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Nr. 152 44. Jahrgang

3. Beilage des Vorwärts

Donnerstag, 31. März 1927

DEUTSCHE BANK.

Geschäftsbericht für das Jahr 1926.

Das Jahr 1926, das sieben undfünfzigste Geschäftsjahr der Deutschen Bank, hat in seinen ersten Monaten die Krisis, die im zweiten Halbiahr 1925 eingesetzt hatte, auf ihrem Höhepunkt gesehen, aber im weiteren Verlauf viel rascher überwunden, als erwartet werden konnte. Die Anzahl der Konkurse und Geschäftsaufsichten sowie der Wechselproteste bezeichnen den Verlauf:

im Januar

Februar

99

März

"

29

April

29

Dezember

Konkurse und

Geschäftsaufsichten Wechselproteste

3645

3.571

29 346 20 764

3.352

18 360

2 225 555

11983 3602

Im Rückblick zeigt sich deutlich, daß die Krise nicht auf Konjunktur­veränderung beruhte, sondern eine vorwiegend durch psychologische Einflüsse beschleunigte und daher unter besonders heftigen Begleiterscheinungen sich abwickelnde Phase in der Deflation darstellt, die unsere Wirtschaft seit der Stabilisierung durchzumachen hat. Die Wendung zum Besseren mußte ein­treten, sobald das Mißtrauen in die weitere Entwicklung wieder schwand. Es ist schwer zu entscheiden, ob die günstigere Gestaltung der Au Ben­politik, insbesondere die Räumung der Kölner   Zone von fremder Be­satzung und die Anmeldung zum Völkerbund, oder ob rein wirt­schaftliche Faktoren mehr dazu beigetragen haben, um Vertrauen wieder­zuerwecken. Die gute Ernte des Jahres 1925 machte Getreide- Import zunächst fast entbehrlich, und die verminderte Lagerhaltung, nicht so sehr in der Indusrie als in allen Handelsbetrieben, großen und kleinen, wirkte sich in geringerer Einfuhr von Rohmaterial aus, so daß die monatlichen Ausweise der Handelsbilanz ungewohnt günstige Ziffern brachten. Die Einwirkung auf den Geldmarkt, der überdies auch unvermindert Zuflüsse aus dem Auslande erhielt, machte sich rasch fühlbar und ermöglichte der Reichsbank, schon im Januar den Diskontsatz auf 8% zu ermäßigen. Noch eindrucksvoller war die von der Deutschen Bank angeregte Gewährung eines Agrarkredits von 300 Millionen Reichsmark seitens der Golddiskontbank, der dem Landwirt zu 7% zur Ver­fügung gestellt wurde; die erste deutliche Zinssenkung auch für langfristigen Kredit.

Die Konzentrationsbewegung in der Industrie nahm ihren Fortgang, erleichtert durch die Ermäßigung der Fusionssteuer. Schon am 14. Januar wurde die Vereinigte Stahlwerke Aktiengesellschaft  , zunächst als Studiengesellschaft, gegründet.

Die Rohstahlerzeugung von 791 000 to im Januar wachs auf 977 000 to im Juni, also um 23%%. Die Wagengestellung der Reichsbahn hat sich von 101 800 arbeitstäglich im Januar auf 116 200 im April und 121 200 im Juni erhöht. Die Einnahmen der Reichsbahn aus dem Güterverkehr stiegen von 180,9 Millionen RM im Januar auf 225,6 Millionen RM im Juni.

An der Börse, die seit Neueinführung des Zeithandels sich wieder zu einem zuverlässigen Wirtschaftsbarometer entwickelt, war die Krise in einem beispiellosen Tiefstand zum Ausdruck gekommen; die Börse hat auch als erste auf diese Besserungsmomente reagiert. Der durchschnittliche Kursstand der Aktien hob sich vom Januar ab ständig bis zum Juli um weit mehr als 50%.( Gegen Jahresschluß beträgt der Durchschnittskurs der an der Berliner Börse   gehandelten Aktien nach einer im Dezember von uns vorgenommenen Berechnung 216%, wenn man das Ausgangsniveau zu Jahresanfang mit 100% annimmt.) Mit Ende des ersten Halbjahres konnte sonach die Krise für über­wunden gelten, noch ehe sich die Folgen des englischen Kohlenstreiks in unserer Wirtschaft bemerkbar machten.

Dagegen haben die Auswirkungen des siebenmonatigen englischen Streiks wie auch in anderen Exportländern unser ganzes Wirtschaftsleben im zweiten Halbjahr um so stärker beeinflußt. Sie haben in erster Linie die Kohlenindustrie von der Bindung ihrer Betriebsmittel in übergroßen Halden­beständen befreit und einen Ueberschuß der Kohlenausfuhr im Werte von 805 Millionen RM( gegen 238 Millionen RM im Vorjahre) ermöglicht. In zweiter Linie wurde unserer Eisenindustrie unerwartete Beschäftigung infolge. des Ausfalls englischen Exports zugeführt. Bei der großen Bedeutung der Kohlen- und Eisenindustrie für das ganze Wirtschaftsleben wirkte sich die gute Beschäftigung natürlich auch mehr oder weniger auf alle anderen Er­werbszweige aus, so daß am Jahresschlusse im allgemeinen ein unverkennbar wachsender Antrieb der wirtschaftlichen Tätigkeit festzustellen ist.

180,9

1926 Januar Juni Dezember Rohstahlerzeugung in Tonnen 791 000 977 000 1 303 000 Tages- Wagengestellung der Reichsbahn in Stück 101 800 121 200 139 300 Einnahme aus Güterverkehr in Mill. RM 225,6 266,7 Hatte die Anmeldung zum Eintritt in den Völkerbund schon im Inlande einen Eindruck hervorgerufen, der für die Ueberwindung der Krise von größter Wichtigkeit war, so hat international die endgültige Aufnahme Deutschlands   eine Stimmung ausgelöst, die es ermöglichte, über den Gedanken nationaler Zusammenschlüsse hinaus auch mit dem Auslande Produktions-, Absatz- oder Preisvereinbarungen zu treffen. Zwischen deutschen und aus­ländischen Einzelunternehmungen gleicher Art kam es auf Grund einseitiger oder gegenseitiger Kapitalbeteiligung oder nur durch Vertragsverhältnis zu enger Zusammenarbeit; so z. B. in der Kunstseiden- Industrie, in der Röhren­fabrikation und im Textilgewerbe. Viel wichtiger waren aber die Verein­barungen von Industrie zu Industrie. Zehn internationale Kartelle und Syndi­kate, die fast alle erst in den letzten vier Monaten des Jahres zum Abschluß kamen, sind wichtige Etappen auf dem Wege zu internationaler Wirtschafts­solidarität.

Dem gleichen Ziele, Abschließungstendenzen zu bekämpfen und den Güter­austausch zu fördern, dienten die Zusammenkünfte des deutsch  - französischen Verständigungskomitees und die Besprechungen englischer und deutscher Wirt­schaftsführer in Romsey  , sowie das im Oktober veröffentlichte internationale Wirtschaftsmanifest, die Arbeit der Internationalen Handelskammer und die Vorbereitung der Weltwirtschaftskonferenz. Der Abschluß von Handelsver­trägen Indessen hat den erwünschten Fortgang nur teilweise erfahren; mit Frankreich  , Polen   und anderen für uns wichtigen Ländern ist man über das Verhandlungsstadium noch nicht hinausgekommen.

Erfolg oder Mißerfolg dieser vielfachen Bemühungen werden auf die Fortsetzung und Andauer der gegenwärtigen Wirtschaftsbesserung von aus­schlaggebendem Einflusse sein. Unser Außenhandel zeigt zwar mit RM 9951 Mill. Einfuhr und RM 9818 Mill. Ausfuhr anscheinend ein recht befriedigendes Bild. In Zukunft aber kann mit einer Drosslung der Einfuhr wie im abgelaufenen Jahre kaum gerechnet werden. Die Ernte des Jahres 1926 war unbefriedigend. Es wurden geerntet:

Roggen

Weizen

Kartoffeln

64,0 Millionen dz gegen 80,6 Millionen dz im Vorjahre

6

B

25,9

"

32,1

9

99

99

O

303,3

99

99

417,1

99

99

97

99

Ein Mehr nur zeigt der Ertrag an Hafer 63,2 Millionen dz gegen 55,8 Millionen dz im Vorjahre. Für den Landmann ist das Mindererträgnis durch höheren Preis teilweise ausgeglichen worden, volkswirtschaftlich bleibt der Ausfall bestehen und wird im laufenden Jahre zu höherer landwirtschaftlicher Einfuhr nötigen. Auch die Verminderung in der Lagerhaltung von Ware aller Art wird gelockert werden, sobald die sinkende Tendenz der Preise, wie sie im abgelaufenen Jahre zu verzeichnen war, wieder einmal ins Gegenteil umschlägt. Die Aus­fuhr zeigt durch Zufallsgewinn( Kohle) günstige Ziffern, die Ausfuhr von Fertigwaren, also der Export an Material gebundener deutscher Arbeit hat indessen im Verlauf des Jahres 1926 keine nennenswerte Zunahme erfahren. Gerade dieser Posten aher wird in Zukunft entscheidend sein für die Er­füllungsmöglichkeit des Dawes-Planes und wichtig für die Beschäftigung der 1% Millionen Arbeitslosen.

So vielen Arbeitswilligen, die zum Teil durch Rationalisierung der Be­triebe und durch technischen Fortschritt beschäftigungslos geworden sind. Betätigung zu schaffen, stellt wohl das wichtigste Problem unserer Wirtschaft dar. Aus diesem Gesichtspunkte haben wir 1925 den kurzfristigen 100- Mil­lionen- Kredit für Industrieexport nach dem für Deutschland   besonders wich­tigen russischen Absatzgebiet vermittelt, und im abgelaufenen Jahre im Verein mit anderen Banken und Bankiers die Industriekredite eröffnet, die für den längeren 300- Millionen- Kredit nötig waren.

Durch vermehrten Außenhandel wird die Arbeitslosigkeit freilich im besten Falle gemildert werden, in der Hauptsache kann nur die Belebung des Inland­marktes Heilung bringen.

Die Konsumsteigerung in dem Maße, wie sie hierzu nötig ist,| Ersparnisse sind, soweit es sich um Tarifangestellte handelt, durch die uns kann durch Preissenkungen, so erwünscht sie auch sind, allein nicht bewirkt werden. Sie hängt neben der Lohn- und Einkommenshöhe sehr stark vom Vermögen ab. Der Wohlhabende kann sein Einkommen aufzehren der Unvermögende muß sparen. Die richtige Wertung der Substanz unserer Wirtschaft ist daher von größter Wichtigkeit. Für die zeitweilig sehr unterwerteten Anlagen unserer Industrie ist die Berichtigung durch die stark verkannte aber volkswirtschaftlich ungemein förderliche Tätigkeit der Börse im vergangenen Jahre erfolgt; für den landwirtschaftlichen und städtischen Grundbesitz steht sie noch aus. Fortdauer der Zwangswirtschaft und Ueberbesteuerung, die ja auf unser ganzes Wirtschafts­leben drückt, den Grundbesitz aber besonders hart trifft, wirken der Besserung entgegen.

Die Zunahme der Verschuldung Deutschlands   an das Ausland dürfte kaum mehr betragen als die rund 700 Millionen RM, um die die Reichsbank ihren Gold- und Deckungsdevisenbestand vermehren konnte. Zwar wurden etwa 1,6 Milliarden Reichsmark langfristiger Anleihen im Auslande aufgenommen, sie dienten aber zum Teil der Abtragung kurz­fristiger Auslandsverpflichtungen; dem Rest steht eine wachsende Ausfuhr deutscher Ware auf Kredit gegenüber.

Bedeutet für unsere Gesamtwirtschaft das Jahr 1926 alles in allem einen erheblichen Schritt auf dem Wege zur Gesundung, so kann das für das Bankgeschäft nur mit starker Einschränkung gelten. Der Ertrag ist zwar über Durchschnitt gut gewesen, seine Zusammensetzung ist aber un­gleichmäßig und nicht erfreulich.

Das Zinserträgnis ist stark zurückgegangen und ebenso die aus dem Kontokorrentgeschäft stammenden Provisionen. Der Geldmarkt war während des ganzen Jahres überreichlich mit Mitteln versehen, die wegen ihrer Kurz­fälligkeit für das Kreditgeschäft nicht verwendet werden konnten, oft über­haupt unverwendbar blieben, die aber auf die Zinshöhe drückten und die Reichsbank Zu mehrmaliger Ermäßigung des Diskontsatzes veranlaßten. Während im Vorjahre die ganze Zunahme der bei den Banken angelegten Gelder zur Erhöhung der Barkredite verwendet wurde, steht im abgelaufenen Jahre einer Zunahme der Kreditoren bis Ende Oktober von rund 1230 Mil­Honen RM bei den Banken, die Zweimonatsbilanzen veröffentlichen nar eine Zunahme der Debitoren um rund 520 Millionen RM gegenüber. Daraus darf keineswegs geschlossen werden, daß die Banken das Kreditbedürfnis in minderem Maße befriedigt hätten, es hat vielmehr eine Verschiebung im Schuldnerbestande stattgefunden, die es den Banken gestattete, ohne Kredit­gesuche ihrer Kundschaft ablehnen zu müssen, ihre Liquidität aufzubessern. Große Industrieunternehmungen, denen die Banken sehr bedeutende Beträge ohne Deckung vorgeschossen hatten, nahmen vielfach Auslands- oder Inlands­anleihen auf, mit deren Ertrag sie ihre Bankverpflichtungen ablösten; die ein­gehenden Gelder konnten anderen Kreditsuchenden zur Verfügung gestellt werden, und es bedurfte darüber hinaus nur eines Teils des Einlagen­zuwachses, um allen berechtigten Kreditansprüchen zu genügen. Wenn in den Bankbilanzen das Verhältnis der ungedeckten Debitoren zu den gedeckten eine auffällige Verschiebung zeigt, so ist das, mögen unliebsame Erfahrungen der Krise auch noch mitgewirkt haben, in der Hauptsache dieser Debitorenumschichtung zuzuschreiben.

aus

Die ungewöhnlich starke Versorgung des Geldmarktes mit Beträgen auf kürzeste Frist oder zur täglichen Verfügung ist Folge der allgemeinen Lagerverminderung, die in Erwartung von Preissenkungen und um Zinsen zu sparen vorgenommen wurde. Aus den kleinen Betrieben flossen die frei­gewordenen Gelder in die Sparkassen, deren Einlagezunahme von Mil­liarden RM die anzunehmende Sparkraft sicherlich übersteigt, aus den mitt­leren und großen in die Banken. Die Lagerverminderung ist auch die Ur­sache, daß trotz Geschäftsbelebung der Wechselumlaut nicht zugenommen hat. Ein erheblicher Teil solcher nur augenblicklich überflüssigen Betriebs­mittel suchte aber auch den Anlagemarkt auf, in der. Annahme, daß die er­wartete fortschreitende Zinssenkung eine wenn auch nur vorübergehende Anlage in öffentlichen Anleihen, Pfandbriefen und Industrie- Obligationen lohnender gestalten werde als die Unterhaltung von Bankguthaben.. Ins­besondere dürfte ein Teil der Mittel, die durch Auslandsanleihe hereingebracht wurden, solche Verwendung gefunden haben. Dadurch ist der inländische Markt der Anlagewerte über Gebühr aufgebläht worden. Eine Beanspruchung des Kapitalmarktes von mehr als 3% Milliarden RM für festverzinsliche Werte ( davon entfallen allein 1% Milliarden auf Schuldverschreibungen der Grund­kreditanstalten) neben fast 1 Milliarde RM für Bank- und Industrie- Aktien übersteigt bei weitem den Betrag, der aus Ersparnissen der Emissionstätigkeit zur Verfügung stehen kann. Im Jahre 1913 hatten die Emissionen im Ganzen nur eine Höhe von Milliarden Mark erreicht.

Dem Bankgeschäft hat die Aufnahmewilligkeit des Publikums für Wert­papiere aller Art im Emissionsgeschäft sowohl als im Börsenhandel guten Nutzen gebracht. Das wachsende Börsengeschäft hat auch ermöglicht, einen Teil der kurzfälligen Gelder in Reports auf Halbmonatsfrist lohnend an­zulegen. Für den Rückgang im Zinsertrage und an Kontokorrentprovision wurde dadurch Ersatz erzielt; nichts ist aber getan worden, um einen Aus­Igleich für die Zeit zu schaffen, wo Effekten- und Konsortialgewinne wieder abnehmen oder gar versiegen. Die Unkosten stehen noch immer in ungesundem Verhältnis zum Bruttogewinn. Die Kon­zentration in der übrigen Wirtschaft, die sich schon äußerlich in einer Ab­nahme der Zahl der Aktiengesellschaften von 17 074 Ende 1924 und 13 010 Ende 1925 auf 12 392 am 31. Oktober 1926 ausdrückt, hat sich auf das Bank­geschäft noch nicht merklich übertragen. Zwischen öffentlichen Banken und Sparkassen einerseits und den privaten Banken und Bankiers andererseits ist eine Vereinbarung über die Geschäftsabgrenzung noch nicht zustande ge­bracht worden. In einem weniger ertragreichen Jahre wäre diesen für die Zukunftsentwicklung so wichtigen Punkten vermutlich mehr Eifer gewidmet

worden.

Die Aufnahmefähigkeit des inländischen Effektenmarktes für Neu­emissionen von Aktien, für die er in der ersten Hälfte des Berichtsjahres nur wenig in Anspruch genommen war, veranlaßte uns, die ursprünglich zur Einführung im Auslande bestimmten RM 40,000,000 Aktien unserer Bank dem Inlandsmarkt zuzuführen und unter Einräumung eines Bezugsrechtes für unsere Aktionäre an den deutschen Börsen zur Einführung zu bringen. Aus dieser mit Erfolg durchgeführten Transaktion ist unserer Reserve ein Betrag von RM 15,316,904 zugeflossen.

Die Deutsche Bank hatte am 31. Dezember 1926 an 176 Plätzen Niederlassungen. Daneben wurden 101 Stadt- Depositenkassen unter­halten, von denen 37 auf Berlin   entfielen. Im Laufe des Berichtsjahres haben wir 8 kleine Niederlassungen geschlossen.

Unsere Filialen im Inland und Ausland haben befriedigend ge­arbeitet.

Die Zahl der Konten beträgt am Ende des Berichtsjahres 338 686 gegenüber 332 183 am Ende des Vorjahres. Die Steigerung erscheint geringer, als sie tatsächlich ist, weil im Laufe des Jahres die Zahl der Konten in fremden Währungen erheblich zurückging. Nichtsdestoweniger ist der ziffermäßige Anteil der auf den Währungs- Konten vorhandenen Salden, in Reichsmark um­gerechnet, an den in unserer Bilanz ausgewiesenen Forderungen und Ver­pflichtungen immer noch ein recht beträchtlicher. Er stellt sich bei den Schuldnern auf ca. 27% und bei den Gläubigern auf ca. 23%.

Die Umsätze sind auf RM 165 282 051 000 gestiegen. Mit dieser Ziffer haben sie die Höhe der Vorkriegsumsätze unseres Instituts( einschließ­lich der inzwischen aufgenommenen Banken) noch nicht voll erreicht. Dies ist ausschließlich auf den Fortfall der Umsätze unserer früheren Londoner  und Brüsseler Niederlassungen zurückzuführen, hinter deren Umsätzen die unserer Amsterdamer Filiale noch wesentlich zurückbleiben. Bei unseren deutschen Niederlassungen sind die Umsätze der Vorkriegszeit bereits über­schritten.

Wenn hierbei berücksichtigt wird, daß der Durchschnittsbetrag der den Umsätzen zugrunde liegenden Buchungsposten erheblich geringer Ist als in der Vorkriegszeit, so ergibt sich, daß die aufgewer.dete Arbeitsleistung im verflossenen Jahre eine ungleich größere war wie früher. Beispielsweise stellt sich der Durchschnitt der In 1926 bei unserer Zentrale eingereichten Wechsel und Schecks auf RM 952 gegen M 3213 in 1913. Die Anzahl der Buchungsposten im Kontokorrent beläuft sich auf mehr als das Doppelte der Vorkriegszeit.

Der Personalbestand ist im Geschäftsjahre weiter verringert worden, nämlich auf 14 800 Köpfe gegenüber rund 16.000 am Ende des vorletzten Geschäftsjahres. Die durch den Abbau im Geschäftsjahre erzielten

im Wege der Verbindlicherklärung im Februar 1926 auferlegte Tariferhöhung fast völlig ausgeglichen worden, die zu Weihnachten 1926 gewährte Sonder­zahlung ungerechnet. Der Abbau kann nunmehr im großen und ganzen als beendet betrachtet werden, obwohl unser Personalbestand auch heute noch etwa 31% höher ist als Ende 1913. Erfreulich ist, daß die Zahl der erwerbs­losen Bankangestellten trotz der umfangreichen Entlassungen, die der Ge­schäftsrückgang im Bankgewerbe seit Beendigung der Inflation notwendig machte, nur gering ist. Bei dem Kampf um die Arbeitszeit ist dringend zu wünschen, daß der besonderen Eigenart des Bankgeschäfts weitestgehend Rechnung getragen wird. So wenig im Bankgewerbe auf Mehrarbeit bei stoßweise steigendem Geschäft verzichtet werden kann, so sehr halten wir es für unsere Pflicht, in stilleren Zeiten die Angestellten auch schon vor Ab­leistung der achtstündigen Arbeitszeit den Tagesdienst beenden zu lassen. Die Ausbildung unseres Nachwuchses, insbesondere der Lehrlinge, deren Zahl allerdings nur einen Brachteil, bei unserer Hauptniederlassung z. B. 25%, der tariflich zulässigen beträgt, sehen wir als eine besonders wichtige Auf­gabe auf dem Personalgebiet an und haben sie durch erweiterte Abhaltung von Unterrichtskursen in Kurzschrift, fremden Sprachen sowie durch Ver­anstaltung von banktechnischen Vorträgen gefördert. Die bestehenden Sport­vereinigungen haben sich erfreulich entwickelt; die Spielplatzanlagen in Berlin  sind erweitert worden. Auch unsere Niederlassungen wenden der Förderung der körperlichen und beruflichen Ausbildung ihrer Angestellten in erhöhtem Maße ihre Aufmerksamkeit zu. In den Erholungsheimen Johannaberg" und ,, Sellin  " haben im Geschäftsjahre 592 Beamte an 12 079 Tagen kostenlose Unterkunft und Verpflegung erhalten. Außerdem haben 218 Kinder von Angestellten in den Wintermonaten für die Dauer je eines Monats in Johanna­berg" Aufnahme getunden.

Zu den einzelnen Positionen der Bilanz und der Gewinn- und Verlust- Rechnung bemerken wir folgendes:

Die Nostroguthaben bei Banken und Bankfirmen bestehen auch diesmal zum weitaus größten Teil aus Auslandsguthaben. Die Vorschüsse auf Waren und Warenverschiffungen enthalten lediglich die mit dem Außenhandel zusammenhängenden Kredit­gewährungen.

Unter Reports and Lombard- Vorschüsse sind neben der Geldanlage im Termingeschäft für fremde Rechnung nur die börsenmäßig gegen Wertpapiere auf nahen festen Termin gegebenen Lombard- Darlehen verbucht. Dagegen erscheinen die zu wirtschaftlichen Zwecken oder un­hefristet gegen Effektendeckungen gewährten Kredite unter Schuldner in laufender Rechnung".

Unser Bestand an Eigenen Wertpapieren hat sich bilanzmäßig gegen das Vorjahr von 15 Millionen auf 30 Millionen Reichsmark erhöht; die Vermehrung ist in der Hauptsache dadurch entstanden, daß wir einen Teil unserer verfügbaren Mittel in festverzinslichen Werten,- wie öffentliche Anleihen und sonstige bei der Reichsbank beleihbare Wertpapiere, angelegt haben.

-

Auf dem Konto Beteiligung an Gemeinschafts- Unter­nehmungen wurden im Laufe des Berichtsjahres eine Reihe von Ge­schäften, darunter auch ältere, mit gutem Nutzen abgewickelt. Wir konnten uns andererseits teils führend, teils mitwirkend in erheblichem Maße an neuen Geschäften beteiligen.

In den Dauernden Beteiligungen bei anderen Banken sind keine wesentlichen Veränderungen eingetreten. Das Erträgnis stellt die Einnahme aus den Dividenden des Jahres 1925 dar. Bei der Deutschen Ueberseeischen Bank, die für das Jahr 1925 eine Dividende von 7% verteilte, ist auch für das verflossene Geschäftsjahr trotz des sich immer mehr verschärfenden Wettbewerbs mit einem befriedigenden Ergebnis zu rechnen. Von den unseren Schuldnern in laufender Rechnung gewährten Krediten sind 31,5% ungedeckt. Die restlichen 68,5% sind zur ungefähren Hälfte durch börsengängige Effekten und zur anderen Hälfte durch sonstige Sicherheiten gedeckt. Dieses Deckungsverhältnis hat sich gegenüber der Vorkriegszeit wesentlich verschoben. Der Betrag der ungedeckten Kredite stellte sich damals auf nur ungefähr 20%, dem 80% gedeckte Debitoren gegenüberstanden, für die zu 55% Deckung in börsengängigen Effekten bestellt war.

Auf den Konten Bankgebäude und Sonstiger Grund­besitz haben wir bereits in der Bilanz eine Abschreibung von rund RM 1,000,000 vorgenommen, wonach sich der Buchwert unserer Immobilien auf RM 49,000,000 stellt. Zur weiteren Abschreibung auf unseren Grund­besitz schlagen wir der Generalversammlung vor, RM 3,000,000 aus dem Reingewinn zu verwenden.

Der Anteil der Ausländer an der Gesamtsumme der Gläubiger in laufender Rechnung ist prozentual der gleiche wie im Vorjahre und stellt sich auf rund 25%.

Die Zins- Erträgnisse aus dem Vermögen des Dr. Georg von Siemens- Wohlfahrtsfond wurden zur Zahlung von Pensionen und Beihilfen verwandt. Die Einkünfte reichen aber bei weitem nicht zur vollen Bestreitung der für diese Zwecke erforderlichen Aufwendungen aus, die zum größten Teil dem Unkosten- Konto zur Last gefallen sind. Wir schlagen deshalb vor, den Fond durch eine Zuwendung in Höhe von RM 1,144,537.40 aus unserem Reingewinn auf RM 6,000,000 zu erhöhen.

Die aus dem Kreditgeschäft vereinnahmten Zinsen und Pro­visionen sind durch die wiederholt vorgenommenen Herabsetzungen der Bedingungen hinter den Erträgnissen des Vorjahres zurückgeblieben. Bei den Provisionen hat ein Ausgleich durch höhere Eingänge aus dem Effekten­Kommissionsgeschäft stattgefunden.

Einschließlich des Vortrags aus dem Jahre 1925 von RM 1,508,184.90 und nach Vornahme der Abschreibungen auf Bankgebäude. Sonstiger Grundbesitz und Mobilien von insgesamt RM 1,370,427.71 beläuft sich das Erträgnis des Jahres 1926 auf RM 26,444,084.03 Hiervon erhalten zunächst die Aktionäre 4% Divi­dende auf RM 150,000,000( nach§ 33b der Satzungen) Von den verbleibenden beantragen wir,

der Reserve zwecks Erhöhung auf RM 75,000,000 dem Dr. Georg Von Sie­ mens  - Wohlfahrtsfond

zu überweisen und

RM 4,683,096.­

99

1,144,537.40

als Sonder Abschreibung auf unseren Grundbesitz zur Herabminderung des Buchwertes auf RM 46,000,000.

zu verwenden.

SP

6,000,000.-­

RM 20,444,084.03

..3,000,000.­

99

8,827,633.40

Von dem übrigbleibenden Betrage von abzüglich RM 1,939,031.28 Vortrag auf neue Rechnung erhält( nach§ 33d der Satzungen) der Aufsichts­rat

Wir schlagen vor, von den restlichen

6% Superdividende auf RM 150,000,000 mit zu verteilen und den Ueberschuß von

auf neue Rechnung vorzutragen. Es würde demnach erhalten

.

Jede Aktie von nom. RM 60.-: RM 6.­

RM 11,616,450.63

99

677,419.35 RM 10,939,031.28

"

9,000,000.­RM 1,939,031.28

59

SP

"

"

99

99

99

99

100.­120.-:

DS

.10.­

12.

= 10% Dividende.

97

99

55

500.­

99

50.­

9

Wenn die Generalversammlung die vorstehenden Anträge genehmigt, erhöht sich das eigene Vermögen der Bank( Kapital und bilanzmäßige Reserve) zum 31. Dezember 1926 auf RM 225,000,000  .

Berlin, im März 1927,

Der Vorstand der Deutschen Bank

A. Blinzig

S. Fehr O. Schlitter Stellvertretend: P. Boun

C. Michalowsky E. G. v. Stauß P. Brunswig

P. Millington- Herrmann 0. Wassermann W. Kehl

J. Klebl