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33 Proz., bei der Marine 40 Proz. der gesamten fortdauern­den Ausgaben übertragbar gemacht!

Das Schicksal der noch wichtigeren sozialdemokratischen Anträge auf Ermäßigung der Summen ist gleich trübe. Die Sozialdemokratie hatte es sich nicht so bequem gemacht wie die Demokraten, die ganz schematisch bei einer großen Zahl von Titeln einen Abstrich von 10 Broz. vornehmen wollen, sondern, je nach Lage des besonderen Falls, war von uns die fachlich gebotene Herabsetzung beantragt worden. Selbst der Rechtsblock hat daher nicht zu behaupten gewagt, daß durch die Zustimmung zu den sozialdemokratischen Anträgen Aber unsere Anträge wurden nicht einmal einer sachlichen Beratung gewürdigt. Sie wurden in den Unterausschuß ver­wiesen und dort summarisch abgeschlachtet. Nach dem von der Regierung vorgelegten Etatsentwurf beträgt der Gesamt­zuschuß beim Wehretat 697 Millionen Mark. Die sozialdemokratischen Anträge woll­ten eine Ermäßigung der Ausgaben um rund 93 Millionen Mart herbeiführen. Und zwar sollten gestrichen werden: Beim Heerwesen von den fort­dauernden Ausgaben 50,7 Millionen, von den einmaligen Ausgaben 3,5 Millionen, bei der Marine von den fort­dauernden Ausgaben 8,4 Millionen, von den einmaligen 29,9 Millionen. Die Rechtsparteien behaupteten zur Recht­fertigung ihres Berhaltens, die Ausgaben im Wehretat und ihre Steigerung feien zwangsläufig". Alle Möglichkeiten des Versailler Vertrages müßten restlos ausgeschöpft werden. Sie sehen feinen Grund und feine Möglichkeit zu Streichun­gen. Unsere Anträge wurden denn auch im Plenum des Haushaltsausschusses kurzerhand abgetan. Ebenso erging es den kommunistischen und demokratischen.

Die Militärs hatten also auf der ganzen Linie über das Parlament gesiegt. Diese Situation war dem Zentrum offensichtlich sehr unbequem. Es erschien ihm untragbar, angesichts unserer lebhaften und berechtigten Kritik mit ganz leeren Händen vor seine Wähler zu treten. Unter seinem Druck setzten sich daher die Re­gierungsparteien unmittelbar vor der letzten Ausschußtagung noch einmal zusammen und beschlossen Streichungen von sage und schreiberund 7 millionen Mart. Es sollen gestrichen werden beim Heerwesen fortdauernde Ausgaben 1,7 Millionen, einmalige Ausgaben 2,6 Millionen, bei der Marine fortdauernde Ausgaben 193 000 Mart, ein­malige Ausgaben 2,4 Millionen. Diese Kompromißanträge wurden in derselben summarischen Weise angenommen, wie die Oppositionsanträge abgelehnt worden waren. Der Gesamtzuschuß zum Wehretat wird also durch diese Beschlüsse von 697 auf 690 Millionen Mart herabgesetzt.

Man will also nur die lächerliche Summe von rund 1 Broz. einsparen. Die Bürgerblock­parteien haben also im Gegensatz zu ihrem Finanzminister die Riesensummen des Wehretats heilig und unantastbar" gemacht und die Dugende von großen Sammelfonds und Uebertragbarfeitsermächtigungen find ihnen Leuchttürme besonderer Sparsamkeit".

Berlin den Polen !

Wünsche eines alldeutschen Generals.

Zum Zeichen dafür, daß es immer noch Leute gibt des Schlages, die nicht alle werden, veröffentlicht die Deutsche Zeitung" einen Artikel des alldeutschen Generals a. D. E. v. Liebert, der in allen Tönen die Nachgiebigkeit der Rechtsregierung in der Frage der Ost festungen brand­markt. In dem Aufsatz findet sich fplgende schöne Stelle: Aber noch eins! Nirgends habe ich bei Besprechung der Ost­festungszerstörung einen Hinweis darauf gefunden, daß Küstrin nur drei Märsche von Berlin entfernt liegt. Falls also die Polen es wirklich wagen sollten, den deutschen Bären anzugreifen, so tönnten sie im umsehen vor und in Berlin stehen. Jedenfalls würde der Biermillionen- Waffertopf sofort das Geschrei: Hannibal ante portas! zu hören bekommen. Das übrige Deutschland würde sich über ein solches Ereignis weniger aufregen, denn einerseits würden wir dadurch den fo wenig beliebten Reichstag, anderseits die ganze Berliner Judenschaft los. Das wäre gar nicht so übel Mit dem braven Ostdeutschen aber stimme ich träftig in fein Bsiatrem Bolatu! ein. Wir wollen die Worte aber nicht ins Deutsche übersetzen, damit unsere lieben Pazifisten sich nicht zu

ärgern brauchen.

Wie man sieht, ist das polnische Hundeblut" ( so ist die Uebersetzung des Bstafrew Bolatu) einem politifierenden General immer noch gut genug, wenn mit feiner Hilfe- wie wikig!- der Wasserkopf" Berlin besetzt, der Reichstag verjagt, die Juden herausgeschmissen werden. Koalitionsgenossen des Zentrums und der Volkspartei - Es gibt doch noch deutsche Ideale bei den neuen und wenn sie auch nur zum Bangemachen gut sind!

Eine Ansprache des Reichskanzlers.

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Im Verband der auswärtigen Presse. Auf einem Abend der auswärtigen, d. h. außerhalb Berlins erscheinenden deutschen Presse hielt der Reichskanzler Dr. Marg gestern einen wenig inhaltreichen Vortrag, in dem er für die neue Regierung um gutes Wetter bat. Diese trage nicht den Stempel der Einseitigkeit", sondern werde ebenso arbeiten wie ihre Vorgängerin. Der Opposition gab der Reichstanzler die gute Lehre, sie möge objektiv und fachlich sein. Mit Befriedigung hob er hervor, daß man sich schon die unsachliche Polemit auf dem Gebiet der Außenpolitit abgewöhnt habe. Daß die Urheber dieser unsachlichen Polemit nur die jetzigen Koalitionsfreunde des Herrn Marr, die Deutschnationalen, sein fönnen, ergab sich aus dem Zusammenhang von selbst. lleber die letzten Aeußerungen Briands sprach Marg freundlich. Auch die neue Regierung wolle wie Briand die Verständigung, und sie hoffe, daß auch die in dernisse, die allgemein bekannt. seien, aus dem Wege geräumt werden. Das Wort Räumung" sprach der Reichsfangler vor. sichtigerweise nicht aus, wohl weil er weiß, daß die Aussichten für sie zurzeit recht ungünstig sind. Seiner Genugtuung gab er Aus­brud darüber, daß die öffentliche Meinung im englisch russi schen Konflitt einmütig Stellung genommen habe. Die deutsche Regierung wünsche die Beseitigung der Schwierigkeiten, die zwischen den beiden großen Ländern entstanden seien; ihre Politik sei durch den Vertrag von Locarno auf der einen Seite, durch den Berliner Vertrag mit Rußland auf der anderen Seite festgelegt.

Danach ist es nicht erstaunlich, daß auch die Anträge der Sozialdemokratie, durch die ein Abbau des besonders in den oberen und höchsten Chargen außerordentlich start über fegten Offiziersstandes in die Wege geleistet werden soll, stark 1 befämpft wurden. Ueber diese Anträge soll erst nach Wieder- Die Rede des Reichstanzlers war die erste seit der Verteidi­zusammentritt des Reichstages entschieden werden. Nach gungsrede, die er im Reichstag für Herrn v. Reudell gehalten allen bisherigen Vorgängen wird das Schicksal dieser Anträge hatte. Da er in der Einleitung erflärt hatte, er tönne sich vor das gleiche sein wie das aller anderen. Der von der Sozial- der Presse ungezwungener" äußern als im Reichstag, hätte demokratie im Interesse der unbemittelten Maffen der Be- der oder jener vielleicht erwarten fönnen, er würde diese erste und völkerung eingeleiteten Aktion zur Verminderung der Aus- beste Gelegenheit benutzen, um seine sehr gezwungene" Reichstags­gaben des Wehretats ist also von den Bürgerblockparteien rede zu forrigieren und das Unrecht gutzumachen, das er mit starrer und geschlossener Widerstand bereitet worden. Bei ihr begangen hatte. Um den schändlichen Bontott derer um Reudell der Wichtigkeit des Wehretats für die Gegegen den Jungdeutschen v. Tresdom zu rechtfertigen, hatte er staltung des ganzen Reichsetats fann und befanntlich die Behauptung aufgestellt, v. Tresdom hätte sich eines wird diese Art des Vorgehens nicht ohne Bertrauensbruchs" fchuldig gemacht. Mit dieser objektiv unwahren Rüdwirtung bleiben auf die Stellung der Behauptung hat er für die Berfolger gegen ihre Opfer Partei er Sozialdemokratie zum Gesamtetat selbst. griffen. So wäre es nur recht und billig gewesen, wenn er die

Französische Schauspieler in Berlin .

Von Mar Hochdorf.

Am Ende dieser Woche werden Schauspieler der Comédie Française , die sich auch ehrt, indem sie sich das Haus Molières nennt, nach Berlin fommen, um im Theater des Westens " zu spielen. Nicht die Truppe, die offiziell von ihrem Direktor ge­führt wird, stellt sich ein, es trennen sich von dem Mutterhause nur einige unternehmungsluftige Künstler, die die Fahrt auf eigene Rech nung und Gefahr wagen. Denn glaubt man einigen Franzosen, die sich augenblicklich mit den Reijevorbereitungen beschäftigen, dann handelt es sich um ein höchst gefahrvolles Abenteuer. Einige Zeitungsschreiber, die aber nicht zu verwechseln find mit Frankreich , sondern nur soweit außerhalb des gefunden Menschenverstandes und des wirklichen Einflusses stehen, daß man sie als furiose Ausnahmen bezeichnen muß, sehen in der Berliner Fahrt etwas Schädliches, zum mindesten etwas ungewöhnlich Kühnes. Diese unverantwort lichen Leute, die irgendwo thre Zeilen schinden und ihren Mist ab­laden, hecken nun natürlich den Gedanken aus, daß Frankreich schwer benachteiligt und Deutschland ganz ungeheuer beglückt wird, wenn die franzöfifchen Bühnenkünstler bei uns spielen. Damit diese Geschichte glaubhaft gemacht wird, versäumt man auch nicht, die hohe Politik und ebenso die geheime Politik zu bemühen und zu ver­fichern, daß es noch gar nicht feststeht, ob man im französischen Außenministerium die Pässe der fabelhaften Helden für ihre Er­obererfahrt nach Berlin visieren wird. Wir könnten in Deutschland beim Lesen dieses Hin und Her von giftgeschwollenen Worten glauben, daß noch immer jenseits und diesseits des Rheins zwei Nationen beheimatet sind, denen es heilige Pflicht ist, sich wie Rage und Hund anzufauchen. Die kleinen Hezer richten eben das große Unheil an, indem sie den kritiklofen Leuten bei jedem Dred, bei jedem winzigen Ereignis mit den großen nationalen Phrasen kommen. Bevor das auch bei uns in Deutschland geschteht, werde der ganze Schwindel vorher entlarot und nur dieses gesagt: Die paar französischen Schauspieler, die nach Berlin fommen, sind in ihrem Lande als tüchtig bekannt. Sie fpielen manchmal schlecht, manchmal gut. Die Stücke, die sie uns bringen, fennen wir schon lange. Es ist Durchschnittstheater. Der Regisseur Ber teau, der die Truppe führt, will auch den Tartuffe " aufführen. Das ist lobenswert. Ohne den Parisern vor ihrem Berliner Auf­treten unfreundlich zu begegnen, möchten wir ihnen heute schon versichern, daß ihre Salonstücke nach unserem Geschmac schon eben­so verstaubt sind, wie unsere Blumenthals und Kadelburgs. Man macht da bei uns recht beträchtliche Reservate, weil man nicht gern in Totenfammern hineingezogen wird, mögen es auch einmal die duftigsten Boudoirs gewesen sein.

Arbeitsgesetzen, aber auch von den ungeschriebenen Gesetzen der Höflichkeit Nugen ziehen kann. Wir wissen nicht, ob die Franzosen , die nach Berlin fommen, unfere tünstlerischen Ansprüche befriedigen werden. Ja, wir fürchten fogar eine Enttäuschung, weil für den Sachverständigen alles etwas improvifiert und übereilt scheint. Wir wünschen aber nicht, daß die fremden Schauspieler bei uns einer anderen Kritik begegnen, als derjenigen, die ihre Kunst heraus­fordert. Wir wissen ferner, daß einige Tölpel in Paris gerade während der letzten Wochen fich wieder ungeheuer blamierten, indem sie das Kunsturteil mit der politischen Heze vermischten und so zu Urteilen gelangten, die selbst der minderwertigste Augur nur be­lächeln fonnte. Wir möchten die Leute, die sich gern um die Dumm­heit und den Blödsinn verdient machen, heute schon davor warnen, daß fie das Maul cllzuweit aufreißen und die paar wirklich nicht in Betracht kommenden Bariser, die sich so glänzend blamierten, durch ihre Gefolgschaft vermehren.

Bolschewistische Karriere.

Bon Hedwig Schwarz

Auf Menschlichkeitserneuerung und seelische Wandlung hat man in Bolschemitien immer nur geringen Wert gelegt. Soweit der Bor­rat am Margzitaten reicht, redet man sich bei offenbarer menschlicher Unzulänglichkeit mit den Verhältnissen" heraus und dabei immer tiefer in den Sumpf der moralischen Korruption, der Berräterei und gemeinen Treulosigkeit hinein. Nunmehr ist man offiziell und von Staats wegen jenseits von gut und böse gelandet. Der Gipfel des moralischen Tiefstandes" ist, wenn man so fagen fann, erreicht. Fünf Jahre lang suchte die Tscheka nach dem zum Tode verur­teilten Sozialrevolutionär untitow, der angeblich in Baku bolfchemistische Kommissare hat erschießen lassen. Fürf Jahre lang ist es ihm gelungen, sich vor den häschern zu bergen, bis die eigene Tochter ihn den Dittatoren auslieferte. Der Staat prämiert diesen Berrat, dieses angenehme fleine Ber­rätchen, mit ehrenvoller Aufnahme in die fommunistische Partei und mit der Uebertragung der Leitung der Frauenabteilungen am Don. Aus dem schlichten Fräulein Funtikom ist über Nacht eine Obergenossin geworden. Das Siegel unter die Ernennungsurkunde ist der Schuß ins Herz des eigenen Vaters.

Warum eigentlich auch nicht? Wenn die Kulturstaaten den nahen Angehörigen eines Angeklagten das Recht der Aussageverwei­gerung gewähren, so dukumentieren sie damit nur ihren bürger­lichen, familienideologischen Charakter. In Sowjetrußland ist man tonsequent unbürgerlich und unsentimental, da bewegt man fich nur im soliden Unterbau der ökonomischen Interessen und bringt es zu einer ganz respettablen Gemütsathletit. Noch eine Etage tiefer, unterhalb der Ebene des normalen menschlichen Empfindens, fpielen fich, umwittert vom ellen Geruch moralischer Verwesung, jene Bor­gänge à la Funtikom ab.

In diesem Augenblick werden zwischen den Schauspielernationen der Welt, wirklich der ganzen Welt, jene Beziehungen angeknüpft und erweitert, die im Sommer des vorigen Jahres Gegenstand der mohlgelungenen Berliner Internationalen Schauspielertonferenz ge­wesen sind. Eine wichtige Institution des Internationalen Schau Die Geschichte meldet aus dem alten Rom das Todesurteil eines spielerbundes wird die internationale Schauspielerkarte sein. Durch Vaters über die eigenen Söhne. Junius Brutus , einer der beiden diese Karte wird jedem Schauspieler, der einem nationalen Schau- ersten Konsuln der Republik , ließ seine beiden, in monarchistische spielerbunde angehört, die Garantie gegeben, daß er in dem Lande, Konspiration verstrickten Söhne zusammen mit den angesehenſten wo er Gastfreundschaft sucht, von den dort üblichen geschriebenen| Jünglingen der Stadt hinrichien. Dem Gedanken unerbittlicher Ge­

erfte sich bietende Gelegenheit ergriffen hätte, um seine Erklärung zu reftifizieren. Herrn Mary wird jedenfalls Gelegenheit geboten werden, das Bersäumte nachzuholen.

Die preußischen Mittelstandskredite. Der Hauptausschuß für bessere Kreditbedingungen. Der Hauptausschuß für bessere Kreditbedingungen.

Der Hauptausschuß des Preußischen Landtages befaßte fich am Mittwoch u. a. auch mit der Kreditgewährung an den Mittelstand. Im Anschluß an eine längere Debatte wurde ein Antrag angenommen, der das Staatsministerium ersucht, Vorsorge zu treffen, daß der gewerbliche Mittelstand in Zukunft leichtere Kreditmöglichkeiten erhält. Die Kredite sollen 1000 Mart übersteigen und mit annehmbarem Brozentsaz amortisiert werden können. So­weit der Staat die Mittel dazu zur Verfügung stellt, sollen fie höchstens zum Reichsbantdiskont verliehen werden. Außerdem wurde ein Antrag angenommen, der die Staatsregierung ersucht, bei dem Reich dahin zu wirken, daß aus den neuerdings für den Härtefonds zur Verfügung gestellten 6 Millionen den vertrie­benen Gewerbetreibenden an der Ostgrenze mit Beschleunigung Wirtschaftsdarlehen zum Aufbau einer neuen felbständigen Eristenz in angemessener Höhe gewährt werden.

Deutschnationale Verleumderpolitik.

Gegen den Landrat von Trebnik , Menzel, mar seinerzeit ein reaktionärer Berleumdungsfeldzug veranstaltet worden, der zunächst ouch sein Ziel erreichte. Menzel wurde abberufen. Als dann aber die Gerichte die Sache näher beleuchteten, stellten sich die Verdächti gungen, wie so oft bei deutschnationalen Kampagnen, als niedrige Berleumdung heraus. Menzel ist heute Polizeipräsident in Magdeburg .

Den Deutsch nationalen scheint die Rehabilitierung Menzel sehr schmerzlich zu sein. Sie benutzten das falsche Gerücht über eine bevorstehende Ernennung Menzels zum Oberpräsidenten von Niederschlesien dazu, die Verdächtigungen in einer Kleinen Anfrage zu wiederholen. Der preußische Innenminister macht sich deshalb die Mühe, ten Tatbestand noch einmal richtigzustellen. Er spricht gleichzeitig die Erwartung aus, daß die als haltlos er­wiesenen Verdächtigungen nicht mehr vorgebracht werden. Die Erwartung des Minifters wird vergeblich sein. Für die Deutschnationalen sind haltlose Berdächtigungen noch immer das bequemste Mittel gewesen, unbequeme politische Gegner niederzu­tämpfen.

Aenderungen in der preußischen Verwaltung.

Das preußische Staatsministerium hat am Mittwoch beschlossen, den Polizeipräsidenten von Stettin , Genoffen Fenner, in den einstweiligen Ruhestand zu versetzen. Der preußische Minister des Innern wurde ermächtigt, den Regierungsrat Georg Meyer vom Polizeipräsidium in Berlin mit der kommissarischen Verwaltung des Polizeipräsidiums in Stettin zu beauftragen. Meyer gehört ebenfalls der Sozialdemokratie an.

Das Staatsministerium ermächtigte den Minister des Innern ferner, gemäß Artikel 86 der preußischen Verfassung, das Einver­ständnis der beteiligten Provinzialausschüsse dahin herbeizuführen, daß der Regierungspräsident von Stettin Dr. Höhn nach Hildes. heim und der bisherige Regierungspräsident von Hildesheim v. Halfern nach Stettin versetzt wird.

Der bisherige Bizepolizeipräsident von Berlin Dr. Friedens burg wurde zum Regierungspräsidenten in Kassel ernannt.

Der frühere Landrat des Kreises Hersfeld, Genosse v. Har nad, der zuletzt Regierungspräsident in Harburg war, ist als stell­vertretender Regierungspräsident nach Köln versezt worden. Das Landratsamt des Kreises Beuthen wird nach hinden burg verlegt.

Ein Friedrich- Ebert- Blah in Lübed. Anläßlich des Todestages des ersten Reichspräsidenten beschloß der Lübecker Senat, den Lindenplay mit der anschließenden Straßentreuzung bis Puppen. brüde Friedrich- Ebert- Platz zu benennen.

rechtigkeit brachte er das graufige Opfer." Genoffin" Funtifow lie­fert ihren Bater den Hentern aus und macht eine glänzende Karriere. Wann werden nach bolfchemistischem Pseudomargismus endlich die Verhältnisse" in Bolschemitien reif" genug sein, um eine schlichte menschliche Anständigkeit zu gestatten?

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des am 1. Oktober in den Ruhestand tretenden Geheimrats v. Falke Ein neuer Generaldirektor der Staafsmufeen? Als Nachfolger ist so sagt man der Kunstreferent im Kultusministerium, Ge­heimrat Wilhelm Waezoldt, in Aussicht genommen. Seine Ernennung soll unmittelbar bevorstehen.

Literarischer Kommunismus. Genosse N. Taffin- Bien bittet Fahne" von Berlin hat am 15. Februar meine Erzählung Die uns um die Veröffentlichung der folgenden Mitteilung: Die ,, Rote Lage unferes Lebens" aus der Wiener Arbeiter- Zeitung" vom 11. Februar veröffentlicht, ohne beizufügen, daß es ein Nachdruck ist. Die Leser sind also berechtigt zu glauben, daß ich diese Erzählung direkt an die Rote Fahne" geschickt habe. Ich fühle mich deshalb verpflichtet, zu erflären, daß ich, als Sozialdemokrat, nie Be. ziehungen irgendwelcher Art zur Roten Fahne" hatte, daß die genannte Erzählung ohne meine Genehmi­gung in dieser Zeitung veröffentlicht wurde und baß es für mich eine höchst unangenehme Ueberraschung war."

Tage mit der berühmten Uhr der St. Paul- Kathedrale in London Eine menschliche Uhr. Ein eigenartiges Experiment wurde dieser gemacht, die den vielen in dem belebtesten Teil der City Tätigen die Zeit angibt. Die Uhr blieb in der Nacht plötzlich stehen und fonnte nicht bis zum Morgen repariert werden, so daß die City des gewohnten Zeitmessers hätte entbehren müssen. Deshalb kletterte ein Mann in den Mechanismus der Uhr hinein und stellte, mit einer Uhr in der Hand, von Sekunde zu Sekunde den großen Zeiger ber Uhr. Drei Stunden lang arbeitete er so, und kein Mensch auf der Straße, der zu dem Zeiger emporblidte, fonnte erkennen, daß sich da etwas ungewöhnliches ereignete. Unterbeffen wurde der Mechanismus der Uhr eingehend untersucht und die Reparatur vor genommen, so daß der menschliche Uhrersatz seine Arbeit aufgeben

tonnte.

Ein Frühjahrs- Konzert veranstaltet der Berliner Uthmann­Chor( Mitgl. b. D. A.- 5.- 8.) am 13., abends 6 Uhr, in den Märchen. brunnen. Sälen am Friedrichshain . Eintritt inkl. Steuer 1 M.

Die Sieben". Die Ausstellung der neuen Stünstlergruppe Die Sieben ( Maler Prof. M. Maillard, Hans Michaelson, Dscar Debme, Peterpaul Bilarski, Paul Speer, Frizz Steinert, Else Wiegandt) wird heute im Salon eller, Kurfürstendamm 44, eröffnet.

Die Kunsthandlung Bittor Hartberg, Schöneberger Ufer 41, zeigt vom 6. bis 31. eine Stollettivausstellung der neuen Werle Mar Bechsteins, Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen. Ein Planetarium in Wien Der Wiener Stadtfenat bat beschlossen, 100 000 Schilling für die Errichtung und den Betrieb des Wiener Plane tariums zu bewilligen.

Th. Th. Heine Ehrenmitglied der Dresdener Akademie. Die Arabemie der Bildenden Künfte zu Dresden hat den bekannten Simplicissimus- Zeichner Tb. Th. Heine anläßlich seines 60. Geburtstags zu ihrem Ehrenmitglied ernannt.