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Nachbarn nehmen, dann erst sei der Moment gekommen, den Nüstungspanzer abzulegen. Ist eine solche Ansicht stichhaltig? Gewiß soll das Ber - ständigungswerk noch ausgebaut werden, aber der Wert aller Vertrüge wird beeinträchtigt, wenn das gegenseitige Miß- trauen fortbesteht, und das Mißtrauen des einen erhält seine stärkste Nahrung aus der militärischen Stärke des anderen. Wir machen uns wirklich das verhängnisvolle Wort nicht zu eigen, nach dem Verträge nur Fetzen Papier seien, aber die Grundlag« internationale� Abkommen muß doch die Ueber- zeugung sein, daß der Partner nicht gewillt ist, an die Gewalt zu appellieren, und diese Ueberzeugung wird so lange auf schwachen Füßen stehen, als er sich der Mittel zur Gewalt- anwendung nicht entäußert. Rüstungen bedeuten nicht ohne weiteres Krieg, aber sie sind eine Gefahr für die Aufrechterhaliung des Friedens. Ein Heer, das sich stark genug fühlt, bat das Streben, sich im..Ernstfall" zu bewähren. Der Offisisr wird der Manöver und Paraden überdrüssig, er will Karriere und Lorbeeren. Der unzufriedene Mili- t a r i s m u s drüiki Staatsmänner und Diplomaten an die Wand. Die Erfahrungen aus den Jahren vor ISI-l sollten uns warnen. Das uns ani meisten naheliegende Argument gegen die Zurückstellung der Abrüstung hinter die Verständigung bietet aber Deutschland . Wir haben gemäß dem Versailler Vertrag entwaffnet, wir haben das Lacarno- abkommen unterzeichnet» wir haben Schiedsoer- träge mit Frankreich , Belgien , Polen , der Tschechoslowakei und einer ganzen Reihe anderer Staaten geschlossen, und trotz- dem sehen wir keine Rückwirkungen bei unseren Nachbarn, insonderheit nicht bei den Franzosen , die zu allem Ueberfluß daran gehen wollten, ihre gegen Deutschland gerich- teten Ostfestungen zu verstärken. Man mag einwenden, daß man nicht an den ernsten Friedenswillen zum mindesten eines Teils des deutschen Volkes glaube, aber gerade der Verzicht auf die Ausführung des Artikels 8 des Völkerbundsstatuts wird die Berständi- gungsgeneigtheit der bisher Widerstrebenden nicht erhöhen. Wir brauchen nur einen Blick in die Rechtspresse zu tun. Deutschland , so schreibt dieKreu.zzeitung", werde sich die Frage vorlegen. ,ob es sich noch länger am Narrenseile l)er- umführen lassen und nochjänger einer Institution angehören wolle, die ihren eigenen Satzungen diametral zuwiderhandle. DieHamburger Nachrichten" verlangen Ausgeben der bis- üerigen Zurückyallung und atlives Vorgehen, und andere Organe der Deutschnationalsn reden eine ähnliche Sprache. Die übrigen Mächte müssen sich in der Tai darüber klar werden, daß Deutschlandnichtdauernd in seiner gegenwärtigen Ausnahmestellung gehalten werden kann. Rüsten die anderen nicht ab, so wird sich bei uns im Lande die Bewegung zugunsten einer Aufrüstung verstärken. Das Versagen der Genfer Konferenz würde auch rmseren Machipolitikern Wasser auf die Mühle liefern. Das wäre verhängnisvoll, aber noch bedenklicher scheinen uns die Folgen zu sein, die ein Fiasko für den Völkerbund als solchen nach sich ziehen würde. Wenn der Artikel 8 leere Deklamation bleibt, dann muß das Vertrauen zu der ganzen Institution aufs schwerste erschüttert werden. Was sie dann nach leisten kann, wird sich nicht über Halbheiten er» heben Wer daher den Völkerbund will, muß die baldige Ein- lösung der bei seiner Gründung gegebenen Zusicherungen wollen. Aber sie werden nur zu erlangen sein, wenn sich die Rationen selber der Sache mehr als bisher annehmen und ihre Regierungen vorwärts treiben. Was in Genf monatelang unter der Finna von Sachverständigen �ufammengesessen hat, Generale und Admirale, das waren S a ch v e r st ä n d i g e für Rüstung, aber nicht für Abrüstung, und die Kabinette stehen ihrerseits zum großen Teil unter dem Ein- fluß von Interessenten der Waffenfabrikation und der Waffen- Verwendung. Die Völker, und nicht zuletzt die arbeitenden

Massen müssen dieExperten" beiseite drängen und ihrem Willen nach Befreiung von dem Albdruck des bewaffneten Friedens deutlichen Ausdruck geben. Hier ist eine der dringlichsten Aufgaben der politischen und gewerkschaftlichen Internationale.

Verfassung, wie ich sie auffasse. ?in Geständnis zur schwarzblauen Pcrsonalpolitik. DieK r e u z e i t u n g" schreibt in der Verteidigung des Beamtenschubs im Reichsinnenministerium die folgenden Sätze: Nun handelt es sich aber bei der Besetzung der beiden Mtmsterialdirettorposten im Reichsministerium des Innern gerade um zwei Stellen, die, man möchte sagen, in Rücksicht auf das Schul- g e f e tz, wie auch auf die Verlängerung des Republik - fchutzgefetzes und anderer Lerfaffungsfragen aktuell politisch sind. Daß jedoch der sozialdemokratische Staatssekretär Schulz nicht in der Lage ist. ein S ch u l g e s c tz zu entwerfen, das den Wünschen des Zentrums und der Deutsch - nationalen entspricht, liegt doch auf der Hand, und daß ein ganz linksstehender Ministerialdirektor wie Herr Brecht nicht Ber- »assungsfragen ini Sinne der jetzigen Re- gierungskoalition erledigen kann, wenn er sich nicht selbst verleugnen will, ist doch asienbar." Da haben wir das Geständnis der Politisierung der Lemter. Mehr noch: die Verfassung ist die Verfassung, sie ist Grundgesetz, und es soll an ihr nicht gedreht und gedeutelt werden noch dem Motto: wie ich sie auffasse. Verfassungs- fragen müssen im Sinne der Verfassung erledigt werden, nicht im Sinne der Deutschnationalen! Herr v. K a m e k e ober, der neue Leiter der Verfassungsabteilung, soll sie nach dem Geständnis derKreuzzeitung " unter parteipolitischem Gesichtspunkte behandeln. Was heißt es denn, Verfassungsfragenim Sinne der jetzigen Regierungskoalition erledigen? Heißt das in jenem Geiste, der" Herrn v. Keudell von der Souveränität der Länder reden ließ? Haben die Deutschnationalen den Eid auf die Verfassung geleistet mit dem Vorbehalt: wie ich sie auffasse? Wird sie Herr v. K a m e k e im Geiste eines Iohan- niter-Ehrenritters auffassen, und Herr v. K e u d c ll im Geiste eines Kapp-Landrates? Der reaktionäre Charakter der schwarzblauen Personal- Politik konnte nicht stärker unterstrichen werden. wieöer MilltärkontroUe? Neue Meinungsverschiedenheit. Seit 3!. Januar ist die Militärkonirolle über Deutschland benbet. Den Ententebotschofteii in Berlin wurden von ihren Regierungen militärische Sachverständige zugeteilt, mit denen in letzter Zeit insbesondere über die Schleifung der O st f« st u n g e n verhandelt worden ist. Die Alliierten haben ver- langt, daß die Sachverständigen die Du r ch f ü h r u n g der letzten Enlwaffnungsllaufeln an Ort und Stelle überwachen könnten. Im Gegensatz hierzu erklärt die Reichsregierung, daß sie zwar verpflichtet sei, die Ententeregieningen von dem Gang der, Entfesti- gungsarbeiten zu unterrichten, aber keineswegs die Neuein- führung des mit dem öl. Januar abgelaufenen unerträglichen Zustande? zu dulden brauche. Der Wortlaut des Genfer Protv- tolle gibt der Reichsregierung anscheinend recht. das Steuerunrecht ües Sürgerblocks. Württemberg zieht die Schlußfolgerung. Sluttgark, 16. April. (Eigener Drahtbericht.) D e finanzielle» Zuwendungen des Reiches m> die süddeutschen Staate» auf Grund des Bierfteuergeseges haben, wie zu, erwarten war, nur dazu bei-

Zur Volksbühnen-Krise ". Eine Erwiderung an Toller von S. Zlestriepke. In der Karsreitagnummer desVorwärts" hat Ernst Toller sich zurVolksbühnenkrise" geäußert. Dankenswert ruhig und sachlich. Aber deshalb noch nicht überzeuaend. In derDesavvuierung" Piscatvrs durch den Vorstand der Volksbühne sieht er im Einverständnis mit einem Mitarbeiter der Germania " einegrobe Ungehörigkeit", denn es sei eineöffentliche Pflichtverletzung" gewesen, daß der Vorstand sich nicht schon während der Proben von der Inszenierung des Welkfchen Stückes überzeugt habe. Nun, in Wirklichkeit liegen die Dinge doch so: Es ist nicht die Ausgabe de» Vorstandes, sich in den inneren Betrieb des Theaters hineinzumischen und etwa Proben zu kontrollieren. Das würde sich auch kauni ein Künstler gefallen lassen. Don einerPflichtocr- fäumnis" kann also keine Rede sein. Daß der Vorstand die Hmeintragung einer parteipolitischen Propaganda in die ange­nommenen Werke durch hinzugedichtete Filmstreifen und ähnliche Einlagen" nicht wünsche, war Herrn Piscator zur Ge- nügc bekannt. Er Hot trotzdem das, was ihm schon einmal verwehrt worden war, gewagt. Es lag also für den Vorstand durch­aus kein Anlaß vor. besonders zarte Rücksicht auf Piscator zu nehmen. Aber wenn der Vorstand gegen seine Inszenierung des Gewitters über Gottland" öffentlich Stellung nahm, so gewiß nicht, um Piecotor zu ärgern oder bloßzustellen. Sondern in voller Anerkennung der künstlerischen Fähigkeiten Piscators lediglich deshalb, weil tatsächlich durch sein Vorgehen eine Dichtung ver- gcwoltigt, ein wichtiges Prinzip der Volksbühne verletzt und die dringende Gefahr heraufbeschworen war. daß die Volksbühne bei einem Stillschweigen der verantwortlichen Leitung in ihren Grunds« st en erschüttert würde. Toller möchte es so darstellen, als ob der Vorstand der Tradition der Volksbühne entgegengehandelt habe, indem er die Ueberpartcilich- keil der Volksbühne in Schutz nahm gegen den Piscatorsche» Versuch, ein Stück ohne innere Notwendigkeit für eine aufdringliche parte!- politische Propaganda auszuschlachten. Aber dann kennt Toller die Geschichte der Volksbühne schlecht. Die Ideen des russischen Proletkult, mit denen sich Piscator eng verwachsen fühlt, sind der Berliner Volksbühne immer fremd gewesen. Gewiß. sie sah stets ihre Aufgabe darin, den arbeitenden Masse» in ihrem Ringen um Befreiung und Ausstieg beizustehen. Aber nicht durch das willkürliche Hineintragen einer Klassenkampfpropaganda in die zur Aufführung kommenden Kunstwerke, und nicht durch einseitige Pflege einer bestimmten Tendenzdramatik. Der Spielplan der Volksbühne war von allem Anfangs an bestrebt, der Zuhörerfchajt alles nahe zu bringen, was an großer und lebendiger Dichtung vorhanden war, selbstverständlich unter gebührender Berücksichtigung der in den Ideen der Zeit wurzelnden Dichtung. Ganz im Sinne dieser Tradition hat auch der derzeitige Vorstand der Volksbühne jederzeit sein Amt aufgefaßt. Er hat sich'wahrhoftlz nie gescheut, Werke auszuführen, in denen. eine starke, auch"eine ganz klarerevolutionäre" Gesinnung ihren künstlerischen Ausdruck fand,(Denu wenn er auch kein einseitig für

eine bestimmte Parteiaussassung festgelegtes Theater will, so weiß er selbstverständlich, daß große Kunstwerke auch immer mehr oder weniger in einer bestimmten Gesinnung wurzeln, und ihren Wert vielleicht gerade dadurch haben, daß sie auch in ihnen zum Ausdruck kommt.) Der Vorstand ist sogar ernsthaft immer bemüht gewesen, neue Werke ausfindig zu machen, in denen trotz fehlender Reife und Ausgeglichenheit Zeitprobleme gestaltet wurden. Er hat sich keineswegs gescheut, dabei die Spießbürgerlichkeit gewisser Mitglieder- kreise(proletarischer wie nichtproletarischcr!) vor den Kopf zu stoßen. Aber allerdings konnte der Vorstand der Aufführung von Werken immer nur dann zustimmen, wenn es sich um Dokumente künstle- rischcn Könnens handelte, und selbstverständlich durfte er über der Pflege der jüngeren Dichtung die Pflege der älteren, heute noch lebendigen Dramatik�nicht vergessen. Es ist eine völlige Verdrehung des Sachver- Halts, wenn es heute vielfach so hingestellt wird, als ob der Vorstand der Volksbühne ein Hort reaktionärer Tendenzen wäre. während die.Opposition" dafür kämpfe, daßauch" die junge, aus den sozialen und politischen Erschütterungen der Zeit schöpfende Dichtung neben den älteren Werken zu Worte komme. Der Vor- stand der Volksbühne steht durchaus auf dem Standpunkt, daß jene Zeitdichtung" zu pflegen ist. Aber wogegen er angehen muß, das sind die Forderungen gewisier Kreise, Werke wie Shakespeares Lear", StrindbergsTraumspiel" und ähnliche mehr alsunzeit- gemäß" aus dem Spietplan zu verbannen und diesen ganz in den Dienst einer oft künstlerisch mehr als problematischen politisch- sozialen Tendenzdichtung zu stellen. Wogegen er sich wehren muß, ist vollends die willkürliche Zurechistutzung von Dichtungen, damit sie dem Pitblikum eine bestimmte politische Tendenz vorführen. Wenn der Vorstand der Volksbühne sich gegen solche Zumutun- gen wendet, so tut er das weiß Gott nicht bloß ausRücksichtnahme auf den bürgerlichen Teil des Publikums", wie es bei Toller heißt. Er weiß und die Abstimmungen in der Ordner- wie Delegierten- Versammlung des Vereins hoben es erneut handgreiflich bewiesen, daß er bei dieser Stellungnahme zumindest auch neun Zehntel der proletarischen Mitglieder hinter sich hat. Er weiß, daß der .Leitdichtung" auch nur so bei den Massen Doden zu erobern ist: wollte er anders handeln, es würde bald überhaupt keine Möglich- keit mehr vorhanden fein, ein.Zeitstück" zu spielen, weil das Publi- kum auf und davon wäre. Darüber hinaus aber handelt es sich um eine Ueberzeugung die Ueberzeugung von Menschen, die in ihrem Herzen sicher hundertmal so stark den Willen der proletarischen Massen um eine gesellschaslliche Umordnung mitempfinden, wie die Freunde Piscators imBerliner Börsen-Courier" und an ähnlichen Stellen, daß die um ihren Ausstieg kämpfenden Schichten auch jene gewaltigen Bildungswerke brauchen, die in Hunderten älterer Werke lebendig sind, selbst wenn diese nicht zu aktuellen Zsitproblemen Stellung nehmen und keine politisch-revolulionäre Tendenz predigen. Die Voltsbühne Hot keine Erziehungsanstalt für Politiker mit be- stimmtsr Richtung zu fein, sie soll vor allem den Menschen bilden, der dann auch als Politiker schon seine Pflicht zu erfüllen wissen wird. Gewiß, die Volksbühne ist(wie es in demVolks- bühncnprogramm" heißt), berufen, mitzuarbeiten am Aufbau einer neuen, von freiheitlichem Geiste erfüllten Gcmeiufchaftskulturj aber wcht, indem sie(wie wieder jenes

getragen, das Steuerunrecht in den Einzclstaaten noch zu verstärken. Wie das Stuttgarter deutschnationale Blatt zuverlässig erfahren haben will, wird die württembergische Regierung diese Zu Wendungen dazu benutzen, die staatlichen Katast er steuern out Grund, Gebäude und Gewerbe von 7 Proz. auf 5 Proz., also u in 2 P r o z. z u s e n k e n. Dadurch wird wiederum dem fundierten Besitz ein besonderer Vorteil zugewendet, namentlich aber der Landwirsschaft, deren Anteil an der Einkommensteuer sehr gering und die von der Gebäudeentschuldungssteuer völlig befreit ist. Di- Festbesoldcten, Arbeiter, Angestellte und Beamte, die bei jeder Lohn- zahlung mit dem letzten Pfennig erfaßt werden, haben natürlich wieder das Nachsehen

Der Hau öes Neckarkanals. Treibereien gegen die Fortführung der Arbeit. Aus Heidelberg kommt die überraschende Meldung, daß bei der dortigen Neckar -Baudirektion die tekegraphische Anweisung vom Reichsvcrkehrsminlsterium eingctrosfcn sei, an der Staustufe Heidelberg sowie an den anderen noch zu beginnenden Staustuscn vorläufig alle weiteren Arbeiten einzustellen, bis das Reichskabinett über die Fortführung des Neckarkanals Beschluß gefaßt habe. Wie wir aus Grund von Informationen an zuständiger«telle mitteilen können, stammt diese Meldung aus den der U n i o e r- fität Heidelberg nahestehenden Kreisen, die den Bau des Neckarkanals schon seit langem Schwierigkeiten zu be- reiten versuchen. Das Reichsverkehrsministerium hatte in der vorigen Woche sein Einverständnis mit der Vergebung der nächsten fälligen Arbeiten ausgesprochen. In einer Sitzung des Reichs- kabinetts, in der die Frage gar nicht aus der Tagesordnung stand, haben nun die Minister Dr. C u r t i u s und Stresemann Ein­wendungen hiergegen erhoben und eine nochmalige Erörterung des Projekts gewünscht. Ihre Einwände decken sich mit denen der ge- nannten Heidelberger Kreise, die sich, nachdem sie mit ihren letzten Vorstellungen beim badischcn Kultusministerium abgeblitzt waren. an C u r t i u s gewandt haben, der Abgeordneter sür Heidelberg ist. Das Reichsverkehrsministerium hat jetzt den anderen Ministerien eine nähere Darlegung seiner Stellungnahme zum Kanalprojekt zu- gehen lassen. Das Reichsoerkehrsministerium wird in einer Sitzung. die gleich nach Ostern stattfinden soll.chie Frage nochmals beraten, da das Reichsverkehrsministerium den Wunsch hat, daß durch einen formellen Beschluß der gesamten Regierung den Quertreibereien gegen den Kanalbau endlich ein Ende bereitet wird. Die württembergische Regierung hat, als sie von diesen Vorgängen hörte, erneut zugunsten des Kanalbaues Stellung genommen und ihre Aeußerung nach Berlin weitergegeben. Die Opposition gegen den Kanalbau ist übrigens gerade jetzt um so unbegreiflicher, als zurzeit in Heidelberg ein« große Arbeits- losigkcit herrscht und schon aus diesem Grund? eine Verzögerung der Arbeiten vermieden werden sollte.

Deutsch -polnische verftänöiaungskonferenz. 21. biS 23. Mai in Berlin . Am 21.. 22. und 23. d. M. tagt in Berlin die dritte deutsch - polnische Verständigungskonserenz unter Mitwirkung der Gesellschaft der Freunde(Quäker). Die erste Konserenz wurde zu Danzig im Juni l9ZS abgehasten: die zweite, zu der die deutschen Delegierten als Gäste der Polen eingeladen waren, im Februar 1926 in War- schau. Im Oktober waren 22 junge Deutsche acht Tage lang als Gäste polnischer Jugend in Warschau . Jetzt kommen die p o l n i. lchen Delegierten als Gäste der Deutschen nach Berlin . An der diesjährigen Konferenz nehmen etwa 20 polnische und etwa 20 deutsche Delegierte teil. Es werden in der Hauptsachs kusturelle Fragen �besprochen. Das Programm umfaßt auch bis Besichtigung von Sehenswürdigkeiten, einen Begrüßungsabend für die polnischen Gäste, an zwei Tagen geschlossene Konferenzen der Teilnehmer, Theaterbesuch und einen Abschiedsabend, aus dem polnische Konferenzteilnehmer sprechen werden. Die Geschäfts- stelle des deutsch -polnischcn Konferenzkomitees ist in dem Quäker- bureou, Berlin NW 7, Prinz-Louis-Ferdinand-Straße 5.

Programm betont) die Kunstpflege außerkünstlerischen, etwa parteipolitischen Gesichtspunkten unterordnet, sondern alles in ihrem Spielplan vereinigt, was von allgemein menschlicher Bedeutung und für Menschen unserer Zeit lebendig ist. alles was dazu beitragen kann, die Menschen reif und klar zu machen! Es hat sich jetzt zur Genüge gezeigt, daß der Vorstand der Volks- bühne in dieser Auslassung fast die Gesamtheit aller gewählten Ver- treter der Mitgliedschaft hinter sich hat. Don einer.Krise" der Organisation ist danach kaum»och zu sprechen. Aber freilich, wenn gewisse außerhalb der Volksbühne stehende Kreise auch weiterhin in der Regel unter völliger Verkennung des Sachverhalts, ohne Ahnung von den wirklichen Verhältnissen durch solche Behauptun- gen und törichte Angriffe Verwirrung stiften, kann das auf die Dauer ohne Schädigung der Bewegung nicht abgehen. Um so notwendiger ist es, daß alle diejenigen, die eine Erhaltung und ge- sunde Fortentwicklung der Volksbühne wollen, gegen gewisse kommu- nistischeErobcnmgsabsichten" ihren Mann stehen und wie bisher werbend und aufklärend für die Volksbühne eintreten!

viel Lärm um nichts. Die neue Komödie des Deutschen Künstlertheaters Skandal in Amerika " von Hans Ios6 Rehfisch ist ein Beweis für den ungeheuren Fleiß, den man heutzutage auf- wenden muß, um ein modernes Stück auf die Beine zu stellen. 33 Solodarfteller, darunter mehrere Prominente, und etwa SO Kom­parsen, ungerechnet Kapellmeister und Orchester, bemühen sich, eine prima Borstellung zustande zu bringen. Und in der Tat, die Bühnen- bilder des Benno von A r e n t sind hervorragend und erfreueit ebenso wie die kostboren Gewänder der Hauptschauspielerinnen das Auge, fast wie die besseren Revucaussührungen. Leider wird in dem pompösen Bühnenwerk sehr viel gesprochen. Hätte der Autor groß- mutig auf den roten Faden, der sich durch das Stück als Handlung zieht, verzichtet, so wäre man befriedigter aus dem Theater gegangen. Die Sache fängt surchtbar ausregend an. Es dreht sich um die dioidendenträchtige Ausnutzung von Petroleumquellen in einem phantastischen Revolutionsländle Südamerikas . Weitausladende Ziele, Intrigen, Dämon Weib, Verrat, es ist schrecklich sensationell. Geschosse» wird drei- bis fünfmal. Und dann hier offenbart sich der sublime Geist des ernstmerncnden Literaten bringt es Herr Dr. Rchfisch fertig, den fpannunggelodenen Theatergast mit endlosen TIraden über Weltanschauung, Wert der Freiheit und Patriotismus so zu übersuttern, daß er den roten Faden der Handlung als Gummi- band empfindet, der die Handlung immer weiter dehnt. Die Hand- lang ist übrigens genau so verworren, wie man es von den mo- dernen Operetten gewohnt ist. Es bricht eine Revolution aus, und man weiß zum Schluß nicht, warum und wieso. Das Stück ist ein Feuerwerk mit buntschillernden Funken von Äcistreichelcicn. Aber das Feuerwerk ist offenbar naß geworden. Die hübschen Wortspiele schlagen nicht ein, wenn ein Akt 80 Minuien dauert. Im übrigen kennen wir bereits die abenteuerlickien Gestalten, wie sie Herr Dr. Rchfisch schon imDuell am Lido" ans Licht der Rampe ge- zogen hat. Es bemühten sich um den Erfolg Sybille Binder , die eine Gräfin oder Kokotte oder fo etwas ähnliches zu ipiele» hatte,