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Opfer aus falf Ein Kind gab Vor dem Landgericht I begann heute morgen ein nicht alltäg- licher Prozeß. Der Elektromonteur P. und die Frau des Post- schaffners ch. stehen unter der Anklage des gemeinschaftlichen Tot- schlages, begangen am dreijährigen Kind« charry der Frau H. P. hat sich außerdem wegen schwerer Körperverletzung, begangen an der Frau ch., zu verantworten. Den Ausgangspunkt der Gkrichtsver- Handlung bildet ein mißlungener Doppelselbstmord, dem das Kind der fj. zum Opfer gefallen ist. P., der augenblicklich 26 Jahre alt ist, hat in einem Theater- verein das Ehepaar H. kennengelernt. Es entstand zwischen ihm und den H.'s ein freundschaftliches Verhältnis, das mit der Zeit zu intimen Beziehungen zwischen P. und Frau ch. führte. Frau S). hatte dem P. wiederholt über ihr unglückliches Eheleben geklagt. Sie hatten aneinander Gefallen gefunden, und so war aus der anfänglichen Freundschaft«in Liebesverhältnis geworden. P. behauptet, auch den Ehemann gebeten zu haben, seine Frau frei- zugeben, damit er sie heiraten könne. Die freundschaftlichen Be- Ziehungen zwischen P. und den Eheleuten S). hatten bereits drei Jahr« gewährt, als es im Februar vorigen Jahres zur K a t o- st r o p h« kam. P. und die Frau S). hatten schon früher, unabhängig voneinander, ernstliche Selbstmordobsichtem gehabt. Als nun bei der Frau H. der Verdacht aufgekommen war, daß ihr Mann ihr mit einer Frau S. untreu geworden war, beschloß sie, aus dem Leben zu gehen und veranlaßte auch den P. dazu. Da sie ihr Kind nicht auf der Welt allein lassen wollte, sollt« auch dies getötet werden. In der Nacht von Montag auf Dienstag, als ihr Mann

Romantik. sein Leben hin. Nachtdienst hatte, wurde zuerst das Kind getötet. Wer es getan hat, steht im Augenblick noch nicht fest. Dann schoß P. der Frau f). eine Kugel durch den Kopf und feuerte einen zweiten Schuß auf sich ab. Beide blieben jedoch am Leben und haben sich nun wegen ge- meinschaftlichcn Totschlages zu verantworten. Da der Kopfschuß bei Frau S). schwere Folgen hinterlassen hat, so muß sich P. auch wegen schwerer Körperverletzung verantworten. Besonders zu be- merken ist die theatralische Aufmachung, mit der der Doppelselbstmord vorgenommen wurde. An der Eingangstür hatten sie unter anderem einen Zottel befestigt, auf dem zu lesen stand: Unser R o s e n m o n t a g". Sie hatten Lichter angesteckt und das Bett mit einem Tannenzweig geschmückt. Auf dem Tisch lagen Abschicdsbriefe von Frau ch. und von P., die Aufschluß über das Motiv zu der schrecklichen Tat gaben. Einer der Abschieds- briefc von Frau S). lautete:Liebes Muttchen und Bruder! Ich sage Euch Aufwiedersehen, ich nehine olles mit mir, was ich lieb habe. Sei nicht böse, Mutti, ich bin müde und möchte schlafen. Deine Tochter Anna und Schwester." Ein zweiter Brief lautete: .Lieber Papa! Wir gehen mit gegenseitigem Einverständnis aus dem Leben und bitten Dich um Verzeihung und um eine gemeinsame Grabstätte." In einem Briefe des P. an den Ehemann S). hieß es dann:Durch Dein Familienleben sind wir, Mutti und ich, so durcheinandengerüttelt, daß wir beschlossen haben, an Deinem nächsten Nachtdienst Abschied von Euch zu nehmen. Die Gründe sind Dir ja bekannt, denn Du weißt, daß wir uns beide sehr gut sind. Den Bubi nehmen wir mit, damit er in der großen Welt nicht her- umgestoßen wird."

,lleibburs<hen tmö llekbfüchse/ Jur Gerichtssaal zu Gießen . Gießen , l. April. (Eigener Bericht.) Vom Vorsitzenden und Leiter der G i e ß e n e r Justizkomödie ist das Stichwort von denLeibburschen und Leibfüchsen" in der Urteilsbegründung ge- geben worden. Niemand hätte eine treffendere Charakterisierung für jenen Film finden können, der sich in den vergangenen zehn Tagen in der oberhessischen Provinzial- und Universitätsstadt abge- spielt hat, vor den erstaunten Augen der Republik , die doch immer- hin an starken Gerichtslobok gewöhnt ist. Was in diesem Gerichts- saal aus der Versenkung aufmarschierte, war das wilhelminische Deutschland des Kadavergehorsams, des Borufsen- typs, der mensurzerhackten Referendare, der Soldatenmihhandlungcn, der Lüge und der stieren Ueberallcsdummheit. Was hier unter dem Auge des Gerichts und des Gesetzes von den Angeklagten und ihren chelfern an Zeugenbeeinflussung betrieben worden ist, übersteigt wohl alles bisher in einem Gerichts- saal Erlebte. Es kommt hinzu, daß man den Vertreter der Anklage zu einer Schießbudenfigur machen konnte, ohne daß der Vorsitzende entscheidend eingegriffen hätte. Im Gegensatz hierzu sind die wegen eines Mordversuches auf der Anklagebank Sitzenden so zag und liebe- voll behandelt worden, als wäre es dem Gerichtsvorsitzenden leid um seinen Sohn Jonathan, und wir wünschten, daß er allen armen Sündern ein ebenso milder Vater sein möchte. Da war bis in den Gerichtssaal ein studentischer, völkischer und antirepublika- nischer Terror zu spüren, vor dem nicht nur eine ganze Be- völkerung verängstigt war, sondern auch der Staatsanwalt in jenen Tagen, da ihm die Pflicht oblag, seine Schuldigkeit zu hin. Da aber eine Zuhörerschar, die den Angeklagten und dem Zeugen- aufgebot der Verteidigung innerlich und äußerlich wie ein Haar dem anderen gleicht, die da schmunzelt und lacht, wenn zitiert wird:Crzberger möge ob seiner Ermordung froh fem, da er sonst an Herzverfettung bald gestorben wäre." Dieselben Zuhörer und Referendare strahlen aber, wenn die Gloriole gewoben wird um die feigen Mörder Rathenaus, und einer von diesen, der auch hier wiederum angeklagt ist, erhält aus denselben Reihen der Beschauer einen Strauß Rosen im Gerichts- gebäude überreicht. Leibburschen und Leibfüchse", nichts anderes trat da im Handeln und als Schauspieler auf, mit Ausnahme jener wenigen und achtung- gebietenden Männer, größtenteils aus der preußischen Polizeioer- waltung, denen noch ein Eid ein Eid und ein Gerichtssaal die Stätte des Rechts und der Wahrheit ist. Leibburschen und Leibfüchse, deren Verhältnis das Gerichtsurteil mildernd ln die Wagschale warf, das schien auch das Merkmal zwischen den verschiedenen Prozeß- beteiligten, zwischen gelehrten Rickjtern und Angeklagten, zwischen Zeugen und Angeklagten, zwischen Zuhörern und den anderen. Eine Solidarität der Gesinnung der Kaste und der Klasse, die nichts vergessen und nichts gelernt hat, die noch immer ihre Herrscher- gelüste nicht verloren gibt und dennoch wie in den einstigen preußischen Kasernen in einen erbärmlichen Untertanengeist immer tiefer und tiefer versinkt, und noch die Peitsch« des.Vorgesetzten leckt, wenn er die Gnade hat, sie auf ihrem Rücken tanzen zu lassen. Die Kleinen werden geopfert, die Großen dürfen sich h e r a u s r e d e n", das rief in diesem Prozeß ein vielangefochtener Mitwisser und Zeug«, dessen Glaubwürigkeit durch- aus erwiesen worden ist. Die K l e i n e n s i n d a u ch i n G i« ß e n geopfert, obgleich die Siros« sie nicht schwer drücken dürste; im Gegenteil, sie sind f r o h um ihre Untertanenrolle. Die Großen gehen wiederum frei aus und diese Großen sitzen nach den Worten des Staatsanwalts bis in die Gruppenkommandos der R e i ch s w e h r, die ihre Feme - und Spionagelisten mit den völkischen, monarchistischen undrevolutionären" Geheimorganisationen ausge- tauscht und deren Aufruf« vorher gekannt und gebilligt haben.

Die franzosischen Augesiänünisie. Tie Landwirtschaft gegen die j?ertigiudustriei Erhöhung des Mchlzolls. Das deutsch -französische Handelsprovisorium, dessen Abschluß wir bereits im Morgenblatt meldeten, verlängert die Vertragsdauer des ursprünglich bis Ende Mai befristeten Provisoriums um«inen weiteren Monat. Entsprechend werden die bereits auf beiden Seiten gewährten Warenkontingente vergrößert. Neu, und zwar mit Wir- kung vom U. April ab, erhält Frankreich ein Einfuhrkontingent von 58000 Hektoliter Wein. Es ist gelungen, die ursprünglichen For- dcrungen. nämlich für zwei Monate ein Kontingent von über 130 000 Hektoliter, auf diesen Betrag zu ermäßigen. Die französischen Zollzugeständnisse beziehen sich aus drei größere Kontingente an Maschinen, elektrotechnischen Erzeugnissen und Chemikalien, deren Wert etwa auf 10 Millionen Mark zu veranschlagen ist und für die die Einfuhr zu den Sätzen des französischen Minimallariss erfolgen wird. Außerdem find kleinere Einfuhrkontingente für Holzwaren und für Bier(3500 Hektoliter) zugebilligt worden. Da der Wert des französischen Wein- kontingents auf etwa die Hälfte der Summe von 10 Millionen Mark zu veranschlagen ist, kann man wohl davon sprechen, daß das Abkommen für Deutschland relativ günstig ist, selbst wenn man berücksichtigt, daß die deutschen Jndustriclieferungen nicht in voller Höhe der Kontingente werden erfolgen können, während die französischen Weine wohl in voller Höhe des Kontingents zur Ein- fuhr kommen. Zu bedauern ist freilich, daß für die kleineren Fertigwaren-Jndustrien, deren Aussuhrinteressen nach Frankreich mindestens ebenso beträchtlich sind wie die der drei bevor- zugten Schwerindustrien(Chemie, Elektrotechnik. Maschinenbau ), keinerlei Zollerleichterungen erhalten haben. Für die Chemikalien ist es gelungen, den direkten Absatz an den französischen Handel und die Verbroucherschoft durchzusetzen, während vorher die fran- zösische chemische Großindustrie die Waren direkt übernehmen und unter ihrem eigenen Namen vertreiben wollte. Es ist zu hoffen, daß nach Ablauf des Provisoriums der endgültige Handelsvertrag, dessen Grundlinien ja bereits schon festgelegt sind. Zustandekommen wird. Leider enthält da» Provisorium eine sehr unangenehme Ueberraschung, indem der Mehlzoll, der bisher a U f 1 0 M. f e st g e s e tz t w a r. nunmehr auf 11,50 M. erhöht wird. Wahrscheinlich mußte dieses Zugeständnis an die deutsch « Landwirtschaft damit erkauft werden, daß die Interessen des deutschen Industrie marenerports entsprechend vernachlässigt wurden. Die Mehlzollerhöhung, die ja nicht nur gegenüber Frankreich gilt, sondern gegenüber sämtlichen Ein- fuhrländern, ist innerwirtschaftlich eine schwere Belastung der Verbraucherschost. Weiterhin stellt sie außenhandels- politisch eine ungeheure Torheit dar. da es allen Grund- jätzen einer vernünftigen Handelspolitik widerspricht, einen einmal vorhandenen Vertragszoll wieder zu erhöhen. Außerdem wird durch die Erhöhung die Spann« zwischen Vertragszollsatz und autonomen Zoll wieder auf 1 M. verringert, womit sich die deutsche Re- gierung ein wichtiges Verhandlungsinstrument für di« bevorstehenden HandelsvertragsvcrHandlungen mit Polen , Kanada usw. gründlich zerstört.

Der Gpernhausumbau. Fund'amentierung beendet. Eine Konditorei in den neuen Kellerräumen. In den letzten Monaten und Wochen haben die Bauarbeiten für den Umbau des staatlichen Opernhauses Unter den Linden erheb- liche Fortschritte gemocht. Der schwierigste Teil der bautechnisch über- aus interessanten Arbeiten, nämlich das N e u f u n d a m e n t i e r e n des hinteren Bühnenhauses, ist jetzt zu Ende geführt worden. Bei dem Umbau handelt es sich bekanntlich vor allem darum, ein neues, tiefer gelegenes Bühnenhaus zu schaffen, und zu diesem Zwecke mußten die bisherigen Fundamente des Bauwerks unter- fangen und von einer etwa 10 Meter tiefer liegenden neuen Sohle aus auf neue Fundamente gestellt werden. Dos Opernhaus ruht nun auf den neufundamentierten vier Hauptpfeilern, und gegenwärtig ist man dabei, die Pfeiler zu errichten, auf denen die Gitterträger für die Anbauten zu beiden Seiten ruhen sollen. Auch die Ausschachtungsarbciten sind zum größten Teil beendet, und sowohl die Sohle der neuen Hinterbühne wie die der übrigen Er- weiterungsbauten sind schon betoniert. Im übrigen kann man jetzt schon erkennen, welchen Umfang das neue Bühnenhaus einnehmen wird, denn es sind schon die Umsassungsmauern im Entstehen be­griffen, die an der Hinterfront bereits über ein Stockwerk in die Höhe ragen. Da die Hauptschwierigkeiten des Baues also behoben sind, ist es auch nicht mehr, wie bisher, nötig, das Grundwasser abzusenken: die Pumpen sind nur in Betrieb, um ein Steigen zu ver- hindern. Interessant ist nicht nur der Bau an sich, der auf gewal- tigen Eisenträgern ruht und gleichsam nur das Gerippe des ehe- maligen Bühnenhauses zeigt, sondern auch die technischen Mittel, deren man sich bedient, um den Umbau so schnell wie möglich zu vollenden. So hat man jetzt eine Sandsördermaschine quer durch die Baugrube ausgestellt, die nach dem Prinzip des laufenden Bandes" eingerichtet ist und selbsttätig die ausgeschach- tetcn Erdmassen zu einer angegliederten Aufzugsanlage schafft, die den Sand aus der Grube emporfördert. Die Betonierungsarbeiten werden gleichfalls mit den neuesten technischen Hilfsmitteln aus- qeführt, und zum erstenmal in Deutschland wird das sogenannte Torkrad-Aerfahrcn" benutzt. Dies Verfahren gestattet auch bei Frost Betonierungen vorzunehmen, da die Herstellung des Gcmischs in einem außerhalb der Baugrube gelegenen heizbaren Räume statt- findet, von wo aus der Beton im trockenen Zustande mittels Preßluft durch eine Röhrenanlage an die Arbeitsstätte gebracht wird, wo erst eine Wasserdüse in Tätigkeit tritt und die notwendige Feuchtigkeit zusetzt. Das neue Bühnenhaus, das mit einer versenkbaren Bühne ausgerüstet werden soll, wird so eingerichtet werden, daß die Kulissenwagen an der Seite nach dem Lindentunncl in das Ge- bäude hineinfahren können und das Abladen der Kulissen nicht mehr, wie bisher, au, der Straße, sondern direkt in dem Bühnenhaus er- folgen wird, wo ein besonderer Auszug zum Transportieren der großen Dekorationen vorgesehen ist. Neben der Renovierung des Zuschauerraumes und des Vestibüls wird das Opernhaus aber auch eine vollständig neue Hcizungs- und Lüftungsanlage erhalten, da sich die bisherigen Kessel als unzulänglich erwiesen haben. Da man zum Unterbringen der neuen größeren Kelselanlagen sowieso die bis- hcrigen nur niedrigen Kellerräume ausbauen muß, ist beabsichtigt. das gesamte Gebäude neu zu unterkellern und dort auch eine Konditorei und Restaurationsbetricb unterzubringen, da- mit das Opernhaus einen modernen Erfrischungsraum erhält.

Raubiiberfall auf einen Wohlfahrtsvorsteher. Im Flur seines Hauses wurde heute morgen um 8 Uhr der Wohlfahrtsvorsteher des 46. Bezirks, der 38 Jahre alte Schneider- mcister Fritz Scheller aus der Anklamer Str. 28. überfallen und beraubt. Auf der ziemlich dunklen Treppe begegnete ihm ein junger Mann, der an ihm vorüberging. Gleich darauf erhielt der Meister mit einem stumpfen Gegenstand, wahrscheinlich einem Tot- schläger, einen so wuchtigen Hieb hinterrücke über den Kops, daß er taumelte und bewußtlos zu Boden stürzte. Als er wieder zu sich kam. war der junge Mann verschwunden und mit ihm die Aktentasche des Ueberfallenen. die 3000 Mark enthalten hatte. Schcller war auf dem Wege gewesen, einen Teil der Summe zu den ihm unterstellten Vertrauensleuten zu bringen, die in ihren Bezirken die Verteilung besorgen. Den Rest wollte er selbst seinen Pfleglingen überbringen. Zweifellos hat irgendein Schlafbursche bei seinen Ouartiergebern ersohre», daß Schellcr zum Monatsanfang eine größere Summe bei sich habe. Das geraubte Geld besteht aus gebüiidelten Zehnmarkscheinen, die sich in einer grauen Akten. tosche mit dem AusdruckWohlfahrtsamt" befanden. Der Ueberfallene benachrichtigte sofort das 6. Revier, die Suche noch dem Räuber verlief bisher aber ergebnislos. Mitteilungen an Kriminalkommissar Werneburg im Zimmer 80 des Polizeipräsi- diums. Osterkonzert der Schupo. Der diesmalige Konzertabend tnderHocbschulefürMusik stand im Zeichen österlicher Chorgesänge. Unter der Leitung von Janas L. Roskfn brachte der Gemischt« Chor dosSanctus" von Schubert, aus seiner OstcrkantateLazarus "Verlaß uns nicht". Bachsche Kantaten und andere Kirchengelänge sehr wirkungsvoll zum Vortrag. Dos feierliche Orgelspiel, die weihgekleideten Mädchen, die mächtig dahinbrausenden, weihevollen Töne all der Meisterwerke deutscher Kirchenmusik schufen eine richtige Feiertagsstimmung. Ein Abend in Mall, weich dahinlchmelzend zu höheren Sphären. Sehr schön mit gepflegtem Bariton sang Hermann Schey dasArioso" von Händel , Cellooirtuose Felix Robert Mcndelsfobn brachte in fein beseeltem Vortrog Solls von Bach, Bocccrini und Ludwig Mendels-

söhn. Immer wieder erbringen diese Konzerte den Beweis ernster, künstlerischer Arbeit. Der Beifall war überaus herzlich, leider ließ diesmal der Besuch stark zu wünschen übrig.

Ein feiner tzanüwerksmeisier. Cr bringt andere auf die Bahn des Verbrechens. Wie wir seinerzeit berichteten, verurteille das Schwurgericht den Bäckermeister Wilhelm Platow und dessen Gesellen Rein- hold Kramm wegen Versicherungsbetruges zu 1% Jahren Zuchthaus, bzw. zu 9 Monaten Gefängnis. Der Bäcker- meister hatte in Hohenschönhausen seinen Gesellen veranlaßt, sein Pferd mit Venzin zu begießen und es anzu- zünden, um nach dem Tode des Pferdes in den Besitz der Ver- sicherungssumme zu gelangen. Das Tier starb wohl unter entsetzlichen Qualen, zur Auszahlung der Summe kam es aber nicht, da die un- menschliche Tat des Bäckermeisters herausgekommen war. Das erweiterte Schöffengericht Lichtenberg hatte sich nun ebenfalls mit Platow und seinem Gesellen zu beschäftigen, denen eine Reihe von Straftaten zur Last gelegt wurden. Der Bäckermeister Platow entpuppte sich als ein ganz abgefeimter Verbrecher, der es verstanden hotte, aus krassem Egoismus heraus, andere auf die Bahn des Verbrecheirs zu locken, und für sich stehlen zu lassen. Während dem Meister gewerbsmäßige Hehlerei, fortgesetzte Anstiftung zum schweren Diebstahl, einfacher Diebstahl, Betrug und Vornahme unzüchtiger Handlungen in seiner Eigenschaft als Stief- vater zur Last gelegt wurden, hatte sich sein Geselle Kramm wegen schweren Diebstahls in sechs Fällen und wegen Betruges zu ver- antworten. Mit den beiden war der Müllergeselle Paul Wenzel migeklagt, der sich des schweren Diebstahls In drei Fällen schuldig gemacht hatte. Platow, der in Hohenschönhausen eine Bäckerei be­trieb, befand sich dauernd in Gelds chwierigkeiten. Seinen Gesellen Kramm, einen 22 Jahre alten Menschen, behandelte er sehr schlecht. Er prügelte ihn oft und verstand es, so auf ihn einzuwirken, daß er für seinen Meister stahl. Ein Freund des jungen Kramm, der Müllergeselle Wenzel, arbeitete bei einem Land- wirt in Hohenschönhausen. Kramm und Wenzel bestahlen nun auf Veranlassung des Bäckermeisters den Landwirt in raffinierter Weise. Sie entwendeten nach und nach große Mengen Roggen, Kleie, Gerste und anderes Getreide, das sie zu Platow schafften, der es zu Geld machte und ihnen hin und wieder einmal ein paar Mark von dem Erlös der Beute abgab. Nicht genug damit, stahlen st« auch Hühner, ja selbst Kleidungsstücke wurden Arbeitern auf einem Neubau weggenommen. Platow, ein dicker, unintelligent aus» sehender Mensch, hatte außerdem auch noch versucht, sich seiner Stief- tochter zu nähern und hatte ihr unsittliche Anträge gemacht. Da» Gericht oerurteilt« Platow unter Einbeziehung der vom Schwur- gericht erkannten Strafe von Jahren Zuchthaus zu insgesamt 3 Jahren 6 Monaten Zuchthaus , Kramm ebenfalls unter Einbe- ziehung der Schwurgerichtsstrafe von 9 Monaten Gefängnis zu ins- gesamt 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis. Wenzel kam mit 6 Monaten Gefängnis, die durch die Untersuchungshaft für verbüßt erachtet wurden, davon._

Ein Laudgerichtsrat als Dieb? Saalfeld t. Thür.. 1. April. (Eigener Drahtbecicht.) In R u d o l st a d t wurde der Staatsanwaltschafts- und Landgerichtsrat Zweig ler längere Zeit beobachtet, wie er bei Einkäufen in einem pkleifcherladen die Gelegenheit benutzte, um Wurst zu stehlen. Am vergangenen Sonnabend wurde er dabei vom Ladeninhaber ertappt und ihm das gestohlene Gut wieder aus der Tasche gezogen. Zweigler entschuldigte die Tat mit seinen überrelzten Nerven. Er wurde sofort vom Dienste suspendiert und in die Psychiatrische Klinik in Jena gebracht. Im Dienste galt Z. als wohlwollender und verständiger Vorgesetzter. 22 Alillionen Autos in Amerika . In den Vereinigten Staaten sind jetzt nicht weniger als 22 Millionen Autos im Verkehr. .Volk und Zeil", unsere illustrierte Wochenschrist, und »Der kindersrcuno" liegen der heutigen Postauslage bei.

Auf ein neunzigjähriges Bestehen kann am heutigen Tage die Kafsecfirma A. Z u n tz sei. Wwe Bonn , Berlin , Hamburg , zurück- sehen. Im Rheinland gegründet, erwettertc sie aus llcinen Ansängen heraus im Laufe der Zeit ihren Wirkungskreis. Besonders durch ihre Spezialität kandierter Javakasfees wurde sie über ganz Deutschland bekannt. Neben der Stammrösterei in Bonn wurden dann auch in Berlin und Hamburg Röstereien eröffnet. Wie olle mit Auslands- artikeln arbeitenden Firmen hatte auch die Firma Zuntz während der Kriegs- und Jnflationsjahre einen starken Rückschlag erlitten und war gezwungen, ihr Absatzfeld einzuschränken. Erst nach dem Kriege war die Firma wieder in der Lage, ihre Betätigung im alten Um- fange ouszunchmew Die Fabrik wurde ausgebaut, modernstes Ma» schinenmatcrial angeschafft, wettere Fabrikationsartikel hinzu- genommen, die Filialen in geschmackvoller und neuartiger Weise her- gerichtet und der Gesamtbetrieb in jeder denkbaren Weise in die Höhe geb rocht. 25 Zahre.Jtne WtW. Am 1. Zlvril kann Herr Arnold Scholz aus eine 25 söhlige Tätigkeit al» Besitzer der.Neuen Welt", Hcven» Heide 108/114. zurückblicken. Di« Entwicklung der.Neuen Welt" in diesen 25 Jabren Iviegcll ein Stück Berliner Geschichte, an der die Familie Schal» erheblichen Anteil bat. doch aui dem kleinen Gartenlokal vor den Toren eines der größten Wcltltadt-EtablissementS mit zwei großen und drei kleinen Sälen geworden, mit 5000 Sitzplätzen unter Dach und soft 10 000 im Sommergarten.

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