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Noch einmal Landsberg . Wiederaufrollung im Wilms- Prozeß.

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Im Wilms Prozeß wurde heute der Führer des Arbeits­tommandos Küstrin, Leutnant a. D. Anüppel, vernommen, einer der Zeugen im Landsberger Prozeß. Er leugnet, Schulz gemaßregelt worden zu sein, weil er die Tötung des Feld­webels Gaedece durch Klapproth verhindert habe, und bezeichnet tie diesbezügliche Aussage von Stein als Lüge. Knüppel schilderte dann die schon in den Landsberger Prozessen vielfach erörterten Vorgänge, das Berhör des Leutnants Janke in Küstrin in Gegenwart von Schulz. Jante habe seine Schuld an der Muni tionsschiebung rüdhalilos eingestanden. Erregt darüber, daß ein Lifizier sich so weit vergessen tönnte, habe man dann Janke für verhaftet erklärt und die Offiziersuniform ausziehen lassen. Auf tem Wege zur Arreftzelle bedrohten den Arrestanten die Leute des Arbeitskommandos mit schwersten tätlichen Angriffen, so daß ein Offizier mit gezogenem Degen Janke schützen mußte.

Darauf wurde der frühere Leutnant Jante vernommen. Vorf.: War der Angeklagte Schulz bei Ihrer Festnahme dabei, hat er Anordnungen getroffen? Zeuge Jante: Oberleutnant Schulz ließ mir die Achselstücke abreißen. In dem Augen blid stürzten I approth und Büsching herein und wollten auf mich losgehen. Schulz hat das aber verhindert, und Ober­leutnant Störtte hatte auch später verhindert, daß die Mannschaften auf mich losstürzten.

Der ehemalige Leutnant Sann, der in Landsberg frei. gesprochen worden ist, schilderte seine befannte Unterredung mit Schulz in einem Küstriner Café, bei der ihm Schulz allgemeine Dienstanweisungen gab. Hann hatte früher sehr ins einzelne ge­hende Angaben darüber gemacht,

daß Schulz im Verlauf des Gesprächs geäußert habe, Berräter müßten verhauen und Gaedece speziell beseitigt werden. Heute behauptet Hayn, Schulz falsch verstanden und seiner­zeit als Angeklagter vor dem Untersuchungsrichter nicht in allen Dingen die Wahrheit gefagt zu haben. Zeuge bleibt bei seiner Behauptung, obwohl ihm vorgehalten wird, daß er die ure fprünglichen Befundungen auch in späteren Bernehmungen aufrecht erhalten habe. Er leugnet, in der Zwischenzeit beeinflußt worden zu sein. Schulz äußert zu der Angelegenheit: Ich habe damals in Rüstrin zufällig von der Munitionsschiebung gehört und auch Hann nur zufällig in Spandau getroffen. Gerade auf meine Bar anlassung ist die Sache dem Ordentlichen Gericht übergeben worden. Alapproth erklärt: Ich habe niemals einen Befehl be= kommen, um in Tschernow Gaedice zu erschlagen. Ich habe ihn damals in Tschernow zufällig getroffen und da hat mich die Wut gepact, weil er die von mir gesammelte Munition verschoben hat und da habe ich ihn geschnappt und hingefunkt.

Gegenüberstellung Benn- Stein.

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Nachdem dann die Verteidigung auf die Vernehmung der preußischen Minister Am Zehnhoff und Stegerwald verzichtete, tam es noch einmal zu einer sehr interessanten Gegenüberstellung zwischen Benn und Stein. Benn bestritt eine Reihe von Behauptungen, die Stein gestern aufgestelt hatte, und berichtete auch, das Schulz die Entlassung des Enskat wegen militärischer Unbrauchbarkeit ausdrücklich gebilligt habe. Stein: Ich halte alle meine Befundungen aufrecht. Ich möchte auch noch folgendes fagen: 3m Gefängnis in Gollnow beim Spaziergang habe ich es fo eingerichtet, daß ich hinter Benn gehen konnte und habe ihn gefragt, was er von Schmidt- Halbschuh halte, der in der Rechts­preffe so madig gemacht worden sei. Da fagte Benn, Schmidt habe wohl die Wahrheit gejagt." Benn: Es ist möglich, daß wir über Schmidt- Halbschuh gesprochen haben, das weiß ich nicht mehr jo genau. Stein hat mehrfach versucht, in der Haft an mich heran zukommen. Einmal hat er mir gesagt, ich müßte alle Vorgesetzten angeben, möglichst bis zum General, so würde ich nicht freikommen. Ein anderes Mal rief er mir beim Spaziergang über den Hof zu: Mensch jag doch, Schulz war es, und als ich darauf nicht einging, drohte er mit der Faust: Dann schadet es dir gar nischt, daß du lebenslänglich Zuchthaus bekommen hast. Später leh er mir durch einen Gefangenen sagen, ich hätte es gar nicht nötig, im Gefängnis zu sein, ich brauchte ja alles nur abzuwälzen. Ein anderes Mal erklärte er mir: Blut muß fließen, bis zu den Knien will ich in Blut waten, wenn mal ein Umsturz nach lints tommt. Der erste ist Schulz, der nächste Justizrat Hahn und dann die ganzen Deutschnationalen.

Stein: Ich habe nicht versucht, mich an ihn heranzumachen. Nur einmal tam ich hinter ihn, da habe ich ihm gesagt, er jolle doch eingestehen, daß Schulz ihm den Befehl gegeben habe. In der Kirche hat einmal Benn hinter mir gesessen. Da hat er mir augeflüstert:

Stein, Kopf hoch, fein Verrat, alles politisch." nnn: Ich habe ihm nur ein Zeichen gegeben, er solle nicht lapp machen. Stein: 1925, als ich in Wittenberg Polizei­beamter war, da ließ mich Benn, der auf der Durchreise war, zum Bahnhof rufen und sagte mir: Stein, wenn hier etwas herauskommt, daß Sie feinen belasten." Benn: Das war, als ich zum Frontsoldatentag nach Magdeburg fuhr. Ich habe Stein nur Borhaltungen gemacht, daß er die Vorgänge im Fall Bannier nicht richtig erzählt habe.

Dann wurde Stein und knüppel gegenübergestellt. Stein: Knüppel hieß bei uns Knüppel- Kunze. Er erzählte uns in Döberih, in Rüstrin sei eine Schweinerei vorgekommen. Schulz habe ihn entlassen wollen wegen des Falles Gaedice, daß es aber schließlich bei seiner Berseßung nach Döberig geblieben sei. Bors.: Was fagen Sie dazu. Zeuge Knüppel: Da kann ich nur staunen, ich fann mich nicht einmal an das Gesicht von Stein er innern. Bors.: Weshalb wurden Sie nach Döberiz versetzt? 3euge: Ich sollte wohl eine Studentenkompagnie übernehmen. D. Senden: Ich hatte einen neuen Kompagnieführer angefordert, weil ich den Vorgänger von Herrn Knüppel wegen Verstoßes gegen die Disziplin entlassen mußte. Ueber die Berfeßung Knüppels nadh Döberitz tam es dann noch zu längeren Auseinandersehungen. Die Verhandlung geht weiter.

Der Faschismus fucht Dollars.

Eine Anleihe wäre rechtsungültig! Paris , 21. März.( Eigener Drahtbericht.) Die Italienische Liga für Menschenrechte und der Verband der italienischen Demo­Praten haben an Präsident Coolidge folgendes Telegramm ge­schickt: Wir wissen, daß die faschistische Regierung Italiens von neuem Anleiheverhandlungen in Amerifa führt. Wir erklären, daß folche Verhandlungen ebenso wie ihr Ergebnis der Rechts­grundlage vollständig ermangeln und vollkommen nichtig wären, weil diefe Regierung vom italienischen Bolt nie­mals die Bollmacht erhalten hat, es zu vertreten."

Der Witingprozeß abermals vertagt. In Rücksicht auf den Wilms- Prozeß ist der Prozeß Wiking Olympia, der jetzt vor dem Staatsgerichtshof in Leipzig beginnen sollte, auf den 21. April vertagt worden. Der Antläger in den Lands berger Fememordprozessen, Oberstaatsanwalt Rohrlad, ist auf An­ordnung des preußischen Justizministers an die Oberstaatsanwalt­schaft in Berlin- Mitte versezt worden. Diese Versegung steht im Bufammenhang mit der Prozeßführung.

In Lettland ist jegt an Stelle des verstorbenen Tschaffte der Sejmpräsident Genosse Paul Kalnin, Mitglied ber Erfation der Arbeiter- Internationale, zeitweiliger Staatspräsident. Der neue ruffische Gesandte hat deshalb ihm sein Beglaubigungsschreiben über­reicht,

Polizeimaßnahmen gegen Hakenkreuzler.

Eine Erklärung des Polizeipräsidenten.

Zu den Ueberfällen auf Straßenpaffanten im Berliner Westen am vergangenen Sonntag abend durch Hakenkreuzler, die nach ihren Heldentaten auf dem Bahnhof Lichterfelde - Off auf den Wittenberg­plak marschierten, und zu den Beschwerden über das nichteingreifen der Polizei läßt der Polizeipräsident erklären, daß er fest ent­fchloffen ist, gegen Polizeibeamte vorzugehen, die ihre Borschriften verlegt haben; selbstver. ständlich sei auch das Polizeirevier nicht berech tigt gewesen, sich zur Entgegennahme einer An­3eige als unzuständig zu erklären. 3eige als unzuständig zu erklären.

Im Berliner Polizeipräsidium wurden auch heute vormittag die Ermittlungen wegen der schweren Ausschreitungen auf dem Bahnhof Lichterfelde - Off durch Regierungsdirektor dem Bahnhof Lichterfelde - O ft durch Regierungsdirektor Wündisch und Kriminalfommissar Maslad fortgesetzt. gestern neue Zeugen vernommen worden, die übereinstimmend die Schuld an den Vorfällen den Nationalsozialisten zuschieben. In­folgedeffen hat sich heute vormittag der Reichstagsabgeordnete Frid mit dem Nationalsozialistischen Führer Göppes ins Polizei­präsidium begeben, um zu verfuchen, die Freilaffung der sechs Fest­

genommenen zu erwirken..

Wie wir hören, ist kaum daran zu denken, daß die Verhafteten auf freien Fuß gesetzt werden. Nachdem auch gestern abend wieder eine Anzahl Waffen in nationalsozialistischen Bersammlungen ge­funden worden sind, ist vielmehr mit der Tatsache zu rechnen, daß bis auf weileres Beranstaltungen und Umzüge der Nationalsozialisten in Berlin verbolen werden.

Die Nationalsozialistische Arbeiterpartei hielt gestern im Osten Berlins in der Warschauer Straße und in Wilmersdorf in den Hohenzollern - Festfälen Versammlungen ab, die zwar einen ruhigen Verlauf nahmen. Die Hakenkreuzler erlebten jedoch eine für sie wenig angenehme Ueberraschung. Auf Grund der blutigen Zwischenfälle am Sonntag in Lichterfelde - Ost besetzten Polizeibeamte unvermutet die Türen und Ausgänge der Versammlungsorte und nahmen eine genaue Durchsuchung nach Waffen vor. Während in der Warschauer Straße nur ein Totschläger und ein leerer Patronenrahmen gefunden wurde, hatte die Durchsuchung in Wilmersdorf ein wesentlich anderes Ergebnis. 3u­nächst blieb die Suche nach Waffen erfolglos, bis eine in einem Klavier versteckte und mit allen möglichen Waffen gefüllte Atten tasche aufgefunden wurde. Offenbar hatten die Wilmersdorfer Hafenkreuzler von ihren Gesinnungsfreunden, die in der Warschauer Straße tagten, von der Waffendurchsuchung telephonisch Mitteilung erhalten, so daß noch Zeit genug war, die Waffen unbemerkt ein zusammeln und im Klavier zu verbergen. Gefunden und beschlag­

Vor dem Abbau der Privatschulen.

Die Privatschulen Berlins fönnen nicht leben und wollen nicht sterben. Daß die Unterstügung aus städti ichen Mitteln endlich einmal aufhören muß, ist eine grund­fäßliche Forderung der sozialdemokratischen Stadtverordneten. Für die nächste Zeit bis zur gänzlichen Entziehung dieser Beihilfe hat der Magistrat jetzt folgende Richtlinien aufgestellt:

Die allmähliche Ueberführung der Privatschulen in städtische Verwaltung ist anzustreben. Bis zur Er­

reichung dieses Zieles gelten für die Gewährung von Unterstügungen

an Privatschulen folgende Richtlinien:

1. Eine Erweiterung der Zahl der bisher unterstützten Schulen erfolgt grundfäßlich nicht. Durch Auflösung kleiner Schulen und Ueberführung anderer in städtische Verwaltung nach einem noch festzulegenden Plane muß eine allmähliche Verringerung der Zahl

erstrebt werden.

2. Schulen, für die ein öffentliches Bedürfnis nicht anerkannt werden kann, scheiden aus der Liste der zu unterſtüzenden Anstalten cus, und zwar

a) sofort diejenigen, deren Schülerzahl zurzeit so gering ist, daß fie ohne Schwierigkeiten auf städtische Anstalten übernommen werden können,

b) später, wenn eine Uebernahme der Schüler nicht sofort durch führbar, die Errichtung neuer Klassen an der Privatschule aber nicht notwendig ist, weil städtische Anstalten sämtliche Neuan­meldungen im Bezirk berücksichtigen können.

3. Unterstübungen werden grundfäßlich nur an Anstalten gewährt, für deren Weiterbestehen ein öffentliches Bedürf nis anzuerkennen ist, deren Bedürftigfeit nachgewiefen ist, die nicht durch andere Körperschaften Beihilfen erhalten und deren Lehrkräfte cuch mindestens 80 Broz. der staatlichen Säße erhalten.

4. Eine Unterstützung der Privatschulen durch die Stadt Berlin tann nur dann in Frage fommen, wenn die drei in der Reichsver­fassung Art. 147 Abs. 1 geforderten Bedingungen tatsächlich erfüllt sind. Ergibt die Nachprüfung die Richterfüllung der ver­faffungsmäßigen Bedingungen, so ist die Unterſtüßung abzulehnen. 5. Den weiter zu unterstüßenden Privatschulen ist zur Bedin gung zu machen, daß die im Eigentum des Schulleiters stehenden oder von ihnen gemieteten Schulräume nicht Schulunternehmungen zur Verfügung gestellt werden, die als Ersag für die Grund ich ule anzusehen sind."

Der Diplomat".

Den französischen Diplomaten spielte ein Schwindler, der in der letzten Zeit in Berlin sein Unwesen trieb. Ein gut gekleideter Kunde faufte in Geschäften Kleinigkeiten aller Art für 10 bis 20 M. und gab jedesmal eine belgische 100- Frantnote in Zahlung. Weil er erzählte, daß er als Diploma t" bei der hiesigen französischen Botschaft sei, so hegte man nicht das geringste Mißtrauen, nahm die Note gern an und gab den Ueberschuß heraus. Daß der Mann ge= brochen französisch sprach, hätte eigentlich Mißtrauen erregen jollen. Die Geschäftsleute mußten aber nachträglich erfahren, daß die 100 Franknoten ausnahmslos ältere Ausgaben waren, die längst außer Kurs gesetzt sind. Am Freitag voriger Woche verübte der Schwindler in Berlin seinen letzten Streich. Dann verschwand er. Seine Spur führte, wie die Kriminalpolizei feststellte, nach München und dort wurde er bald nach seiner Ankunft ergriffen und als ein Ungar namens Denes Neufeld entlarvt. Persisches Neujahrsfest.

Der Naurustag wird seit über 1000 Jahren in Berfien gefeiert, und wo immer in der Welt Perser beisammen sind, begehen sie diesen Tag mit Freuden. Das Naurusfeft hat eine doppelte Bedeu tung, man feiert an ihm den ersten Tag des Jahres und das Er wachen der Natur. Seit fünf Jahren begeht der persische Studentenverein..Jran" in Berlin dieses Fest. Die ersten Feiern übermittelten viel Wissenswertes von persischer Musit, per­fischen Bräuchen und Sitten, das diesjährige Fest hingegen war im Hotel Esplanade vollkommen europäisch aufgezogen, es war ein Ball und einzig und allein ein Tisch mit Fruchtbrot und Früchten er­innerte an den Orient. Bielleicht ist heutzutage die persische Studentenschaft rein zahlenmäßig nicht mehr stark genug, um ein fünstlerisches Programm aus eigenen Kräften zu gestalten. Es liegt den hier studierenden sechzig persischen Studenten sehr ernsthaft an guten Beziehungen zwischen Deutschland und Persien , mit allen Kräften erstreben sie ein gegenseitiges Berstehen. Dazu ist freilich unbedingt erforderlich, daß die zukünftigen persischen Staatsmänner, Mediziner und Techniker in Berlin nicht nur Charleston tanzen ler­nen, sondern auch den richtigen Einprud mimehmen von der Arbeit, die in dieser Millionenstadt geleistet wird,

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Das Waffenversteck im Klavier. nahmt wurden: 1 Mauser pistole mit 16 Schuß Munition, 1 Trommelrevolver, 2 Stahlruten, 2 Schlagringe, Totschläger, 1 Bleistahlrute und 3 Dolche. Der Be­fizer des aufgefundenen leeren Patronenrahmens in dem Versamm lungslokal Warschauer Straße konnte von den Beamten ermittelt werden. Bei der Vernehmung gab der Betreffende zu, an der Lichterfelder Schießerei beteiligt gewefen zu sein. Er wurde sofort in Haft genommen und der Abteilung la im Polizei­präsidium zugeführt. Gestern abend furz nach 11 Uhr fam as am Rudolf Wilde Plaß zu Reibereien zwischen Stahlhelmern und Kommunisten. Noch bevor die Schlägerei größere Formen an­nehmen konnte, erschien ein Ueberfallkommando auf der Bildfläche, das aber nicht einzugreifen brauchte, da es die Gegner vorzogen, in der Dunkelheit die Flucht zu ergreifen. In der Berliner Straße zu Charlottenburg suchten zwei Personen, die angaben, von Kom munisten überfallen zu sein, die dortige Rettungsstelle auf. Beide hatten Verlegungen am Kopf, die vermutlich durch Hiebe von einem Schlagring herrühren. Die Täter konnten nicht ermittelt werden.

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Raubüberfall am Kurfürstendamm .

Der Räuber ergriffen.

Ein frecher Raubüberfall wurde heute am hellen Vormittag auf dem Flur des Hauses Kurfürstendamm 232 verübt. Die Firma Albert Rosenhain, die dort Geschäftsräume hat, schickte in der letzten Zeit jeden Vormittag zwischen 10 und 10% Uhr ein ehrmädchen mit größeren Geldbeträgen, die fie in einen fleinen Lederkoffer trug, nach der Bant. Seit vier Tagen war nun schon ein bestimmten Berdacht aber hegte man gegen ihn nicht. Heute ergab junger Bursche aufgefallen, der sich in der Gegend umhertrieb. Einen sich nun, daß er das Geschäft beobachtet und die Gänge des Lehr­mädchens genau ausgefundschaftet hat. Ausnahmsweise wurde jetzt ein anderes Mädchen mit dem Gelde weggeschichckt. Als es die Hin­tertreppe hinunterging, stand der junge Bursche in ihrer Nähe auf dem Hausflur und las scheinbar harmlos eine Zeitung, die er aus­gebreitet vor dem Gesicht hielt. Er ließ fie an sich vorbeigehen, der= setzte ihr dann aber hinterrücks mit einem Gummi! nüppel mehrere Schläge auf den Kopf, so daß sie mit einem lau­ten Aufschrei zusammenbrach. Jest entriß er ihr den kleinen Koffer, der 8000 m art enthielt, und eilte mit der Beute auf die Straße hinaus. Ein Maler, der sich auf der Bordertreppe befand, nahm auf die Hilferufe die Verfolgung auf, holte den Flüchtigen schon vor einem der nächsten Häuser, gegenüber der Konditorei Schilling, ein und nahm ihn fest. Auf der Wache gab der Räuber an, daß er ein 16 Jahre alter Schlächterlehrling Felix Kosin sei. Der Koffer mit dem Gelde wurde dem Räuber gleich abgenommen und dem Geschäft wieder zugestellt.

Friftablauf für Lohnsteuer- Erstattungen am 31. März!". Das Reichsfinanzministerium weist nochmals darauf hin, daß die Anträge der Arbeitnehmer, die wegen Verdienstausfalls oder wegen besonderer wirtschaftlicher Verhältnisse Erstattung der Lohnsteuer für 1926 beanspruchen, bis zum 31. März 1927 bei dem Finanzamt eingereicht werden müssen, in dessen Bezirk die Arbeitnehmer am 31. Dezember 1926 ihren Wohnsiz gehabt haben. Fristoersäum­nis hat Ablehnung der Erstattungsanträge zur Folge. Merf blätter, aus denen sich die Einzelheiten ergeben, und Vor drude zu Erstattungsanträgen, die auf Verdienstausfall

geftügt werden, find bei den Finanzämtern unentgeltlich erhältlich. Jugendweihe in Neukölln. Die Jugendweihe findet am Sonntag, dem 27. März, vormittags 10%, Uhr, im großen Festsaal der Neuen Belt", Hasenheide, statt. Mitwirkende: Elie Jansen, Gesang, Anna Hovf- Geidel, Harfe, Elfriede Hoof. Harmonium, Hermann Hopf. Cello, die A- cappella­Bereinigung des Berliner Vollschors. Dirigent: Dr. Zander. Weiberede:

Stadtrat Schneider. Ginlakkarten zum Preife von 75 Bf. für Erwachsene und 50 Bf. für Kinder einschließlich Garderobe und Programm sind in den zu haben. Die noch nicht abgeholten Elternfarten fönnen am Mittwoch, bon 4 bis 5 Uhr nachmittags bei Schneider, Dderstr. 30, in Empfang ge­nommen werden. Freitag, den 25. März, nachmittags 4 Uhr: legter Unterricht Donaustr. 118/120. Alle tinder müssen erscheinen.

Borwärtspeditionen Nedarity. 2 und Siegfriedftr. 25/26, von 2 bis 6 Uhr,

Führung durch Alt- Berlin. Die bis zum Januar unter Leitung des Schriftstellers Georg Bamberger veranstalteten Führungen zu den ver geffenen Winkeln des ältesten Berlin " fanden so großen Buspruch, daß oft nicht alle Teilnehmer zugelassen werden konnten. Es werden daher diese Führungen, nachdem jezt Herr Bamberger von feiner Reise zurüdgefehrt ist, wieder aufgenommen. Das Bezirksamt Schöneberg veranstaltet die nächste Führung am Sonntag, dem 27. März d. Js. Treffpunkt: 1,11 Uhe Teilnahme 50 Pfg. auf dem Spittelmarkt, Ausgang Untergrundbahn .

Opfer der Kohleverflüssigung.

12 Arbeiter bei einer Explosion verlegt. Ludwigshafen , 22. März.( WTB.) Gestern abend gegen 10 Uhr entstand im Kohleverflüssigungsbetrieb der JW.- Farbenindustrie in folge Defettwerdens einer Leitung, eine Expofion, bei der zwölf Arbeiter verlegt wurden. Zwei Arbeiter, deren Verlegungen erheblicher Natur sind, wurden in das Krankenhaus Frankenthal gebracht. Die Uebrigen tamen mit leichteren Verlegungen davon.

Großfeuer in einer Korkmühle.

Murr ( Oberamt Marbach ), 22. März.( WTB.) Infolge einer Stauberplosion entstand am Sonnabendabend in der Kork­mühle der Firma Ludwig Zinser ein Feuer, das an dem Korfmehl und den Korfballen reiche Nahrung fand. Die Fabrik brannte voll­ständig nieder. Ein Arbeiter wird vermißt; er ist ver mutlich verbrannt. Der Obermüller Unfelt erlitt bei der Explosion so schwere Brandwunden, daß er noch in derselben Nacht im Krankenhaus star b. Durch eine einstürzende Mauer wurde ein Mann schwer verlegt. Drei Personen erlitten leichtere Verletzungen. Nachahmenswertes aus Wien .

Der sozialdemokratische Gemeinderat Wiens hat damit begonnen, ieder Mutter, ob sie bedürftig ist oder nicht, für die von ihr geborenen Kinder die Säuglingswäsche zur Verfügung zustellen. Jedes Neugeborene erhält nunmehr von der Gemeinde Wien als Geburtstagsgeschent einen Karton, der, mit einem Bilde der Harnnafschen Mutter"-Statue geschmückt, eine aus besten Stoffen ausgewählte Säuglingsgarnitur enthält, wie sie bisher nur begüterte Mütter ihren Kindern taufen fonnten. Der Karton enthält 24 Windeln, zwei Flanelle, eine große warme Flanelldecke, ein Bade­tuch, zwei Gummieinlagen, sechs Hemdchen, sechs Jädchen, ein Tag­bestehend aus fleidchen, zwei Nabelbinden und eine Hautgarnitur Seife, Kindercreme und Streupulver. Bei der Geburt von Zwillingen bekommt die Mutter zwei Garnituren. Und diesen roten Ge­meinderat" nennt die tapitalistische Presse bevölkerungsfeindlich". Allerdings nimmt er die Steuern rücksichtslos dort, wo wirklich welche zu holen sind!

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Ein Racheaft. Zwei Todesurteile sind, laut Meldung der Prawda" vom 18. März, von dem Bezirksgericht Kamenst- Rußland am 13. Januar d. J. dem Kleinbauern Krjufow einen Teil feiner gegen die Großbauern Worontow und Ostolfow gefällt worden, die Krjufom hatte nämlich ber 3unge abgeschnitten hatten. Wahlfommission über die Bauernwirtschaften der beiden gewisse Mitteilungen gemacht, die den Verlust des Wahlrechts für W. und D. zur Folge hatte, und aus Rache hatten sie die fürchterliche Tat begangen, Worontom ist übrigens ein früherer zaristischer Land. polizist gewesen,