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1. Beilage zum ,, Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Ur. 220.

Kommunales.

Stadtverordneten - Versammlung.

Freitag, den 20. September 1895.

12. Jahrg.

seien und die Versammlung mit derartigen grundsätzlichen" Zu- Partei gegen die Politik der Regierung als Verbrechen brand­stimmungen sehr vorsichtig sein müsse. Außerdem hält er die in marken; wenn diese Liberalen" wochenlang bemüht sind, Rede stehende Stelle zur Anlage von Arkaden, der stillen Sehn- jenes Verbrechen" den leitenden Kreisen auch gebührend zu

Deffentliche Sigung vom Donnerstag, 19. Sept., sucht des Magistrats, für so ungeeignet wie nur möglich und Gemüthe zu führen und sich selbst als die artigen Kinder in

nachmittags 5 Uhr.

Stadtv. Bulle hat sein Mandat niedergelegt.

In den Ausschuß zur Vorbereitung der Neuwahl von 11 Stadträthen sind auch die Stadtvv. Singer und To Its dorf gewählt worden; Vorsitzender des Ausschusses ist der Vor­steher Dr. Langerhaus.

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fürchtet schließlich, daß, wenn es vorkommen kann, daß empfehlende Erinnerung zu bringen?! In vollem Einklange mit selbst in Kirchen die Mitglieder dieser Ver- dieser noblen, freiheitlichen Gesinnung steht die hündische werden( Ünruhe), sich auch bei dem Arkadenbau ein Un- Dentsteine sehen läßt, ohne den Muth zu finden, diese öffentliche sammlung durch lügenhafte Inschriften beschimpft Demuth, mit der man sich als ruppige Kameele" berufener finden könnte, der seinen Gefühlen in ähnlicher Weise Insulte, die sich überdies als frivole Entweihung des Luft machte. Heiligthums und Parodirung der Heiligen redners gehen wir wohl am besten mit Stillschweigen hinweg. Sprache zu bringen! Aber man fönnte ja anstoßen" Stadtv. Kyllmann: Ueber die letzte Aeußerung des Vor- Schrift darstellt, in öffentlicher Versammlung auch nur zur ( Zustimmung.) Die Vorlage halte ich im Gegensatz zum Vor- und man möchte gewisse Beziehungen" zu gewiffen maß­redner für sehr erwägenswerth; sie hat auch in der Bau- gebenden Kreisen" um alles nicht in Frage stellen. Und so ergreift deputation allseitige Zustimmung gefunden. Es handelt sich um man mit Begeisterung die unpassendste Gelegenheit, um sich der Was uns vorgelegt ist, betrachte ich als die Bauskizze, der gegenüber ja sonst so geschwätzigen Lippen zu setzen. Wie recht hatte eine wohldurchdachte, der Dertlichkeit durchaus angepaßte Anlage. Gummipfropfen mit der Milch frommer Denkungsart an die wir im Ausschuß ganz selbständig sind. Die Hauptsache ist der Fuß- doch der Vorwärts", als er die verwegene Ankündigung gängerweg. Der Kostenpunkt bleibt zwar vorbehalten, doch giebt der einer Aktion im rothen Hause mit einem äußerst skeptischen: Magistrat einen ungefähren Anhalt; die in der Vorlage erwähnte Na, na!" begleitete! Kaum war bekannt geworden, daß Bau­Summe von 290 000 m. sehe ich als Maximum an. rath Schwechten selbst der Urheber des famosen Architekten­hätten, da erschien die greuliche Miffethat urplötzlich als scherzes" sei, und daß auch andere Herren sich daran erlustirt rührend harmlos, und die sittliche Entrüftung" schmolz dahin wie Schnee im Märzen. Kein Wunder, haben doch die auch eine feine Witterung"! freisinnigen Helden meist sehr entwickelte Riechorgane und daher

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Mahlzeit beim Herabwürgen dieses gepfefferten Bissens! Wir wünschen den liberalen Herrschaften eine gesegnete

Die Angelegenheit, betr. die Eingemeindung der Vororte, war im Mai bis Ende September vertagt worden. Auf Vor­schlag des Vorstehers beschließt die Versammlung eine weitere Bertagung bis in die zweite Hälfte des Ottober, wo der Ober­bürgermeister von seinem Urlaube zurückgekehrt sein wird. Infolge des Ausscheidens des Dr. Alexander Meyer ist je eine Stelle in vier Ausschüssen, Deputationen und Kuras torien frei geworden. Durch Akklamation wird in den Wahl­prüfungsausschuß Stadtv. Sa ch& II, in die Gesundheitspflege­Deputation Stadtv. Sa ch 3 I gewählt. Für die Ersatzwahl zur Schuldeputation haben sich Streitling und Singer gemeldet; außerdem wird Stadtv. Borstell vorgeschlagen. Die Wahl ließe sich über den Antrag auf Ausschußberathung sprechen; dem Stadtv. Singer: Wenn uns blos eine Stizze vorläge, fällt auf den Stadt. Kreitling, der 49 Stimmen erhält, ist aber nicht so, der Magistrat verlangt unsere Zustimmung zur Stadtv. Borstell erhält 22, Stadtv. Singer 11 Stimmen, Anlegung eines Arkadenganges und behält das Projekt und die 2 Stimmen zersplittern, 2 Bettei sind unbeschrieben. Die Stadtvv. Rosenow u. Gen. haben den Antrag ge- ich vollauf die Anschauung des ersten Redners. Mit den sog. Kosten späterer Beschlußfassung vor. In dieser Beziehung theile stellt, die Versammlung wolle den Magistrat um Auskunft er- prinzipiellen" Zustimmungen haben wir recht bittere Erfahrungen suchen, ob es wahr ist, daß der Fahrdamm der Schlesischen gemacht; ich brauche wohl blos an das famose Projekt der Ver­Straße vor dem Heckmann'schen Grundstücke, also unmittelbar breiterung der Königstraße zu erinnern, das zuerst mit 1-2 Millionen vor der neu erbauten Schlesischen Brücke, bei der jetzigen zu machen sein sollte, während heute die erforderlichen Millionen Regulirung der Bürgersteige schmäler hergestellt wird, als er sich wohl kaum an den Fingern einer Hand herzählen lassen bisher gewesen ist, ob der Magistrat wegen Abtretung des zur dürften. Diese und andere Vorlagen müssen uns veranlassen, zu Straßenregulirung erforderlichen Terrains vor den Grundstücken verlangen, daß wir bei derartigen kostspieligen Anlagen stets die Schlesischeſtr. 26-34 mit den Besitzern der Cuvry'schen Erven, vollen Konsequenzen von Anfang an übersehen können. Aber Heckmann und Kahlbaum in Verhandlung getreten ist, und wo auch materiell bin ich ein Gegner der Vorlage. Wir haben den" her es kommt, daß diese wegen der Gewerbe- Ausstellung von Mühlendamm abgerissen; wollen wir ihn an anderer Stelle 1896 so überaus bringliche Angelegenheit noch nicht zum Ab- wieder herstellen?( Bustimmung und Oho!) Ich bringe allen Der Antragsteller weist darauf hin, daß die neue, auch solche sein, sie müssen Luft und Licht bringen, nicht rauben, Verkehrsanlagen das wärmste Interesse entgegen, aber es müssen 25 Meter breite Schlesische Brücke durch das Heckmann'sche Grund- sie müssen den Verkehr fördern, nicht ihn stören. Wie solche ſtück in einer Strecke von 4 Metern völlig verdeckt wird, sodaß Durchgänge für Fußgänger sich manchmal präsentiren, können die städtischerseits im Hinblick auf die Ausstellung mit erheblichen Sie an dem abschreckenden Beispiel des Köllnischen Rathhauses Geldopfern beschlossenen Kommunikations- Verbesserungen an dieser studiren. Lehnen Sie daher die Vorlage ohne weiteres ab. Stelle anscheinend nicht durchgeführt werden können. Trete der Stadtv. Wohlgemuth ist ebenfalls ein Gegner des Berliner Familien, ernsthaft heran, so würden diese wohl soviel der Baufluchtlinie der Wallstraße zu thun, und diese Frage lasse Magistrat an die genannten Befizer, alte, angesehene, reiche Arkadenbaues. Man habe es aber auch mit einer Veränderung Bürgerfinn zeigen, dem Verlangen des Südostens und der ge- sich sehr wohl im Ausschusse berathen. Auf den Fußgängerweg sammten Bürgerschaft nachzukommen. an sich könne man wohl eingehen. Stadtbaurath Hobrecht verneint die erste Frage, der Stadtbaurath Hobrecht: Der Zustand, wie er jetzt an Fahrdamm ſei wie bisher durchweg 12 Meter breit gehalten. Der Gertraudtenbrücke und der Wallstraße sich darbietet, ist unter Dagegen sei ihm von der Absicht einer Expropriation der Vor- allen Umständen unhaltbar. Gegen den Antrag auf Ausschuß­gärten auf der Nord feite nichts bekannt; es sei mit den ge- berathung kann doch nur stimmen, wer wie Herr Singer die Au­nannten Besitzern nicht in Verhandlung getreten und es be- lage materiell verwirft. Von einer Wiederbelebung des Mühlen­stehe auch keine dahingehende Absicht. Würde man hier Terrain dammes kann keine Rede sein; wer die Hamburger Alsterartaden zur Straßenverbreiterung ankaufen wollen, so möchte ein Kosten- gesehen hat, wird diese Meinung auch nicht hegen. Mit den aufwand von mehreren 100 000 m. herauskommen( hört, hört!), wenn man die Forderung zu grunde lege, die für die Abtretung einer kleinen Ecke dicht an der Brücke von Heckmann gefordert worden sei.

von

feiner Heldensöhne ehrt. Anläßlich des diesjährigen Sedan. Wie das ,, daukbare Vaterland" die Hinterbliebenen rummels haben sich die sogenannten" Patrioten" im gesammten Deutschland förmlich darin überboten, in schwulstigen Phrasen diejenigen ihres Dankes zu versichern, welche 1870/71 deur Vaterlande" Gut und Blut opfern mußten. Wie es aber in Wirklichkeit mit dieser Dankbarkeit den armen Opfern jenes Krieges oder deren Hinterbliebenen gegenüber bestellt ist, dafür geben nachstehende Zeilen ein klassisches Beispiel. lassen mußten, um dem Rufe zu den Waffen zu folgen, gehörte geben nachstehende Zeilen ein klassisches Beispiel. Zu den Familienvätern, welche 1870 Weib und Kind vers auch der Schuhmachermeister Friedrich S., welcher einige Jahre Industriestadt übergesiedelt vor Ausbruch des Krieges von Preußen nach einer sächsischen war, als preußischer Gardes Landwehrmann aber nach Berlin eingezogen wurde. In blühen­der in seinem Leben noch keine Stunde frant gewesen war, aus der Gesundheit war S. in den Feldzug gegangen; unverlegt zwar, aber frank und siech fehrte der vorher fraftstrogende Mann, dem Kriege heim. Nun galt es, sich eine neue Existenz zu schaffen, da der Krieg die frühere ja vernichtet hatte, und da ihm dies in seiner neuen Heimath nicht gelingen wollte, ging S. nach Berlin , wohin die Familie später nachfolgen follte. Aber schon nach furzer Zeit machten sich die Strapazen des Feldzugs geltend, S. erkrankte schwer und starb in der Charitee. Ihres Ernährers beraubt, gerieth die in Sachsen hinterbliebene Wittwe mit ihren zwei kleinen Kindern bald in bitterste Noth. Ihre Versuche, eine langweiligen geraden Straßenfaçaden ist die architektonische Auf- Feldzugstheilnehmern bereitgestellten Mitteln zu erhalten, waren Unterstützung aus den für die Hinterbliebenen gabe für Berlin nicht gelöst. Es giebt freilich einen guten und vergeblich und erst nach vielen Gesuchen und Verhandlungen einen schlechten Geschmack, wir halten den unsrigen noch lange wurde der unglücklichen Frau aus irgend einem sächsischen Staats­nicht für den schlechtesten. Wittwe mit ihren Kindern nach einem Dorfe O. in der Kreis­fonds eine laufende Unterstützung gewährt, welche die Familie wenigstens vor dem Hungertode bewahrte. Inzwischen war die hauptmannschaft Leipzig verzogen, woselbst sie Verwandte besaß, Der Stadtrath Dr. Krause hat aus Gesundheitsrücksichten konnte, da die Verwandten mit sich selbst zu thun hatten. So war von denen sie Hilfe erhoffte, die ihr jedoch nicht gewährt werden sein Amt niedergelegt. Bekanntlich hat der Magistrat in Sachen des Wahlrechtsarbeiten sich und ihre Kinder zu ernähren. Es waren qualvolle Jahre die schwächliche, fast immer kränkliche Frau gezwungen, mit Näh­derjenigen Berliner Bürger, welche Krankenhausschulden voll harter Entbehrungen, Kummer und Noth, welche die be= Stadtbaurath Hobrecht bleibt bei seiner Ansicht stehen, an die Stadt haben, unter Ignorirung des auf eventuelle Er dauernswerthe Wittwe in der Folge verlebte, bis die Kinder während Stadtv. Rosenow sich für seine gegentheilige Be- örterung der Frage in gemischter Deputation gerichteten Wunsches einigermaßen im stande waren, selbst etwas zu verdienen. Mit hauptung ebenso wie der Stadtbaurath auf den Wortlaut der der Versammlung das Verwaltungsstreit- Verfahren gegen den früheren Verhandlungen und auf die Akten beruft, zugleich aber Versammlungsbeschluß( welcher den Betreffenden das Wahlrecht Eintritt dieses Zeitpunktes wurde der armen Frau aber auch die auch seinem Erstaunen Ausdruck giebt, daß von den Besitzern beließ) anhängig gemacht. Zur Beantwortung der auf Auf- Unterstützung bis auf einen winzigen Betrag gekürzt. der Versuch einer so exorbitanten Forderung( von 120 M. pro hebung dieses Beschlusses gerichteten Klage des Magistrats be- Berlin über, wo er eine Stellung fand, die ihn in den Stand Unterstützung bis auf einen winzigen Betrag gekürzt. Der älteste Sohn siedelte Mitte der achtziger Jahre nach Quadratmeter) gemacht worden ist, und es für unmöglich erklärt, stellt die Versammlung auf Vorschlag des Vorstehers den Justiz setzte, seine alte Mutter, deren schwächliche Gesundheit durch den daß der Magistrat einen Zustand verewigen will, daß eine schöne rath Meyer als ihren Vertreter. neue städtische Brücke zum theil durch einen in schiefem Winkel Schluß 71/4 Uhr. jahrelangen, schweren Kampf ums Dasein gänzlich zerrüttet war, vorspringenden Zaun verdeckt wird. wenigstens vor Noth zu schüßen. Vor zwei Jahren wollte der Sohn feine alte Mutter gänzlich zu sich hernehmen, um ihr den Lebensabend wenigstens zu einem sorgenfreien zu gestalten. Es tam jedoch anders; mitten in den Vorbereitungen zur Reise nach Den liberalen Stadtverordneten, die sich anläßlich der Berlin wurde die alte Frau von einem Herzschlage getroffen und Beschinipfung durch die Kameel- Inschrift wieder einmal so tapfer statt ihrer traf die Nachricht von ihrem Tode bei dem tief­gezeigt haben, widmet das Deutsche Adelsblatt" die folgenden erschütterten Sohne ein. Letterer eilte sofort nach D. und Schmeicheleien: bereitete der theueren Todten auf seine Kosten ein einfaches, aber Ist es nicht geradezu erbärmlich, wenn Leute, die mit würdiges Begräbniß. Wie erstaunte er aber, als er, im Be­Männerftolz vor Königsthronen" prunken, die Opposition einer griffe, die wenigen Habseligkeiten der Verstorbenen als theures Ein Laube Denkmal ist am 18. September in Sprottau , Idee. Andererseits hat man vielfach die Empfindung einer Geburtsstadt des Dichters, enthüllt worden. Improvisation, einer im unaushaltsamen Sturme der augenblick lichen Begeisterung zu Papier gebrachten Gefühlseruption. Die Berse lauten:

Stadtv. Lüben befürwortet nach dieser Auskunft nur noch bringender die Annahme des Antrages. Die Versammlung habe s. 3. beschlossen, die Schlesischestraße zu verbreitern und eine bezügliche Vorlage vom Magistrat erbeten; damit fei natürlich Nord- und Südseite der Straße gemeint gewesen. Jetzt stehe man vor dem Faktum, daß von einer Verbreiterung der Schlesischenstraße an den betreffenden Stellen überhaupt nicht die Rede sei.

Der Antrag Rosenow wird darauf nahezu einstimmig an genommen.

Die Vorlage betr. die Anlage eines überbauten Fußweges ( Arkadengang) längs des linken Ufers des Spreeschleusen­Kanals von der Wallstraße bis zur Gertraudten brücke wollen die Stadtvv. Kyllmann und Wohlgemuth durch einen Ausschuß vorberathen wissen.

Stadtv. Sa ch 3 II befürwortet die unbedingte Ablehnung der Vorlage, weil noch feine finanziellen Unterlagen gegeben

Kunst und Wissenschaft. Residenz Theater. Eine harmlose Schnurre, aus Re­miniszenzen an Pariser Schwänke und deutsche Kleinstädtereien, wie sie so gerne in unserer Bossenliteratur wiederkehren, gewoben; und eine aufdringliche Kopie der scharf gepfefferten Pariser Komödien, die zugleich zynische Sittenschilderungen sind, das sind die beiden Novitäten, die am Mittwoch im Residen 3 Theater aufgeführt wurden und von deutschen Autoren her­rühren. Eine Ausnahme übrigens im Residenztheater.

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Bergemann für die Anträge Sylmann- Wohlgemuth plaidirt Nachdem noch die Stadtvv. Scheiding, Mentel und haben, wird die Vorlage einem Ausschuß von 15 Mitgliedern überwiesen.

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Lokales.

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Richard Wagner als Sänger der Revolution. Die bürgerliche Welt fennt Richard Wagner nur als den Schöpfer der herrlichen Musikdramen und nebenher als den Mann, der durch die Gnade eines königlichen Freundes erst das geworden, was er der Welt ist. Ueber Wagner's Wirken in der deutschen Revolution von 1848-49, an der er gleich den meisten bedeuten­den Männern von Ehre und Gewissen tapfer theilnahm, und über die langen Jahre des Elends, die er im politischen Eril Die zynische Betrachtung der Berliner Frau und der Berliner erduldete, huscht die ästhetische Moral scheu hinweg; die Er­Cheverhältnisse, die Komödie Aber die Ehe" ist von einem innerung an diese Zeit wird dem Proletariat überlassen, dem jungen Mann Paul Linsemann geschrieben, der an der Wagner ja wesentlich durch Bebel bekannt geworden ist. Das hoch­Börsen- Zeitung" thätig ist, einem Blatt, das alltäglich wider interessante Werk des Schriftstellers Wagner Die Kunst fränkische Sittenlosigkeit und für deutsche Tugend eifert. Wenn und die Revolution" findet in dem Buche Die Frau und der nun derlei am grünen Holze geschieht, und wenn der fromme Sozialismus" bekanntlich eine eingehende Würdigung. In diesen Deutsche im brennenden Eifer gallische Zynismen noch über- Tagen ist Wagner auch als Revolutions Dichter entdeckt trumpit und den Typus der Berliner Bürgergattin, wie den worden und z war von Dr. Wilhelm Kienzl , der in einer Dirne faßt, ist das nicht schaudervoll, höchst schandervoll? der Neuen Deutschen Rundschau"( Verlag von S. Fischer, Die zweite Novität ist eine Posse: Der Rabenvater"; fie Berlin ) ein bisher unbekanntes Gedicht Wagner's ist mit unleugbarem Theatergeschick von zwei Berliner aus dem Jahre 1849 veröffentlicht. Es trägt den Titel Die Schauspielern, den Herren Fischer und Jarno, zurecht- Revolution". Um die Echtheit der Dichtung zu beweisen, gezimmert. Der lockere Beisig in dem Stück ist nur führt Dr. Kienzl folgendes an:

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ein armseliger Philister in Bernau etwa oder in Ebers- Als Richard Wagner am 7. Mai 1849 aus Dresden fliehen walde. Er seufzt arg unter dem Pantoffel und um zu mußte, übergab er dem ihm befreundeten Kammerdiener N. N. Zeiten einmal in Berlin einen lustigen Tag zu verleben, hat er einen Koffer, in welchem verschiedene dem Meister am Herzen mit List von seiner strengen Gattin sich ein Taschengeld erobert. liegende Schriftstücke, theils von seiner, theils von anderer Hand Er hat ihr vorgelogen, er müsse für ein Kind sorgen, das die geschrieben, enthalten waren. Unter diesen befand sich auch Frucht eines Verhältnisses sei, das er vor seiner Ehe eingegangen das folgende Gedicht, und zwar in Wagner's eigener Hand­wäre. Es war eine bittere Pille für die eifersüchtige Frau, aber schrift. Es ist nicht anzunehmen, daß Wagner ein fremdes sie mußte schließlich mit dem Monatsgeld herausrücken, das ihr Gedicht, welchem an und für sich feine überragende Bedeutung Mann regelmäßg in Berlin verjubelte. Eines Tags aber die zugeschrieben werden kann, abgeschrieben habe. In der Eheleute feierten ihre silberne Hochzeit bekam es die Frau Form ist das Gedicht durchaus nicht musterhaft. Es springt von mit der Sentimentalität und sie wünschte das uneheliche Kind einem Versmaße ins andere, fügt fünffüßige an vierfüßige ihres Gatten in die Familie aufzunehmen. Wie sich nun der Trochäen, Jamben an Daktylen, bringt männliche und weibliche Mann aus der Klemme ziehen wollte, wie er von Verlegenheit Endungen in buntem Wechsel, ja enthält sogar einige völlig un­zu Verlegenheit stürzt, das ist der Inhalt der Posse, in der Herr flare Stellen. Die Unruhe der Bersebehandlung, die Kumulation Alexander in seiner nervös- zappligen Komit die Hauptrolle von überschwenglichen Attributen, die fühnen Bilder, alles dies spielte, den Rabenvater mit dem fingirten Kind. entspricht gar wohl dem tumultuösen Charakter der besungenen

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Schenen Blickes durch die Gassen Schleicht das Volt, und ohne Gruß Geht der Nachbar an dem Nachbar, Geht der Freund am Freund vorbei, Einen Blick verstohl'nen Grimmes Rasch hinauf geschickt zum Thurm, Wo die Männer eingeferfert, Die ein glühend Wort gesprochen, Und dafür verdammt, zu seh'n Erd' und Himmel eingegittert, Nicht hinein mehr in die gold'ne, Gold'ne Gotteswelt zu strecken Ihre Hand, zu fassen nur

Eine schweißestalte Mauer.

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Giebt's denn Recht? Es spricht so laut die Stimme Mir im Innern

und ich horche, horche

" Nach dem Echo.

"

Giebt es einen Gott? Die Sterne zogen

" Gestern noch gen West

ich frage, frage!

Keine Antwort!

"

Keine Antwort? Dann erlahme Stimme!

"

Brich, du stolzer Nacken, nicht mehr aufwärts

Trag' die Stirne! Hoffen, Wünschen, Streben-

"

' s ist doch alles, alles nur die Mutter

" Trüber Zweifel, Dunstgewölt des Wahnes."

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Weg ist der Trug! Es verstummen die Leugner, Welche die Menschen scheu von den Menschen Arges erdichtend Fremde(?) vertrieben: Weinend am Halse, Auge in Auge Findet der Bruder wieder den Bruder. Lächelnd zur Erde schauen die Götter; Alte Erzeuger glücklicher Menschen Kehren zurück fie, die Hütte zu theilen Friedlich vereinter lieblicher Kinder.