Nr. 179 44. Jahrgang
Beilage des Vorwärts
Der Kampf um das Südgelände.
Ein Vorschlag der Kleingärtner!
Die Kleingärtner des Südgeländes in Schöneberg veranstalteten| widerte:„ Grünflächen tönnen durch Niederreißung alter Häuser in am Donnerstag in der Schloßbrauerei zu Schöneberg eine Protestfundgebung gegen die geplante Bebauung des Südgeländes durch
ein amerikanisches Konsortium.
Die Kleingärtner waren der Einladung so zahlreich gefolgt, daß der große Saal der Schloßbrauerei nicht alle Teilnehmer auf nehmen konnte. Troz des sehr schlechten Wetters mußte im Garten eine Parallelversammlung abgehalten werden. Die einzelnen Rolonievereine waren zur Versammlung mit ihren Bannern er Ichienen. Die Banner wurden auf der Bühne aufgestellt, und nach Begrüßungsworten durch den Vorsitzenden des Bezirksverbandes der Kleingartenvereine, den Genossen Bolte, sprach als erster Redner der Provinzialvorsitzende der Meingartenvereine, Genoffe Rhein hold. Er gab in seinen Ausführungen ein Bild der Kleingarten bewegung im allgemeinen und führte dann aus, daß die Bebauung des Südgeländes schon darum sehr überlegt werden müsse, meil durch diese Bebauung die einzige Lunge Schönebergs verschwinden mürde. Genosse Rheinhold begrüßte den Vorschlag, den die Kolonisten dem Magistrat überreichen wollen. Nach diesem Plan sollen Die Grundstüde an den bereits vorhandenen Straßen bebaut werden, das Hinterland als Dauergarten gelände erhalten bleiben. Genoffe Damrowski, der zweite Redner des Abends, gab einen Ueberblid über die Entstehung der Kleingärten im Südgelände. Er führte aus, daß mit dem Berlust dieser Anlagen die gesamie Bevölkerung des Bezirks Schöneberg betroffen würde. Die Anlagen im Südgelände, vor allem die Spielpläge, sind der Gesamtbevölkerung zugänglich und werden gern als Erholungsstätte benut.
In der anschließenden Aussprache tamen die Bertreter der einzelnen Parteien zum Wort. Der Vertreter der Kommunisten, Groth, begrüßte den Plan der Amerikaner. Unter stürmischem Gelächter der Versammlung mußte er abtreten, als er auf einen Buruf es verschwänden die Grünflächen durch die Bebauung" er.
Die Tote vom Grunewaldturm. Wahrscheinlich doch Selbstmord! Ueberraschend schnell ist es der Mordkommission gelungen, die Persönlichlichkeit der am Grunewaldturm gelandeten Toten festzustellen. Es ist eine 20 Jahre alte Hausangestellte Helene Haim, die aus Marklissa stammte und bei einer Familie in der Camminer Straße in Stellung war.
Wie man dort erfuhr, wohnte in derselben Straße eine Tante des Mädchens, die sie wiederholt besuchte. Dieser Verwandten gegenüber flagte die Haim des öfteren, daß sie sich schwertrant fühle, mollte aber nichts Genaueres fagen. Sie ließ auch beiläufig die Bemerkung fallen, daß sie, wenn es ihr nicht mehr passe", ins Wasser gehen werde. Die Tante, die mußte, daß die Nichte in ärztlicher Behandlung war, hoffte für sie das Beste und legte daher ihren leicht hingeworfenen Worten teine große Bedeutung bet. Am 26. März d. J. trug Helene Haim abends noch den Abfalleimer auf den Hof und leerte ihn in den Müllkasten. Von diesem turzen Gang tehrte sie nicht zurück und ließ auch nichts mehr von sich hören. Trozdem sie ohne Hut und Mantel nur in Hauskleid und Schürze mar, muß sie noch am selben Abend in den Grunewald hinausgefahren sein und den Tod im Wasser gesucht haben. Die ganzen Umstände bei dem Verschwinden des Mädchens find aber fo eigentümlich, daß es nicht ausgeschlossen ist, daß doch eine noch unbekannte andere Person ihre Hand im Spiel ge habt hat. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei werden deshalb auch nach dieser Richtung hin noch fortgesetzt. Die Obduktion wird möglicherweise die noch fehlende Klarheit schaffen. Personen, die vielleicht über den Umgang der Helene Haim Auskunft erteilen
fönnen, werden ersucht, sich bei der Mordkommission Braschwig Lobbes im Zimmer 83a des Polizeipräsidiums zu melden.
Der Sprung aus dem Fenster.
Gestern morgen um 5 Uhr sprang die 30 Jahre alte Gertrud Neumann aus einem Fenster im ersten Stock des Hauses Auguststr. 26b auf die Straße hinab. Sie hatte aus noch unbekannten Gründen mit Hausbewohnern Streit bekommen. Als diese sich anschichten, fie zu Derprügeln, lief sie die Treppe hinauf in ihre Wohnung. Ihre Gegner folgten ihr aber und in ihrer Angst sprang sie zum Fenster hinaus. Sie wurde nach dem Hedwigstrankenhaus gebracht, fonnte aber, da die Verlegungen nicht schwer waren, bald wieder nach Hause entlassen werden.
Mit schweren Kopf- und Gesichtsverletzungen wurde Freitag morgen um 3 Uhr der 25 Jahre alte Arbeiter Walter Thiede aus der Berliner Straße zu Neukölln aufgefunden. Passanten sahen den jungen Mann an der Ede der Sobrecht und Lenau straße befsinnungslos daliegen und brachten ihn nach dem Buckower
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anderen Bezirksteilen geschaffen werden." Genoffe Wendt als und versprach, sich als Dezernent der Kleingartenanlagen im Bezirk Vertreter unserer Partei begrüßte den Vorschlag der Kleingärtner Schöneberg für die Randbebauung und die Erhaltung eines Teiles der Dauergärten einzusehen. Eine Entschließung, die die Ausführungen der beiden Referenten wiedergab, wurde einstimmig angenommen.
Die überschwemmte Laubenkolonie.
Eine unangenehme Ueberraschung erlebten am Donnerstag abend Laubenkolonisten in der Kolonie Großstadtbauer" in der Herzbergstraße zu Lichtenberg . Gegen 10 Uhr plätscherten plöglich erhebliche Waffermengen gegen die leichtgebauten Wohnlauben. Da man an eine Sintflut nicht recht glauben wollte, die Waffermengen aber eher noch zu als abnahmen, wurde man schließlich unruhig und stellte fest, soweit dies in der Dunkelheit möglich war, daß sich über das Laubengelände ein einziger großer See hinzog. Die Feuerwehr wurde gerufen, die zwar feine Hilfe, aber doch des Rätsels Lösung brachte: Unmittelbar an die Kolonie grenzt nämlich ein sogenannter Regensammler", in dem die Regenmengen, die der Boden nicht mehr aufnimmt, abfließen. Dieser Regenjammler erwies fich feit langem als zu flein und follte durch einen größeren ersetzt werden. Die Bauten dafür sind seit einiger Zeit im Gang und follten demnächst beendet werden. Die starten Regenfälle der letzten Tage führten dem alten Sammelbecken indes so starke Wassermengen zu, daß ein Teil gestern abend plöglich einstürzte und das Wasser sich in einem Sturzbach über das Gelände ergoß. Ins gesamt ist eine Fläche von etwa 10 bis 12 morgen völlig überflutet. Einzelne Lauben stehen bis zu etwa 4 Meter Höhe unter Wasser. Der Sachschaden, den die Kolonisten erlitten haben, ist sehr erheblich. Durch Abzugsgräben sollen die Waffermengen abgeleitet werden.
Krankenhaus. Thiede gibt an, daß er mit mehreren Männern in Streit geraten und von diesen zu Boden geschlagen und mißhandelt worden sei.
Der erste Aktienbauverein.
Eine Gründung des deutschen Mietervereins.
Der Gau Berlin im Bund deutscher Mietervereine hat als Spikenorganisation der Groß- Berliner Mietervereine eine gemeinnügige Attiengesellschaft mit einem Kapital von einer Million Mark gegründet, deren Aufgabe es fein foll, preis merte Wohnungen für die minderbemittelte Bevölkerung zu errichten. Die Beschaffung der notwendigen Kapitalien ist durch die Anlehnung an ein Berliner Banktonsortium gesichert. Diese Neugründung ist insbesondere auch deswegen bemerkenswert, da sie in Deutschland die erste Gründung ist, die den gemeinnützigen Wohnungsbau im Wege eines Aktienbauvereins lösen will.
Sonnabend, 16. April 1927
rats Dr. Pritzel als die für die Beaufsichtigung und den Verlauf der Beranstaltung Verantwortlichen genannt. Es wäre wünschensmert, wenn die Angelegenheit jetzt bald ihre gerichtliche Klärung fände.
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Wozu früher kein Geld da war!
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Eine
Immer wieder flingt bei den Verhandlungen in den Aus schüssen, Deputationen und der Bezirksversammlung bei unseren verhüllt die Trauer über das durch die Eingemeindung nach GroßVertretern des Besitbürgertums" mehr oder weniger hindurch. Gelegentlich der letzten Bezirksversammlung vor der Berlin ,, verlorene Glück" der Wahrung partikularistischer Belange Osterpause entlud sich dieser Schmerz in beweglichen Klagen über die Absichten der bösen" Zentrale, durch eine straffe Gliederung der Berufsschulen und Zusammenfassung der zusammengehörigen und verwandten Berufsgruppen in einheitliche, zentrale Schuleinrichtungen das Rosten und Energie zersplitternde Durchund Nebeneinander zum Segen und endlichen Ge beiben dieses Schmerzenskindes des Groß- Berliner Schulwesens Berschlagung wohlgefügter Schulsysteme, die„ Lahmlegung lang -zu beseitigen. Daß die beweglichen Klagen über die vermeintliche jähriger, mühevoller Schularbeit" usw. post festum vorgebracht wurden, hinderte die betrübten Lohgerber nicht, ihre Protestreden angesichts eines halben Duhends von Innungsmeistern, die den Zuhörerraum füllten" zu halten. Unsere Genoffen begrüßen bei aller Anerkennung der freuen, hingebenden Arbeit, die an unserer bisherigen Bilmersdorfer Berufsschule geleistet wurde, doch die vorstehend gekennzeichnete Differenzierung und Zentralisierung, da wir davon überzeugt find, daß sie dem Gesamt wohl des Nachwuchses der schaffenden Bevölkerung Groß- Berlins dient. eigenartige Ironie des Geschics will es, daß die oft geschmähte Zentralverwaltung dann doch immer wieder angerufen werden muß, wenn es gilt, Unterlassungs- oder Begehungsfünden vergangener Zeiten wieder gutzumachen. Der mestliche Dauerwaldstreifen um das Häusermeer wird immer schmaler, Stüd um Stüd wurde niedergelegt, die Proteste der werktätigen Volksschichten verhallten ungehört. Die wundervollen fleinen Seen des ehemaligen Waldgeländes, der Halen, Hubertus, Herthas, Dianaund Königsee sind von prächtigen Villen umschlossen worden, nur Don fern schaut das schönheitshungrige Auge der sonntäglichen Spaziergänger den klaren Wasserspiegel; nicht genug damit nun werden die Wohnstraßen der Befizenden fast bis an den Grunewaldsee vorgetrieben. Und jetzt, da es fast nichts mehr u retten gibt, erschöpfen sich die Rechtsparteien in Resolutionen, um bei der Zentralverwaltung die dauernde Erhaltung aller noch vorhandenen Waldteile" zu ermöglichen! Und, während das reiche Wilmersdorf früher tein Geld zur Errichtung eines der Großstadt entsprechenden Krankenhauses hatte denn die primitive Behelfseinrich tung in einem ehemaligen Privathause in der Achenbachstraße ist eine stete Quelle von Verlegenheiten und ergernissen der verschie densten Art, machen jene Kreise, die früher die Alleinverfügung über den gefüllten Geldbeutel hatten, fich jezt zu Hütern der fozialen Belange und fordern von Groß- Berlin schnellstens den Bau eines großen Kranfenhauses. Aber die Schichten des Proletariats, die auch im ,, pornehmen" Besten infolge der wirts schaftlichen Nöte zurzeit ziffernmäßig ganz anders in die Erscheinung treten als in der Borkriegszeit, werden erkennen, was sie von diesen Sirenenflängen zu halten haben. Unsere Genossen innerhalb und außerhalb der Bezirkskörperschaften haben ein gutes Gewissen: sie haben von jeher ihre Stimme erhoben für das Recht der mirtfchaftlich Schwachen, und wenn sie an Zahl zu flein waren, um mit ihren Forderungen im Dreitlassenparlament durchzubringen, ihrer Weltanschauung sind, die in Groß- Berlin ihre ganze so erfüllt es sie mit gerechtem Stolz, daß es nunmehr die Genossen Kraft einsetzen für eine wahrhaft soziale, den Bedürfnissen der gesamten schaffenden Groß- Berliner Bevölkerung gerecht werdende Kommunalpolitik.
Wer im Leben vorwärts fommen will, besuche die Fort
Mehrere Löschzüge der Feuerwehr wurden gestern früh gegen 24 Uhr nach der Liegenallee 8 zu Charlottenburg ge rufen, wo in dem Dachstuhl eines größeren Siedlungs. ha uses, das von mehreren Familien bewohnt wird, Feuer ausgebrochen war. Als das Feuer von den oben wohnenden Mietern entdeckt wurde, stand bereits ein Teil des Dachstuhles in hellen Flammen. Die Feuerwehr wurde gerufen, die mit mehreren öszügen unter Leitung der Bauräte Lebbe und d) e ele anrüdte. Bon drei Seiten wurde das Feuer, das sich inzwischen auf den ganzen Dachstuhl ausgebreitet hatte, an gegriffen. Dem tatkräftigen Eingreifen der Behren gelang es, die unter dem Brandherd liegenden Wohnungen zu schüßen, die allerdings unter Wasserschaden starf gelitten haben. Nach ziemlich zwei stündiger Löschtätigkeit war die Gefahr bemühlenstr. 15. Nähere Auskunft in den Verkaufsstellen: Buch feitigt, und die Aufräumungsarbeiten, die bis 8 Uhr morgens dauerten, tonnten vorgenommen werden. Die Entstehungsursache ist noch ungeflärt.
Das Verfahren wegen des Wannseeunglücks.
bildungskurse für Erwachsene. Unter diesem Motto versucht das Bezirksamt Schöneberg , anschließend an die bisherigen Kurse, den Berufstätigen auch im Vierteljahr April- Juni zu helfen und ver anstaltet billige Kurse in Gut Deutsch , Französisch, Englisch , Spanisch, Buchführung und Einheitsfurzschrift. Sie beginnen in der Woche vom 25. bis 30. April in der Berufsschule, Schöneberg , handlungen Dobbertin , Hauptstr. 140; Gertrud Sieg- Beud, Golzstraße 8; Led"( Nikolaische Buchhandlung), Rheinstr. 65; Buch handlung am Bayerischen Play 13/14 und bei dem Schulhausmeister der Berufsschule, Mühlenstr. 15, sowie an den Anschlagfäulen des Bezirks.
Die Monatsfarten- Hauptausgabeftelle der Straßenbahn, Leipam Sonnabend, dem 16. April( Ostersonnabend), geschlossen.
Der Funkturm bleibt anläßlich der heute vormittag 10 Uhr stattfindenden Eröffnung der großen Ausstellung ,, Das Wochenende" ab heute nur noch für Ausstellungsbesucher zugänglich.
Das Verfahren gegen die verantwortlichen Leiter der im vorigen Jahre am 16. Juni auf dem Wannsee veranstalteten Rote- ziger Blaz 14, und das Fundbureau in der Urbanstr. 167 bleiben Kreuz Uebung, bei der bekanntlich der zwölfjährige Schüler Wilhelm Jähnte aus der Beerenstraße 10 zu Zehlendorf ertrant, ist, wie wir erfahren, noch immer nicht so weit gebiehen, daß die Boruntersuchung abgeschlossen werden konnte, da die Er mittlungen auch jezt noch ihren Fortgang nehmen. Die Entscheidung darüber, ob die Potsdamer Staatsanwaltschaft in diesem Fall Antlage erheben wird, dürfte erst im Laufe des Frühjahrs fallen. Wie erinnerlich, wurden seinerzeit die Namen des Turnlehrers Friedrich Zehmter aus Zehlendorf und des Sanitäts-| find im Theater zu haben.
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Sonntag, dem 17. April, nachmittags 3 11hr, in der Boltsbühne am BülowBezirksbildungsausschuß Groß- Berlin. Nächste Theatervorstellung am vlak. Aufgeführt wird: Faust". Der Tragödie erster Teil, von Goethe. Preis der Karte einschließlich leiderablage und Programm 1,20 M. Karten
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