzacs verfaßte. Den Be trachter Brandes interessiert gewiß das vollendete Wert, aber er spürt nach den tieferen Gründen und Geheimnissen, durch die ein nie gesehener und wahrscheinlich auch nie zu erkennender Schöpfer die geniale Natur anlegte. So fragt sich Brandes, an welchem Tage und zu welcher Jahreszeit Balzac von seinem Vater gezeugt wurde. Sicherer Instinkt mar während eines halben Jahrhunderts der beste Wegweiser von Georg Brandes . Ihm war es möglich, neben den romantischen Dichtern auch die rationalistischen Philosophen, etma ben nüchtern in die Ertenntnis hineinhadenden Stuart Mill ,

wenn fie gelöst werden, an gebrochenem Herzen. Wir gehen vielmehr in die Opposition, die uns nur noch größer und stärker macht. Treue" fordern wir nicht. Treu sein wollen wir nur uns selbst und unseren sozialdemokratischen Grundsätzen, die uns hinter allem Hin und Her der Parteifonstellationen die

große Linie des Klaffentampfes erkennen lassen. Bertrauen haben wir mur zu unserer eigenen wachsenden Kraft.

Der neue Luther . Ausgerechnet Doehring.

Der Evangelische Bund hat sich des Herrn Doehring ent­ledigt. Herr Erhofprediger Doehring will sich eine eigene Be wegung angliedern.

Am Freitag predigte er seinem Bolte: Wir haben eine Revo­tution erlebt, jetzt treiben wir eine Reformation." Mit einem Luther, versteht sich. Der Luther ist schon vorhanden, er stellt sich vor: Herr Doehring selbst. Einer mußte anfangen, also tat ich es."

Er will anfangen mit der Schaffung eines Luther- Ringes. Der fell ein lebendiger Organismus sein, das Gewissen des deutschen Bolles", damit die Schmach aufhöre".

Es gibt in Deutschland manche Leute, die sich für Retter, für Nachfolger Chrifti, für Apostel halten, teils mit fomischem, teils mit fläglichem Beigeschmack. Settlerer aller Art. Warum soll Herr Doehring nicht ein wenig den neuen Luther spielen.

Der Bock als Gärtner.

,, Das Muster eines Kriegshekers."

Gerade wir Sozialdemokraten halten uns für berechtigt, immer wieder darauf hinzuweisen, daß vor 1914 und auch während des Weltkrieges diesseits und jenseits der deutschen Grenzen gesündigt worden ist. Und wenn jetzt in einem deutschen Berlage eine Uebersetzung der Briefe erschienen ist, die der verstorbene amerikanische Botschafter in London , Walter H. Page, in den ersten Jahren des Krieges an den Präsidenten Wilson fandte, so stehen wir nicht an, zu bekennen, daß Herr Page offen fichtlich und einseitig deutschfeindlich eingestellt gewesen ist. Aber als grotest müssen wir es empfinden, wenn ausgerechnet die Deutsche Zeitung" diesen Anlaß dazu benutzt, um in großer Aufmachung und mit übertreibenden Floskeln über Page als das muster eines Kriegshekers" zu schreiben. Das Blatt der Altdeutschen, das Organ der Claß. Bernhardy, Sodenstern und Kompagnie, hat, darin find sich alle Einsich tigen einig, nicht das Recht, den Moralischen zu spielen. Da wäre der Bod zum Gärtner gemacht, und das deutsche Boff ist in seiner Mehrheit verständig genug, um um derartige heuchlerische leberheblichkeiten mit einem mitleidigen Achselzucken bei feite zu legen.

Studentendank an Minister Becker.

Von den Wiener sozialdemokratischen Studenten.

Wien , 19. Februar.( Eigener Drahtbericht.) Die sozialdemo tratischen Studenten hielten heute im Festsaal des alten Rathauses eme überaus gutbesuchte Versammlung ab, in der die Genoffen Abgg. Dr. Renner und Leuthner sowie der Studentenobmann Gen. 2ohmann über das Studentenrecht und die Terrorattionen

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der Hafenkreuzler sprachen. Neben einem Proteft gegen die Reaktion an der Unterfität, die sich an Gen. Renner für eine frühere Renn­zeichnung dadurch zu rächen glaubte, daß sie ihm das rednerische Auftreten in der Universität verbot was selbst in der Kaiserzeit nie vorgekommen ist wurde eine Dantestundgebung an den Unterrichtsminister der Republik Breußen, Dr. Beder, für seine mutige Haltung gegenüber der Reaktion und für seine großdeutsche Regelung des Studentenrechts be­schlossen.

mit gleicher Schmiegsamkeit zu begreifen. Und was ihn besonders an diesen englischen Bernünftler fesselte, das war die Millsche Ber­teidigung einer sozialen, feelischen und politischen Gleichberechtigung ven Mann und Frau. Ja, man ist verführt, wird man durch die unendlich biegsame Aufnahmefähigkeit des Dänen eingefangen, feinen Grundzug als eine weibliche Empfänglichkeit zu bezeichnen.

In einem Alter, da Schriftsteller längst der Unfruchtbarkeit oder der Kränklichkeit verfallen sind, machte sich Brandes daran, enzy­tlopädische Werke zu schreiben. Homer , Goethe, Shakespeare , Julius Cafar und schließlich Jesus Christus waren die Persönlichkeiten, denen feine letzten Studien galten. Noch einmal wandte der große Ge­lehrte die Erfahrungen der Forschung an, die er im Laufe der Jahr­zehnte gesammelt hatte. Die Aufnahmefähigkeit seiner Nerven und femes Geistes war noch nicht gemindert. So isolierte er nicht etwa schrieb, nein, die ganze Kulturgeschichte und alles, was in sie ein­die genialen Dichter, indem er nur die Geschichte ihres Werkes begriffen ist, Anekdoten, Klatsch, Liebe und Liebelet, sogar Zoten interessierten ihn. Alles sammelte er und ordnete er.

Unauslöschlich bleibt dem Verfasser dieses Nachrufes die Erschütte rung im Gedächtnis, die er empfand, als er vor wenigen Jahren dem greifen Georg Brandes bei Freunden begegnete. Man faß heiter und wohlgemut beisammen und leerte manches Glas auf den hoch­willkommenen Gast. Zur Rechten und zur Linken des alten Mannes faßen schöne, hochbegabte Künstlerinnen, die sich bemühten, ihn zu erheitern. Denn die Melancholie hatte Brandes plötzlich angefallen. Er wurde einfilbig, er war auch feiner Schmeichelei mehr zugänglich, wie er fie sonst lächelnd und welterfahren zu ertragen gelernt hatte. Den Kopf mit dem abgemagerten, vielfach durchfurchten Geficht, mit dem kantigen Kinn, mit der geblähten, sehr sinnlichen Naje, und mit der zerzausten weißen Löwenmähne senkte er auf die zer­tnitterte Hemdbrust. Da tam die Hausfrau auf den Gedanken, den Mann, der sich plötzlich verdüstert hatte, etwas zu erlustigen. Es wurde in seinem Stechliffen der Säugling der Gastgeberin heran­getragen, ein wohlgenährtes, schlafendes, rosiges Kindlein, das sich durch feinen Trubel in seinem Frieden stören ließ. Brandes wurde gebeten, durch ein Streicheln das Kind zu fegnen. Der Greis weigerte es. Und sein Geficht wurde sehr böse. Er wandte sich offenbar verbittert und erzürnt ab und murmelte: Noch ein Men schenkind, noch eines, das Leben muß!"

Kunstkritisches Intermezzo.

Dies Meine Erlebnis sollte man nicht überflüssig kommentieren. Es spricht für sich selbst. Zeit: die ersten Nachmittagsstunden, Drt: Nationalgalerie. In den Räumen des zweiten Stowerts vandaliert ein bärtiger Oberlehrer mit einer Truppe Reichsmehrsoldaten im Territorium der Kunst. Dieser Mann stellt freiwillig den Urtyp für elle Bigblattporträtiften. Selbst ein Museumsstüd, scheint er eine noch tomplette Rarität aus der intereffanten Abteilung: Gesellschafts­historie. Der Bart ist von Adolf Bartels . Die geblumten Röllchen,

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Die Reaktion am Reichsgericht. Selbst den Bürgerblöcklern wird sie zu stark.

Das Reichsgericht fällt seit Jahren gegen Kommu­isten Urteile, die den Zorn und die Empörung aller freidenfenden und freiheitsliebenden Kreise wadyrufen. In der sozialdemokratischen Presse ist seit langem immer wieder auf die Unmöglichkeit dieser Art von Rechtsprechung" hin­gewiesen worden, die in ihrer Wirkung auf ein Willfür­regiment hinausläuft. Alle Kritik aber wurde vom Reichs­justizministerium immer wieder als unbegründete Ver­hegung" bezeichnet und das Reichsgericht spricht sein ,, Recht" ruhig weiter.

Jetzt aber hat das Urteil gegen Buchdruder, Schriftseter und Boten, die an der Herausgabe von hochverräterischen" Schriften beteiligt sein sollten, sogar den Widerspruch der sonst doch gewiß richterttreuen Täglichen Rundschau" hervorgerufen. Diese Zeifung höhnt darüber, daß die Republik durch ihre Reichsrichter reattionärer sei als das Kaiserreich. Dann fährt sie fort:

Der Fall ist außerordentlich bedauerlich. Was der höchste Gerichtshof des Deutschen Reiches von dem Drudereipersonal durch die Aufbürdung einer strafrechtlichen Berantwortung fordert, zeugt erffens von einer faum verständlichen Unkenntnis der bestehen­den Möglichkeiten. Die Art des technischen Betriebes macht es dem Seher und nun gar erst dem Maschinenperfonal ganz unmöglich, fich von dem Inhalt der von ihm zu bearbeitenden Stücke so zu überzeugen, daß er dafür verantwortlich gemacht werden. fann. Zweitens ist es ein geradezu unerhörtes Verlangen, dem Druckerei­perfonal eine Art von Zensurbefugnis zu übertragen, die sowohl dem Verfasser einer zu brudenden Schrift unerträglich es zu mutet, als auch geeignet ist, die Anstellungsverhältnisse und den ganzen Betrieb einer Druckerei lahmzulagen. Sollte der Grundsatz, der jetzt in der Entscheidung des Prozesses Basista und Lisebe zum Ausdruck gebracht worden ist, festgehalten werden, dann muß unbedingt die Gesezgebung ein­greifen und dergleichen für die Zukunft verhindern. Die Berant­wortung für die Herstellung einer Druckschrift muß soweit einge­schränkt werden, wie es sich aus den wirklichen Verhältnissen ergibt, fo daß für strafbare Drudwerte nur diejenigen haften, die mit Recht als daran beteiligt angefehen werden können. Das ist alles gang richtig und vollkommen zu unter­schreiben. Nur hat es sehr lange gedauert, bis den Herren, die Stresemann an die Hand gehen, die Gefahr erkannt haben. Wir hoffen, daß die Gesetzgebung bald eingreift, um den unerträglichen Urteilen des Reichsgerichts, dem sich die übrigen Gerichte anzupassen pflegen, ein Ende zu machen. Vorläufig sieht es nicht danach aus, als ob eine Menderung eintreten follte. Denn es wird angekündigt, daß schon am 22. Februar wieder ein solcher Hochperratsprozeß zur Berhandlung kommt. Diesmal richtet er sich gegen den Bro furisten des Verlages der Kommunistischen Jugend­internationale, der verurteilt werden soll, weil sein Verlag Bücher herausgegeben hat, die dem sonst so turzsichtigen Ober­reichsanwalt nicht gefallen. Wann wird mit den vormärzlichen Methoden Schluß gemacht?

Zum deutschen Mitglied der Völkerbundskommission für Ber­tehrs- und Transitfragen ist der Gesandte Dr. Seeliger offiziell ernannt worden.

Die deutsche Liga für Bölferbund, die nach dem Zusammenbruch von völkerbundsfreundlichen Kreisen gegründet wurde, hat wegen der geänderten Einstellung der deutschen Barteien zum Bölkerbunde beschlossen, ihren Vorstand und ihr Präsidium umzubilden und durch die Hereinnahme von Vertretern all der Parteien zu ergänzen, die in Deutschland heute Böllerbundspolitik treiben.

Zum Fall Frieders. Der vormalige Oberstaatsanwalt Dr. Frieders hat von der Oberstaatsanwaltschaft Weimar eine Ladung zum Antritt feiner Strafe für den 21. Februar 1927 erhalten. Ein Haftbefehl tonnte an Frieders nicht ergehen, da er sich in einem Sanatorium im Auslande aufhalten soll.

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Reimann- Modell, von einem fächsischen Privatheldentenor und das Weltbild frischweg von Walther von der Vogelweide . So singt er feinem freundlich grinsenden Auditorium funstfritische Arien im Jugendstil. Zurzeit ist man gerade bei Schwind. Sehen Sie, ginien. Das ist doch Kunst! das war schon ein Künstler, nicht einer meine Herren," trompetet das Museumsstück, diese edlen deutschen von diesen modernen Fahlen. Den einmaligen Menschen schuf er." Und, mit einer plöglichen, heimtückischen Bewegung an einen aus der Herde, ein blutjunges Bürschchen in Uniform, das teilnahms. los in die Eden stierte: Auch Sie, mein Herr, find einmalig." ,, Wie bitte<-- was--, ja natürlich, selbstverständlich." Nie habe ich ein rührend dooferes, ein hilfloseres Gesicht gesehen als in diesem erhabenen Augenblid. Der Ginmalige war glutrot und fah zum Anbeißen dämlich aus.

Und weiter schwamm der dogzierende Mann aus dem vorigen Jahrhundert: Meine Herren, dieser edle Schwung...! Sehen Sie nicht mur Ha, das ist nicht Arbeit. das Leibliche, fehen Sie auch das Geistige die verdammte neumodische Murtferei. Das ist Arbeit. war, als ob man ihnen die Kriegsartifel verlas. Das war bie Selbstverständlich, sehr richtig, ja natürlich." Den armen Jungen Seit, wo ein Eichendorff seine Lieder sang und ein Mann wie Schubert

Sie fennen Schubert?!" ,, Selbstverständlich, jawohl, aber natürlich, wie bitte?"

Wo ein Mann wie Schubert auf dem Waldesboden lag und dem Murmeln der Quellen lauschte." Sprachs und entsegelte

die Treppe hinunter, und zwanzig Soldaten trotteten im Gänse marsch hinterbrein.

,, Wissen Sie, meine Herren, es gibt eine Einheit, ein erhabenes

Bündnis von heldischer Kunst und praktischer Heldenhaftigkeit... der Weltkrieg Jawohl, aber selbstverständlich, na natürlich..." Leise flirrten Kuta die Seitengewehre

Das Liebesgesetz" im Kleinen Theater. Zwei wohlgepflegte

und liebenswürdige Herren mit Namen Gellner und alton kleine Theater mieteten und dort ihr als Komödie ausgege ergößten ihre Berwandtschaft und Freundschaft, indem sie das Biebesgefeg" aufführen ließen. Das Drama foll nach dem benes, aber durchaus als Tragödie wirkendes Drama Das Wunsche der glücklichen Dichter im alten Sparta spielen, es wurde aber durch den besonderen Geist und poetischen Dialekt in das moderne Spandau verlegt. Dieser Gegensatz zwischen dem Gewollten und Gelungenen erregte bei einem Teil des Parfetts Heiterfeit, bei dem anderen Mißbehagen. Es fiel fogar aus dem Barkett das Wort Flegelei. Dieses Wort ist sicher ein wenig übertrieben, das Wort Dumpih" hätte genügt. Mumpig" hätte genügt. Die Berwandtschaft und Freundschaft dankte den glüdlichen Dichtern für den vergnüglichen Abend mit vielem Beifall. Die Schauspieler, Herr Ferdinand Bonn , Lotte Steinhoff , Martin Kettner, Werner Bern. hardi, Erich Möller und Josef Peterhans , werden hoffentlich so gut bezahlt, daß sie ohne Gewissensbisse das Opfer ertragen, das sie den hoffnungsvollen Dichtern jetzt allabendlich bringen follen. M. H.