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Reform des Dawes- Plans?

Vorschläge eines amerikanischen   Bankiers und ihr Echo bei der Reaktion.

Der Borwärts" verzeichnete vor einigen Tagen die aufsehen| erregende, von der Regierung dementierte Meldung, wonach eine Reform des Dawes- Planes ins Auge gefaßt sei. Angefündigt war, daß Deutschland   Monopole für Tabaf und Zuder einführen, das Spiritusmonopol erweitern, die Reichspost in eine Aftiengesell­schaft verwandeln und das Verkehrsmonopol ausbauen sollte. Die völlische Deutsche Zeitung" bezeichnete diese Pläne als Absichten der Regierung; diese stritt alles ab, wir betonten, daß aller Wahrschein lichkeit nach die Meldung durch eine Indiskretion der vom Rechtsblock geförderten reaktionären Beamten in die Rechtspreffe ge­langt ist.

Jetzt stellt sich heraus, daß der amerikanische   Großbantier St a hn, der dieser Tage in Berlin   gewesen ist, tatsächlich solche Borschläge gemacht und in einem Briefe dem Reparationsagenten unterbreitet hat. Die Vorschläge gehen davon aus, daß Deutschland   seine Jah resleistungen nicht zahlen tann. Ihr genauer Wortlaut ist nicht bekannt. Trifft es jedoch zu, daß Kahn mit seinen Vorschlägen die Reparationszahlungen auf ein geringeres Maß als bisher be grenzen will, so hätte nach unserer Meinung die Regierung die Pflicht, derartige Bläne auf das forgfältigste zu prüfen und dem deutschen   Bolte jeden unnötigen Konflikt zu ersparen. Und ein Konflikt ist unabwendbar, wenn man es dem Zufall überläßt und den Zeitpunkt abwartet, wo die unerfüll barkeit der Re­parationen den Wirtschaftern zwar erkennbar wird, der Diplomaten­bureaufratie aber nicht glaubwürdig erscheint. Dann wird der Re­parationsagent als ein Beauftragter der Staaten auf seinem Schein bestehen müssen, während er es nicht brauchte, sofern die Aus­landsstaaten durch eine fachliche Diskussion auf diesen Konflikt zwischen der Zahlungsforderung der Entente und dem Zahlungs­willen Deutschlands   vorbereitet ist.

Deutschland   hat also ein starkes Intereffe an einer fach. lichen Prüfung solcher Vorschläge. Wir selbst haben anläßlich der ersten Meldung, die die Regierung zu bestreiten suchte, bereits unsere Bedenken gegen den neuen Plan ausgedrückt. Was aber tut die reaktionäre Presse?

Gerade sie, die sonst immer die Revision des Dames- Planes vertritt, lehnt jede Diskussion über Kahns Vorschläge ab. Arm in Arm mit den Bölkischen tritt die Scherlpreffe gegen eine neue Ber­

Kommunistischer Schwindel überall.

Auch in Deutschösterreich.

Für den Wahlkampf in Deutschösterreich hatten die Kommunisten nach berühmtem Muster in einem ,, offenen Brief" der Sozialdemokratie ange­boten, für ihre Kandidatur zu stimmen, wie diese das kom­munistische Wahlprogramm annehmen würde. Selbstverständlich wurde das abgelehnt.

Nachträglich hat dann der Führer der kommunistischen  Opposition, Jofeph Frey, enthüllt, wie es zu diesem An­gebot gekommen ist. Auf der Reichskonferenz der Kommu­nisten sei die überwiegende Stimmung dafür ge­wesen, sozialdemokratisch zu wählen. Da hätten das Zentralfomitee und der Kominternvertreter", ein sehr junger Wiener Student, der mit der Vertretung der Kommu­nistischen Internationale betraut ist, ein angebliches Zelegramm aus Mostau porgelegt, in dem die Kommunistische Internationale   verlangt haben soll, ein ,, 2 n= gebot mit unerfüllbaren Bedingungen" zu ftellen, um mit der Ablehnung dieses Angebots ihre felbständige Kandidatur vor den Arbeitern zu rechtfertigen. Unter dem Drude dieses Telegramms sei der Offene Brief  " mit dem bewußt und absichtlich unannehmbar gestalteten Wahlprogramm beschlossen worden.

Diese Darstellung Frens hat das Rommuniſtenblatt be­ftritten. Darauf veröffentlicht Fren folgenden Bericht des Obmannes der kommunistischen   Lokalorganisation Voitsberg  , Joseph Rohry, der bei der Reichskonferenz anwesend war:

Bei Eröffnung der Reichskonferenz schlug der Komintern  vertreter nach einem zweistündigen Referat vor, die Kommu­ nistische Partei   müsse laut Beschluß der Komintern  ( Kommunistische Internationale  . D. Red.) ohne jedes Angebot felbständig in die Wahlen gehen, so wie im Jahre 1923. Die darauffolgende Dis fuffion zeigte, daß ein sehr großer Teil der Delegierten nicht für diese Taftit war, sondern für ein Einheitsangebot an die Sozial­demokratie, und zwar nicht als Manöver, sondern als ein ehrliches Angebot mit vom Standpunkt der großen Maffen wirklich an nehmbaren Bedingungen. Als dies immer schärfer zutage trai, zogen sich die Zentralfomiteemitglieder und der Kominternvertreter unauffällig zu einer Sigung zurück. Als fie nach einer halben Stunde zurückamen, ergriff der Kominternvertreter das Wort. Er erflärte, so eben sei ein Telegramm aus Mostau gefommen, das die endgültige Entscheidung bedeute und diese Ent­scheidung befage: Wir werden feine Liftenfoppelung oder Einheitsliste mit der Sozialdemokratie machen. Wir werden ein Angebot an die Sozialdemokratische Partei   machen, aber nur als Manöver! Das heißt, wir werden ihr so I che Forderungen stellen, die das Pro gramm der Kommunistischen Bartei find, die die Sozialdemokratische Partei   daher nicht annehmen wird! Und weil wir wissen, daß das die Sozialdemokratische Partei   ablehnen mird, müssen wir schon von heute ab die Borbereitungen für die felbständige Kandidatur beginnen.

Diese Darstellung stüßt Fren noch durch einen zweiten, von dem kommunistischen   Arbeiter Georg Eder( Kagran  ) unterzeichneten übereinstimmenden Bericht. Es ist mithin fein Zweifel mehr möglich, daß der Offene Brief  " ein gemeines Schwindelmanöver gewesen ist. Die Kommunistische Parteileitung war von Anfang an ent­fchloffen, der Seipel- Liste durch selbständige Kandidaten zu helfen. Um diese Schädigung der Arbeiterklasse vor den Arbeitern zu rechtfertigen, hat sie den Schwindel mit den ,, unerfüllbaren Bedingungen" aufgeführt. Und um diese Schwindeltaktik bei ihren eigenen Parteigenoffen durchzu­fetzen, hat sie sich das Telegramm aus Mostau" erfunden.

Tschechischer Parteitag.

Im Zeichen der Opposition gegen den Rechtsblod.

Prag  , 14. April.  ( Eigener Bericht.) Bom 15. bis zum 18. April findet in Prag   der 15. Partei­fongreß der Tschechoslowakischen Sozialdemokratie statt. Der Parteivorstand hat einen umfangreichen Bericht heraus­gegeben, in dem die dreijährige Beriode seit dem letzten Parteitag in Mährisch- Ostrau   in politischer, wirtschaftlicher,

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fflapung" Deutschlands   auf. Diese Wirkung des Briefes von Kahn muß überraschen. Wie kann denn von einer neuen Bersklavung die Rede sein, wenn um in der Sprache der Reaktionäre zu reden die Sklavenketten Deutschlands   gelo dert werden sollen? Nun, der Grund ist nicht schwer zu erraten. Ausbau der Mo­nopole oder gar Schaffung neuer Staatsbetriebe bedeutet den Reaktionären ein schwerer Angriff auf das private Eigentum. Die Deutschnationalen haben schon früher den Be­weis geliefert, daß sie auf die nationalen Belange" pfeifen, wenn der Geldsack bedroht ist. Ihr Reichsfinanzminister Schlieben  hat, um den Besitz von Steuern zu entlasten, die Zölle und Ver. brauchssteuern mit einer Mehrheit, die sich aus den heutigen Re. gierungsparteien zusammensetzte, erhöht. Der Erfolg war, daß sich für die beiden nächsten Reparationsjahre die Zahlungspflicht Deutschlands   um volle 500 millionen Mart erhöhte! Erst der demokratische Finanzminister Reinhold vermochte diese leichtfertig bewirkte, durch deutschnationale Finanzpolitik herbeigeführte frei. willige Mehrleistung um 200 Millionen Mark zu senken. Uebrig blieben immerhin noch als Folge des deutschnationalen Manövers Mehrleistungen in Höhe von 300 millionen Mart, die das deutsche   Bolt über die Dawes- Forderungen hinaus zu zahlen hat!

Die Beweggründe der Deutschnationalen für ihren der Deutschnationalen für ihren damaligen Reparationsfanatismus waren diefelben wie diejenigen, die jetzt die Rechtsparteien veranlaffen, jede Erörterung des Repara tionsproblems abzulehnen. Damals galt ebenso wie heute die Ber teidigung des Großfapitals mehr als nationale Ehre, Sklavenketten und Tributzahlungen.

Dasselbe Spiel wird heute getrieben, wo das Privateigentum nicht von Steuern, sondern von einer Diskussion über Monopole bedroht werden könnte. Lieber sabotiert man eine Herabsetzung der Reparationspflichten, als daß man auch nur ernsthaft über neutrale Borschläge diskutiert.

Das ganze ist ein Stüd deutschnationaler Befreiungs. politik, die die ganze Lügenhaftigkeit der reaktionären Demagogen aufs Neue enthüllt. Wir sind gespannt, ob der Außen minister Stresemann und der Finanzminister Köhler ihren Roalitionsfreunden auf diesem Wege folgen.

internationaler und organisatorischer Hinsicht geschildert wird. Auf dem letzten Parteitag wurde beschlossen, daß der nächste Kongreß über ein neues Parteiprogramm be­schließen soll. Damals wurde eine prinzipielle Erklärung als Grundlage der Diskussion angenommen. Aber der diesjährige Kongreß wird inmitten eines erbitterten Kampfes der Partei gegen die Politik der Rechtskoalition tagen. Es wird dem Kongreß ein Antrag vorgelegt, die Diskussion über das Parteiprogramm zu vertagen, weil die Beratungen über die neue politische Situation es ist der erste Parteifongreß, bei welchem die parlamentarische Fraktion im tschechoslowakischen Staate als Opposition auftritt viel Zeit in Anspruch nehmen wird und dadurch würde für die Programmdiskusison nicht die erforderliche Zeit vor­handen sein. Es soll ein außerordentlicher Parteitag einberufen merden und zwar im nächsten Jahre, wo die Partei das fünfzigjährige Jubiläum des ersten Kongresses 1878 feiern wird.

Den Vorsitz des Kongreffes wird gewesener Präsident des Abgeordnetenhauses Abg. Tomas chef führen. Zum Bericht des Parteivorstandes spricht der neue Parteisekretär Senateur B. Dundr, über die politische Lage und den Kampf gegen die Reaktion spricht Abg. Gen. Dr. Meißner, über die internationale Situation und die Arbeiterinternationale Senateur Dr. Soufup, über das neue Parteiprogramm Abg. Gen. Stivin, über die wirtschaftlichen und sozialen Fragen Abg. Hampl, Vorsitzender des Parteivorstandes. Der Kongreß foll auch ein Manifest für die kommende Ar beiterolympiade bzw. das internationale Arbeiterturnerfest werden. Das neue Parteiprogramm, das dem Rongreß be­reits als fertiggestellter Entwurf mit der Bestimmung, diesen in den Organisationen zu diskutieren, vorgelegt wird, besteht aus einer prinzipiellen Erklärung, dann einem aus­führlichen Aktionsprogramm und aus einem be­fonderen Programm für die Gemeindepolitik und die Agrarfrage.

Neuer Lohnvorschlag im Baugewerbe.

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Die Lohnverhandlungen für das Berliner   Baugewerbe waren bekanntlich gescheitert; es mußte deshalb am 13. April das Tarifam: sprechen. Die Verhandlungen gestalteten sich überaus schwierig. Die Unternehmer vertraten den Standpunkt, daß der Lohn der gelernten Bauarbeiter in Höhe von 58 Reichsmart in der Woche an sich schon zu hoch sei. Sie meinten weiter, daß die Lohnerhöhung so, wie sie gefordert, viel zu früh eintrete. Berhandlungskommission trat dieser Auffassung auf das schärfste entgegen. Es fäme dem Tiefbauverband und dem Betonverband nur auf eine Berschleppung an. Das Tarifamt müsse einen Spruch fällen, der den Bauarbeitern den Lohn von der ersten Lohn moche   im April an sichert. Kein Tarifamt dürfe sich zu dieser offenbar beabsichtigten Verschleppung hergeben. Dieser Auffassung tonnte sich das Tarifamt nicht verschließen.

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Es fam ein einstimmiger Spruch zustande, der wieder­holt, daß den Bauarbeitern, also auch den Bauhilfs= arbeitern und Tiefbauarbeitern mit Wirkung vom 6. April der erhöhte Lohn zu zahlen ist. Auerdings erfuhr der Vorschlag vom 6. April insoweit eine Korrektur, als den Tiefbauarbeitern jegt nicht sieben, sondern nur sechs Pfennige, dafür aber ab 28. September statt drei Pfennige vier Pfennige Lohnerhöhung gezahlt werden sollen.

In der Obleuteversammlung der Maurer und Hilfs­arbeiter, die am Donnerstag abend im Gewerkschaftshause zu diesem Ergebnis Stellung nahm, plädierte Genosse Drüge­müller für Annahme des Spruches. Zwar hätten die 3im­merer erflärt, daß sie nicht zustimmen werden, jedoch hat der Baugewerksbund bei seiner Entscheidung auch die Interessen der ungelernten Arbeiter zu wahren. In lebhafter, sachlicher Aussprache wurde an dem Verhalten der Unternehmer, besonders derjenigen des Tiefbau und Betonbaues, scharfe Kritik geübt. Bon allen Rednern wurde die Haltung der Verhandlungskommission trotz verschiedener Auffassung über die Lage durchweg gebilligt. Schließ­lich stimmten die Obleute gegen 11 Stimmen der Annahme des Spruches zu.

Arbeitsnachweis und Arbeitslosenversicherung.

Der Deutsche Städtetag und der Deutsche Landkreis­ tag   beabsichtigen, in größerem Kreise zu der Neuorganisation des Arbeitsnachweises und dem Aufbau der Arbeitslosenversicherung Stellung zu nehmen. Sie haben daher eine Arbeitsnad) weis­tagung zum 22. April nach München   einberufen. Ein­ladungen sind außer an Städte und Landkreise an die Reichsregie­rung, die Regierungen der größeren Länder, den Reichstag, den Vorläufigen Reichswirtschaftsrat, die Spißenorganisationen der Ar­beitgeber und Arbeitnehmer und in der Sozialpolitik führende Per­fönlichkeiten ergangen.

Auf der Arbeitsnachweistagung soll insbesondere zu den Plänen der Reichsregierung Stellung genommen werden, die eine Reichs­anstalt als Träger von Arbeitsnachweis und Ar­beitslofenversicherung und neue Reichsbehörden vorsehen, die Zweigstellen der Reichsanstalt werden sollen.

Der Streik der Linoleumleger beendet. Die Unternehmer hatten den Tarif gekündigt mit der Forderung, ben Tariflohn von 1,40 m. auf 1,20 m. herabzufegen und die Affordlöhne um 25 Proz. zu fürzen. Der Manteltarif follte ebenfalls verschlechtert und die Ferientage von 4-14 Tage auf 2-7 Tage festgelegt werden. Die Berhandlungen am Dienstag ergaben, daß die Unter­nehmer ihre Forderungen zurückziehen mußten. Der Tariflohn sollte jedoch 1,45 m. betragen und die Affordlöhne sollten nicht erhöht

werden.

Das Ergebnis dieser Berhandlungen wurde auf Borschlag der Berhandlungstommission einstimmig abgelehnt und der Streif beschlossen. Die vollkommene Arbeitsruhe führte zu neuen Berhandlungen am Mittwoch, die das Ergebnis hatten, daß der Mindestlohn ab 7. April bis 30. September 1927 1,50 m. beträgt. Die Aftorblöhne werden um 7 Pro3. erhöht. Ab 1. Oftober erfolgt eine weitere Erhöhung um 5 Pf. und die Attordlöhne entsprechend. Der Manteltarif wurde bis 15. April 1928 verlängert.

In der Versammlung wurde nach einem Bericht des Kollegen Blume vom Sattlerverband das Ergebnis nach Empfehlung ber Rommission zur Annahme gegen 6 Stimmen angenommen. Ein Beweis bafür, daß die Kollegenschaft die Einstellung der Kom­mission vollkommen anerkannte und ihr ein fast einstimmiges Ver trauensvotum ausdrückte. Beteiligt waren an der Bewegung rund

300 Arbeiter.

Betriebsratswahlen im mitteldeutschen Bergbau.

Bis jetzt liegen die Ergebnisse der Betriebsratswahlen a us 62 Betrieben vor. Insgesamt sind bisher 7217 Stimmen ab­gegeben worden, wovon die freien Gewertschaften 6316 Stimmen erhalten haben. Mandate erhielten: Freie Gemert­schaften 332( davon der Bergarbeiterverband 268), die Christen eins, die Hirsch- Dunderschen drei, die Polnische Berufsver­einigung eins, die Gelben und Werksgemeinschaften neun, Sonstige ( Unorganisierte) fieben.

Nach dem ausgegebenen Bericht des Borstandes zählt die Partei 3022 Ortsgruppen, d. h. 766 mehr als vor drei Jahren, mit 144953 Mitgliedern, davon 16 Proz. Frauen. Die Zahl der Jugendfektionen hat sich um 60 Broz Die verhältnismäßig niedrige Stimmenzahl ergibt sich daraus, vermehrt, ihr Mitgliederftand um über 100 Broz. Die Partei daß auf einer Anzahl von Betrieben überhaupt keine Wahlen vor­hat 30 Bezirksvorsteher, 435 Bezirksräte, 595 Gemeindevorgenommen wurden, weil nur eine Lifte eingereicht war. Die Füh steher und 10 241 Mitglieder der Gemeindeverwaltungen, so rung der freien Gewerkschaften mit dem Bergarbeiter- Verband an der daß jeder zehnte oargnifierte Genoffe in der Selbstverwaltung Spiße ist unbestritten. Sie haben von 353 Mandaten allein Die Hoffnung der Arbeitgeber auf Erfolge tätig ist. Von den Parteimitgliedern sind 80 Proz. Arbeiter 332 erhalten. oder Angestellte. Interessant ist, daß 30 Broz. der Partei- ihrer Schußtruppen ist zuschanden gemacht worden. mitglieder fonfessionslos find, im Pilsner Kreis fogar 60 Proz. 3um Parteitag find schon einige auswärtige Gäste an­gemeldet.

Bethlens Stellvertreter. Prälat Vass.

Genosse Kallay, Direktor der Arbeitertrantentasse in Mis. folez, feit Monaten wegen gesprächsweiser Beleidigung Horthys ver haftet und angeklagt, wird auch der üblen Nachrede gegen den Bizeministerpräsidenten Prälat Bass beschuldigt. Rallan versucht den Wahrheitsbeweis und beruft sich dazu auf folgende Mitteilung des Abgeordneten Markgraf Pallavicini im Barlament:

In Budapest   wurden zwei Kraftwagenführer, deren Wagen zu fammengeffoßen waren, vom Wachmann zur Ausweisleiftung auf gefordert. Dem einen Wagen entstieg eine sehr elegante, schöne Dame, die Schauspielerin Irene Biller. Im Hintergrund des Wagens fah der Bachmann noch eine Frauengestalt. Er fragte die Schauspielerin: Wer ist diese Dame in Schwarz?"

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Antwort: Das ist mein Mütterchen!"

Der Bachmann steckte seinen Kopf durch das Fenster und stellte fest, daß das Mütterchen im schwarzen Gemande der Minister und Prälat Dr. Bass mar. Seit diesem Borfall werde der Minister im Parlament nur noch Mütterchen" genannt.( Dieser Bass hat in der von gläubigen Katholiken streng innezuhaltenden Fastenzeit ein fabelhaftes Bankett gegeben.)

Zur Bernehmung von Zeugen wurde die Verhandlung vertagt, der Direttor Kallan in haft behalten.

Unfälle bei Gleisarbeiten.

In einer jüngst ergangenen Berfügung an die einzelnen Reichsbahndirektionen weist die Hauptverwaltung der Reichsbahn- Gesellschaft darauf hin, daß in der Unfall statistit die Entgleisungen, deren Ursachen auf die Beschaffenheit des Oberbaues zurückzuführen sind, einen großen Raum einnehmen. Die 3 ahl der Unfälle habe schon Ende Oktober 1926 faft die hohe Zahl des ganzen Jahres 1925 erreicht. Die Hauptverwal unsachgemäße Ausführung der Gleisarbeiten tung stellt fest, daß fajt ein Biertel der Unfälle durch verursacht worden sind.

Auch wir haben an dieser Stelle oftmals auf diese Dinge hin­gewiesen und dabei betont, daß die Unfälle, welche durch unsach gemäße Ausführung von Gleis irbeiten hervorgerufen werden, darauf zurückzuführen sind, daß die Reichsbahnverwaltung ihr altes ein­gearbeitetes Stammpersonal einfach auf die Straße jetzte und an deren Stelle gerade bei Gleisarbeiten landfremde Unter­nehmer bevorzugte. Dadurch wurden die Arbeiten nicht nur teurer, sondern auch schlechter. Gelegentlich des großen Eisenbahnurfalles bei Leiferd hat sich dann die gesamte Presse dent hier vertretenen Standpunkte angeschlossen. Damals erklärte der Herr Generaldirektor, daß die Qualität des Oberbaues nichts zu wünschen übrig lasse. Dabei hat der Abge­ordnete Krüger, Merseburg  , in der Reichstagsfizung vom 11. März dieses Jahres festgestellt, daß noch heute zirka 9000 Kilometer des Schienennetzes der Reichsbahn den An­fprüchen, die man billigerweise an sie ftellen fönnte, nicht genügen.

Die Reichsbahnverwaltung weist dann weiter darauf hin, daß noch immer eine viel zu hohe Zahl von Bahnarbeitern im Betriebe verunglüden. Die Zahl der Unfälle dürfte nach der Meinung der Hauptverwaltung im Rechnungsjahre 1926 ebenso