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andere Südländer, die spuden; aber fie tun es nicht mit der gleichen| 40 000 gefchäßt; in manchen Städten wie in Granada   haben sie Abscheulichkeit, elefantenhaft laut und wie vor dem Ausbruch einer Seefrankheit. Um 7 Uhr abends ist die Stunde der mechanischen Klaviere gekommen. Um 10 Uhr fräht zum ersten Male der Hahn, was er bis Mitternacht ununterbrochen fortsett. Offenbar hat er die Gewohnheiten seiner andalusischen Landsleute angenommen, die erst um diese Zeit ihren Tageslauf beginnen.

Der Schleier Arabiens  .

" Drei kostbare Vermächtnisse haben uns die Araber hinterlassen," sagt ein spanischer Dichter, die schwarzäugigen Schönen, die Palmen und die klassische Mantilla, den andalusischen Schleier." Einst dazu bestimmt, als Frauenmantel das Geficht nach den Geboten des Islams bis an die Augen zu verhüllen, ist er im Wandel der Zeiten zu einem reinen Schmuckstück geworden. Aber nicht nur in der Mantilla zeigt sich das starke Nachwirken arabischer Einflüsse im Lande. Das ganze Leben der Frau, die fast nie mit dem Manne gemeinsam ausgeht, mit ihrem geringen Bildungsgrade ausschließlich auf die Häuslichkeit beschränkt, erinnert noch heute an das Ge­fangenenleben des Harems. Die Fenster der Häuser sind wie in den gaurischen Städten mit Gittern versehen, die großen eisernen, nach innen offenen Käfigen gleichen. Die Räume liegen um einen großen sonnengesatzten Hof, so daß sich das ganze Leben des Hauses nach innen richtet. In die Höfe( Patios) fann man von der Straße aus durch das Eingangsgitter hineinsehen. Der Fußboden der Vor­nehmen ist mit Marmor getäfelt, die Wände sind mit Kacheln belegt. Zwischen Palmen und der bunten Stickerei der Blumen steht die meiße Säule eines Springbrunnens wie ein schmaler filberner Faden. An Arabien   erinnern auch die engen Gassen dieser Städte, die flachen Dächer der Häuser, arabisch sind die Bewässerungskanäle des Landes, seine Lieder, Tänze, Sitten und Gebräuche, die Mosaik­arbeit seiner Schmuckstücke, seine Schimpfworte und Gebärden, sowie die Zubereitung seiner Speisen in vielen fleinen Gerichten. Selbst die Pflanzenwelt Andalusiens   ist arabisch- afrikanisch. Berberfeigen, Reis, Maulbeerbäume führten die Mauren   ein und in Elche besitzt diese Provinz einen Palmenwald, wie man sie in gleicher Aus­dehnung nur an den Ufern des Tigris findet. Am stärksten spricht die Bedeutung der arabischen Kultur naturgemäß aus den Baudenk­mälern jener Zeit, dem vielhundertstämmigen Säulenwalde der Kathedrale von Cordoba  , oder aus der Giralda  , dem einstigen Gebet­turme Sevillas  . Ueber allen Menschen und Dingen des Landes liegt jene geheimnisvolle Mantilla ausgebreitet, der Schleier Arabiens, durch den das christlich- europäische Spanien   seltsam ver­wandelt und mit verführerischem Lächeln hindurchblickt.

Müßiggänger und Zigeuner.

Womit beschäftigt sich der Andalusier? Reisende behaupten bos­haft, daß es nur zwei Berufsstände in Andalusien   gibt: Leute, die Schuhe puzen und solche, die sie sich puzen lassen. Aber zum mindesten die Tätigkeit des Losverkäufers, des Fremdenführers, der Bettler und Zigeuner erfreuen sich nicht geringerer Beliebtheit. Gibt es etwas Angenehmeres, als zwischen den Tischen der Kaffeehäuser hinschlendernd Lotterielose zu verkaufen, die überall guten Absatz finden, weil jeder bessere Bürger in Andalusien   es für unter seiner Würde hält, auf andere Art Geld zu verdienen als ohne Arbeit? Fragt man ein junges Mädchen nach seiner Tätigkeit, so erhält man in der Regel die Antwort: Ich gehe spazieren." Besonders auf den Bahnhöfen der kleinen Städte versammeln sich zu einer täglichen Promenade weibliche und männliche Jugend, Verkäufer und Nichts­tuer belagern neugierig eine Viertelstunde den durchfahrenden Zug, bis nach dem umständlichen Läuten der Glocke der kleine Bahnhof inmitten der weiten Ebene wieder in Schweigen versinkt.

Die Gitanos  ", die Zigeuner, sind im Wahrsagen, Betteln, Stehlen vollendete Meister. Ihre Zahl in Spanien   wird auf über

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ihre eigenen Stadtviertel. Gleich Kaninchenlöchern ziehen sich ihre Höhlenwohnungen, die in den weichen Felsen gegraben sind, die Hänge des Monte Sacro" hinauf. Von Kaktusheden überwuchert, gleicht der Berg von weitem eher einem verwilderten Hügel als einer bewohnten Stadt. Die Wände im Innern der Höhlen sind sauber und weiß getüncht und der Neuzeit entsprechend elektrisch beleuchtet. Blankgepußte fupferne Pfannen hängen an der Wölbung, unter der eine angenehme Kühle herrscht. Jetzt tritt aus dem grellen Sonnenlicht, die Kastagnetten schlagend, eine junge Bigeuner herein. Langsam beginnt sie mit erhobenen Armen die Sevillana zu tanzen, die geschmeidigen Glieder dehnend wie eine Kaze. Ihre Blicke fallen wie gezückte Dolche über uns her. Das rote Büschel Mohnblumen in ihrem Haar tanzt über ihrem Haupte wie eine fleine züngelnde Flamme.

Die Liebe Gottes.

Hörst du die Seele des mechanischen Klaviers donnern? Hörst du das Tamburin, die Gitarre? Es ist 10 Uhr abends, die Stunde des höchsten Lebens in Sevilla  . In der Verlängerung der Sterpes", der belebtesten Promenade, die wie die Gassen Benedigs für Wagen­verkehr verboten ist, durchschneidet die Calle Amor de Dios" die Stadt, die Straße der Liebe Gottes". Aber es ist eine sehr welt­liche Liebe, denn an ihr liegen die meisten Singspiel- Cafés( café cantante), Tanzbühnen und öffentliche Ballsäle, weltlich, wie Gott  nur in Spanien   sein kann, wo bei aller geistigen Unduldsamkeit der Kirche Mastenscherze und Stierkämpfe die religiösen Feiertage erfüllen, Priester im Ornat auf den Redaktionsstühlen der Zeitungen figen und in Männergesellschaft beim Wein heitere Gassenlieder fingen. D Jüngling," sagt ein Spruch, was bist du für ein Tänzer, tanzend gehst du zur Hölle." In bunten fügen glänzt das rote Licht auf dem Pflaster. Für den Preis eines Glajes Kaffee kannst du drei Stunden lang den Fandango oder die Sevillana ge= nießen. Weder bei den meisterhaft geschulten Tänzerinnen in den Theatern Madrids   noch bei den 3ige ern von Granada   habe ich das gleiche Feuer, die gleiche Ursprünglichkeit gefunden wie hier. Mit seinen aufregenden Verdrehungen, die alle Elemente des arabischen Bauchtanzes enthalten, verrät der Tanz aus jeder Be­wegung seinen orientalischen Ursprung. Es gibt feinen Tanz der Erde, der ihm an erotischem Reiz gleichkommt. Anda hija! Viva la gracia! Viva tu mare!" ertönen die Schreie. Die Bühne ist von 3igarettendampf umwogt. Hände flatschen inein­ander. Stöcke rammen sich in den Boden im Taft des Zigeuner rhythmus. Eine junge Tänzerin um Faltenrock tritt nach vorn. Die Hände, die sich über ihr wie erschrockene Schlangen bewegen, scheinen irgend etwas aus der Luft zu greifen. Bitternd hebt und fenkt sie sich wie der Wasserfall einer Fontäne; man fühlt, sie würde zu Boden stürzen, schwiege plötzlich die Musit. Eine kleine dämo­nische Gestalt folgt ihr, gleich einer Panterkaze aus dem Winkel schnellend. Einen Augenblick fauert die zwerghaft auf der Erde, nur mit den Schultern zuckend, springt von neuem in die Höhe, die Haare fallen ihr in die Stirn, die Blumen vom Kopfe, mit wildem Schrei stürzt sie auf die Erde, sich mit der Hand bald an die Stirn, bald auf den Boden schlagend, daß der Staub wirbelt. Ihre Schultern entblößen sich, ihre Hände zucken von Fieber geschüttelt, als wollte sie sich wie rasend den Kopf, alle Kleider vom Leibe reißen, in dem Ausbruch eines plötzlichen und vollkommenen Wahn­finns und bricht erschöpft unter dem Schweigen der Musik zusammen. Junge Männer trommeln auf ihre Strohhüte wie mit Kaftagnetten den Text weiter. Zurufe, Schrete, Müßenwerfen. Keuchend erhebt sich die Tänzerin und mit blizenden Augen, den Hut eines ihrer Verehrer schief auf dem Kopf, beginnt sie den Tanz ihrer zügellofen Etstafe von neuem.

Rekordleistungen von Pflanzen.

In den Tropen gibt es Pflanzen, die an Größe und Schnelligkeit des Wuchses alle Vorstellungen übertreffen, die wir uns von den Leistungen einer Pflanze machen. Solche Refordleistungen stellt B. Voigtländer in der Leipziger Illustrierten Zeitung" zusammen. Das bekannteste Beispiel ist die größte Wasserrose der Welt, die Victoria regia  . Ihr Samenforn ist nicht größer als das der Erbse, und ihre ersten Blättchen lassen nicht ahnen, daß die voll ausgewachsenen Blätter im Laufe von einer Woche einen Durchmesser von 2-2,5 Meter erreichen. Eine Pflanze, die ungefähr Mitte Juni das erste vollgroße Blatt zeigt und dann bis Ende Oktober wöchentlich regelmäßig ein Blatt erzeugt, bringt 25 Blätter mit über 100 Quadrat meter Fläche hervor, entfaltet also eine Kraft des Wuchses, die von feiner anderen Pflanze auch nur annähernd erreicht wird. Ein einzelnes Blatt tann eine Laft bis zu zwei Zentnern tragen. Auch die Hervorbringung der regelmäßig alle drei bis vier Tage erscheinen­den Blüten von Kindstopfgröße erfordert eine gewaltige Kraft­anstrengung. Während bei unseren Pflanzen das Flächenwachstum aufhört, sobald Frucht oder Same gebildet wird, bringt die Victoria regia   trotz der Samenbildung noch unaufhörlich Blätter und Blüten hervor. Als die größte Blume der Welt kann man die Schlingpflanze Aristolochia gigas bezeichnen, von der es etwa 200 verschiedene Arten gibt. Dieses bizarre Gewächs schlingt sich binnen einiger Wochen 30 bis 40 Meter hoch um die Urwaldriesen. Bei uns, wo eine solche Pflanze im Gewächshaus gleichsam im Ge­fängnis" fist, ist ihr Wachstum natürlich beschränkter, aber duch hier bedeckt sie binnen furzer Zeit einen Platz von 10 Quadratmeter. Außer dieser Rekordleistung im Wachstum weist Aristolochia riefen hafte Blumen auf, die so schnell wieder vergehen, wie sie entstehen; sie sind nur ein bis zwei Tage vollerblüht, und die pelikanschnabel­förmige Form der Knospen verwandelt sich dann in ein riefenhaftes Elefantenohr, weshalb die Engländer die Blume ,, Elephant's ear" nennen. Andere riesenhafte Schnellwachser der Tropen sind die Bombusongräser, die binnen fünf bis sechs Wochen 15 bis 20 Meter lange armstarke Triebe erzeugen. Auch der neuseeländische Flachs zeigt ein erstaunliches Wachstum, besonders wenn man berücksichtigt, daß seine Blätter so außerordentlich fest sind, daß sie zu Schiffs­tauen verwendet werden.

Eine Universität für Papageien. In der amerikanischen   Stadt Brownsville   im Staate Texas   besteht seit einiger Zeit eine Papa­geien- Univerſität, die in großer Blüte ist. Die jungen Papageien tommen nach ihrer Ankunft zunächst in den sogenannten Kinder­garten; von dort aus werden sie, je nach den Talenten, die sie ent­wickeln, in die höheren Klassen versetzt. Neben einem allgemeinen Unterricht in den gebräuchlichsten Redewendungen eines wohlerzo­genen Papageien erhalten einzelne von ihnen auch Sonderlektionen in fremden Sprachen, wobei die Bedürfnisse des Publikums aus den einlaufenden Bestellungen sorgfältig berücksichtigt werden. Am stärksten ist die Nachfrage, abgesehen von den Bereinigten Staaten felbft, aus Südamerika  , wo Papageien mit guten spanischen   Kennt­nissen gewünscht werden.

Hundertjahrfeier der Ziehharmonifa. Das französische   Städtchen Brive- la- Gaillarde   feiert in diesen Tagen das Jubiläum der Zieh­harmonika, die bei der Bevölkerung dieser Gegend das beliebteste Instrument ist. Ein Guitarrenfabrikant namens Damian soll vor 100 Jahren die Ziehharmonika erfunden haben, und man will nun einen großen Wettstreit zwischen den Ziehharmonikaspielern Frank reichs zu Ehren dieses Gedenktages veranstalten.

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