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einziger, nämlich Joshi, der ausdrücklich als Sprecher der Arbeiterschaft von der Regierung ernannt ist, da für dieses Parlament, da? zum Recht des Wählens 2000 Rupien Jahres­einkommen erfordert, die Arbeiter sonst keine Stimme haben. Unter den Gewählten endlich findet sich abermals eine statt- liche Zahl von Engländern, die, auf Grund des Vesttzzensus gewählt, englische Handels- und Kapitalsinteressen vertreten, an der Spitze der Häuptling der Baumwollindustriellen und Multimillionär Victor Sassoon. Unter diesen Jndustriever- tretern sind auch Inder, die jedoch ganz am Schiffieil der weißen Baumwollmaharadschahs gondeln. Was dann an ge- wählten indischen Abgeordneten oerbleibt, ist nicht viel über die Hälfte der ganzen Körperschaft und zerfällt in drei Parteien. Das Prinzip der Gliederung dieser Parteien ist ebenso einfach wie aufschlußreich. In freien Ländern mit wirklicher Volksvertretung zählt diese Repräsentanten der Industrie, des Handels, des Bankkapitals, Wortführer der Agrarinteresien, Vertreter der Lohnarbeiter, Sprecher religiöser und kultureller Sondergruppen. Nichts von alledem hier! Im Grunde gibt es nur eine Partei, die sich stuft und zweimal spaltet: nccordmx to the dcgree of anti-British Feeling"(nach dem Grade der antibritischen Stimmung), wie Joshi sagte oder nach den Meiimngsverschiedenheiten über antienglische Taktik, wie man es auch nennen könnte. Da ist zunächst die radikalste Linke und stärkste Partei, die Swarajisten(Unabhängigkeitsleute, Homeruler), mit 49 Abgeordneten und dem ehrwürdigen Pandit Motilal Rehru an der Spitz«. Zu ihr gehört der Multimillionär Goswami, der ökonomisch bestimmt andere Interessen hat, als die beiden Madrasfen S. und A. R. Iyngar, die nächst ihm als Führer in Betracht kommen. Das Hauptorgan der Partei und eine der angeseheitsten Zeitungen Indiens ist derForward"(Vor- wärts) in Kalkutta , in dessen Redaktionsstab so ziemlich alle Temperamente und Interessenrichtungen des deutschen Reichs- tages durch das Band scharfer antienglischer Gesinnung zu­sammengefaßt sind. Nächst den Swarajisten kommen nach Zahl und Ein- stellung im Parlament dieN a t i 0 n a l« st e n", die unter Lala Lajpat Rays Führung neunzehn Mitglieder zählen. Von den Swarajisten unterscheiden sie sich durch Abkehr von der strikten Obstruktion, die sie angesichts der Machtvollkommen- heiten des Generalgouverneurs für unzweckmäßig halten. Trotz dieses Meinungsunterschiedes führen die beiden Par- teien den gemeinsamen Namen derK 0 n g r e ß l e u t e"', weil aus ihren Anhängern im Lande sich der alljährlich tagende Avindische Nationalkongreß zusammensetzt, in welchem die Swarajisten die Mehrheit, die gemäßigteren Nationalisten die Minderheit ausmachen, wie einst'Bolschewisten* und Menschemisten" auf den Tagungen der alten russischen Sozialdemokratie. Etwas schwerer durchsichtig und wohl am meisten von persönlichen Motiven bestimmt ist das dritte, fünfzehn Mann starke Fraktionsgebilde der3 n d e p e n d e n t s"(Unab­hängigen) unter der Führung Iinhas. Obgleich auch in dieser Partei Hindu wie Mohammedaner vertreten sind, scheint doch hier das islamitische Element an Einfluß und Führerzahl zu überwiegen. In ihrer Einstellung zum antienglischen Unab- hängigkeitskampfe unterscheiden sie sich wenig von den ihnen verwandten Nationalisten, von denen sie sich einst trennten. Gelten sie zuweilen für noch gemäßigter als jene, so haben sie andererseits in ihrer Fraktion noch eine dreiköpfige Sonder- gruppe, dieResponsivs Co-operators", welche bedingungs­weise, d. h. jeweils gemäß dem Verhalten der Regierung, obstruieren oder sich an der Mitarbeit beteiligen. So stellt sich das gesamte Indertum in diesem Parlament (soweit es sich um Gewählte und nicht um ernannte Abge- ordnete handelt) als eine einzige antienglische Partei dar nicht sehr in Uebereinstimmung mit der in Europa viel kolportierten Erzählung, daß das indische Volk die räumenden Engländer zurückbitten würden, ehe deren

vorüber die Sülle! Von Jodok. Rosenmontag, Fastnacht, Aschermittwoch.,. Bums, nun ist olles vorüber, lieber Arbeitsloserl Hat sich was mit der Beständig- keit des Glückest Ja, ja, der Kalender ist launisch. Es soll nicht sein, daß der Himmel für länger als für ein paar tolle Monate auf die Erde niedersteigt! Nun beginnt so richtig der graue Alltag wieder: mit seinen lahmen Kinoabenden, den etepetetigen Theaterbesuchen, den stinklangweiligen Abendgesellschaften, die Justiz, und Kom- merzienrats geben. Man muh sich abfinden. Man muß es zu er- tragen suchen. Der Mensch muß sich fügen, was will er machen! Na schließlich, er hat natürlich auch sein Gutes, der Schluß der Saison! Keinen Morgen vor fünf zu Bett Sie werden das aus der Lektüre der vielen Witzblätter kennen, auf die Sie abonniert sein werden, lieber Arbeitsloser!, wer hält denn das auf die Dauer aus! Acht Pfund habe ich abgenommen... ja gewiß, es bleiben noch genug, aber immerhin: hat man das nötig? Dann die vielen anderen Sorgen! Die eine Freundin darf selbstverständlich immer von der anderen nichts wissen. Schlängeln Sie sich da mal monatelang durch, lleber Arbeitsloserl Da gehört Diplomatie dazu. So was will gedeichselt sein! Da gibt's manchmal Situationen... nun, auch darüber werden Ihre Witzblätter Sie ja unterrichtet haben, Sie natürlich, Sie haben das alles mit äugen- zwinkerndem Schmunzeln zur Kenntnis genommen, weil Sie keine Ahnung haben, wie die Wirklichkeit ist, wie sie voll versteckter, pein- licher Momente steckt, wie man tatsächlich manchmal nicht ein noch aus weiß. Die neuen Tänze! Das ist auch so ein Kapitel für sich. Witze kenn' ich einhundertzweiunddreißig auf den Charleston... es hat sich ja in dieser literarischen Branche eine ganze Industrie aufgetan. Danach ist er so'ne sinnlose Beinverrenkerei, identisch mit den Be- wegungcn beim Ausgleiten und beim Ausbruch eines Erdbebens. Liest sich alles so schön, lieber Arbeitsloser, und Sie werden auch hier eines herzhasten Lachens nicht immer sich haben erwehren können, und doch will der Charleston gelernt sein. Auch hier fallen die Meister nicht vom Himmel, auch hierbei bringt man's nur mit Liebe zur Sache, mit Arbeit an sich zu vollendetem Können: Just wie im Berufsleben. Aber das gehört schließlich nicht hierher. Endlich die ominöse Geldfrage! Sie. lieber Arbeitsloser, stellen sich vielleicht vor, daß unsereins aus dem Dollen schöpfen kann, daß es uns nur so zufließt, daß wir', danach haben. Nicht doch! Werfen Sie nur einmal einen Blick hinter die Kulissen. Die Realität nimmt sich denn doch anders aus, als unangebrachte parteipolitische Der- blcndung sie zuweilen wahrhaben will. Da heißt es nur zu oft: die Gläubiger vertrösten, die Wechsel prolongieren, immer nach einmal um Stundung bei der Steuer einkommen. zuschauen, daß man sich Patt des teuren Personals billiges verschafft, um halbwegs durch-

Schiffe die Straße von Aden erreichten. Es bleibt zu fragen: Wie würde nun dieses Fraktionsleben aussehen, wenn ein Trupp direkt erwählter Vertreter der Arbeiter- und Bauern- schaft hinzutreten würde? Nach unserer Erfahrung im Lande in Dutzenden von Versammlungen und Hunderten von Ge- sprächen ist mir dies nicht zweifelhaft. Die Bänke der radikalen Linken würden sich um fast ebensoviele Neulinge bevölkern, allein das verbreiterte Bild würde dem Wesen nach das gleiche bleiben. Auch die Vertreter der Arbeiter und Bauern würden, wie die Dinge liegen, zunächst nur S w a r a- j i st e n p 0 l i t i k, Freiheitspolitik, antibritische Politik machen, und zwar mit voller Zustimmung ihrer Wähler im Lande. Denn auch jede indische Gewerkschaft, die den Namen verdient und nicht ein Schaustellungsunternehmen weißer Fabrikanten ist� hat politisch eine ganz entschiedene Linie und steht entweder zu Gandhis völliger Xon-co- Operation oder zum Swarajismus. Und ebenso deutlich ist dl« historische Parallele: Auch Irland erhielt bekanntlich erst eine strikt ökonomisch gerichtete Arbeiterbewegung als die Kräfte frei wurden, welche bis dahin im nationalen Be- freiungskampfe aufgingen. Bernard Shaw , der Dichter, sagt In seinem aus Irland bezüglichen BühnenstückJohn Bulls other Island" dem Sinne nach etwa dies:Ein unterdrücktes Volt gleicht einem Manne, der an Krebs leidet. Der denkt nur noch an seine Krankheft und begibt sich in die Hände eines jeden, der den Krebs zu heilen versucht oder zu heilen vorgibt auch wenn er ein Quacksalber ist." Er fährt dann fort zu beschreiben, wie unter der Leidenschaft des nationalen Kampfes jeder Hauswinkel zur politischen Tribüne, jede Kirche ein Rebellenplatz undevery School a recrmting Station"(jede Schule eine Rekrutierüngsstation) wird. Die Sätze könnten Gandhi oder Tagore über ihre Heimat geschrieben haben.__ Mit verteilten Rollen. Wie ma» Richtlinie««nterschreibt und sich von der Verpflichtung drückt. In der r e u z- Z e i t u n g" erläutert Herr E v e r- l i ng die Kundgebung der Deutschnationalen Partei. Mit einer gehörigen Dosis Zynismus. Er setzt auseinander: .Es Handell sich nicht um ein Doppelspiel, aber um eine doppelte Aufgabe. Die deutschnotionale Fraktion hat im Parlament die politische Tagesarbeit unter Teilnahme an der Regierung unter Verzicht auf anerkannte Grund- s ä tz l i ch k e i t wahrzunehmen. Die Arbeit Im Lande für die alten Ideale und die letzten Ziele will an seinem Teil der .Hauptverein der Deutsch-Konservative n7 über­nehmen. Unzählige werden ihm dafür danken. Möge er begeisterte Helfer finden. Der beutschnationole Sprecher tm Houptausschuß des Reichs- tages hat die Verantwortung für die konservative Entschließung den Konservativen überlassen die sie gern übernehmen. Herr v. Koudell hat die um fremdes Seelenheil besorgten Opposittonellen darüber beruhigt, daß er seit ihrer Begründung nur noch der Deutschnationalen Partei angehört. Die Arbeit des.Hauptvereins der Deutsch-Konservatioen" im Lande berührt die Koalition nicht und geht, parlamentarisch betrachtet, die Gegner nichts an." Spiel mit verteilten Rollen, die einen schwören die Eide , und die anderen halten sie nicht. Die einen verzichten aus Grundsätzlichkeit, die anderen predigen sie. Herr E 0 e r l i n g aber ist der Virtuos des Spiels mit verteilten Rollen. Herr E 0 e r l i n g, der Reichstagsabgeordnete, erkennt feier- lich die Richtlinien an, Herr E v e r l i n g, der Konservative, pfeift darauf, Herr E 0 e r l i n g, der Deutschnationale, oer- zichtet auf Grundsätzlichkeit, Herr E v e r l i n g, der Konser- vative, pocht auf.Grundsätze. Er macht in Person alles zu- gleich: er schwört die Eide und hält sie nicht. Zweiseelen- theorie? O nein, nur besonderes deutfchnattonal-deutsch - konservatives Verhältnis zur Ehrlichkeit.

hatten zu können. Er kostet, er tostet, so ein Fasching. Da muß man balancieren, da muß man kalkulieren. Die Zeiten sind schlecht ... geschenkt bekommen wir alle nichts. Der Pleitegeier hockt auf den Dächern: aber den Sektkellner kümmert das einen Schmarren. Er oerlangt sein'Geld und wenn wir vor die Hund« gehen. So. da hätten Sie nun einmal eine Keine Lektion über die Kehr­seite des Faschingsbetriebes erhalten, lieber Arbeitsloser. Nimmt sich von außen alles so schön aus und steht doch schief darum. Nehmen Sie die Lektion zur Kenntnis. Ich weih: es geht Ihnen schlecht, Sie darben und doch und doch: auch unsereins hat's nicht leicht!

24 Stunden Schlaraffenleben in Ascona . Einige Tage vorher großes Plakat in Ascona (Tefsin) in itattenischer und deutscher Sprache: 100 Frank Geldbuße für alle, die am Faschingsdienstag zu Hause Mittag essen werden! Ein jeder ist oerpflichtet, mit Teller und Löffel Punkt 12 Uhr am Platze zu erscheinen. Risotto, Salametti und Wein für alle frei!! Im Namen seiner Majestät Re Conduttore. Den ganzen Nachmittag spielte die Musik auf der Piazza am Seeufer in mehreren Riesenkcsseln, von hiesigen Fischern in Koch- kostüm mit Rudern ununterbrochen gerührt, um das Anbrennen zu verhüten, brodelt der Risotto, in anderen Würste(Salametti) und saftige Stücke Schweinefleisch. Man erblickt ein großes Faß, gefüllt mit Vino Nostrano(Tessiner dunkler Rotwein) und eine An- zahl ansehnlicher Körbe mit Semmeln. Jetzt werden Seile gezogen und ein Raum in einem Ausmaß von 100 Quadratmetern begrenzt. Die Einwohner, nicht nur Tessiner , sondern auch viele der hier wohnen- den Deutschschwiezer und Ausländer, auch meist Deutsche, warten schon mit ihren Tellern, Milch- und anderen möglichst großen Ge- säßen. Sie reichen sie den Köchen, die sie mit Risotto. Wurst oder Fleisch und Semmeln, erstere oft mehr als 1 Liter fassend, wieder- bringen. Der Wein wird in Gläser oder große Schalen gefüllt. Es geht ein allgemeines großes Schmausen an. Leute mit gesundem Appetit wiederholen den Vorgang. Die belustigenden Veranstal- tungen beginnen. Mit im Sack steckenden Beinen und verbundenen Augen wird gehüpft und nach hängenden, mitunter mit Asche ge- füllten Töpfen mit Stöcken geschlagen, Treffer mit Preisen, einer FlascheNostreno" oder anderem belohnt und an einem schwingen- den Balken emporspringend ein lose hängendes Huhn als Preis zu erwischen getrachtet. Großes Hallo bei Treffern und schallendes Gelächter bei Fehlgriffen oder gar ungewollten Purzelbäumen. Es folgt noch fteies Wettlaufen und noch manche andere Belustigung. Alles ist fröhlich, es gibt aber weder Roheiten noch derbe Scherze oder dumme Witze, auch keine Betrunkenen es ist nur der richtige. lustige, fröhliche Karnevalsschluß: Maskenzug und abends Masken- bälle in verschiedenen Gasthäusern. Syphiliserreger gegen Gehirnerweichung. Die Gehirnerweichung, die Paralyse, ist eine syphilitische Späterkrankung des Nervensystems. Zwischen dem Termin der Ansteckung und dem Beginn der geistigen I

Ein bunt bewegtes 6U6. DieVölkische Arbeitsgcineinschaft" als Kaleidoskop. Es gibt ein nettes Spielzeug. Man schüttelt und sieht in eine Röhre und erblickt gegen das Licht Figuren aus bunten Teilchen. Man schüttett wieder und erblickt neue Figuren. Man setzt das Spiel beliebig fort und erlebt bunten Wechsel. Das Kaleidoskop. Man blickt auf dieVölkische Arbeitsgemeinschaft" und meint eine Reichstagsfrckktion zu sehen. Man sieht einen Augenblick weg. und schon erkennt man sie nicht mehr. Jeder Augenblick ein neues Bild ein buntes Durcheinander. Soll man den Augenblick fest- halten? Heute, am 8. März 1027, sieht das Bild so aus: Reichs- tagsobgeordnete und S Gruppen: Deutschvölkische Freiheitsbewegung: v. Sraefe, Henning, v. Ramin, Weidenhöfer und Schröder. Nationalsozialisten: Feder, Dr. Frick, Strasser, Dietrich. Reventlow, Stöhr. Voltsrechtspartei(Aufwertung): Dr. Best, Seissert. Knüppelkunze-Partei: Kube. Fall für sich: Ludendorff . Morgen wieder anders Ein Kaleidoskop. Nicht ernster zu neh- men als ein solches Spielzeug. �volkstümliche Rechtspflege'. Einführung des neuen preußischen Juftizmintsters. Wie der Amtliche Preußisch« Pressedienst mitteill, stellte sich am Montag, den 7. März, der neu« Iustizminister Dr. Schmidt den Beamten und Angestellten seines Ministeriums vor. Er wurde in ihrem Namen vom Staatssekretär Dr. Fritze begrüßt. Der Staats- sekretär gedachte zunächst des nach fast achtjähriger Tätigkeit aus dem Amte geschiedenen Vorgängers, Dr. am Z e h n h 0 f f, und sprach dann die Ueberzeugung aus, daß der neu« Minister, der aus seiner richterlichen Stellung das volle Bewußtsein von der Bedeutung einer im guten Sinn« volkstümlichen Rechtspflege mit- bringe, zum Wohle des Staates seines Amtes walten werde. Der Iustizminister dankte für die Begrüßungsworte und er- Härte, feine Einstellung zu den großen Problemen der Iustizver- waltung sei aus seiner Tätigkeit als Abgeordneter be- kannt. Er rechne auf die tatkräftige Unterstützung aller Beamten des Ministeriums: keinesfalls dürfe die in letzter Zeil so lebhast erörtertesogenannte Vertrauenskrise in der Justiz" bi» in den Bereich des Ministerium» vordringen. Er erwarte mit Bestimmtheit, daß ihm die Beamten mit vollem Vertrauen begegnen und daß sie ihre Pflicht nach dem allgemein anerkannten Grundsatz über die Pflichten des Berufsbeamtentums im modernen Dolksstaat und so, wie es Gesetz, Recht und Verfassung entspreche, erfüllen würden. Die Beamten dürften versichert sein, daß er sie vor un- gerechtfertigten Angrissen schützen werde. Sog an ZSbt. Oberbürgermeister B ö ß hat an den Genossen Löbe nach- stehendes Schreiben gerichtet: Sehr geehrter Herr Präsident! Herzlichst beglückwünsch« ich Sie namens der Stadt Berlin zu der glücklich überstandenen Operation. Ich darf dem Wunsche Ausdruck geben, daß Ihre Genesung weiter gute Fortschritle machen möge, damit Sie Ihrem verantwortungsvollen Amte bald wieder w gewohnter Umsicht und Frische vorstehen können. In ausgezeichneter Wertschätzung 1 Ihr sehr ergebener Böß.-. Genosse Löbe wird nach seiner Genesung noch einiger Er- holung bedürfen, so daß er sein Amt im Reichstag voraussichtlich in diesem Monat noch nicht ausüben wird. Rumänisches Recht. Ministerpräsident Aoerescu hat die Akten des Prozesses gegen den Mörder T 0 t u eingefordert: man glaubt, dem Protest der Kulturwett gegen diesen Mördersreispruch doch irgendwie Rechnung tragen zu sollen. Schon damit die Auslands- juden dem Progromstaat wieder Geld leihen.

Umnachtung liegt meist ein« Zeitspanne von vielen Iahren. Erst in neuerer Zeit ist es gelungen, die Paralyse, der die Aerzte bis dahin machtlos gegenüberstanden, mit Hilfe von Malaria-Impfun- g e n in einer stattlichen Zahl von Fällen günstig zu beeinflussen. Ein Teil der Kranken wurde wieder voll arbeitsfähig, ein anderer wesentlich gebessert: aber es blieb immer noch ein gewisser Prozent- satz durch die Malariakur unbeeinflußt. Vor nicht allzu langer Zeit wurde nun aus der staatlichen Heil- und Pslegeanstalt Arnsdorf in Schlesien berichtet, daß es bei anscheinend unheilbaren Paralytikern durch Impfungen mit lebenden, abgeschwächten Syphiliserregern(Lpirocdaeta palHda) gelungen ist, auch hier noch recht beträchtliche Heilerfolge zu erzielen. Man ging bei dieser Impfung von dem Gedanken aus, die Haut zu einer aus- giebisten Neubildung von Abwehr- und Gegenstoffen anzuregen, die den im Gehirn des Kranken sich abspielenden Kampi gegen die Spirochaeta pallida zugunsten des Paralytikers entscheiden sollten. Die Erwartungen wurden weit übertroffen: von 10 Fällen sind 7 weitgehend gebessert worden, davon 2 derart, daß sie zur Entlassung kommen konnten. Bestätigen sich diese Angaben der Heilanstalt bei der Nachprüfung an anderen Kranken, so werden wir im Kampfe gegen die Geißel der Menschhett wiederum eine gewaltige Bastion eingenommen haben.» Abschaffung der Schulplätze. Der Amtliche Preußische Presse- dienst teill aus einem Erlaß des preußischen K:Utusministers mit: Eine Rundfrage bei den zuständigen Stellen hat nunmehr er- geben, daß die Ansichten über den Wert einer Rangordnung jetzt so- weit geklärt sind, daß die Aushebung dieser Einrichtung an allen höheren Schulen und in jeder Form als zweckmäßig erscheint. Die von einzelnen Lehrerkollegien für die Beibehaltung der Rangordnung noch angeführten Gründe sprechen tatsächlich für ihre A b s ch a f- f u n g. Denn die Rangordnung gibt den Eltern kein klares Bild von Leistung. Fleiß und VersetzungsfähiAett-des Schülers. Sie ist auch für die Lehrer ein durcbaus ungeeignetes Mittel zur Beurteilung de» Klassenstandes: der durch sie angeregte Ehrgeiz ist erzieherisch ebenso bedenklich wie die Uebertragung des Wettkampfgedankens auf da» geistige Gebiet. Die erzieherischen Grundsätze der Schulreform, die von ihr geforderte Wertung der Gesamtpersönlichkeit des Schülers. die jugendpjychologssche Einstellung bei der Beurteilung von Eni- Wicklungserscheinungen des jungen Menschen sind mit der mechani­schen Wertrechnung einer Rangordnung nicht vereinbar." Kultusminister Dr. Becker hat daher angeordnet, daß von Ostern 1027 an k e» n e r l e i R a n g 0 r d n u n g der Schüler, auch nicht sür den innerdienstlichen Gebrauch, festgestellt werden darf.

tw» veetho»«n-wo»e im»audluvk. DI« Berliner Funk-Stunde»er. anstaltet zum 100. Todestage Beethoven » eine Beetboven-Woch« vom 2t. VIS 26. Marz mit der.C-dur-Mefle', der S. Symphonie und einer Reihe anderer Werte. Auch verschiedene Briese Beethoven » und das Hellt genstädter Testament kommen zum Bortrag. Der Canada-JUrn wird in der U r a n l a am 8.,»., 11.»nd 1Z. Mür, wiederholt. JJcof. Dam low ernstlich erkrankt. Au» Leningrad wird gemeldet, dak Prof. Bawlow«rnsttich erlranit lei. Dte Sowjctregterung beabsichtigt, th,, sobald es möglich ist. nach Deutschland zu einer Kur zu entsenden. Profelior Pawlow ist der bedeutendste Physiologe Rußland ».