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Nr. 107 44. Jahrgang

Beilage des Vorwärts 19nilas

Schafft Dauerkolonien für

Bann tommt für Berlin   das lange erwartete Dris geseg zur Schaffung von Kleingartenbauerkolonien, die dem Aleingarienpächter eine Stätte der Zuflucht vor dem Bodenspekulan­ten bieten? Das Reichsheimstättengesez von 1920 gibt den Großstädten die Möglichkeit, außer Wohnungsheimstätten auch Heimstättengartengebiete festzulegen, aus denen die Sleingärtner nicht mehr durch die Bodenspekulation verdrängt wer.

ben fönnen.

In Berlin   hat die sozialdemokratische Stadt verordnetenfrattion wiederholt den Magistrat gemahnt, daß von diesem Recht gerade hier beizeilen Gebrauch gemacht werden muß. Da die Frage jetzt zur Lösung drängt, veranstaltete der Pro­vinzialverband Groß- Berlin des Reichsverban­des der Kleingartenvereine Deutschlands   für die Bresse   eine Konferenz, in der Genosse Reinhold als Borsigender des Provinzialverbandes über die Sachlage berichtete. In Breu Ben wurde schon" im Jahre 1924 ein Ausführungsgeseg zum Reichsheimstättengesetz erlassen, aber bis heute hat noch feine Stadt Preußens sich zu dem erforderlichen Ortsgesez ent­schlossen. Auf dem internationalen Städtebaukongreß zu Amsterdam  im Jahre 1924 erinnerten Amerifaner warnend an das

Beispiel amerikanischer Städte,

bie allzu lange die Notwendigkeit, für Grünflächen zu sorgen, ver­tannt haben. Aber das hat den Deutschen Städtetag nicht gehindert, die Parole auszugeben, daß in den Städten Preußens feine Gartengebiete ausgewiesen werden könnten, weil im preußischen Ausführungsgeseh die Entschädigungsfrage nicht geregelt worden sei. Nachdem der preußische Wohlfahrtsminister dieses Be. Denten entfräftet hat, haben die Städte nach anderen Ablehnungs­gründen gesucht, die ebenso wenig ftichhaltig sind.

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Kleingärten!

fügbar waren. Daß aber Wilmersdorf   nur mit 30 Hektar und Behlendorf   nur mit 29 Hektar beteiligt sind, erklärt sich wohl aus der bekannten Siedlungspolitik" der Bezirke des Westens, die dem fleinen Mann" nicht günstig ist.

Genosse Reinhold teilte mit, daß in Groß- Berlin bei einem Gesamtflächeninhalt von rund 88 000 Heftar im Jahre 1925 6239 Heftar Kleingärten vorhanden waren, die sich in 1926 auf 5749 Heftar verminderten. Die als Nußnießer der Klein­gärten in Betracht kommenden Familien darf man auf 546 000 Personen schäzen,

14 Prozent der Einwohnerzahl von Groß- Berlin, die 1925 rund 3 804 000 betrug. Es handelt sich bei den Klein­gärten also um eine Sache, die einen sehr beträchtlichen Teil der Bevölkerung angeht und von außerordentlicher Wichtigkeit für die Boltsgesundheit ist. Daß die Kleingartenarbeit feine bloße Spielerei ist, sondern auch ihre volkswirtschaftliche Be. deutung hat, haben die Feststellungen über die ansehnlichen Ernte­erträge der Kleingärten gezeigt. Bei solcher Entwicklung der Klein­gärten ist es dann auch nicht verwunderlich, sondern nur selbst­verständlich, daß der Provinzialverband Groß- Berlin jetzt bereits 62 000 Kleingärtner als Mitglieder hat.

Der Kampf gegen das Wohnungselend der Groß= städte, gegen die Zusammenpferchung der Bevölkerung in Miet fasernen wird durch den Schuh der Kleingärten und durch Schaffung von Kleingartenbauertolonien wirksam, unter­stüßt. Genoffe Reinhold betonte scharf die Notwendigkeit, die Auf­loderung der Großstadt mit allen Mitteln zu fördern. Die Forderung Jedem Haus ein Garten" ist für unsere ver pfuschten Großstädte heute nur noch dadurch annähernd zu verwirk­lichen, daß man wenigstens die in den Außenbezirken liegenden Kleingärten schüßt und ihre Mehrung erleichtert. Durch Orts.

Für Berlin   haben auf Anweisung des Magiftrats die Bergesez für Ausweisung von Kleingartengebieten waltungsbezirfe bereits die als Heimstättengartengebiete geeig neten Ländereien ausgesucht, wobei natürlich die ein zelnen Bezirte sehr verschieden berüdsichtigt worden sind. Aus ganz Berlin   find 3072 Settar in Aussicht genommen, davon entfallen allein auf Bantom 700 und auf Neukölln 640. Ein Gegenstüd zu Biesen Außenbezirken sind die Bezirke Mitte, Tiergarten, Friedrichs hain, Kreuzberg  , in denen feine geeigneten Ländereien mehr ver­

Die Cicerobüste im Jürgensprozeß.

Weitere Zeugenvernehmungen.

Der Schwurgerichtssaal, in dem sich der Jürgens- Prozeß ab­spielt, hatte heute einen seltenen Schmud erhalten. Vor dem Ge­richtstisch war auf grünlichem Marmorsocel die Cicero Buste aus der Jürgenschen Wohnung aufgestellt, an der festgestellt werden foll, ob Frau Jürgens imftande gewesen sein könne, dieses 1,60 Meter Hohe Runstwert so umzulegen, wie es nach dem angeblichen Ein­bruchsdiebstahl in Stargard   gefunden wurde. Im übrigen scheint ber Prozeß allmählich in das politische Fahrwasser überzugehen.

Oberstaatsanwalt Jordan hatte nämlich als Sachverständigen dafür, daß Kommunisten nicht so vorgehen, wie Jür. gens es hier behauptet hatte, den Sachbearbeiter dieser Frage, Bolizeirat mittasch vom Berliner   Polizeipräsidium, ferner als Sachverständigen für Polizeihundfragen den Polizei­jetretär Böttcher von derselben Behörde geladen, die beide rom   Gericht zugelassen wurden. Daraufhin beantragte Justizrat Berthauer, als Gegenzeugen den Anfläger aus zahlreichen Rom­munistenprozessen, Reichsanwalt Neumann- Leipzig  , sowie den Chef der Berliner   Kriminalpolizei, Regierungsdirettor Dr. Weiß, zu laden, die bekunden sollen, daß das Vorgehen der Rommunisten schon wiederholt ein solches gewesen sei, wie Jürgens es darstelle. Das Gericht behielt sich eine Beschlußfassung hierüber Dor. Weiter wurde mitgeteilt, daß die frühere Schwiegermutter der Frau Jürgens, die 80jährige Frau Kugel, die fommissarisch rernommen werden follte, ihre Aussage verweigere. Unter den zahlreichen Zeugen, die auch für heute wieder geladen waren, befanden sich die Stettiner, Stargarder und Rolberger Polizeibeamten, die die Feststellungen über die angeblichen Diebstähle getroffen haben. Zunächst wurde der über die damalige Bermögenslage des Ehepaares Jürgens ver­Bücherrevisor Seiler- Stargard als Sachverständiger nommen, wobei sich die merkwürdige Tatsache ergab, daß in den meisten zur Erörterung stehenden Beitabschnitten die Einnahmen erheblich höher waren als die Ausgaben. Die Differenz betrug in einem Fall 2000 Mart. Der Landwirt Kempffe- Stargard war an demselben Abend, an dem später ber Einbruch verübt sein fell, bei Jürgens zu Besuch, weil er ihn als ehemaligen Hauptmann in einer Offiziersangelegenheit( prechen wollte. Jürgens war jedoch gerade im Begriff, zu dem Herrenessen ins Rafino zu gehen, und auf besonderen Wunsch der Frau Jürgens blieb Rempffe Zum Abendbrot bei ihr, weil Frau Jürgens sich dadurch beruhigter fühlte Gesprächsweise fragte Frau Jürgens an jenem Abend, ob wohl das Bild ihres verstorbenen Mannes mit 2000 art zu hoch versichert sei. Im übrigen sei alles in der Wohnung in bester Ord nung gewesen. Am nächsten Tage habe er erst erfahren, was fich nach feinem Fortgang zugetragen habe. Borf.: Bar Frau Jür gens an jenem Abend fehr aufgeregt? Reuge: Mein, gar nicht. Auf Befragen des Angeflagten bestätigte ber 3euge noch, daß Jürgens ihm wiederholt von fommunistischen Drohbriefen und auch von dem Brand im Garten erzählt habe.

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Opfertage der Nothilfe.

Berkauf von Wohlfahrtsbriefmarken am 5., 6. und 7. März. Die Deutsche   Mothilfe veranstaltet in Berlin   am 5., 6. unb 7. März brei Opfertage, um durch Berkauf von Wohlfahrtsbriefmarten den Wohlfahrtspflegevereinen die Geldmittel zur ergänzenden Fürsorge für rante, Altgewordene, Arbeitsunfähige usw. zu Sefchaffen.

Freiwillige Helfer, die mit behördlichen Legitimationen versehen find, werden in Theatern, Kinos, Restaurants usw. und auch in den Wohnhäusern von ganz Berlin   die ohlfahrtsbrief marten zum Rauf anbieten. Die Martenhefte zu 50 f. ober zu 2 m. enthalten jedes eine Zusammenstellung von 5 Bf.- und 10 Bf.- Marfen, die als Wohlfahrtsbriefmarfen gekennzeichnet sind, aber wie jebe andere Briefmarte zur Freimachung von Briefen bis 30. Juni dieses Jahres benut werden fönnen. Der Preis ist doppelt so hoch als der Nennwert, man erhält alfo für 50 Pf. Marten von zusammen 25 Bf. Wert ( erei zu 5 Pf., eine zu 10 Bf.) und für 2 Mart Marfen von zusammen 19. Wert( acht zu 5 f., fechs zu 10 Pf.). Der Preisaufschlag tommt den beteiligten Wohlfahrtspflegevereinen zugute. An dem Unternehmen dieser Opfertage find Bereine der freien ohi. fahrtspflege ohne Unterschied der Partei und der Ronfession beteiligt. Dazu gehört auch die Arbeiter wohlfahrt, lo daß auch ihr bei reichlichem Berfauf der Wohl

muß es unmöglich gemacht werden, daß die Bodenspekulation nach Belieben den Kleingärtner von dem mit seinem Schweiß gedüngten Gartenland verdrängt. Nimmt man im Durchschnitt 30 Quadrat meter je Einwohner an, so ergibt sich für Groß- Berlin bei 3 804 000 Einwohnern eine festzulegende Gartenfläche von 11 413 hektar. Soviel ist nötig, wenn auch nur einem mäßig bemeſſenen Bedürfnis genügt werden soll.

fahrtsbriefmarten ein entsprechender Anteil an dem Reingewinn zufließt.

Mit dem Verkauf von Wohlfahrtsbriefmarken wurde von der deutschen   Nothilfe schon vor zwei Jahren begonnen. Vers fauft wurden im ganzen Deutschen   Reich in 1925 für 5 Millionen Mart Marten, in 1926 für 10 Millionen Mark Marten. Der Rein­gewinn für die damals beteiligten Wohlfahrtsvereine ftellte sich in beiden Jahren zusammen auf 2% Millionen Mart. Bei der Ver­teilung auf die große Zahl der beteiligten Bereine kommt von diefem Betrag auf jeden einzelnen Berein nicht viel, aber im ganzen fann veranstalteten Opfertage hofft man besser als bisher an die Gebe. damit doch manche Not gelindert werden. Durch die jetzt peranstalteten Opfertage hofft man beffer als bisher an die Gebe­freudigen heranzukommen, so daß der Markenumsatz und der Rein­gewinn beträchtlich gesteigert werden könnten.

Unterstützungsschwindler.

Anch ein Kapitel zur Not der Zeit.

Der arme Sünder, der vor den Richtern steht, hat die Stadt Berlin   um über 300 m. betrogen, indem er fast ein halbes Jahr lang nebeneinander die Woche 25 m. Kranten geld und 12 oder 14 M. Erwerbslofen unterstützung bezogen hat. Also einmal als Erwerbsunfähiger" Unterstützung von der Krankenkasse, das andere als Erwerbsfähiger" von der Notstandsaktion der Stadt, beides zu gleicher Zeit. Dazu fam eine Kriegsrente für Leicht­beschädigte von 17 M. im Monat, so daß er, ohne zu arbeiten, mit 40 m. die Woche mehr Einkommen hatte als andere bei voller Be fchäftigung. Bei Arbeitsaufnahme wäre außerdem noch die Frei­milch von der Stadt für seine beiden Kinder fortgefallen, auf die er als Erwerbsloser Anrecht hatte. Es ist zu verstehen, daß dieser Weg des leichten Erwerbs einen nicht gefestigten Charakter ver­lockte. Und diesen Eindruck machte der etwa dreißigjährige An­Krankenversicherung und den Bezug des Krankengeldes geflagte. Ermöglicht war ihm der Schwindel dadurch, daß er seine ftets verschwieg und auf mehrfachen Anträgen unterschriftlich anerkannte, daß er andere Einnahmen als die Kriegsrente und die Notstandserwerbslosenunterstüßung nicht habe. Ja noch mehr. Er, der in Behandlung seines Krantentassenarztes stand, ließ sich von der Notstandsaktion Krantenscheine auf Stadttosten geben und von dem mehrfach gewechselten Arzt wiederum auf Kosten der Stadt Milch verschreiben und andere Dinge. Doch der Krug ging nur so lange zu Waffer, bis er brach. Der Schwindler wurde entlarot, überführt, gesteht ein, zahlt den damals noch ge­ringen überhobenen Betrag zurüc, wird verwarnt, erkennt unter­schriftlich an, daß er im Wiederholungsfall dem Richter verfallen ist. Und doch gelingt ihm bald darauf der Betrug wieder, biesmal mit einer größeren Summe. Run nimmt das Schicksal feinen Lauf. Das Amtsgericht hielt einen Monat Gefängnis als genügende Sühne. Berufung beiderseits.

So muß nun der Fall noch einmal vor der Kleinen Kammer des Landgerichts in Moabit   abrollen. Bu leugnen ist nicht viel. nur will der Angeflagte die derzeitige Berwarnung vor dem Arbeitsamt nicht richtig gehört haben, weil er schwerhörig" sei. Der fleine Schächer fann froh sein, er hat weise Richter gefunden. Seine betrügerische Aneignung von Wohlfahrtsmitteln, die er anderen Bedürftigen wegnahm, wird zwar diesmal mit zwei Monaten Gefängnis geahndet. Aber er erhält Be währungsfrist. Wenn er sich drei Jahre lang gut führt und in dieser Zeit den vollen veruntreuten Betrag an die Stadt zurüd. erstattet, so wird ihm die Strafe erlassen.

Versuche dieser Art, sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen an öffentlichen Wohlfahrtsmitteln zu bereichern, find leider in dieser Beit der ungewöhnlichen Not nicht selten. Da ist zum Beispiel eine Witwe Bezieherin von Kriegselterngeld, heiratet wieder einen erwerbstätigen Mann und bezieht über ein Jahr lang Rente, 3ufahrente und auf neuen Antrag sogar eine städtische Zujazunterstügung, indem sie bei verschiedenen Prüfungen im Hause ihren Ehemann als Aftermieter ausgegeben hat. Immer beantragt und quittiert sie mit ihrem früheren Witwennamen. der auch noch ihre Wohnungstür ziert, also Betrug und Urkundenfälschung. Es ist selbstverständlich, daß in all diesen Fällen die geschädigten Stellen vollen Erfaz thres Schadens zwangsweise beitreiben, diesen Betrügern also fein dauernder Gewinn bleibt. Dieser Ersatzleistung gegenüber tritt die eigentliche Strafe oft zurück. Aber nicht all diese fleinen Sünder aus der Not der Zeit finden solch einfichtige Richter wie jener Schwerhörige" in Moabit  .

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Ein schweres Unglüd trug sich gestern nach furz vor 11 Uhr auf dem Bahnförper der Borortstrede Berlin- Grünau, in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Niederschöneweide  , zu. Eine Ar. beiterrotte war mit Gleisarbeiten beschäftigt, Der Bahnunterhal

greitag,

Freitag, 4. März 1927

tungsarbeiter Artur Müller aus der Hussitenstr. 16 zu Berlin  wurde von dem herannahenden Zug 1528 erfaßt und überfahren. Der Unglückliche wurde noch etwa zwanzig Meter mitgeschleift, ehe die Maschine zum Halten gebracht werden konnte. M. tonnte nur noch als Leiche geborgen werden. Die Leiche wurde von der Polizei beschlagnahmt.

Thälmann  , Rotfront- und blau?

Bon einer Kundgebung des Roten Frauen und Mädchen­bundes" am 24. Februar im Saalbau Friedrichshain gibt die Kom­munistische Arbeiterzeitung" ein niedliches Stimmungsbild:

Dann erhielt Teddy Thälmann das Wort zu seiner Band­murmrede. Thälmanns Rede zeigte den ganzen Bankrott der KPD.   auf. Selbst KPD.  - Leute äußerten sich mißbilligend. Er sprach völlig unzusammenhängende wirre Säge.

Staunen, Berlegenheit, Langeweile war das Resultat. Endlich hörte ich aufklärend: Teddy ist heute wieder blau"!! Das war die einzige und richtige Erklärung für das fonfuse Ge­rede. Einige Stilblüten mögen dies beweisen: Er sprach von dem ,, bolfchewisierten Liebknecht" von 1916. Weiter: die Kantonarmee rückt mit ihren siegreichen Truppen und mit allem Tatsachen= material immer weiter vor. Oder: Wer sehen fann, der tann   auch bliden. Oder: Die 3. Internationale drüdt jedes Herz an ihre Brust.

So in diesem Stil geht es weiter. Endlos. Broschüren, Mar­fen, Bonbons werden inzwischen verkauft. Thälmann   redet. Die Leitung wird verlegen. Das Bureau berät flüsternd. Teddy redet weiter, Gruppen unterhalten sich im Saal ungezwungen. Thälmann  fällt aus der Rolle und brüllt: Was ist denn da los? Seid doch ruhig!" Er findet offenbar feinen geeigneten Schluß. Es ist heiß. Sanitäter werden gerufen. Thälmann   spricht immer noch im Schweiße seines Angesichts. Endlich nach 1% Stunden hört Teddy Thälmann auf. Wir können wieder aufstehen und singen und die Faust hochstreden.

Diese Kundgebung war eine einzige Ratastrophe für die KPD  . Der denkende Proletarier ringt nach einer solchen blöden Ko­mödie verzweifelt nach Luft. So die ,, Rommunistische Arbeiterzeitung", das Organ der RAPD.!

Das Treptower Eifersuchts- Attentat.

die 46jährige Brivatiere Emilie Biendel aus der Werstr. 46

Gestern abend furz nach 7 Uhr starb im Urban- Krankenhaus  

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zu Wilmersdorf   an den Folgen ihrer schweren Schußverlegung, troz der in den Nachmittagsstunden vorgenommenen Operation. Das Befinden des im Bethanien- Krankenhause   schwer daniederliegenden Kraftwagenführers Eduard P. ist nach wie vor unverändert. Sein Zustand gibt zu Besorgnissen Anlaß. Die Verlegungen des Direktors Grau sind zwar schwer, doch besteht zurzeit feine Lebensgefahr. Sollten feine Komplitationen hinzutreten, dürfte er mit dem Leben davonkommen. Wie wir noch erfahren, wurde die Täterin schon am Mittwoch abend in der Nähe der Wohnung beobachtet. Ohne Zweifel hatte sie schon am Mittwoch das Attentat geplant, und nur auf den Umstand, daß Direktor G. sehr spät heimfehrte, ist es wahr­scheinlich zurückzuführen, daß fie nicht schon an dem fraglichen Abend zur Ausführung der Tat schreiten konnte. Selbstmord eines Potsdamer   Polizeibeamten  .

Ein tragischer Vorfall hat sich in der letzten Nacht um 21 Uhr auf der Chaussee Eiche- Potsdam, zwischen der höheren Polizeischule und der Heeresschule zugetragen. Dort fam ein Polizei­auto mit zwei Polizeioffizieren und zwei Regierungsbeamten im langsamen Tempo von der höheren Polizeischule her angefahren. Der Lenfer des Wagens, Polizeiwachtmeister Steffens aus Potsdam  , verlor plöglich die Steuerung und fuhr mit dem Kotflügel gegen einen Baum. Infolgedessen mußte ein anderes Auto requiriert werden, und als es antam, hörten die Herren plötz­lich einen Knall. Man glaubte an eine Fehlzündung, bemerkte dann aber das Fehlen des Steffens und fand ihn hinter dem Auto mit einem Schuß in den Schädel tot auf. Steffens hatte sich mit seinem Revolver erschossen. Der Verstorbene wird als überreizt und sehr ehrgeizig geschildert. Verwandte von ihm haben ebenfalls durch Selbstmord geendet. Ein rabiater Ehemann.

Ein unglaublicher Fall von Roheit spielte sich heute früh im Hause Neue Grünstr. 22 ab. Der Arbeiter Heinrich E., der erst morgens gegen 125 Uhr von einer Kneiptour heimkehrte, geriet mit durchzuschneiden. Er brachte ihr schwere Schnittwunden bei. feiner 26jährigen Frau Elſe in Streit. Plöglich zog E. ein Messer Auf die gellenden Hilferufe der Frau eilten Hausbewohner_herbei, bie die bedrohte Frau aus ihrer bedrängten Lage befreiten. Frau E. mußte zur nächsten Rettungsstelle gebracht werden, wo ihr Not­verbände angelegt wurden.

hervor und versuchte seiner Frau, die im Bett lag, die Pulsadern

,, Volk und Zeit", unfere illustrierte Wochenschrift, und Der Kinderfreund" liegen der heutigen Bostauflage bei.

Kommunistische Rohlinge. Als zwei Partetgenossen, darunter ein 73 Jahre alter langjähriger Angehöriger unserer Partei, mit vier anderen, den beiden aber unbekannten Männern, ein Lotal in der Staliger Straße verließen, wurden sie von einer Horde junger Menschen angegriffen und troß wiederholten Hinweises, daß ein Irrtum vorliegen müsse, beschimpft, geschlagen und zu Boden geworfen. In der Tat lag ein Irrtum vor. Die Helden vom Gummifnüppel und Schlagring waren junge Rommunisten, die Nationalsozialisten eine Tracht Brügel zugedacht hatten. Hernach aber, wenn solche Burschen gefaßt und für ihre rohe und gemeine Tat eine gerechte Strafe bekommen, raft die kommunistische Presse über die ,, üngerechtigkeit" der Justiz.

Die Beisehung des ermordeten Potsdamer   Kaffenboten. Unter großer Beteiligung der Potsdamer   Bevölkerung fand gestern nach mittag die Beerdigung des am Ruinenberg   in Potsdam   ermordeten Kassenboten Bernhard Hammermeister statt. Die 3öglinge des großen Potsdamer   Waisenhauses unter Führung ihres Lehrers gaben dem Toten ebenfalls das letzte Geleit.

Ein Lehrer wegen Nofzucht verurteilt. Das Schwurgericht in Riel verurteilte den Lehrer Klaus Blund aus Gremersdorf wegen Motzucht in zwei Fällen zu drei Jahren Zuchthaus und acht Jahren Ehrverlust.

Gefrefenes Recht der Kriegsopfer. Zu diesem Thema veranstaltet ber Reichsbund der Kriegsbeschädigten am Sonntag, dem 6. März 1927, vormittags 10 Uhr, im Walhalla Theater", Weinbergsweg 19/20, eine große Broteft fundgebung. Bundesvorfizer der Christoph Pfändner spricht über: Ge­tretenes Recht der Kriegsopfer".

Naturfe uhiundeebung für die Pülfberge. Die Arbeitsgemeinschaft für Forstichutz und Naturkunde E. V., Berlin   Fredrichshagen. veranstaltet gemeinsam mit der Ditsvereinigung Friedrichshagen am Sonntag, dem 6. März, eine Rundgebung in den Büttbergen bei Rahnsdmf- Wilhelmshagen. Zu dem Thema: Die Erhaltung der Büttberge" werden einige Vorträge gehalten werden, 1. a. von Herin Dr. Mar Hilzheimer, Abteilungsdirektor im Märkischen Museum, über Die wiffenfafta liche Bedeutung der Büttberge und Herrn Studienrat Dr. Stachowitz über den Wert der NaturbeRtmäler som baba. gogisen Standpunkt Treffpunkt bis vormittags 10%, Uhr am Bahnhof Rahnsdorf  . Jeder Freund der Naturschutbestrebungen ist zuz dieser Stundgebung herzlichst eingeladen.