Einzelbild herunterladen
 

binne die nen

Die nene Sigung.

Die neue Sigung mird um 11% Uhr vom Vizepräsidenten Graef   eröffnet. Das Haus ist jetzt wesentlich stärker be setzt. Die Berhandlungen werden wiederum mit einer Geschäfts­ordnungsdebatte begonnen. Abg. Dr. Bredi( Wirtsch. Vg.) entnimmt aus der Erklärung des preinischen Ministerpräsidenten, daß dieser den Staatsgerichtshof anrufen wolle und beantragt die Aus­segung der Beratung der Biersteueranteile bis zur Ent scheidung des Staatsgerichtshofs.

Der Antrag wird mit den Stiramen der Regierungsparteien

abgelehnt.

Jezt gibt bayerischer Staatstaf v. Wolf eine Erflämmg ab, in der es heißt, die Frage des Dezfaifungsmäßigen zu stande tommens dieses Geleges förane man nach seiner Ber­abschiedung prüfen. Aber namhafte Jutisten hätten bereits Gut achten abgegeben, wonach nicht jede Menderung des Biersteuergejeges verfassungsändernd fei. Die Anpassung der Biersteuer anteile an die Geldentwertung fet lediglich deklarativer Art und fei durch einfaches Gesez möglich. Go fet auch bereits 1919 verfahren worden. In der Nationalversamm­ lung   fet man fich darüber einig gewesen, daß die Reservatstaaten voll entschädigt werden sollten, als das Reich die Biersteuer an sich nahm. Wenn man nun die Entwertung der Gelder berücksichtige, so sei ein bayerischer Anteil von 45 Millionen Mart, wie er jetzt beantragt werde, nicht zu hoch, zumal Bayern   schon 1911 aus der Biersteuer 35 Millionen Marf erhalten habe. Gegen die gleich­Gegen die gleich mäßige Behandlung aller Teile des Reiches verstoße, das Gesetz nicht, denn es handele sich hier um ein Reservat. Der Redner weist dann auf die Fehlbeträge im bayerischen Haushalt hin, die von Jahr zu Jahr gestiegen seien, und erklärt,

imple

Bayern   tämpfe um seine Existenz, wenn es an seinem Recht festhalte.

Nunmehr wird die Abstimmung über den Antrag her ( Soz.) auf 3ur üdverweisung der Biersteuernovelle an den Ausschuß wiederholt. Sie ist auf Antrag Müller- Franken( S03.)

namentlich.

Für den Antrag ftimmen die Sozialdemokraten, Demokraten, Kommunisten und die Mitglieder der Wirtschaftspartei. Der An­trag wird mit 189 gegen 163 Stimmen abgelehnt.

Bizepräsident Graef   will nunmehr die Abstimmungen über den Etat des Finanzministeriums, des Etatgefeges und verschiedene Reste fats vornehmen.

Abg. Müller- Franken( Soz.) erhebt dagegen Widerspruch, weil die Reftetats noch gar nicht beraten sind. Vizepräsident Graef  stellt aus dem Protokoll der Donnerstagsigung fest, daß die Beratung diefer Reste tatsächlich mit der des Finanzministeriums nicht ver­bunden war. Sie soll nach Abschluß der Finanzausgleichsdebatte porgenommen werden.

Darauf wird dem Finanzminiffer das Gehalt be. willigt, sein Etat nach der Fassung des Haushaltausschusses angenommen.

Die Debatte über den Finanzausgleich geht weiter. Das Wort erhält:

Abg. Junke( Soz.):

Die Erflärung der Regierungsparteien bezeichnet den jegigen Finanzausgleich als ersten Schritt zur Herbeiführung einer inner­politischen Befriedung. Wie die Erklärung der preußischen Re­gierung zeigt, und wie durch die Erregung auch in einzelnen anderen bewiesen wird, ist gerade das Gegenteil eingetreten. Schon heute fann kein Zweifel daran bestehen, daß durch die ungleichmäßige Behandlung der einzelnen Länder die Gefahr besteht, daß die Reichsverdroffenheit unfeligffen Angedenkens wieder auflebt.

Ein Vergleich der Regierungsvorlage mit der Vorlage des Aus. fulles geigt, daß der Inhalt der Regierungsvorlage im Ausschuß eine vollständige Umwandlung erfahren hat. Die fachliche Absicht, den Finanzausgleich als Problem der Berteilung der Reichssteuern auf das Reich, die Länder und die Gemeinden zu behandeln ist zu verlassen. Die Borlage des Steuer. ausschusses beweist, daß tein politische Erwägungen von größter Bedeutung für die Gestaltung des Provisoriums ausschlaggebend

waren.

Die Interessen des Reiches find gegenüber denen einzelner Länder flart in den Hintergrund gedrängt.

Die unberechtigte Bormachtstellung Bayerns  ais Staat hat sich genau fo wirfjam gezeigt wie der Einfluß der

Der arme Heinrich  .

Städtische Oper.

Hans Pfizner, der ewig Unzufriedene, wird mit diesem Abend, diesen Künstlern, diesem Publikum zufrieden gewesen sein. Es ist wohl in Berlin   noch niemals ein Werk des gegen die Gesetze der Bühne schreibenden Mannes so durchlebt, so einheitlich, fo wirkungsvoll aufgeführt worden. Und wir haben uns alle ein wenig torrigieren müssen im Urteil über Pfigner. Aber freilith: Der crme Heinrich" ist das stärkste seiner Musikdramen, eine Fanfare, wie diese, die ein 22- Jähriger blies, brang nicht mehr an unser Ohr. Ganz erfüllt vom Bayreuther Ideal mendet Pfitzner den Blick zurüd, fort von der Welt, von der Zeit, von den Menschen der Wirklichkeit. Traum und Wunder sollen die Realität ersetzen. Mit 22 Jahren ist wohl mancher noch Romantiter. Pfigner aber blieb es sein Leben lang. Und so bekommt sein Wert über alle Schwächen hinweg den Charakter des Persönlichen, des Notwendigen, des Stil- Gebundenen. Eine Wagnerische Erlösungs- Idee wird in Bag­nerischem Geist erfüllt. Beinahe werden auch die orchestralen Mittel die gleichen. Aber, soviel Barsival- und Lohengrin- Tone dem jungen Musiker durch das weite Feld feines Behirns laufen, er gewinnt doch in der Herbheit seiner eigenen Motive, in der orchestralen Asteje, in der harmonischen Kombinationstühnheit eigenes Profil. Er macht aus Unwichtigem, Nichtigem ein Etwas, das sich rhythmisch regt, das Triebfraft hat. Er gibt den Personen seines Spiels eine mufitalische Charakteristit, die Licht, Farbe, Schatten duldet. Sehr bunt ist allerdings diese Palette nicht. Das scharfe Schwarz- Weiß, zugleich Himmel und Erde, Lafter und Glaube symbolisierend, mirkt vor.

Diese und Strenge und Unsinnlichkeit hat von jeher Pfigner die Bühne verschlossen. Ein Mangel an Glanz und Sinnfälligkeit verbindet sich mit einem ebensolchen Mangel an dramatischer Le­bendigkeit. Statt Oper Legende, statt Drama Mysterium, statt Ent­wicklung Stillstand. Während in Werken von Lebensdauer zwischen die Stationen der Handlung Einzel- und Chorgesang, Arie und Orchesterspiel gesezt sind, drängt sich bei Pfizner umgekehrt zwifchen Orchesterspiel gesetzt sind, drängt sich bei Pfizner umgekehrt zwischen endlose Gespräche und Monologe einmal ein Stückchen Handlung ein. Die Oper wird zur Sinfonie, und zwischen vier Menschen, die in Lyrik und Gebet miteinander verbunden sind, trägt erst das Orchester intensive dramatische Erregung und Spannung. Da ist ein Riß, da ist zwischen Ausdruck der Instrumente und Stimmen nicht alles abgewogen und ebenmäßig. Aber Gesang ist da und hymnisches Tufen und außerweltliches Klingen; das muß Ersatz sein für ein verlorenes Drama, ein ganz entopertes Stüd Seelen­leben, ein religiöses Betennen von allmenschlicher Wirkung. Diese mittelalterliche Geschichte der Jungfrau, die durch Opferung ihres Lebens den siechen Ritter Heinrich rettet, ist nicht gerade furzweilig, wenn sie von der Erzählung zum Libretto verdichtet wird. Es gehört schon die Erinnerung an die graufigsten Leistungen der Kirche dazu,

Bayerischen Bolfspartei als entscheidende Regierungspartei. Dazu| tommt, daß das Zentrum aus parteipolitischen Erwägungen den Forderungen der Bayerischen   Boltspartei weit entgegen gekommen ist.

Bei der Dauerregelung des Finanzausgleichs handelte es sich vor allem um die Entscheidung der größten prinzipiellen Frage: Ueberweisungssystem oder Zuschlagsfoftem.

Wenn man Selbstverwaltung und Selbstverant­wortung will, so muß man den Gemeinden eine gewisse Be­weglichfeit ihrer Einnahmen laffen. Das fann geschehen durch Zuschlagsrecht. Wir lehnen es ab. Dann bleibt nur Beweglichkeit bei anderen Einnahmequellen, vor allem bei Realbesteuerung und eigenen Tarifen.

Wird die Realbesteuerung vor der Entscheidung über die grundsägliche Frage des Finanzausgleichs geregelt, dann entsteht die Gefahr, da Bawangsweise das Zuschlagssystem die Folge ift. Unsere Befürchtungen in dieser Richtung sind um fo größer, als die Unternehmer die zwangsweise Herabdrückung ber Realsteuern fordern und sie mit der Einkommensteuer verkoppeln wollen. Aus allen diesen Gründen sind wir für eine Verlängerung um ein Jahr.

Der Ausschuß beantragt nun die Verlängerung um zwei Jahre. Das wird zur Folge haben, daß dieser Reichstag  den endgültigen Finanzausgleich nicht mehr verabschiedet. Nun hätte man erwarten dürfen, daß der provisorische Finanzausgleich nichts anderes fei, als die Berlängerung der bestehenden Ansprüche. Statt deffen sind aber fo wesentliche Wenderungen vorgenom men, daß man von einer Verlängerung des Provisoriums nicht mehr

reden fann.

Die Sozialdemokratie ist immer dafür eingetreten, daß den Ländern und Gemeinden die Erfüllung ihrer ver faffungsrechtlichen Aufgaben ermöglicht wird. Erst im Januar d. J. sind von einer Konferenz, an der Vertreter der fozialdemokratischen Landtagsfraktionen und der Gemeindeverwal tungen teilgenommen haben, Leitfäge für einen zufünftigen Finanz­ausgleich aufgestellt. Die leitenden Grundsätze find, daß die Steuerhoheit des Reiches aufrechterhalten bleibt. Dem Reich wird aber die Verpflichtung auferlegt, den Ländern und Gemeinden die Befriedigung ihrer sozialen, wirtschaftlichen und fulturpolitischen Bedürfnisse zu ermöglichen.

Die jeßige Regelung des Finanzausgleichs geht aber weit über dieses Ziel hinaus. Sie bringt eine Erhöhung der Gesamt. garantie auf 2,6 milliarden Mark und nimmt den Län­dern und den Gemeinden die Lasten für die Erwerbslosenfürsorge ab. Diese Zugeständnisse auf Reichstoften erfolgen, damit die Real steuern und die Getränktesteuern gesenkt werden follen.

Solche Maßnahmen erscheinen bel der jetzigen Etatslage des Reiches außerordentlich bedenklich. Das Resultat einer solchen Finanzpolifit wird ein Defizitetat sein und den Zwang zur Auf­rechterhaltung von Verbrauchssteuern auf den unentbehrlichen Verbrauch nach fich ziehen. Es wird der Anfang mit einer unfoliden Pumpwirtschaft gemacht.

Rein politische Erwägungen find für diese Maßnahmen aus­schlaggebend. Für diese Annahme spricht auch die Berteilung 450 Millionen nach dem Verteilungsschlüssel für die Umsatzsteuer berebermeifungssumme. Von den 2,6 Milliarden sollen

verteilt werden.

Das bedeutet eine Bevorzugung der agrarischen Länder gegen­über den industriellen.

Bayern   wird in erster Linie der Wohltaten dieser Regelung teilhaftig. Gegen eine solche Bevorzugung wenden wir uns ganz entschieten. Für Bayern   müssen diefelben Grundfäße gelten wie für das Reich, die übrigen Länder und die Gemeinden. Das heißt, Bayern   muß feine aufgeblähte Verwaltung ebenfalls abbauen und zu einer vernünftigen Steuerpolitit übergehen.

und eine Belastung des Massentonsums auf dem Um­Es ist weiter beabsichtigt, eine Entlastung des Besize's weg über den Finanzausgleich herbeizuführen. Im§ 4a werden die Länder verpflichtet, den erhöhten Betrag von 200 mil lionen zur Senkung der Realsteuern zu verwenden.

Daß die Schonung des Befizes die Triebfeder zur Schaffung diefer Bestimmung ist, geht aus folgender Tatsache hervor: Wir haben im Ausschuß beantragt, daß neben der Verpflichtung zur Senfung der Realsteuern auch die Senkung der Hauszins. steuer zu erfolgen habe. Da ergab sich das leberraschende, daß fast alle Parteien versicherten, grundfäßlich auf dem Boden unferes Antrages zu stehen. Trohdem lehnte man

um zu glauben, daß wirklich ein Fanatiker des Glaubens Unschuld töten könnte, daß im Banne göttlicher Bision eine Mutter ihr Kind dem Tod anvertrauen fönnte. Schritt für Schritt treten wir fehl, wenn wir in diesem Pfignerschen Werf Menschen nach Menschenart erkennen, erfühlen wollten. Die Unwirklichkeit hat uns wieder, eine Romantik des Ungreifbaren, eine Schwärmerei für Glaubens. Wunder. Auch wer die Bindung an Kirche und Priester, an Gott und Göttliches im Weltgeschehen ablehnt, wird von der Einmaligkeit folcher Apothese firchlichen, religiösen Glaubens beeindruckt. Das geschah gestern. Aber die Sehnsucht nach dem Heute und nach der Welt, auch wenn fie gräßlicher, unedler, härter ist als die der Romantit, wird die gleichen Menschen wieder forttreiben von einem Wert, in dem die Entsagung und Opferfähigkeit, die Stille und Herbheit so gegen alle heutige Reizbarkeit, Schnelligkeit, Ueber­Sinnlichkeit ausgespielt ist.

Die gleiche Stimmung des Wertes zwingt auch zu einer Einheit von Mufit, Bilb, Regie. Die war in der Städtischen Oper erreicht. Bruno Walter   führte mit vollendetster Innigkeit und Beseelung, das Tempo in den epischen Momenten steigernd, im Feierlichen dämpfend. Erhardt aus Stuttgart   inszenierte mit genialischem Blick für herbe, gotische Bildwirkung, Hugo Lederer   hatte in den Farben der Kostüme schon die Symbole der Liebe, der Treue und der Unschuld gezeichnet, feine Detorationen mirtten im ersten und zweiten Aft start. Oft vig gab der leidenden Amfortas- Figur des Ritter Heinrich zugleich Heldisches und Stilles, Wilhelm Rode   und Helene Wildbrunn   verförperten in aller Schlichtheit, aber auch in Größe, mit aller Schönheit ihrer Stimmen das Elternpaar, Alexander Kipnis   fang, scharf afzentuierend, den fanatischen Mönch. Der ganze Zauber holdeſter Mädchenhaftigkeit, reinster Unschuld, seligsten Wunders ging von der Gestalt, vom Blick der Lotte Schöne aus. Man glaubte ihr das Unglaubhafte.

Kurt Singer  .

Die Herrenhausoppofifion. Das große Ereignis im Herren­hause: Der Kampfruf einiger Intelleftueller, die Theaterpolitit machen möchten, gegen die Bolfsbühnenleitung, hat statt zu einer Jeder schreit seine parat gehaltenen Schlagworte hinaus, reagiert Klärung der Sachlage nur zu hoffnungsloser Verwirrung geführt. feine Migstimmungen ab, und feiner weiß, was er will. Doch einer weiß es: die ,, Rote Fahne  ". Sie möchte aus der fleinen Gruppe der Oppositionellen eine Belle fonstruieren, um die Volksbühne als fommunistisches Propagandaorgan in die Hand zu bekommen. Sie scheut daher auch nichts so als den Auszug der Unzufriedenen. Denn sie weiß genau, daß nichts dahintersteht und die kommunistische Bühne lebensunfähig ist oder an Lungeweile eingehen müßte.

ihn ab. Diefe Haltung bemeift treffend, daß nur der Besitz geschont werden soll; denn eine Senfung der Hauszinssteuer wäre ben ge­werblichen Mictern, dem Mittelstand und der ärmeren Bevölkerung zugute gekommen, und das sollte verhindert werden. Eine weitere Belastung erfährt der Etat des Reiches durch den 835 des Gefeßes. Bayern   Lebte jezt von der Gnade des Reiches. Die Regierung hat für dieses Jahr 15 Miionen in den Etat für diese Sonderbelastung eingesezt. Zu dieser Angelegenheit einige furze Ausführungen

Wir wünschen aus vollem Herzen, daß die Kleinstaate= rei in Deutschland   verschwindet und werden alles tun, was in unseren Kräften steht, um dieses Ziel zu erreichen. Aber so sehr wir dieses Ziel erstreben, denken wir nicht daran, es auf dem Wege über den Finanzausgleich zu erreichen. Auf der anderen Seife aber bekämpfen wir ebenso entschieden die Bestrebungen, durch den§ 35 unwirtschaftliche Staatengebilde künstlich zu erhalten.

Der§ 35 wird nur aufrechterhalten, weil er eine Stüge für den Föderalismus und den bayerischen Partikularismus ist. Beides zu unterstüßen, liegt für uns fein Anlaß vor. Zu diesen von mir ongeführten Belastungen des Reichsetats fommt noch eine weitere, die nur der Begürstigung für Bayern   zu danken ist. Das Gesetz über die Biersteuerentschädigung bringt für Baden ein Mehr von 3,555 Millionen Mart, für Württemberg  5,333 Millionen, für Bayern   27,8 Millionen. Dazu kommt eine Nachzahlung für das Jahr 1926 von 9,172 Millionen, insgesamt also ein Mehrbetrag von 45,860 Millionen Mart  .

Betrachtet man den Finanzausgleich nun von der Seite der finanziellen Belastung, die die Reichskaffe erfährt, so fommt man zu der Feststellung, daß diese Belastung sehr erheblich ist, weil offen­fichtlich einzelne Länder begünstigt werden sollen. Eines ergibt sich mit Deutlichkeit:

Die Bürgerblodregierung und der Befihbürgerblod fommen dem deutschen   Volfe teuer zu stehen!

Betrachtet man den Finanzausgleich unter dem Gesichtswinkel der sozialen Auswirkung, so ist eine Verschärfung des Steuerunrechts festzustellen. Das Reich wird gezwun­gen, die Zuckersteuer aufrechtzuerhalten, troßdem ein Abbau dieser Steuer bereits von Regierung und Regierungsparteien feier­lich zugesagt war. Die Herabjegung der Realsteuern wird die Gemeinden zwingen, ihre Gebühren und Tarife zu erhöhen. Weitere Maffenbelastung ist also die Folge.

Das Ergebnis dieser Politik wird sein:

Drosselung der sozialen Ausgaben bei Reich und den Gemeinden. Das Reich gibt mit vollen Händen dorthin, wo fyftematisch an der Aushöhlung der Republik   gearbeitet

wird.

Eine solche Politit läßt das nötige Verständnis für die Nöte des Tages vermissen. Eine solche Politif ist nicht nur schädlich im Innern, sondern wirft auch ungünstig im Auslande. Dieser Finanz­ausgleich und die Liebesgabenpolitit an einzelne Länder müssen im Auslande den Eindrud erweden, als wenn das Reich im Gelde Schwimmt.

Zusammenfassend stelle ich fest, ber vorliegende Finanzausgleich

bringt:

1. Eine Zurüddrängung der Reichsintereffen,

2. Begünstigung der Länder zuungunsten der Gemeinden,

3. eine Verschärfung des Partikularismus,

4. eine Verstärkung des Steuerunrechts,

5. eine Drosselung der sozialen Ausgaben,

6. eine Gefährdung der Einsicht des Auslandes, daß Deutsch­ lands   Reparationslaffen zu hoch sind.

Aus diesen Gründen lehnen meine Freunde diesen Finanzaus­gleich ab.( Lebhafter Beifall bei den Soz.)

Die Folgen der Bahnhofsschlacht. Verfahren wegen Landfriedensbruch gegen National fozialisten.

Die blutigen Zusammenstöße zwischen Kommunisten und Nationalsozialisten, die sich kürzlich am Bahnhof Be" n- Lichterfelde­Oft ereigneten, haben nunmehr nach Abschluß der polizeilichen Er­mittlungen für acht Nationalsozialisten, die als Haupt­täter in Frage kommen sollen, ein Verfahren wegen Land­friedensbruchs zur Folge. Die Boruntersuchung foll ſoweit beschleunigt werden, daß dieser Prozeß bereits Anfang Mai vor dem Schöffengericht Berlin- Lichterfelde zur Verhandlung tommen tann.

die Posaune von Mostau erschalle? Weil man sie dort, wo sie ohne Kenntnis der Sachlage dem Theatersentationsbedürfnisse dieser Blätter fröhnen dürfen, natürlich nicht weiter ernst nimmt. Bis­cators Snizenierung war ein foinmunistischer Borstoß, so pät arrangiert, daß weder Theaterdirektor noch Volksbühnenvor­stand vorher etwas davon wissen fonnten. Darf man sich gegen

Die Bersammlung im Herrenhause war größtenteils von Nicht­mitgliedern der Boltsbühne besucht. Ein merkwürdiges Publikum, um über die Volksbühne zu urteilen. Kurt Tucholfti, du Rufer im Streit, der du wenigstens deinen Wih behalten hast, was würdest du sagen, wenn irgendwelche Leute deine Weltbühne fchlecht redigiert finden, vom Berrat am seligen Jacobsohn sprechen und, ohne Abonnenten zu fein, fie beeinflussen wollten? Du würdest fie auslachen.

Die Boltsbühne ist in der unangenehmen Lage, viele Dramen ablehnen zu müssen. Grund genug, daß ihr viele Dramatiker zürnen. Wir wissen nicht, ob Leo Lania  , der auch die Freiheit der Beitfunft retten wollte, zu ihnen gehört. Merkwürdig jedenfalls, daß in einer der Beitungen, die die Bolfsbühne mit guten Lehren perforgen, gerade Lania ber Wolfsbühne empfohlen wird. Die Volksbühne ist ohne diese Literaten groß geworden, die letzt auf einmal entdecken, daß sie dort zur Leitung berufen sind. Sie hat jederzeit ihren fünstlerischen Ausschuß denen geöffnet, die wirklich an einer Boltsfunft mitarbeiten wollen. Sie wird es auch in Bufunft tun, und sie wird den Wünschen ihrer Jugend, auch wenn fie opponiert, gewiß Rechnung tragen. Aber sie wird die auf­gebrängte Hilfe angeblicher falscher Freunde von fich weisen und die Schwärmer, die in ihrem Ueberschwang ihr Fundament bedrohen, zur Tagesordnung: zur Arbeit auch in mißlichen Zeiten zurüc zurufen.

Ein neuer ruffischer Kalender? Lunatscharsti, der Kultustom­missar der Sowjetregierung, beabsichtigt, in Rußland   einen neuen Kalender einzuführen. Es ist ganz und gar unmöglich, meint er, in einem fommunistischen Staat einen Kalender zu haben. der sich auf firchliche Feiertage und religiöse Bezeichnungen der Tage be zieht. Nur die Monate Februar und Oftober werden beibehalten, da in diesen Monaten die Revolution ausbrach und sie daher für das Bolt eine revolutionäre Erinnerung darstellen. Die übrigen Monate sollen Namen verschiedener Revolutionsgrößen und sowjet­umgetauft, März erhält den Namen Stalins Aera usw. Der Sonn­russischer Staatsmänner erhalten. Januar wird in Lenins Aera tag wird Lenintag heißen. Montag wird Sowjettag umgetauft, Dienstag in Revolutionstag usw. Der Ruhetag wird nicht mehr Sonntag sein, sondern Dienstag, der Revolutionstag. Man darf gespannt sein, ob dieser neue Kalender vom Rat der Volkskommis­fare angenommen werden wird.

Staatsrente für die Wifwe Brandes. Die Budgetfommission des dänischen Parlaments bewilligte der Bitwe Georg Brandes   3000 Stronen als lebenslängliche Rente.

Spaßhaft ist der Kommunesteneifer gewisser Intellektueller. Weil der Volksbühnenvorstand die Hineintragung kommunistischer Propa­Eine internationale Gesellschaft für Wirtschaftsgefchichte. Unter dem gandamethoten in sein Theater pflichtgemäß verhindert, soll er ein Borfiß von Brof. M. Ashley hat sich eine Gesellschaft für Wirtschaftsgefchichte Bekämpfer des Zeitgeistes, ein spiesbürgerlicher Konsumvereins gebildet, deren Zentrum zwar in England ist, die aber einen inter  leiter usw. sein. Ja, warum forgen die gleichen Herren, die sich zu nationalen Charakter tragen soll. Das Drgan der Gesellschaft, The dieser kommunistischen Drahtzieherei hergeben, nicht dafür, daß im economic history review", wird von E. Lipson in Deford und Berliner Tageblatt", in der B. 3." oder im Börsen- Courier"| R. H. Zawneh in London   herausgegeben.

N