Aufklärung über Volkskrankheiten. Generalversammlung der Arbeiterfänger.
Eine Ausstellung auf dem Wedding .
Das Bezirksamt Wedding veranstaltet eine Sonder ausstellung Bolfstrantheiten", die der Belehrung der breiten Volksmassen dienen will. Sie umfaßt drei Abteilungen: die Tuberkulose einschließlich Rachis, den Altoholimus und die Geschlechtsfrankheiten.
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Daß man mit Belehrung allein feine Volkskrankheiten aus der Welt schaffen kann, weiß selbstverständlich auch das Bezirksamt Wedding . Bürgermeister Genosse Leid, der am Montag die erste Abteilung der Ausstellung vor einem Kreis geladener Gäfte er= öffnete, heb das hervor. Zu einer wirksamen Bekämpfung der Rolkskrankheiten wären, sagte er in der Begrüßungsansprache, gerade im Bezirk Wedding mit seiner proletarischen Bevölkerung viele Millionen nötig, die das Bezirksamt nicht hat. Aber den Wert der Belehrung, durch die oft die Entstehung einer Krankheit verhütet oder die Heilung einer entstandenen Krankheit erleichtert werden fann, soll man doch auch nicht unterschätzen. Stadtrat Genoffe Dr. Druder, unter dessen Leitung die Ausstellung zustande gefommen ist, gab den Gästen einige Erläuterungen. Da für die Ausstellung nur ein mäßig großer Raum des Stadtbades Wedding in Der Gerichtstraße zur Verfügung steht, so können die drei Abteilungen nicht gleichzeitig nebeneinander, sondern nur nach einander gezeigt werden. Die laufende Woche vom 14. März ab bietet Belehrung über Tuberkulose und Rachitis, in der zweiten Woche wird man einen Einblick in die Gefahren des Alkoholismus erhalten, in der dritten Woche soll die Ausstellung dem Kampf gegen die Geschlechtskrankheiten gewidmet jein. Die Be fchränktheit des Raumes hat auch zu einer Beschränkung des Stoffes genötigt, aber hier ist, aus dem Mangel ein Vorzug geworden. Die Besucher( und Besucherinnen, denn den Müttern muß wegen der Belehrung über die den Kindern so gefährliche Rachitis der Besuch ganz besonders empfohlen werden) finden nicht eine verwirrende Fülle aller möglichen Dinge, sondern eine kleine und übersichtliche Auswahl des Wichtigsten. Die in der Regel nicht sehr beliebten Tabellen und Kurven, die meist wenig beachtet werden, fehlen hier fast ganz. Gut vertreten sind die bildlichen Darstellungen, und die meisten sind von einer Eindring= lichkeit und Einprägsamkeit, die von diesen Belehrungsmitteln einen nachhaltigen Gewinn aus dem Besuch erwarten läßt. Die Ausstellung ist geöffnet an Wochentagen von mittags 12 Uhr his abends 9 Uhr, an Sonntagen von vormittags 10 Uhr bis nach mittags 5 Uhr. Der Zutritt ist unentgeltlich. An jedem Tage werden von Aerzten belehrende Führungsvorträge gehalten, an Wochentagen abends um 7 Uhr, an Sonntagen mittags um 12 lhr.
„ Sensation".
Gefängnis für einen verantwortlichen Redakteur. Wegen verleumderischer Beleidigung des Schauspielers Alfred Braun , des bekannten Rundfunksprechers, wurde gestern der verantwortliche Schriftleiter eines jener auf den Straßenverkauf, berechneten Wochenblättchen, Hoffmann, vom Amtsgericht Mitte zu zwei Wochen Gefängnis verurteilt.
Am 9. November war unter sensationeller Ueberschrift mit voller Ramensnennung ein Artikel veröffentlicht worden, in welchem der Angeklagte über ein angebliches Erlebnis in einer zweideutigen Nacht veranstaltung berichtete und dabei die Frage aufwarf, ob der geheimnisvolle Direktor dieser Veranstaltung etwa Alfred Braun jei und ob unser Alfred" das nötig habe. Der Angeklagte übernahm die Verantwortung für den Artikel, behauptete aber, daß es doch noch mehr Leute desselben Namens gebe. Rechtsanwalt Dr. Alsberg, der den Kläger als Rechtsbeistand vertrat, bezeichnete es als zweifellos, daß nicht irgendein Braun gemeint sei, sondern niemand anders arsals der Kläger . Das gehe aus der Ueberschrift und aus den Worten unser Alfred" deutlich hervor. Der Angriff habe dem Kläger angefichts feiner fünstlerischen Stellung große Inannehmlichkeiten bereitet, und es müsse eine nachdrückliche Bestrafung verlangt werden. Auf die Frage des Bo.sizenden erklärte Alfred Braun selbst, daß ein Bedauern und eine Entschuldigung des Angeklagten ihm nicht genügend sein würde. Weiter fragte der Vorsitzende den Angeflagten: Wollen Sie ernsthaft die Behauptung aufstellen, daß der Kläger an dem Unternehmen beteiligt war?" Angeklagter: ,, Nein, es war nur eine Frage, weil ich den Namen von zwei Herren om Nebentisch flüstern hörte." In den Urteilsgründen bezeichnete Amtsgerichtsrat Büchert das Vorgehen des Angeklagten als eine fehr schwere Beleidigung gegenüber dem Kläger , besonders schwerwiegend, weil Alfred Braun eine in der Deffentlichkeit befannte Persönlichkeit sei. Wider besseres Wissen sei ohne jeden Anlaß der Name hineingezerrt worden. Ohne jeden Glauben, daß etwas Wahres daran sei, habe man einen bei derartigen Blättern üblichen sensationellen Reklametric angewendet. Eine Geldstrafe mürde nicht ausreichend sein, da derartige Artikel sich anscheinend bei Blättern dieser Art gut bezahlt machen und eine Geldstrafe vor einer Wiederholung nicht abschrecken würde. Das Gericht hat dem Kläger auch den Erfaz der Kosten für die notwendigen Auslagen und die Publikationsbefugnis zugesprochen.
Markthallen und Wochenmärkte.
Für einige Außenbezirke Groß- Berlins( Oberschöneweide und Tempelhof ) besteht der Plan, neue Markthallen zu schaffen, und in Oberschöneweide , Wilhelminenhofstraße, ist bereits ein Grundstück für diesen 3med erworben worden. Nun werden zurzeit in Oberschöne weide in der Woche neun teils Gemeinde, teils Privatwochenmärkte abgehalten, drei davon in der Wilhelminenhofstraße als Gemeindemärkte. Diesen Wochenmärften fann ihre Eristenzberechtigung nicht abgesprochen werden.
Die Notwendigkeit der Errichtung einer Markthalle in dieser Straße wie überhaupt in diesem Orte fann also mit Recht bezweifelt werden, wenn berücksichtigt wird, daß durch die bestehenden neun Wochenmärkte der Bevölkerung alle notwendigen Lebensmittel und alle Gegenstände des Wochenmarktes auf dem schnellsten Wege und in bester Qualität zugeführt werden. In Tempelhof werden möchentlich acht Märkte abgehalten und in diesem Falle muß neben der Frage der Notwendigkeit auch die der Rentabilität angeschnitten werden. Bor etwa 40 Jahren sollten ja schon einmal die damals errichteten Markthallen in Berlin die Existenz der Wochenmärkte untergraben. Es hat sich aber gezeigt, daß die Bevölkerung die Wochenmärkte mehr in Anspruch nahm, als dieses von den Markthallen der Fall war. Diese feststehende Tatsache in Verbindung damit, daß ein Wochenmarkt eine bewegliche, leicht verlegbare Eintaufsmöglichkeit darstellt, die den Gemeinden ohne Untoften stets eine bestimmte Einnahme sichert im Gegensatz zu den Markthallen, die große Unkosten verursachen und sich außerdem oft als unrentabel erweisen, sollte dazu beitragen, daß die verantwortlichen Stellen den Wochenmärkten größere Beachtung schenken, als es bisher ge= schehen ist.
Einen fragischen Ausgang nahm am Sonntag eine Einfegnungsfeier in der Stubbentammerstr. 11. Mehrere Gäste, die bei der Familie 3. an einer Einsegnungsfeier teilnahmen, wollten fich gegen 1 Uhr nachts nach Hause begeben. Am letzten Treppenpodeft verfehlte der 53jährige Paul P. aus der Frankfurter Allee 131 eine Stufe, stürzte die Treppe hinab und blieb unten befinnungslos liegen. P. wurde zur Rettungsstelle Winsstraße gebracht, wo der Arzt nur den infolge doppelten Schädel bruches eingetretenen Tod feststellen konnte. Ein ähnlicher tödlich verlaufener Unfall trug sich am Sonntag in der Baumſtr. 21 in Marzahn zu. Der 55jährige Gastwirt Gustav Staab stürzte im Dunkeln die Kellertreppe hinunter, wo er besinnungslos liegen blieb. Ein hinzugerufener Arzt ftellte den Tod infolge Schädel bruches fest.
Erfreuliche künstlerische und organisatorische Fortschritte.
Am Sonnabend und Sonntag tagte im Gewerkschaftshaus am Engelufer die Generalversammlung des Gaues Berlin und Um gebung vom Deutschen Arbeiterfänger bunde. Nach dem am Sonnabend der Jahresbericht verlesen worden war, trat man in die Aussprache ein, die stellenweise recht temperamentvoll verlief. Es folgte dann die Beratung über wichtige Anträge und über die Stellungnahme des Berliner Gaues zu dem Bundessängerfest in Hannover .
Die Mitgliederzahl ist trog steigender Arbeitslosigkeit im letzten Rechnungsjahr nicht zurüdgegangen. Am Ende des Jahres 1926 zählte der Gau 11 052 a ftive Mitglieder( 8957 männliche, 2095 weibliche) in 169 Männer, 10 Frauen- und 27 gemischten Chören. Der alte Bestand konnte dadurch gehalten werden, daß sich die 3 ahl der weiblichen Mitglieder erhöhte und den Rückgang an männlichen ausglich. Allmählich begannen auch die gemischten Chöre an Beliebtheit zu gewinnen. Zwölf Neugründungen fanden im vergangenen Jahre statt. Es ist ein Zugang von fünfzehn Vereinen zu verzeichnen, während neun aus dem Ginige Kinderchöre wurden ebenfalls neu gegründet, ihre Gauverband austraten, gestrichen wurden oder sich auflösten. Gesamtzahl beläuft sich jetzt auf fünfzehn. Die öffentliche Betätigung der Arbeitersänger im gemeinnügigen Sinne hat, verglichen mit den Vorjahren, eine Steigerung erfahren. Das Singen auf öffentlichen Plätzen ist allerdings zurückgegangen, dagegen fang man öfter als früher in Erholungsstätten, Alters Krankenhäusern, heimen und veranstaltete sogar zahlreiche Konzerte in Strafanstalten. Vom Magistrat der Stadt Berlin wurden für diese Tätigkeit und zur Unterstützung des Chorwesens 3000 M. und um Weihnachten nochmals 1000 m. überwiesen. Für 1927 find 5000 m. beantragt und auch bereits in den Etat eingestellt worden. Zu Massenchören stellte der Gau eine größere Sängerzahl bei Begrüßung der Wiener Sänger und bei der Jubiläums= feier des Internationalen Gewerkschaftsbundes zusammen. Bon besonderer Bedeutung war das Gaufest in Brandenburg . Trotz des großen Defizits bedeutet dieses Fest doch einen Fortschritt, denn es faßte die im Gau vorhandenen Kräfte zu begeisterungsfroher Arbeit zusammen. Bu erwähnen bleibt, daß der in diesem Jahre angefeßte Chorführerkursus eine starke Beteiligung aufweisen fann.
Anträge und Aussprache beschäftigten sich hauptsächlich, abgesehen von Kritiken an dem Gaufest, mit den Richtlinien und Programmen des Arbeiterfängerbundes. Besonders der zweite Bezirk zeigte sich unzufrieden mit dem bisherigen Zustand. Die einzelnen Ansichten stehen sich hier scharf gegenüber. Es handelt fich, furz formuliert, um die Frage, ob Volkslied oder rein proletarisches Lied. Ein Antrag wies den Gedanken, von der Musik aus die Bildung einer Volksgemeinschaft etwa im Doehdejchen Sinne anzustreben, auf das Entschiedenste ab, der
Todessturz eines Lehrlings durch ein Glasdach. Am Freitag voriger Woche stürzte der bei der Firma Schneider u. Sohn, Gipsstr. 19, beschäftigte Glaserlehrling Walter Satalowssti beim Reinigen eines Glasdaches infolge eines Schwindelanfalles durch das Glasdach etwa 18 Meter tief in den darunterliegenden Raum. Mit schweren Knochenbrüchen und inneren Verlegungen wurde er in das Spandauer Krankenhaus eingeliefert, wo er in der Nacht seinen Verlegungen erlag. Der Fall ist um so tragischer, als der Lehrling zu Ostern auslernen sollte.
Funkwinkel.
tung, es war also nicht notwendig, das Programm des Rundfunks Der Voltstrauertag ist vorläufig eine private EinrichRahmens wurden fünstlerisch hochstehende Leistungen geboten. Das den ganzen Tag auf Moll zu stimmen. Aber innerhalb dieses Funtorchefter unter Selmar Meyrowi spielte ant Abend eindrucksvoll die tragische Ouvertüre von Brahms , nachmittags sang Sabine Mayen mit ihrer fleinen, aber gut gebildeten Stimme Lieder von Schubert und die Arie aus Flotoms ,, Stradella", und schneidende, start nasal gefärbte Stimme eignet sich wenig für Rezian Stelle des verhinderten Ebert sprach Walter Frand. Seine tationen. Balladen könnte er sprechen, aber Lyrif flingt bei ihm merkwürdig hart, allerdings ist er start im Rhythmischen, deshalb gelang ihm Konrad Ferdinand Meyers Totenchor am besten. Lina Lossen ist, mit Frand verglichen, eine vorbildliche Sprecherin für Lyrik. In der Stunde der Loten " las sie Werke im Kriege gestorbener Dichter. Arnold 3 weig zeichnete die Tragit dieser Generation, die nicht zur Reife gelangte, deren Entwicklung plöglich abbrach. Ein Zwischenglied in der Entwicklungsreihe von der Defaden3 am Ende des Jahrhunderts zur modernen Sachlichkeit, vergeistigt, bedrängt vrn inneren Bisionen und nicht imstande, ihre Persönlichfeit voll entfalten zu können. zwanzig Dichter, von denen Lina Lossen wegen der Kürze der Zeit Die Vorlesung umfaßte ungefähr nur furze Dedichtproben zum Vortrag brachte. Bielleicht wäre es besser gewesen, allein die repräsentativen Gestalten wie Henm, Stadler, Lichtenstein oder Trail, auszuwählen, weil in ihnen das Wollen dieser Generation am farsten und formvollendetsten zum Ausdruck fommt. So aber entstand ein wenig befriedigender Querschnitt und fein abschließender Eindruck der einzelnen Persönlich feiten. Uebrigens Lichtenstein, auch Stadler fordern einen männlichen Sprecher. Erwähnenswert der Vortrag des Oberstudiendirektors Madensen über das Thema: In welche Schule schicke ich mein Kind? Er gab einen guten Ueberblick über die Verteilung der Lehrfächer in den verschiedenen Schulen und warnte die Eltern, nur aus Ehrgeiz die Kinder in das Gymnasium zu schicken.
Die Bariser Sfizzen, die Walter Hasenclever am MonZeit gewandelt hat. Die Sprache ist gelöster, ruhiger und anschautag in der Novellenstunde las, beweisen, daß er sich in der letzten licher geworden. Hasenclever schildert jetzt mit der Genauigkeit eines Reporters Menschen und Dinge. Dr. Ado Baeßler, der längere Zeit in den peruanischen Cordilleren als Forschungsreisender lebte, entwirft eine eingehende Schilderung von dem Leben des Cholos, das sind die indianischen Bewohner des Landes. Trotzdem sich die Verhältnisse in Peru für die Eingeborenen gebessert haben, merft man ihnen noch immer die lange Zeit der Knechtschaft an. Nur an den Küsten bewahren sie ein freies Auftreten, aber in den Tälern der Hochebene führen sie in elenden Lehmhütten ein menschenunwürdiges Dasein. Ein freies, hochkultiviertes Volk ist durch die Gewaltherrschaft der Europäer zu Parias erniedrigt worden. Hildegard Margis stellt in ihrem Vortrag neuzeitliche Hauseinrich tungen in England und bei uns" fest, daß die modernen deutschen Siedlungshäuser in bezug auf Hygiene und 3wedmäßigkeit dem englifchen faum nachstehen, nur baut man in England weitläufiger und tomfortabler, weil man dort nicht mit der Wohnungsnot zu fämpfen hat. Immer geht aber die Tendenz dahin, das häusliche Leben so rationell wie möglich zu gestalten. Am Abend die Uebertragung der Margarethe" aus der Städtischen Oper in Charlottenburg . Wie bei den Meistersingern" der ersten Uebertragung ist auch hier der befriedigende Ausgleich zwischen Orchester und Singstimme festzustellen, selbst die großen Chorszenen im 2. und im 4. Aft tamen zur Geltung. J. S.
Broletarier foll seine Eigenart auch im Lied zum Ausdruck bringen. Einige Diskussionsredner gingen sogar so weit, die Ablehnung eines Chors von Rosebery d'Arguto darauf zurückzuführen, daß dieser Chor zu revolutionär gewesen sei, ein Einwand, den Genosse Schneider sofort miderlegte. Man fordert im Gegenteil gute Tendenzchöre, aber schließlich macht es die Tendenz nicht allein, der künstlerische Wert entscheidet ebenfalls. Damit war die heifle Frage der künstlerischen Beiräte berührt. Man war feineswegs einverstanden, daß Bürgerliche in dieser Organisation sizen und bestimmen, was der Arbeiter singen soll, bis Genosse Meyer vom Zentralvorstand die Dinge flärte. Dem Beirat liegt durchaus nicht allein die Entscheidung ob, der Vorstand ist mitbestimmend. Neunzig Prozent aller eingereichten Kompositionen find künstlerisch unfertig. Man irrt, wenn man bei Ablehnung irgendmie bösen Willen vermutet. Die Roseberysche Chorkomposition erschien nicht ausreichend, vor allem wenn man den exorbitanten Preis von 500 M. in Rechnung stellte. Uebrigens urteilt der Beirat nur über den Wert der Musik, nicht über tertliche Fragen. Sehr scharfe Kritik übte Chorführer Günther an der Liedersammlung für höre nicht entspricht. Der Antrag, bei der in Aussicht gestellten gemischten Chor, die den Erwartungen in Beziehung auf TendenzSammlung für Männerchöre radikaler zu verfahren, wurde an den Sentralverband verwiesen. Dagegen wurde Rosebery d'Argutos Antrag, der Arbeiterfängerbund folle aus dem Kulturfartell austreten, weil dieser zu start mehrheitsfo. zialistisch orientiert sei, von dem Antragsteller felb st zurückgezogen. Ein weiterer Antrag, eine Werbewoche für es wurde die Zeit die Arbeiterfängerbewegung zu veranstalten Dom 3. bis 9. Juli vorgeschlagen, fonnte nicht erledigt werden, da man heute noch keine Entscheidung darüber zu fällen vermag.
Unter den Anträgen auf Aenderung der Sagungen gewinnt der des neunten Bezirks Bedeutung. Es handelt sich hierbei um Aenderung des Paragraphen 4, der besagt, daß Vereine unter 40 Mitgliedern in Berlin nicht aufgenommen werden. Für die Aufhebung machte man geltend, daß sich viele kleine, bürgerliche Gesangvereine in diesem Fall dem Arbeitersängerbund anschließen würden, dagegen sprechen jedoch künstlerische Rüdsichten. Man fürchtet, daß diefen kleinen Vereinen mehr an geselliger Unterhaltung als am Singen liegt. Der Antrag wurde abgelehnt. Dann erörterte man die Frage des Arbeiterfänger Bundesfestes, das im nächsten Jahr in Hannover abgehalten werden soll. Es find bereits drei Kirchentonzerte vorgesehen, ein Moment, das in weiten Kreifen der Arbeiterfänger tiefe Berstimmung hervorgerufen hat. Der fünfte Bezirk brachte eine Protestresolution dagegen ein, der Antrag wurde an den Zentralvorstand verwiesen. Die Versammlung beschloß darauf, daß sich der Gau in zwei Sonderaftionen mit zwei Chören am Sängerbundesfest beteiligen solle. Die Wahlen schufen keine Alenderung an der bisherigen Zusammenstellung des Vorstandes. Neu ist Sangesbruder Eckers als Mitglied der Kontrollkommission.
Nach dem Skat.
Was der Boger Mielenz in Potsdam erlebte.
Der Oberverwaltungssekretär Hermann Appernowski. Potsdam und der Bauführer Korrittti Berlin wurden seinerzeit vom Amtsgericht Potsdam weger schwerer Körperverlegung des Borers Erich Mielenz zu je 200 M. Geldstrafe verurteilt. Als Nebenklager trat der Borer Mielenz auf. Ein dritter Vera maltungssekretär Heinze wurde freigesprochen. Gegen das Urteil haben die Angeklagten Berufung eingelegt.
Mielenz hatte sich in der Nacht zum 27. Januar v. J. von seiner in der Kaiserstraße in Potsdam wohnenden Braut verab schiedet. Die Dame stand im 3immer am Fenster, Mielenz- am Bürgersteig vor dem Fenster. In diesem Augenblic tamen die Angeflagten in feucht- fröhlicher Stimmung vorbei. Korrittfi nicht ahnend, daß er einen Borer vor sich hatte, rief, Kleiner, steig man nicht gleich ein und schon wurde dem Borer die Müze vom entschuldigen wollten Aber statt dessen erhielt er einen Schlag. Kopf geschlagen. Mielenz fragte, ob die Herren sich nicht Das war der Auftakt zu einem regelrechten Borkampf auf der Kaiserstraße. Mielenz wurde erheblich verlegt, die Verwaltungssekretäre bluteten und Mielenz konnte längere Zeit am Training nicht teilnehmen. Hilferufe nach der Polizei gellten durch die Nacht und abwechselnd lagen die Sekretäre und mal der Boger_am_ Boden. In der Berufungsverhandlung vor der Potsdamer Straffammer Mieleng bestreitet, der Angreifer gewesen zu sein, da er wisse, daß behaupteten die Angeklagten, sich nur zur Wehr gesetzt zu haben. es bei seinem Zuschlagen nur halbierte Kinnladen gebe. Als Zeugen in diesem Prozeß waren geladen: 3wei Nachtwächter, ein Fischhändler, ein Malermeister, ein Straßenbahnkontrolleur und die Braut. Als Beweisstück auf dem Richtertisch ein Hose, auf der sich plastisch noch heute die erhaltenen Fußtritte martieren. Im Zuhörerraum Berufs- und Amateurborer. Der Staatsanwalt beantragte Verwerfung der Berufung. Urteil: Appernowski wird freigesprochen, Korrittfi erhielt wegen einfacher Körperver. legung 50 m. Geldstrafe. Um ein Stück Brot.
Jin Städtischen Obdach in der Fröbelstraße fam es gestern heftigen Streit. Plöglich zog einer der Gegner ein dolchartiges abend furz nach 10 lihr zwischen mehreren Obdachinfaffen zu einem Messer hervor und stuch auf den Chinesen Wu- Hsiang- Fu ein, der von mehreren tiefen Stichen in die Herzgegend getroffen blutüberströmt zusammenbrach. Hsiang- Fu wurde durch einen Wagen des Städtischen Rettungsamtes in das naheliegende Krankenhaus am Friedrichshain geschafft, too er bedenklich daniederliegt. Der Chinesen abforderte, entstanden sein. Der Täter wurde von der Streit soll um ein Stüd Brot, das der Widersacher dem Bolizei verhaftet.
Laxin