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Kr. N2 44. Jahrgang

1. Seilage des vorwärts

Vkenstag, S. März 1927

Jürgens falsthe Verdächtigungen.

Wem gehört der Revolver?

Der Rest der gestrigen Vormittagsverhandlung wurde aus- gefüllt mit den Bekundungen des Sachverständigen Geheimratz Sievers über die von ihm erfundene und ausgeübte Schallanalys«. Auf Grund seiner Methode kommt Geheimrat Sieoers zu der Auf- faffung, daß Jürgens den Brief geschrieben habe. Ueber das Gut- achten dieses Sachverständigen und seine Begründung kam es dann zu fortwährenden, teilweise heftigen Auseinandersetzungen mit der Verteidigung, die das, was Geheimrat Sievers erklärte, als völlig unverständlich bezeichnete. Geheimrat Sievers betonte dabei, daß seine Schallanalyse von Gerichten benutzt worden sei. Ober­staatsanwalt: In Leipzig sind einmal Angeklagte durch die Schall- anatyse überführt und zum Geständnis gebracht worden. Der Sachverständige Professor Schaeffer nahm dann noch einmal kurz das Wort zu einer Kritik der Sieoersschen Schallanalyse. Geheim- rat Sievers erwiderte kurz. Indem er betonte, es komme nicht auf den Wortlaut, sondern auf das Klangliche in diesen Briefen an. wodurch es ihm möglich sei, eine Stimme so zu klasstfizieren, wie die» mit Fingerabdrücken geschehe. Längere Aus- einandersetzungen über diese Methode und das Gutachten von Ge- heimrat Sievers führten zu keinem greifbaren Resultat. Nach der Pause wurden zunächst die beiden früheren Hausangestellten des Ehepaares Jürgens vereidigt, nachdem noch vorher Dr. Weber erklärt hatte, daß nach dem Gesundheits- und Kräftezustand der Frau Jürgens er es für unmöglich halte, daß sie die schwere Marmorsäule umgelegt haben könnte. Dann wurde in die Vernehmung der Zeugen für den Kolbcrger Einbruchsdiebstahl eingetreten und zuerst die damals bei Jürgens in Stellung befindliche Köchin Wachholz gehört. Sie will nichts Auffälliges darin gefunden haben, daß Frau Jürgens ihr an dem fraglichen Abend Geld gegeben hatte, damit sie zum Feuer- wehrfest gehen sollte. Erst nach der Rückkehr von diesem Fest erfuhr sie von dem inzwischen oerübten Einbruch. Auch im Mädchen- zimmer fand sie die Koffer durchwühlt, doch war da nichts gestohlen, auch nicht der auf der Kommod« liegende Schmuck des Mädchens. Die Zeugin Fräulein v. Lewinlki hat auch am Türschloß der Jürgensschen Wohnung in Kolberg Kratzspuren festgestellt. Ueber die Ermittlungen der Kolberger Polizei be-

richtete dann der Kriminalassistent Heidflttann, JU dem Zürgtn» den verdacht geäußert Halle, daß der auf der anderen Seile des Hause» wohnende Handlungsgehilse<E. der Täler sein könne. Die von Jürgens vorgeschlagene Durchsuchung sei ergebnislos gewesen. E. sei icdoch vorläufig festgenommen worden und erst später frei- gelassen, da ihm eine Beteiligung an der Tat nicht nachzuweisen war. Auch die beiden Leute, die in einem be- nnchbarten Ealö zur fraglichen Zeit mit der Aeußerung»Nun ist es Zeit' fortgegangen sein sollen, wurden von der Polizei verhört» jedoch auch mit negativem Erfolg. Dagegen sei festgestellt worden, daß eine Hausbewohnerin in Abwesenheit de» Ehepaares Jürgens Schritte in der Wohnung gehört hatte. Der Rentenempfänger Abrahamsohn, der in demselben Hause wohnt«, will zu der frag- lichcn Zeit eine Frauenstimme im Hof de» Hause» gehört haben. Bald danach habe er dann erfahren, daß bei Jürgens eingebrochen worden sei, und er habe seiner Verwunderung darüber Ausdruck gegeben, daß der scharfe Hund de» Landgericht sdirektor» nicht an- geschlagen habe. Die Vernehmung einer ganzen Reih« von hau»- bewohnern ergab nichts Wesentliche». Niemand will»twa» Ver« dächtiges bemerkt haben. Die drei Kolberger Bürger Espig, Preuß und Knappert» die seinerzeit In den ver- dacht der Täterschaft geraten waren, b e st r i t t e N auf Befragen des­Vorsitzenden sehr entschieden, daß sie mit dem Ein- bruchsdieb stahl bei Jürgens«twa» zu tun gehabt hätten. Nach kurzer Vernehmung von Kolberger Kriminalbeamten über die Frage, wie sich Jürgens Hund damals verhalten habe, und ob Ermittlungen nach eventuellen kommunistischen Tätern angestellt worden seien, kam zum Schluß der Verhandlung«in interessan- t e r Fund zur Sprache, der im April vorigen Jahres, als das Ehepaar Jürgens schon in Haft war, in Kolberg gemacht worden war. Bei Gärtnerarbelten in der Nähe des Hause» Parkstraßt 12, etwa 13 Meter von den Fenstern der Jürgensschen Wohnung ent- fernt, fand man unter altem Laub eine« stark oerrostetelen. mit sech» Palronen geladenen Revower. von der Art, wie Jürgen» ihn al» aestohlen angemeldet hatte. Di« Polizei stellte fest, daß man die Waffe mit Leichtigkeit vom Fenster zu der Fundstelle werfen konnte. Jürgens erklärte hierzu, daß das nicht seine Pistole gewesen se�. Der Oberstaatsanwalt behielt stch weitere Anträge hierzu vor. Di« Per- Handlung wurde dann auf Dienstag früh v Uhr vertagt.

Umgestaltung alter platze. Opernplatz. Lustgarten. Schloßplatz. Rosen- thaler Platz. Hackescher Markt. Nach den Schmuckplatzanlagen kommen die reinen Verkehrsplätze Berlins an die Reihe. Zunächst sollen im alten Berlin ein« Reih« von bekannten und wichtigen Plätzen zur besseren Regelung des Verkehrs umgestaltet werden, nachdem die Baupläne von der Ver- kehrsabteilung des Polizeipräsidiums genehmigt worden sind. Es handelt sich um die Umgestaltung desPlatzesvorde'm Opern- Hause, des Franz- Joseph-Platzes, de» Schloß - platze», des Platze» am Lustgarten, des Rosenthaler Platzes und des h a ck e I ch e n Marktes. An den beiden ersten Plätzen werden verschiedene Inseln eingerichtet werden, um den Verkehr in sichere Bahnen zu lenke», und außerdem ist beab- sichtigt, dort Autoparkplätze anzulegen, damit die An- und Abfahrt

Bürgersteige am Dom und am alten Museum weiter nach vorn ge- zogen werden, damit die Automobile nicht zwischen den Kandelabern l, indurchfahren brauchen. Die Umgestaltung des Rosenthaler Platzes wird durch den Bau des dortigen Untergrundbahnhofe, bedingt, zu dem vier Eingänge vorgesehen sind, und zwar am Weinbergs- weg, an der Lothringer Straß«, an der Elsässer Straße Ecke Rosen­thaler Straße und an der Elsässer Straße Ecke Brunnenstraße. Am hackeschen Markt wird, wie an den übrigen großen Plätzen, der Kreisverkehr eingeführt werden, und aus diesem Grunde soll die Bedürfnisanstalt in der Mitte des Platzt» verschwinden, für die vor dem Zirkus Busch eine unterirdische Anstalt ernchtet wird. Des weiteren ist bekanntlich beabsichtigt, in Verbindung mit dem Ausbau

des Gemeinschaftsbahnhofes Alexanderplatz diesem Derkehr»- mittelpunkt eine neue Gestalt zu geben. Die Pläne unterliegen aber noch der Ausarbeitung, da wegen verschiedener Einzelheiten die Meinungen der zuständigen Stell«» noch aus«inand«rgehen. Di« Bauarbeiten werden aller Voraussicht nach im Laufe des Frühjahrs in Angriff genommen werden, und zwar wird man dabei das Arbeitsprogramm der Tiefbauvcrwaltung berücksichtigen, damit die verkehrshindernden Erdarbeiten, soweit es sich umgehen läßt, nicht an mehreren Stellen zu gleicher Zeit vorgenommen werden. Nach dem erwähnten Bauprogramm soll bekanntlich«ine größer« Plan« Mäßigkeit bei derartigen Arbeiten Platz greifen, die Kabelverlegun- gen von etwa 12 verschiedenen Instanzen zur Folg« haben. » Die Zustände in der Zentralmarkthalle bedürfen schon lange dringend der Abhilfe. Aus diesem Grund« ist bekanntlich vor einem Jahr dos Projekt aufgetaucht, den Fruchtgroh- markt in eine auf dem Gelände am Westhafen zu erbauend« Fruchtgroßmarkthalle zu verlegen, doch ist diese» Projekt gescheitert. Jetzt wird vom Magistrat Berlin ein Plan aufgenommen, der schon vor dem Kriege bestand und dessen Durchführung durch den Krieg verhindert wurde. Im Jahr» 1S13 erwarb dl« Stadt am Berlin - Spandauer Verbindungskanal»in Terrain von 1KZ 000 Quadratmeter für 16 Millionen Mark. Das Terrain erstreckt sich von der B eussMtz ratze bis zur I u n g f e rn h« i d«. Es hat ein« Wassersront von 1000 Meter. Auf diesem Gelände soll eine lang- gestreckte R i e s c n m a r k t h a l l» errichtet werden, deren Kosten- aufwand auf 35 Millionen Mark geschätzt wird. Es ist beabstchtigt, aus finanziellen Gründen die Halle abschnittsweise zu errichten und sofort nach Fertigstellung eines Bauteiles aus der Zentralmarkthall« die entsprechenden Verkaufsstände zu verlegen, hinter den Stän- den werden, durch eine nicht allzu breit« Rampe getrennt, dl« Gleise

kür d«n Bahntransport herangeführt. Reben diesem Riesenprojekt bestehen Pläne, auch für d«n Kleiiwerkauf tu den Außenbezirken Groß-Berlins neue Markthallen zu errichten, und zwar soll dabei mit Oberschöneweide und Tempelhof begonnen werden. Kaufverträge Oüppel-dreilinüen perfekt. Die Kaufverträge betr. da» Gelände Düppel- vrelllnde» der Prinzen Leopold und Sigismund von Preußen (Größe einschließ. lich Zlllod 5 SO Hektar, 43 Ar, 72 Quadratmeter) und betr. die Ge- lände der Kolonie Dreilinden(Größe 199 Hektar. 0.2 Ar. 2« Quadratmeter) sind, wie das Nachrlchlenamt der Stadl Berlin mltleilk, am 7. März 1927 auf Grundlage der gleichlautenden Mögt- strals. und Sladlverordnelenversammlungsbeschlüsse zum Ab- schluß gebracht worden. Der Preis auf den Quadralmeler be- läuft sich bekanntlich auf 1.45 M. verschmähte Liebe. Mord und Selbstmordversuch eines Jugendlichen. Mehrer« Schüsse, die kurz hintereinander fielen, alarmierten gestern mittag Passanten und Polizeibeamte nach dem h a f e n p l a tz in S p a n d a u. Man sah. wie ein junge» Mädchen zusammenbrach und gleich darauf, nach einem weiteren Schuß, auch ein junger Mann. Die beiden Schwerverletzten wurden nach dem Krankenhaus« ge- bracht, wo das Mädchen schon bei der Ausnahm« unter den Händen der Aerzte starb. Der junge Mann liegt lebensgefährlich danieder. Beamte der Kriminalinspettion Spandau stellten fest, daß es sich um»inen Anschlag wegen verschmähter Liebe handelt. Das Mädchen, eine LI Jahre alte Kontoristin Frieda Ehlert, die in der Schönwalder Straße 84 zu Spandau bei den Eltern wohnte, hatte mehrer« Jahre hindurch ein Liebesverhältnis mit einem 27 Jahre alten Kontoristen Friedet Dünger aus der Lynar- straß« 1 zu Spandau . Die Eltern des Mädchen» waren gegen ein« eheliche Verbindung, weil sie den Charakter Büngers nicht für genügend gefestigt hielten. Die Tochter löste denn auch vor mehreren Wochen die Beziehungen und wies alle wiederholten An- näherungeversuche entschieden zurück. Die jungen Leute waren beide st ellungslos. Das Mädchen begab sich gestern mittag nach der Erwerbslosenstell« im alten Rathaus und ging dann über den Hafenplatz nach Hause zu. Dünger hat das wohl gewußt, lauerte ihr am hasenplag mit"zwei Pistolen auf, ging hinter ihr her und feuerte plötzlich auf dem Whrömannerplatz mehrere Schüsse auf die Ahnungslos« ab. Mit der zweiten Waffe schoß er sich dann eine Kugel in den Kopf. _ Gegen Kurpfuscherei. Unter diesem Motto veranstaltet die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung des Kurpfuschertums In den Räumen des Volks- wohlfahrtsmini st eriums vom 6. bis 8. März in der Zeit von 11 bis 5 Uhr nachmittags eine A u e st e l l u n g. Als Kur- vfuscher wird hier jeder bezeichnet, der nicht so vorsichtig in der Wahl seiner Eltern war, daß er(laut Plakat) 12 800 Mt. zum Studium der Medizin aufwenden konnte und trotzdem Krank« be- handelt. Es werden hier die sinnlosesten Mittel zur Kranken- behandlung und Proben der marktschreierischen Reklame gezeigt. Interessant ist eine Darstellung der verschiedenen Arten der Kurpfuscherei in verschiedenen Jahrhunderten. Besonders illustrativ wirkt der Reuruppiner Bilderbogen mit dem berühmten Dr. Eisen- bort. Die Staatsbibliothek und einige Prioatsammler hatten interessante Dokumente, Gesetze und sonstig« Erlasse zur Be- kämpsung der Kurpfuschcrei zur Verfügung gestellt. Und trotzdem ist für einen sozialistischen Arzt die Tatsache, daß ein großer Teil des Volkes mehr Vertrauen zur Behandlung durch Laien als durch den staatlich approbierten Arzt hat. gar nicht ver- wunderlich, wenn man die volksfeindliche Einstellung eines großen Teils der standestreuen Aerztcschast kennt, hätte es sonst eine Proletarierfrau nötig, ihre sauerverdienten 2,50 Mark sür ein Zeugoskop* auszugeben, nämlich eine phantastische Mondtafel, aus der jede Frau angeblich feststellen könnte, wann sie den Verkehr ohne die Gefahr einer Nachkommenschaft ausüben kann, wenn nicht die offizielle Vertretung der standestreuen Aerzte zu den größten Scharfmaclzern gegen di« Aushebung und sür eine Verschärfung de» 8 218 gehören würde? Glaubt man vielleicht die Arbeiter von der Volksfreundlichkeit der deutschen Aerzteschoft zu überzeugen, wenn sie nus einem großen Plakat als eine besondere Leistung der Schul- Medizin die Tatsache hinstellt, daß 97 Prozent der in den Lazaretten Behandelten gerettet und davon 70,1 Prozent wieder an die Front

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Gerichtstag. von Ared Bsreace. Copyright 1925 hr Panl 7soln«r. Wie»'

Der Abend verging ohne Zwischenfall. Man spottete mich zwei- oder dreimal aus, doch war keine Bosheit dabei zu finden. Degen zehn Uhr ging di« Patin fort und ich begleitete sie wie gewöhnlich bis zu ihrem Hause. Als ich zurückkam, hatten schon alle sich niedergelegt. Ich begab mich in mein Zimmer und ging zu Bett. Mir träumte, daß ich am Rande eines Abgrunds einen Pfad dahinschritt, plötzlich stürzte ich in den Abgrund und rollte von Fels zu Fels hinab. Da. stieß ich einen furchtbaren Schrei aus und erwachte. Ich hörte, wie die Tür des Schlafzimmers sich öffnet«, ein weißer Schatten hrfchte herein, drehte das elektrische Licht an, beugte sich über mich und küßte meine Stirn. Es fohlte mir an Kraft, die Augen zu öffnen, ein Gefühl unendlicher Dankbarkeit ergriff mich und ich wollte gerade die Hand der Mutter an meine Lippen ziehen, als der Vater rief:Komm doch schon endlich, Aline, es ist ja lächerlich, dich grundlos aufzuregen du wirft dich noch erkälten.' Sie stieß einen tiefen Seufzer aus» fuhr mir mit der Hand über das haar und flüsterte:Armer Junge." Dann verließ sie das Zimmer. Das Gewitter. Die Woche verging langsam, ohne daß stch etwas Be- fonderes zugetragen hätte. Mein Vater tat, als ob er mich nicht bemerkte, erwiderte meinen Gruß mit einem würde- vollen Neigen des Kopfes und machte gemeinsam mit Andrö witzige Bemerkungen über mich: auch mein Bruder versäumte reine Gelegenheit, mich zu reizen. Ich schwieg trotzig. Die Mutter sprach manchmal gleichgültig mit mir, dann wieder mit einer Stimme, die sich mühte, mir ihre große Liebe zu verbergen. Am Abend machte ich immer mit Paul und Alice einen Spaziergang, so daß ich nur zu den Mahlzeiten und zum Schlafen zu Hause war. Samstag Morgen bekam Ich eine Karte unseres Pastors, der mich bai, ihn um sechs Uhr noch Gefchäftsschluß aufzu- suchen. Kaum war ich mit meiner Arbeit fertig, als ich zu Htm eilte. Man führte mich in ein ziemlich düsteres Arbeitszimmer,

das einfach möbliert war, aber die vielen Bücher machten den Raum behaglich. Bei meinem Eintritt stand der Pastor auf, reichte mir die Hand, wieg mir einen Stuhl an und setzte sich sofort mit dem Rücken gegen das Fenster nieder: fo tonnte ich kaum fein Gesicht sehen, das von einem großen dunklen Bart eingerahmt war. Schwarze Brillen verbargen feine Augen. Sie find ja der funge Valcourt?" Ja, Herr Pastor." Schweigen: er stützt« seinen Ellenbogen auf den Schreib» tisch und schien nach einem Anfang für unser Gespräch zu suchen. Seine Haltung, dos düstere Zimmer machten einen eigentümlichen Eindruck auf mich und die Angst lähmte mein Denken.' «Gestern ist Ihr Dater bei mir gewesen," begann er im- vermittelt und sah mir in die Augen. Iih hielt dem Blicke stand und erwidert« nichts. Sie fragen mich gar nicht um den Grund seines De» fuches?" «Ich nehm« an, daß Sie mich deshalb kommen liehen." Ganz richtig, Ihr Dater hat ernste Klagen gegen Mk erhoben," er betonte das Worternst". Welcher Art waren diese Klagen?" fragte ich ruhig, und ich konnte sehen, daß ihm meine Ruhe mißfiel. Ich wiederhol« Ihnen, sehr ernste Klagen: Sie benehmen sich ihm gegenüber in einer Art, die nicht zu entschuldigen ist." Herr Pastor! Ich glaube, daß Sie nicht wissen, wie di« Dinge eigentlich stehen, und wenn Sie knir gestatten wollen..." . Er machte eine verneinende Bewegung mit der Hand. Das ist ganz unnötig, Ihr Herr Äater hat mich in alle« eingeweiht. Er leugnet nicht, daß er gr�ße Fehler begangen Hab«, aber er ist vom Unglück verfolgt worden." Vom Unglück!" wiederholt« ich ironisch. Cr warf mir einen strengen Blick zu.Sehen Ei«, dieser Ausspruch beweist mir, daß Ihr Dater nur die Wahrheit ge- sprachen hat. Ihre Widerspenstigkeit, Ihre unverschämten Ausfälle, Ihre Anklagen, Ihre unaufhörlichen böswilligen Gehässigkeiten." Herr Pastor," sagte ich und stand auf,entweder glauben Sie alle Lügen, die man Ihnen erzählt hat, oder Sie haben zu dem. was ich Ihnen sage, Zutrauen." Bitte, lasten Sie die großen Worte," erwiderte er kalt: Gott weiß, wieviel ich schon seit meiner zwanzigjährigen

Amtstätigkeit gehört habe, aber niemals noch ist mir ein Sohn begegnet, der in so verächtlichen Ausdrücken von seinem Bater spricht." Das ist schon möglich, Herr Pastor, aber wenn mein Bater die Kühnheit hat, sich bei Ihnen zu betlagen, so muß ich den Mut haben, die Wahrheit zu sagen. Bevor Sie mich verurteilen, haben Sie die Güte, meine Mutter zu befragen. Ich kann an der Wahrhaftigkeit Ihres Paters nichk zweifeln. Ich kenne feine Dsrfehlungen, er hat viel gesündigt. aber es wird ihm viel verziehen werden, denn das kostbare Blut unseres Herrn Jesus ist geflossen, um alle Sünden ab- zuwaschen." Der Pastor hatte diese Worte in überzeugtem Ton ge- sprachen: nun wendete er den Kopf nach mir, als ob er«ine Antwort erwartete. Ich schwieg. hören Sie mich an," fuhr er mit ruhiger Stimme fort, Sie kennen das Gebot:Du sollst Vater und Mutter ehren, damit du lange lebest im Land«, das der Ewige, dein Gott , dir gibt." Können Sie diese Worte reinen Mundes und Herzens sprechen?" Ich zögert« und er fuhr jetzt mit versöhnlicher Stimme fort:Sie sehen selbst, daß Sie mir keine Antwort geben können." Der Pastor nahm eine kleine Bibel vom Tisch, blätterte «inen Augenblick und las:Run aber leget alles ob von euch, den Zorn, Grimm, Bosheit, Lästerung, schandbare Worte aus eurem Munde. Lüget nicht untereinander: ziehet den alten Menschen mit seinen Werken aus. Und ziehet den neuen an, der da erneuert wird zu der ErkennMis nach dem Ebenbilde Des, der ihn geschaffen hat. Da ist nicht Grieche, Jude, Beschneidung, Vorhaut, Un- griech«, Skythe, Knecht, Freier, sondern olles und In allem Christus. So ziehet nun an, als die Auserwählten Gottes, heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld. Und oertrage einer den anderen und vei gebet euch unter- e'.tiander, so jemand Klage hat wider den andern: gleichwie Christus euch vergeben hat, also auch ihr." Er wiederholte:Gleichwie Christus euch vergeben hat, also auch ihr." (Fortsetzung folgt.)