Nr. 152 ❖ 44. Jahrgang
7. Seilage öes Vorwärts
Vouaerstag, Zl.MärzlH27
Der Name Schwede, einst im Dreißigjährigen Krieg gewaltige Furcht verbreitend, hat in den letzten zwei Jahrhunderten für uns einen freundlichen Klang erhalten. Das gemütvoll« Leben, die weit- gehende Gastfreundschaft, der hohe geistige Standard und die sehr entwickelte Körper- und Sportpflege haben in jedem, der den Fuß auf schwedischen Boden setzte, die größten Sympathien erweckt. Namen wie Strindberg und Ellen Key.Liljesors und L a r ss en. um nur einige markante Künstlernamen zu nennen, haben bei uns die gleiche Anerkennung wie in der Heimat gefunden. Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Schweden sind rege: das Fährschiff zwischen Saßnitz und Trelleborg ist gleich jenem dänischen zwischen Warnemünde und Gjedser der sichtbare Ausdruck einer Interessengemeinschaft, die sich nur auf friedlich« Zwecke bezieht. Ein« seit langem in Berlin heimische schwedisch« Kolonie und namentlich die Art ihrer Betätigung spricht ebenfalls für die Freundschaft der beiden Völker. Die schweülsche Gemeinüe. Wer im Bereinswesen bewandert ist, weiß, wie schwer es ist, in einer Groß, oder gar Wellstadt die Mitglieder.bei der Stange zu holten*, und es war daher ein äußerst glücklicher Gedanke der schwedischen Kolonie, durch die Bildung einer Gemeinde und Ankauf eines Besitztums ein sichtbares Zeichen ihres Dasein» und zugleich eine jederzeit zur Verfügung stehende Versammlungzstätte zu schaffen. Am 7. Zun! lSOZ wurde die Gemeinde begründet durch die Herren Graf Ta u b e, Pastor Gunnar H e l a n d e r und Redakteur Gustav B l o m q v i st. Im Jahre ISOS wurde sie kirchlich ein- gegliedert: am 1. Mai 131,? trat der noch heute amtierende Pastor (schwedisch Kyrkoherde genannt) Frederick S e b a r d t, Legations- Prediger der Gesandtschaft, sein Amt an. und durch seine Arbelt wurde die ökonomische Grundlage der Gemeinde gesichert, die es ermöglichte, daß 1920 mit Staatsunterstützung die Prwaioillo. Wilmersdorf , Landhausstraße Z7/ZS. angekauft wurde. Ein schönes Dcsitztem mit großem Garten, in dem sich sowohl Gewächshäuser wie«in Tennisplatz befinden, und der noch Platz läßt für den ge- planten Bau eines Allersheims. Die Villa wurde den Gemeinde- zwecken entsprechend umgebaut und am 18. Juni 1922 der Be- Nutzung übergeben. Das Gebäude enthält im Souterrain eine sehr geräumige Küche, im ersten Stock«inen für den Gottesdienst be- stimmten Kirchenraum, ein Schulzimmer, einen Bibliothekraum, ein
5 Lgidsleute in BERLIN . Musikzimmer usw. Im zweiten Stock liegen die Wohnräume des Pastors und die Geschäftszimmer. Vom Aufgang bis zum oberen Stock spürt man eine kunstsinnige Hand in der Ausschmückung, die, ohne Prunk zu zeigen, allen Räumen das Gepräge der Behaglichkeit gibt. Der neben der Villa ausgeführte luftige Glockenturm erinnert an die itallenische Kampanile. Schwedische kulturpflege. Wichtig ist die den Kindern der schwedischen Familien gebotene Unterweisung in der Muttersprache. Es gibt einen für die Kleinsten berechneten Einführungsunterricht, für den die Eltern ein Schulgeld entrichten müssen, und einen Literatur- und Gefchichts- kursus für diejenigen Kinder, die deutsche Schulen besuchen. Der Schule wird eine staatliche Unterstützung zuteil. Eine Lehrerin, Fräulein Bera Natorp, leitet beide Kurse. An Stelle des zurzeit beurlaubten Pastors Sebardt führt Pastor Julius W e l h a g e n die Geschäfte der Gemeinde, ein für Weltfrieden und Völkerversöhnung begeisterter„Kirchenhirt*. Innerhalb der Gemeinde, die jetzt gegen 600 Mitglieder zählt, besteht noch ein Zugendoer ein, dann vor ollem eine Volkstanzgruppe(Danslag), die die alten schwedischen Tänze in den Nationalkostümen übt; ferner findet am letzten Sonn- tag im Monat im Gemeindehaus ein schwedischer Abend(svenst afton) statt, der der Pflege der geistigen Kultur der Heimat dient. So wurde am 27. Februar über den Dichter Karl David af Wirsen gesprochen, dabei Gedichte von ihm rezitiert und gesungen. Daß diese Veranstaltungen auch für das Sichkennenlernen der Mit- glieder bestimmt sind, zeigt die Bemerkung für die Eintrittsgebühr: 79 Pf. inkl.„svenskt Kaffe*. Dann werden die großen Kochherde in der Küche tüchtig zu tun haben, um den Ansprüchen einer so großen Versammlung schnell gerecht zu werden. Daß zu Weih- nachten die Feier nicht fehlt, ist selbstverständlich: ein Weihnachtsbasar wird abgehalten. Ein zweites ollgemeines Fest ist der Nationaltag: Svenska Flaggans Dag. am 6. Juni, gewisiermaßen auch als Mittsommerfest begangen. Der bestehende schwedische Uaterstühungsverein hat seine Zentrale in der Gemeinde, durch deren Organe auch die während der Äriegszeit von der Heimat gelieferten Nahrungsmittel oerteill wurden. Die Gemeinde beabsichtigt ihre Unterstützungsbedürftigen in Kassen einzukaufen. Andere vereine. Unseren eingangs gegebenen Hinweis auf das anfehnsiche Alter der schwedische Kolonie m Berlin belegt die Mitteilung, daß der Schwedische Verein(Svenska Föreningen ) leinen Ursprung aus das Jahr 18ä6 zurückführen kann. Aus der Heimat wegen damaliger schlechter Wirtschaftsverhällnisse nach Berlin , Hannover usw. aus- gewanderte Handwerker haben ihn begründet, und der Verein hat alle Fährnisse, die ein Allern mit sich bringt, glücklich überwunden: seine Mitglieder versammeln sich jeden Sonnabend im Askanier. Vorsitzender ist Schneidermeister Iöns A n d e r s s o n. Ein Turn- und Sportverein ist Gymnastik-Föreningen. der unter Leitung von I I v e r s e n steht und seine Uebungen unter Leutnant v. Stedingk jeden Mittwoch in der Knesebeckstroße 24 abhält. Endlich gibt es noch eine„Deutsch -schwedische Vereinigung Berlin E. V.*, eine Schöpfung neuerer Zeit, in der aber das deutsche Clement über- wiegt. Ein in der Heimat, in Göteborg , erscheinendes, für die Ge- samtheit des Auslandsschweden berechnetes Blatt ist„Allsvensk Sämling*, das in Wort und Bild über die betreffenden Vorgänge in der ganzen Welt berichtet. Gjfizielle Vertretung. Da die schwedische Gemeinde außer ihren 699 Mitgliedern noch über 399 Adressen verfügt, kann die Zahl der gegenwärtig in Berlin sich aushallenden Schweden aus etwa 1299 geschätzt werden. Vor dem Kriege war sie höher, etwa 2999. Die offizielle Vertretung
liegt in den Händen des a. o. Gesandten und ber. Minister of W i r s 6 n: das Gesandtschaftspalais besindet sich Tiergartenstraße 36. Generalkonsul ist Dr. Louis Raven«: das Konsulat hat seine Bureauräume in dem bekannten Raoenäschen Geschäftshaus, Wall- straße 5/8. Die hier gewählle neutrale Lage ist jedenfalls für die Mehrzahl der Besucher angenehm. Ein Visum ist für den Besuch von Schweden nicht mehr nötig: für Arbeit oder eine Stellung An- nehmende ist jedoch besondere Erlaubnis nötig. Das Gesandtschafts gebäudc wie das Gemeindeonwesen sind schwedischer Besitz. SchweSische Kunst in Serlin. Professor Alfred G renander, Lehrer am Kunstgewerbe- museum, ist nicht mir seinen Schülern, sondern auch den kunst- sinnigen Berlinern durch manche schöne Schöpfung bekannt ge- worden. Daß die Heimat einer Jenny Lind aber vor allem Sänger und Sängerinnen abzugeben hat, beweist die ganz stattliche Liste der in Berlin von der Oper und von Konzerten her mit Aus- zeichnung genannten Künstler: Ingeborg H o l m g r e n, Ruth B e r g l u n d. Gustav Rödin, Martin O e h m a n— Mitglieder der Städtischen Oper—, Göta Ljungberg (Staatsoper), Sara Kvarn ström, Dagmar G u st a v s o n, Knut Olof Strand- b e r g. Sie sind natürlich gern gesehen in dem Gemeindehaus, wo für die Mitglieder Gelegenheit genug vorhanden ist, Musik zu hören. Berlins Ruf als Musikstadr erstens Ranges trägt dazu bei, immer neue Musikbeflissene und Musikstudierende in Berlin heimisch zu machen— ist doch das Reich der Töne dasjenige Kunstgebiet, das am leichtesten die nationalen Unterschiede vergessen macht. * Frühlingssonne liegt auf dem Rasen des Gartens in der Land- hausstraße— die nahe Mittagsstunde läßt auch hier draußen den Verkehr anschwellen, aber nur schwach dröhnt der Lärm in dieses Idyll hinein, das in jedem Winkelchen von der sorgfältigen Be- treuung Zeugnis ablegt. Eine Mutter hat sich mll ihrem Kinde auf der Steinumfassung eine» Weges niedergelassen— die Sonnen- strahlen umspielen die Gruppe. Auch dem flüchtigen Besucher wird die hier zugebrachte Stunde nicht so leicht aus dem Gedächtnis schwinden— um wieviel stärker werden die Eindrücke bei denen haften, die sich hier als Teilhaber eines Besitzes dünken dürfen, wie ihn nur der große Reichtum sich verschaffen kann.
vie Ehescheiüungsreform. In der gestrigen Sitzung der Vereinigung sozial- demokratischer Juristen referierte Genosse Rechtsanwall Dr. Kurt Rosenberg über die Ehescheidungsreform, welche gegen- wärtig den Reichstag beschäftigt. Er erörterte die Vorschläge welche die Parteigenossen der Reichstagsfraktion in dieser Beziehung ge- macht haben, und dre im wesentlichen darauf hinausgehen, eine Scheidung der Ehe auch dann zu ermöglichen, wenn ohne V e r- schulden eines Teiles eine Zerrüttung des ehelichen Lebens vor- liegt, die ein« rechte eheliche Gemeinschaft ausschließt. Entsprechende Resormbestrebungen machen sich zurzeit auch in vielen anderen Ländern gellend und haben dort bereit» ihren gesetzgeberischen Niederschlag gefunden. Genosse Rosenberg verwies insbesondere auf die neuere Gesetzgebung der skandinavischen Staaten, die von einem fortschrittlichen Geiste erfüllt ist und uns sti vielen Beziehungen als Vorbild dienen kann. Er besprach dann die mit der Ehescheidung zusammenhängenden Fragen, die Regelung der Vermögensverhäll- nisse, der Unterhaltspflicht und die Verteilung der Kinder; endlich auch die Fragen, die sich bei der Ehescheidung von Aus- l L n d e r n ergeben, wobei er sich auf den Standpunkt stellte, daß es am besten wäre, in solchen Fällen regelmäßig nach deutschem Recht zu entscheiden. In der D i s k u s s t o n sprachen die Genossen Solling , Rechtsanwalt Siegbert Lövy, Bendix, Rüben und andere sowie Fräulein Rechtsanwalt Dr. Münk, die als Gast anwesend war. Es wurde hierbei namentlich Gewicht auf die Rege- lung der Unterhaltsfrage gelegt, die gerade bei Scheidung von Proletarierehen die Hauptrolle spielt. Hierbei stellten sich die Redner größtenteils auf den Standpunkt, daß die Regelung am besten nach billigem Ermessen zu erfolgen habe, und daß bei Gehalts- Pfändungen dem Ehemanne wenigstens ein Teil seines Einkommen» belassen werden müsse, was nach dem gegenwärtigen Gesetz nicht der Fall ist. Auch die Frag« des ehelichen Güterrechts wurde besprochen, und es wurde die Einführung des Gütersystems der Errungen- schaftsgemeinschast befürwortet. Für das Verfahren in Ehesachen
Sif. Das Weib, das den Mord beging. 81 Roman voa Arih Reck-ZIlalleczewea. Ein Windstoß fährt in diesem Augenblick durch die offen gebliebene Haustür den Gang hinauf, und es ist zu bemerken, daß die kleine Sif in diesem Augenblick von irgend etwas, was sie nicht kennt, gezwungen wird, der heruntereilenden Person nachzuschauen. Sie sieht, als eben diese Person schon den Gang durcheilt, daß es eine Frau ist, sie sieht im Licht- fel der draußen brennenden Laterne das, was ihr irgend- welche peinliche Erinnerungen an etwas schon halb Wer- gessenes weckt: daß nämlily diese Frau in der Hand«in sonderbares Ding, ein Halsband oder einen Rosenkranz . schwenkt, und daß serner diese Frauensperson, als sie die La- terne am Ausgang passiert und um die Ecke biegen will, im allerhöchsten Maße ihr selbst, Robbys angetrauter Gattin, ähnlich sieht. Es ist zu bemerken, daß diese Begegnung, die in den Akten der kleinen Sif mit Fug und Recht als zufällige Aehn- lichkeit, oder, wie die anderen seltsamen Begleitumstände dieser Geschichte mitleidig als Ausgeburten der Erregung oder gar als trübe romantische Erfindung abgetan wird... es ist zu bemerken, daß diese gleich darauf um die Ecke verschwun- dene Erscheinung sie eine ganz kurze Weile auf der Treppen- mitte festhält. Dann ist es die feit d«m Moabiter Zwischen- fall krampfhaft gesteigerte Entschlußkraft, das Grauen und das unbändige Verlangen nach Menschennähe, die sie die Treppe hinaufpeitschen und mit voller Kraft an dem Draht- klingelzug der Witwe Grandsean zerren lasten, daß innen sich ein ganzes Armsünderläuten in Bewegung setzt. Schritte schlurfen innen, ein Auge wird sichtbar an dem Guckloch. Dann wird die Tür. die direkt in den Raum führt, von einer kleinen, verhutzelten Person mit spärlichem, an dem Schädel geöltem Haar ge- öffnet... die Witwe Grandsean hat es nicht der Mühe für wert befunden, die horngefaßte Lupe aus dem Auge zu nehmen bei dieser Manipulation. Ein warmes, höchst gemütliches Zimmer mit Bieder- meiertapeten und den Silhouetten einer längst verschollenen Studentengeneraiion an den Wänden: offensichtlich der ein- zige Raum in dieser Etage des engbrüstigen, wunderlichen Kaufes. Ohne den Gruß ihres Gastes zu erwidern, schlurft
die Witwe Grandjean hinter die Lette zurück, beugt sich über den Tisch, kramt in all den Etuis, den Zetteln, den blitzenden Dingen, beginnt, ohne dem Gast sonderliche Aufmerksamkeit zu schenken, ein großes Perlenhalsband zu beäugen... es ist zu bemerken, daß gerade über ihrem Kopfe an der Wand aus einer schwarzen Plakette, umgeben von all diesen buntbebän- derten Vandalen und Arminen ein silbergepreßler Engel mit der Devise„Gott mit dir" gen Himmel fährt. „Guten Abend," wünscht die kleine Tis noch einmal, und dann sagt sie freundlich, daß die alte Dame eigentlich viel Mut beweise, hier allein zu bleiben mit all den Schätzen da. Als Antwort, ohne im übrigen ein Wort zu sprechen, starrt die Alte, die Lupe als wunderliches Monokel noch immer im Auge, ihren Gast eine kleine Weile an, wobei sie den zahnlosen Mund aufklappt, greift unter die Lette und legt einen Revolver auf den Tisch. Es ist eine altmodische gewaltige Donnerbüchse, eine von jenen Waffen, mit denen man den Gegner am sichersten trifft, wenn man, statt zu schießen, damit nach ihm wirft... ja, es ist aber zu bemerken, daß der Anblick dieser Waffe, die Lupe im Auge und vielleicht selbst der silbergepreßte Engel an der Wand doch vielleicht manches beiträgt zur weiteren Entwick- lung der Dinge. „Sind Sie taub?* fragte die kleine Sif etwas gereizt. „Reden Sie nicht lange," sagte die Mtwe Grandjean, „und geben Sie rasch her." Die kleine Sif wird rot.„Morgen," denkt Sif,„morgen abend wird Robby kommen." Damit gibt Sif her, was sie gebracht hat. Die Alte nimmt die Schätze, geht gar nicht sanft damit um... Ohrringe und Kette fliegen sofort mit einem ver- ächtlich durch die Nase gestoßenen Laute der Ablehnung zurück. Die kleine Sif sieht, während die Alte wiegt, die Devise „Gott mit dir", sie denkt an Maria stricknadeldurchbohrtes Herz, an den Christus auf dem Leichenwagen und den auf dem Schwurgerichtstisch, der nach den Informationen des Schwagers Lex nicht gestorben ist für die Sohnesmörderin, sie fragt sich, wie viele Male ihr dieser Gott wohl begegnet sein mag an diesem Tage. Und dann sieht sie. wie die Alte wieder wiegt und rechnet und vor sich hermurmelt... ach Gott, sie selbst ist es ja. deren Schicksal da gewogen wird... ach Gott, ja, erbarm« dich endlich um diese große Not... Da sie es einfach nicht ertragen kann, dieses Rechnen zu beobachten, so sieht sie sich das auf dem Tisch liegende Perlen- kollier an, denkt daran, wer es wohl getragen haben mag vor
zehn Jahren, streichelt über die kühlen Perlen, träumt sie an den eigenen Hals, nimmt sie in die Hand... Inzwischen ist die Alte fertig:„Gelump," sagt die Alte und stößt verächtlich durch die Nase, der Schlangenring fliegt über die Lette zu Sif zurück... Die kleine Sif hat noch immer das Kollier in der Hand, sie versteht da einfach nicht:„Von meinem Vater," sagt die kleine Sif,„wenn Sie gütigst erlauben... ich möchte.., ich hatte gern.. Die Alte faucht sie an:„Was wollte sie gern, he? Gelump. sage ich, ha..." wieder faucht sie durch die Nase, fixiert die kleine Sif durch die Lupe und hat plötzlich entdeckt, daß sie noch immer das Kollier in der Hand hält. „Die Perlen," schreit die Alte,„wollen Sie gefälligst..." Und vielleicht, wenn diese Lupe nicht gewesen, und. von dem Engel ganz abgesehen, dieser verfluchte drohende Schieß- prügel auf dem Tisch und dieser verächtliche Laut... Ja, wenn... So aber ist es geschehen, daß das weiche Kindergesicht der kleinen Sif, als die Alte wahr und wahrhaftig nach der Waffe greift, hart wird und beinahe grausam... so hart und grausam, wie in dem Augenblick, als sie das Hündchen Biicky zum Tode brachte. „Gott mit dir," schreit plötzlich die kleine Sif und weiß nicht, was sie tut, und sieht nur Feuerfunken vor sich stieben über«in grünes Gesichtsfeld und hat die Augen weit auf- gerissen und hat die Alt« an der Kehle... dort, wo die Hals- schlagadern sitzen und man den Lebensstrom abdämmen kann mit einem einzigen Griff. Ich will durchaus nicht entscheiden, welche Macht diese Hand so führt, daß die Finger diese Stelle gerade erfassen. Ich habe nur zu berichten, daß die Alte ohne Laut zusammen- fällt wie ein leerer Schlauch. „Gott mit dir," schreit sie noch einmal und schleudert die Witwe Grandjean zurück, daß sie mit dem Kopf gegen die Wand schlägt. Was ührigens bei diesem federleichten Körper ohne sonderliches Geräusch vor sich geht. Die kleine Sif atmet tief auf mit einem merkwürdigen Schnarchlaut, wie man ihn von ungezähmten Steppenstuten hören kann, die ihr Füllen bedroht glauben. Dann geht sie aus dem Zimmer> Es ist ihr im Augenblick noch ganz unbekannt, daß sie, während sie die Treppe hinabläuft, dos Perlenkollier in der Hand schwenkt... so schnell, daß man es bei der Geschwindig- feit der Bewegung halten kann., (Fortsetzung folgt-!