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n Unterhaltung unö Wissen
Zum Osterfest auf dem �Montserrat  . Von Ä.rruLu T. �Weguer.
Steil und unvermittelt aus dem Hügellayde von Katalonien  erhebt sich der Berg. Um sein« gewaltigen Kuppeln kreisen mit den Flügeln der Wolken wie um ein« finstergetürmte schwarzblauc Burg die tiefsten und edelsten Gedanken des christlichen Mittelalters. Hier dachte es sich in seinem verzauberten Schloß Amfortas, den König unheilbaren Leides, hierhin trugen die Engel die Blutstropsen Christi, die sie in einer Schale auffingen, und schon von fern er- blickt der Wanderer über der Burg, starr und unüberwindbar, die mächtigen Felscnhäupter der Penoscos, dieWächter des heiligen Gral*. Noch gleiten wir am Ufer des Flusses zwischen Gemüsefeldern, Arbeiterkolonien, Wein- und Olioengärten, aber schon hebt sich die Zahnradbahn im Sprung über das Wasser, klettert einer Gemse gleich von Felsplatte zu Felsplatte. Fallend sinken Häuser, Iohannisbrotbäume, Agaven in die Tiefe zurück. Entgleitet die Erde uns? Wir breiten die Hände aus da hält der Heine Zug neben einem hohen jahrhundertealten steinernen Tor. Es ist das Tor des uralten Benediktinerklosters von Montserrat, eines der berühmtesten Klöster Spaniens  . Aber wer auf dieser steilen Höhe einer klösterlichen Abgeschiedenheit zu begegnen glaubt, findet sich überrascht einer fast amerikanischen Pilgerindustrie gegen- über. Sechs gewaltige Gebäude heben sich am Abhang des Felsen bis zu acht Stockwerken hinauf, riesenhaft« Paläste von Sandstein mit Hunderten von Fenstern, die an die Hotelpaläste eines Schweizer   Gebirgsortes erinnern. Das Kloster wurde der Sage nach zu Ehren eines wundertätigen Marienbildes gegründet, das Petrus   selbst nach Spanien   brachte: während der Maurenherrschaft in einer Grolle verborgen, wurde es 88t) durch Hirten wieder ent- deckt. Um die alle Mariensäule, unter den Bogengängen des Klosters, stehen jetzt am Ostersonntag mit lichtblitzenden Augen die Automobile, die von Minute zu Minute wie Kettenhunde fauchend unter dem Torbogen hervorjagen. In über 1200 Zellen können 2000 Pilger nächtigen. An zahllosen Gängen reihen sich diese luftigen Räum« aneinander, in denen man nach Art eines amerika  - nischen Hotels mit Selbstbedienung sich selber versorgt. Für wenige Peseten erhält man Wäsche und Zimmer, Teller und Kochgeschirr, in der großen Klosterkantine sind alle Fleisch- und Gemüseerzeug. nisse des Landes zu haben. In grohzügig-industrieller Weise ist die Klosterverwaltung so bedacht, für die vielfachen Wünsche der Pilger zu sorgen, deren Gesamtzahl jährlich auf 90 000 geschätzt wird. Nicht einmal mehr die früher üblichen Wachskerzen zur Er- hellung derKlosterzellen* sind heute erforderlich, dies« werden elektrisch beleuchtet und allein die zwerghaften Waschgefäß« erinnern noch an die primitive All des Pilgers. Hinter der Basilika unter den Klostergärten ein einsamer Weg. Nur wenige Pilger beleben den schmalen Platz, der wie die Altane einer Burg am Abgrund hängt. In sanften Terrassen steigend, hebt sich die weinrote tonige Erde,«ine gewaltige halbkreisförmige Arena, bis tief nach Aragonien   hinein, bis zu der schneebedeckten Balustrade der Pyrenäen  . In der Üiiefe der Fluß, im Osten die Berge durchbrechend, wo zwischen den Hügeln das Meer erscheint. rund und leuchtend, ein« geschliffene, enzianblaue Schale. Wie von der Hand eines Riesen wahllos ausgestreut liegen Städte, Dörfer. einsame Häuser an den Hängen und doch zerstören sie nicht den urweltlichen Eindruck dieser Erde. Ja. hier gestanden zu haben, heißt auf einem Gipfel des menschlichen Daseins stehen, obwohl dieser Blick nicht völlig umfassend ist: aber auch im Bilde der Natur gilt wie in der Malerei jenes träumerische Ausdeuten der unsicht- varen Linien durch die menschliche Vorstellungskraft, die durch kein« Wirklichkeit übellroffen werden kann. Der Wanderer, der auf der letzten Höhe verloren im Elan steht, sieht hier noch den gesägten*, den heiligen Berg der Katalanen, steil über sich auf-
Gsterfcchrt. Vom Erleben elnbs bayertsst>en Gefangenen. Wenn Menschen verstummen, beginnen die Stein« zu reden. Nichts dürfte mehr das Wesen übermenschlicher Größe in sich tragen als der Bürgerklleg. Wer nicht weiß, was das heißt, ist wohl daran, besser aber noch, wer es weiß und den Mitmenschen Kenntnisse vermitteln kann. Der kann es vielleicht, der das eigene Ich überwindet und die Stein« selbst sprechen läßt. Sie sollen reden. S o erlebte damals ein Land sein Schicksal. So wurden Straßen, Gebäude. Landschaften, Gefängnisse und Glocken zu Handelnden in einer Tragödie des Geistes und die Menschen zu Kulissen. So sei es nach acht Jahren versucht weil es Tag für Tag. Stunde sür Stunde sich fast mit dem deckte, was wir zum größten menschlichen Geschehen aller Zeiten rechnen. Weil es in die Kar- wache fiel. Und sei wiedergegeben ohne Weh, ohne Anklage, ohne Ver- bitterung well all dies aufhört, wenn die Steine sprechen, dann, und dann erst, beginnen die Ideen. » Nacht auf den Gründonnerstag. Deutschlands  schönster Nachausbau, das Augsburger   Wunderwerk des Elias Holl  . Erregte Besprechungen in den verschwenderisch kostbaren Rats- zimmern. Fremde und auch dereine* darunter. Mitternacht. Straße leer. Und zwei Matrosen bemächtigen sich dessen, der dies alles erlebte, und schaffen ihn in die Kaserne. Das majestätische Ulrichsmünstcr im Mondschein. Einst große Abtei. Damals noch Kaserne mit Ställen. Revolutionäre befreiten Kunstwerke, auch Klöster. Gründonnerstag. Hoher Priester? Nein, Stadt- kommandant. Bei freiwilliger Schutzhaft soll kein Einmarschieren der Regierungstruppen stattfinden. Es muß also sein, es gibt keine Entscheidung...,
ragen, dem Auge ein Wegweiser, der gewaltig«inbricht in das Unendliche des Weltraums. Durch die nachtkalle Dämmerung klingt aus der Klosterkirch« die Ostermesse. Zu beiden Seiten des Altars zwei große Kerzen- stöcke, wie zwei hohe brennende Büsche. Dreißig Knaben im Alter
Osterballade. Von Franz Rothenfelder. Es hat kein Lüftchen sich geregt, Als sie den Herrn vom Kreuz genommen, Und als sie ihn ins Grab gelegt, War alle Erde stumm beklommen. Da« war des Reichen Felsengrab, Der schon im helfenden Erbarmen Die erste Erdenstalt dem Armen Der heimatlosen Liebe gab. Au» Gräbern wankte fahler Laus. Der heilige Vorhang hing zerrissen. Drei kreuze ragten purpurn auf. von einem Grabe ward uns Wissen. Doch lodert Schmerz im gleichen Brand Am Heilandslod und Schächersterben, Es weint ein einziges verderben Am Menschentod aus Menschenhand. Es hat kein Reicher sonst gehört, Was um das heilandsgrab erklungen. And was des Armen Blut empört. Ward von den Armen nicht gesungen. Das war nicht, was die Glocke rief, Das wußte nicht von heiligen Tagen. And von Maschinen ward erschlagen, was heilandslraum iu Winkeln schlief. Uns Lebende hält Felsenlast In vieler Reicher-Gruft begraben. Der Tod ist tausendfältige Hast, Das Leben will den Frieden haben. Und tönt nicht über Menschenuachl' Das All die ewige Liebeswelse? Der Mond vollendet heilige kreise. Selbst leblos, alles Lebens Wacht. Rur   das vollenden zeugt Beginn: Das ist das heilige Geschehen. Du Volk, und deines kreuze» Sinn Will mehr als nur dies Auferstehen. Aus deinen ersten Dstersängen Wird Tag der fernen Menschheit groß Doch laß erst deine Blüten drängen Aus deiner Erde bleichem Schoß. IUUUUUUXJUJIJUUJU)JU)vs~UJIU��� von acht bis virzehn Iahren betreten die Kapelle, wie die Priester in schwarze Röcke gekleidet, mit dem weißen Chorhemd darüber: es sind die Schüler derEscolania**, der Schule für geistliche Musik. Immermehr Frauen drängen in die Kirche, das Haupt mit dem schwarzen Schleier bedeckt. Jetzt erhebt sich der Gesang der Knaben, ernst und getragen in hellem Sopran. Von unsichtbarer Hand zerrissen, teilt sich über dem Hauptaltar der Vorhang und zwischen
Abschied vom alten Vater. Rebellenuniform angezogen,Faust* eingesteckt. Den Vater nach Iahren blind und sterbend wieder. gesehen. Sprecht, Steine ihr seid barmherziger als Menschen. Und größer. * Als Gefangener auf der Fahrt durch die eigene Heimat. Doch Schutzhaft. Verbrieft: kein Gefängnis. Ziel unbekannt und: was noch? Dörfer der schwäbischen Landschaft. In dem«inen Kirchgänger, in den anderen nicht. Welten, bunt-durcheinandergewürfelt. Wem das Dorf gehört hatte, der hatte auch diese Welten nach Kon. fessionen geschaffen. Revolutionäre befreien. Erlebnis: Das Ulmer Münster  , der selbstgefälligst« und höchst wohlerzogene Riese, darf in Annäherung erlebt werden. Käthe- dralen vor dem geistigen Auge. Kunst ist ewig und läßt das un- bekannte Ziel vergessen. Ulm. Gasthof. Ins Hotelzimmer gesperrt. Draußen Soldaten- wacht. Um Mitternacht ein Soldat:Ulmer Spartakisten wollen dich befreien.* Und das da? Der Gefangene deutet mißtrauisch aus den Revolver des Soldaten. Nichts darin* und der Soldat wird rot. Menschen lügen. Steine reden ewige Sprache. Mein einziger Gefährte fft das Münster   über der Donau  . * Karfreitag. Wirt mit schmerzlichem Blick und großem Eierkuchen.(Hab Dank sür beides I) Neu« Anfahrt. Entzückende Donaustädtchen. Mittendrin italienische Kullur. Ein Glockenturm, von oben bis unten mit Fresken bemalt. Und Barock. Jubelnder, leuchtender Barock, der mit den Engeln und Heiligen singen und tanzen geht. Wie schön ist meine Heimat! Und das muß ich erst jetzt er- fahren? Wo es vielleicht Nein, der Tag ist zu schön was will denn unser junges Rebellentum gegenüber dem Ewigen, das die Freude schafft? Wie klein sind wir?- und wie groß alles, was Menschen Freude
den Emporen erscheint in einer Nische das Bild der heiligen Jung- frau. Es ist ein roh geschnitztes Holzbild, die Mutter mit dem Chrsswsknaben auf den Knien, aber doch nicht ohne Liebreiz des Gesichtes, von Alter vollkommen schwarz geworden: deshalb wird sie von den katalanischen   Landleuten auch diedleguerra"(Die Negerin) genannt. Das Holzbild ist in kostbare weißseidene Ge- wänder gehüllt, auf dem Kopf glüht die steinbesetzte Krone. Nun erscheinen zwischen den Emporen zu feiten des Gottesbildes die Gestalten einzelner Beter. Eine junge Frau berührt schüchtern das hellige Gewand, ein junger Mann folgt ihr: inbrünstig mit ge, schlossenen Augen drückt er die Lippen auf die Schulter der Jung- frau: denn die' Gottesmutter von Montserrat gill den Katalanen als die Mutter der Fruchtbarkeit und wird von den Neuvermählten um den Segen der Ehe angefleht. Ein Duft von geschmolzenem Wachs steigt auf, eine hohe Kerze neigt sich, von der Hitze getrosten, wie ein gebrochener Blütenstengel und verlischt. Inbrünstiger schwillt der Gesang der Knaben zur Decke auf, da antwortet ihm aus dem Hintergrund des Gewölbes wie aus dem Innern der Nacht selbst der dunklere Chor der Männerstimmen, so strömt der Doppelgesang in fugenartigem Aufbau, an alte italienische Kirchenmusik erinnernd, gleichförmig und doch unendlich edel fast eine Stund« lang dahin, bis ihn schließlich ein Allegro befreiend ablöst, zart und schwebend wie eine Gavotte voll Liebreiz und lächelnder Anmut. Am Morgen im weißen Sonnenbrand zur Höhe hinauf. In den Talsenkungen, in einer Höhe von tausend Metern, immergrüne Haine, Buchsbaum, Rododendron und Myrten. An die Hänge ge- klammert verlassene Kapellen und Einsiedeleien, in denen einst ein frommer Büßer seine Schuld gegen Gott oder wie Juan Garin seine Verbrechen gegen eine Frau sühnte. Was uns in den Stein, bildungen des sächsischen Erzgebirges wie eine spielerische Gebärd« anmutet, nahm hier heroische Formen an. In bachantischem Zug stürmen die Gestalten der Felsen vorüber. Ein Weinseliger lacht mit zugekniffenen Augen, sein gewaltiger Bauch scheint vor Lust zu bersten. DieFlöten* jauchzen, drohend erhebt derverzaubert« Riese* sein Haupt. Plötzlich an einer Wegbiegung grinst uns der Csp cke mort* entgegen, die leeren Augenhöhlen tief in den Felsen gebohrt, ein scheußlicher Totenkopf. In finsteren Kutten schwankt eine Prozession von Mönchen vorüber. Ragt hier nicht die Stirn Bolzocks, die schmcrzverzerrten Gesichter der..Bürger von Calais  *, die die Natur, ein blinder Rodin, mit Wasser und Wind durch die Jahrtausende formte, und denen das angstvoll schlagende Menschenherz Gefühl und Namen gab? Noch zwei Stufen und die Erde liegt unter uns. Unbegrenzt kreist sie, eine gewaltige Scheibe. Nur im Süden das flache Meer, darüber im Sonnendunst fern, drei kleine schwarze Wolken, die Baleoren. Unter unseren Füßen aber tobt wild die gehügelt« Erda  auf,«in« vom Orkan gepeischte Flut, in Wellen höher und höher steigend, bis sie fern in den schneebedeckten Hängen der Pyrenäen  in einer weißen Schaumkette gegen den blauen Himmel brandet. Wolken schieben sich über die unendliche Bühne. Die Nacht ruft uns. Die Stund  « ist es, da der Einsiedler seine brettern« Hütt« gegen den Sturm an einen eisernen Ring im Felsen zu fesseln pflegte: aber seine Klause ist zur Weinschenk« geworden und wo aus den Tälern einst die Schalmei des Hirten klang, tönt heute die Hupe. Nur der Heilige auf dem Dach der Kapelle von St. Ieronimo hebt einsam die segnenden Hände in das sternlose Dunkel. Da blitzen lief unter uns in den Dörfern von Monristol, von Manresa   und Collobato die Lichter auf. Ist der Nachthimmel in die Täler ge- funken? Geht das Siebengestirn auf der Erde aus? Orion und Wassermann leuchteten aus der Tiefe, eine weiß« Milchstraße   zieht sich den Fluß entlang, bis um Mitternach das Dunkel sie verschluckt. Nur ein letztes Licht am höchsten Hang der Berge will nicht ver- löschen. Einsam steht es wie der Abendstern über der schwarzen Tief«.
machen will wenn sie es in eigener Not tun: herrliche Rebellen. Wider das Schlimmste aus Erden: dde Freudlosigkeit. Ich will lernen. Wie bin ich dankbar. Karfreitagszauber. * Karfreitagszauber. Rast im Barockstädtchen. Unterkunft in einem aufgelassenen, leeren Gefängnis aus dem Mittelalter. Die Zelle tiefschwarz. Wände und Decke. Das Grauen. Zolle der zum Tode Verurteilten. Karfreitagszauber. Jawohl, denn«in alter höherer Beamter, der nicht helfen darf, leistet nur aus Menschenliebe Gesellschaft und lächelt artig. Meine Heimat hat doch mehr als nur Steine. Ostersonntag. Es ging weiter am Auferftehungstag«. Am Tage der Auf» erstehung des Herrn. Bamberg  . Vor Iahren hatte mir ein hoher Geistlicher di« Schatzkammer gezeigt. Ich denke daran, während die Auserstehungs- glocken vom romanischen Wunderdom läuten. Ich sitze, rechts und links einen Gendarm, auf einem ofsenen Auto und bin ge- fesselt. Und die Auferstehungsglocken läuten. Menschen ballen die Fäuste und fluchen mir nach. Rasende Fahrt auf der Landstraße. Ich überlege: mich mit dem Kopf voran--? Nein. Jetzt nicht mehr. Und ich fluche. Aber da taucht auch schon Deutschlands   schönster Klosterbau auf, das Zuchthaus von Ebrach  , das mich entz-ückt. Nie habe ich soviel des Herrlichen ge- sehen, nie mein« Heimat so sehr kennen gelernt. Wie bin ich glück- lich, wie lächle ich, auch noch, als ich di« Mörderzellc des Tesängnisbaues betreten hatte, die mir zuliebe ausgeräumt worden war. Ich bin müde. Und heut ist Auferstehung-tag. Die Freude in mir läßt mich nicht meine Lage erkennen. Ich lache noch tagelang. Und erst als ich am Fronleichnamstag einer Prozession nach- sehen will und mich am Gitterfenster hochziehe, da. da erhasch« ich auch noch ein« Fahnenstange und die unsichtbare Meng« betet und singt, während der Posten das Gewehr auf mich anlegt ja, da merk« ich erst so ganz, daß meine Heimat ein chrsslliches Land ist,,