Konsequenzen ziehen, sonst müssen sie die p o l> t i s ch e u n d parlamentarische Verantwortung für das E r g e b n i s v o n G e nf auf sich nehmen. Das ist eine Ent- scheidung, die in erster Linie eine interne Angelegenheit der Bürgerblockparteien ist. Sie müssen zeigen, ob sie geschlossen die Verantwortung übernehmen. Die übrige deütschnationale Presse hält sich zurück. Man darf daraus schließen, daß sie damit rechnet, daß die deutsch - nationale Reichstagsfraktion die Tätigkeit Strefemanns und das Ergebnis seiner Genfer Politik billigen wird. Ueber- nähme der Verantwortung, nicht Wiederholung des Rückzugs aus der Regierung von 1923. In diesem Falle werden die lauten Töne der �ugenberg-Presse in der Tonart der„natio- nalen Opposition" nur aufklärend wirken. Sie werden zeigen, wie die deutschnationale Reichstagsfraktion hinter dem Wagen der Weltgeschichte hergeschleift wird.
Rosenberg, üer Wahrer üeutfther Ehre. Völkisch-antisemitische Verleumder. 5)itlers„völkische Beobachter" veröffentlichte am 3<1. April 19Z6 einen Artikel mit der Ueberschrift„Der ungeheuerliche Skandal des Femeausschusses in München. — Wann wird sich der sozialdemokratische Berichterstatter L e o i von dem Vorwurf reinigen, bezahlter englischer Spion gewesen zu sein?" In dem Artikel hieß es: .Wir weisen die deutsche Oeffentlichkeit erneut darauf hin, daß der Berichterstatter Levi derselbe ist, von dem seit über einem Jahre in der Schrift„Bolksvergiftung" unwidersprochen behauptet wird, von englischen Spionen Geld genommen zu haben, also vom Feinde bezahlt worden zu sein. Dieser somit al» niedriger Landesverräter Hingestellte ist Präses des Rechtsausschusses des Deutschen Reichstages und Berichterstatter des Femcausschusses. Dieser als Landesverräter Bezichtigte hat somit Einsicht in die geheimsten innerpolitischen Verhältnisse deutscher Wehrverbände. Doch da Levi nicht geklagt hat, müssen wir als wahr unterstellen, daß er wirtlich be- zahlter englischer Spion gewesen sei. Wer garantiert uns aber, daß der sozialdemokratische Führer nicht auch heute Landesverrat betreibt, und als englischer Spion im Deutschen Reichstage sitzt?" Wegen dieses letzten Vorwurfes hat Genosse Levi die B e- keidigungsklage gegen den verantwortlichen Redakteur des antisemitschen Blattes eingereicht, der den Namen— Rosen- b c r g trägt, aus Rußland eingewandert ist und seit dem Jahre 1323 die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt. Die Gerichtsverhandlung, die schon vor einiger Zeit angesetzt war, mußte damals vertagt werden, da der Beklagte den Wahrheitsbeweis antreten wollte. Zu der heutigen Verhandlung vor dem Amtsgericht Berlin-Schöneberg war Genosse Levi und als dessen Vertreter Genosse Dr. Rosen- feld erschienen. Der anwesend« Beklagte Rosenberg wird von dem Rechtsanwalt Herold verteidigt. Rechtsanwalt Dr. Rosenfeld möchte vor allem festgestellt wissen, ob der Beklagte wirklich deutscher Staatsangehöriger ist, da er ja für sich den 8 �3, d. h. die Wahrung berechtigter Interessen in Anspruch nimmt. Der Angeklagte lssostttberg hat demgegenüber die Stirn, zu sagen, als Deutscher gehör« er ja an und für sich zu Deutschland , den Rechtsanwalt Rosenfeld halte er zu dieser Frage überhaupt nicht berechtigt, da ein Jude, selbst wenn er deutscher Reichsangehöriger ist, kein Deutscher sei. Dem Richte r selbst wolle er jedoch die Frage beantworten. Er legt darauf«inen Reise- paß vor, aus dem zu ersehen ist, daß er seit 1323 deutscher Staats- angehöriger ist.;• Es folgt nun eine längere Auseinandersetzung über die Frag«, was eigentlich Gegenstand der Beleidigung ist. Dt« beklagte Partei ist über die Beschränkung der Prwatklage auf die inkriminierte Stelle des Artikels, die den Lorwurf erhebt, daß Genosse Levi bezahlter englischer Spion sei, höchst ungehalten. Sie möchte die Gerichts- Verhandlung auf das allgemein« politische Gebiet hinüberleiten und gewissermaßen einen kleinen Ebert-Prozeh noch dem Magdeburger Borbild inszenieren. Genosse Levi erklärt jedoch, daß ihn der Borrrurs des Landes- Verrats nicht berühre, da er über sein Verhallen während des Krieges
Victor Hugo im �Theater öes Westens" Die Franzosen spielen Victor Hugos „R u y B l a s". Das Stoff. liche dieser stolzen und hochgestellten Tragödie ist mehr als inter- essant. Behandelt wird eines der traurigsten und schwierigsten Ka- pitel aus der scheußlichen Geschichte Spaniens . Kurz vor 1730 war die spantsch-habsburgische Dynastie bis auf die Knochen verrottet. Wir können ein Buch lesen, das soeben der französische Arzt und Historiker Dr. Cabanis über dieses entartete Geschlecht drucken ließ. Was da steht, ist niedcrschmellernd: des allmächtigen Karl V. Mutter war jene Johanna, der selbst die ergebensten Hofchrontsten der Zeit den Namen der Wahnsinnigen gaben. Die Prinzessinnen und Prinzen dieses Hauses waren religiös fanatisch bis zur Tollheit, was sie nicht hinderte, alltäglich?3 Pfund Früchte, etliche Pfunde Fleisch und dazu noch einiges Geflügel aufzufressen. Karl V. war wahrscheinlich ein Syphilitiker, und was aus seinein Blut gezeugt wurde, verbiß sich in die Freude an den Inquisitionegreueln. Man verbrannte zwei Jahr- hunderte lang und länger- die angeblich ketzerische Menschheit auf dem Scheiterhaufen. Die Urmutter des Geschlechts, die tolle Johanna, gönnte dem Leichnam ihres Gatten nicht die Erdenruhe und führte den Kadaver mit sich herum, um ihm bei jeder Gelegenheit die Füße zu küssen. Dieser den Irrenärzten als ein« böse Seelenverwirrung bekannte Geschmack an der Leichenvcrgötterung vererbte sich auf Sohn und Enkel bis auf den lendenlahmen Karl II.» der keine Nach- kommen mehr zeugen tonnt«, obwohl man ihn init einer gesunden und sinnenfreudigen und ausdrücklich zu diesem Zweck berufenen deutschen Prinzessin verheiratet hat. Diese deutsche Prinzessin hat die Phantasie Wctor Hugos ge- reizt. Er dichtet« ihre Tragödie. Er verwickelte sie in eine mächtig vorwärtsgepeitschte Intrigue der Liebhaber der Königin. Ruy Blas liegt am Schluß vergiftet auf der Bühne. Victor Hugo wollte, wie >«r selbst gesteht, in Ruy Blas den Sohn des revolutionären Volkes charakterisieren. Victor Hugo liebte das Volk. Er traute ihm alle guten Instinkte zu. Er wollte als Dramatiker Corneille und Shakcjpeare zusammenschmieden. Er gesteht, daß er seine Tragödie über die empfindsamen Frauen, über die tiefen Denker für die schau- lustige Masse zugleich schaffen wollte. Die Erfüllung dieses Wunsches wurde ihni nach unserem heutigen Geschmack nur teilweise gewährt. Was von seinem Stück übrigbleibt, das sind die großartigen Theater- tiraden, die bis heute das Entzücken aller Tragöden und Tragödinncn von virtuoser Atemtechnik bilden., Aber diese Riesenarien sind die Verführung der Schauspieler. Die Künstler deklarieren ihre Alexandriner ins Uferlose. Man hat auch in Frankreich versucht, solche Monsterrhetorik einzudämmen: die Tradition ist jedoch so stark, daß die wenigsten Schauspieler ihr entgehen. Bei uns in Deutschland versuchen die kleinsten Regisscure die Lilassiker, die eben von der Zeit verstaubt sind, frisch und lebendig zu machen. Der stilistische Konservatismus ist in Frankreich säst
mtr seiner Partei, den Wählern und der Oeffentlichkeit Rechenschaft schulde, und daß ein Gerichtsurteil darüber nicht entscheiden könne. Di« beklagte Partei habe nur den Beweis dafür zu erbringen, daß er bezahlter englischer Spion gewesen sei. Der Angeklagte gibt sich aber mit dieser Erklärung nicht zu- frieden. Er will wissen, ob Levi nicht von irgendeiner anderen Seite Geld erhalten habe. Der Vorsitzende erklärte jedoch, er würde sich auf das politische Gebiet nicht abdrängen lassen, es handle sich hier nur um den Vorwurf, daß Levi bkzahller englischer Spion gewesen sei. Run versuchte der Angeklagte aus einer Schrift, die von Ber. tram und Wolfheim herausgegeben ist» nachzuweisen, daß Levi doch englischer Spitzel gewesen sein müsse. Der anwesende Zeuge Wols - heim, der auf Antrag des Nebenklägers geladen worden ist, läßt den Herrn Rosenberg jedoch völlig im Stich. Er, früher Kommunist, Parteigenosse des Gnossen Levi, und später Nationalbolschewist, er- klärt, er habe nie behauptet, daß Levi englischer Spion gewesen sei oder zu Spionogezwecken Geld erhalten habe. Nach der Kenntnis der Persönlichkeit des Genossen Levi halte er dies, für völlig aus- geschlossen. Er habe nur von einem Fall Kenntnis, wo Levi im Jahre 1313, also nach der deutschen Revolution, auf die Bitte eines Hamburger Parteigenossen ausländisches Geld eingewechselt habe, das dem Hamburger Arbeiter- und Soldotenrat von r u s s i. scher Seite zu revolutionären Zwecken eingehändigt worden sei. Seines Wissens rührte dieses Geld in Wirklichkeit vom englischen Nachrichtendienst her. In seiner Broschüre habe er nur so viel sagen wollen, daß Genosse Levi von sich aus englische Politik getrieben habe: er treibe ste auch jetzt noch, ferner, daß die ganze deutsche Revo- lution von englischem Geld verseucht sei. Die Beweisaufnahme ist damit geschlossen. Das Gericht ver- urteilte Rosenberg zu 333 Mark Geld st rase. In der Urteilsbegründung wurde u.a. ausgeführt: Der Wohrheits- beweis sei mißlungen: der§ 193 komme für den Beklagten nicht in Betracht, wenn der Vorwurf des Landesverrats im Artikel auch nicht so sehr in den Vordergrund trete, so sei der andere Vor- wurf, daß der Kläger englischer Spion gewesen sei und noch jetzt als solcher im Reichstag sitze, um so schwerwiegender. Daß der Beklagte solange geschwiegen habe und erst jetzt das Maß der ver- leumdung als gerüttÄt voll gehalten habe, fei sein« Sache. Dem Beklagten wird die Publikationsbefugnis im„völkischen Beobachter" zugesprochen._ Der Surft. Ein echter Hohenzoller im Schwnbenlande. Sehr wichtige Ding« ixerden aus Sigmaringen , der vor- inaligen Hauptstadt des vormaligen Fürstentums Hohenzollern , gemeldet. Seine Durchlaucht Fürst Wilhelm, übrigens«in Bruder des rumänischen Königs— Fürstenhäuser sind international bis auf die Knochen!—, hat Geburtstag gefeiert, und die Stadt trug, wie sich das für eine Haupt- und Residenzstadt gehört, reichen Flaggenschmuck. Es gab einen Festgottesdienst, ein Festessen und ähnlich« festlich« Dinge. Interessant ist weiter, daß unsere treu republikanischen Reichswehroffiziere, die zufällig gerade an diesem Tage zur Besichtigung eines Manövergeländes aus Tübingen herbei- geströmt waren, in fürstlicher Equipage mit galonierter Dienerschaft am Dahnhof abgeholt wurden, um an der Geburtstagstafel Seiner Durchlaucht teilnehmen zu können. Und noch nachträglich wünschen wir ihnen guten Appetit! Fürst Wilhelm ist übrigens auch sonst ein bemerkenswerter Knabe. Letzthin nahm er an irgendeiner öffentlichen Feier teil und beschwerte sich bitter, daß nicht Ihm, sondern den gasetz- und ver. fassungsmäßig, hierzu berechtigten Vertretern der obersten Behörden die Ehrenplätze zugewiesen wurden. Er droht«, zusamt seinem Hofstaate Sigmaringen fluchtartig zu verlassen und nach München zu übersiedeln. Er scheint es sich aber inzwischen anders überlegt zu haben. Sand und kleine Stein- nennt man Kies. Das Benehmen der Sigmaringer Bürger aber, die aus dem Geburtstag eines simplen, wenn auch nicht unbegüteiten Privatmannes eine große Angelegen- heit mit Flaggenschmuck und Tschingdada machen, bezeichnet man als K n e ch t s i n n. der einzig geeignet ist, die Ueberheblichkeit deposse- vierter Potentaten zu fördern.
unausrottbar. Unsere französischen Gäste taten alles, um innerhalb der Ueberlieferung zu bleiben. Das französische Theater bereitet Jubelfeste vor. Es soll die Er- innerung an die Anfänge der Romantik gepflegt werden. Man er- richtete an der Sarbonn« einen eigenen Lehrstuhl für Victor Hugo , um des Urvaters der Romantik respektvoll ausgiebig zu gedenken. Victor Hugo brachte den ungeheuren Schwung und die Leidenschaft des überschwenglichen Gefühls in die französische Dichtung. Die Generationen, die nachher folgten, nährten sich von seinen Gaben des Ueberslusses voller Dankbarkeit, vielleicht bleibt von dem unge- heuerlichcn Reichtum der Victor Hugoschcn Dichtung nur einiges, was in schlichten Versen und in stilleren Stunden gesagt wurde, und dann noch die Großartigkeit der Hugoschen Romane, durch die in Europa überhaupt erst die soziale Erzählung angeregt wurde. Alles übrige ist nur noch Rest für die Philologen und Relique für die Parteileute, die sich um den Namen des Unsterblichen zusammen- scharen, um ihm eine unbestrittene Unvergänglichkeit zu sichern. Wir sind ganz zufrieden, daß wir in Berlin einen Abglanz dieser Feste für die Romantik erhaschten, wurden wir auch nicht übermäßig erwärmt und beglückt. Max Hochdorf .
Stäütijche Gper: HaftSirizenten. Man sollte Kapellmeister, die auf Engagement gastieren, neue Opern einstudieren, an Chor, Orchester, Solisten ihr pädagogisches Talent erproben lassen. Nur so lernt man erkennen, wes Äeistes Kind die Orchesterführer sind. Opern, die im Repertoir„stehen", glücken am Abend der Ausführung auch dem Mittel-Degabten, und andererseits kann sich der Begabteste an der Intoleranz von Kräften, an der Eingleisung bestimmter Manieren, Tempi, Ausdrucksnuancen zu Tod« laufen. Dazu kommt, daß die Stimmung der Bühnenleute dem neuen Besen gegenüber nicht immer günstig ist, und auch die Wahl des vorgeführten Werks, dankbar, gesanglich, problematisch, hinreißend, spricht mit, um das Urteil schwer, verantwortungsvoll zu machen In der Städtischen Oper gehen ein paar Kavellmeister ab, andere sollen ans Pult kommen. W a g h a l t e r und D e n z l e r dirigierten bereits, S e b a st i o n und Oppenheim sollen folgen, vielleicht auch noch andere. Erst nach Abschluß sämtlicher Gastspiele wird sich die Oper entscheiden und in der Wahl das Schicksal des Instituts, die Notwendigkeit bestimmter Dngicrspezialitnien. dos Hör- urteil, die Resonanz bei Publikum und Presse berücksichtigen. Auch die Einstimmung des Gastes in die Mentalität der Ausübenden, der leitenden Kunstfaktoren, menschlich wie artistisch, wird nicht ohne Einfluß sein. Das Ziel aber heißt: die Einzelqualität der Auf- sührungen in der Städtischen Oper heroufzuleiten zu der Sicherheit der Dauerqualität. Daran litt dos Theater bisher: hier wird und muß Rat geschafft werden. Der Zufall oder die besondere Einsicht des Intendanten T i e t j e n brachte es zuwege, daß die beiden ersten Probedirigcnten an Werken zu Wort kamen, die ihnen besonders gut liegen, uird die ihre Befähigung deutlich macht. Es glückten beide Abende. Aber es wäre eine Verschleierung des Tatbestandes, wollte man mit einem
Die Kanalprojekte. Ausspräche im HauShaltauSschuft des Reichstags. In der Montagssttzung der Vereinigten Ausschüsse für den Reichshausholt und den Verkehr fand die ollgemeine Aussprache über die schwebenden Kanalprojekte statt. Das Kernproblein dieser ganzen Frage ist die Fortführung des Mittellands- k a n a l s von Peine bis Magdeburg , gegen die im Gegensatz zu den Auffassungen der Vorkriegszeit jetzt auch auf vielen Seiten schwere Bedenken bestehen, sowie die Ausführung de- sogenannten Südflügels des Kanals, nämlich des Verbindungsstückes niit dem Wirtschaftsgebiet der oberen Saale. Zur Erörterung stehen wsüer die Fragen des Rhein— Wcfcrkanals, des Küsten- kanals, des Neckarkanals, des Klodwitz— Hansa— Aachen— Rheinkonals. Als Unterlage für die VerHand- lungen sind den Mitgliedern der beiden Ausschüsie im Laufe der letzten Wochen von Interessenten und Gegnern Stöße von Gut- achten, Plänen, Karten usw. zugegangen. Der volfspartsilichc Abg. Dr. Cremer führte aus, daß nach seinen Berechnungen die bereits in Angriff genommenen Projekt« mit den Bau--und sonstigen Ausführungen, die sie im Gefolge haben müssen, 1% bis 2 Milliarden verschlingen werden. Solche ungeheuren Summen könnten, wenn überhoupl, nur durch Anleihen flüssig ge- macht werden. Man müsse auch bedenken, daß es den Kredit Deutschlands nicht erhöhen könne, so ungeheure Summen aus Anleihen für Unternehmungen auszugeben, die die Zinsen und Amortisation dieser Anleihen selber nicht decken können. Genosse Schumann erklärte, daß für ihn und die Sozialdemo- kratie bei der Prüfung aller Projekte lediglich rein Wirtschaft» liche Gesichtspunkte in Betracht kommen. Die Uebernohme des gesamten Eisenbahnnetzes der Länder durch das Reich habe auch UebZrgäng aller Wasserstraßen auf das Reich zur notwendigen Folg« gehabt. Das Ziel dieser Zilsammenfassung des gesamten Eisenbahn- und Wasserstraßenoerkehrs in einer Hand sei gewesen, beide Ver- kehrsmöglichketten genau aufeinander abzustimmen und einheitlich zu betreiben. Dieses Ziel sei durch die Dawesgesetze zerstört. Zln Slclle des Aufeinandercbstimmens sei eine große Verschärfung der Gegensätze zwischen Bahn- und Kanalfreunden getreken. An diese Verschärfung trage die Reichsbahn ein gut Teil der Schuld. Sie habe geglaubt,'zunächst allen Kanalprojelten gegenüber eine scharf ablehnende Haltung einnehmen zu können. Die wichtigste Auf- gäbe des verkehrsminifieriums fei es, die richtige Mitte zwischen den Fordeningen der Eiscnbahnfexe und der Kanalfexe zu finden, wenn durch neue Wasserstraßen nicht große Wirtschaft-- vorteile aeschasfen werden, dann solle man die Hand davonlassen. Seit 1913 seien an neuen Kanälen nur wenige Kilometer gebaut. gegenüber 12 831 Kilometer Wasserstraßen, die wir in Deutschland haben und deren Leisti-.ngsfäh'gkeit außerordentlich ungleichmäßig ist. Auf dem Rhein könnten Schiffe bis 4333 Tonnen verkehren. dann geht es hinunter bis zu 173 Tonnen, mit denen nichts anzu- fangen sei. Das Rückgrat der ganzen künstlichen Wasserstraßen in Deutschland seien die großen Ströme. Diese bewältigen allein etwa fünf Sechstel des gesamten Wasserstraßenoerkehrs, unb es fei daher die Hauplaufgabe, diese großen Ströme als Wasser. strotzen auf der Höhe zu hallen. Die Weserkanalisserung scheine ihm notwendig zu sein, auch das letzt« Stück des Mittellandkanals müsse fertiggestellt werden.
tzakenkreuzlerterror m Köln . Ueberfall auf ein israelitisches Wahllokal. Köln . 14. März.(Eigener Drahtbericht.) Die israelitisch« Kultusgemeind« wählte am Sonntag in ihrer Revräsen- tantenoersammlung ihre Vertreter. Durch Terrorakt« eines Trupps Hakenkreuzler kam es dabei zu blutigen Schlägereien. Eine Anzahl Rowdies überfiel am Nachmittag ein Wahl-j lokal. Es entstand«in großes Handgemenge, wobei mehrere- Personen verletzt wurden. Die Polizei muhte eingesetzt werden, die unter Verwendung des Gummiknüppels Ruhe schaffte und einige schwarzweißrote Raufbold« oerhaftete. Der Terror der Hitlsrianer ist zu einer förmlichen Land- plage geworden. Wenn nicht bald von den Behörden derart durchgegriffen wird, daß diese Burschen zur Vernunft kommen, wird man wohl oder übel im Rheinland zur Selbsthilfe greisen müssen, was für die Hakenkreuzler peinlich werden könnte. anderen als einem problematischen Urteil dem Problem der neuen Dirigentengarde begegnen. Der Takt verbietet, viel von Wag- Halter zu erzählen. Einmal, weil er von seiner Tätigkeit an der Gregorschen und an der Charlottenburger Oper her in Berlin be- kannt genug ist: das anders Mal, weil gerade wir ihn bei allen Vakanzen als Prätendent öffentlich empfohlen hatten. Also nur so- viel: Seine„A i d a"- Interpretation war gekonnt, routiniert, leiden- schaftlich, glanzvoll. Und das, obgleich feine Tempi durchaus nicht die immer gewohnten waren, und obgleich ckr eine im Beginn deutlich fühlbar« Obstruktion zu überwinden hatte. Sehr bald berauschte die Musik Dirigent und Bühne und Orchester mit gleicher Macht. Di« Homogenität von Spiel, Musik und Tanz war hergestellt. Die Starre des Raumes wurde leicht, die Stimmgcfahr bei der Aida allmählich, die Gemütlichkeit der Amneris durch Lockerung ihrer herrlichen Bewegungskunst, die Unbeweglichkeii der Chöre durch Gewalt und Kraft überwunden. Der Wille des Kapellmeisters siegte. Robert D e n z l e r ist eine ganz andere Natur. Sachlich, streng, herb, ohne Sinn für Glanzlichter, für Effekte, für Hitze. Eine kühle Begeisterung geht von ihm aus. Die Ruhe und Sicherheit seiner Bewegung faßt klar Orchester und Sänger zusammen. Der Klang der.,Mcistersinger"-Partttur ist für D e n z l e r der kammermusi- kalische. Nicht gewohnt an das große Haus, dämpfte er gar zu sehr, lockt aber an bezeichnenden Stellen die Instrumente wohlig, nie ausdringlich, aus ihrer Ruhe. Temperament wird durch Fonngefühl zurückgehalten, und eine Brillanz der Dynamik fehtt wie' eine Brillanz der Stabführung. Man ist auch bei diesem Mann ge» borgen, der sein Handwert typisch deutsch beherrscht, und der auch in Momenten der Begeisterung beherrscht bleibt. Kein Publikums- dirigent mit Konzessionen, aber immer von kultiviertestem Gestbmack. In der Aufführung fiel besonders die frohe, natürliche, saubere Spiel- art des Ditterschen Hans Sachs angenehm auf. Italienisch« Musik, deutsche Musik. Die beiden Kunstarten waren bezeichnend von zwei entsprechenden Rassentypen des Diriqierens ins rechte Licht gesetzt worden. Zwei Erfolge. K. S.
Ehrung deutscher Künstler. Thomas Mann , der in War- schau vortrage hielt, ist dort außerordentlich gefeiert worden. Max Reinhardt ist in Paris Gegenstand vieler Aufmerksam- leiten geworden. Gämier, der Direktor des zweiten Staatstheaters. lud ihn ein, bei der für Juni in Paris geplanten internationalen Theaterveranstaltung mit einer Truppe mitzuwirken. Deutschlands Erdölförderung befrag nach einer Skalistlk. die in der„Umschau" veröffentlicht wird, im Jahre 1324 63 333 Tonnen, so daß jetzt ein Zwölftel unseres Bsdarkes durch Eigenförderung gedeckt wird. Fast das ganze Oel in Deutschland wird in der Provinz Hannover gewonnen, und da wenig Aussicht besteht, neue Oelkelder bei uns zu entdecken, so sst das verfahren zur Derflüfsigung der Kohle für uns von besonderer Bedeutung.
.Sünkllerische Formgebung des Nelches». Sonntag fand die Eröffnung der neuge-rdneicn ftSdkiichen Valerie in Nürnberg «lait, mit ber eine »om ReichSkunstwart Dr. R-dölab vorbereitete Ausstellung.KünsUerische Formgebung des Reiches- verbunden ist. Ein radiuwhaltiges Araa-Glimmerlager wurde in der Rühe von Lackeuv Sei Llennont-ckerravS(Frantreich) entdeckt