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Der Handel mit Korruptionsmaterial.

Anschuldigungen gegen Stresemann  . Die Rolle der deutschnationalen Geschäftsstelle.

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Entgegen unseren Feststellungen sucht der Hauptgeschäftsführer der Deutschnationalen Volkspartei  , Herr Dr. Weiß, weiter zu bestreiten, daß das von ihm für 5000 Mart aufgekaufte Atten­material der Deutschen   Werke Verkäufer war der Zeuge Kranz gegen Stresemann   gerichtet gewesen sei. Das Inhaltsver: zeichnis der dreißig Mappen, deren 26. Stresemanns Beziehun­gen zu Litmin und der Evaporator A.-G. enthält, will er nicht tennen.

Sein Leugnen ist vergeblich. Das betreffende Verzeichnis wurde bereits im Juli 1925- unmittelbar nach den Enthüllungen des Vorwärts" über Kußmann und Knoll einem Mitarbeiter des Vorwärts" von einem Beteiligten der Spigel: zentralen übergeben, und zwar zum Beweise, daß die deutschnationale Hetze in der Barmat- Sache nur das

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Vorspiel zu einer weiteren Hehe gegen andere Politiker, insbesondere gegen Stresemann   sei. Es widerspricht auch jeder Wahrscheinlichkeit, daß die deutschnationale Hauptgeschäftsstelle für ein wie Dr. Weiß behauptet völlig ungesichtetes Material von 1-2 Zentner Gewicht ohne weiteres 5000 mark auf den Tisch des Hauses gelegt hätte. Für die Aufdeckung einer ganz unpolitischen Schieberaffäre hätten die Deutschnationalen nie und nimmer eine derartig horrende Summe gezahlt, die der Rechts­anwalt Kurz mit Recht als ein ,, fleines Bermögen" bezeichnete.

Dabei hat der gleichfalls in Plauen   vernommene Zeuge Goebel, ehemaliger Staatsanwalt und abgebauter Ober­regierungsrat im Reichsverwertungsamt, der gleichfalls auf deutsch  nationaler Seite an dem Erwerb des Aftenmaterials hervorragend beteiligt war, noch einen wichtigen Umstand schwiegen. Goebel, der fich gegenüber Kranz und anderen als ..Berbindungsmann zwischen der deutschnationalen Geschäfts­ftelle und der Staatsanwaltschaft"

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bezeichnete, hat für das Material nicht 5000 sondern 10 000 Mark geboten, und zwar 5000 Mart in bar, weitere 5000 mar nach Bearbeitung. Wegen dieser restlichen 5000 Mark ist es dann später zwischen Kranz und dem zur Bearbeitung mit hinzu gezogenen Rorvettentapitän Rautter( Mitglied der DC.) einer­feits und Herrn Dr. Weiß andererseits, der das Geld nicht zahlen wollte, zu heftigen Auseinanderseßungen gekommen. Bei diesen Auseinandersetzungen hat auffälligerweise der Staats­anwaltsassessor Rußmann den Vermittler zu spielen gesucht. Es fam schließlich so weit, daß Kautter von Weiß mit Straf anzeige bedroht wurde, worauf Kautter mit der Gegendrohung antwortete, er werde sich alsdann als Berteidiger nehmen!

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den Rechtsanwalt Werthauer

Breithaupt und Goebel.

Die Alten- und Wohnungsschieber.

Das Ergebnis der Untersuchungen.

Zu den Wohnungsschiebungen, derentwegen der Stadtsekretär| fommen sei. Von anderer Seite wurde gejagt, daß dieser Reuf­Almin Haus berhaftet worden ist, wird folgendes mitgeteilt: mann von dem Aufsicht führenden Richter der Strafabteilung vorher Die Anschuldigungen, die Haus gegen einen höheren Beamten. seinen abgewiesen worden sei. Das trifft nicht zu. Die Sache wurde viel­Vorgesezten und gegen einen mittleren Beamten erhoben hat, sind mehr, bevor noch der Kaufmann bei der Kriminalpolizei erschien, völlig unbegründet. Als Haus vom Dienst enthoben wurde, beschul- bereits von dem Aufsichtsrichter aufgerollt. Dieser segte die Krimi­digte er in einem langen Schreiben diese beiden Beamten, Unberech nalpolizei felbst in Kenntnis, ließ aber Müller zunächst nichts merfen. tigten ebenfalls Wohnungen zugewiesen zu haben. Das war jedoch, Der Verhaftete wurde nun gestern nachmittag nach dem Polizei­wie die Ermittlungen ergaben, nur eine Entlastungs offen präsidium gebracht und verhört. Dabei legte er das Geständnis ab, sive zu seinen Gunsten. An der Hand eines Durchschlages in einem anderen Falle eine Aktenvernichtung nicht bloß versucht, des eingegangenen Schreibens prüfte Bürgermeister Leid persön sondern auch durchgeführt zu haben. Ein 36 Jahre alter Kaufmann lich alle diese Beschuldigungen im einzelnen eingehend nach. Das Leopold Doering, der in der oberen Friedrichstadt   wohnt, Ergebnis war, daß alle Zuweisungen, die unberechtigt stattgefunden hat megen eines Wohnungseinbruches 1 Jahr 3 Monate Gefängnis haben sollten, ordnungsmäßig erfolgt waren. Haus selbst sind da- zu verbüßen. Bei der Einreichung eines Gnadengefuches lernte er gegen bisher in 9 Fällen Berfehlungen nachge- Müller fennen. Im Laufe der Unterhaltung fam er auf den Plon, wiesen worden. Er hat u. a. Prüferberichte aus anderen Aften die Strafaften zu beseitigen. Doering war bereit, daffir Geld zu herausgenommen und in die Aften der Leute hineingelegt, denen zahlen, eine feste Summe wurde aber zunächst nicht vereinbart. er Wohnungen zuweisen wollte. Dementsprechend fälschte er in den Als nun die Strafaften wieder in Müllers Abteilung famen, nahm 2ften auch die Namen. Eine Wohnung, die er selbst früher hatte, diefer fie an sich und behielt fie. Doering schlug vor, fie in feiner diente immer als Grundlage zu einem Wohnungstausch. Auch dabei Wohnung zu verbrennen, weil es ihm anderswo zu unsicher erschien. wurden Akten gefälscht. In einem Falle hob Haus eine Entschei Auf Grund dieses Geständnisses wurde Doering von der Kriminal­dung seines Vorgesezten, eines Stadtrates, die ihm nicht zusagte, polizei sofort gesucht, im Laufe der Nacht in seiner eigenmächtig und unberechtigt auf und fälschte sie in seinem Sinne Wohnung verhaftet und ebenfalls nach dem Polizeipräsidium um. Alle Sachen, die der Berhaftete bearbeitet hat, werden jetzt gebracht. Hier wurde dann weiter festgestellt, daß die Strafakten gründlich nachgeprüft. Festgestellt ist bereits, daß seine Berfehlungen tatsächlich vernichtet worden sind. Im Oktober vorigen Jahres er­mindestens 1% Jahre zurückreichen. Haus war aber schon länger schien Müller mit ihnen in Doerings Wohnung. Dessen Ehefrau in dieser Stellung, und deshalb werden auch die älteren Sachen in schickte man unter der Vorspiegelung weg, daß man eine vertrauliche allen Einzelheiten noch untersucht. Diese Nachprüfungen sind noch geschäftliche Besprechung zu erledigen habe. Dann verbrannten die nicht abgeschlossen. beiden die Aften gemeinsam im Ofen. Müller hat von Doering nach und nach 400 m. und den Pfandschein über einen ver= fegten Smoting erhalten. Er verlangte aber noch mehr Geld und mahnte ihn erst wieder am vergangenen Sonntag. Mie die weiteren Ermittlungen ergaben, besteht der Verdacht, daß Müller mit dem Aftenschieber Egloffftein- Dertel, der noch immer vergeblich gesucht wird, in Berbindung stand.

Die Aftenschiebungen beim Amtsgericht Charlottenburg  . Zu den Aktenschiebungen, die der Kanzleiangestellte Georg Müller bei der Strafabteilung des Amtsgerichts Charlottenburg in einem Falle versuchte, hatten wir mitgeteilt, daß die Untersuchung auf Anzeige eines Kaufmannes aus der Goethestraße in Gang ge­

Schweres Flugzeugunglück in Staaken  .

Aus 500 Meter Höhe abgestürzt.

Ein folgenschwerer Flugzeug absturz ereignete sich heute früh furz vor 7 Uhr auf dem Flugplak in Staaten. Der Flugschüler Friedrich Mad von der Deutschen Verkehrsfliegerschule stürzte aus 500 Meter Höhe in die Tiefe. Der Apparat wurde völlig zertrümmert, M. mit lebensgefährlichen Berlegungen in das Spandauer Städtische Krankenhaus ein geliefert. Zu dem Unglück wird folgendes bekannt.

Mack, der zurzeit in der Verkehrsfliegerschule zu Staaten wohnt, startete kurz vor 7 Uhr mit dem Doppelbeder D 1052 zu einem Uebungsflug, der zunächst glatt vonstatten ging; in etwa 500 Meter Höhe, bei der Ausführung eines Links rolling riß plöglich die linke obere Drahtfläche der Schräglagensteuerung ab. Eine Betätigung des Steuers war dadurch unmöglich geworden, so daß es dem Piloten nicht mehr gelang in die normale Fluglage zu fommen. Im Lintsspiralflug ging die Maschine zunächst flach, und von 100 meter ab in ungeheurer Geschwindigkeit steil zur Erbe nieder. 400 meter westlich des Flugplazes prallte der Apparat mit ungeheurer Bucht auf den Erdboden auf und wurde vollständig zertrümmert. Bon hinzueilenden Fliegern und Flugplazangestellten mußte M. mit schweren Ber legungen aus den Trümmern geborgen werden. Der Ver: unglückte wurde in das Städtische Krankenhaus zu Spandau   ge schafft, wo er hoffnungslos daniederliegt.

Von der Autohalle zum Säuglingsheim.

Der Zeuge Goebel verdient überhaupt noch eine etwas genauere Betrachtung. Er hat in Blauen ausgesagt, mit Kranz mur rein zufällig" in Berührung gefommen zu sein. Herrn Goebels Dafein ist offenbar mit Zufällen reich gesegnet. Dann ebenso, zufällig" wie Stranz ist durch Goebel auch der berüchtigte Spion Wolfgang Breithaupt der Spizel  - und Berleumderzentrale Knolls zugeführt worden. Breithaupt wurde am 16. Januar 1925 burch den Archivar Ehmidt der Deutschnationalen Boltspartei mit Goebel befannt gemacht. Goebel ließ sich von Breithaupt sofort ein längeres Stenogramm geben über den Aufenthalt Breit­haupts während des Krieges in Holland  ( Breithaupt war Deferieur) und die Berührung, in die Breithaupt damals mit Barmat gekommen war; diese bestand tatsächlich darin, daß Breithaupt sich in eine pazififtische Organisation eingeschlichen und unter dieser Maste Im Norden Berlins  , in der Ofener Ede Edinburger Barmat angepumpt hatte. Breithaupt wurde für den nächsten Tag wieder auf die deutsch  - Straße hat das Bezirksamt Wedding   eine neue Säuglings fürsorgestelle eröffnet. Es ist eine frühere Autohalle, nationale Geschäftsstelle bestellt und hier mit Goebel bekannt gemacht, bie mit viel Gefdyid ihrem jebigen notwendigen und fegensreichen der ihn seinerseits mit Kußmann bekannt machte. Alles rein zufällig! 3wede entsprechend umgewandelt wurde. Die Fürsorgestelle ist nach Für den 19. Januar wurde dann Breithaupt durch Goebel- natürlich allen Regeln moderner Hygiene eingerichtet. An Stelle der üblichen zufällig in das auch im Blauener Prozeß mehrfach erwähnte langen Tische im Warteraum hat man fleine Boren mit je einem Restaurant Beinpfuhl( Röniggräger Straße) bestellt, wo die darunter befindlichen Fach für die Kleidung gezimmert, die durch darunter befindlichen Fach für die Kleidung gezimmert, die durch Bekanntschaft mit Knoll- Kluge, Rautter sowie Bacmeister vor sich direkte Berührung miteinander fommen. Der Bartera um bietet ände voneinander getrennt sind, so daß die Kinder gar nicht in ging, worauf denn Plaz für 38 Personen. Drei Aerztezimmer dienen zur Untersuchung, ein spezieller Raum für Höhenfonnebestrahlung; außerdem ist ein von den anderen Räumlichkeiten streng gesondertes Aufnahme­und Untersuchungszimmer für Kinder mit infettiösen Krankheitserscheinungen vorgesehen. Aus Raummangel werden die Kinderwagen mit einem Bendelaufzug in höhere Regionen befördert und durch Nummernausgabe abgenommen und wieder ausgefolgt. In allen Zimmern ist fließendes warmes und faltes Wasser; die Einrichtung ist ganz in weiß gehalten und bietet mit dem Schiller­part als Hintergrund ein überaus freundliches Bild. Bei der geftrigen Einweihung hielt Stadtrat Gen. Frank die Begrüßungs­

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die Enthüllergesellschaft komplett und beieinander mar. Herr Goebel, ber 1924 als Oberregierungsrat im Reichs chahminifterium abgebaut wurde, ift nach Mitteilung des B. T. jest wieder im Reichsdienst, und zwar als Beisiger im Reichs­versorgungsgericht tätig. Mit Recht wird die Frage aufgeworfen, ob dieser Herr Goebel als Beamter in Betracht kommen fann, er, der offensichtlich gestohlenes material für 5000 Mart auf getauft hat, um es gegen seine Regierung auszu fchlachten. Aber diese Frage genügt nicht. Unseres Erachtens müßte darüber hinaus geprüft werden, wie weit Herr Goebel in Plauen   der Eidesverpflichtung nachgekommen ist, die dem Beugen auferlegt, nichts zu verschweigen.

Faschistenjubel in Litauen  . Angebliche Umfiurzpropaganda in der Armee. Kowno  , 6. April.  ( DE.) Die Zenfur verhindert die Oppositions. presse, zu den schroffen Rampfmaßnahmen ber Regierung ausreichend Stellung zu nehmen. Dagegen äußert sich ber Faschist, früherer

rede. Stadtverordneter ausberg brach für den arg verleum­beten Webbing eine Lanze, der durch diese Leistung viele eines befferen belehren müsse. Bürgermeister Gen. Leid vom Bezirks. amt Wedding äußerte fich vor allem über das rasche, tatkräftige Mirfen der neuen Fürsorgestelle, die mit möglichster Umgehung des langwierigen Instanzenmeges arbeiten molle. Es sprachen noch die Stadträte Fabiunte, Bahle und Ried, im Namen der jüdischen Ge­meinde Rabbiner Dr. Alexander u. a m. Stadtrat Genoffe Dr. Druder übernahm die Führung durch die Räume, die bereits morgen ihrer Bestimmung übergeben werden.

Prüfungsarbeiten der Gewerbeschülerinnen.

Die Staatliche Handels- und Gewerbeschule

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Vertagung des Meineidsprozesses Leyk.

Meineidsanklage gegen Frau Holk?

Die Verhandlung gegen den Detektiv Lent, der sich gegen­wärtig vor dem Schmurgericht I unter der Anschuldigung in dem Totschlagsprozeß gegen Frau Hauptmann Ellen Holz als Zeuge einen Meineid geleistet und damit deren Freisprechung bewirkt zu haben, nahm am heutigen Verhandlungstage eine überraschende Wendung und führte zum vorzeitigen Abbruch zwecks weiterer Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und zweds Erhebung einer Nachtragsantlage gegen Frau Holz megen An= ftiftung zum meineide.

beantragte der Antlagevertreter, Staatsanwaltschaftsrat Jacoby I Nach Eröffnung der Sigung durch Landgerichtsdirettor Dr. Tolt meitere Zeugenladungen, darunter die Vernehmung von Mia mich e 1, der damaligen Hausangestellten von Frau Holz, die be­funden foll, daß Frau Holz den Angeklagten dauernd bearbeitet habe, eine falsche Aussage zu machen. Rechtsanwalt Dr. Pindar bean­tragte feinerseits die Ladung von Frau Ellen Holz, mehrere Richter und eines Rechtsanwalts, durch deren Bernehmung sich ergeben soll, daß die gestern vernommene Belastungszeugin

Frau Roth eine nervöse und unglaubwürdige Frau sei. Nachdem das Gericht bereits über diese Anträge beraten hatte, stellte Staatsanwaltschaftsrat Jacoby I, ehe der Beschluß verkündet worden war, neue Anträge: Nach der gestrigen Aussage der Zeugin Roth besteht nicht nur der dringende Berdacht, daß Leyteinen mein­eid geleistet hat, sondern daß auch Frau Holh ihn dazu an­geftiftet hat. Es wird nötig sein, einen Bankdirektor zu laden. ( Der Name wurde nicht genannt). Ein Zeuge meiß zu befunden, daß er ein Gespräch zwischen dem Bankdirektor und Frau Holz gehört hat, in dessen Verlauf Frau Holz dem Bankdirektor fagte: uf Dein Berlangen habe ich meinen Mann erschossen, und nun willst Du mich nicht heiraten." Der Bankdirektor foll erwidert haben; daß das vorläufig nicht gehe, daß er aber für alles aufkommen werde. Als der Zeuge ins Zimmer trat, hatte der Bank­direktor Geld in der Hand, und er wurde sehr verlegen. Diese Um stände führen dazu, das meineidsverfahren auf Frau Holz auszu­Bertagung des Brozesses gegen Leyt, damit nachgeprüft werden fann, dehnen. Die dadurch notwendigen Ermittlungen bedingen auch eine Bertagung des Prozesses gegen Leyt, damit nachgeprüft werden kann, in wie vielen Bunften dessen Beugenaussagen wiffentlich falsch waren. Rechtsanwalt Dr Pindar   will dem Antrage des Staats­anwalts auf Bertagung nicht widersprechen. Nach furzer Beratung per­fündete Bandgerichtsdirektor Dr. Tolf, daß das Schwurgericht be schlossen habe, die Verhandlung gegen Lent zu vertagen und die Aften der Staatsanwaltschaft zu weiteren Ermittlungen zurückzu­geben. Da, fomeit etwa dringender Tatverdacht gegen Leyt vor­liegen follte, eine Verdunkelungsgefahr nicht mehr besteht, hat das Gericht befchloffen, den Angeflagten Lent aus der Untersuchungshaft zu entlassen und den Haftbefehl gegen ihn aufzuheben." wurde der Meineidsprozeß auf unbestimmte Zeit vertagt.

Schluß mit der Verkehrssteuer.

Damit

In der Berliner   Stadtverordnetenversammlung hat die sozialdemokratische Frattion folgenden Dring lich feitsantrag eingebracht:

Als einzige Kriegssteuer ist bisher bei den fommunalen Bertehrsunternehmungen die Belastung durch die im Kriege eingeführte Berkehrssteuer geblieben. Sie stellt bet der bisherigen Entwicklung des Steuerfystems eine Ausnahmebesteuerung der fast ausschließlich in fommunalem Bereich befindlichen Straßen­

auch die Berkehrsunternehmungen der Stadt Berlin   wie die anderer Städte durch diese veraltete Steuer in außer= orbentlichem Maße belastet werden, ersucht die Stadtver­ordnetenversammlung den Magiftrat, bei der Reichsregierung und dem Reichstag bahin zu wirken, daß diese verkehrshindernde Steuer auf den Satz der allgemeinen Umfabfteuer herabgefeßt wird."

Der erdichtete Naubüberfall.

Oberft, Iswagfis in feinem Organ Tautos Balias" sehr zu für Mädchen in Potsdam   enthält außer einer Handels. bahnen und sämtlicher Verkehrsmittel dar, mit Rücksicht darauf, daß frieden, ja geradezu begeistert über die Felbgerichte: die Regie- und einer Haushaltungsschule auch ein Geminar für Mädchen und rung solle sich um die Jeremiaden der Linksparteien nicht fümmern, Frauen, die fich als technische oder Gewerbelehrerin ausbilden nachdem sie sich endlich dazu aufgerafft hätte, schneidig vorzugehen. wollen. Im Rahmen einer Ausstellung wurden nun die Glowazfis erinnert an mussolini, bem anfangs ein ähnlicher Brüfungsarbeiten der abgehenden Schülerinnen gezeigt. Man Jah Widerstand begegnet sei, wie ihn jetzt die litauische Regierung finde. allerhand Schönes auf dem Gebiete weiblicher Nadelkunft. Hübsche Doch Mussolini   habe verstanden, alle Gegner niederzuäfchearbeiten in einfacher und feiner Ausführung, Rieider, Hüte schmettern und auch erklärt, daß er gegebenenfalls vor der Er und allerhand fleine Buggegenstände. Die Arbeiten zeigen teilweise fchießung von Parlamentsabgeordneten nicht fehr nette Begabung, viel Shantafie und große Eorgfalt der Aus­zurüdfchreden würde( foll heißen, vor der legalen", denn führung. Der Gedanke, Eltern und Angehörige von den Fort ermorden lassen hat er ja z. B. den Abg. Genossen Matteotti  . Ichritten ihrer Sprößlinge durch öffentliche Ausstellungen zu über­zeugen, ist ein ganz vernünftiger und es ist jetzt vielfach üblich, der­artige Schulend- Ausstellungen zu veranstalten. Hier tat man aller bings des Guten etwas zu viel, indem man die fleißigen Mädchen zu flotten Mannequins unzumodeln versuchte, die ihre eigenen Erzeugniffe mit Mufitbegleitung vorführen mußten. Die verlegenen jungen Dinger marschierten wie dressierte Bären auf, hatten natur. gemäß jedes zwei Arme und zwei Beine zuviel, mit denen sie aber menig anzufangen wußten. Außer diesem fünfjährigen Ausbildungs. tursus für Lehrerinnen gibt es noch einen dreijährigen Kursus für folche Schülerinnen, die sich der praktischen Schneiderei widmen wollen.

Red. des Borwärts").

Bor einigen Tagen wurde auf. dem Stabsgebäude bes 1. Litauischen Infanterieregiments in Miltomir eine rote Fahne gehißt. Als der Schuldige wurde der Bursche des Regi. mentsfommandeurs ermittelt und verhaftet. Die Sache wird noch untersucht. In den Rafernen des 5. Ulanenregiments und des 2. Infanterieregiments wurden revolutionäre Flug fchriften gefunden, die die Soldaten auffordern, aus den dumpfen Rafernen auf die Straße zu gehen" und zur Errichtung einer Re gierung von Arbeitern und Bauern behilflich zu sein.

Papst und Pilsudsti. Der Papft hat der Gattin und den beiden jugendlichen Töchtern Pilsudskis drei fostbare Rosentränze aus Gold imd Edelstein geschentt. Begleitet war diese Gabe vom apostolischen Segen für die Familie des Marschalls.

Die Stadtverordnetenversammlung hat ihre nächste Sigung am Donnerstag um 45 Uhr. Auf der Tagesordnung steht wieder eine lange Reihe von Vorlagen, Anträgen und Anfragen. Der kommunistische Antrag auf Anerkennung der Erwerbslosen­tommunistische Antrag auf Anerkennung der Erwerbslosen ausfchiffe tommt aus dem Ausschuß zurück zur zweiten Be ratung und Beschlußfaffung.

Der Armenvorsteher Scheller wollte, wie wir mitteilten, im Flur feines Hauses überfallen und um 2000 m. Unterstügungs­gelber beraubt worden sein. Das Raubbezernat der Kri= minalpolizei bedte nun eigentümliche Umstände auf, die den Berdacht haben auftauchen laffen, daß Scheller, der in der Anflamer Straße eine fleine Schneiderwerfstatt betreibt, ben lleberfall erdichtet hat. Er bekleidet das Amt des Armenvorstehers seit Jahr. Früher war er Fahrstuhlführer in einer Papierfabrik in der Karlstraße, wurde aber seiner Stellung enthoben, weil er Papier, Radiergummi und andere Waren mit nach Hause genommen hatte. Diese Sachen wurden jetzt noch in seiner Wohnung gefunden und befchlagnahmt. Weiter ergab sich, daß Scheller persönliche Schulden in Höhe von 1000 m. hatte, aber nicht die Möglichkeit besaß, fie zu decken. Seinen Vertrauensposten als Armenvorsteher hat er gröblich mißbraucht. Zur völligen Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe wäre es erwünscht, wenn sich Bersonen, die mit Scheller in seiner Eigenschaft als Armenvorsteher zu tun gehabt haben, beim Raubbezernat der Kriminalpolizei, Sriminalfommiffar Werneburg, im 3immer 80 des Polizeipräsidiums meldeten.