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Dabei ist nicht zu bezweifeln, daß Belgien so gut wie die anderen Nachbarvölker Deutschlands die internationale Be- deutung des Rechtskurses in Deutschland über- schätzen. Wechselt in Brüssel , in Paris und in London die Regierung, so wechselt dort die Herrschaft über die innere Verwaltung. In Berlin ist das anders: ein Regierungs- Wechsel im Reich ist noch kein Regierungswechsel in Preußen. Daß in Preußen vor allem die Sozialdemokratie die Staats- Verwaltung fest in der Hand hält, ist die eine Tatsache, die die Kreditfähigkeit Deutschlands hebt. Auch ist eine Tat- sache, daß nicht so sehr aus außenpolitischen, als aus klassen- kämpferischen Gründen die Deutschnationalen zur Macht drängten: sie verzichten lieber auf die Ideologie der Revanche- Politik als auf ihre wirtschaftspolitischen Interessen. Graf Westarp schädigt zwar noch immer die vaterländischen Be- lange durch seine Reden, wie kürzlich noch durch die vor den Berliner Studenten. Dennoch haben die Deutschnationalen einstimmig gegen den völkisch-kommunistischen Antrag ge- stimmt, Deutschland solle aus dem Völkerbund wieder aus- treten. Und während fie in der Opposition die Aufrollung der S ch u l d f r a g e als eine unbedingte vaterländische Not- wendigkeit forderten, wagt jetzt nur noch hier und da in einem Zeitungsartikel irgendein unmaßgeblicher Deutschnationaler das zu verlangen. Mit der Verantwortung belastet, find sie verflucht bescheiden geworden. Der Radikalismus der völki- scheu und der Verbände rechts von ihnen hat an Einfluß derart verloren, daß die Deutschnationalen ohne Scheu ihre ökonomi - schen Großagrarier- und Großindufirieinteressen an der nationalen Ideologie vorbei in den Vordergrund schieben dürfen. Man begegnet in Belgien nicht selten der Bemerkung, daß die Linke des Auslandes gerade einer Rechtsregierung in Deutschland die Rheinlandräumung nicht bewilligen wolle. Es steht dahinter die Meinung, daß man der deutschen Rechts- regierung keinen Erfolg gönnen will, den sie innerpolitisch ausnutzen könnte. Aber eine folche Politik wäre inmehrfacherHinfichteinsehrgroberFehler. Ein grober Fehler zunächst im Interesse der Okkupations - mächte selbst: ie länger sie die Okkrcpation ausdehnen und je schwerer die Kompensationen für die Räumung sind, an die sie heute noch sehr ernsthaft zu denken scheinen, um so sicherer treiben sie Berlin in die Arme von Rom oder von Moskau . dahin, wohin die deutsche Rechte schon aus innerpolitischen, antidemokratischen Neigungen treibt. Nicht geringer wäre der Fehler einer solchen Politik im Hinblick auf Deutschland . Die demokratischen Kräfte der Westmächte würden zunächst einmal der Politik der deutschen Sozialdemokratie entgegen handeln, die die Früherräumung als eine elementare Lebensnotwendigkeit für Deutschland und den Frieden völlig unabhängig von dem Wechsel der Reichsregierungen fordert. Sie dient damit zugleich den Interessen des gesamten Landes wie denen der von ihr ver- tretenen arbeitenden Massen. Nicht die frühe, sondern die späte Räumung treibt Wasser auf die Wahlmühlen der Nationalisten. Je eher die Räumung erfolgt, um so sicherer setzt sich der Geist der internationalen Friedenspolitik in Deutschland durch. An der Früherräumung haben deshalb die Deutschnationalen keinerlei Parteiinteresse: unvergeßlich ist ja jedem ihre Verlegenheit, als der deutsche Außenminister die endgültige Mitteilung der damals nochAlliierten" über die Kölner Räumung bekannt gab. Der Nationalismus und die soziale Reaktion in Deutschland hängen von der Stärke des Nationalismus und der Reaktion im Auslande ab. Ie un- bedingter sich die demokratischen und sozialistischen Kräfte bei den Westvölkern für die schleunige Räumung einsetzen, um so sicherer beschleunigen sie den Aufstieg der sozialistischen, demokratischen und antinationalistischen Kräfte in Deutschland . Die Deutschnationalen hätten vaterländisch gehandelt, hätten sie auf die Beteiligung an der Reichsregierung ver- zichtet. Sie haben das Interesse ihrer Partei über das Jmter- esse Deutschlands gestellt. Wann sie Deutschland und Europa nicht in eine schwere Krise gestürzt haben, so verdanken

Offener örief an Srnno Kittel. Lieber Bruno Kittel! Wer Sie als Künstler kennt, kann sich Ihr enigeistertes Gesicht vorstellen, als Sie in diesen Tagen hörten und lasen, wie man Sie zu feiern beabsichtigt. Ihr Chor, große künstlerische Vereinigungen. die Stadt Berlin , vor allem tausende Ihrer Anhänger schließen sich zu einem Bund zusammen, fassen Sie in ihre Mitte und rufen Ihnen»in jubelndes Hoch zu. Dieser Jubel, daß Sie 25 Jahre mit unendlicher Geduld, Ausdauer und mit wachsendem Erfolg Ihren Chor großgezogen und zu einem würdigen Instrument im Orchester des Berliner Musiklebens gemacht haben, klingt ehrlich. Aber er paßt nicht zu Ihnen. Was Sie auszeichnet und was den Verkehr mit Ihnen so erquicklich macht, das ist Ihre Sachlichkeit, Ihr Mangel an Eitelkeit, Ihr ganz unmodernes Dirigententum. Es mag sein. daß in einer Zeit, wo die Ellbogxntraft und die Eitelkeit viel schneller zum Ziele führt, als Arbeit an sich und seinem Werk, es mag sein, daß in solcher Zeit der oberflächlichen Kunstgenüsse vielen Ihr Wirken gar nicht so sehr aufgefallen ist. Das spricht nur gegen die Menschen, die an der Oberfläche hasten und die äußerlich glänzende Erscheinung eines Dirigenten auch dann dejubeln, wenn setzie Leistung mit er- zieherischen und ethischen Problemen der Kunstoertiefung nichts zu tun haben. Sie können sehr stolz sein, daß Sie nicht«ine inter - national« Berühmtheit geworden smd, sondern in aller Stille und Systematik Ihr Kind für Berlin großgezogen haben. Wer sich als Kollege in Ihre Arbeit und in Ihre Seele hinein- versetzen kann, der freut sich mit Ihnen und an Ihnen. Die Be- scheidenheit Ihres Wesens dürste auch heut« noch nicht unter den schlechtesten Musikern und Menschen der Reichshauptstadt Resonanz finden. Sie haben sich durchgesetzt durch die Intensität Ihrer Leistung und Ihrer Aufführungen, und Sie haben in Ihrer vor- nehmen Art jeden Kompromiß oermieden. Als es wirtschaftlich nur auf Umwegen möglich wurde, groß« Ehoraufführungen durchzu- setzen, da sind Sie still geworden und haben uneigennützig den Chor für Aufführungen anderer Dirigenten zur Verfügung gestellt. Dos war gewiß schmerzhast für einen Chorführer. Der Ruhm ist deshalb nicht geringer geworden, weil in unzähligen Aufführungen der Neunten Sinfonie von Beethoven etwa Nikisch, Furtwängler . Walter und andere erkannten, ein wie vortreffliches Instrument Sie ihnen in die Hand gegeben hallen. Letztes Ziel einer chorischen Kultur ist das gewiß auch für Sie nicht, und bei unserem Bestreben, den Chor- dirigenten nicht in die zweite Linie gegenüber dem Orchesterdirigenten zu setzen, werden Sie in wirtschaftlich besserer Zeit auch wieder der alleinig« Führer und Erzieher Ihre» eigenen Kindes werden. In herzlicher Erinnerung denken wir an das, was Sie Berlin an Erstausführungen gegeben haben, an Werke von Picrne und Bossi, an die mit Unrecht vergessene Krönungskantate Berneckers, an Draefeckes Christus-Mysterium. Auch die Gurrclieder von Schön-

Deutschland und Europa dies den arbeitenden Mas- s e n, die gerade auch in Belgien an der Befriedungspolitik unbedingt fe st halten. Sie wollen die Brücke sein, die Deutschland und Frankreich verbindet.

Westarp gegen Srianü und Marx. So macht man jetzt deutsche Außenpolitik. Graf Westarp, der Chef der größten Regierungspartei. hat gestern in Frankfurt a. M. eine Rede gehallen, die von derDeutschen Zeitung" in folgender Weise gegen die letzte Rede des verantwortlichen Leiters der deutschen Politik aus- gespielt werden kann: Graf Westarp hob hervor, daß die Räumung von Rhein und Saar von der Regierung und den Parteien als die dringlichste außen- polltische Aufgabe des Augenblicks angesehen werde.... Der fran- zösische Außenminister gibt in einem Interview dem Vertragswerk von Locarno Auslegungen, die vom deutschen Stand- punkt aus nicht anerkannt werden können.(Die gleichen Ausführungen Briands, die Graf Westarp hier mit Recht zurückweist, hat Reichskanzler Marx bekanntlich am Mittwoch abend ausdrücklich alsan dem großen Ziele der Verständigung fest- haltend" begrüßt. Schriflltg. derD. Z.") Diese und ander« Behauptungen mögen französischen Auffassungen entsprechen, vom deutschen Standpunkt gesehen sind sie unrichtig und angefochten(leider aber von Herrn Marx in der er- wähnten Rede, wie gesagt, nicht nur nicht, sondern im Gegenteil durch sein widerfpruchslofesLob sür die Gesamtdarlegungen Briands eigentlich sogar anerkannt! Schriftltg. derDZ.") Das Blatt der wilden Männer, das diesmal mit dem Grafen Westarp sehr einverstanden ist, faßt sein Urteil dahin zusammen: Die vorstehenden Ausführungen des Grafen Westarp stehen, wie im Text von uns bereits angedeutet, im bemerkenswerten Gegensatz zu der Rede des Reichskanzlers Marx vor den auswärtigen Pressevertretern, die auch durch den Rundfunk verbreitet wurde. Graf Westarps Worte beweisen, daß er die Ding« nicht so ansieht wie der Reichskanzler, der seinen Ein- druck von Briands Rede zusammenfaßt in die Wort«:Es ist ersreulich, daß..." Es wird dies wahrscheinlich nicht das letztemal sein, in dem die größte Regierungspartei über schwebende Fragen der Außenpolitik anders redet als die Regierung. Diese wird sich dann nicht wundern können, wenn ihre Politik im Aus- land in den Ruf der Zweideutigkeit kommt.

Hintergründe der Mecklenburger Krise. Ein Befehl der Zentrale. Die Kommunisten enthüllen auf dem Essener Parteitag ihre eigene Schande. Das Zentralemitglied D e n g e l hat in seinem Referat vor dem KPD. -Parteitag erklärt, daß der Sturz der Mecklenburger Landesregierung auf Befehl der kommunistischen Zentrale herbeigeführt worden ist: Auf dieser Grundlage sind auch schwere opportunistische Abweichungen in einigen Landesparlamenten gemocht worden. Ich denke an M e ck l e n b u r g. Es war dort nicht nur ein einmaliges Eingreifen, sondern ein drei- bi» viermaliges Ein­greifen des ZK. notwendig, um diese gewisse Aorm der Koalitions­politik zu liquidieren. Die dortige kommunistische Fraktion hat sich mitschuldig gemacht an den Fehlern und Verbrechen, die diese Koalitionsregierung an dem Proletariat beging. Sie hat diese Regierung durch ihr Verhallen einige Monate hindurch gestützt, sie hat mit einem Wort Koalitionspolitik betrieben. Das Zentralkomitee der Partei hat nicht einen Augenblick gezögert, dieses opportunistische Verhalten der Bezirksleitung und der Land- tagsfraktion vor der Gesamtpartei zu desavouieren. Dieses Verhalten in Mecklenburg auch jetzt bei der neuen Regierung?-

berg, die Kaniatevon Deutscher Seele" von Pfitzner , dieHeilige Elisabeth " von Liszt , das Tedeum von Bruckner tauchten in Ihren Programmen auf und warben bestes Zeichen für die Güte der Aufführungen für die Geltung der Meister. Das Schönst« aber schufen Sie mit der dl i s? s. s o I e rn n i s und dem Requiem von Verdi, die Sie nun in berechtigtem Stolz als Fest- aufführungen des Jubiläumsjahres künstlerisch wieder erneuern. Mehr als dreihundert singende Mitglieder preisen Ihren Nomen, nicht nur, weil sie das Glück haben, aktiv an höchsten Werken der Kunst mitzuarbeiten, sondern weil sie ein Unikum in der Geschichte von Chören in der von Ihnen gegründeten Chorschul« auch elementar und technisch unterrichtet werden. Bei so viel Idealismus, wie Sie ihn in sich tragen, ist ein Mensch verpflichtet, auch äußerlich bescheiden zu bleiben. Für Sie hst die tiefste Beschäftigung mit der Musik den edlen Sinn gehabt,«men Menschen über die Fährnisse und Verwirrungen des Daseins hinwegzubringen und ganz aufzu- lösen im Gesang, in der Musik. Schöneres dürfte es nicht geben auf der Welt, und es bleibt mir nur zu wünschen, daß wir mit demselben Festgruß und demselben Jubel in 25 Iahren Ihr Slljähriges Künstler­jubiläum feiern können. Ihr K u r t S i n g e r.

Edelschmarren. Der berühmte Dramenarchitekt Haus Müller baut Theaterstücke mit allem Komjor» der Reuzeit. Sein neuestes CrzeucmisDie goldene Galeere" gebärdet sich ebenso an- jpruchsooll, wie seine früheren SchauspieleKönige",Der Schöpser", Schwester Veronika". Müllers dramatische Gebilde fallen durch die pompöse Fassade auf, die sich regelmäßig im Verlauf des Abends als aus Gips bestehend erweist. Diesmal sind der Antisemitismus und der Zionismus der Weltanschauungsgedonkc, den Hans Müller zu verzapfen sich berufen fühlt. Er stellt zwei jüdische Börsenleute cm- ander gegenüber: der eine hat viel Gewissen und spürt deshalb den Pleitegeicr über seinem Bankhaus schweben, der andere hat Skrupel» losigkeit und daher viel Geld. Schon noch kurzer Zeit wendet sich das auf grobe Theatralik berechnete Stück mit forschem Ruck zum vollendeten Kitsch. Beruhigt sehen wir. die gute alte Zeit wird es zwar schwer haben, sich durchzubeißen, aber Ehrenhaftigkeit und Moral siegen auf der ganzen Linie. Dax wird unter entschiedener Beanspruchung von Herz und Gemüt mit aller Deutlichkeit festgestellt. Da die Bühnenfiguren nur ein papiernes Dasein führen, lohnt es sich nicht, auf das Schicksal der Familie Talniessing und seiner Gegner hier einzugehen. Der Autor hätte sein StückDie goldene Leere" nennen sollen. Di« Schauspieler desKleinen Theaters" bemühten sich unter der sorglichen Regie des Alfred Bernau mit einer Verve für die belanglose Sache, die einer besseren Sache würdig wäre. Der gute alte Ferdinand Bonn , die reizend« Hanna Ra(ph, der jugend- frische Egon v. Jordan und die gemütvolle Ilka G r ü n i n g ließen neben Bera Skidelsky, Chorlotte Waldow und Alfred Walters die Trauer über den verlorenen Abend vergessen. Dgr. ..Pit Vit" im Theater am Kurfürstendamm . Verglichen mit den üblichen Operetten, die heute auf den Markt geworfen werden, bleibt Pit Pit" eine erfreuliche Erscheinung. Ein guter Text, ein« im Rhythmischen faszinierende Musik und eine Rolle fiir Kurt Dois.

bildung fußt auf der gesamten Schwäche der Partei. Und diese opportunistische Einstellung ist nicht eilt von heute, sondern schon in der Vergangenheit hat die Partei nicht verstanden, sich von der Sozialdemokratischen Partei abzugrenze n." Die Mecklenburger Kommunisten, die aus eigener An- schauung wissen, was die Rechtsregierung in Mecklenburg be- deutete, waren klüger als ihre Zentrale in Berlin , als die Dengel und Genossen. Sie unterstützten die Linksregierung, um den Junkern nicht wieder zur Macht zu verhelfen. Die Zentrale hat drei- bis viermal versucht, dem Orb- nungsblock in Mecklenburg Bundeshilfe zu leisten, bis sie die Mecklenburger Kommunisten klein hatte. Auf Befehl der Zentrale sind sie in die Front der Großagrarier eingeschwenkt! So grenzt sich die kommunistische Zentrale von der Sozialdemokratie ab. Sie stellt sich in die Front der Reaktion und zerschlägt Machtpositionen der Arbeiter- s ch a f t. In der Tat: die Abgrenzung kann nicht schärfer sein!

Die Geldgeber. Und die völkischen Freunde unter sich. Jürgen von R a m i n, der noch zur Graefe-Richtung gehört, sieht sich von dem jetzigen Hitler -Mann R e v e n t l o w kräftig an- gegriffen, weil er so osienherzig war, von Hitler und seinen Gönnern aus der Großindustrie zu sprechen. Auf seitenlange Angriffe antwortet nun Ramin kurz und bün- dig, er werde die geforderten Beweise bei den gericht- lichen Auseinandersetzungen bringen, die sich durch das wüste Schimpfen der Nationalsozialisten" für ihn notwendig machten. Man kann demnach außer dem Namen des Herrn von Borsig auch noch einige ander« Großindustrielle kennen lernen, die die Hitlerci unterstützten. Daß der Pianofortefobrikant B e ch st e i n dazu gehört, dessen Instrumente auch in zahlreichen jüdischen Häusern zu finden sind, ist bereits bekannt. Auf die anderen darf man neu- gierig sein. Aber noch ist nicht sicher, daß e? wirklich zu gerichtlichen Aus- einandersetzungen kommt. Denn schließlich wissen beide Gruppen, wa» sie übereinander und über sich selbst zu ossenbaren haben würden!

Schüsse auf den Regierungspräsidenten. Attentat oder Jungenstreich? Gumbinnen , 4. März.(MTB.) Die hiesigen Blätter ver- öffentlichen eine Bekanntmachung, laut der am 1. März abends auf den geschlossenen Wagen des Regierungspräs i- d e n t e n in der Königstraß« aus der Richtung des Hauses König- straße 13, angeblich aus einer Gruppe junger Leute ein Schuß abgegeben worden ist, der die Fensterjcheiben des Kraftwagens traf. Für die Ramhaftmachung des Täters ist eine Belohnung ausgesetzt.

Die Gendarmen Ulrich und Grosser, die wegen Sistierung eines in Deutschland angeworbenen Trupps von Fremdenlegionären seit acht Togen von den Franzosen in Untersuchungshaft gehalten wurden, sind am Donnerstag nachmittag aus dem Gefängnis in Landau entlassen worden. Die eugllsche Großloge hat es den einzelnen Freimaurerlogen freigestellt, Angehörige ehemals feindlicher Staaten als Mitglieder aufzunehmen. Immer wieder Kellgionskämpfe in Indien . In Bengalen griffen Mohammedaner«in« Hinduprozession an. Als die Polizei eingriff, gingen die Angreifer auseinander, wandten sich jedoch später gegen die Polizei selbst, diese gab Schüsse ab, wodurch 2l) Mohammedaner getötet und 40 verletzt wurden. Arhibaschew gestorben. In Warschau ist der dort als Euttgrant lebende russische Romanschriststeller Artzibaschcw nach kurzer Krankheit gestern gestorben.

Robert Gilbert ist nicht überreich an M�odien, aber er verliert selten das Niveau. Er leistet gediegene Arbeit besonders in der Instrumentierung, und er hat witzige Einfälle, z. D. wenn er den Auftrstt eines Verbrechers mit einem Leitmolio in den tiefen Streichern dekoriert, ein kleiner Operetten-Hunding erscheint. Eine Ehorszene im zweiten Akt bleibt im Gedächtnis haften, die sich bei- nahe wie eine Parodie auf«inen pathetischen Opernchor benimmt, und dann gelingt Gilbert im ersten Akt ein ausgezeichnet gebautes Finale, ein Step von mitreißendem Rhythmus.' Anderes wie ein Tango wirkt dagegen belanglos. Die Handlung ist etwas grobnähtig zusammcngeschneidert, aber der Verfasser Hans Z« r l e t t ist er- finderisch in Situationskomik uicd vermeidet die große, sentimentale Tränenlzene, die sonst im zweiten Akt in gedehntem Dreioierteltatt fällig ist. Der Gedanke, den Detektiv für den Verbrecher und diesen sür den Beschützer zu halten, zeichnet sich kaum durch Originalität aus, doch Zerlett schafft originelle Verknüpfungen. Und dann Kurt B o i s. Er spielt eine kleine, eingeschüchterte Existenz, die ober, sobald sie arriviert ist, die ganze Situation beherrscht, den Verbrecher stellt und am Schluß mit der Tochter des New Porker Polizei- gouverneurs die Gruppe eines glücklich verlobten Paares bildet. Vois beherrscht vom ersten Austritt an die Bühne, ermüdet nie, ist Uberreich an Einfällen, sprühend, witzig und dabei nnausdringlich, er parodiert sich selbst, die Operette, den Film, den Jazzrhythmus: tote Stellen erhalten durch ihn Leben. Reben ihm hält sich nur Trübe L i e s k e. zart, lehr blond, frisch, temperamentvoll und voll Freude am Theaterspiel. Die anderen wie Mizzi Metellka oder Beckersachs bleiben in der gewohnten Schablone." Regie und Diri- gent sorgen sür eine reibungslose Erledigung der Angelegenheit. F. S. Kamps gegen Kreuzworträtsel. Di« Krcuzworirätselmanie hat jettt auch in England epidemische Formen angenommen. Die meisten Zeitungen bringen täglich neues Material für dieGeisteswetzung" ihrer rätjelsüchtigen Leser, denen sie vielfach Prämien in Höhe bis zu 2500 Pfund für richtige Lösungen versprechen. Wenig erbaut von dieser Entwicklung sind die Bibliotheken und Lesehallen, die einen Masscnsturm auf ihre Wörterbücher und Lexika aushalten müssen. Die Folge davon ist«in« starte Gefährdung der eigent- lichen wissenschaftlichen Arbeit, so daß jetzt die Direktion d«s British Museum von jedem Besucher eine schriftliche Bestätigung verlangt, daß er die Bibliothek nicht als Rachlchlagegclegcnheit zur Präpa- rierung für die Teilnabme an einem Kreuzworträissl-Preiswettstreit mißbrauchen wolle. Ein« Bibliothek in Liverpool Hot noch weiter sehen müssen, nämlich vorläufig die Einsicht in Enzyklopädien und Wörterbücher überhaupt gesperrt. Die Verwaltung hatte die un- angenehme Entdeckunq gemacht, daß ein Besucher aus einem Lerikon- band einfach eine Seite herausgerissen und mitaenommen batte. Wie man feststellen konnte, enthielt sie den Schlüssel zur Lösung für ein Kreuzworträtsel, das dem glücklichen Löser eine Prämie von 1000 Pfund einbringen tonnte!

Tat«vaslsplil der Mtqlleder der Eomddi« Fravsals« im Tkeatcr de» Veltens mutz insolge plötzlicher Erbankmig eines HaupIdarstellerS um einige Tage verschoben wirden. Das Gallspiel kann srübeltenS D enStag. den S. März, beginnen. Die für die«imelnen Boi stell ungen gelösten jtaiten behalten für dieselben Vorstellungen Sülligkeit oder werden zurückzenommen