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Die ,$ilmföanfp{e(erin'* Lilian Harvehs Doppelgängerin. Anfangs war sie Haustochter einfacher ehrlicher Leute; im Traume sah sie sich als Filmstar: Toiletten, erstklassige Restaurants, Hotels. Caf�s, Autos, hohe Gehälter und reiche Freunde. Sie wurde aber nur eine klein« Tänzerin mit einem hübschen Gesicht und einem zierlichen Figürchen; alles andere blieb aus. Nur ein halbes Jahr war sie verheiratet, dann lies sie dem Mann davon. Ihre Phantasie gaukelte ihr aber wie ehedem die Karriere eines Filmstars und das Verhältnis mit einem Man« vor. Des­halb legte sie sich den Namen einer bekannten Filmschauspielerin zu und sesielte die Männer an sich, von denen ii« oder minder große Beträge borgte. Diese gewährten idr»er»»>»!ne Getällig- leiten für ihre Gefälligkeiten. Hörten diese aber auf, so waren die Männer dabei die Hereingefallenen. DerFilmstar' gehört« schon einem anderen oder der Beutel des anderen gehörte ihr bis zum nächsten. Zwei Fälle zur Illustration: Da verirrte sich z. B. ein Re- gierungsrat a.D. an einem Wochentag nachmittags in ein Kino in der Friedrichstraße. Ganzzufällig' befand sich auch die kleine Tänzerin hier. Sie gab sich als Lilian H a r o e y aus. Interessiertes Filmgespräch, darauf in ein Cafe; das Filmgespräch löste eine Ge- schästsunterhaltung ab: der Regierungsrat würde so gern in ein Film- unternehmen 100 000 M. stecken. Nichts einfacher als das; auch bei ihr, derTochter eines reichen schwedischen Tuchfabrikanten', wären in der nächsten Zeit 80 000 M. flüssig.Aber denken Sie nur, ich und meine Kollegin, die Lucie Dorain«, sind in Babelsberg   der- maßen beschäftigt daß uns für private Angelegenheiten überhaupt keine Zeit bleibt. So habe ich auch heute die Bank versäumt; 3000 Mark wollte ich abheben.'Aber bitte, steht zu Diensten, wieviel?' 50 M. würden mir genügen.' Kleine Zärtlichkeiten während der Autofahrt, Verabredung für den nächsten Tag in der Wohnung der Freundin in der Puttkamerstraße. Vor dem Abschied ein weiteres Darlehen von 50 501.; am nächsten Tage in der lputtkamer- straße:Ach, ich bin heute wieder nicht zur Bank gekommen; ich muß meine Schneiderin bezahlen.'Aber bitte...' 120 M. bar, ein Scheck von 300 M.. Und so bei jedem Zusammentreffen. Dann folgte eine Fahrt nach Halle zur Filmausnahme, zuerst geht«ine Geldsendung dorthin, dann eine Absage und eine Mahnung, die geliehenen 1270 M. zurückzuzahlen. Zurück kommt aber nur eine beleidigte Antwort. Das Ergebnis: Kündigung der Freundschaft. Jetzt erst findet der betrogene Liebhaber die richtige Lilian Harvey   in ihrem Hotel.Ach, Herr Regierungsrat, ich werde am Telephon unaufhörlich inkommodiert, auch Briefe und Anfragen erhalte ich. Wollen Sie bitte der Sache auf den Grund gehen!" Strafanzeige wegen Betrugs: 1270 M.; alle Ge- fälligkeiten sind also von der falschen Lilian Harvey   gratis erwiesen worden. Der zweite Fall: Ein stellungsloser Kauf- mann lustwandelte durch die Chausseestraße. Ihm entgegen kam die Angeklagte. Verständnisvolle Blicke.Kommst du mit?' Ab- stciaequartier: 5 M. Honorar. Wieder ist sie die Filmschauspielerin, wieder war die Bank geschlossen, wieder Darlehen und schließlich Strafanzeige. Dieser Kavalier rechnete auch sofort die 12 M. Liebes- Honorar in die Summe ein, um die er betrogen fein wollte. Die Angeklagte spielt vor Gericht die Naive; sie erklärt, die Kavaliere hätten alles freiwillig gegeben und bittet um Milde. Die Berufungs  - instanz läßt es bei der ersten Strafe:«in Jahr Gefängnis unter Anrechnung von 6 50tonaten Untersuchungshast. Das Straf- register weift schon mehrere ähnliche Vorstrafen auf. Dies die galanten Abenteuer derFilmschauspielerin', Die Ulkten verbrannt. Drei weitere Personen festgenommen. Zu den Aktenbeseitigungen des Kanzleiangestellten Georg Müller vom Amtsgericht Charlottenburg   erfahren wir, daß ihm jetzt drei weitere Verfehlungen nachgewiesen werden konnten. Noch der Aufdeckung der beiden ersten Fälle, über die wir damals berichteten, hatte Müller hoch und Jjeilig versichert, daß er sich weiter nichts habe zuschulden kommen lassen. Man glaubte dieser Versicherung aber um so weniger, als Müller ein sehr unruhiges Leben führte, viel in Kneipen verkehrte und auch andeutete, daß er bald hier, bald dort Geld abzuholen habe. Man ging diesen Spuren nach und ermittelte so drei Männer, deren Akten Müller gegen Be» Zahlung auf die Seite geschafft hatte. So hatte«in 41 Jahre alter Kaufmann und Hausbesitzer H a n l e r aus Niederschöneweid« wegen Hehlerei neun Monate Gefängnis zu verbüßen, vorläufig aber Strafaufschub erhallen. Als die Akten dieses Mannes in Müllers Hände kamen, trat er an Handler heran mit dem Anerbieten, sie gegen ein Honorar von 300 M. zu vernichten. Der Kaufmann ging auf den Vorschlag ein, gab eine Anzahlung und verbrannte mit Müller zusammen die Akten in einem Ofen in seiner Wohnung. Den Rest des Geldes konnte er nicht in bar zahlen, gab aber an Müller Wurst und Spirituosen im Wert« von etwa 150 M. Später begnügte er sich damit, kleine Raten in Höhe von 5 M. abzuzahlen. In ähnlicher Weise ging der ungetreue Angestellte bei einem Automobilhändler Steßter in Westend   zu Werke. Dieser war wegen Ausfuhrvergehens zu einer Geldstrafe von mehreren tausend Mark verurteill worden, konnte aber trotz bereits erfolgter gerichtlicher Mahnung nicht zahlen. Auch bei'chm erschien Müller, bot die Beseitigung der Akten an und verlangte dafür 300 400 M. Wieder gab er sich zunächst mit einer kleinen Anzahlung zufrieden und verabredete mit dem AutoHändler eine Zusammenkunft in einem Restaurant. Hier oerbrannten beide gemeinsam im Ofen die Akten. Noch ein dritter Fall von Aktenbeselligung konnte nachgewiesen werden. Ein Kaufmann Am st er, der in einem westlichen Vorort wohnt, hatte 1000 M. Geldstraf« zu zahlen, besaß aber nicht die Mittel. Für 150 M. versprach Müller, die Akten zu den er- ledigten Sachen zu legen und so dem Kaufmann die Zahlung der Strafe zu ersparen. Im Lause des gestrigen Tages wurden die drei Männer fest- genommen und dem Vernchmungsrichter vorgeführt. Ihnen wird Beamtenbestechung zur Last gelegt.
Die kirchturmspitze im Keller. Kirchturmspitzen befinden sich ausschließlich aus der Spitze des Kirchturms. Daher doch der Name. Aber selbst von dieser Regel muß eine Ausnahme erlaubt sein und den 5Ruhm, im Besitz dieser Ausnahme zu sein, genießt natürlich Berlin  . Aber die meisten Berliner   wissen garnicht, daß sich die K i r cht u r m l p i tz e des Turms der Petrikirche in dem Keller eines Privat- Hauses befindet. Wie das zugegangen, konnte man am Sonntag auf einer hochinteressanten Wanderung durch Alt-Bcrlin kennen lernen, die der Vorsitzende des Vereins für die Geschichte Berlins  Dr. Lederer veranstaltet und auf der er selber den Führer und Er- kläre? niachte. Im Jahr 1734 stürzte der Turm der alten Pctri- tirche die jetzige ist erst in den Jahren 1846 1852 von Strock erbaut ein und die Turmspitze, eine sandsteiuerne Krone, saufte wie ein Meteor auf das Eckhaus Brüderstraße und Scharrenstr. 9a. durchschlug das Dach und sämtliche Stockwerke bis in den Keller. Dort liegt die alte Turmspitze noch heute, wohl betreut von den In- habern der Firma Bartels und Rusch, eine ungewöhnliche Kuriosität. Weiter führte dann die Besichtigung durch die Breite Straße, mit einem schnellen Blick auf das schönste Berliner   Renaissance- portal des ehemaligen Ribbeckschen Hauses zum Schloß. Die Be- sichtigung galt ober nicht dem Innern, sondern den beiden großen keineswegs nach Gebühr gewürdigten Höfen. Der zweite S ch l o ß h o f besonders, das Werk Andreas Schlüters, wirkt wie «in großer prachtvoller Freilust-Festsool. Schlüter schus hier sein archilekwniscye, Meisterwerk. Dann ging es durch die Burg. straße zum Hotel König von Portugal, da» durch Lefsings Minna von Barnhelm und Fritz Reuters Reis« nach Belügen berühmt geworden. Der letzte dort noch vorhanden« ubertreppt« Kellerhal« soll demnächst leid« oerschwinden. Da« allerälteste
Berlin  « Kirchlein, die Heillgengetsttopell«, Me seinerzeit, um sie zu erhalten, als Hörsaal in die Handelshochschule mit ein- bezogen, wurde besichtigt. Als Beispiel rühmenswerter Haus- pflege gilt das Haus zu den drei Linden, Klosterstr. 87. Einst stand hier ein Absteigehaus der Bischöfe von Lebus  , später wurde es kurfürstliche Gcheimkanzlei, dann ging es ganz in Privatbesitz  über. Der jetzige Inhaber der Firma Fetschow, Eugen Prcuß, hat es sich angelegen sein lassen, alle Hausdokumente zu sammeln. Seine Geschäftsräume gleichen einem sehenswerten kleinen Museum für Alt-Berlin, gewiß eine rühmenswerte Seltenheit in dieser nüchternen Stadt. Weniger wegen seines unscheinbaren Aeußeren und Inneren als wegen seiner Geschichte ist das Haus Klo st er- st r a tz e 76 berühmt, das jetzt die Zollverwaltung birgt. Der älteste Teil des Berliner   Schlosses geht bekanntlich nur bis zum Jahr 1451 zurück. Borher aber stand schon das Haus in der Klosterstraße und es war unter dem Namen Hohes Haus markgräfliche und kurfürstliche Residenz. Später diente es als Lager- haus höchst profanen Zwecken und jetzt ist es von einem bekannten Berliner   Warenhaus angekauft worden»nd wird wohl demnächst der Spitzhacke zum Opfer fallen. Das wäre sehr schade, denn mit diesem Bauwerk ist auch ein wichtiges Stück Berliner   Stadt- und Bolksgeschichte verbunden. So vermittelte die Führung Dr. Lederers eine Fülle von wertvollen geschichtlichen Einblicken in die Bevgangcnheit unserer Stadt._ verhängnisvolle Vergeßlichkeit. Die fehlende Gasverschranbung. Gestern nachmittag wurde der in dem Hause Elsasier Straße 26 wohnende 50jährige Hotelportier F. Bachmann und der 28jährige Schlosser Erich Mallue in dem mit Gas gefüllten Schlafzimmer ihrer gemeinsamen Wohnung bewußtlos aufgefunden. Die zuständige Rettungsstelle wurde benach­richtigt, die einen Arzt an die Unglücksstelle entsandte. Gleichzeitig mit dem Arzt trafen Polizeibeamte in der Wohnung ein. Sofort angestellte Wiederbelebungsversuche hatten nur bei Mallue Erfolg. Bei Bachmann konnte der Arzt nur noch den bereits eingetretenen Tod f e st st e l l e n. Seine Leiche wurde beschlagnahmt und in das Schauhans gebracht. M. fand im Hedwigs- krankenhaus Ausnahme, wo er sehr bedenklich daniederliegt. Der Fall schien zunächst etwas rätselhaft, da alle Gashähne verschlossen und auch im übrigen die Gasleitung völlig dicht war. Die weiteren Ermittlungen ergaben jedoch, daß die Gasmengen aus der unterliegenden Wohnung nach oben ge- drungen waren. Die Wohnung war vor einigen Tagen von den letzten Mietern geräumt worden, die bei der Abmontage der Lampen in grober Fahrlässigkeit vergaßen, die Gas- leitungen ordnungsgemäß mit Stöpseln zu oersehen. So konnten größere Gasmengen ungehindert ausströmen, die ihren Weg nach oben nahmen und das Unglück verursachten. 3n der Atittetlung über die Errechnung d« Hauszlnssteu« für Berlin   ist in der AuSrechnungsgleichung ein Druckfehler unterlaufen. _.. 330 X 100..,.. 230 X 100 Statt--- muß eS herßen:
Morphkumfochtl Die gefälschte» Rezepte.
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Die volksbllduugsSmler Prenzlauer perg und 5rledrlch»haln veran- flalten am Dienstag, dem 19.«Ipril(3. Ofterfeiertag), abends 8 Uhr, im s a a I b a u Friedrichshain  , SIm Friedrichshain 1S/S3, sein Drittes Sinfoniekonzert zum Gedächtnis Ludwig van Beel- bcvenS mit nachstehendem Programm: Ouvertüre.Leonore Nr. 3' Violinkonzert. Sinfonie Nr. 7. Mitwirkende: Berliner   Sinfonieoichester Dirigent: Jafcha Horenstein. Joses WolfSthal, von der StaatZoper(Violine) Einsührender Bortrag: Dr. HanZ Fischer. Karten je 75 Pf. einlchlietzlich Garderobe und Liedertext- zu haben bei den beiden VolkSbildungSämtern. und deren Verkaufsstellen,(siehe Anschlagfüulen.)
Die wesentlichsten Borträge dieses Tages behandelten medizi­nische Themen oder standen doch wenigstens im Zusammenhang damit. Denn dieSterblichkeitsforschung als Grundlage der Lebensversicherung', über die Prof. Dr. Alfred Man es be- richtete, schlug ohne Frage mindestens ebenso sehr in das Gebiet der Medizin wie in das der Dersicherungswissenschaft. Sehr be- achtenswer waren aber vor allem die Ausführungen Prof. Or. meci. Alfred Lewandowstis, der dieSoziale Krantenhausfür- sorge' behandelte. Bedeutet lkesserung der sozialen Lage der Be- oälkerung Minderung der Erkrankungen überhaupt, so bedeutet sinn- gemäß die soziale Fürsorg« wenigstens beschleunigte Krankheits- Heilung. Ist also Besserung der sozialen Gesamtlage das Ziel, so ist soziale Forsorge eine Etappe dazu. Prof. Lewandowski zeigte ein- dringlich an Beispielen, was soziale Krankenhausfürsorg« für den einzelnen bedeuten kann. Er wird von den drückendsten Sorgen entlastet, gesundet dadurch rascher und gründlicher und hat darüber hinaus größere Gewähr für eine dauernde Heilung. Soll die Für- sorg« aber diese umfassende beabsichtigte Wirkung haben, so ist es nötig, daß sie die Erkrankten nicht mrr während der Zeit ihres Krankenhausaufenthaltes berät und unterstützt, sondern daß ihre Hilfe sich auch noch auf die Krankenhausentlassenen erstreckt. Be- sonders muß hier entweder Aufenthalt in Heilanstalten oder aber Rückkehr zur Berufsarbeit vermittelt werden. Erst in Verbindung mit so umfassender Fürsorge kann Krankenhausbehandlung wirklich erfolgreich werden. Aus dieser Erkenntnis heraus ist die Kranken- Hausfürsorge auch bereits in zahlreichen deutschen Großstädten ein- geführt, wenn sie auch gewiß oft noch sehr ausbaufähig und vcr- besserungsbedürftig ist. Dr. Frey, Direktor im Reichsgesundheits- amt, sprach zu dem ThemaDas Meeresklima im Dienst der Ge- sundung der deutschen Jugend'. Er erörterte in seinem Vortrag nicht nur die verschiedenen Heilerfolge des MeeresUimos, sondern er wies auch darauf hin. daß es Fälle gibt, bei denen ein Sceaufenthalt nicht angebracht ist. Wertvoll war, daß d« Redner die Bedeutung von Winterkuren am Meere hervorhob, die in weiten Kreisen des Publikums noch immer unterschätzt werden. Der Abend fand mit Sinfonie von Schubert und Haydn  , von Georg Zell geleitet, einen musikfrohen Abschluß. T e s.
Ein Chemiker S. hat lange Jahre hindurch Rezepte gefälscht, um sich Heroin und Morphium zu verschassen. Gestern hatte nun das Schöffengericht Berlin-Schöneberg zu entscheiden: War der Gift- süchtige, als er die Rezepte fälschte, zurechnungsfähig oder nicht?. Und wie hat er gefälscht! Es lag Methode darin. Er stellte Rezepte auf den Namen wirk- lich existierender Offiziere aus, unterschrieb sie je nachdem mit dem Namen des nicht existierenden D''. Braun es sei sein Freund, ein nicht mehr praktizierender Stabsarzt, sagte er in der Apotheke oder mit dem Namen des ebenfalls nicht existierenden Dr. Schreiber; auch den entsprechenden Stempel setzte er aus das Rezept. Zu seiner Verfügung standen ja alle Apotheken Berlins  ; jedoch nicht mehr als zweimal im Monat erschien er in ein und derselben Apo- theke. So fielen die Rezepte nicht weiter auf. Suchte der Apo- theker im Adreßbuch den Namen des Ojfiziers nach, so fand er ihn. Zlls S. aber einmal noch der Adresse des Dr. Braun gefragt wurde, erschien er das nächste Mal nicht mehr in der Apotheke. Ein an- deres Mal passierte ihm das Unglück, daß er das Rezept mit dem Namen des Dr. Braun unterschrieb, jedoch den Stempel des Dr. Schreiber darauf setzte. Selbst als die Polizei in einer Apotheke gelegentlich einer lllevision drei verdächtige Rezepte mit dem Namen Broun vorfand, konnte S. hier ruhig, weiter fein Heroin beziehen. Zum Derhängnis wurde ihm aber die Revision einer anderen Apo- theke. Jetzt beschloß die Polizei, den Spuren des Fälschers nach. zugehen und so wurde S. oerhostet. Wie war er aber zu seiner verhängnisvollen Sucht gekommen, der er etwa 20 Jahre frönte? Gegen einen Nervenschmerz hatte chm ein Arzt Morphium oerschrieben. So wurde er M o r p h i n i st. Das Gift bezog er als Chemiker direkt aus der chemischen Fabrik. Im Jahre 1920 trat aber das Opiumgesetz in Kraft. Nun begann er zu fälschen. Die Rezepte stellte er auf Vorrat her aus Furcht vor den Qualen, die ihm bei einem Gistmangel drohen könnten. Entziehungskuren hatten bei ihm keinen dauernden Erfolg; augenblicklich ist er aber nach einer Behandlung durch einen Spezialarzt Dr. F r a e n k e l geheilt. War er also' zurechnungsfähig, mußte er nicht zwangs­läufig sich das Gift verschaffen? Die Ladung des Dr. Fraenkcl als Sachverständigen hatte dos Gericht verweigert; in einem fchrist- lichen Gutachten erklärte er aber, dem ollgemein herrschenden Standpunkte entsprechend, daß dem S. als giftsüchtigen Rezeptfälscher zweifelsohne der 8 51 zuzubilligen sei. Der bekannte Pharmakoloa« der Berliner   Universität, Prof. Joachim oglu, der gestern als Sachverständiger geladen war, meinte allerdings, daß der§ 51 in diesem Falle nicht in Betracht käme. Der Professor ist aber mcht Psychiater. Der Staatsanwalt beantragte dem Gutachten des Sach- verständigen gemäß 1 Jahr Gefängnis wegen schwerer Urkundenfäl- schung. Gegen eine Bewährungsfrist wolle er nichts einzuwenden haben. Trotzdem der Berteidiger die Ladung des Prof. Fraenkcl beantragt batt«, verurteilte das Gericht den Angeklagten zu einem Monat Gefängnis: sollte sich aber der Angeklagte im Laufe von drei Iahren des Giftgenusses ohne ärztliche Verordnung ent- halten, so braucht er die Strafe nicht zu verbüßen: er Hab« die Fälschung nicht aus verbrecherischer Gesinnung, son- dern aus krankhafter Neigung begangen. Wäre unter solchen Umständen die Zubilligung von§ 51 nicht doch am Platze gewesen?__ Werbefeier der Arbeiterjugeud. Um der schulentlassenen Jugend das Leben und Treiben der Ar. beiterjugend zu zeigen, veranstaltete der Bezirk Friedrichshain  - Andreasplatz der Arbeiterjugend am Sonnabend in der Aula der Schule Friedenstraße eine Werbeseier. Das vielseitige Programm bot den Kräften aus den eigenen Reihen Raum zur freien Be- tätigung. Mit einem Musikvortrao wurde die Feier eingeleitet, dann sprach ein Jugendlicher den PrologAn die Arbeiterjugend' von Otto Krille  . Die Genossin Hanna Kühne gab mit ihrer Ansprache ein Bild vom Wollen und Wirken der Arbeiterjugendbewegung. Ihre Worte fanden reichen Beifall. In die Gedankengänge des Kampfes der Arbeiterklasse gegen den Kapitalismus führte das ZwiegesprächBrüderlichkeit' von Ernst Toller  , dos zwei Jugendlichen schwere Rollen zuwies, denen sie aber gerecht wurden. Im zweiten Teildem lustigen', sollte das Leben und Treiben der Arbeiterjugend an chren Sonntagen dargestellt wer» den. Zuerst folgten in bunter Reihe heiter« Siezitationen. Dieser Teil des Programms war geschickt zusammengestellt. Es wurde immer nur ein Gedicht von jedem Jugendlichen vorgetragen. Da. durch wirkten recht viele Kräfte im Programm mit. Das Bühnenspiel Blühende Erde', das die Bekehrung eines Nörglers und Zweiflers zur Lebensfreude zum Inhalt hat, war wirkungsvoll eingerahmt durch Vorführungen der Volkstanzgruppe. Mit dem Gesang Brüder zur Sonne' schloß die schön« Werbefeier, die den Schul» entlassenen ein Bild vom Wirken der Arbeiterjugend gab. Auch den Eltern von den Schulentlassenen und von den Jugendlichen hatte das Programm sehr gut gefallen. Der lebhafte Beifall nach den ein» zelnen Vorführungen war Beweis dafür.
Zum Thema:Nene märkische Hansfafsaben." Unter dem Titel:Neue märkische Hausfassade n" berichteten wir vor etwa acht Tagen, daß die Zeit der grausamen Stukkatur  ' genannten Gipsankleberei gottlob zu Ende gegangen und durch die Anwendung von farbigem Kratzputz ersetzt sst. Hierzu teilt uns ein Leser des Vorwärts', der Genosse Anton Teut» hold, Berlin   NW. 21. Turmstroß« 35, mit, daß er eine E r» f i n d u n g gemacht hat, die ohne Zweifel von großem Interesse ist. Auf einem Untergrund von Gips oder Zement trägt er in einer etwa einen Zentimeter dicken Schicht farbiges Steinmehl auf. In dem Bilde, das er gewählt hat, müssen die Grenzlinien zwischen den einzelnen Farben scharf eingeschnitten werden. Im übrigen indessen ist dos Versahren das gleiche wie beim Kratzputz. Das Verblüffende ist aber: Das hergestellte Bild ist unverwüstlich, es sei denn, daß jemand einen Zentimeter tief kratze und die Ober. fläche des Bildes förmlich auskehle. Bei ein« ordnungsgemäßen Reinigung bleibt das Bild vollkommen unversehrt. Auf die interessante Erfindung wird noch zurückzukommen sein.
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