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Nr. 215.

Erscheint täglich außer Montags. Breis pränumerando: Biertel­fährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mt., wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mt. proQuartal. Unter Kreuz­ band  : Deutschland   u. Desterreich­Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3Mt. pr.Monat. Eingetr. in der Post- Zeitungs- Preislifte für 1895 unter Nr. 7128.

Vorwärts

12. Jahrg.

Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Expedition ist an Wochen­tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn und Festtagen bis 9 Uhr Bor­mittags geöffnet. Fernsprecher: Amt 1, tr. 1508. Telegramm- Adresse: " Sozialdemokrat Berlin  !

Berliner   Bolksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2. Sonnabend, den 14. September 1895. Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Parteigenossen!

Die Anträge müssen bis spätestens den Wie es unter dem Belagerungs­20. September in Händen des Partei.

Laut Beschluß des vorjährigen Parteitags findet der vorstandes diesjährige in Breslau   statt.

Auf grund der Bestimmungen der§§ 7, 8 und 9 der Parteiorganisation beruft die Parteileitung hiermit den diesjährigen Parteitag auf

Sonntag, den 6. Oktober, nach Breslau   in das Lokal zum

ein.

,, Deutschen Kronprinzen", Kurze Gaffe 50/52,

Als provisorische Tagesordnung ist festgesetzt: Sonntag, den 6. Oktober, abends 7 Uhr, Vorver­sammlung. Festsetzung der Geschäfts- und Tagesordnung. Wahl einer Kommission zur Prüfung der Mandate.

Montag, den 7. Oktober, und die folgenden Tage: 1. Geschäftsbericht des Parteivorstandes.

Berichterstatter: W. Pfannkuch.

2. Bericht der Kontrolleure.

Berichterstatter: H. Meister.

Berlin   SW., Razbachstraße 9, I

"

2

sein, wenn sie entsprechend den Bestimmungen des§ 8 Abs. der Parteiorganisation im Vorwärts" veröffentlicht werden und in die gedruckte Vorlage für den Parteitag Aufnahme finden sollen.

Anträge von einzelnen Parteigenossen bedürfen der Gegenzeichnung des Vertrauensmannes, sollen sie zur Ver­öffentlichung und Berathung gelangen.

Die Adresse des Lokalkomitee's ist:

zuffand aussieht,

"

erörtert die nationalliberale Börsen- Zeitung" in einem Artikel, der augenscheinlich von der Vorausseßung ausgeht, daß so etwas in den Bereich der Möglichkeit kommen Unter der Ueberschrift Die öffentliche könne. Sicherheit" schreibt nun das genannte Blatt:

"

" Die Haltung der sozialdemokratischen Wortführer, welche zu der Aeußerung des Kaisers am Sedantage geführt hat, kann eine baldige Vorlage im Geiste des ehemaligen Sozialisten­gesetzes veranlassen, doch ist dies noch zweifelhaft, und wenn es gefchähe, so würde im günstigsten Falle das Zustandekommen eines neuen Gesetzes erst nach Monaten ชิน erwarten sein. Ist das Bedürfniß dazu vorhanden, so kann eine öffentliche Gefahr dieser Gesetzgebung weit voraneilen.

Julius Bruhns  , Breslau  , Ga big str. 86, I. In diesem Falle wäre die Verhängung des Bes Gabit Die Parteigenossen, die zu dem Parteitag kommen, lagerungszustandes zu erwarten, wie die Re­gierung, als die Aufhebung des Sozialistengesetzes zur Ent­werden ersucht, von ihrer Delegation dem Parteivorstand scheidung stand, angekündigt hat. Diese Maßregel giebt zwar in Berlin   und dem Lokalkomitce in Breslau   rechtzeitig gute Gewähr gegen offenen Aufruhr, aber geringe Mittheilung zu machen, damit dieses in bezug auf gegen heimliche Verbrechen, wie Dynamitattentate, Brand­stistungen und dergleichen. Und sie bedroht nur zu Quartier zc. die nothwendigen Vorbereitungen treffen kann. sehr den ruhigen, harmlosen Bürger. Das summarische Verfahren bringt denjenigen in Mandatsformulare, mit deren Versendung Mitte höchste Gefahr, gegen welchen durch eine unglüdliche Ver Parteibureau, tettung von Umständen, wie sie nicht blos in Romanen vorkommt, der Schein spricht. Alles, was seit Jahren gegen den Militär- Strafprozeß in der Deffentlichkeit angeführt worden, ist in verstärktem Maße zutreffend unter dem Belagerungs­zustande, und hier sind mit den Militärpersonen auch die zu erfahren. Zivilisten in Gefahr, unschuldig schweres Leid

3. Berichterstattung über die parlamentarische Thätigkeit. September begonnen wird, sind durch das Berichterstatter: E. Wurm.

4. Die Maifeier 1896.

Berichterstatter: A. Bebel.

5. Der internationale Arbeiter- und Gewerkschaftskongreß in London   1896.

Berichterstatter: A. Bebe I.

Berlin   S.W., Ratzbachstr. 9, I, 31 beziehen.

Die Genossen, welche Anträge einreichen, werden darauf aufmerksam gemacht, daß etwaige, den Anträgen beigegebene Motive weder im Vorwärts" noch in der dem Parteitag vorzulegenden gedruckten Vorlage Ausnahme sinden können. Die Genossen haben das Recht, ihre Anträge auf dem Partei­

6. Die Vorschläge der Agrarkommission zu dem Partei- tage entweder persönlich zu vertreten, oder durch befreundete programım.

Berichterstatter: Dr. M. Quard.

7. Schwigsystem, Hausindustrie und Arbeiterschuh. Berichterstatter: J. Timm.

8. Anträge zum Parteiprogramm und Organisation. 9. Sonstige Anträge.

10. Wahl der Parteileitung.

Parteigenossen! Wir fordern Euch nun auf, die er­forderlichen Vorbereitungen zu treffen, insbesondere die Wahl der Delegirten und Einreichung der Anträge recht­zeitig zu bewirken.

Skizzen[ Nachdruck verboten. aus dem füdamerikanischen Hinterlande.

Genossen vertreten zu lassen; außerdem aber empfiehlt es sich, wichtige Anträge vor dem Zusammentritt des Partei tages in der Parteipresse zu erörtern. Die Motive aber in die Parteitagsvorlage aufzunehmen, verbietet sich aus räumlichen Rücksichten und um der damit verknüpften un­vermeidlichen Wiederholungen willen.

Berlin  , den 22. August 1895.

Mit sozialdemokratischem Gruß

Der Parteivorstand.

die

Wie über eine Reihe anderer Materien, so ist über den Be­behalten, aber es wird weiter und weiter hinausgeschoben, lagerungszustand seit Jahrzehnten ein Reichsgeseh vor­obwohl das bestehende Gesetz zu den schwersten Bedenken Anlaß giebt. Der Artikel 68 der Reichsverfassung die öffentliche bestimmt: Der Kaiser kann, wenn Sicherheit im Bundesgebiet bedroht ist, jeden Theil desselben in Kriegszustand erklären, Bis zum Erlaß eines die Voraussetzungen, die Form der Ver­fündigung und die Wirkungen einer solchen Erklärung regelnden Reichsgesetzes gelten dafür die Vorschriften des preußischen Ge­setzes vom 4. Juni 1851. Als dieses Gesetz zu stande tam, war die anarchistische Spezialität noch nicht etablirt, dagegen regte sich eine wüthende Reaktion gegen die liberalen Schöpfungen der Gesetzgebung von 1848/49. Die wichtigsten Bestimmungen des Gesetzes sind, daß mit der Er­flärung

des Belagerungszustandes die vollziehende Gewalt auf die Militärbehörden übergeht deren Aufträgen und Anordnungen 8ivil­

wald in den Theewäldern an der abgelegensten Ecke Aera hereinbrechen würde mit all' der Pracht von Cham­des Landes ist, Landes ist, warten auf die Eröffnung der paguer und Brüsseler Teppichen, wie sie selbst Lopez nicht Bauk. Ja diese Weiber sind schon hergekommen auf tage- gehabt hatte, und wie sie am Ende nur in Paris  reisenlangem Wege und belagern schon heute die Treppen ähnlich sein konnte. Welch' großer Mann dieser German stufen des Bankgebäudes, um die ersten zu sein, wenn Winterfeld, der an all diesen Herrlichkeiten so vorbei geht, morgen der papierne Segen vertheilt werden wird. Sie als wenn sie für ihn gar nichts bedeuteten. Staunen und haben ihre Besigtitel bei sich, alte und neue schmutzige Staunen über alle Maßen! Schriftstücke, die bezeugen, daß die Inhaber wirklich und in der That die Eigenthümer des darin erwähnten Stückchens Erde sind. Sie haben diese kostbaren Titel ein Dutzend Mal eingeknüpft in Tücher und bewahren sie auf dem Leibe auf. Sie wollen diese werthvollen Papiere hierlassen in der neuen Bank, um dafür die noch werthvolleren Billete des Herrn German Winterfeld fortzutragen.

Man nannte diese eigenthümliche Sache Kurs und erzählte sich, daß Gold und Silber etwas theurer geworden wären, als Als man wieder herunterkommt und auf dem Treppen­Billets. Ganz besonders das Gold. Das that am Ende flux steht, halten draußen vor dem Gebäude eine Reihe von aber gar nichts. Brot und Fleisch ändern ihre Preise ja Karreten mit schwer feuchenden Maulthieren und erhitzten auch; und weiß der Himmel, jeder Mensch will leben, auch Karretenführern. Boller Kisten sind alle geladen. Und um die die Bank. Und der Gaucho ist immer ein herzensguter Ecke biegen eben noch neun Karreten mit derselben Ladung. Die Kerl, der lebt und andere Leute auch leben läßt. So Portiers heißen die alten Weiber mit ihren Titeln das Feld lange er für seine Zettel noch ein Pferd bekam und Tabak räumen; draußen sammelt sich eine große Menschenmenge und Wein und Sporen und ein langes Messer und ein Herr German Winterfeld hat sich eben mit seinen Gästen an, die gestikulirt, erzählt, schwaßt, schreit und am Ende junges Mädchen, fümmerte er sich wenig um den Kurs. erhoben von dem heiteren Frühstück in dem großen eisernen in laute Bivats ausbricht. Was giebt's! Der Dampfer Die Blüthe dieses papiernen Geldes war aber jetzt Schrank und zeigt jetzt der Gesellschaft die ganze Einrichtung ist angekommen, der die Kisten mit den paraguayischen unstreitig das Papiergeld der" Paraguayisch- Argentinischen des Hauses. Man muß durch den Treppenflur deswegen Silberpesos gebracht hat, für die neue Bank. Man kommt Bettel, Hypotheken- und Diskonto- Bant" des Herrn German gehen und man stößt dabei auf die alten Weiber mit ihren mit dem Geld, um es hier jetzt abzuladen. Was für Winterfeld. So elegante Bettel hatte man noch nie ge- Besigtiteln. Er lächelt und sie glauben, daß jetzt schon Kisten! Wie schwer sie sind, und wie die Arbeiter sehen. Sie waren dünn und weich wie Seide und in der das Geschäft beginnen und man ihnen ein Back ächzen müssen und keuchen! Und bei all dem bleibt Mitte trugen sie alle das wohlgetroffene Bild des Gründers Billete geben werde, jeder unter ihnen. Drum erheben sie Herr Winterfeld immer ganz ruhig. Ein anderer der Bank mit seinen kühnen schönen Zügen, denen man es sich, fassen nach ihren Papieren und beginnen einen Heiden- würde fingen und tanzen und springen, wenn ihm ansehen konnte, daß ihr Besizer der Schußgeist von Paraguay   lärm zu machen, indem sie durcheinander schreien. Der Thür ein paar der Kisten gehören würden. Und ihm war. Hier stand auch wieder, daß die Paraguayisch steher will sie entfernen. Doch der große Mann winkt mit der gehört all diese filberne Ladung und er scheint gar nicht Argentinische Bank bezahlt und dabei ein Gesetz vom aller- Hand und sagt nur: Morgen, morgen, Sennoras... morgen aufgeregt darüber zu sein. Er erzählt ohne jede Erregung neuesten Datum. Noch galten die Bettel allerdings nichts, wird die Bank geöffnet." Seine Gäfte lachen dazu aus seinen Gästen, wie schwer eine jede Kiste sei, wie viel Geld die Herr Winterfeld augenblicklich seinen Gästen vorzeigte. Leibeskräften und folgen ihrem Führer, der ihnen voran sie enthalte, furz alles, was sie wissen wollten. Die erste Sie trugen noch feine Unterschrift von Direktor, Geranten schreitet. Wie schön alles eingerichtet ist. Das lange Sendung betrage gerade 600 000 Pesos genau. In den und Inspektor der Bank; aber von morgen ab werden diese Sigungszimmer mit seinen bequemen Sesseln und Schreibe- nächsten Tagen würde eine andere kommen. Er bleibt auch drei Herren in schwerer Arbeit den ganzen Tag über sigen pulten. Eine Menge elektrischer Glocken hier für den ganz ruhig, als einige der ungeschickten Träger eine Kiste bis in die späte Nacht hinein und in zierlichen Schnörkeln Portier, dort für den Kassirer, da für die verschiedenen fallen lassen, daß fie auf dem Fußboden zer= ihre Namen darunter setzen. Danu gelten sie. Sie Buchhalter. Eine Anzahl Telephone, Pressen; feine Teppiche springt, und sich ihr filberner Juhalt flirrend werden vielleicht ganze Nächte dazu arbeiten müssen, diese auf dem Boden, elegante Gemälde an den Wänden. Kurz, und rollend nach allen Ecken ergießt. Die Träger armen Herren; denn die Nachfrage nach den die Erfüllung alles dessen, was nur ein Paraguayer hoffen sind erschrocken und entschuldigen sich, wie die Kiste so neuen Billeten ist groß. Von dem Präsidenten der kann. Ja, Paraguay   schreitet vorwärts; das sieht man. schwer gewesen sei; aber es macht nichts, der kleine Zwischen­Republik an, der seinen Namen auf einem Stück ge- Wer von diesen braunen Herren, die noch vor wenig Jahren fall. Herr Winterfeld schaut nicht einmal hin, als man die stempelten Papiers verpfändet, bis zum kleinsten Jobber, in ihren Wäldern saßen und Tabat hackten und preßten, einzelnen Stücke zusammenkehrt. deffen Wechsel auf der Rückseite durch ein Dugend Garantie barfuß und schwigend, oder auf dem Kamp die Ochsen Mitten hinein in die Aufregung und Bewunderung firmen gestützt und marktfähig gemacht wird, und bis auf lasfirten und nachts unter freiem Himmel schliefen, ihr kommt seine Braut, Fräulein Juana Ramirez mit ihrem die alten armen Weiber, deren ganzer Reichthum ein kleiner ganzes Mobiliar, bestehend in einem alten Sattel unter Herrn Vater zu Pferde. Sie hat sich nach ihrem Bräutigam Fegen fumpfigen Kamps oder einige Cuadras Ur ihrem Kopfe, hätte geglaubt, daß auch für sie eine neue gesehnt, den sie den ganzen Tag heute nicht zu Gesicht be­