zrs., Unterhaltung uns ÄAtssen Maja. von Vera Zaber. Im Süden, an den Ufern des Schwarzen Meeres liegt eine kleine Stadt. Sie hat wie üblich eine alte genuesische Festung, welche aus Trümmern, Unkraut und Eidechsen besteht. Drinnen ist eine griechische Kaffeestube, an deren Wänden sich eine hundertjährige Glydnie emporrankt und ihre seidigen Blütenblätter in den samt- glatten Kaffee fallen lästt. In der Stadt gibt es auch einen Markt, der im Sommer voll von Flundern und Pfirsichen ist. Die jungen Maiskolben auf dem Markt haben zarte, graue Härchen und Mause- zöhnchen: das übrige ist mit einer grünen Haube bedeckt. Außerdem gibt es in der Stadt noch ein Kino und zwei oder drei Behörden; aber am Ende jeder Straße ist das Meer und alles andere ist nichts Im Devgleich dazu. Auf dem Strand sind Neste ausgespannt und Boote ruhen sich aus— auf dem Rücken oder auf dem Bauch. Manch- mal rollt eine lange, schcumlose, wie Glas geschliffene Welle heran und verläuft sich zischend im Sand. In der Stadt gibt es ein Museum... Wenn die Griechinnen auf ihre Männer warten und das Abend- essen bereiten, unterhalten sie sich darüber, daß der alte Stawraki, der jetzige Museumsaufscher, und früher einfach ein reicher Mann, daß dieser Stawraki der Enkel eines Schmugglers fei, der sich ein schönes geräumiges Haus gebaut hatte und auf den Tischen und Diwans all die Wunderdinge und Raritäten ausbreitete, die er in fremden Ländern gesammelt hatte. Darunter war auch ein persischer Schal, weiß und rosa wie Rosen im Schnee. Sein Sohn Hadrian hatte schon keinen so anstößigen Beruf mehr. Er lebte in einer großen Sfpdt. in Odessi. Dort hatte er einen Laden, in dem Kanarienvögel und Korallen verkauft wurden. Aber sein Sohn, der auch Hadrian hieß, dachte gar nicht mehr daran, den Laden zu übernehmen. Er verkaufte ihn, richtete einen Obst- bandet ein, aber selber oerkaufen tat er nicht, sondern nahm einen Geschäftsführer. Er selbst fuhr ins Ausland, lebte sehr lange dort, heiratete aber nicht. Dann kehrte er in seine Heimatstadt zurück, setzte das Haus seines Großvaters instand, er schmückte es auch wunderbar aus. Der persische Schal seines Großvaters litt nicht mehr Einsamkeit; er hatte eine ganze Kollektion Kameraden, eben- solche persischen Schals wie er. Außerdem gab es dort Bilder, Statuen, alte Möbel, Sp'tzen und Minerale. So lebte der junge Stawraki bis er alt wurde. Aber dann kam die Revolution. Das Haus des Hadrian Stawraki wurde in ein Museum um- gewandelt und sein früherer Besitzer zum Aufseher gemacht. Als Wohnung wurde ihm ein Eckzimmer zugewiesen, in dem früher ein« große weiße Statue lebte, die ein nacktes Mädchen mit einem Spiegel darstellte. 2. Es ist Sonntag und im Museum sind besonders viel Besucher. Die Tochter der Krämerin Diamando ist schon ganz außer Atem. Sie muß nämlich Eintrittskarten verkaufen und den Besuchern Schinne , Stöcke und sogar Pfeifen abnehmen.. Die letzte Lorschrift wird besonders streng befolgt seit dem Vorfall mit dem Fischer iEb'ist', der vor dem Bild des italienischen Malers Eonaletto stehen- blieb und ausrief: Ein schauderhaftes Boot! Lerflucht will ich fein, wenn man darin gegen den Wind rudern kann! Und dabei stieß er mit feiner Pfeife so stLrk gegen die alte Lein- wand, daß auf der zarten Oberfläche des Meeres ein Loch entstand. Worauf der Vorsitzende des„Fifcherburcaus", ein junger russischer Bursche Pavel Sujew. ihm vorwurfsvoll sagte: „Genosse Christo, wir hielten Sie für einen bewußten Menschen, aber Sie haben das Gegenteil bewiesen. Ist es denn überhaupt denkbar, einen Gegenstand der Kunst auch nur mit dem Finger zu berühren? Auf keinen Fall!" Die Arbeiterin Dorotschka Reußmann, braungebrannt, stürmisch, eine begeisterte Sportlerin, die auf dem internationalen Weit- schwimmen alle Rekord« geschlagen hat, steht vor einem Gemälde, das eine Spanierin darstellt, in einem steisen Kleid, mit perlen- geschmückten Haaren, und erklärt ihren Freundinnen: „Denkt euch doch nur. wie das war, wenn sie sich alle zwei Stunden ihr Haar machten und sich nie richtig wuschen. Und das Kleid... Natürlich haben sie wie Parasiten gelebt. Aber... sie blickt in das Gesicht, sieht darin ein leises Lächeln und fügt fast flüsternd hinzu,— aber sie ist doch sehr schön. Da geht der alte Stawraki vorbei und Dorotschka Reußmann verstummt. An einer anderen Wand steht ein Pionier'! vor dem Abguß des David von Michelangelo . Er steht breitbeinig da, die Arme auf dem Rücken verschränkt. Seine Mütze ist in den Nacken geschoben, seine rote Krawatte ist fest über der Brust verknotet. Schließlich knipst er mit den Fingern und ruft aus:„Ein begabter Alter!" „Wer?" fragt streng Stawraki, der seinen Ohren nicht traut. Aber der Pionier ist nicht so leicht einzuschüchtern wie die Arbeiterin Dorotschka Reußmann. „Na, Michelangelo , natürlich," antwortet er.„Was doch der Bursche für einen Bizeps hat. Und die Beine! Ja, Guissen Sie, der würde bei einem Wettrennen jeden Rekord schlagen, auf jeder Strecke, sogar wenn er Vorsprung gibt." Z. Der einäugige Afanassij, jetzt Museumswächter und gleichzeitig Köchin, Waschfrau und Zimmermädchen des allen Stawraki, bringt auf einem kleinen Tablett das Abendbrot: dicke Sahne in einer flachen Steingutschale, Gebäck, Butter und Wabenhonig auf einem Weinblatt. Ein köstliches Abcndinahl, das auch ein Grieche der Antike nicht ablehnen würde. Außerdem bringt Afanossij noch einige Briefe, den gestempelten Fang, den das Meer des Lebens heute auf den Schreibtisch des allen Stawraki angeschwemmt hat. Stawraki schraubt den Docht der Petroleumlampe tiefer, ver- zehrt langsam sein Mahl und überfliegt die erhaltenen Briefe. Sie sind uninteressant. Zwei, drei von seinen Kollegen. Einer von der Zentralbehörde, eigenllich kein Brief, sondern eine offizielle Berord- nung über die Ausfüllung von Fragebogen durch die Besucher(ein Formular ist beigelegt). Der Alle lächelt ironisch und legt die offi- zielle Verordnung beiselle. Und hier endlich ein richtiger Brief. Auf einem gewöhnl'chen Kuvert ist mit blassen, ausdruckslosen Buchstaben die Adresse geschrieben. Cr öffnet den Brief und liest:„Lieber, teurer Onkel!"— Er hält inne und blickt auf die Lampe ; Onkel, ja wessen Onkel ist er denn? Und dann fällt es ihm ein. Ja, in der Tat, er hatte eine Nichte, sie hieß Aglaja. Soviel er sich erinnern Mitglied des Verbandes der 14- bis ISjährigen Kinder. lonirte, war mit ihr irgend etwas nicht ganz In Ordnung. Ach ja: sie hatte einen Kommunisten geheiratet. Nun, was will sie denn von ihm. diese Aglaja, mit dem Profil der byzantinischen Kaiserin Theodora. Sie kränkelt, schreibt sie. Ihr Mann ist in die tatarische Republik geschickt worden, um dort Genossenschaften zu gründen, und sie und die Kinder müssen unbedingt ans Meer. Und da fiel ihr d«r liebe , teure Onkel ein, und sie hofft, daß er ihr die Gastfreund- fchaft nicht verweigern werde. Stawraki überlegt sehr lange. Einerseits wird das natürlich mit vielen Umständlichkeiten verbunden fein, aber andererseits war Aglaja als Kind so drollig und entzückend. Sie liebte Früchte und Märchen. Einmal, als sie eine Kokosnuß sah, fragte sie: „Wenn das ein Ball ist, warum springt er nicht, und wenn es ein 2lffe ist, warum hat er keinen Schwanz?" Hadrian Hadrianowitsch weckt Afanassij, der in einem Kammer- chen unter der Treppe schläft, in das das Mondlicht wie ein Dolch durch das schmale Fenster dringt. Er gibt ihm einen Zettel, Geld und sagt: „Das bringst du morgen auf das Telegraphenamt." Und schon im Fortgehen fügt er hinzu:„Und bringst das Zimmer, wo die alten Rahmen stehen, in Ordnung." sSchlnß folgt.) die Entlassenen. o. S e u d e l l:„Man kann mir doch unmöglich die Zusammenarbeit mit llniergebenen zumuten, die 1S20 über ihre Eidespflichlen besser- orientierl waren, als ich. ihr jehigcr Minister!" Kleine Tragsöie im H�elchtssaal. Don R e a r. Bor dem Richter steht ein junger Arbeiter. Knapp 18 Jahr« mag er alt sein. Er steht bleich und scheu hinter den Schranken, die so unangenehm an einen Käfig gemahnen, nur daß man dort Menschen hineinsperrt. Der Zuschauerraum ist wie immer besetzt, denn ez finden sich merkwürdiger Weise stets Leute, die ohne ein amtliches oder berufliches Interesse ihre Neugier und Sensationslust dadurch befriedigen, daß sie zusehen, wie einer ihrer Mitmenschen in den Maschen der Justiz zappelt und kunstgerecht erlegt wird. Es kostet ja nichts, man schlägt billig die Zeit tot und hat es im Winter noch obendrein warm. Die Justizwachtmeister sitzen schläfrig an ihrem kleinen Tischchen. Die find abgebrüht und sehen gleichgültig aus, sie haben das alles ja schon so oft erlebt. Der Angeklagte ist ein richtiger Prolet. Er hat es nicht gelernt, Verbeugungen zu machen, er kann nicht gewählte Ausdrücke gebrauchen, er redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, und durch seine Worte klingt ein geheimer Groll. Der Richter aber ist ein würdiger Herr mit Schmissen im Gesicht und beseell von der nötigen amtlichen Entrüstung. Sicher hat er nie in seinem Leben mit einem Arbeiter an einem Tisch gesessen und seine Sprache und Lebensweise ist ihm fremd wie die der Hottentotten. Sein Gesicht ist gerötet von innerer Wut und seine Stimme ist scharf und hart, wie die eines erbar- mungslofen Feindes Der Angeklagte hat keinen Verteidiger und ist also hilflos dieser ihm unverständlichen Maschine ausgeliefert, die eben zu laufen beginnt. Die Beweisaufnahme nimmt ihren An- fang. Ein paar Zeugen, biedere Leute, werden vernommen. Das Auge des Gesetzes in Gestalt eines uniformierten Schutzpolizisten erscheint vor dem Zeugentlsch. Mechanisch nimmt der Richter die Eide ab, in denen Göll zum Zeugen gegen ein armseliges Menschen. find aufgerufen wird. Der Staatsanwalt sitzt unbeteiligt an seinem Platz und arbeitet in seinen Akten. Und nachdem alle Zeugen aus- gesagt haben, wissen wir alle im Saal, was der Angeklagte aus- gefressen hat. Er ist ein Maurer und an einem heißen Augusttag hat er sich auf dem Bau ein bißchen stark unter Alkohol gesetzt. Das war gewiß nicht schön von ihm, aber er ist ja noch ein blut- junges Kerlchen, und es war sehr heiß an jenem unseligen Tage. Als es Feierabend war und der junge Bursche schon einen ziemlichen sitzen hatte, kam der Polier und gebot ihm, die Arbeitsstätte j)u ver- lassen. Er aber weigerte sich ixssen, es gefiel ihm in seinen, jugend- lichen Uebermut, den Polier zu ärgern und er blieb. Schließlich holte der Polier die Polizei. Und alsbalo erschien ein handfester Schutzmann, der dasür zu sorgen hat, daß alles seinen geregelten Gang geht und die heilige Ordnung nicht gestört wird. Der jung«, angetrunkene Maurer aber kümmerte sich nicht darum, der Alkohol machte ihn vergessen, daß es gefährlich ist, gegen den Stachel zu lecken. Cr pflaumte den Beamten an, wobei er vergaß, daß amtliche fersvnen niemals Spaß verstehen, weil sonst der Staat aus den ugen gehen würde. Und als das Auge des Gesetzes bös« wurde, gab e» einen Wortwechsel, bei dem der Junge seinem Groll Luft macht« und seiner Meinung etwas deutlich Ausdruck gab. Wobei er wiederum vergaß, daß eine amtliche Person sehr empfindlich gegen- über deutlich geäußerten Meinungen ist. Schließlich packte der Schutzmann den Delinquenten derb am Kragen, was der vcrständ- licherweifs als unnötig empfand und wogegen er sich nach Kräften wehrte. Abermals aber vergaß er, daß der Staat von feinen Bllr« gern verlangt, daß der, den er einmal in feinen Klauen hält, mucks». mäuschenstill sich in fein Schicksal ergibt. Und so hatte der vom beklage öes vorwärts ?Ilkohol Beseligte, als er auf der Wachs ankam, bereits gegen diverse Paragraphen der heiligen Ordnung oerstoßen. Das olles wurde in der Verhandlung aufgerollt. Nur von dem Katzenjammer, den der Ucbeltäter am Tage nach der Tat aller Wahrscheinlichkeit nach verspürt hat, wurde nicht gesprochen. Das Gesicht des Richters hatte sich während der Aussagen der Zeugen womöglich noch mehr versinstert und schließlich schnauzte er den Angeklagten an, wie ein preußischer Feldwebel seine Rekruten. Er stoß geradezu über vor sittlicher Eni- rüstung. Wie konnte so ein Lausejunge es wagen, einen Beamten, einen Vertreter der öffentlichen Ruhe, Sicherheit und Ordnung an- zugreifen! Seine Seele erbebte wie der Busen einer beleidigten Jungfrau bei dem Gedanken, daß durch diese Tat auch seine Ruhe, die Sicherheit eines fteuerzahlenden Bürgers gefährdet ward. Der Zlngeklagte machte in seiner Hilflosigkeit ein trotziges Gesicht und alles, was er ungeschickt sagte, erboste den Mann am Richtertisch, dessen Aufgabe ist zu richten über feine Mitmenschen. Und als der Richter sich mit txn zwei Schöffen zur Beratung zurückzog, wußten wir alle, daß es ein hartes Urteil geben würde, weil hier nicht ein gütiger Richter seines Amtes waltete, sondern ein verärgerter Spicher, dem die Seele eines jungen'Arbeiters fremd und rätselhaft ist. Und wir wunderten uns gar nicht, als wir hörten, daß man den jungen, bisher imbcscholtencn Burschen wegen einer jugendlichen Unbesonnenheit ins Gefängnis schickte, wo er bestimmt nicht besser wird. Und als ich den Gerichtssaal verlieh, mußte ich daran denken, wie anders die Sache ausgegangen wäre, wenn etwa ein Student wegen ähnlicher Vergehen vor dem Richter gestanden hätte. Und ich dachte daran, wie oft Ich während meiner Studentenzeit beob- achtet hotte, daß betrunkene Kommilitonen noch vis! tollere Dinge getrieben hatten und kein Hahn hatte danach gekräht. Vor dem Gerichtsgebäude betrachtet man dann nachdenklich das Denkmal der Gerechtigkeit, diese imposante Dame mit den verbundenen'Äugen. Und während man in die Elektrische steigt, denkt man mit etwas bitterem Lächeln:„Wie symbolisch, daß sie blind ist!" S!umenzucht an öer Riviera. Aller Kamps im Leben des Menschen gilt wohl hauptsächlich der Befriedigung der beiden größten Bedürfnisse: des nach Rah- rung und de- nach Liebe. Die Notwendigkeit der Nabrungs beschassung ist es auch sicherlich gewesen, die oftmals den Grund- stein zu irgendeiner Industrie gelegt hat. Jedoch beginnt die. deren Entstehungsgeschichte hier geschildert werden soll, mit einem Roman. Hätte nicht ein armer französischer Weinbauer gewagt, um die Hand eines oermögenden Mädchens zu werben, ständen heute vielleicht nicht in Grass e") große Destillerien. Kein blumenbeladener Zug würde Frankreich verlassen, um nach allen größeren Städten Euro- pas lieblich duftende Veilchen oder Narzissen, goldene Mimosen usw. zu bringen. Nicht zu vergessen, die materielle Seite, Frankreich wäre um Millionen Franken ärmer. Vor ungefähr 100 Jahren wurde Parfüm ausschließlich in Doris hergestellt, und zwar aus Blumen, die man eigens zu diesem Zwecke aus Italien importierte. Der Süden Frankreichs war zu dieser Zeit zum größten Teil mit Wein und Oliven bebaut. In der Nachbarschaft von G'-asse loa da- Besitztum eines Landjunkcrs de Mirepoix. Er war einzig und allein durch die Person seines Verwalters bekannt, denn dieser Bapiiste de Sonne bürdete den kleinen Weinbauern soviel Steuern wie nur irgend möglich auf. Kamen dann diese mit Beschwerden zu ihm, lo war er es, der de Mirepoix dafür veraniwortlich machte. Das Geld aber wanderte in feine eigens Tasche. Dann kam die Revolution und brachte Der- önderungen, wie sie eben Revolutionen zu bringen pfle---,,. De Mirepoix starb, seine Wttwe floh nach Deutschland . Baptiste de Sorme ließ das Besitztum seines ehemaliaen Herrn in fein Eigentum über- gehen. Baptiste de Sorme aber hatte eine Tochter Mary, für diese hielt er eifrig Umschau nach einem reichen Freier. Seine Wahl siel auf einen sehr vermögenden Gutsherrn, der allerdings schon kl! Jahre alt war und außerdem schielte und lahmt«. Seine Tochter hatte bereits anderes mit sich beschlossen. Sie wünschte Lescant, einen sungen armen Farmer, zu heiraten, der einen kleinen Wein- berg und fünf Kühe sein eigen nannte. Als sie dem Vater ihre Heiratspläne mitteilte, halte er nur ein Lachen dafür und sagte: „Gewiß, wenn er mit 2t> 000 Fronken zu mir kommt, habe ich gegen eine Heirat nichts einzuwenden." Mary erzählte ihrem Liebsten, was der Vater gesagt hatte, als sie gerode beieinander in Lcscants Garten standen, in dem zur selben Zeit die Provencerosen in üppioller Fülle blühten. Lescant antwortete ihr, während er auf die Blumen deutete:„Wenn ich diese Blumen in Gold verwandeln könnte, würde es mir nicht schwer sollen, 20 000 Franken zu be- schaffen." Am anderen Tage stand Lescant in seinem Garten und riß sämtliche Weinstöcke und Oliven aus, dann begann er Veilchen und Narzissen zu pflanzen. Nachbarn, die ihm bei dieser Arbeit zuschauten, glaubten, er sei verrückt, denn sie hielten es für un- möglich, daß er Abnehmer für seine Blumen finden würde. Jedoch die Parfümeriesabriken in Baris kauften ibm seine Blumen ab und baten um größere Lieferunge». Jährlich kaufte Lescant mehr und mehr Land, das er nur mit Blumen bebaute, denn er konnte die große Nachfrage nach diesen kaum befriedigen. Als die Nachbarn sahen, wie gut sein Unternehmen gedieh folgten sie seinem Bcisviel und pflanzten ebenfalls Blumen. Die Blumen- zncht erwies sich als ein bedeutend einträglicheres Geschäft als der Weinbau. Lescant heiratete seine Mary, ihre Nochkommen aber pflanzen sicherlich noch heutzutage Blirmen In Graste. Aussterbende Tiere. Zu der Nachricht, daß der Storch im Aus- sterben begriffen ist, wird uns geschrieben: Die Oessentlichkeit be- schäftigt sich viel zu wenig mit der Tatsache, daß die Tierwelt Europas aufs ärgste gefährdet ist. Hin und wieder hört man davon, daß der Sorch ausstirbt. Auch von der Schwalbe wird mit Recht berichtet, daß sie vam Untergang bedroht ist. Aber damit ist die Anzahl der Tierarten, die geschützt werden müssen, wenn sie nicht völlig aussterben sollen, noch lange nicht erschöpft. Schon seit Jahren wird festgestellt, daß eine Anzahl der schönsten Dögcl, w-e Fischreiher, Birkhuhn, Kiebitz und Strandläuser, sich in erschrecken- der Welse vermindern. Auch der Eisvogel, und sogar die bisher häufige Wachtel haben in den letzten Jahre» erheblich abgenommen, so daß das allmähliche Verschwinden dieser Vögel zu befürchten ist, wenn nicht eifrige Schutzmaßnahmen getroffen werden. Sowie eine Vogelsorte sich nicht vermehrt, ist sie gefährdet. Sogar vom Adler ist zu berichten, daß er allem Anschein nach sich vermindert, ohne daß allerdings eine Ursache dasür einzusehen ist. Das gleiche gilt für die Birkhühner. Von Tieren, die fast völlig verschwunden sind, ist in erster Reihe die Wildkatze zu nennen, deren Austreten in den deutschen Wäldern heute bereits eine große Seltenheit ist. Nicht so schlimm verhall es sich mit dem Marder. Aber sowohl der Edel- als auch der Baummarder ist nicht mehr so häusig anzutreffen wie in früheren Zeiten, und es ist sehr vernünstig, daß in manchen Pro- vinzen die Jagd auf Wildkatze und Marder überhaupt verboten ist. Noch vor einigen Jahrzehnten hätte man es nicht für möglich gehalten, daß der Dachs und die Otter bei uns jemals seltene Tier« werden würden. Aber schon im Kriege und insbesondere in den ersten Jahren nach dem Kriege sind diele Tier« in vielen Gegenden Deutschlands fast völlig verschwunden, während sie in anderen sellen geworden sind, auch wenn sie früher zu den häufigsten Wildarteu gehörten. Um diese Schädigung unseres Wilbbestandes zu vertun- dem, sind einheitliche und systematische Maßnahmen notwendig, durch die ein geordneter Tierschutz gewährleistet ist. ') Stadt in der Provence .
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