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hat er den Lastenausgleich in dem von Preußen geforderten Umfange abgelehnt. Die Berhandlungen find dann abgeschlossen mit folgender von mir getroffener Feststellung:

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in die Wege geleitet hat, diese Erregung ausgelöst haben. Man hat von einer Kampfansage Preußens, von der Absicht, Hamburg zu erdrosseln und was dergleichen starte Ausdrücke mehr sind, ge­sprochen. Und auch Herr Bürgermeister Petersen erklärt in seiner Rede, nur wenn diese Dinge in den preußischen Gemeinden in Fluß bleiben, tönnte sich eine befriedigende Lösung des Unterelbe problems finden lassen.

,, Jn bezug auf den Gebietsaustausch und den Finanzausgleich felen beide Telle materiell so weit auseinander, daß eine Ber. tändigung zurzeit nicht möglich sei. Beide Teile feien bereit, sich von Regierung zu Regierung nachbarlich über ihre 2Maßnahmen und über ein gemeinsames Borgehen auf dem Gebiete des Hafenbaues, des Generalfiedlungsplanes und des Verkehrs- der wesens zu verständigen."

Benn Herr Bürgermeister Petersen in seiner Rede die Frage cufwirft: Wie denki man sich nun in Breußen die weitere Behand lung der Angelegenheit?" so möge er die Einbringung dieser Bor­lagen und die baldige Verabschiedung durch den Landtag

als vorerst ausreichende Antwort auf seine Frage ansehen. Auf weitere sachliche Einzelheiten in den Reden werden die Herren Ressortminister, wenn sie es für erforderlich halten, noch eingehen. Nur einzelne Behauptungen des Herrn Bürgermeisters möchte ich nicht ganz unwidersprochen lassen.

Wenn es um den Lastenausgleich so stände, wie Herr Betersen glaubt an Hand der von ihm ins Feld geführten Zahlen beweisen zu können, dann würde ja für Hamburg feine Beran­laffung bestehen, sich so gegen den von Preußen geforderten vollen Lastenausich zu wehren, dann würde ja die Summe, die Ham­ burg an die preußischen Gemeinden zu zahlen hätte, überaus gering sein. Aber die Dinge liegen zweifellos anders, als fie nach den zahlenmäßigen Argumenten des Herrn Bürgermeisters Scheinen.

Die gegenseitig zu überweisenden Lohnsteuersummen scheinen mir den einzig beweisträftigen Anhalt zu geben für die Zahl der hüben und drüben beschäftigten Arbeiter und Angestellten. Daraus ergibt sich aber, daß das

Verhältnis der wechselseitig beschäftigten Arbeiter nidjt wie 3: 4, wie Herr Petersen behauptet, sondern zwischen Preu Ben und Hamburg wie 9: 3 ist; und daß sich daraus für die preu Bijchen Wohngemeinden eine erhebliche Belastung ergibt, braucht im einzelnen für jeden, der derartige kommunalwirtschaftliche Ver­hältnisse zwischen Betriebs- und Wohngemeinde tennt, taum weiter bewiesen zu werden.

Wenn aber gar behauptet wird, daß die Ueberweisung der in Hamburg erhobenen und nach dem Gefeß an die preußischen Wohn­ortgemeinde abzuführende Lohnsteuer eine Leistung Hamburgs an Preußen darstellt, so würde ich, wenn diese Behauptung von einem politischen Laien aufgestellt würde, sie als reichlich naiv bezeichnen müssen. Diese Bezeichnung auf die Ausführungen des Hamburger Staatschefs anzuwenden, verbietet mir indes die Höflichkeit. Immerhin darf man wohl die Frage aufwerfen, ob über das, was von Hamburger Betrieben an in Breuzen wohnhafte Arbeiter und Angestellte an Lohn und Gehalt gezahlt wird, als Er­gebnis der Arbeitsleistung nicht noch einiger Mehrwert in Hamburg zurückbleibt, der dann in der größten Steuer­traft, auf die sich Hamburg so viel zugute tut, zum Ausdrud fommt. Wenn man sich das vor Augen hält, erscheint auch die Be­hauptung des Herrn Bürgermeisters, daß der ganze Unter­elbebezirk Don Hamburg lebe, in einem besonderen Lichte. Die deutsche Volkswirtschaft ist zu über drei Fünftel preußische Volkswirtschaft,

da in Preußen die größten landwirtschaftlichen und industriellen Bezirke wie Rohstoffgebiete liegen. Es erscheint doch etwas ham burgische Großmannsfuht, wenn es dort so dargestellt wird, als wenn Hamburg dadurch, daß es von den in Preußen pro­duzierten und zum Export gelangenden Waren und von den in Preußen zur Verarbeitung gelangenden importierten Rohprodukten den Schiffahrts- und Handelsgewinn einhelmst, der Hauptförderer der Bolkswirtschaft sei, daß ohne Hamburg die deutsche Wirtschaft nicht bestehen könnte. Alle Achtung vor dem faufmännischen Geist der Hamburger . aber die deutsche Volkswirtschaft würde schließlich

Diese Auffassung, wie überhaupt die ganze Erregung in Ham burg, ist nur verständlich, wenn Hamburg dacauf gerechnet hat, aus Notlage der preußischen umliegenden Gemeinden für sich Kapital| zu schlagen. Die Hamburger können aber nicht von uns verlangen, daß wir die preußischen Randgemeinden an der Unterelbe in ihrer fommunalwirtschaftlichen Noflage belaffen und sie dadurch für ham­burgische Expansionspläne empfänglich erhalten.

Wir gehen nicht darauf cus, Preußen auf Kosten Hamburgs zu vergrößern oder gar ganz Hamburg aufzufaugen. Wir sind aber auch nicht bereit, ohne gleichwertige Gegenleistung preußisches Gebiet an Hamburg abzutreten, das legten Endes, offen ausgesprochen, nur dazu dient,

den hamburgischen stadtstaatlichen Partitularismus zu befriedigen und zu stärken.

Wenn ein Hamburger Blatt schreibt, die Rede Beterfens habe die Tür für neue Verhandlungen aufgezeigt, fie zu öffnen, jei Sache Preußens, so kann ich demgegenüber nur erklären, Breußen wird wenig Neigung haben, die Türe zu öffnen, nachdem vor der Türe von Hamburg ein derartiger Spettafel gemacht worden ist.

Wir haben, nachdem die bisherigen Berhandlungen Infolge Mangels an Entgegenkommen seitens Hamburgs gescheitert sind, die Regelung des Groß- Hamburg- Problems, soweit es preußische Ge­biete betrifft, selbst in die Hand genommen. Die dem Hause vor. liegenden Gefeßentwürfe sind der erste bedeutungsvolle Schritt auf diesem Wege.

Ich bitte daher das hohe Haus, sie mit aller Beschleuni gung zu verabschieden, damit ein großes deutsches Boltsintereffe mit opferwilliger Tattraft, wie der Herr Bürgermeister von Hamburg am Schluffe feiner Rede so schön ausführte, einen erheblichen Schritt gefördert wird.

Nach dem Ministerpräsidenten ergriff der Minister des Innern Grzesinfti das Wort zur Begründung der Vorlage in einzelnen.

Fall Keudell vor Gericht.

v. Tresckow flagt gegen die Deutsche Zeitung". Der Rittergutsbefizer von Tresdom hat den Chef­redakteur der Deutschen Zeitung", von Sodenstern, wegen Beleidigung verflagt. Die Deutsche Zeitung" hat Herrn von Tresdom beschuldigt, einen groben Ber trauensbruch" begangen zu haben, weil er der Leitung des Jungdeutschen Ordens Mitteilung über die geheimen Rüftungspläne im Kreise Königsberg Nm. gemacht hat.

Dieser grobe Vertrauensbruch" war der Anlaß zum Bontott gegen von Tresdom, an dem Herr v. Keu­dell beteiligt war.

Diese Beleidigungsflage richtet sich gegen einen Bei­tungsrebatteur. Der Vorwurf des groben Ber trauensbruch s" gegen von Tresdom ist zugleich vom Reichstanzler Dr. Marg unter dem Schutz der Immunität erhoben worden, ohne baß er Herrn von Tresdom gehört hätte.

Der Prozeß wird also in Wahrheit ein Prozeß gegen den Reichskanzler sein.

Reichswehr und Rußland .

Bertrauliche Verhandlungen im Auswärtigen Ausschuß.

Im Auswärtigen Ausschuß des Reichstags gab heute vormittag in vertraulicher Sigung Reichswehr­minister Dr. Geßler über die Beziehungen der Reichswehr zu Sowjetrußland eine Erklärung ab, die abzugeben er befanntlich sich in der öffentlichen Sigung des Haushaltsausschusses geweigert hatte. In der sich anschließenden Distussion sprachen für die Sozialdemokraten er mann Müller und Hilfer­ ding , für die Kommunisten Stöder und Rosenberg. Für die Regierung sprach noch der Staatssekretär im Reichs­amt des Auswärtigen v. Schubert. Außerdem nahmen nur noch Abg. Dr. Wirth und der völkische Graf Revent= low an der Debatte teil. Die Regierungsparteien beschränk­ten sich auf die Rolle aufmerksamer Zuhörer.

Zu Beginn war ein völkischer Antrag auf Herstellung der Deffentlichkeit abgelehnt worden. Für ihn hatten, außer dem Antragsteller, nur die Kommunisten gestimmt, offenbar von der Hoffnung geleitet, daß Herr Geßler getreu seiner Ankündigung im Haushaltsausschuß überhaupt nichts lagen werde, falls die Deffentlichkeit hergestellt wurde. Münchener Einwohnerwehr und Feme . Aus dem Feme - Untersuchungsausschuß des Reichstag 8. Der Feme - Untersuchungsausschuß des Reichstags sette heute, Mittwoch, die Beratung der zum Komplex Münchener Ein­ten Dr. Levi( Soz.) mit dem Zujazantrag der Kommunisten Creuz­wohnerwehr" vorliegenden Anträge fort.( Antrag des Referen­burg- Münzenberg, des Rorreferenten Dr. Schäffer- Breslau ( Dnat.), des Vermittlungsantrages Schulte- Breslau ( 3.), Kemples( D. Bp.) und Genossen, Antrag Troßmann( B. Bp.).

Vorher machte der Vorsitzende Mitteilung davon, daß gegen Ernst Berger wegen Begünstigung der Flucht 3 wen­gauers vom Ersten Staatsanwalt in München Haftbefehl erlassen ist.

Borsitzender Dr. Scheffer( 3.) als Mitverfasser des Bermittlungs­antrages Schulte verteidigt die Fassung dieses Antrages gegenüber der Kritik des Mitberichterstatters in der porigen Gigung. Der Antrag halte die mittlere Linie, indem er' gewisse formale Fehler und Berstöße der baŋerschen Behörden feststellte, ohne aber deshalb den Borwurf der Pflichtwidrigkeit zu erheben. Herr Dr. Schäffer fei zu Feststellungen gekommen, die der Aufgabe des Ausschulfes nicht entsprächen. Die Aufgabe des Ausschusses sei eine politische; rungen ziehen. Fehlurteile feien in Mengen vor­

gefommen, daher sollte sich auch der Deutschnationale als Richter nicht scheuen, das auszusprechen. Redner wendet sich gegen die Thesen des Antrages Levi, wonach die Einwohnerwehr eine Feme­organisation gewesen sein.

Neueste Absagen an Coolidge . Italien und Argentinien. - Eine Dreimächtefonvention?

Mussolinis Antwort auf den Abrüftungsvorschlag Coolidges ist überreicht worden. Sie ist eine ungweideutige Ablehnung, gestützt auf Argumente der geographischen Lage Staftens und mit einer unverblümten Anspielung auf die maritime Stärte Frankreichs und Englands im Mittelmeer .

Auch Argentinien hat den Vorschlag Coolidges unter Bezuanahme auf die Genfer Abrüstungstenferenz abgelehnt. Dagegen hat Japan eine lebhaft zustimmende Antwort dem Weißen Hause zugehen laffen. Man fpricht jetzt von einer Konferenz zu dritt zwischen Amerita, England und

auch nicht untergehen, wenn diese Handels- und Schiffahrtsgewinne Die Deutschenverfolgungen in Oberschlesien . Japan , d. h. zwischen den drei hauptsächlichen Seemächten im

den bremischen und preußischen Hafen mehr wie bisher zuflössen. Jedenfalls ist Hamburg bisher bei feiner angeblichen Au f= opferung für die deutsche Boltswirtschaft noch fehr gut gefahren.

Doch genug darüber. Was mir bei der in Hamburg Plaz ge­griffenen Erregung besonders unbegreiflich erscheint, ist der Um­stand, daß die Maßnahmen, die Preußen jetzt zur

Regelung der fommunalwirtschaftlichen Verhältniffe in seinem Unterelbegebiet

Leffing- Theater.

Der Patriot" Don Alfred Neumann . Alfred Neumann foll blühen und gedeihen! Er blühe, meil er instinktmäßig eine regelrechte, spannende Theaterintrige einfädelt. Man weiß bei ihm sofort, um was es sich dreht, und die Neugier gerät schnell in die politische Kriminalgeschichte hinein. Ein irr­finniger Ruffenzar foll von seinem Regierungschef beseitigt werden, damit der liberalere Sohn die Krone erhält. Intrigenspinner ist der Kriegsgouverneur und Vertrauensmann des verrückten 3aren Paul, der ein Sohn der großen und männertollen Katharina war. Der Kriegsgouverneur hat eine Mätresse, deren Ehemann er einst­mals, genau wie der selige König David, den Heldentod sterben ließ. Darum vergöttert Anuschia Ostermann ihren Gouverneur auch dann noch, als er sie an den Baren verkauft, um das gekrönte Monstrum noch mehr auf den Hund zu bringen. Intrige um den Thron, In­trige um das Herz. Zum Schluß die Pistolenkugel, die auf das Herz des Gouverneurs gezielt wird, nachdem man den Baren schon erwürgt hat. Es dämmert. Die schweren russischen Kirchengeläute verkünden den Tag. Der Gouverneur hat den Kaiser ermordet. Der Gouverneur fordert seinen eigenen Tod, da er sich nicht nur als Monarchenmörder, sondern als Patrioten fühlen will.

Das behauptet der Dichter, der energische, die Theaterspannung fräftig anziehende Dramatiker, der alle Berwicklungen flar und altflug anlegt. Nur wenn am Ende die seelische Begründung und Auflösung des Bsychologischen fommen soll, also das im edleren Sinne Dramatische, dann geht dem Dichter bie poetische Logit aus. Hörbar bleibt nur das Gedröhne und überschwängliche Geftöhne Spürbar bleibt nur noch ein Sturm und Drang , der zu der selben manifeftierten Alflugheit und durchaus glücklich inspirierten Kulissen schlauheit nicht ordentlich past. In dem Schlusse, der psychologisch in die Brüche ging, also in bem, was nicht gelang, zeigt sich jedoch das Talent des Dichters am günstigsten. Hier muß die Verheißung gesucht werden. Der Lyriker Alfred Neumann besitzt feine Musir. Der Prosaschriftsteller und Erzähler fiel schon durch einen impo­nierenden Romp der Worte auf. Der Dramatiker ist jung, Gott sei Dant. Der Dramatiker steht aber am Kreuzweg. Er muß sich entscheiden, ob der Kleistpreis, den ihm der Frankfurter Kunstrichter Berthold Diebold zuerkannte, zum Bühnenradau oder zum ver­feinerten Theater ermuntert.

Der Regiffeur Karlheinz Martin treibt zum Bühnenrabau. Sein Bühnenbildner Kaspar Neher unterstützt diese Neigung, in­bem er fehr repräsentative, im Licht schwimmende Barengemächer und Galerien aufbaut. Die Schauspieler Paul Wegener und Friz Kortner, zwei herrliche Gegner im Kampfe zwischen Irr finn und Kal blütigteit, schieben sich methodisch, behutsam, bestien­aleich, teuflisch inspiriert und zyflopisch grausam gegeneinander. Das Virtuosentum mirb gemeistert und trotzdem gedämpft. Die verjasenden Worte des Dichters werden so mächtig aus dem Innern des Schauspielers herausgeholt, daß fie goldecht und menschlich flingen. Die Mätreffe, die Franzista Kinz jpielt, ist auch eine vom Dichter überchargierte Dame der weiblichen Kompliziertheit. Frau Kinz ist aber von Natur nicht fompliziert und sie ist anderer seits nicht Komödiantin genug, um ihre Natur wesentlich zu ver= wandeln. Den 3arewitsch des irrfinnigen 3aren spielt ohne allzu

Strafverfolgungsantrag gegen den Abgeordneten Ulit.

Kattowih, 23. Februar. ( WTB.) Beim schlesischen Sejm wurde neuerdings ein Auslieferungsantrag gegen den deutschen Abgeordneten ulit, Geschäftsführer des Bolfsbundes, gestellt. Der Antrag wird damit begründet, daß der Sejmabgeordnete Ulig militärpflichtigen Personen zur Flucht nach Deutschland verholfen haben soll.

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ausschweifende Don Carlos Rhetorit Walter Rilla . Der ganze Barenhofftaat und Schranzenapparat funktionierte theatralisch deforatin. So tam die Lust zum Beifallsgetöse auf, dessen der Dichter fich freuen dürfte. Mar Hochdorf.

Otto Faber du Faur .

Ausstellung in der Nationalgalerie.

Stillen Ozean. Die Konferenz würde zu einer Flottentonven tion zwischen diefen drei Staaten führen, die sich die Seeherrschaft im Stillen Ozean sichern würden, ohne sich durch Flottenrüftungen gegenseitig übertrumpfen zu müssen. Es gewinnt fast den Anschein, als wäre das das eigentliche Ziel gewesen, das Coolidge mit seiner 3irkularnote von vornherein verfolgt hätte und als würden ihm die ablehnenden Antworten Frankreichs und Italiens weder überraschend noch unerwünscht sein.

mußte. Und doch steckt eine so folide Beichenkunft dahinter; jede Figur fann man auf ihre Richtigteit nachprüfen: es ist teine Spur von Nachlässigkeit oder gar nichtfönnen" im akademischen Sinne dabei. Nur versteckt sich das Können hinter dem Elan der Malerei, es wird nicht mit langweiliger Modellierung zur Schau gestellt, und die Furie eines treffsicheren Binfels läßt alle Beichmungen in einem wunderbaren Nez farbiger Tupfen und Flächen ertrinfen. Das war es, was man Faber nicht verzieh, und was heute feine glänzende Rechtfertigung, 26 Jahre nach seinem Tode, darstellt und uns als ein Geschent entzückt, das fpontan und foftbar aus dem Nichts emporſteigt. Dr. Paul F. Schmidt.

Sent m'ahefa. Die Duncan fuchte vor einem Bierteljahrhundert die Tangfunft zu fanieren, indem sie beim antifen Hellas eine 3wangsanleihe machte. Ruth St. Denis unternahm emen ähnlichen Bersuch durch indische, Sent m'ahesa durch ägyptische Bluttransfusio­nen. Eine neue Kunst fam bei feiner von den dreien zustande. Die Entwicklung ging andere Wege und führte in furzer Zeit zu einer Blüteperiode des deutschen Tanzes. Jetzt sahen wir, nach mehr. Matinee veranstaltete. Sahen fie mit gefchärften Augen und erfannten ihr Wesen flarer. Sie steht als Tänzerin turmhoch über der Duncan. Aber was fie gibt, ist auch nur Kunft aus zweiter Hand. Kunst, die in fremde Formen gegoffen ward. Und zwar nicht in tänzerische, sondern in piastische oder zeichnerische Formen. Wie die alten Aegypter getanzt haben, wissen wir nicht. Aber wir fennen den Stil altägyptischer Reliefs und Wandgemälde. Diefen fucht die Mahesa zu topieren. Berbindet Gesten und Attituden, die sie auf Bildern sah. durch rhythmische Bewegungsreihen, mischt ein bißden modern orientalische Tanzstimmung hinein und gestaltet, flug berech nend, sehr geschmackvolle, rein dekorative Kleinkunstwerke, die nur felten zu feelischer Ausdrudskraft fich steigern. Ihre persönliche note besteht in eigenartigen, rudweise scharf abgelegten Schwingen und Drehungen. Viel Profilstellung. Abhängigkeit von der Musik, die durchaus führend wirft. Eindrucksvolle Details, zum Beispiel in" Scheherazade" ein fräftiges Aufschwingen auf den Fußspizzen mit hochgehobenen Armen, im ersten Tanz aus" Aida" eine große, ausladende, jehr suggestiv wirkende Geste. Völlige Entgleisung tritt ein, sobald das orientalische Milieu verlassen wird, z. B. in der auf­geregten Bantomime einer Bision". Gesamteinbrud: Bornehme, geistreiche, kultivierte, unterhaltende Varietes- Kunst.

Der Maler Otto von Faber du Faur , dem die National­galerie in den Rundgängen des obersten Geschosses eine pofthume Ausstellung, fast zu Ehren seines 100. Geburtstages, bereitet, gehört zu den fast vergessenen Meistern einer an Maltalenten überreichen Beit. 1828 in Ludwigsburg ( Württemberg ) geboren, 1901 in München gestorben, war er zunächst, wie Frig von Uhde, Kavalleries offizier, der seit zwei Jahrzehnte zwischen diesem Beruf und der an­geborenen Neigung zur Kunst schwankte, bis er 1867 den Abschied nahm und sich gänzlich der Malerei widmete. Die Ausstellung, die Jufti und sein Assistent Thormählen mit feinstem Berständnis vor­bereitet, beweiftt, mit welchem Unrecht man diesen fühnen Maler- jähriger Bause, die m'ahesa wieder, die in der Komödie eine offizier Zeit seines Lebens und noch ein Vierteljahrhundert nach feinem Tode vernachlässigt hat. Die Jahrhundertausstellung 1906 geht beinahe ganz an ihm vorbei, Meier- Graefe fennt ihn nicht, und Starl Scheffler speist ihn in seinem eben erschienenen Kompendium der europäischen Malerei mit vier Zeilen ab als einen in den Spuren Schreyers Wandelnden". Und nun sehe man sich diese 150 Gemälde, Sfizzen und Aquarelle in der Nationalgalerie an und urteile, ob dies ein Maler ist, der in den Kometenschweif eines bloß methodischen Pferdemalers wie Schreyer gehört! Rein: er ist nicht nur unvergleichlich lebendiger, freier, vielseitiger als Schreyer, mit bem er eigentlich nur eins seiner wesentlichen Themata gemeinsam hat: das Pferder gehört überhaupt zu den deutschen Malern der Leiblzeit, die das überwiegende Borbild der Franzosen burch Seine Liebe galt vor allem Delacroix , Géricault , Decamp, man aus studiert und dann in selbständige Eigenform übergeführt haben. spürt dazu eine innige Bertrautheit mit dem frühen Marées( der Reiter malte gleich ihn) und eine Zeitlang mit Sperl und Leibl selbst. Welcher Künstler wäre nicht in die große Entwicklung seiner Beit Derflochten gewesen! Aber Faber du Faur schafft sich so schnell und so gründlich seine eigene Handschrift und sein eigenes Dar ftellungsreich, daß er inmitten des Lenbachschen München völlig isoliert dasteht und bis an seinen Tod vergebens nach Anerkennung ringt. Sein Lehrer Piloty verleugnet ihn angesichts seiner Bilder! Bir begreifen das heute faum mehr. Uns scheint Faber einer der stärksten und liebenswertesten Repräsentanten der Zeit zwischen 1870 und 1900. Seine Motive gehören der Epoche an: Reiter, Gefechte, Orientbuntheit, die heiligen drei Könige, Napoleon vor feinen Truppen; es find beinahe Historienbilder aus der Piloty­Schule: baß sie es nur beinahe" find, zieht allerdings den ent­scheidenden Trennungsstrich zwischen ihm und der offiziellen Münchner Kunst um die Kaulbach und Defregger . Deutlich wird der Unterschied angesichts seiner Form. Die ist so rein von malerisch. farbigem Instinkt eingegeben, die überwudert so gonz jene In halte, daß sie uns heute zur höchsten Luft und Augenweide gereicht, damals aber wohl als fegerisch und ungenügend abgelehnt werden

J. G.

Die Staatliche Kunftbibliothel beranflaftet vom 22 Februar bis 19. März im Lichthof des ehemaligen Kunstgewerbem nieums, Bring Albrecht Straße 7, eine Ausstellung mittelalterlicher deutsmer

fa ftit in photographischen Au nahmen aus ihren neu erworbenen Bes änden. Die Ausstellung ist täglich( außer Montags) von 9-8 Uhr bet freiem Eintritt geöffnet.

Im Le fingmufeum findet am 24., 8 Uhr, eine eft a Iozzi eter ftatt. Johannes Tets bält den Vortrag, Gertrud Tube rezitiert. Zieder von Nägeli werden gefungen von Fel. Goldfamidt und Adami, Herrn Beening und dem Lautenchor von Ellah Graf.

Direktor Bernhard Wende spricht im Hörsaal bes Kunstgewerbemuleums, Brinz- Albredt- Straße, am 24. Februar und 3. März über das Thema: Bas muß ich vom Stunstblatt und seiner Herstellung wiffen?"