Zeugen, die sich nicht
nicht
geschädigt für
Stargarder Geschäftsleute im Jürgensprozeß.
Die heutige Verhandlung im Jürgens- Prozeß, der Frau Jürgenz mieder auf der Krankenbahre beiwohnt, brachte die Fortsetzung der gestern unterbrochenen Beweisaufnahme zu der Anklage der Kreditschwindeleien, und zwar wurde zunächst die Inhaberin eines Stargarder Modehauses, Fräulein Grügma cher, vernommen, bei der Frau Jürgens Kleider und Hüte gekauft hat, und zwar, wie die Zeugin versichert, durchaus nicht in einem den üblichen Rahmen übersteigenden Maße.
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Während die Einkäufe im Jahre 1924 bar bezahlt wurden, ließ Frau Jürgens im Jahre 1925 anschreiben und zahlte, als das Ronto 700 m. betrug, einen Teil ab, während sie für den Rest einen Wechsel ausschrieb. Außerdem erhielt die Zeugin einmal einen Sched, der aber von der Stargarder Stadtbant nicht eingelöst wurde. Inzwischen sind sämtliche Schulden bezahlt morden. Die Beugin fühlt sich nicht betrogen. Bei dem Juwe= lier Jaifoy in Stargard , ber hierauf vernommen wurde, hatte die Angeklagte eine ganze Anzahl von Silberwaren getauft, und zwar filberne Beftede für 122 M., filbernes Tafel geschirr für 484 m., eine Kaffeemaschine, einen Zucker und einen Brotforb und anderes filbernes Tafelgerät. Für eine Gesellschaft entlieh fich Frau Jürgens einmal ein silbernes Tablett, bas fie aber zunächst nicht zurüdgab. Dann tamen, so erklärt der Zeuge, die Gerüchte über Frau Jürgens, aber ich habe nicht recht daran geglaubt, denn der Mann war in hoher Stellung. Als dann der Diebstahl tam, sollte ich die gestohlenen Sachen, die ich fannte, abtagieren, und dabei hat dann der Chemann das geliehene Tablett fest getauft. Im übrigen war Jürgens später erftaunt, als er die Rechnungen für die übrigen Silberwaren erhielt, sagte mir aber zu, daß ich sofort mein Geld erhalten jolle. Auch dieser Zeuge fühlte fich nicht geschädigt. Er meint, um Geschäfte zu erzielen, muß ich so manchen, die auf ein bestimmtes Gehalt angewiesen sind, Ratenzahlungen bewilligen. Borf: Halten Sie für glaubhaft, was der Angeklagte über den Bert der gestohlenen Sachen angegeben hat, oder meinen Sie, daß dabei irgendwelche falschen Angaben gemacht worden sind? 3euge Jasson( entschieden): Nein, nein, das fann ich nicht sagen. Die Perlenkette hatte ich allerdings nie in den Händen, ich weiß nicht, ob sie echt oder unecht war. Frau Jürgens: Es war eine Rette von 95 Perlen, von denen die mittlere sehr groß ist. Frau Jaffon hat sie gesehen und sie als wunderbar bezeichnet. Im übrigen habe ich einzelne Schmudstücke, die nicht gestohlen waren, noch niedriger angegeben, als Herr Jafson sie eingeschäzt hatte. Oberstaatsanwalt( zum Zeugen): Wenn Sie gewußt hätten, daß Frau Jürgens Schulden von 5000 bis 6000 m. hat, hätten Ste Dann auch die Sachen geliefert? 3euge: Das ist eine schwere Frage. Schließlich fann ich mich nie erfundigen, ob meine Kunden Schulden haben, denn sonst fönnte ich überhaupt fein Geschäft machen.
Der nächste Zeuge ist Direttor 2ütte von der Kreisspar: taffe in Stargard , bei dem Frau Jürgens die Einlösung eines Schecks auf die Stadtbank versuchte, und zwar mit der Begründung, daß fie den Umweg über die Spartasse deshalb wähle, damit ihr Mann nichts davon erfahre. Eine telephonische Anfrage bei der Stadtbant habe dann ergeben, daß für diesen Sched in Höhe von 240 2art feine Dedung vorhanden war, worauf Frau Jürgens erflärte, am Ausstellungstage werde der Scheck aus dem fälligen Gehalt ihres Mannes gededt werden.
Selbstmord in der Autodroschke.
Ein unbekannter Toter.
Der Polizeipräsident teilt mit:
„ Der Polizeipräsident und die Reichsbahndiret. tion Berlin( Preußische Kleinbahnaufficht) haben sich nunmehr nach eingehender Prüfung entschloffen, trotz ernster Bedenten die grundfähliche Genehmigung für den Um- und Ueberfieigeverfehr von und zu der Straßenbahn sowie von und zu der Hoch- und Untergrundbahn zu erteilen. Neben einem genauen Programm für die Erweiterung des Wagenpartes der Hoch- und Untergrundbahn find die notwendigen Umgestaltungsarbeiten in einer Reihe von Bahnhöfen vorgemeldet worden. Die neuen Wagen find bereits bestellt. Die Umbauarbeiten follen mit möglichster Beschleunigung durchgeführt werden. Die Genehmigung ist in der Erwartung erfolgt, daß die neue Regelung die Möglichkeit schaffen wird, die weitere Ausgestaltung und Berbefferung des Verfehrsnehes mit der Beschleunigung auszuführen, die die Verfehrslage in Berlin verlange. Sollte sich herausstellen, daß die Erfordernisse des Verkehrs nicht in ausreichendem Maße berüdfichtigt werden, so bleibt alles weitere vorbehalten.
Dagegen hat der Polizeipräsident die Zustimmung dazu, daß auch für den Omnibusverkehr der Uebersteigeverkehr zugelassen wird, vorläufig nicht geben fönnen, da die Besorgnis, daß der Omnibusbetrieb nicht in der Lage sein wird, den erhöhten Verkehr zu bewältigen, nicht beseitigt werden
,, E. M. " eingefragt. Beiter fand man einen Brief, der an, Ernst Meyer" gerichtet und Martha" unterschrieben war. Es ist ein Liebesbrief, der von einigen fleinen Unstimmigkeiten spricht, aber auch von einem baldigen Wiedersehen. Der Brief ist von Hand zu Hand gegeben und enthält deshalb auch feine Wohnungsangabe. Mitteilungen an das Schauhaus oder die Bermißtenzentrale im Polizeipräsidium.
Für Wochenendhäuser.
Ein Jdeen- Wettbewerb.
Das Berliner Messe- Amt schreibt im Einvernehmen mit dem Bund deutscher Architekten , Landesbezirt Brandenburg, zur Erlangung von Entwürfen für Wochenendhäuser" einen Wettbewerb aus, dessen Ergebnisse auf der Ausstellung Das Wochenende" vom 16. April bis 12. Juni 1927 in den Ausstellungshallen am Raiserdamm ausgestellt werden sollen.
Der Wettbewerb ist offen für deutsche Bewerber( Personen oder Firmen), die in der Provinz Brandenburg wohnhaft find oder einen ständigen Geschäftsfig haben, außerdem auch für solche außerhalb der Provinz Brandenburg anfäffige beutsche Bewerber( Bersonen oder Firmen), bie bis Freitag, den 8. April, 12 Uhr mittags, ein gebrauchsfertig ausgeführtes Muster eines Wochenendhauses zur Ausstellung Das Wochenende" angemeldet haben. An Breisen sind ausgesezt: brei erste Breise à 2000 m.; brei zweite Preise à 1000 M.; zehn Entschädigungen für besonders instruktive Modelle à 150 M.; fünf folche Entschädigungen Durch einen Schuß in den Ropi tötete sich gestern früh ein junger à 100 m. Dem Breisgericht gehören unter anderem folgende Mann, dessen Berfonalien noch nicht festgestellt werden konnten. Herren an: Herr Stadtbaurat Dr. ing. Mariin Wagner, Herr StadtNachdem er am Lehrter Bahnhof den Wagen bestiegen hatte, hörte rat Brühl , Herr Stadtrat Wuzky, Herr Professor Albert Geßner , gleich darauf an der Molttebrüde der Chauffeur einen Schuß Herr Profeffor Bruno Paul , Herr Architekt Albert Biebendt, Herr fallen und fand seinen Fahrgast bereits tot auf dem Size Dr. Adolf Schid. liegen. Die Leiche wurde nach dem Schauhause gebracht. Der Tote Unter ,, Wochenendhaus" soll in dem Wettbewerb ein Haustyp verist etwa 18 bis 23 Jahre alt, hat aschblondes, lang nach hinten gestanden sein, der nach Umfang, Baustoff und Ausstattung die Mitte tämmtes Haar, ein bartloses Geficht und auf dem rechten Beige zwischen Laube und fleinem Sommerhaus hält. Das Wochenendhaus finger brei fleine Warzen, und trug einen grauen weichen foll einer Familie ein anspruchslofes Obdach für die Erholung am hut, einen schwarzgrauen Mantel, einen schwarzen Jackettanzug, Wochenende, von Sonnabend mittag bis Montag früh, gewähren weige Bäsche mit schwarzem Schlips und schwarze Lackschuhe. Bei und auch für eine Ferienzeit von furzer Dauer Aufenthaltsmöglichkeit fich hatte er eine Schülerfarte für die Stadtbahn, dritter Klaffe, aber bieten. Ein für das Wochenendhaus zu verwendender Baustoff wird ohne Namen. Auf der Aluminiumhülse waren die Buchstaben nicht vorgeschrieben. Bei der Wahl des Baumaterials ist aber eine industrielle Herstellungsweise in Betracht zu ziehen, die für bie Prägung des Typs von wesentlicher Bedeutung ist. Es können Entwürfe eingereicht werden entweder für einen Typ I, dessen Bau= to ft en 1500 m., oder einen solchen, Typ II, beffen Bautosten 2500 m., oder Drittens einen solchen, Typ III, dessert Bauoften 3500 m. nicht überschreiten. In den angegebenen Baufostensummen der drei Typen find Kosten für die innere Einrichtung des Wochenendhauses nicht einbegriffen. Auch ist einem Bewerber gestattet, mehrere Inpen einzureichen.
wagt sich an feinen Schlager heran. Trotz des großen Aufwandes an Schlagzeug fließt fie fo ruhig und langweilig dahin, daß der 3u schauer allmählich jacht entschlummert. Der Anfang des Charleston Beine wie deine" gemahnt wohltuend trog Tattänderung an eine woelfe Melodie aus der Maritana- Duvertüre, und in dem ägyptischen Fortrott gligert eine entfernte Erinnerung an das Ballett aus dem zweiten Aidafinaie auf. Das Orchester wird anständig von 3orlig behandelt. Die Aufführung, von Charlé limonadenmatt inszeniert, hatte wenig Berdienste. Poremsti und Emmi Kreuger fangen stellenweise mit einem Stimmaufwand, der bestimmt ein Bagner- Orchester übertönt hätte. Bafelt bewegte fich in altgewohnten Bahnen. Nur Elly Hoffmann und Kurt Beipermann versuchten die deprimierte Stimmung zu heben, und das Orchester wollte einmal entschieden etwas anderes als der Dirigent. F. S.
Die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft hat jeht ihren fünften Bericht veröffentlicht. Er enthält einen Rückblick über ihre fünfjährige Tätigkeit. Aus der Lage und Entwicklung der Wissen schaften heraus ist die Notgemeinschaft auf Grund der ihr vom Reich bewilligten Mittel zu einem wirksamen Organ für die wissenschaft liche Forschung geworden. Sie hat 1925/26 für die deutschen wijsen schaftlichen Bibliotheken Auslandsliteratur zum Gesamtpreis von eima einer Million Mart beschafft und die Drudlegung von über 500 wissenschaftlichen Zeitschriften, Jahrgängen und Einzelwerfen 500 wissenschaftlichen Zeitschriften, Jahrgängen und Einzelwerfen von insgesamt 12 000 Bogen ermöglicht. Auf dem Gebiet der egperia mentellen Forschung wurden in dem genannten Schr für 600 bis 700 Einzelforschungen Apparate, Materialien und Bersuchstiere gehiefert. Ferner unterstügte die Notgemeinschaft etwa 200 Forschungs. reifen, darunter eine Reihe größerer Expeditionen, und arbeitete durch 300 laufende Forschungsstipendien an der Sicherung des wissen schaftlichen Nachwuchfes auf allen Forschungsgebieten.
Der Einlieferungstermin der Entwürfe ist bis zum 8. April, mittags 12 Uhr. Die Bedingungen für den Wettbewerb find beim Berliner Meffe- Amt, Abteilung ,, Wochenend- Wettbewerb", Berlin C2, Breite Straße 35, erhältlich.
Nach Maß oder von der Stange?
fönnte. Wohl soll gestattet sein, von Omnibus zu Omnibus umzu steigen oder vom Omnibus zu den anderen Berfehrsmitteln überzugehen. Ein Uebergang von der Straßenbahn oder der Hoch- und Untergrundbahn zum Omnibus bleibt aber vor läufig untersagt. Die Omnibusgesellschaft hat bereits 110 neue Wagen bestellt. Diese sind aber dazu bestimmt, alte Wagen, die für den Betrieb nicht mehr geeignet erscheinen, zu erfetzen. Der Polizeipräsident wird zu einem neuen Antrag auf Genehmigung des Uebergangsverkehrs zum Omnibus erst Stellung nehmen fönnen, wenn außer den 110 bestellten wagen weitere 100 Wagen in den Betrieb genommen werden, da die großea Vorzüge des Umsteigeverkehrs voll gewürdigt werden.
Was die Frage der Tarifänderung anbetrifft, so find die grundfählichen Bedenken der Aufsichtsbehörde gegen die Bereinheitlichung nicht widerlegt worden. Der Polizeipräsident verkennt auch nicht, daß die Schaffung des Einhellstarifs für einen großen Teil der Fahrgäfte eine Berteuerung bedeutet,' die insbesondere die unbemittelte Bevölkerung trifft. Dennoch haben fiá nach sorgfältige Prüfung aller Unterlagen der Polizeipräsident und die Reidjsbahndireffion davon überzeugen tönnen, daß erhöhte Einnahmen für die Verkehrsgesellschaften und die Stadt un ent behrlich sind, um die nötigen Berbefferungen und Crweiterungen des Berliner Verkehrswesens zu gewährleisten. Die Aufsichtsbehörden haben die Vorschläge der Stadt genehmigt."
Abbau der Beamten und Angestellten schaffen mit dem übrigen riesigen Arbeitslosenheer eine Lage, in der nicht daran zu benten ist, den Konsum von Qualitätsmare, mie es ein Maßanzug ist, wesentlich zu heben. Beffer wird es erst werden, wenn die Preise gesenkt und durch den Achtstundentag neue Massen Erwerbender und Kaufender dem Markt zugeführt werden. Die Befürchtung ist aber nicht von der Hand zu weisen, daß die Konfektion inzwischen die Fabrikationsmethoden immer mehr perfeinert und individualisiert, so daß in Zukunft die Maßschneiderei in der Hauptfache auf die befizenden und zahlungsfähigen Kreise beschränkt bleibt.
Leichenfund in Friedrichehagen.
Vermutlich eine der drei Selbstmörderinnen. Am 14. Januar berichteten wir von der Tragödie dreier Mädchen, die im Müggelse e gemeinsam Selbstmord verübten. Es handelte sich um die beiden Töchter Dorothea und Charlotte des Kriminalbeamten Weber und deren Freundin, die 18jährige Rontoristin Frieda Schössow. Die Mädchen verübten aus heute noch nicht einwandfrei geflärten Gründen Selbstmord. Während eine Leiche, und zwar die der Charlotte Weber, angespült wurde, war von den beiden anderen Selbstmörderinnen tros eifrigsten Suchens des Reichswasserschutzes eine Spur zu entdecken. Heute vormittag wurde am nördlichen fer des Müggelfees bei Friedrichshagen eine weibliche Leiche angespült, die längere Zeit im Wasser gelegen haben muß. Nach den bisherigen Ermittelungen soll es sich um die feit dem 12. Januar vermißte 20jährige Dorothea Weber aus der Dolziger Straße handeln. Die Leiche wurde beschlagnahmt und nach der Friedrichshagener Halle übergeführt.
Das Köllnische Gymnasium nimmt noch Schüler auf. Die Aufbauschulen Köllnisches Gymnafium mit Realgymnasium und Kaempfahule( Realschule) nehmen zu Ostern noch begabte Gemeindeschüler aus der 1. Klasse und 20 Klasse auf. Die Begabtenschulen beginnen mit der Untertertia und führen in brei Jahren bis zur Obersetunda, in sechs Jahren bis zur Reifeprüfung. nach besonderen Bestimmungen des Magistrats werden auch Fahrtoftenentschädigung, freie Lehrmittel, Unterhaltsbeihilfe und Freischule gewährt. Anmeldungen find noch jetzt zu richten an das Köllnische Gymnasium, Inselstr. 2-5. Bom Autobus zermalmf. Einen furchtbaren Tod fand heute früh der zweiundzwanzigjährige Hausdiener Gerhard Münz aus der Semmeringstraße zu Charlottenburg . M. wurde beim Ueberqueren des Potsdamer Plages von einem Autobus der Linie 1 erfaßt und umgeworfen. Der junge Mann stürzte so unglücklich, daß ein Hinterrad des Autobusses über feinen Kopf hinwegging. De: Schädel wurde völlig zermalmt. Die Leiche wurde beschlagnahmt und in das Schauhaus gebracht. Die Schuldfrage bedarf noch der Klärung.
Feuer bei Osram. Die Feuerwehr wurde gestern nacht gegen 42 Uhr nach der Ehrenbergstraße 1-10 gerufen, wo in den Malermerfstätten der Osram Gesellschaft aus noch unbekannter Ursache Feuer ausgebrochen war. Ein Weitergreifen fonnte verhindert und das Feuer nach längerem Wassergeben gelöscht werden.
Bon den beiden alten Handwerfen, die der Ausstattung des äußeren Menschen dienen, der Schuhmacherei und der Schneiderei, ist das Handwert Hans Sachfens am ersten dem modernen Fabrikationswesen unterlegen. Nach Maß werden heute fast nur noch orthopädische Schuhe angefertigt. Wesentlich anders ist es noch bei der Bekleidung. Einen so großen Umfang der Kauf ,, von der Stange" auch angenommen hat, in Deutschland herrscht immer noch eine Vorliebe für den Anzug nach Maß. Ganz im Gegensatz zu Amerika , wo sich dieselbe Entwicklung zeigt wie bei den Schuhen. Drüben versucht man den Wünschen nach persönlicher Gestaltung der Kleidung durch Erweiterung der Fabrikationsmethoden entgegenzufommen. Sauft in Deutschland jemand einen Anzug von der Stange und er paßt nicht, dann versucht der Berkäufer zunächst, ihn durch energisches Rucken und Zupfen passend zu machen. Eine en behandlung machte der Vorsitzende Mitteilung von dem am Dienstag rung wird auf beiden Seiten nicht gern gesehen. Bei dem Käufer schon beswegen nicht, weil sie im Gegensatz zu der Borkriegszeit egtra bezahlt werden muß und den Preis noch verteuert. Aber die ungeheure wirtschaftliche Not, die auf Deutschland lastet, zwingt immer mehr Käufer, sich dem Kauf von Fertigwaren zuzu wenden, was ja für den normal gewachsenen Mann keinerlei Schwierigkeiten hat. Das hat zur Folge, daß die Beschäftigung der Maßschneiderei abnimmt. Meister und Gefellen merken es. Die Arbeiter werden arbeitslos, die Meister verdienen nicht mehr so viel wie früher. Das Gewerbe leidet Not und man sieht sich nach Hilfe und Abhilfe um. Deshalb versucht nun der Reichsverband des deutschen Schneidergewerbes die Deffentlichkeit für die Notlage des Gewerbes zu interessieren, indem er für größere Berwendung des Maßanzuges eintritt. Die Löhne, fagt der Verband, find hoch, wenn er auch zugibt, daß sie nicht zu hoch und der Beit entsprechend find. Nach berühmten Mustern flagt man gar sehr über die hohen Sozialabgaben und auch über hohe Steuern. Nicht minder lebhaft wird über Schwarzarbeit und über die Selbstbefchaffung von Zuchen und Stoffen durch das Publitum geflagt. Auf einer vom 4. bis 12. März stattfindenden Werbewoche für die Maßschneiderei wird man die Vorteile des Maßanzuges zur allgemeinen Kenntnis bringen. Und doch wird, von kleinen Erfolgen abgesehen, es nicht viel nüßen, Die Erffaufführung von Pit Pit im Theater am Kurfürstendamm ist denn gerade die Kreise, auf die es ankommt, die Angestellten und Bantbeamten, die fleinen Staats- und Kommunalbeamten, die tras auf Donnerstag berschoben. ditionell auf gute Kleidung sehen müssen, sehen sich außerstande, teure Maßarbeit fertigen zu laffen. Gedrückte Gehälter, die durch verlängerte Arbeitszeit nicht weitgemacht werden, und unausgesetzter
Bon den vielen wichtigen Fragen, die mit Hilfe der Notgemein schaft gefördert wurden, feien erwähnt: auf medizinischem Gebiet die Brobleme der Tuberkulose, Krebs, Syphilis, Rachitis. und Kropf forschung sowie der Bitamin- und Eiweißforschung, die biologischen Fragen der Bererbung, Raffenforschung und inneren Sefretion, auf physikalischem und chemischem Gebiet die Probleme der Atom-, Fernient und Strukturforschung. Für die Durchführung solcher Gemeinschaftsaufgaben durch die Notgemeinschaft ist in den Reichs: haushaltsplan aufs neue ein Sonderfonds von drei Millionen Mart eingestellt. Die Wiedererschließung der wichtigsten Rulturstätten des Altertums ftand nicht minder im Bordergrund. Die von der Not gemeinschaft ausgerüstete Deutsche Atlantische Expedition auf dem Bermessungs und Forschungsschiff" Meteor" fucht die Strömungen des Ozeans durch 14 Profilfahrten zwischen Afrifa und Südamerika zu erforschen. Sie wird Anfang Juni in die Heimat zurückkehren. Schon heute läßt sich erkennen. daß die Ergebnisse weit über die früherer Expeditionen hinausgehen. Die Forschungsreisen und Expeditionen erftreden sich auf alle Erbteile.
3m Theater am Bülowptak findet am Freitag die 50. Aufführung von Stefan Zweig's Romödie Bolpone"( nach Ben Jonson ) statt. Regie: Bittor Schwannele.
Das Eisenbahnunglück in München . Prozeßzbeginn gegen den Lokomotivführer Aubele. München , 2. März.( Eigener Drahtbericht.) Bor dem Großen Schöffengericht München begann am Mittwoch vormittag unter dem Borsig von Landgerichtsdirektor Eibeder der Prozeß gegen den Lokomotivführer Aubele von Rosenhain wegen des Eisenbahnunglücks im Münchener Ostbahnhof zu Pfingsten vorigen Jahres. Der Andrang zum Gerichtssaal war außerordentlich start und Hunderte fonnten feinen Einlaß mehr finden. Vor Beginn der Bererfolgten Ableben der belben Berteidiger, Justizrat van Wien - München und Justizrat Sonnenfeld- Berlin , die als Syn. bici der Gewertschaft Deutscher Lotomotivführer die Berteidigung vorbereitet hatten. Weiter gab er von der Er. flärung des Angeklagten Kenntnis, daß er sich ohne Verteidigung nicht in der Lage fähe, die Verhandlung durchführen zu lassen. Der britte Verteidiger, Rechtsanwalt Aitinger- München, war in der Angelegenheit nur als Substitut tätig gewesen und hat als solcher feine Brozeßvollmachten. Der Borfizende bedauerte dies und sprach dem Angeklagten fast eine halbe Stunde lang zu. Aubele blieb aber bei feinem Antrag auf Ausjegung der Berhandlung. Der Staatsanwalt trat dem Auslegungsantrag entgegen und das Gericht lehnte den Antrag Aubeles einstimmig ab. Dieser weigerte fich trog wiederholten Zuspruchs des Borsigenden, sich selbst zu ver beidigen. Hierauf wurde unmittelbar in die Zeugenvernehmung eingetreten. Als erster 3euge wurde der Blodwärter Berbach vernommen, der die fragliche Blockstation vor dem Oftbahnhof München zu betreuen hatte. Er behauptet, daß sowohl das Bor, wie das Hauptfignat seiner Blodstelle für den Unglücszug auf Salt gestanden habe. Blößlich bemerkte ich den 3ug 820, der anscheinend das Signal übersehen hatte. Ich griff zur Handfignallampe, um wenigstens einen der Insassen des Züges auf die drohende Gefahr aufmerksam zu machen. Aber es war vergebens. Ich eilte ans Telephon, um die Station Ostbahnhof zu unterrichten. Aber es war zu spät, das Unglüd war bereits geschehen. Eine Täuschung darüber, ob das Signal auf Halt, gestanden hat, ist ausgeschlossen. Einen nachträglichen Eingriff habe ich nicht gemacht und fonnte ich nicht machen."