an Subventionen der Großindustrie zugeführt worden. Wie leicht-| fertig dabei vorgegangen wird, beweist der Fall Krupp, wo erst 20 Millionen verlangt wurden; nachdem diese Subvention ge Scheitert war, teilt der Geschäftsbericht der Firma mit, daß sie auf bie Subvention verzichten fonnte, weil sich die Geldflüssigkeit gebessert habe. Bezeichnend ist jetzt das zur Diskussion stehende Subventionsgesuch der Filmindustrie, hinter dem in der Hauptsache die Ufa steht. Es wird mit dem Verkauf des Unternehmens an Amerikaner gedroht, bezeichnend ist es aber, daß die Bankkreise es ablehnen, den nationalen Interessen ohne Reichs hilfe Rechnung zu tragen. Wie wird die Begründung bei der Subventionierung der Mologa sein, bei der weder eine Förderung des Exports noch eine Mehrbeschäftigung von Arbeitern in Deutschland in Frage kommt, sondern hauptsächlich die Holzver wertung im Innern von Rußland ?
Ueberblicken wir das Gesamtbild der deutschen Wirtschaftspolitit, fo fommen wir zu dem Ergebnis: mur die Arbeiterschaft ist imstande, das Gesamiinteresse der Volkswirtschaft zu wahren, um desmillen wird sie fämpfen
für eine produffive Sozialpolitik durch Berkürzung der Arbeitszeit und Steigerung der Kauftraft, für einen Abbau der Zollmauern, für die Steigerung des Exports und für die Herstellung des europäischen Gleichgewichts, also für eine Steigerung der Maffenwohlfahrt gegen die Selbstfucht der Kapitalsbefizer. Bir fordern den planmäßigen Aufbau einer Wirtschaft, die sich auf der Grundlage der Solidarität aller arbeitenden Menschen aufbaut, und alle, die den Mut zum Schöpferischen haben, werden mit uns gemeinsam um die Erfüllung diefer Forderungen fämpfen!( Leb hafter Beifall bei den Soz.)
Abg. Dr. Reidert( Dnat.) wendet sich gegen die Ueber nahme wirtschaftlicher Betriebe durch die öffent. liche Hand, weil die Betriebe dann unrentabel würden und sie außerdem, von Steuern befreit, eine unfaire Konkurrenz für die schmer belasteten Brivatbetriebe würden. Die Sozialdemokratie habe felbft auf Rationalisierung gedrängt, jetzt dürfe fie sich nicht über die Folgen beflagen. Aber die Rationalisierung habe doch auch gute Folgen. Sie habe endlich einmal wieder eine Rente gefchaffen und Bebel habe ja selbst einmal gesagt: Ohne Profit raucht fein Schornstein!" Auch die Preissenfung im Innern werde fommen. Arbeitszeit dürfe man aber nicht ratio. mieren nach Schema F.
Wenn einzelne Arbeitslose liften, so dürfe man doch auch nicht vergeffen, wie die Löhne der Beschäftigten geffiegen feien. Die RonJunktur sei noch nicht stabil, die Rentabilität der Betriebe noch nicht gesichert. Bon einer merklichen allgemeinen Belebung der deutschen Wirtschaft, wie sie die Reparationsfachverständigen erwarteten, sei noch feine Spur vorhanden. Das Ausland müsse zum mindesten durch seine Handelspolitik die Erfüllung der Dames- Verpflichtungen burch Steigerung unserer Ausfuhr ermöglichen. Bei den deutschpolnischen Verhandlungen müsse man unbedingt freies Niederfaffungsrecht fordern. Die Schwierigkeit der Berhandlungen mit Frankreich sei verständlich, wenn man sehe, welch ein bides Buch Die französische Zollnovelle darstelle. Die Kartellauswüchse würden
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maßlos übertrieben. Ueber sozialisierte Monopole, die tatsächlich beständen, beklage sich dagegen fein Mensch.( Buruf links: Und wie steht es mit dem Stahlmonopol?) Das besteht in Ihrer Phantasie, erwidert der Redner.
Abg. Schlad( 3.) glaubt aus verschiedenen Erscheinungen zu erkennen, daß es mit unserer Wirtschaft vorwärts gehe. Aber der Wiederaufbau sei noch lange nicht gesichert. Wenn wir die Dawes Laft für uns verwenden könnten, würden wir 600 000 Menschen mehr beschäftigen können. Die Erfüllung des Dawes Blans fei überhaupt nur durch Steigerung der Ausfuhr möglich Deshalb müsse der Völkerbund dafür sorgen, daß die Zölle international abgebaut werden. Deutschland folle auf diesem Wege vorangehen.
Aus der Kartelldenkschrift ergebe sich, daß sich doch ganz gewaltige Rapitalmächte in den Konzernen fonzentriert hätten. Soziale Schranken gegenüber den Kartellwesen seien unbedingt notwendig. Die von Dr. Reichert thaupteten Erfolge der Rationalisierung für die breiten Boltsid,.hten vermißt der Redner. Im Gegenteil seien die Preise gestiegen, die Lebenshaltung habe sich verschlechtert.
Daß dieser Zustand untragbar sei, müffe fich doch die Wirtschaft felbst sagen. Für den Aufstieg unserer Wirtschaft fomme es nicht auf die Reserve der Industrie an, sondern auf die Hebung der Kauftraft der großen Masse.
Abg. Albrecht( D. Bp.): Bisher feien noch längst nicht alle Industriezweige von der Rationalisierung erfaßt, uns ftänden noch wei wichtige Phasen bevor, nämlich die technische Erneuerung der zusammengefaßten Betriebe und die Durch organisierung der Unternehmungen. Die Vorwürfe, allein der Arbeiter habe die Lasten der Rationalisierung zu tragen, seien zu mindesten verfrüht, denn die Unternehmungen würden in der nächsten Zeit außerordentlich große Geldmittel verbrauchen müssen. Wenn die Rationalisierung, verübergehend auch die Ar beitslosigkeit verschärfe, so sei sie doch das einzige Mittel, um durch wettbewerbsfähige Preise größere Märkte zu erschließen, die Produktion zu erweitern und auf diese Weise die Einstellung neuer Arbeitsfräfte zu ermöglichen. Die Kartelle feien ein reines Defensivmittel, denn sie brächten Produktion und Absatz miteinander in Einflang und verschafften der Gesamtheit den Borteil stabiler Preise. Dagegen stelle die Konzern- und Trustbildung ein Offensivmittel zur Sentung der Produktionstosten und damit der Preise dar. Die internationalen Wirtschaftspalte seien zu begrüßen und man müsse hoffen, daß die bevorstehende Wiltwirtschaftskonferenz in dieser Hinsicht neue Anfnüpfungspunkte bieten werde Ob die Gesundung der deutschen Wirtschaft anhalte, werde wesentlich davon abhängen, daß die Reparationsgläubiger als nüchterne Geschäftsleute einsehen, daß es sich bei dem Sanierungsversuch des Dawes- Plans nicht allein um Geld und Waren handle, sondern um ein Bolt, das sich bei härtester Arbeit eine neue Zukunft erkämpfen wolle.
Abg. Koenen( Romm.) weist auf die Zusammenballung des Rapitals in Deutschland hin. Die Industrie habe ihre Gewinne zu erhöhen vermocht, während die Reallöhne der Arbeiter zurückgegangen feien.
Abg. Meler- Berfin( Dem.) fritisiert die Außenhandelspolitit des Ministers Curtius, der es bisher nicht gelungen sei, die europäischen Zollmauern abzubauen und im Innern ,, der falten Sozialisierung" entgegenzuwirken. Auch auf dem Gebiete des Kartellrechts sei nichts Durchgreifendes geschehen. Redner begründet eine Interpellation zur Handelspolitik, die nach dem
Der
Zeitpunkt für die Vorlegung des neuen Zolltarifs fragt. Im Interesse der Bauern wird Aufhebung der Futtermittel zölle aus der letzten Novelle gefordert. Einer Durch peitschung des neuen Zolltarifs, wie es im Sommer 1925 geschehen sei, mürden sich die Demokraten mit allen parlamentarischen Mitteln widerfeßen.
Der Redner unterstützt den sozialdemokratischen Antrag auf Aufhebung der Roggenzölle. Die Futtermittelzölle müßten beseitigt werden, da sie zur vorzeitigen Abschlachtung des Biehs und zur Beschränkung der Fleischversorgung führten.
Um 7% Uhr ruft Bizepräsident Graef die noch auf der Redner. liste stehenden Abgeordneten Drewih( Wirtsch. Egg.) und RauchMünchen( Bay. Bp.) auf, die beide nicht in dem fast leeren Sigungsfaale find, und als lezten„ Mohitaner" den Abg. Feder( Bölt.), der auch nicht da ist. Er will schon die Sigung vertagen, da erscheint schnell noch der Abg. Rauch- München im Saal. Der Redner wendet sich gegen die Konzentration des gewerblichen Lebens in Berlin .
Abg. Drewitz( Wirtsch. Bgg.) führt aus, daß die wirtschaftliche Freiheit des einzelnen durch die Bertröftungserscheinungen bedroht
werde.
Um 8% Uhr vertagt das Haus die Weiterberatung auf Dienstag nachmittag 2 Uhr, außerdem Haushalt für Ernährung und Landwirtschaft
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Geschäftsbericht der Dresdner Bank für 1926
Das Jahr 1926 brachte der deutschen Wirtschaft das Ende der Deflationskrise. Um die Mitte des Jahres, etwa mit dem Ausbruch des englischen Bergarbeiterstreiks, aber doch nur teilweise durch ihn bedingt, begann man eine Belebung des Geschäfts zu spüren. Die Kraft zur Ueberwindung der Krisis entsprang in erster Linie der deutschen Wirtschaft selbst, die nun die Früchte der energischen Umstellungsarbeiten der Jahre 1924 und 1925 zu genießen begann. Steigende Umsätze wurden mit geringerem Aufwand an Kapital und Kräften erzielt, ohne daß allerdings die Leistungsfähigkeit der Industrie voll ausgenutzt werden konnte. Infolgedessen mußiten als unerwünschte Begleiterscheinungen des Umstellungsprozesses eine vermehrte Arbeitslosigkeit und ein schwacher innerer Markt in Kauf genommen werden. Das Sinken des Index für die industriellen Rohstoffe und Halbfabrikate von 134,4 im Monat Januar auf 128,7 Ende Dezember vorigen Jahres und für industrielle Fertig waren von 158,0 auf 141,9 deutet den Wiederanschluß der Industrie an die Weltmärkte an.
Da das heutige Deutschland mehr als vor dem Kriege von den Wirtschaften der anderen Völker abhängig geworden ist, so ist es empfindlicher als vordem für besondere Ereignisse weltwirtschaftlichen Charakters, wie die Schwankungen der westeuropäischen Valuten oder die Auswirkungen des englischen Streiks, sowie für die aus der Verflechtung der einzelnen Volkswirtschaften sich ergebenden internationalen Fragen, die auf die Handelspolitik der Völker ihren Einfluß ausüben. So ist das Mißverhältnis zwischen Produktion und Absatz ein internationales Problem und für Deutschland besonders deshalb wichtig, weil es durch den Dawesplan auf den Export hingedrängt wird. Aber die Aufnahmefähigkeit der Märkte hat mit der Vermehrung der Produktionskräfte der Welt nicht Schritt gehalten. Dies geht auch aus der Preisbewegung der industriellen Grundstoffe im Verlaufe des Jahres 1926 gegenüber 1913 hervor, die zum Teil sogar einen absoluten Rückgang ohne Berücksichtigung der seit 1914 eingetretenen ca. 50prozentigen Goldentwertung aufweist. Auch der schnelle internationale Zinsabbau während des Jahres 1926 ist nicht nur auf den wachsenden Ausgleich zwischen dem amerikanischen Geldüberfluß und dem europäischen Geldmangel zurückzuführen, sondern in erheblichem Maße auf die noch immer beschränkten Verwendungsmöglichkeiten von Kapital in den nofleidenden Wirtschaften des Kontinents und die geringe Kaufkraft der durch den Krieg geschwächten Länder.
um
Deutschlands Außenhandel hat demgegenüber, als ganzes genommen, mit einem Passivsaldo von 0,13 Milliarden RM. gegenüber einem Passivsaldo von 3,6 Milliarden RM. im Jahre 1925 eine erfreuliche Besserung aufzuweisen. Wenn diese günstige Entwicklung auch in erster Linie auf einen starken Rückgang der Einfuhr zurückzuführen ist, so ist doch die Tatsache, daß eine Verminderung des Imports um 2500 Millionen RM. bei gleichzeitiger Belebung der Konjunktur möglich war, von grundsätzlicher Bedeutung. Hierbei darf jedoch nicht übersehen werden, daß die Ausfuhr an Fertigfabrikaten zwar 342,2 Millionen RM. auf 6968 Millionen RM. zugenommen hat, ihr prozentualer Anteil am Gesamtexport aber von 75,3 Proz. im Jahre 1925 auf 71 Proz. zurückgegangen ist Die Entwicklung einzelner Exportindustrien, deren Lage auf dem inneren Markt sich zum Teil nicht wesentlich gebessert hat, zeigt, daß eine allzu zuversichtliche Beurteilung der Dinge noch nicht am Platze ist. So ergibt ein Vergleich mit der Vorkriegszeit, daß Deutschland als elektrotechnischer Lieferant auf dem Weltmarkt erheblich verloren hat und daß auch die Maschinen- Industrie ihre Ausfuhr auf ca. 662/ s Proz. des Vorkriegsstandes reduzieren und ihre führende Stellung auf dem Weltmarkt an die Vereinigten Staaten abgeben mußte.
Immerhin besteht die begründete Hoffnung, daß im weiteren Verlauf, insbesondere nach dem Fortfall des Valuta- Dumpings der westlichen Inflationsländer und in dem Maße, in dem die Befriedung Europas zu einer weiteren Konsolidierung der kontinentalen Verhältnisse führt, auch Deutschland von der allgemeinen Erholung im Außenhandel wird Nutzen ziehen können.
Die starke Stütze, die Deutschlands Außenhandel vor dem Kriege in der Kaufkraft des inneren Marktes fand, wird es, solange es den wirtschaftlichen Gesetzen des Dawesplanes unterworfen ist, kaum wieder erlangen können. In dieser Tatsache liegt zum Teil die Erklärung für seine im allgemeinen immer sichtbarer werdende Neigung für kontinentale und internationale wirtschaftliche Zusammenschlüsse, wie wir sie in der Rohstahlgemeinschaft, dem Schienenkartell, dem Kupferkartell und den Abmachungen der Kali- Industrie mit der französischen Kaligruppe im vergangenen Jahr kennengelernt haben. Selbstverständliche Sorge jeder deutschen Regierung muß sein, den inneren Markt soviel wie möglich zu stärken, insbesondere die Kaufkraft der Bevölkerung zu heben, die, nach den steigenden Sparkassenguthaben und Monatserträgnissen der Reichseinkommensteuer und den Umsätzen bei den Konsumvereinen im Jahre 1926 zu urteilen, immerhin gewachsen ist. Aber noch sind viele Hemmnisse zu verzeichnen: Die so notwendige ökonomische Besserstellung unserer Landwirtschaft ist trotz ihres hohen technischen Standes bisher nicht erreicht; die viel zu hohe Besteuerung ebenso wie die Arbeitslosigkeit behindern die Weiterentwicklung; die Zwangsbewirtschaftung der städtischen Grundstücke wird zum Schaden der Wirtschaft noch immer aufrecht erhalten, ohne daß ihr planmäßiger Abbau ernsthaft in Angriff genommen wird, während die öffentliche Hand die Selbständigkeit und die Zahl der freien privaten Unternehmungen auf aller Gebieten einengt.
Das verflossene Jahr hat der Landwirtschaft eine gewisse Erleichterung auf dem Gebiete der Geldversorgung gebracht. Es hat eine beträchtliche Konsolidierung schwebender Schulden stattgefunden. Infolge der Umwandlung persönlicher Schulden in niedriger verzinsliche Realkredite sowie infolge der Geldverbilligung dürfte trotz der Erhöhung der Schuldsumme im Laufe des Jahres die Zinslast der Landwirtschaft nicht gestiegen sein. Sie wird auch, wenn man die auf rund 3 Milliarden zu schätzenden Aufwertungshypotheken berücksichtigt und den Zinsendienst für die Rentenbankbelastung hinzurechnet, immer noch um schätzungsweise 100 Millionen hinter den im Jahre 1913 zu leistenden Zinsausgaben von ca. 700 Millionen( auf das jetzige Reichsgebiet berechnet) zurückbleiben. Eine Abdeckung der kurzfristigen Verbindlichkeiten aus den Einnahmen der Ernie ist allerdings auch im vorigen Jahre nicht möglich gewesen, da das Ernteergebnis für fast alle Feldfrüchte wesentlich hinter dem des Jahres 1925 zurückgeblieben ist. Wenn der mengenmäßige Ausfall auch durch die feste Preisgestaltung etwas ausgeglichen wurde, so ist doch mit einer raschen Behebung der Agrarkrisis nicht zu rechnen, solange nicht die Belastung durch Steuern und Abgaben, die auf etwa das 3-4fache des Friedensstandes zu schätzen ist, auf ein tragbares Maß zurückgeführt wird, und durch Bereitstellung niedrig verzinslicher Betriebskapitalien den Landwirten die Möglichkeit gegeben ist, die Leistungsfähigkeit ihrer Betriebe zu steigern und sie rentabel zu gestalten. Jedenfalls ist die unter Führung der Reichsbank begonnene Konvertierung der landschaftlichen Pfandbriefe in niedriger verzinsliche sehr zu begrüßen.
Auf dem Gebiet der Finanzpolitik hat das abgelaufene Jahr einige Fortschritte gebracht, die jedoch bei weitem nicht ausreichen, unserer Wirtschaft
eine wirkliche Erleichterung zu schaffen. Die hohen Einkommensteuern wirken hemmend auf die Kapitalbildung ein, wobei gerade die kleineren selbständigen gewerblichen Betriebe am meisten getroffen werden. Sowohl die Steuerpolitik wie die Lohntarifpolitik der Regierung zwingen zur Konzentration und zur Bildung größerer Unternehmungen und verstärken so die an und für sich vorhandene Tendenz zum Großbetrieb. Der Steuerausgleich zwischen Reich und Gemeinden ist im Jahre 1926 nicht erfolgt. Einstweilen haben die Gemeinden mit ihren übertriebenen Gewerbesteuern viel dazu beigetragen, die Wirkungen der kleinen Steuerermäßigungen des Reiches abzuschwächen. Für eine gesunde Weiterentwicklung ist es unerläßlich, einen Ausgleich herheizuführen, der die ungeheure Belastung der Wirtschaft seitens des Reiches, der Länder und der Gemeinden nicht nur nicht verstärkt, sondern herabmindert. Solche Entlastung ist nur möglich, wenn ernsthaft darangegangen wird, die Ausgaben zu verringern und eine sparsame Verwendung der öffentlichen Mittel in Reich, Ländern und Gemeinden durchzusetzen. Dem Rationalisierungsprozeß der privaten Betriebe ist eine entsprechende Politik in den öffentlichen Haushalten nur in bescheidenstem Maße gefolgt.
Im Reichsetat spielen von Jahr zu Jahr die Ausgaben für die Erwerbslosen fürsorge eine bedeutendere Rolle. Die derzeitige Art der Erwerbslosenfürsorge ist schon deshalb auf die Dauer nicht zu ertragen, weil sie die Versuchung für einzelne fördert, sich als arbeitslos zu melden oder nur kürzere Zeit zu arbeiten, um dann wieder Arbeitslosen unterstützung zu erhalten. Die mit Recht begonnene Fürsorge für die durch Arbeitslosigkeit erzeugte Not hat mit der Zeit zu einer gefährlichen Wechselwirkung zwischen Arbeit und Arbeitslosigkeit geführt, die aus finanziellen und sozialen Gründen nicht länger bestehen sollte. Jedenfalls ist zu wünschen, daß eine neue Regelung der Arbeitslosenunterstützung den Anreiz, nicht zu arbeiten, nach Möglichkeit unterdrückt, weil nur bei einem allgemeinen Willen zur Arbeit die produktiven Kräfte des Landes gehoben und auch die Konsumkräfte gestärkt werden. Hemmend auf den Willen zur Arbeit wird auch eine schematische Regelung der Arbeitszeit durch rücksichtslose Erzwingung des Achtstundenarbeitstages ein wirken. Die Arbeitslosigkeit wird durch solche Regelung eher gesteigert werden, weil einerseits die Unternehmungslust Schaden leidet und andererseits die Wirtschaft gezwungen werden wird, durch Verbesserung der Arbeitsmethoden und neue Konzentration den Ausfall an Arbeit wieder einzubringen, ohne die Kosten über das Maß der eigenen Wettbewerbsfähigkeit steigen zu lassen. Ebenso wie der Verkehr den Verkehr erzeugt, bringt Arbeit neue Arbeitsmöglichkeiten hervor.
Wir können die Befürchtung nicht unterdrücken, daß die kurze Zeit des Aufschwungs seit der Mitte des Jahres 1926, die noch keine allgemeine und durchgreifende Besserung brachte, nicht nur durch eine übereifrige sozialpolitische Gesetzgebung, sondern auch durch übermäßige Lohnforderungen, die sich überall andeuten, ein baldiges Ende finden kann. Die bereits vorhandenen Lasten der Unternehmen sind so groß, daß die Möglichkeiten. Lohnforderungen nachzukommen, viel beschränkter sind als in einer von Reparationsleistungen freien Wirtschaft.
Schon diese flüchtige Betrachtung der Lage Deutschlands zeigt, daß wir den Kampf um unsere Existenz noch nicht ganz gewonnen haben, aber wir können das Jahr 1926 buchen als eine Zeitspanne, in der die Bemühungen, unser Gleichgewicht wieder zu erringen und unsere internationale Stellung zu festigen. Erfolge zeitigten. Wir gewannen vor allem wieder mehr Vertrauen in der Welt, ohne das alle Arbeit umsonst gewesen wäre. Das hat sich besonders in dem Wiederaufbau des inländischen Kapitalmarktes gezeigt, der mit einer weitgehenden Konsolidierung unserer ausländischen Schulden verbunden war.
Zu der Zweckmäßigkeit einer Aufnahme von Auslandskrediten ist in der Oeffentlichkeit wiederholt kritisch Stellung genommen worden. Wir halten einen weiteren Zufluß von Auslandsgeldern für notwendig und wünschenswert, insofern eine produktive Verwendung des einströmenden Kapitals sichergestellt wird, was im vergangenen Jahr nicht immer der Fall war. Die zeitweise beobachtete Ueberflutung des kurzfristigen Geldmarktes rührte von solchen nicht unmittelbar zur Verwendung kommenden Kapitalien her. Es ist nicht unwichtig, in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, daß von der gesamten langfristigen Auslandsverschuldung in Höhe von ca. 4 Milliarden RM. 24,1 Proz. auf die Dawes- Anleihe, 30,6 Proz. auf Anleihen der öffentlichen Hand und nur 45,5 Proz. auf die Inanspruchnahme durch private Unternehmungen entfallen.
Die monatliche durchschnittliche Zunahme der Guthaben auf Spar- und Girokonten bei den deutschen Sparkassen betrug im Jahre 1926 145 Millionen gegen 119 Millionen im Jahre 1925, der Einlagenbestand am Jahresende 4,180 Milliarden gegen 2,505 Milliarden. Die Einlagen in provisionsfreier Rechnung bei 6 Berliner Großbanken waren im Oktober 1926 auf 2728,5 Millionen gegen 2126,6 Millionen gestiegen. Die Beteiligung des Inlands an der inländischen Wertpapierausgabe im Jahre 1926 betrug 4275 Millionen gegen 1485 Millionen im Jahre 1925. Wenn hiernach auch die Festigung des inneren Kapitalmarktes im vergangenen Jahr zweifellos erhebliche Fortschritte gemacht hat, so ist doch die während dieser Zeit erfolgte Diskontherabsetzung von 9 auf 6 Proz. sowie die entsprechende Zinsabsenkung nicht nur durch den tatsächlichen Kapitalvorrat Deutschlands begründet gewesen, sondern auch bestimmt worden durch den Wunsch, die Wirtschaft durch Verminderung der Kapitalbeschaffungskosten zu fördern. Erst wenn der Ausgleich zwischen dem Geld- und Kapitalmarkt erfolgt ist, wird man von normalen Geldverhältnissen reden können. Die mangelnde Verknüpfung zwischen den beiden Märkten hat im vergangenen Jahr dazu geführt, daß zeitweilig kurzfristige Gelder mangels sonstiger nutzbringender Verwendung in langfristigen Emissionen angelegt wurden, und andererseits der langfristige Kapitalbedarf durch kurzfristige Geldaufnahmen befriedigt werden mußte, eine Politik, die nicht ohne Bedenken ist. Die beste Verbindung zwischen Geld- und Kapitalmarkt ist ein ausgedehnter, nur durch genügende Bildung von privatem Kapital ermöglichter Privatdiskontmarkt, der die kurzfristigen Mittel einer produktiven Verwendung durch die Wirtschaft zuführt.
Die geschilderten Verhältnisse in der Wirtschaft und auf dem Geld- und Kapitalmarkt spiegeln sich am deutlichsten in der Entwicklung der Börse wieder. Der Gesamtindex der an der Berliner Börse gehandelten Aktien stieg unter Zugrundelegung der Kurse vom 31. Dezember 1925 gleich 100 Proz. von 134,51 Proz. am 15. Mai auf 217,12 Proz. am 31. Dezember 1926.
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Als im Frühjahr Anzeichen dafür vorlagen, daß die Krise ihren Höhepunkt erreicht hatte, begann man an der Börse den unterbewerteten Aktien wieder Interesse zuzuwenden. So vollzog sich eine Bewegung, die auf den ersten Blick widerspruchsvoll erschien. Während die Lage von Industrie und Landwirtschaft noch völlig unbefriedigend war, fingen die Aktien an, langsam aber stetig zu steigen. Wenn auch im Verlauf des Jahres die Aufwärtsbewegung der Kurse einen besonderen Antrich von der Geldseite bekam, so trat trotz
gewisser Uebertreibungen, bei denen die Kurshöhe außer Verhältnis zur möglichen Rente stand, als gesunder Leitgedanke der ganzen Bewegung das Vertrauen auf eine Besserung infolge des fortschreitenden Umstellungs- und Anpassungsprozesses der Wirtschaft hervor.
Die Banken waren in der Lage, den gesteigerten Anforderungen der Wirtschaft und der Börse gerecht zu werden. Mehr als die Hälfte der ihnen zugeflossenen neuen Mittel wurde zur Erhöhung des Kontokorrent- Kredits benutzt. Die Börsenkonjunktur führte zu einer Zunahme der Lombards und Reports bei den inländischen Banken, aber auch ausländisches Geld kam der Börsenbewegung zugute. Der Entwicklung des Geld- und Kapitalmarktes folgend haben die Banken auch ihrerseits durch eine starke Herabsetzung der Konditionen die Belebung der Wirtschaft gefördert. Im Verlauf des Jahres 1926 sind die Kosten für Kredite in laufender Rechnung um rund 4 Proz. zurückgegangen. Eine entsprechende Senkung der Unkosten ist nicht eingetreten, weil auch im Jahre 1926 Erhöhungen des unter Mitwirkung des Arbeitsministeriums für die Angestellten festgesetzten Gehaltstarifs eintraten und das flotte Börsengeschäft die Einstellung von Hilfskräften, soweit dies technisch möglich war, notwendig machte. Die hauptsächlichsten Faktoren, die gegenüber der Vorkriegszeit die Arbeit in den Banken verteuern, nämlich die viel kleineren Abschnitte der Aktien, Wechsel und Schecks und die mit der Kapitalarmut zusammenhängende geringere Höhe des Einzelumsatzes, haben sich kaum verändert; auch haben die den Banken zugewiesenen öffentlichen Aufgaben im Jahre 1926 noch viel Zeit und Kosten erfordert.
Wir hoffen trotzdem, durch Verbesserung unseres Betriebes die Unkosten noch weiter herabdrücken zu können. Die Zahl der kaufmännischen und gewerblichen Angestellten einschließlich der Lehrlinge hat nur von 9484 auf 8622 gesenkt werden können, übersteigt also noch immer erheblich den entsprechenden Stand der Vorkriegszeit.
Die Zahl der im Jahre 1926 bei der Bank geführten Konten betrug 259 777 gegen 259 164 im Jahre 1925, der Umsatz auf einer Seite des Hauptbuches RM. 141 599 077 266. gegen RM. 118 576 155 194.-.
Der wachsende Umfang der Geschäfte unseres Instituts veranlaßte uns, einer auf den 7. September 1926 einberufenen außerordentlichen Generalversammlung die Erhöhung des Grundkapitals auf RM. 100 000 000.- vorzuschlagen. Von den neuen RM. 22 000 000.- Aktien sind RM. 19 500 000.den Aktionären zum Kurse von 120 Proz. zum Bezuge angeboten, die restlichen RM. 2 500 000.- freihändig begeben worden. Das aus der Kapitalserhöhung erzielte Aufgeld ist nach Abzug der entstandenen Kosten mit RM. 3 800 000.dem ordentlichen Reservefonds zugeflossen, welcher sich hierdurch und durch die von uns beantragte Zuwendung von RM. 1 600 000.- aus dem Reingewinn pro 1926 auf insgesamt RM. 30 400 000.- erhöht.
Von den uns nahestehenden Gesellschaften hatte die Deutsch - Sudamerikanische Bank unter einer vorübergehenden Konzessionsentziehung in Brasilien zu leiden, über die seinerzeit die Oeffentlichkeit seitens der Bank in eingehender Weise unterrichtet wurde. Nach erfolgter Aufklärung und Entlassung der schuldigen Beamten wurde die Konzession seitens der brasilianischen Regierung noch im alten Jahre wieder erteilt. Immerhin hat die mehrmonatige Unterbrechung der Tätigkeit in Brasilien das Ergebnis des Jahres erheblich beeinträchtigt, so daß die Bank für 1926 eine Dividende nicht verteilen wird.
Die Deutsche Orientbank konnte im verflossenen Jahre ihre Stellung im türkischen Wirtschaftsleben weiterhin ausbauen und befestigen. Durch Errichtung von Zweigniederlassungen in Alexandrien und Cairo gelang es ihr, auch in Aegypten wieder festen Fuß zu fassen. Die dortigen Filialen haben trotz der kurzen Zeit ihres Bestehens bereits eine erfreuliche Entwicklung genommen. Die Bank wird voraussichtlich die gleiche Dividende wie im vergangenen Jahre( 5 Proz.) ausschütten.
Unsere Amsterdamer Kommandite, die Bankfirma Proehl& Gut. mann, hat sich weiter günstig, entwickelt und durfte auch pro 1926 ein befriedigendes Erträgnis erzielt haben. Auf Grund einer Vereinbarung mit der Niederländischen Bank ist die Firma jetzt auch in der Lage, Akzept zu leisten, und auf diese Weise in den Stand gesetzt, in noch größerem Maße als bisher sowohl die deutsche Einfuhr wie auch die Einfuhr nach anderen Ländern durch Rembourskredite zu finanzieren. Die billigen Geldsätze in Holland boten hierzu reichlich Gelegenheit.
Die Zunahme des Kontos der dauernden Beteiligungen erklärt sich im wesentlichen aus dem Erwerb von Aktien der Internationalen Bank in Luxem burg und von neuen Aktien bzw. Anteilen der Oldenburgischen Landesbank , der Deutschen Orientbank und der Hardy& Co. G. m b. H.
Die in der Gewinn- und Verlust- Rechnung angegebene Einnahme aus dauernden Beteiligungen stellt die Erträgnisse des Jahres 1925 dar. Diejenigen des Jahres 1926 werden in der nächstjährigen Bilanz verrechnet werden. Unter vorsichtiger Bewertung aller Aktiven ergibt sich lant Gewinn- und Verlust- Rechnung ein Ueberschuß von. RM. 70 958 630,81
und nach Absetzung der Handlungsunkosten mit
Steuern mit
RM. 54 522 934,22 RM. 4524 588,59
verbleibt ein Reingewinn von dessen Verteilung wir wie folgt vorschlagen: Zuweisung zur gesetzlichen Rücklage Zuweisung zum Pensionsfonds
4 Proz. Dividende auf RM. 78 000 000,- 2 Proz. Dividende auf RM. 22 000 000,-
Tantieme an den Aufsichtsrat
6 Proz. Superdivid, auf RM. 78 000 000,- 3 Proz. Superdivid, auf RM. 22 000 000,- Vortrag Dresden
, im März 1927.
Walther Frisch.
RM. RM.
1 600 000,-
350 000,
RM. RM.
3 120 000,-
440 000,-
RM.
432 073,-
RM.
4680 000,-
RM. RM.
660 000,-
628 135,-
Wilhelm Kleemann.
Georg Mosler. Paul Schmidt- Branden.
RM. 59 047 522,81 RM. 11 911 108,-
RM
5510 000,- RM. 6 401 108,-
RM. 6 401 108,-
Carl Hrdina.
Henry Nathan.