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Verlängerung des Zollprovisoriums.

Bis zum 31. Juli.

Das Reichskabinett hat dem Reichsrat einen Gesezenimurf

Das eroberte Arsenal  .

über die Berlängerung der Gültigkeitsdauer der Uebergangs potno Einzelheiten von dem christlichsozialen Sturmangriff.

zölle übergeben. Die Frist für die Gültigkeit der Uebergangs­zölle läuft am 31. März ab, der Gefeßentwurf will dir Frist bis zum 31. Juli verlängern. Es handelt sich vor nehmlich um Lebensmittelzölle, für Fleisch, Schweine­spect und Schmalz, für Roggen, Weizen, Futtergerste, Hafer und Mais.

Die liebergangszölle sind nach dem Abschluß des deutsch  schwedischen Handelsvertrages gegenüber den bis dahin gel tenden erniedrigten Zollfäßen erhöht worden. Die Agrarier haben schon damals darauf gedrängt, die Zölle für Lebens­mittel auf die Höhe der Sätze des schwedichen Handelsver­trages zu bringen. Die Regierungsparteien sind seinerzeit ein Kompromiß eingegangen. Sie haben die Uebergangszölle unter den Sägen des deutsch  - schwedischen Handelsvertrages, etma auf der Höhe der Bülom- 3oufäge, gehalten. Dem Drängen der sozialdemokratischen Fraktion ist es beim Ablauf diefer Uebergangsfähe am 31. Dezember 1926 gelungen, die Berlängerung bis zum 31. März durchzusehen.

Die Deutsch nationale Partei hat unmittelbar nach der Bildung des Bürgerblocs die Erhöhung der Lebensmittelzölle auf die Sätze des deutsch  - schwedi­schen Handelsvertrages gefordert. Mit der Berlängerung der Gültigkeitsdauer bis zum 31. Juli 1927 ist das Reichskabinett vorläufig einer Entfcheidung aus dem Wege gegangen. Man ist sich in der Regierungsfoalition über die künftige Gestaltung des Zolltarifs noch nicht einig. Außer­dem scheut man sich, der Deffentlichkeit mit einem Schlage das wahre Gesicht des Befizbürgerblods zu zeigen. Der Gefeßentwurf des Bürgerblocks über die Umgestaltung der Arbeitszeitverordnung ist Provotation genug für die Arbeiterschaft. Die Regierung will zwischen diese Brovo­tation und die nächste in der 3ollgefeßgebung eine Galgenfrist schieben.

Französisches Kriegsleistungsgesetz.

Alles wird requiriert.

Paris  , 5. März.( Eigener Drahtbericht.) Der dritte Tag der Rammerdebatte über die Heeresreform brachte die Annahme des Artifes 11, der die Regierung ermächtigt, Einzel­personen, Gesellschaften, Bereine, Gewertschaften, Rapitalien, Fabriken und Einrichtungen, Baumaterial usw. für Mitarbeit im Kriegsfalle zu requirieren. Sinn dieses Artikels ist, wie Kriegs, minister Painlevé   ausführte, alle produttiven Kräfte des Landes zur nationalen Verteidigung des Landes zusammenzufassen und jeder Möglichkeit standalöser Kriegsgewinne einen Riegel Dorzuschieben. Bainlevé betonte, daß auch alle Ver­mögensinhaber an der nationalen Berteidigung teilzunehmen haben, genau wie die Kämpfer in der ersten Linie ihr Leben in die Schanze schlagen. Es sei fein Unheil, erklärte der Minister, wenn eine requirierte Fabrit fostenlos für den Staat arbeiten müsse und ihren Aktionären einmal teine Dividende auszahle.

Die Linke erhob Protest gegen die Einbeziehung der Gewerk schaften in die Kriegsorganisation, meil damit deren eigentliche Auf gabe der Rampi für die soziale Besserstellung der Arbeiterschaft, pernichtet und die Gewerkschaften überhaupt militarisiert" würden. Berschiedene andere Rebner verlangten besondere Sicher stellung für die Berzinsung der in den requirierten Fabriken investierten Rapitalien. Sie erreichten aber nur die An­nahme eines Zusatzanirages, wonach eine neungliedrige Kommission den Wert jeber requirierten Fabrit sofort feststellen kann. In dieser Kommission werden die Gemertfchaften mit zwei, die Genossenschaften mit einem Delegierten vertreten sein.

Die Beratung des Heeresgesetzes wird am Montag fortgesetzt und vielleicht zu Ende geführt werden.

Deffnung eines ägyptischen Königsjarkophags. Nach einer Mel dung aus Kairo   hatte der ameritanische Aegyptologe Dr. Reisner den Minister der öffentlichen Arbeiten, den amerikanischen   Gesandten und den Generalbirettor ber Abteilung für ägyptische Altertümer eingeladen, bei der Deffnung eines im Jahre 1925 an ben Byramiden von Gizeh   aufgefundenen Sartophags anwesend zu fein. Man nahin an, daß er die Mumie der Königin Hethepherr enthielt, der Ge­mahlin des ersten Königs der vierten Dynastie Genefru und Mutter des Erbauers der großen Pyramide König Cheops. Jedoch stellte es sich beim Abheben des Decdels heraus, daß der Sarkophag leer war, was allgemeine Enttäuschung hervorrief.

Todesstrafen in Sowjetrußland. In der joeben geschlossenen Seffion des zentralen Bollzugskomitees der ruffischen Sowjetrepublik ist der Ismestija" zufolge ein neues Gesetz über Konterrevolutionäre und besonders schwere Verbrechen bestätigt worden. Zu besonders schweren Berbrechen rechnet das neue Gefeß Aufstände, Bogrome, Brandstiftungen, Banditentum, Umgehung der Einberufung und Mobilisationsbefehle, Berweigerung von Steuerzahlungen, Propa. ganda zur Hervorrufung nationaler und religiöser Gegenfähe, Her­stellung von Falschgeld, Postmarken, Fahrtarten, Frachtbriefen, Konterbande, illegales lleberschreiten der Grenze, Bergehen gegen die Monopole. Für alle diefe Bergehen sind teils Todesstrafen, teils andere schwere Strafen vorgesehen.

Rüdgang der deutschen   Bücherproduktion. Die alljährliche Ueber­sicht über den deutschen   Büchermartt stellt für das Jahr 1926 eine Abnahme der Produktion fest, die sich auf fünf Prozent beläuft. Die Zahl der Beröffentlichungen betrug 1926: 30 064, während es 1925: 31 595 Einheiten waren. Davon sind 1926: 23 757 Reuerfcheinungen und 6307 Neuauflagen gewesen. Den zahlenmäßig größten Rüd gang hat die schöne Literatur zu verzeichnen.

Wie durchfließt der Rhein   den Bodensee  ? Nach den Feststellun gen des in Staab bei Konstanz   unter Leitung von Dr. Auerbach Bregenz   bestehenden Instituts für Bodenfeeforschung erstreckt sich der Stromlauf des Rheines im Bodensee   von seiner Einmündung bei Hard am Ostufer des Sees entlang nach Bregenz  , wendet sich dann nach Lindau   und erst hier vom Nordufer in die Richtung zum Aus­fluß bei Konstanz  . Die Erhebungen über den Stromlauf erfolgen durch besonders konstruierte, ins Wasser perfentie und mit Anzeigern auf dem Schiff verbundene Apparate. Im Zusammenhang mit den Auerbachschen Forschungen wird jegt in der Universität Freiburg   ein Modell des Bodenseebedens gebaut, um zu untersuchen, wie die startes Geschiebe führende Strömung burch Berbauungen zum Schuße der Ostufer beeinflußt werden fönne.

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Museumsführungen. Heute, 10-11, Uhr vorm, finden amtliche Füb rungen im eu en Museum( Die Aegyptische Spätzeit) Dr. Zippert im Kaiser Friedrich Museum( Oberitalienische Renaissance) und in der Sammlung für Deutsche  Direktor Bulff Bollstunde. Stlosterstr. 36( Boltsalande und Bollsbrauch) Prof. ftatt. Bulagfarten zu 50 Bj. am Eingang der genannten

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Brunner Mujeen. Die nächsten Aufführungen von Hauptmanus Weber", die die Genoffen­schaft Deutscher Bühnenangehöriger veranstaltet, finden am 6. in ber Stadts balle Beißenice, am 7. im Drpheum, Safenbeide 32/38, am 8. in der Schloßbrauerei Schöneberg statt. Anfang 8 Uhr. Eintrittspreis 80 Bf.

Die Leitung der Desterreichischen Werke, Gemeinwirtschaft| perständigt, sie wendete sich an das Heeresministerium and nun be­liche Anstalt"( ehemals Arsenal  ) in Wien   hat nach dem rechts- gann die große Expedition; sie steigerte die durch den Mord von widrigen Einbruch der Baugointruppen eine Sigung abgehalten, Schattendorf  , die Verhaftung burgenländischer Schutzbündler u. v. a. m. die einmütig die Feststellung traf, daß das beschlagnahmte hervorgerufene Gut fast mertloses 21tmaterial für rund 3000 Mann­licher- Gewehre, Modell 88- aus der Sachdemobilisierung ftam. mendes Eigentum der Desterreichischen Werke darstelle, das liften­mäßig aufgezeichnet war, und

um dessen Existenz das Heeresministerium genau so wußte wie fämtliche übrigen Behörden.

Die Defterreichischen Werke merden den Beweis dafür im Gerichtssa al antreten. Sie werden nämlich den Bund oder das Heeresministerium wegen der widerrechtlichen Beschlagnahme nebst einer eventuellen eventuellen Anzeige wegen Hausfriedens bruches und Befihstörung verflagen.

Von der Existenz der Gewehrbestandteile haben sämtliche Barteien etwa feit 1918 gewußt, und daß man das Gut im Turm eingemauert verroften ließ, das hatte seinen Grund: Geradejo, wie die Sozialdemokraten verhindern wollten, daß die Gewehrbestandteile, zu denen nur die Gewehrschäfte fehlten, in den Besitz der Chriftlichsozialen, also der Reaktion gelangten, fo wollten die Christlichsozialen verhindern, daß das Waffen­material eventuell gar dem Schutzbund in die Hände falle.

Den Waffenlagerentdeckerruhm hat der Major Freuden feer, den der Minister Bau goin ehemals f. u. t. Trainritt. Vaugoin meister und nach seiner Hauptgarnison General Scheibbs" ge­nannterft vor kurzer Zeit als christlich- sozialen er trauensmann zur Verkehrskontrollstelle ins Arsenal   delegiert hatte. Dieser Major Freudenseer wurde Mittwoch vormittags da bei betreten, wie er sich an jener von geheimnisvollen Händen geschaffenen Deffnung in der Mauer, die Einblick in das im Turm vermauerte Waffenlager gab, zu schaffen machte. Freudenseer er­stattete beim zuständigen Polizeifommissariat Wien X.( Favoriten) die Anzeige, unbekannte Täter hätten ein Loch in die Mauer ge­brochen und einen Einbruch in ein Objekt der Desterreichischen Werte Arsenal" versucht. Daß diese Anzeige in Wirklichkeit mit der Anzeige, er habe ein Waffenlager entdeckt, identisch war eine Ent­deckung, bie für feine politische Partei, am allerwenigsten für den Heeresminister Baugoin und seine Umgebung eine wirkliche Entdeckung war, daß also Major Freudenseer bei ber Bolizei eine bestenfalls formell richtige Meldung erstattet hatte, ist flar. Eine Polizeifommission erschien, die Staatspolizei wurde

Freie sozialistische Hochschule. Vortrag über margistische Probleme.

Im Rahmen der Freien Sozialistischen Hochschule sprach Ge­noffe May Adler( Wien  ) über Psychologische und ethische Probleme des Marrismus". Einleitend kennzeichnete er den Streit, der um die Lehre von Marg entbrannt ist; das beweise einerseits die außerordentliche Lebenskraft dieser Lehre, aber auch die trau rige Tatsache, daß der Streit in der mangelhaften Bekanntschaft mit den Problemen des Marxismus feine Ursache habe. Der Redner gab dann eine Definition des Margismus, der die gesellschaftlichen Borgänge erkennen, fie in Geseze gießen mill, so wie man die Vorgänge der Natur in Gesetzen festgelegt hat. Der Marrismus ist die soziale Wissenschaft, die sich auf das soziale Sein aufbaut. In neuerer Zeit haben sich zu den Kritikern des Marrismus aus dem bürgerlichen Lager auch solche aus den eigenen Reihen gesellt. Genoffe Adler unterschied bei den letteren brei voneinander ab meichende Richtungen: zunächst die aus dem Kriege herausgemach­sene Wendung der sozialistischen   Bolitit zur Staatsbejahung und die sich daraus ergebende Stellung zum Marrismus. Hier werde Der Klassenfampfgebante zwar nicht gänzlich abgelehnt, jedoch als Richtlinie ein verantwortliches Staatsbewußtsein gefordert, das bei allen politischen Handlungen den Ausschlag geben soll. Die andere Richtung will Realpolitit treiben; fie mill Macht im Staate haben und kommt dadurch notgedrungen zur Koalitionspolitit. Es tann notwendig fein, Bereinbarungen mit anderen Barteien zu treffen, aber es fommt auf die grundsägliche Tendenz an. Realpolitiker, bie den Klaffenkampf ablehnen, müssen zu Kritikern des Marrismus werden. Für sie ist Sozialismus nicht mehr Klassenkampfbewe­gung, sondern eine Bewegung zur Bollendung der Demokratie und eine Kulturbewegung. Unter den Begriffen Demokratie und Kultur aber könne sich jeder vorstellen, was er will. Als dritte Kritiker­gruppe tommen intellektuelle Menschen im besten Sinne in Frage, die seit dem fürchterlichen Zusammenbruch der bürgerlichen Kultur im Kriege an unseren gesellschaftlichen Zuständen verzweifeln, aber, wie die großen Utopiſten, alles von einer Renderung des Gemüts, Der Seelenstimmung erwarten. Während jedoch Saint- Simon  , Fourier und Owen sich der Hilfe der Befizenden zur Aenderung der gesell. fchaftlichen Berhältnisse bedienen wollten, wenden sich diese Kritiker an die großen Massen des Proletariats. Im Grunde aber ist das, was fie fordern, durchaus vormargistisch und durch den modernen Sozialismus seit langem überholt.

Erbitterung der Arbeiter derart, daß fie die Gewerkschafts­führer, so den Genossen Domes, Präsidenten der Arbeiter­fammer und Obmann des Metallarbeiterverbandes, noch in der

Nacht beftürmten, den Generalftreit zu verkünden. Genoffe Domes fuhr zum Polizeipräsidenten Schober  , der versicherte, daß er das Militär nicht requiriert habe. Das Recht bazu hätte sonst nur der Landeshauptmann, Genosse Seiz, der selbstverständlich ebenso wenig Militär verlangt hatte. Schober, den Domes nicht im unflaren über die gefährliche Erregung der Ar. beiterschaft ließ, veranlaßte, daß die Aktion im Arsenal rasch abge­Borher hatten die Elektroarbeiter bereits bas schlossen wurde. Arsenal   ausgeschaltet, so daß Baugoins Wehrbündler bei Karbid licht arbeiten mußten.

Die Arsenalwaffen für Rechtsputschisten.

Dokumente deuten darauf hin.

Wien  , 5. März.( Eigener Drahtbericht.) Der Abend" ver­öffentlicht am Sonnabend Dokumente, die den Ueberfall auf das Arsenal   erst richtig verständlich machen. Die Dokumente beziehen fich auf Putschpläne der Heimwehren und der Front­tämpferverbände, die auf der Tagung in Salzburg   am 23. Februar beraten wurden. Es war ursprünglich geplant, eine politische Aktion durch Demonftrationen ins Wert zu sehen. Schließ­lich aber fand ein militärischer Putschplan des Frontkämpfer­obersten Hiltl Annahme. Danach war u. a. eine überfallartige Berhaftung der sozialdemokratischen Führer, wie es heißt 3. B. anläßlich einer Fraktionstagung, in Aussicht genommen! Eines der veröffentlichten Dokumente enthält auch den Ber­tragsentwurf über die Zusammenarbeit des Vereinigten Nationalen Selbstschutes, das ist die Zentrale der Heimwehren, mit dem Bunde Oberland", Kreisstelle Wien  . Diese Wiener   Kreis­ftelle ist eine nur unbedeutende Gruppe von Reichsdeutschen. Aber auch sie hat ihren Anhängern bereits Instruktionen gegeben, wie fie sich im gegebenen Falle verhalten sollten. An den Putschvor­bereitungen sind aus Deutschland   u. a. die vom Kapp- Puffch her bekannten Führer Oberst a. D. Bauer und Hauptmann a. D. Pabst mitbeteiligt.

das gesellschaftliche Sein das Bewußtsein bestimme. Aus diesem Satz aber ergibt sich auch die im Margismus enthaltene Ethit. Dadurch, daß der Mensch im Mittelpunkt des ökonomischen Prozeffes steht, treten auch seine Gefühle, tritt das Seelische in diefen Mittelpunkt.

So ist auch der Klassenkampf eine durchaus moralische An­gelegenheit, denn er erwächst aus der Gesellschaftskritit, er ist, wie Laffalle schon einmal sagte, geradezu der Schrei der Liebe, er ist, wie man hinzufügen fann, der Schrei der Gerechtigkeit. Es ist die Tragit des Sozialismus, daß er die Gebanten von 1789 und 1848 erst heute verwirklichen muß. Darüber hinaus aber hat er die Ideo­logie dieser Epochen abzulehnen, er hat bie Aufgabe, seine eigene Jdeologie zu schaffen. Wir brauchen nur eine einzige Läuterung des Marrismus: nämlich die, die den Geist von Marg und Engels wieder lebendig macht, wir brauchen das Lebendigwerden des revolu­tionären Bewußtseins.

Der Vortrag fand den lebhaften Beifall der überfüllten Ver­sammlung.

Reichswehr   und Wehrverbände.

Eine Golk- Denkschrift.

Im Zusammenhang mit dem Prozeß Sodenstern­Mchraun ist nicht nur die Rede von der befannten Denkschrift Mahrauns, sondern auch von einer solchen des Generals v. b. Gol 3, des Führers der sogenannten Baterländischen Berbände". Diese

soll schon früher als die Mahrauns über die Zusammenhänge zwischen Reichswehr   und Wehrverbände informiert haben.

"

Aus dieser Denkschrift des Generals Goltz vom 2. Juni 1925 Die zitiert jetzt die Boff. 3tg." einige bemerkenswerte Stellen. Schrift wurde verfaßt an dem Tage, als die Botschafterkonferenz ihre Note über die Wehrverbände herausgab. Es wird zunächst dem Reichswehrminister Dr. Geßler vorgeworfen, daß er im Reichstage erklärte, wenn die privaten Gelber nicht mehr fließen würden, wäre ber Sput der Berbände" längst verflogen. Golg verlangt von den Deutschnationalen und ihren damaligen Ministern( Schiele, Schlieben usw.), daß sie Geßler zur Ordnung rufen und Wieder­holungen derartiger demokratischer Extratouren unbedingt verhindern". Schließlich sagt er treuherzig, man müsse der Forderung der Entente zwar formell nachkommen und die Goffizielle Berbindung mit der Reichswehr   lösen. Aber:

aus­

Alle diese Kritiker gehen davon aus, daß Margismus ein starres System sei; aber sie fönnen nicht leugnen, daß derselbe Marg, der das nach ihrer Auffassung starre System schuf, gleich. zeitig der Verfasser des Kommunistischen Manifestes ist, und daß von ihm die flammendsien Aufrufe an die Arbeiterschaft gegangen sind, und daß er ein nur sehr bedingter Anhänger der Demokratie, des Genossenschaftsgedankens usw. war. Man hat gesagt, daß in Marr' Brust zwei Geelen gelebt hätten, die des starren Materialismus in Verbindung mit heißer politischer Ueber. zeugung. Schade nur, daß Marg davon nichts gemerkt hat. Tat­lache ist, daß seine Seele der Gedanke an die Einheit Theorie und Praris erfüllte. Marr wollte beweisen, daß das ganze foziale Wollen des Menschen als ökonomische Gesezmäßigkeit be­griffen werden kann. Dekonomische Verhältnisse sind bei Marg nie etwas anderes gewesen als Arbeitsverhältnisse der Menschen. Der Träger des ökonomischen Prozesses ist der vergesellschaftete Mensch. Defonomische Verhältnisse, die ihren Gang gehen, ohne den Menschen, gibt es nicht.

von

Selbstverständlich darf deswegen eine Fühlung­nahme zwischen Persönlichkeiten, die beiden für die Entwicklung Deutschlands   so wichtigen Faftoren angehören, nicht abreißen. Sie aufrechtzuerhalten, werden wir uns stets angelegen sein lassen, weil wir von der Notwendigkeit vertrauens voller Beziehungen zur Reichswehr   überzeugt find."

Verbände in finanzieller Abhängigkeit von der Aus der Denkschrift geht auch hervor, daß sich die nationalistischen Reichswehr   befanden. Ueber die Pleite der Batera ländischen" hieß es:

Aus eigenen Mitteln fann heute kein Verband leben. Er ist angewiesen auf die Unterstügung privater Quellen. So fehlt es allen Verbänden an den nötigsten Mitteln zur Beschaffung von Sportausrüstungen, von Sportgerät usm.... Diese völlige Mittellosigkeit ist im übrigen auch ein Hindernis für das Bordringen der Verbände in die Arbeiterfreise hinein. Ebenso schwierig ist die Lage der Reichsgeschäftsstelle der BBVD. Auf nennens­werte Beiträge zu ihrer Erhaltung aus den Verbänden heraus tönnen wir nicht rechnen. Der Reichsgeschäftsstelle fehlen so sehr alle Mittel, daß fie felt langem ihre Aufgaben nicht mehr voll er. füllen fann. Wenn der Reichswehrminister in feiner Reichs­tagsrede fagt, daß die Verbände in demselben Augenblick erledigt feien, wo fein Gelb zur Verfügung steht, so müssen wir es pffen bekennen, daß dieser Zeitpunti nahe bevorsteht, wenn nicht seitens der Kreise der Rechten eingegriffen wird... Die Kreise der Rechten" haben augenscheinlich vorübergehend

Damit aber fritt in den Mittelpunkt des ökonomischen Bro. gefjes die Denfarbeit, das Fühlen und Wollen des Menschen. Daher ist es ein Irrtum, zu glauben, daß der Unterbau der margi­tischen Lehre der Materialismus fet, mährend der Ueberbau der Ideologie das Ganze fröne. Diese Analysierung entspricht durchaus den Methoden bürgerlicher Wissenschafter, denen es nicht gegeben ist, das Leben als Ganzes zu begreifen. Sie würden diesen Irr­tum niemals wiederholen, wenn sie Marg gelesen hätten. Sie wieder eingegriffen. Aber die finanzielle und vor allem die mora- würden dann nicht behaupten, daß das Sein das Bewußtsein belische Pleite der Baterländischen" ist dadurch nicht verhindert stimme, sondern sie würden damn wiffen, daß Marg gesagt hat, daß morden.