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Die Emanzipation öer Kolonialvölker. Weltwirtschaftliche Rnndschau.

Schwer bewölkt ist der weltpolitische Horizont. Zehntausende englischer, japanischer Soldaten stehen vor den Toren Schang. Hais, der englisch -ruMche Konflikt scheint sich immer weiter zu- zuspitzen, die Front der imperialistischen Kabinette Europas , Ameri- las, auch Asiens besinnt sich auf die Gemeinsamkeit ihrer aggressiv kapitalistischen Interessen. Italiens enger Anschluß an den englischen Machtkreis Hot neue imperialistisch« Gesahrquellen aus- gedeckt. Der im Grunde noch unerledigte Konflikt mit Jugoslawien wegen Albanien zeigt die Richtung einer faschistischen Eroberer- politik, die gewillt ist, den überschüssigen Bevölkerungsmengen den Weg nach den Kolonien auch mit Gewalt zu bereiten. Die Weige- rung der Dereinigten Staaten, den Vertrag mit Mexiko zur Verhinderung des Schmuggels zu erneuern, wird als neue Be> drohung der staatlichen Ordnung Mexikos gedeutet: amerikanischer Waffenschmuggel soll gegenrevolutionären Kräften zur Macht ver- helfen. Zm Schatten des Weltkriegs. .�lles das vollzieht sich Im furchtbaren Schatten des zwar längst "hergegangenen, aber noch lange nicht überwundenen Weltkriegs. 5 Weltkrieg, der asiatische und afrikanische Armeen auf die euro - Kriegsschauplätze führte, hat der sklavischen Ergebung der ..."ialvölker in die schicksalhaste Gebundenheit der Ausbeutung durch das eindringende Kapital«in Ende gesetzt. Die Welt des europäisch-amerikanischen Kapitalismus sucht zur Ueberwindung des schwersten Weltkriegserbes, der die ganze Welt umfasienden Wirt- schaftskrise, in derErschließung und Durchdringung" gerade dieser Völker Ersatz für die Geschäfts- und Absatzmöglichkeiten, die der Weltkrieg in der alten Welt zerstört hat. Der Kampf um die Selbstbestimmung der unterdrückten Völker, der Kampf des europäisch-amerikanischen Kapitals um neue Märkte, sie be­gegnen sich, da der Völkerbund ein zu schwaches, ein zu kapita- listisches Instrument geblieben ist. mit der Waffe in der Hand. Nene Kräfte. Kann man angesichts so düsterer Zeichen von einem Früh- ling der unterdrückten Völker der Erde sprechen? Kann man einen Wandel in den Weltkrästen entdecken, der Epoche macht, wie man zu sagen pflegt? Wer aufmerksam zusieht und auf die wirk- lich bewegenden Mächte achtet, welche die Weltereignisse gestalten. dem wird es trotz alles Anscheins vom Gegenteil unmöglich sein, die neuen Kräfte zu übersehen, die sich überall in der Welt regen und entfalten, und die eine neue, ganz veränderte Lage schaffen! Es ist ein Erwachen aus tiefem Schlaf bei den unterdrückten Völkern, eine neue Bewußtseinslage ist im Entstehen. die ihnen sagt, daß nationale, soziale und wirtschaftlich« Unter- drückung und Ausbeutung durchaus kein natürliches, ewig zu tra- gendes Schicksal sei, und dieses neue Bewußtsein muß früher oder später unfehlbar auf die Herrscher zurückwirken und sie zum Roch- denken über den Sinn und Unsinn ihrer imperialistischen Mittel zwingen. Zumal in den imperialistischen Ländern selbst st a r k e Gegenkräfte auf den Plan treten, breite Schichten, die sich zur Ueberzeugung durchgerungen haben, daß die imperialistische Politik ihres Heimatlandes verderblich ist: sie ist unsittlich, weil sie die Menschenwürde mißachtet, und ist unfruchtbar, weil sie nur Widerstände der Unterdrückten wachruft, die zu Katastrophen führen müssen. Diese Schichten vornehmlich sind es die organisierten Massen der Arbeiterschost sind sich auch bewußt geworden, daß die soziale und wirtschaftliche Ausbeutung der überseeischen Länder, die ihnen aufgezwungenen Kulilöhne, die Kaufunfähigkeit der Ein- geborenen, aus die Dauer auch ihre eigene Lage erschweren. Sie wollen die Freiheit, vor allem auch die wirt- schaftliche Selbstbestimmung der unterdrückten Völker, weil der wachsende Wohlstand freier Völker auch die Wirtschaftskrise schneller und erfolgreicher zu lösen vermag, als das mit den brutalen Ausbeutungsmethoden des kapitalistischen Imperialismus möglich wäre. Das Erwachen des Bewußt. feins der unterdrückten Völker zusammen mit dem Erstarken dieser Gegenkräfte in den imperialistischen Ländern selbst dies ist der große Wandel, der sich vorbereitet. Diese Kräfte schicken sich jetzt an, in der Arbeiterinternationale und in den Parlamenten den Kampf mit den imperialistischen Mächten aufzunehmen. Der Kampf gegen die Armut. Das Erwachen der unterdrückten Völker ist zunächst ein Er- wachen ihres nationalen Bewußtseins und bedeutet den Kampf gegen die Fremdherrschaft. Deshalb find die kolonialen Bewegungen in erster Linie nationalistisch und bestrebt, der nationalen Selbstbe- stimmung Geltung zu verschaffen. Doch schöpft diese Bewegung ihre Stärke und ihre Spannkraft überall aus den Tatsachen des"wirt- schafilichen und sozialen Elends als Folge der fremden Herr- schaft, der es nur auf Erzielung hoher Kapitalrenten durch den Raubbau an den Naturschätzen und den Menschen ankommt. Der groß« Kampf in China gegen die imperialistische Unterdrückung hat hier seine wichtigsten Grundlagen. Denn wenn auch die nächsten Ursachen des unbeschreiblichen chinesischen Massenelends in der Zer- splitterung des immensen Staatsgebiets, im Mangel einer geordneten Verwaltung in der Abenteurerherrschaft und oen Requisitionen der Generale und ihrer Söldnerheers, im Fehlen von Transport- Mitteln usw. zu suchen sind, so weiß man andererseits auch, welche Schuld die imperialistischen Mächte an diesen Verhältnissen tragen. Sic haben den furchtbaren Konflikt zwischen traditionell chinesischer und importierter europäischer»Kultur" erzeugt. Sie waren es, die durch die Unterstützung und Bewaffnung der Söldnerheere und ihrer Generäle die Geschäft« der Kapitalmagnaten besorgen ließen vnd die Ordnung in der Staatsverwaltung, die Schaffung von Ver- kehrsmitieln durch die Auspowerung des Landes verhinderten. Für die elenden Llrbeitsverhältnisse in der jungen chinesischen G r o ß t n d u st r i e ist das ausländische Kapital ebenfalls verant- wörtlich: denn wenn die Ausbeutung in den vom chinesischen

Kapital geleiteten Fabriken außerordentlich groß ist, so ist sie in den vom europäisch- ctmerikanisch-japanischen Kapital beherrschten Betrie­ben noch größer. Und ähnlich verhält es sich in Britisch- Indien, im französischen Indo-China , in Holländisch . Indien . Ueb'er die Hölle der Bergwerke Holländisch-Indiens wurden wir kürzlich, als Aufstände der unglücklichen Eingeborenen mit europäischen Maschinengewehren unterdrückt wurden, aus er. schütternden Darstellungen unterrichtet. Junge, aber vielverheihende Gewerkschaftsbewegungen in China und Britisch-Jndien haben erst seit kurzer Zeit den Kampf um die Besserung der menschenwürdigen Arbeitsverhältnisse aufgenommen. In Mexiko sind die Gewerkschaiten das stärkste Bollwerk gegen die mit dem Großgrundbesitz und dem amerikanischen Oelkapital paktierende Gegenrevolution, energisch unterstützt von den Gewerkschaften der Vereinigten Staaten . Wenn die Regierung der Vereinigten Staaten ihren imperialistischen Methoden gegenüber Mexiko Zügel anlegen mußte, so war dies schon eine Folge dieses Gegendrucks. Und auf den philippinischen Inseln hat der mutige Abwehrkampf der einheimischen Regierung dem weiteren Vordringen der amerika - nischen Eroberung, wie es scheint, Einhalt geboten. Landfrage und Industrialisierung. Di« fortschreitende lapitalistische Durchdringung der Rohstostge- winnung in den tropischen Gebieten und die Schaffung von Groß- industrien in den überseeischen Ländern, die mit den alten Industrien Europas in Konkurrenz treten, haben der imperialistischen Politik eine Fülle neuer Probleme und Schwierigkeiten erwachsen lassen. Um große kapitalistisch« Kulluren für Baumwolle, Gummi, Palmöl usw. im Großbetrieb zu errichten, werden die Bauern ihres Landes und mit List und Gewalt ihrer Nahrung beraubt. Wie dies noch in jüngster Zeit in Indochma geschah, darüber konnte man sich kürzlich aus französischen Parlamentsberichten informieren. Auf den Philippinischen Inseln steht zurzeit noch ein Landesgesetz, das die Regierung der Vereinigten Staaten jetzt ab- zuschassen trachtet, der Enteignung der Eingeborenen für die Zwecks des Gummikapitols im Wege. In den belgischen und englischen Kolonien Afrikas geht das Bestreben der Herrscyermächte dahin, das Land dem Besitz der Eingeborenen zu entziehen, um dort kapita- listische Pflonzenkulwren im Großbetrieb zu errichten. Dadurch will man sich zugleich die notwendigen Arbeitskräfte und die industrielle Reservearmee für die junge koloniale Industrie sichern. Weil die reichen Naturschätze des afrikanischen Kongos wegen der fehleirden Arbeitskräfte nicht ausgebeutet werden können, soll die Vertreibung der Neger von der Scholle den Bergmagnaten Helsen . Das Elend der indischen Landarbeiter treibt diesen in die junge städtische I n d u st r i e, wo er als Lohnkuli unter grauenhaften Ver- Hältnissen fein Leben fristet. Wohin dieses System der Proletari- sierung führt, sehen wir in Südafrika , wo das Industrisprole- tariat im Gold- und Diamantenberabau dem größten Elend preis- gegeben ist, während das Land, aus dem die Eingeborenen vertrieben wurden, nicht bebaut werden kann. In Südafrika hat man wenig- stens die verhängnisvollen Wirkungen der Enteignung eingesehen und versucht jetzt, durch Landeszuteilung an die Eingeborenen einiger- maßen abzuhelfen. Worauf es für Europa ankommt, ist die Fest- stellung: die Kolonialvölker könnten, statt mit dem industriellen Europa auf Grund von Kultlöhnen zu konkurrieren, mit unserer Hilfe, unter Mitwirkung europäisch-amerikanischen Kapi- jals und moderner Technik sich zu blühenden Agrarländern mit kaufkräftiger Bevölkerung entwickeln und die Pro- dukte Europas kaufen, wenn ihnen nicht der Boden von den im- perialistischen Mächten geraubt würde! Sofern sie aber eigene In- dustrien schaffen, könnten auch diese so betrieben werden, daß sie der Kauskraftstärkung und dem Wohlstand der einheimischen Bevölkerung dienen, was der ganzen Welt nützlich wäre. Gefahren auf dem neuen Wege. Dieser Weg wird durch die imperialistische Macht- und Unter- drückungspolitik versperrt. Am furchtbarsten sind die Barrikaden des Imperialismus in dem jetzt erwachenden China wirksam, wo die politische Freiheit und wirtschaftliche Selbstbestimmung von vier- hundert Millionen Menschen Europa friedliche Aufbaumöglichkeiten geben könnten, die die Last der Weltwirtschaftskrise in ungeahnter Weise mildern könnten, statt sie durch machtpolitischcn Wahnwitz zu verewigen. Hat doch das gewaltige China mit'einer Bevölke- rung von der Größe Europas insgesamt zum Beispiel nicht mehr moderne Verkehrsmittel als das kleine Oesterreich. Schon hat Eng- land die politische Anerkennung der neuen Mächte in China zuge- stehen müssen. Das ist ein großer Erfolg. Aber man darf sich darüber nicht täuschen, daß alle Erfolg« der kolonialen Emanzipation gefährdet, die alten imperialistischen Tendenzen gestärkt werden können, wenn man nicht die Eigengesetzlichkeit des kolonialen Emanzipationstampfe» beachtet. Diese Gefahr geht heute von der K o m mu nistischen Internationale aus, die in China dieselben Spattakusmethoden propagiert, die in Europa die Kraft und Einheit der Arbeiterklasse gelähmt und der Reaktion in den Sattel geholfen haben. Allerdings muß der Völkerbund mit seinem Mandatssystem heute noch eher als Instrument des Imperialismus, denn als Werkzeug zu seiner Ueberwindung angesehen werden. Soll das aber anders werden, so muß die Arbeiterklasse in der alten kapitalistischen Welt um ihren Sieg über die. Mächte de» Kapitals, um die Herrschaft des Friedens im Völkerbund kämpfen. Das aber verlangt zähesten, wohlbedachten Kampf, Schritt für Schritt, Position nach Position. In diesem Kampf mit den kapitalistischen Mächten im eigenen Lande, in diesem Kampf zur Eroberung des Völkerbundes �für den Frieden Schulter an Schulter mit den aufstrebenden -Kräften der unterdrückten Völker zusammenzuwirken, das ist die Aufgab«, die der europäischen Arbeiterklasse durch den Emanzi- pationskampf der unterdrückten Völker heute gestellt ist.

Einigung zwischen Preußen unü öem RWE. Eine wichtige Etappe. Wie wir hören, steht der heftige Konkurrenzkampf, der bisher zwischen den staatlich preußischen Elektrizitätswerten und dem RWE.(Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerk) geführt worden ist, vor seinem Ende. Es ist zwischen d«m Staate Preußen, vertreten durch den Handelsminister Dr. Schreiber und dem RWE., vertreten durch Dr. Vogler, zu einer Lerständi- gung und Umgrenzung der beiderseitigen Jnter- essensphären gekommen. Di« Verständigung erstreckt sich auch auf die den beiden Elektrizitätsunternehmungen gehörigen Braun- tohlcngruben in Braunschweig und bei Aachen . Bei den Interessen im Bezirk Aachen handelt es sich um die Vrauntohlenindustrle-Sl.-G. Zukunft Weißweiler, die mit einem Kapital von rund 13L Millionen Mark arbeitet. Der preußische

Staat besitzt ungefähr S8 Proz. des Aktienkapitals, die Braunkohlen- industrie-A.-B. Zukunft hat ihrerseits das Kraftwerk Zukunft A.-G. in Weißweiler und die Roertalsperrengesellschaft m. b. H., Aachen . für 50 Jahre gepachtet. Bei den braunschweigischen Interessen handelt es sich um die Braunschweigischen Kohlenbergwerke A.-G. Helmstedt, die über zahlreiche Braunkohlenbergwerke in Hötens- leben, Oschersleben und Harbke und vor allen Dingen über die Ueberlandzentrale Helmstedt A.-G. in Helmstedt und dl« Braun- schweiglsche Elektrizitäts-Betriebs-A. m. b. H. in Schöningen ver- fügt. Das Kapital der Gesellschaft beträgt rund 12,7S Millionen Mark. Daran sind die Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerke und die reichseigenen Elektrowerke mit je 37,5 Proz. beteiligt. Soweit die preußische Elektrowirtschast in Frage kommt, sollen minmehr die preußischen Elektrizitätswerke in einer staatseigenen Aktieugestllschaft nach Art der Preußischen Bergwerksaktiengesellschaft sPreußag) zusammengefaßt, werden. Eine Vorlage hierüber dürfte unmittelbar nach den Osterferien dem Preußischen Landtag zugehen.

Die Belebung des /lrbeitsmarktes stockt. Nur 2S00 Erwerbslose weniger. Die fühlbare Erleichterung des Berliner Arbeitsmarktes der letzten Wochen hat sich in der Woche zum 16. April nur in erheblich geringerem Ausmaß fortgesetzt. Der Rückgang der Erwerbslosigkeit ist der kleinste, der seit dem 5. März d. I. festzustellen war. Die Zahl der Erwerbslosen sank nur um 2564 auf 227 382 Personen. Möglich, daß der Karfreitag und die Osterfeiertage Neueinstellungen behindert haben. Aug dem Bericht des Landesarboitsanits Berlin ist hervorzuheben, daß die Aufnahmefähigkeit der Metall« Industrie stark nachgelassen hat und die Belebung im Baugewerbe nicht wesentlich fortgeschritten ist. Es waren 227 382 Personen bei den Arbeitsnachweisen ein- getragen gegen 229 946 der Vorwoche. Darunter befanden sich 150037(152175) männliche und 77 345(77 771) weiblich« Per- sonen. Erwerbslosen unter st ützung bezogen 85 813(90 803) männliche und 35 285(37 159) weibliche, insgesamt 121 098(127 962) Personen. Außerdem wurden noch 36 082(36726) Personen durch die Erwerbslosenhilfe der Stadtgemeinde Berlin und 32 823(23 325) Personen durch die K r i s e n f ü r s o r ge unterstützt. Bei Notstandsarbeiten wurden 7206(8151) Personen beschäftigt, Der Großhandelsindex. Die auf den Stichtag des 13. April berechnete Großhandelsindexziffer des Statistischen Reichsamts war mit 134,8 gegenüber der Vorwoche(134,9) nahezu unser- ändert. Von den Hauptgruppen haben die A g r a r st o f f e mft 135,8 ebenfalls keine nennenswerte Aenderung zu ver- zeichnen, während die Kolonialwaren um 0,7 Proz. auf 126,8 angezogen haben. Die Indexziffer für industrielle Rohstoffe und Halbwaren ist um 0,4 Proz. auf 129,5 zurückgegangen, dagegen hat diejenige der industriellen Fertigwaren um 0,4 Proz. auf 142,9 angezogen. Rekorderzeugung von Roheisen im Rlärz. Der Monat März hat für die deutsche Roheisenproduktion einen neuen Rekord ge- bracht. Gegenüber dem Monat Februar ist die deutsche Produktion von 966 909 auf 1 083 859 Tonnen gestiegen. S e l b st die Ianuarerzeugung mit l 059 798 Tonnen wurde noch um über 26000 Tonnen übertroffen. Diese Mehrerzeugung gegenüber Januar entfiel voll aus R h e i n l a n d- W e st f a l e n. Die Er- höhung der Eisenpreise, die den stürmischen Widerspruch der ganzen Oeffentlichkeit und aller Verbraucher hervorgerufen hat, dürfte also nur auf den Willen der Ruhrindustrie zurückzuführen sein, von der Konjunktur auf das Gründlichste zu profitieren. Eine scharfe Erklärung gegen die Erhöhung der Eiseapreise. Nach dem Märzbericht der blechverarbeitenden Jndu- st r i e n blieb die Geschäftslage im vergangenen Monat nach wie vor unbefriedigend, auch wenn die Absatztätigkeit auf dem Inlands- markt bei einigen Z w'e i g e n der Bl«chverarbeitung etwas leb- h a f t e r wurde. Scharf wendet sich auch die blechoerarbeitende Industrie gegen die beabsichtigte Erhöhung der Cisenpreise:Sollte im Gegensatz zu der bisherigen Haltung der Gedanke der Preis- erhöhung auch in einsichtigen Walzwerkskreisen Eingang finden, so kann vor einer solchen Preispolitik nur dringend gewarnt werden. Kein Eisenbearbeitcr ist so töricht, sich der Hoff- nung hinzugeben, daß er eine kommende Eisenpreiserhöhung würde abwälzen können. Um so mehr tritt die deutsche eisenver- arbeitende Industrie nach wie vor geschlossen gegen eine Preiserhöhung ein." Die Schwerindustrie und Oeffentlich- keit werden diese Stimme der Biechverarbeiter zu beachten haben. Besonders bemerkenswert ist der Hinweis darauf, daß esein- sichtige Walzwerkskreise" gibt, die die Preiserhöhung nicht wollen. Diese werden im Ruhrmontantrust nicht zu suchen sein. Dannt dürste allmählich ganz klar werden, daß es die Ueberkapitali« sierung ist, die die Vereinigten Stahlwerke A.-G. zum Preis- treiber macht, nicht aber die Selbstkosten, wie die Schwerindustrie die Oeffentlichkeit glauben machen möchte.. Zinssenkung für die Reichszwischenkredite zum Kleinwohnung«- bau. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst auf Grund eines Runderlasses des Ministers für Volkswohlfahrt mitteilt, beträgt der Zinssatz für die Kredite auf Grund des Reichsgesetzes über die Bereit- stell.ung von Krediten zur Förderung des Kleinwohnungsbaus und gemäß der Verordnung über- di« Verwendung des Kredits feit dem I. Februar d. I. 6 Proz. gegenüber einem bis dahin geltenden Satze von 6� Proz. Die zwischen dem Preußischen Staat und den Realkreditinstiluten abgeschlossenen Darlehnsverträge er­fahren infoweit eine Abänderung. Die Realkrsditanftalten haben den Kredit zu dem gleichen Zinsfatz, zu dem sie ihn erhalten, an die Bauherren weiterzugeben. Der Verwaltungskostenbeitrag bleibt in der bisherigen Höhe bestehen. Wegen einer baldigen weitergehenden Herabsetzung des Zinssatzes ist der Reichsqrbeitsminister ern«ut an den Reichsfinanzminister herangetreten. Der Einzelhandel wehrt sich. Das International« Arbeftsamt hatte Ende vorigen Jahres ein« von uns in dem Artikel«Der Segen der K o n su m v e r e t n e"(Nr. 540 desVorwärts") be- rücksichtigte Denkschrift veröffentlicht, die die wohlfeilere Versorgung der Bevölkerung durch di« Konsumgenossenschaften nachwies. Den Organisationen des deutschen Einzelhandels war diese Denkschrift sehr schmerzlich. Die Hauplgemcinschaft des deutschen Einzelhandels hat deshalb den Vertretern Deutschlands auf der internationalen! Weltwirtschaftskonferenz eine Gegendenkschrift als Material zuge- leitet, um die Ueberlegenheit des Einzelhandels zu beweisen. Die Denkschrift liegt uns noch nicht vor. Hoffentlich ist sie mit dcnjelben gründlichen Methoden bearbeitet, die die Denk« jchrist des Internationalen Arbeitsamts anwendete. Jedenfalls dürste es der Hauptgeincinfchaft sehr schwer fallen, die Fest- stellungen des Internationalen Arbeitsamts ins Unrecht zu fetzen, Das Bestehen dieser Gegendenkschrift sei zunächst verzeichnet. Ein Einheitsschema für die Zahlungsbilanzen. Die Internatio- nale Handelskammer hat durch ihren in Paris tagenden Arbeits- ausschuß einen vorläufigen Entwurf emes einheitlichen Schemas für die Aufstellung der Zahlungsbilanzen ausarbeiten lassen. Dieser soll zunächst den Ausschuß der Internationalen Handelskammer für einen internationalen Zahlungsausgleich vorgelegt werden. Diese Bemühungen sind gewiß zu begrüßen. Doch scheint es uns fast noch notwendiger zu fein, daß sich die Wissenschaft darüber einigt, aus welchen Posten eine Zahlungsbilanz zusammengesetzt sein darf und insbesondere über die Grundlagen, nach denen bie einzelnen Posten zu berechnen sind. Schließlich kann auch«in Schema der Zahlungsbilanz nichts Sonderliches leisten, wenn für ihren Inhalt noch die festen Begriffe und damit die Möglich- keit richtiger Rechnungssätze fehlen. Frankreich verringert seine Zinslast. Diskontermäßigung. Wie aus Paris gemeldet wird, hat das Finanztomitee der Amortifierungskasse' beschlossen, die staatliche Zinslast für die sogenannten Bonds der nationalen Verteidigung herabzusetzen. Es wird vorgeschlagen, die Bonds mit zweijähriger Laufzeit statt mit 6 nur mft 5 und diejenigen mit einjähriger Lauszeit statt mit 5 nur mit 4 Proz. zu verzinsen. Dieser Vorschlag der Amortisierungskasse, die im vorigen Jahre bekanntlich vom Parlament unabhängig gemacht wurde und besondere Einnahmen zur Tilgung der schwebenden Schulden zugeteilt erhielt, sind als ein w i ch t i g e s G l i e d zur Sanierung der französischen Währung anzusehen. Aus Paris wird weiter gemeldet, daß die Bank von Frankreich den Diskontsatz von 5 Vi auf 5 Proz. herabgesetzt hat, gleichzeitig den Satz für Lombarddarlehen von 7 auf 6 Proz. Krisenwirkungen und Zinsbelastung des Staates bekämpft Poincare also gleichzeitig.