Freund, ich werde sofort.., Hallo, Kellner, bringen Sic Seiner Hochgeboren Schinkensemmeln und Portwein!" Es wird gebracht. Die Opposition dankt und ißt. Beth- lcn II.:„So, also jetzt geh rasch zurück in den Saal und hole nach. Du mußt agressiv sein. Du mußt rufen:„Verschwinden Sie. Sie Korruptionist! Pfui! Zurücktreten!" Die Opposition(die Semmel im Mund, das Glas in der .Hand): Exzellenz, du bist gütig, aber das geht nicht länger. Ich muß nur immer zuschauen, wie gut es die Herren von der Regierungspartei haben. Sie dürfen plaudern, dürfen intrigieren, dann dürfen sie ans Büffet gehen und wieder plaudern und sich wohlfühlen. Ich aber(weinend), ich muß nur sitzen, immer nur sitzen und Zwischenrufe machen. Während die anderen sich amüsieren, muß ich mich immer plagen. Exzellenz, wenn ich das gewußt hätte, was das bedeutet, so hätte ich mich überhaupt nicht wählen lasten..." Brüllendes Gelächter unter den Zuhörern. Bethlen l. winde sich vor Lachkrämpfen. Bethlen H. erhebt sich ganz erschrocken:„Was, willst du mich zugrunde richten? Willst du vielleicht auf dein Mandat verzichten? Unmöglich! Wozu habe ich dir den Läutapparat an deiner Bank anbringen lassen? Durch einen Fingerdruck kannst du dir alle/ bestellen!" Opposition:„Exzellenz, der Mensch hat auch geistige Be- dürfnissc." Bethlen II.:„So! Und was ist mit dem Vier- röhrenradioapparat. den ich dir an deiner Bank aufmontieren ließ?" Opposition(gekränkt):„Exzellenz, ich hör? soeben, daß es schon wesentlich modernere Apparate gibt." Bethlen II.: „Bitte schön, du wirst noch heut« den modernsten Achröhren- superheterodynapparat aufmontiert bekommen, aber du mußt drinnen bleiben, du mußt sitzen, unbedingt sitzen, du darfst unter keinen Umständen den Saal oerlasten und du mußt Lärm schlagen und Zwifchenruse machen." Die Opposition(verlegen lächelnd):„Du bist wirklich gnädig. Exzellcilz. Danke dir. Aber..., wenn du schon erlaubst... Schau..., die Herren von der Regierungs- partei dürfen hinaus, sie haben Gelegenheit nach Verdienst zu schauen, sie können Geschäfte machen..., während ich, ich arme Opposition.... es geht nicht weiter, Exzellenz, es geht wirklich nicht!" Bethlens II. Gesicht strahlt auf. Er lächelt. Er beugt sich zur Opposition und flüstert ihr ins Ohr:„Du dummes Ding, du, warum hast du mir das nicht gleich gesagt? Noch beute bekommst du eine Großtrafik, und zwar auf der Andrassystraße, direkt gegenüber der Großtrafik von imserem Freund Kallay." Die Opposition(ungläubig):„Und ist das wirklich wahr, Exzellenz?" Bethlen II. macht eine beleidigte Geste, die Opposition schnappt plötzlich seine Hand, drückt einen Kuß darauf, macht Kehrt, schreitet wortlos zur Türe des Sitzungs- saales, macht die Türe auf und beginnt mit Stentorstimme zu rufen:„Abzug Bethlen! Pfui, Pfui! Zurücktreten! Diese Korruptionsbande nennt sich eine Regierung! Pfui, Bethlen! Bfui!"... und er ist schon im Sitzungssaal. Die Tür schließt sich hinter ihm. Vehlen II. wirft wieder die Beine übereinander nobel, elegant und macht eine resignierte HanÄbewcgung:„Och. diese Opposition! Wenn sie zumindest ein Sitzfleisch hätte!" Die Szene ist vorüber. Des Lachens kein Ende. Beth- len 1. ist außer sich vor Vergnügen. Er drückt seinem Doppel- gänger die Hände:„Fabelhaft haben Sie das gemacht! Ich danke Ihnen! Ich habe mich fabelhaft amüsiert." 4- . Und wahrlich, er hat sich fabelhaft amüsiert. Und zwar geschah dies an einem Abend voriger Woche, im Klub der Regierungspartei des Grafen Bethlen, zu Budapest , nicht etwa in der Phantasie eines gehässigen sozio- listischen Pamphletschreibers, sondern in der Wirklichkeit und alle Blätter haben von dem köstlichen Amüsement des Minister- Präsidenten huldvolle Berichte gebracht. Kein einziges Blatt fand sich, das erzählt hätte, daß es wohl unter den Wilden Sitte ist, an der Leiche des Gegners einen Siegestanz zu
Bismarck— Gelögeber Schweitzers! Der dokumentarische Nachweis geliefert. Ein Streit, der die Partei vor langer Zeit heftig bewegte, ist jetzt zur Entscheidung gebracht. Der Nachweis ist geliefert, daß Herr o. Schweitzer, der Nachfolger Lassalles, oder doch wenigstens die von ihm geleitete Bewegung tatsächlich von Bismarck Geld erhalten hat. Es war bekanntlich Bebel, der mit größter Eni- ichiedenheit die These vertrat, Schweitzer sei ein bezahlter Agent Bismarcks gewesen, was zwei so hervorragende Histo- riker der Sozialdemokratie, wie Franz Mehring und Gustav Mayer , lebhaft bestritten. Nun muß Pros. Mayer selbst, der Verfasser der glänzenden Schweitzer-Biographie, in einem Ausiatz des„Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik" zur Steuer der Wahrhett den folgenden Tatbestand feststellen: Als Bismarck am 3. April 1866 beim Bundestag den Antrag auf Einberufung eines durch allgemeine direkte Wahlen zu ernennen- den deutschen Parlaments stellte, büßte Schweitzer eben eine ein- jährige Gefängnisstrafe ab. Während er selbst im besten Fall nur gelegentlich vom Molkenmartt her einen Artikel beisteuern konnte, wurde der„Sozialdemokrat" von dem Geldgeber des Unternehmens, v. Hofstetten redigiert, bei dem Schweitzer damals als After- mieter wohnte, v. Hofstetten hatte am 3. Januar 1863 bei der Polizeihauptkaffe in Berlin die 2530 Taler hinterlegt, die man als Kaution für das anfänglich dreimal In der Woche heraus- kommende Blatt forderte. Als dieses im Juli 1865 in eine Tages- zeitung umgewandelt wurde, hatte er weitere 2530 Taler hinterlegt, die ebenso wie die frühere Zahlung als seiner Gattin, einer geborenen Gräfin Strachwitz, gehörend gebucht wurden. Da- mit hatte er oder sein kleines Vermögen stark ange- griffen und es war vollends erschöpft, als bald darauf mit einem Schlag andere beträchtliche Verluste hinzutraten. Wie Schweitzer, geriet auch Hofstetten von nun ab m zunehmende finanzielle Schwierigkeiten. Aus den Polizeiakten über den„Sozialdemokrat" ist zu ersehen, daß am 29. März 1866 das Königliche Stadtgericht, Abteilung für Zivilsachen , dem Polizeipräsidium mitteilte, seine Kaution in Höhe von 1700 Talern sei auf Antrag eines Gläubigers mit Arrest belegt worden Nun erfahren wir aber jetzt aus einem Schriftstück, das dem Nachlaß Hermann Wageners ange- hört und das dessen heutiger Besitzer Herr Direktor Max Stein in Breslau Prof. Gustav Mayer zur Verfügung stellte, daß Hof- stetten acht Tage nach jener Arrestoerfügung, am 6. April, also nur drei Tage vor dem preußischen Antrag beim Bundestag, der die Hauptforderung des Laffalleschen Programms zu erfüllen versprach, gegen Verpfändung des Kautionsdokuments ein unverzins- liches Darlehen in Höhe von 2500 Talern von Bismarck erhielt. Die Rückzahlung dieses Darlehens tonnte von ihm zu jeder Zeit geleistet werden ohne vorhergehende Kiindi- gung, wogegen ihm eine sechsmonatliche Kündigung zugestanden
tanzen, ja, sie sogar aufzufressen, daß aber nachher die Wilden ihre Feinde beweinen und den rachedürstigen Geistern Sühne- opfer bringen. Kein einziges Blatt fand sich in der Residenzstadt des Grafen Bethlen. das diesem Betyaren ins Gesicht geschleu- dert hätte, daß es sogar unter den Wilden die größte Schmach ist, über den schändlich, durch List und schmähliche Gewalt besiegten Gegner noch zu spotten und zu lachen, wenn dieser gefesselt aud geknebelt auf dem Boden darniederliegt.
Die Stimme üer Unternehmer. (Segen das Arbeitszeitnotgesetz der Regiernng. Kein Anlaß znr Nenregelnng der Arbeitszeit! In der am 26. Februar stattgefundenen Sitzung■ des Arbeitsschutzgesetz-Ausschusses des Reichswirtschafts- r a t e s gab die Abteilung I(Arbeitgeber) folgende Er- klärung ab: 1. Sie hält die Voraussehuag für eia Notgesetz. das dem Arbeilsschutzgeseh in seinen wichtigsten Bestimmungen betreffend die Arbeitszeit vorgreift, weder nach Anlaß noch nach Zweck für gegeben. Z. Der Reichsarbettsminister ha» den Gesetzentwurf erst am gestrigen Tage mit der Erklärung znr Kenntnis gebracht, daß er das Gutachten des Reichswirlschaftsrates nicht abwarten könne. Zu der hiernach auch dem Reichsarbeitsmlnlster unerläßlich erscheinen- den sorgfältigen Durchberatnng fehlt tatsächlich die notwendige Zeit. Eine übereilte Durchberalung lehnt die Abteilung l ab. Frech und brutal! Notgesetz zur Verlängerung der Ar- beitszeit— überflüssig. Die Arbeitslosen können auf dem Pflaster liegen bleiben. Es ist der Geist des Klaffen- kampfes von oben, der aus dieser Kampfansage an die Arbeiterschaft spricht. Sie werfen sich öle välle zu. London . ZS. Februar.(WIS.) Anlerhao». Sei einer Debatte über die Ratifizierung der Washingtoner können- t i o n vom Zahre l3lg über die Arbeitszeit erklärte der Arbeitsminister Steel-Maitland . auf etne lebhafte Kritik der Opposition und auch von Mitgliedern der Konservativen Partei ant- wartend, nian müsse versuchen, eine Grundlage für eine verein- borung zu erzielen. Die Vorlage, die in Deutschland eingebracht worden sei, und das. was im französischen Senat geschehen sei, hätte die Lage nicht leichter, sondern schwieriger ge- staltet. Das Kabinett als ganzes erwäge die Frage augenblicklich lebhast und er sei nicht bereit, dem Hanse seht eine endgültige Cr- klärung abzugeben. Zreie Sahn öem Tüchtigen? Eine bezeichnende Statistik. Die Deutschnationalen, die nicht gerade spröde stnd, wenn es sich für sie darum handelt, an die Futterkrippe zu gelangen, sprechen gern von der roten Futtertrippenwirtschaft in Preußen und ver- suchen das mit dem Hinweis darauf zu belegen, daß in Preußen auch Nichtfachmänner in den Verwaltungsdienst übernommen werden. Tatsächlich stnd die Minister des Innern und der Finanzen in Preußen seit dem Jahre 1920 durch ein Gesetz ermächtigt, Personen als befähigt zum höheren Verwaltungsdienst zu erklären, die auf Grund ihrer fachlichen Vorbildung und bisherigen Tätigkeit für die Stellung eines höheren Verwaltungsbeamten besonders geeignet erscheinen. Wie jetzt amtlich festgestellt wird, ist m den mehr als sechs Iahren seit dem Bestehen des Gesetzes in ganzen 35 Ausnahmefällen von der Ermächtigung Gebrauch gemacht worden, ein Beweis dafür, wie vorsichtig das Gesetz angewandt wird. Man dars hojfen, daß sich in Zukunft die Fälle mehren, in denen mit dem alten starren System des oornovemberlichen Bureaukratentums gebrochen wird.
wurde. Bismarck bestätigt« allein mit seiner Namens- Unterschrift ohne Hinzufügung eines Titels eigenhändig, daß er das Kautionsdokument erhalten habe. In einem als„Duplikat" gekennzeichneten Schriftstück vom 29. Mai 1867 bestätigte Hofstetten Bismarck noch einmal den Cmp- fang eines unverzinslichen Darlehens von 2500 Talern. Es handelt sich dabei offenbar um dieselbe Summe, die im Jahre zuvor gege- den worden war. Die auf diese und andere Weis« flüssig gemachten Gelder— weitere 2500 Taler wurden zurückgezahlt, als der„Sozial- demokrat" aushörte, täglich zu erscheinen— wurden hauptsächlich zur Befriedigung des Druckers und sonstiger Gläubiger verwendet. Ob Bismarck seine 2600 Taler jemals zurück erhalten hat, dürfte nach Mayer zweifelhaft sein. Die Behauptung, daß Schweitzer von der Sache nichts gewußt hätte, hält Mayer für wenig wahr- scheinlich. Vielmehr würde es ihn nicht überraschen, wenn Schweitzer auch für seine Agitation zugunsten des allgemeinen Wahlrechts— das Bismarck bekanntlich damals auch wollte— eine kleine Summe erholten hätte. „Die übergroß« Mehrzahl der damaligen deutschen demokra- tischen Politiker, die vom Bürgertum herkamen," schreibt Mayer, „und nun gar erst Arbeitersührer wie Marx und L a s s a l l e, Liebknecht und Bebel, hätten auch in der größten finanziellen Not der Versuchung widerstanden, von ministerieller Seite eine Gefälligkeit anzunehmen und sich so vielleicht in moralisch« Ab. hängigkeit von einer Regierung zu begeben, der sie in grundsätzlicher Opposition gegenüberstanden, mochten sie selbst in einer wichtigen Frage des Augenblicks an einem Strange inst ihr ziehen." Schweitzer ober, ein deklassierter Adeliger, war in solchen Dingen weniger skrupellos, er hatte»einen Stich ins Glücks- ritterliche". Und so hat er dem Bild der von Lassalle glorreich begonnenen Bewegung einen häßlichen Schandfleck zugefügt, der sich nicht mehr beseitigen läßt. SilSerftürmerei. Die Fälle mehren sich, wo Kunstwerke von außergewöhnlicher Art infolge der Wlehnung durch die Behörden oder durch Verbände entfernt' werden müssen. Die Wandbilder von Heinrich V o g e l e r. mit denen der Künstler das Eßzimmer seines Wohn- Hauses in Worpswede geschmückt hat, sollen auf Verlangen des Land- rates und des Regierungspräsidenten entfernt werden. Vogeler hat be- kanntlich seinen„B a r k e n h o f f" für ein proletarisches Kinderheim zur Verfügung gestellt, und darauf nehmen die Bilder Bezug. Das Stuttgarter Museum mußte den Ankauf eines Bildes von Oskar Kokoschka , des Porträts von Elfe Kupfer aus dem Jahre 1910 rückgängig machen, obwohl die Ankauftom. Mission dem Vorschlage des Direktors zugestimmt hatte. Die Er- Werbung stieß augeblich auf den Widerstand des Staatspräsidenten und Kultusministers Bazillc. Die Marienfigur des Bildhauers Wilhelm F. C. O h l y an dem früheren Liebfrauen-Pfarrhaus in Frank-
dauernüe Arbeitslosigkeit. Vcrnrtndcritng um 25 000 Personen. Die Zahl der hauptunlerstützungsempsänger i« der Erwerbslosensürsorge zeigt in der ersten Februarhälsle einen weiteren Rückgang um rund 66 099, das find 3,2 Pro;. Die Zahl der männlichen haupkuulcrstühungsempfänger ist von 1 569 999 auf 1 599 999 zurückgegangen, die der weiblichen Hauptunlerstützungsempsänger von 267 999 aus 252 999, die Gesamtzahl von t 827 999 aus 1 761 999. Die Zahl der Zoschlagsempsänger hat sich von 2 999 999 ans 2 934 999 verringert. Zu der Zeil vom 15. Januar bis zum 15. Februar 1927 ist die Gesamtzahl der HanpwnierslShungsempfänger um ruud 79 999 zurückgegangen. 'Im gleichen Zeltraum ist die Zahl der in der Srtsenfür- sorge llnlerstühlen von 138 999 am 15. Januar auf 192 999 am 15. Februar gestiegen: der Gesamtzuuahme in der Srisensürsorge von rund 54 090 sieht also ein Rückgang in der Erwerbslosenfür. sorge von rund 79 999 gegenüber, so daß sich im G e s a m l e r g e b- nis für die Zeil vom 15. Januar bis 15. Februar 1927 eine ver- Minderung in der Zahl der Arbeitslosen um rund 25999 ergibt._ Ein Kritiker. Adam Röder über Zentrum und Bürgerblock. »Das Leben ist Kampf. Kultur aber heißt: ehrliche, gerecht-brüderliche Kampfbedingungen schaffen. Die sind nicht gegeben, wenn der Ostelbier, der Eroßbourgeois, der Großkapitalist, der Industrieherr, der eingebildete Bureaukrat Vor- rechte besitzen. Die Eleichbewertung aller Volks- genossen heraufzuführen, ist Aufgab« weitschauender Politik. Diese Aufgabe kann und wird das neue Kabinett nicht erfüllen; darum war feine Erstellung ein p o l i t i s ch e r F e h l e r, der sich rächen wird. Vielleicht hat Josef Wirth der Reaktion schon den kleinen Finger gereicht, als er mit seinem gewiß ehrlich gemeinten„Manifest" auf den Plan trat; vielleicht hat er gehofft, daß die Rechte es ablehnt und damit eine klare Situation schafft." „Das Zentrum hat nicht im Geist der fortschritt- lichen Entwicklungslinie gehandelt, als es seine Zu- stimmung zu diesem Kabinett gab, das zwangsläufig die Geschäfte der Reaktion besorgen wird. Mögen Leute wie Marx, Köhler und Brauns noch so sehr bremsen— wer politisch bei der Rechten von heute ist, stirbt daran." (Der Zentrumsabgeordnete Adam Röder in der Süddeut- schen Konservativen Korrespondenz.) Die Bekämpfung ües Mietwuchers. Eitle Verfügung des preußischen Justizministers. Unter Hinweis auf die Klagen, daß nach dem Abbau der W o h- nungszwangswirtschaft für gewerbliche Räume durch die Verordnung über die Lockerung der Wohnungszwangs- Wirtschaft vom 11. November vorigen Jahres vielfach unange» messen hohe Mietzinsen für die Ueberlassung gewerblicher Räume gefordert werden, ersucht der preußische Iustizminister die Strasoerfolgungsbehörden, ihr besonderes Augenmerk auf solche Mißstände zu richten und bei Vergehen gegen 8 49a des Mieterfchutzgefetzes in der Fassung vom 30. Juni vorigen Jahre» mit Nachdruck einzuschreiten. Bei der Prüfung der Frage. ob ein Mietzins unangemessen ist, wird in allen zweifelhasten Fällen auf die Hinzuziehung von Sachverständigen unter Berücksichtigung der von den amtlichen Vertretungen der beteiligten Wirt- schaftskreise Benannten Bedacht zu nehmen sein.
Gutes Lesinden Lobes. Das Allgemeinbefinden des Reichs- tagspräsidenten Genossen Lob« war auch am Montag abend nach der übereinstimmenden Miffassung der Aerzt« gut.
f u r t a. M„ das jetzt zu einem Geschäftshaus umgebaut ist, wurde entfernt, trotzdem ein Teil der katholischen Geistlichkeit sich lebhaft für das Werk einsetzte. Hier war der Widerspruch eines Teils der Oeffentlichteit Grund zu der Entfernung. Es half auch nichts, daß der Kunstgclehrte der Frankfurter Universität, Geheimrai, Kautzsch. und der Schriftführer der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst, Professor Lill in München , gegen die Entfernung Einspruch erhoben. Gegen die Absicht, die Wandbilder Vogelers zu entfernen, wenden sich Käthe Kollwitz und Max Pech st ein in folgen- der Erklärung: Die Unterzeichneten erfahren von dem Kuratorium des Kinderheims der Roten Hilfe, daß der Herr Regierungspräsident in Stade , Dr. Rose, die Entfernung der von Heinrick Vogeler stammenden Wandgemälde des Kinderheims„Barkenhoss verlangt. Die Unterzeichneten erheben getzen dos Vorgehen des Herrn Regie- ningspräsidenten schärfsten Widerspruch. Es ist unmöglich, daß Kunstwerke der Vernichtung ausgeliefert fein dürfen, weil die ihnen zugrunde liegende Idee der zustehenden Behörde nicht genehm ist. Eine Entfernung der Bilder wäre aber gleich einer Vernichtung, da die Bilder aus der Wand gemall sind. Von einer eventuellen Ver- sührung der Kinder kann nicht gesprochen werden, da es sich durch- weg um proletarische Kinder Handell, denen die Idee, welche den Vogelerschen Gemälde zugrunde liegt, vollkommen oertraut ist. Januar 1927. Käthe Kollwitz , Mitglied der Akademie der Künste. M. Pechstein, Mitglied der Akademie der Künste. Eia neues Relnhardk-Theater in Verlin. Aus dem Bureau der Reinhardt-Bühnen erfährt eine hiesige Korrespondenz, daß an der Nachricht eines Berliner Mittagblattes über die Zukunstsplänc von Max Reinhardt nur das eine richtig ist, daß Reinhardt in der Tat im Westen der Stadt ein neues Theater zu bauen beabsichtigt, für das naturgemäß an erster Stelle die Gegend am Kursürstendamm in Frage kommt. Dagegen kann keine Rede davon sein, daß die beiden Bühnen in der Schumannstrahe, das Deutsche Theater und die Kommerspiele, aufgegeben werden sollen. Auch von Pachtungs- Verhandlungen bezüglich des Theater des Westens oder des Deutschen Künstlerlheaters kann nicht die Rede sein. Ein versöhnungsboukelt. Der Deteranenverband eines amerika- nischen Pionierregiments stierte vor kurzem in einem New-Porker Hotel sein Stiftungsfest mit einem großen Bankett. Als Gast hierzu war auch ein früherer deutscher Soldat, der Zahnarzt Rudolf Köster, geladen und erschienen, der 1918 als Führer einer Maschinengewehr- abteilung zweimal direkt in ein Gefecht mit dem gleichen Regiment verwickelt war und sich nach dem Kriege in New York niedergelassen hat. Er ist heute der Kompagnon eines Amerikaners, der aus diesen Gefechten eine schwere Verwundung davontrug, und wurde auf dem Bankett mit besonderer Herzlichkeit begrüßt und m einem Trintspruch gefeiert._ Der verein gehörloser bildender Sünstler veusschlond» eröffnet am 3. Mär, eine Ausstellung im Schöneberaer RatbaiiS, Rudoli-Wilde-Pla». ffilacorno de JUcolo, zulebt Direktor deS Borgelle, iil Plötzlick in Raren, g e ff o r b e n. offenbar als Opier eines Verbrechens. Der anSgezeichl-et- Kuniliorsch-r ist auch bei uns durch leine Arbeiten über die Bildhauer und Goldschmiede der Renaissance bekannt geworden.