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wird, die nicht gestört werden sollen, und perbiefel Sen| Film. Darauf Sturm in der deutschnationalen Breffe, be­fonders im Hause Hugenberg  , dem die ,, Deulig", die Unter­nehmerin dieses Films, angegliedert ist. Und richtig, die Oberprüfftelle hebt in einer Besetzung, die durch das Beisein des Lic. Mumm charakterisiert wird, das Berbot auf. Und nun ladet die Deulig" für heute nachmittag zur Erstaufführung des Films ein mit dem Bemerken:

Der Herr Reichstanzler hat sein Er­scheinen zugesagt!"

In Polen   fennt man den neuen Oberschlesienfilm nicht. Man weiß nur, daß das Auswärtige Amt seine Aufführung während der Genfer   Verhandlungen für bedenklich erflärt und daß eine deutsche Prüfstelle ihn als einen antipolnischen Hezfilm angesehen und verboten hat. Und dieser Film wird jezt, nachdem sich die deutschnationale Bresse für ihn eingesetzt hat, dennoch aufgeführt, und und der Reichstanzler Dr. Marg will durch sein Erscheinen diesem Aft die höhere Weihe geben. Man stelle sich einmal vor, die ganze Geschichte hätte sich in Bolen abgespielt- wie würde die ,, nationale" deutsche Presse über ihn urteilen? Polnische Frechheit! Pol­nische Unverschämtheit!" märe das allergeringste, was man dann in ihr zu lesen bekäme.

Hat Herr Marg nicht begriffen, daß Bolen in seinem Erscheinen bei der Erstaufführung dieses Films eine ganz überflüffige und darum desto mehr verlegende anti­polnische Demonstration erblicken muß?

Herr Marr wird sich vielleicht darauf berufen, daß das Auswärtige Amt gegen den Film ja nur während der Genfer  Berhandlungen Bedenken gehabt hat und daß es jetzt die historische Wahrheit" des Films anerkennt, worauf sich ja die Oberprüfstelle auch beruft. Aber das Auswärtige Amt ist nicht die Stelle, die über die historische Wahrheit" zu entscheiden hat, sondern es hat zu prüfen, ob ein Film zu entscheiden hat, sondern es hat zu prüfen, ob ein Film die Beziehungen Deutschlands   zu auswärtigen Staaten ge­fährdet. Diesen Tatbestand hat es für einen bestimmten Zeit­abschnitt anerkannt, und die Filmprüfstelle hat das für die Dauer getan. Es wäre zu wünschen gewesen, daß das Aus: wärtige Amt in dieser Angelegenheit mehr Konfequenz gezeigt und wenigstens dem Reichskanzler von dem Besuch der Erstaufführung dringend abgeraten hätte. So ist die deutsche Außenpolitik durch die Beteiligung der Deutschnationalen im Großen wie im Kleinen in ein gewiffes halb dunkel gerückt. Herr Stresemann spricht noch immer glänzende Sentenzen über Deutschlands   Friedensmiffion. Nur die Politik, die ihnen entspricht, und die Erfolge, die sie erntet, fucht man vergebens.

Rundfunk Andachten.

Und ihre Wirkung auf die Hugenberger. Ausonntäglich werden die freidenkenden Berliner   die frei millig nie eine Kirche besuchen am Rundfunkhörer durch eine geistliche Ansprache behelligt, mag sie nun von fatholischer oder protestantischer Seite fommen. Diejenigen Berliner  , die solche mehr oder minder gottseligen Reden im Rundfunk für ganz über­flüssig halten, können dagegen nichts anderes tun, als den Hörer vom Dhr zu nehmen oder den Lautsprecher abzustellen. Sie sind zumeist so tolerant, daß sie nicht einmal durch einen Eingabesturm sich die Einmischung der Rundfunk- Sendegesellschaften in ihren Religionsbereich verbeten haben, troßdem das sehr nahe lag.

Nun hat aber am legten Sonntag Genosse Crispien eine Morgenandacht durch den Rundfunk zu den tausenden sozialist i scher Hörer gesprochen. Selbstverständlich eine Andachtsansprache, die auf sozialistischer Weltanschauung und auf dem Diesfeitsglauben fußte, ebenso selbstverständlich, daß sie fich frei von Angriffen auf die Herren Borredner" im Rundfunt hielt.

Aber schon die Tatsache, daß ein Sozialist es wagt, den Rund­funt für eine sozialistische Morgenandacht zu benuzen, hat die Hugenberg- Bresse in helle Entrüstung verfeßt. Sie, die den Weg

Negerfeier.

Bon Erich Gottgetreu  .

In den Gäßchen neben dem Boulevard St. Michel, nahe der Seine, stehen die Häufer so eng gegeneinander, daß man meint, die Bewohner müßten über die Straße weg fich von Fenster zu Fenster die Hand reichen können. Sonnenstrahlen dringen nicht zu Tal.  Verkehr, die moderne Erfindung der Tethnik, ist hier noch unbekannt. In der Rue de l'Hirondelle hat tief unten, sehr versteckt, das Volk da vor vielen Jahren einen Keller ausgefundet, einen Keller für die langen Abende, einen Keller für's Singen, für die Unterhaltung, für den billigen Wein bis heute hat der nichts von seinem Reiz ver­loren. Daß Verlaine   hier verkehrte, Wilde, D'Annunzio  , was eine Zeitlang die Fremdenindustrie interessierte, konnte die Namenlosen nicht vertreiben. Es ist gut fo. Steinboden, harte und lehnenlose Stühle, dicker Armeleutedunst, alles das ist nichts für Dollarfönige und Pfundfürsten der Nachkriegszeit.

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Im Eingang hängen Bilder, alte, neue, gute, schlechte, Drucke, Aquarelle, Stizzen, fünfzig Jahre Pariser   Kitsch und Kunst ist hier versammelt. Ausgetretene Stufen führen nach unten, auch hier blühen Kitsch und Kunstwer weiß die Grenze zu ziehen? Ar­wer weiß die Grenze zu ziehen? Ar­beiter mit mäßiger Stimme und viel Geschmack singen hier ihre Chansons, und Arbeiter, Arbeiterinnen, ganz kleine Angestellte, bis­weilen Reger, fingen den Refrain stets mit. Ber Cochonnerien vor­trägt, bleibt dabei doch liebenswürdig, und nirgends spürt man etwas Häßliches, etwa, wie bei uns manchmal, Kriegsgeist oder so. Bleibt einer steden, was öfters vorkommt, grinst keiner höhnisch im Bubli fum, verwirrt niemand durch Zwischenrufe. Das Kabarett der Namenlosen" der Berliner   Jägerstraße wäre in dieser Brutalität in Baris nicht möglich.

Gestern bannte das schwarze Lied, das Negerlied.

Dreizehntausend Neger gibt es in Frankreich  , fast dreitausend in Baris, tätig in allen Berufen, das Bolt liebt fie, oben aber starrt ihnen oft noch Kälte und Verachtung entgegen, zu schweigen von der Behandlung, die man den ,, sujets français" felten avanciert einer zum, citoyen" in den Kolonien oft zuteil werden läßt. Um so enger schlingt sich das herrliche, unsichtbare Band der Brüderlich­feit hier unten im fleinen Keller der fleinen Leute.

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Gegen Mitternacht steigt einer der schwarzen Gäste aufs Bodium und trägt im Singgespräch seines Stammes Lieder vor, bald stimmen leife die anderen Reger ein, Sehnsucht und Heimatliebe tönen durchs Gewölbe. Und einer erzählt in vollendetem Französisch uns Weißen von seines Landes Schönheiten, von der unheimlichen Tiefe des Ur­maids, den Menschen dort; schweres Joch laftet auf ihnen: Arbeit zu Hungerlöhnen, widerwillig angenommener Zwang auf drei Jahre für die imperialistischen Intereffen anderer Militärdienst zu leisten. Der Weger, der in Europa   war und dort die Sprache seiner Herren gelernt hat, tann sich wenigstens verteidigen, und oft geschieht es auch mit Erfolg. Ein Fortschritt ist da auch die Schaffung der Sei

nach Tipperary zur Heimfehr Wilhelms II. wandert, fordert das Eingreifen der Reichsregierung mill heißen des Rapp Ministers Reudell, um den Sozialisten das Mundstüd am Sender zu verbinden!

3war dürften die Hugenberg- Christen dasselbe Recht zur Tole ranz haben wie die Freidenfer. 3war dürften sie ebenjogut wie diese die Hörer vom Kopf nehmen und den Lautsprecher abstellen fönnen, wenn jemand zu ihnen sprechen will, dessen Meinung fie nicht teilen oder auch nur hören wollen. Aber die Hugenberger find dreift und gottesfürchtig! Sie fordern die Staatsgewalt gegen die größte deutsche Partei, gegen Millionen von Anhängern der sozialistischen   Weltanschauung heraus. Aber im Kapp- Ministerium Seudells, ficher aber im Reichstanzlerpalais dürfte die Tatsache nicht unbekannt sein, daß allein im letzten Jahre in Berlin   nicht weniger als 45 000 Kirchenaustritte vollzogen wurden. Soll durch eine Reichserekutive gegen den Rundfunt diese Austritts bewegung noch fünstlich gesteigert werden? Sollen die leeren Kirchen Berlins   noch leerer werden? Dann braucht man nur den Winten Hugenbergs und feiner Preffe zu folgen. Die aufge zwungenen geistlichen Funkandachten könnten manchen zum Nach benten bringen.

Keine Aufhebung des Roggenzolls.

Alle bürgerlichen Parteien gegen den sozialdemo fratischen Antrag.

Nach dieser eingehenden Aussprache wurden betbe Anträge a Sa gelehnt, gegen die Stimmen der sozialdemokratischen und tom munistischen Vertreter. Damit hat aber die Sache noch nicht ihr Ende, vielmehr findet am Freitag bereits eine neue Sigung statt, in der die Regierung dem Verlangen des Genossen Hilferding  entsprechen will, doch einmal anzugeben, mas eigentlich die Ge­treibehandelsgesellschaft im ersten Jahre ihres Be­stehens getan, wie sie vor allem die 30 Millionen Mt. verwandt hat, die ihr zur Beeinflussung des Getreidepreises bereitgestellt worden sind.

Nationalsozialistische Sonntagskrawalle. Sozialdemokratische Interpellation im Landtag. 1 Die Ausschreitungen der Hafenkreuzler am Sonntag auf dem Bahnhof Lichterfelde  - Ost, in Steglig, an der Gedächtniskirche und am Wittenbergplatz und das auffällig passive Verhalten der Polizei hat die sozialdemokratische Landtagsfraktion zum Gegenstand einer Großen Anfrange gemacht. Sie verlangt eine restlose Aufklärung der Borgänge, rücksichtslose Bestrafung der Schuldigen und Vor­beugungsmaßnahmen gegen gegen die Wiederkehr derartiger Aus­schreitungen.

Die Große Anfrage dürfte am Mittwoch bei der Beratung des Snnenetats zur Besprechung kommen.

Völkisches Mißtrauensvotum.

Der Handelspolitische Ausschuß des Reichstags Mecklenburger Regierungsschwierigkeiten. befaßte fich am Dienstag mit dem sozialdemokratischen Antrag, den Roggenzoll bis zum 30. Juni d. I. aufzuheben. Berbunden damit war die Beratung des demokratischen Antrages, den 3oll für uttergerſte und Mais fallen zu lassen.

Gegen beide Anträge sprachen sich die Vertreter aller bürger lichen Parteien aus, einschließlich der Demokraten, nur daß fie gerade noch für ihren eigenen Antrag eintraten. Die Begründung für diese Haltung machten sie sich alle sehr einfach und bequem: fie beriefen sich auf die Etatsrede des neuen Ernährungs­ministers Schiele, wonach unter anderem die deutsche Brotver­forgung bis zur neuen Ernte als gesichert betrachtet werden könnte, und meinten darüber hinaus, daß die Aufhebung des Zolls nicht den Berbrauchern, sondern nur den petulanten zugute fäme. Auch die Bertreter der Regierung wandten sich gegen die Anträge, teils aus Uebereinstimmung mit den Gründen der bürgerlichen Bar teien, teils in Rücksicht auf bevorstehende Verhandlungen über den Abschluß von Handelsverträgen.

lebhaft unterstützt vom Genossen Schmidt( Köpenid): Der sozial­Demgegenüber mandte Genosse Dr. Hilferding ein, darin demokratische Antrag sei nicht eingegeben vom reinen Konsumenten­interesse, sondern auch in Rücksicht auf die Landwirtschaft. Diese werde teine Preisstabilisierung erreichen, wenn sie an der jehl gen Jollpolitik festhalte, vielmehr dürfte wahrscheinlich auch für fie bald der Zeitpunkt kommen, an dem sie sich hiervon abwenden und ihr Heil teilweise in gleitenden Zöllen, teilweise in einem Getreidemonopol sehen würde. Wenn die Zollsuspension, nach Ansicht der bürgerlichen Parteien und ihrer Regierung, die Preise nicht beeinflusse, dann sei nicht zu verstehen, weshalb man sich so sehr dagegen mende. Dabei stände fest, daß sich das meiste Ge­treide gegenwärtig in den Händen der Spetulanten befände, so daß die Landwirtschaft selbst nach der Einstellung ihrer Vertreter im Ausschuß nicht das geringste zu befürchten brauche. Allerdings würde mit dem jezigen System der Einfuhr­scheine die Getreideausfuhr nach dem Auslande geradezu gefördert und fände während der letzten Zeit wahrscheinlich auch in hohem Maße statt. Wenn sich besonders die Deutschnationalen gegen jede Aenderung der Zollfäße aussprächen, dann sei das außerordentlich | bezeichnend. Denn bei der Beratung der neuen Zollgesegnovelle habe die Regierung ausdrücklich erklärt, daß sie die hohen Zölle nur zu Berhandlungszweden haben wolle, also um sie gegen­über den Vertragsländern gegen entsprechende Konzessionen herab zuseßen. Jetzt aber gehe das ganze Bestreben darauf hinaus, diese Zölle nicht nur beizubehalten, sondern die 3ollmauern noch zu erhöhen. Das aber widerspreche nicht nur dem Lebens interesse der Verbraucher, sondern auch der Landwirtschaft.

tung ,, La Voix des Nègres" des in Paris   in der Rue Simplon residierenden Comité de Défense de la Race Nègre". Aber schon haben seit dem Krieg drei bis vier Millionen Neger die französischen  Kolonien verlassen, und in den anderen Kolonien ist es ähnlich. Da gibt es, um nur ein Beispiel wieder zu erzählen, ein Dorf Uam. Borm Krieg wurden dort zehntausend Einwohner gezählt, jetzt taufendundachtzig. Man schaff: Bandervölker, Elendsvölker.

Leise singsummt wieder ein Lied durch den Raum. Ein schwarzes Lied? Ein rotes Lied?

,, Der Neger in Europa   hat ein leichtes Los, verglichen mit dem seiner Brüder in Afrika  . Warum sind die Weißen da unten uns so überlegen, weil sie so lügen, wie sie atmen. Sie geben vor, es sei unser Glück, wenn sie uns zur Arbeit zwängen. Es sei nötig, daß wir Geld für sie verdienen, damit sie uns hübsche Dörfer und große Brücken und die eisernen Maschinen bauen fönnen. Wenn die Maschinen erst da wären, hätten wir auch weniger Arbeit. Ja, wo find die hübschen Dörfer und die großen Brücken und die eisernen Maschinen? Und wie ist das mit der Arbeit? Wird das nicht schlimmer von Jahr zu Jahr? Und wie bezahlt man uns? Eine Zeitlang gibt man uns für's Kilo Kautschut dref Franken und plöglich, von einem Tag auf den anderen, nur noch einen Maya und fünf Bimbas. Wissen Sie, wieviel das ist? Fünf zehn Sous sind das! Grausam langsam töten sie uns...

Wieder ein Lied. Ein schwarzes Lied? Ein rotes Lied? ,, Während des Krieges erlebte ich einmal in Bordeaug die Szene, daß ein Reger von einem Amerikaner Fußtritte bekam. Das Bolt ergriff die Partei des Negers, zehn Minuten später lag der Ameri. faner in feinem roten Blut auf dem grauen Pflaster. Aehnliches hat sich in Toulon   und Marseille   abgespielt. Christlich ist solche Justiz nicht zu nennen. Eine Warnung könnte sie sein..."

Wieder ein Lied. Ein schwarzes Lied? Ein rotes Lied? Um zwei Uhr nachts soll der Keller geschlossen werden. Man zahlt und geht. Ehrerbietig verabschieden sich alle vom Redner des Autor des von Claire Goll   ins Deutsche   übertragenen schönen Ro­Abends". Es war der begabte, mit dem Prix Goncourt   ausgezeichnete mans, Batuala", der Negerdichter René Maran  , gewesen. Für uns nur ein Dichter. Für seine Brüder mit seiner Feder ein Führer, ein Revolutionär.

Eine Erinnerung an die Erste Internationale   im Haag 1872. Bor einiger Zeit feierte im Haag der Neftor der holländischen Journalisten, B. A. Haar man, feinen achtzigsten Geburtstag, zu dem sich feine Kollegen natürlich nicht nur als Gratulanten, sondern auch als Interviewer einstellten. Einem von diesen erzählte der förperlich und geistig noch vollkommen rüftige Breis außer seinen Holland" mährend des deutsch  - französischen Krieges pon 1870/1871 interessanten redaktionellen Erlebnissen beim Dagblad van Zuid­auch folgende reizvolle Erinnerung. Ein ganz besonderes Geschehnis in meiner journalistischen Laufbahn? Ja, die zusammenkunft der Ersten Internationale im ha ag im Jahre 1872, mo ich art Marg in höchsteigener Person mit seinem historischen Bart fah. Was für eine Bewegung brachte das Zusammentreffen all

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Schwerin  , 22. März.( Eigener Drahtbericht.) Der mecklenbur gische Landtag befaßte sich am Dienstag mit dem tommunistischen Sämtliche Antrag auf Auflösung des Landtags. Parteien stimmten in der Aussprache der Auflösung u. Die sozialdemokratische Fraktion knüpfte an die Zustimmung die Be­dingung, daß vor der Auflösung der Notetat, das Wohnungsbau­programm, das den Bau von 20 000 Wohnungen vorfieht, und das Steuerermäßigungsgesetz verabschiedet werden. parteien mit den Kommunisten diese Voraussetzung ablehnten, stimmte die Sozialdemokratie gegen die Auf Lösung, die infolgedeffen mit 29 gegen 20 Stimmen abgelehnt wurde. Die Bölfischen brachten darauf ein Mißtrauensvotum gegen die vor 14 Tagen gewählte Regierung ein. Darüber wird Beute, Mittwoch, verhandelt

Da die Rechts­

Das obligate Hochverratsurteil.

Leipzig  , 22. März.( Eigener Drahtbericht.) Der 4. Straf fenat des Reichsgerichts beschäftigte sich am Dienstag wiederum mit einem Literaturprozeß. Es hatte sich der verantwortliche Redakteur des Ruhr- Echo" Georg Schwarz   aus Effen wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Vergehen gegen das Republi­schutzgesetz zu verantworten. Schwarz   ist Verfasser der Broschüre Rot- Front an der Ruhr!", die mehrere revolutionäre Gedichte ent­hält, u. a. auch das Gedicht Barrikaden an der Ruhr  " von Kurt Kläber  . Das genügte dem Oberreichsanwalt zu einem Berfahren gegen Schwarz  .

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Der Angeklagte gab zu, die Broschüre verfaßt zu haben, ist aber erstaunt, daß auch Gedichte pon namhaften Schriftstellern hochperräterische Tendenzen haben sollen. Das Reichsgericht ver­urteilte Schwarz wegen Bergehens gegen§ 7 des Republitschuß­gefeßes und Borbereitung zum Hochverrat zu 6 Monaten Festungshaft und 50 Mart Geldstrafe. Platten und Formen sind unbrauchbar zu machen, die Broschüre wird beschlagnahmt.

Das Land ohne Regierung. Das Präsidium des Thürin gischen Landtags beauftragte am Dienstag den polfspartei­lichen Abgeordneten Bauer, die Berhandlungen über die Regie­rungsbildung weiter fortzuführen, da Bauer seine Mission noch nicht als endgültig gescheitert betrachtet. Falls bis Anfang nächster Woche eine Verständigung unter den Parteien über eine Regierungsbildung nicht zustande gekommen ist, wird der Landtagspräsident das Plenum zur Stellungnahme einberufen.

dieser... petroleurs und Petroleusen aus Paris  , wie sie mein Chef­redakteur, der damals meithin befannte Izaak Lion, fie im., Dagblad" nannte, in das ganze Land! Bon allen Seiten fiel man über den Juftizminister wegen der Tatsache her, daß er hier die ,, Communards" Die Redaktion hatte eine Einladung zu dem zugelassen habe! des Dagblad". Aus fast allen Ländern waren Geheimagenten ge­Kongreß erhalten, adreffiert an den ,, Bürger Redakteur"

fommen, um die hier Versammelten zu beaufsichtigen, und als der Kongres nach drei Tagen beendet war, brang bas Dagblad" bei der Gemeindeverwaltung darauf, die Stadt fofort zu des= infizieren!"

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Die Zeiten ändern sich, mit ihnen auch die Einsicht der Menschen. und heute lächelt der ehemalige, damals auch abweisende Neftor der holländischen Journalisten über den einstigen Kinderschreck der 3. Internationale, die heute eine Macht geworden ist.

Unser neuer Roman. Friz Red Mallec ze wen ist unter den deutschen Romanschriftstellern ein Name von weitem und gutem Klang. Elegante und gediegene Form, stoffliche Retze, psychologische nicht zulegt Tiefe und Feinheit, und die lebendige und spannende Art des Vortrags zeichnen feine Werte aus. In der neuen Arbeit, deren Veröffentlichung wir heute beginnen, treten diese Bor­züge besonders glänzend zutage. Wir verfolgen die Schicksale der fchuldig- unschuldigen Romanheldin durch zwei Erdteile, lernen in packender Milieuschilderung Leute und Zustände in der Heimat und

in der Fremde kennen, die der Mehrzahl von uns Neuland bedeuten, erweitern unsere Menschenfenntnis und unser Wissen um das Leben und Treiben der großen internationalen Welt des Reichtums, des Elends und des Verbrechens. Und diese wertvolle Bereicherung unseres Ichs geschieht mühelos im Lauf einer leichten und doch ge­haltvollen, literarisch vollwertigen und doch amüsanten Erzählung.

Ein Händel- Festspielhaus in Bergedorf  . In Bergedorf   bei Ham­ burg   soll nach dem Muster von Bayreuth   ein Festspielhaus zur Auf­führung Händelscher Oratorien und Opern errichtet werden. Berge­ dorf   ist als Wirkungsstätte des berühmten Händelbearbeiters Adolf Hasse  , und als Siß der Haffe- Gesellschaft für einen solchen hofft die noch fehlenden 800 000 m. durch Spenden von Kunstfreun Plan besonders prädestiniert. Der Ausschuß, der den Blan trägt, den und durch Beranstaltungen aufzubringen

Die Verleihung des staatlichen Beethoven.Preises. Der Präsi dent der preußischen Akademie der Künste, Mar Liebermann, teilt mit: Wie bereits bekanntgegeben, hat die preußische Staatsregie rung anläßlich des 100. Todestages Ludwig van Beethovens einen Beethoven- Breis geschaffen, der von der preußischen Akademie der fünfte jährlich an hervorragend begabte, ftrebfame jüngere oder an­erkannte ältere Tonseger, die die deutsche Reichsangehörigkeit haben. verliehen wird. Auf Vorschlag des Kuratoriums des Beethoven­Preises ist der Preis von der Akademie der Künfte bei der erst ponisten Dr. Gerhard v. Keußler in Hamburg   und Kurt Thomas   in maligen Berleihung zu gleichen Teilen mit je 5000 Mart den Kom­Leipzig zugesprochen worden."

Europareije Unamunos. Der spanische Dichter Miquel de Unamuns wird im April eine Vortragstournee durch Deutschland   und die Schweiz  unternehmen. Bisher find Vortragsabende in Bern  , Zürich  , Freiburg  ( Schweiz  ), starlsruhe, München  , Frankfurt   und Berlin   vorgesehen,

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