"mir der Zeuge sagen, wie die Polizei einen von ihm per- fönlich abgelieferten Brief an demselben Tag photographieren konnte, an dem er in Rom dem Empfänger vom Zeugen ausgeliefert wurde?" Auf diese und ähnliche Fragen des Verteidigers Petroni hat Quaglia nichts zu antworten oerstanden, als ein verlegenes:„3ch kann das nicht erklären." Das ganze allzu durchsichtige Spiel wird am besten durch die Worte Zanibonis zu Quaglia gekennzeichnet: „Man kann niäit alles sagen, was man möchte, aber du bist... zu gut angezogen!" Was nun den zweiten Prozeh betrifft, gegen den CB e- n e r a l C a p e l l o, so ist in ihm kein Beweismaterial, aber auch gar keines zutage getreten, außer dem Zeugnis des Denunzianten. Es ist dagegen festgestellt worden, daß der General an dem Tage, wo er in Turin verhaftet wurde(an- geblich auf der Flucht nach Frankreich ), sich in diese Stadt be- geben hatte, um das Entmündigungsverfahren feines geistesschwachen Sohnes zu betreiben. Die Polizei- beamten, die die berühmte Unterredung Ouaglias mit Capello auf der Cavourbrücke'überwacht haben, erklärten nur, es„nicht ausschließen zu können", daß dabei Geld ausgehändigt wurde. Das ist etwas wenig, um gegen einen alten, verdienten, st o ck- konservativen General die Anklage wegen versuchten bewaffneten Austtandes gegen die Staatsgewalt zu erheben. Streng genommen kann man es unter seinem Eide nicht ein- mal ausschließen, daß z. B. eine Katze junge Hunde bekommen hat: es gibt fehr wenig Unmöglichkeiten auf der Welt, von denen man eidlich bekräftigen kann, daß sie sich nicht zu- getragen haben. Daß Capello als hoher Würdenträger des Freimaurerordens von diesem Geld erhielt— Spesenvergütung für Inspektionsreisen—, kann ihn unmöglich belasten. Dokumente, durch die man nach langtägiger Besetzung des Palastes der Freimaurer ausgerechnet den Beweis ge- funden haben will, daß der Mitangeklagte Ducci Freimaurer und geheimer Emissär des Ordens war, find s o o f f e n f i ch t- l i ch gefälscht, daß der Präsident des Spezialgerichtes sich die Bemerkung erlaubte, warum man in dem betreffenden Räume— dein privaten Arbeitszimmer des Großmeisters— erst so spät gehaussucht habe. Die ungesprochene Antwort, daß man vorher nichts gefunden haben würde, war so auf- dringlich wie die Worte einer Lichtreklame.... Wenn der Prozeß etwas anderes hätte werden können als eine peinliche Blamage für die, die ihn inszeniert hatten, wäre die Hauptsorgfalt wohl nicht auf den Ausschluß der Oeffentlichkeit gerichtet worden. Trotzdem ist zutage ge- kommen, daß der Versuch, Capello zu verderben, nicht der einzige Anschlag auf den Freimaurerorden war. Dasselbe Spiel, was bei Capello notdürftig glückte, ist z. B. bei dem General Bcncivenga mißlungen. Hätte er sich zu einem Rendezvous eingefunden, so säße er heute neben Capello auf der Anklagebank, unschuldig wie dieser und wie er der Ber- urteilung sicher. Hinter dieser Hetze gegen die Freimaurerorden steckt natürlich viel mehr, als eine Manie oder eine persönliche Ge- hässigkeit des Ministerpräsidenten. Bei der großen Bedeu- tung, die die Freimaurer in den Vereinigten Staaten haben, und bei der wachsenden Abhängigkeit der italienischen Wirt- fchaft vom amerikanischen Kapitalismus muß man die halienische Freimaurerei — die des Palazzo Giustiniani— isolieren und als etwas ganz anderes darstellen, als die aus- ländischen Schwcsterorganisationcn. Wie erinnerlich schloß sich das Attentat Zaniboni an die Freimaurermorde ..in Florenz an(3. und 4. Oktober 1925), die in England und in den Vereinigten Staaten um so tieferen Eindruck ge- macht hatten, als zahlreiche Touristen dieser Staaten Zeugen der grauenhaften Auftritte waren. In der faschistischen Presse folgte daraufhin die Aufftellung der Proskriptions- listen, die die Namen der bekanntesten Freimaurer enthielten; in der faschistischen Diplomatie folgte die Arbeit zur Einbe- ziehung des Ordens in das bereits ziemlich weit gediehene Attentat: am 1. November überbrachte Quaglia dem General Capello den ersten Brief Zanibonis. Alle diese Dinge lagen
schon vor dem Prozeß ziemlich klar am Tage; die VerHand- lungen haben nun die unbeabsichtigte Folge gehabt, sie in ihrer ganzen feigen Widerwätigkeit grell und scharf zu be- leuchten.
Deutschnationale Mätzchen. Eine neue Anfrage wegen der Rede des Minister- Präsidenten vor sozialdemokratischen Studenten. Die deutschnationalen Landtagsabgeordneteu haben sich, wie bekannt, künstlich darüber aufgeregt, daß der preußische Ministerpräsident Otto Braun in einer Rede vor sozial- demokratischen Studenten die Verschwendung des ReichesimReichswehretat kritisiert hatte. Auf eine parlamentarische Anfrage hat die preußische Regierung er- widert, Braun habe nicht amtlich, sondern als sozialdemo- kratischer Politiker gesprochen. Damit geben sich nun die deutschnationalen Anstoßnehmer nicht zufrieden. In einer neuen Anfrage berufen sie sich auf einen Erlaß des preußischen Zkultusministers vom 14. Januar d. I., der sich gegen die monarchistische Propaganda in den Schulen richtet und in dem es heißt: Dadurch, daß der Gesetzgeber den Beamten ein würdiges Verhalten in und außer dem Amte vorschreibt, bringt er zum Ausdruck, daß der Pflichtentreis des Beamten über die Verwaltung des Amtes hinausgreift, und daß er auch außerhalb des Dienstes, insbesondere auch bei politischen Kundgebungen auf die staatlichen Interessen, denen er in seinem Amte zu dienen hat, gebührende Rücksicht nehmen muß... Das Amt umfaßt die Gcsamtperfönlichkeit des Beamten. Er ist niemals nur Privatmann: in allen seinen Handlungen auch außer- halb des Dienstes im engsten Wortsinne muß er sich dessen bewußt sein, daß das Amt ihn bindet, stets— auch in der Ausübung seiner staatsbürgerlichen Rechte— diejenige Mäßigung und vor- sichtige Z u.r ü ck h a l t u n g sich aufzuerlegen, die durch seine Stellung als„Diener der Gesamtheit" durch das Ansehen seines Amtes bedingt ist und jede Mißdeutung feiner Handlungen, jeden begründeten Zweifel an der Zuverlässigkeit in der Ausübung der ihm übertragenen Amtsgewalt ausschließt. Heuchlerisch fragen nun die deutschnationalen Abgeord- neten, ob die im Erlaß herangezogene Rechtsprechung nur für die nachgeordneten Beamten und Lehrer oder auch für Mi- Nisterpräsidenten gelte. Die Rechtspresse, und bezeichnender- weise an erster Stelle die„Tägliche Rundschau", sieht in dieser Frage bereits ein Urteil über das unbotmäßige Gebaren des Ministerpräsidenten und gibt diese Anfrage in hämischem Tone wieder. Dabei handelte es sich für den preußischen Minister- Präsidenten darum, eine sachliche Kritik an dem Etat des Reiches zu üben, der bekanntlich für die Kulturaufgaben der Länder so gut wie nichts übrig hat, während für. die Reichs' wehr selbst nach dem Urteil des Reichsfinanzministers Dr. Köhler überreichlich Mittel ausgeworfen worden sind. Eine sachliche Kritik am Etat des Reiches ist natürlich keinem Be- amten verwehrt. Am wenigsten kann sie dem leitenden Beamtendesjenigen Staates verwehrt sein, der unter der verkehrten Finanzpolitik des Reiches am schwersten leidet und diesen Standpunkt sowohl im Preußischen Landtag wie im Reichstag und im Reichsrat teils persönlich zur Geltung gebracht, teils durch seine Beamten hat oertreten lassen. Den Deutfchnationalen kommt es aber natürlich nicht darauf an, diese T o t s a ch e n zu würdigen, sondern durch kleinliche parteipolitische Manöver die preußische Staats- autorität herabzusetzen. Daß sie sich durch der- artige politische Mätzchen nur lächerlich machen, merken sie offenbar gar nicht.
Als Mörder des todzer Oberbürgermeisters wurden Ostern zwei Arbeitslose verhaftet. Sie haben die Tat aus Rache wegen ihrer Dienstentlassung unternommen.
Der �elü von Lichterfelüe. „Anweisungen" an prügelnde Hakenkreuzler. Die Völkischen Hitlerscher Richtung üben sich in Knüppelpolitik. Sie überfallen Andersdenkenke, aber nur, wenn sie zehn gegen einen sind. Ihr Führer im Radau ist ein gewisser Dr. Goebbels , derselbe, der der in- tellektuelle Urheber der Bahnhofsschlacht von Verlin-Lichterfelde und des feigen Ueberfalls auf Frauen an der Gedächtniskirche in Berlin war. Dieser Goebbels gibt seinen Leuten folgende gedruckte An-- Weisung für die Führung von Massenversammlungen: „Du eröffnest die Versammlung mit kurzen Begrüßungsworten. Jetzt folgt ein kritischer Moment: Der rote Bonze erhebt sich ge- wichtig und fordert das Wort zur Geschäftsordnung. Zuerst wirst du sagen, das kennen wir nicht. Auf sein unablässiges Drängen gibst du dann schließlich noch. Nun wirst du während des ganzen Vortrages keine Ruhe bekommen. Jedermann weiß ja, daß du ein Jämmerling bist und nicht daran denkst, konsequent durchzubeißen. Deshalb lautet dieser Dialog so und nicht anders. Der Bonze:„Zur Geschäftsordnung!" Du:„Da ist einer irr- sinnig geworden! Herr Zeitgenosse, Sie scheinen nicht zu wisien, daß Sie sich in einer nationalsozialistischen Versammlung befinden. Sollten Sie noch einmal wagen, den ruhigen und sachlichen Verlauf der Versammlung zu stören, so kann ich nicht dafür garantieren, ob Sie nicht durch ein« zweckentsprechende Kopfmassage wieder zu einem brauchbaren Mitglied der menschlichen Gesellschaft gemacht werden!" Kann er sich dann noch nicht beruhigen, dann verzeih es der SA., daß sie ihn von Hand zu Hand zur Treppe hinunterkomplimentiert. Du bist ein rechter Schäker, wenn du nach Verlauf dieser erfrischenden Prozedur die Versammlung fragst: „Wünscht noch jemand das Wort zur Geschäftsordnung?" Bei solcher„Erziehungsarbeit ist es kein Wunder, wenn die Hitler -Anhänger nur als organisierte Rowdys auftreten können._ Die putschbünüe vor Gericht. DerhatldlungSbeginn vor dem StaatsgerichtShof. Vo» dem Großen Senat des Staatsgerichtshofs zum Schutze der Republik beginnt am morgigen Donnerstag die Verhandlung über die Beschwerde des B u nVe s„Wiking" und des Vereins „Olympia " gegen dos am 12. Mai 1325 vom preußischen Innen- minister erlasiene Verbot dieser beide» Organisationen. Wie er- innerlich, war diese Maßnahme seinerzeit zunächst auf Grund des Republikschutzgesetzes erfolgt und mit späterer Begründung auch aus das Gesetz über das Verbot militärischer Verbände vom Jahre 1921 gestützt worden. Ueber die von den beiden Ber - bänden sofort eingelegt« Beschwerde verhandelte zunächst der so- genannte Kleine Senat des Staatsgerichtshofes im Herbst vorigen Jahres, der der Beschwerde stattgab und das Verbot als ungerechtfertigt aufhob. Daraufhin machte der Preußische Innen- minister von seinem Recht Gebrauch, eine nochmalige Per- Handlung vor dem V o l l s e n a t des Staatsgerichtshofes zu beantragen. Der hierfür ursprünglich angesetzte Termin mußte mehrmals verschoben werden wegen Behinderung der Rechts- beistände der beiden Organisationen durch den Prozeß Wilms. In der morgen beginnenden Verhandlung wird der Preußische Innenminister, der bekanntlich inzwischen eine Denkschrift über die Grund« des Verbots herausgegeben hat. durch Ministerialrat Schönner, Regierungsvat Dr. Ionisch und Rechtsanwalt Martin- Leipzig vertreten. Den Vorsitz führt Senatspräsident Niedner, als Beisitzer fungieren die Neichsgerichtsräte Arnold und H e l b e r, sowie Landgerichtsdirektor Dr. Wunderlich» Leipzig , M. d. R., der Referent im Preußischen Handelsministerium H a r t m a n n- Berlin, M. d. L, Reichsimnister a. D. Wissel!- Berlin , M. d. R., Pcrbandsvorsitzende? I ä ck e l- Berlin, M. d. R., Verbandsvorsitzender Brandes- Stuttgart, M. d. R„ und der Fabrikbesitzer Emil Schmidt» Leipzig . Für die Verhandlung sind mehrere Tage angesetzt. Di« Zeugin in dieser Sache sind erst für Freitag, den 22. d. M., geladen, und zwar: der Hochmeister des Iungdeutschen Ordens, Artur Mahraun , der Ordenskanzler Bornemann, Generalleutnant a. D. Salzenburg, Oberst v. Luck(Führer de» Vereins„Olympia "), Oberst a. D. o. Knauer, Oberstleutnant o. D. o. Hugo, Major a. D. o. Soden- stern(Bund„Wiking") u. a. m.
Das Lauschaer öeethoven-Zest. Die Boltshochschule Thüringen veranstaltete von Ostersonnabend bis Ostermontag in dem im Sonnebevger Kreise des ehemaligen Sachsen-Meiningen gelegenen Städtchen Lauscha ein Volkstum- liches Musikfcst zum Gedächtnis von Beethovens hundertstem Todes- tage. Unter de» zahlreichen Beethooen-Gedenkfeiern, die uns dieses Jubiläumsjahr beschert hat, nahm dieses Fest eine ganz einzigartige Stellung ein, weil es von einer alten hochentwickelten Volks Musikkultur zeugte, wie wir sie sonst kaum noch irgendwie finden. Der Ort Lauschau blickt erst auf ein dreihunderdreißigjährige» Bestehen zurück. In diesem Zeitraun? hat sich der Ort, der etwa Einwohner zählt, zu einem Welt in Ittels unkt der Glasbläser hei m arbeit entwickelt, der das ganze In- und Ausland mit Christbaumschmuck, künstlichen Augen, Glasperlen, Kunstglösern nnd ähnlicher kunstgewerblicher Feinarbeit aus Glas versorgt. Erst seit jüngster Zeit ist durch die vor allem in Amerila entstandene Konkurrenz das Lauschaer Glasgewerbe ähnlich wie die Sonnebevger Spielwarenindustrie in schwere wirtschaftliche Bedrängnis gerateen, die im verflossenen Winter in der außer- ordentlich hohen Zahl von 899 unterstützungsberechtigten Voll- erwerbslosen ihren Ausdruck gefunden hat. Seit Generationen ist in der gesamten Bevölkerung von Lauscha die liebevollste und intensivste Pflege der Gesangs- und Jnstru- mentalmusik vererbt. Die Bewohner verwenden buchstäblich chre gesamte freie Zeit schon seit früher Kindheit zu musitalischen Hebungen. So ist es möglich gewesen, daß der kleine Ort Lauscha neben mehreren Choroereinigungen, die in jeder Großstadt B«- wunderung finden würden, über zwei Orchester verfügt, die .zusammen S9 bis 79 Mann zählen und von musikbegeisterten, eben- falls der Lauschaer Bevölkerung entstammenden Dirigenten geleitet werden. Eröffnet wurde da» Fest am Ostersonnabend bei dichtem, stür- mischem Schneefall aus dem Marktplatz durch den Männerchorvortrag des Chorals„Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre" und die Dar- bietung zweier Beethovenscher Märsche durch ein Blasorchester. Im Anschluß daran fand ein Konzert in der Kirche statt. Die Wiedergabe des achtstimmigen gemischten Chores„Ehre sei Gott in der Höhe" von Koch erregte hohe Bewunderung. Gleiches Lob verdiente der Ehorvortrag des„Elegischen Gesanges" aus Beethovens Spätzeit. Die Orchesterkunft der Lauschaer Glasarbeiter feierte ihren ersten großen Triumph in der Aufführung je eines Konzerts für Ovgel und Orchester von Händel und von Rhein . b e r g e r. Die Festfeier im größten Saale der Stadt am Ostcrjonntog nachmittag wurde durch das Larghetto aus Beethovens.zweiter Symphonie würdig eingeleitet. Leider entsprach der anschließende i
Festvortrag des Leipziger Musikgelehrten Dr. Alfred H e u ß nicht dem Charakter dieser volkstümlichen Beranstaltung. I Daß einzelne dieser Glasarbeiter-Musiker auch hoch- achtbare, vor allem die Geistes- und Gefühlswelt klassischer Musik ausschöpfende Instrumentalsolisten sind, bewies am Abend dieses Tages der Vortrog der„Frühlingssonate " für Violine und Klavier und des berühmten großen Septetts für vier Streich- und drei Blas- instnimente von Beethoven . Dieser Abend sand im übrigen eine fröhliche Umrahmung durch die Aufführung des Singspiels„Bastian und Dastienne" und de» köstlich humorvollen parodistischen Opern- einaktcrs„Der Schauspieldirektor " von Mozart , in deren Ge- songspartien einige Leipziger Künstler mitwirkten. Der Ostermontag brachte dann den Höhepunkt und Abschluß dieses wahrhaft volkstümlichen Musikfestes. Beethovens Pastoral- symphonie erstand vor den Hörern in ihrer idyllische» Heiterkeit und naiven Fröhlichkeit, aber auch in der ganzen elementaren Wucht der Gewitterschilderung. Dann folgte das herrliche Beethovensche Violinkonzert. Der Solist Arno Leipold, der sich schon um die Kammermustkdarbtewngen des vorhergegangenen Abends verdient gemacht hatte, verdiente wirklich unentgeltlich zum Künstler aus- gebildet zu werden. Schließlich gipfelte da» Fest in einer hin- reißenden Wiedergabe des Schlußchors und der Ansprache des Hans Sachs aus Wagners„Meistersingern von Nürnberg ". Man muß schlechtweg staunen, welche Leistungen diese Glas- arbeiter-Mustker in knapp vier Wochen, die ihnen nur zur Ein- studierung zur Berfügung standen, zuwege gebracht haben. Romain Rolland , dem ursprünglich die Festansprache zugedacht war und der anss lebhafteste bedauert hat, in Anbetracht seines fchwan- kenden Gesundheitszustandes der Einladung nicht folgen zu können. hat wahrlich recht, wenn er in seinem Schreiben an den Leiter der Volkshochschule Thüringen diese Beethoven-Ehrung als diejenige bezeichnet,„die am»leisten nach dem Herzen Beethovens gewesen wäre", und wenn er von diesem„wundervollen volkstümlichen Musikfest" schreibt:„Es verwirklicht so gut das Ideal der Volks- kunst, wie irijrcs erträumt habe."
Kultur in Windeln. Die Amerikaner haben sicherlich die-merk- würdigsten Begriffe von Kultur. Daß der Base-Ball und die durch- trainiert« Borerfaust nationale Heroen kreieren, schön, daran hat man sich sogar tn Europa gewöhnt. Auch die amerikanischen Wettbewerbe zur Eruterung der stärksten und ausdauerndsten Kaumuskeln, wobei als Objekte Gummi, Apfelsinen, Aepfel und alles was sonst genieß- bar ist, herhalten müssen, sogen uns nichts Neues. Sogar Drei- tage-Tänzer haben wir bereit» verdaut. Aber ob europäisch« Ohren folgende, aushalten würden: einen Weit st reit im Klavierspiel? Wobei nicht die Oualität des Musikanten, sondern seine körperliche Ausdauer im Tasten- schlagen Gegenstand der obligaten Wetten ist. Der Sieger in diesem sonderbarsten aller Wettstreite hielt es volle 99 Stunden hinterein- ander am Klavier aus. Die amerikanischen Blätter behaupten so- gar, der Sieger habe„wunderschön" gespielt, wobei er dauernd dicke
schwarze Zigarren rauchte, die ihm vom Publikum angezündet und in den Mund gesteckt wurden. Auch folgendes ist heute noch in den USA . möglich(trotz Wilsons 14 Punkten). Die Pullmann-Car-Compa�nie hatte sich offiziell ge- weigert, an Neger Platzkarten zu oerkaufen. Ihr Geld nimmt sie wohl, in denselben Streckenbeträgen wie von den weißen Amerika - nern, die ihre Linien benutzen. Aber ein Neger, und sei er der ge- lehrteste und verdienstvollste Mann unter der Sonne, darf in Ame rika nicht im selben Wagen mit Weißen sitzen, selbst wenn diese Zuhälter und Gauner sind. Er muß stehen, bis er zusammenbricht... Auf die einlausenden Beschwerden hat die offizielle Kommission für den amerikanischen Inlandshandel und-verkehr die Weigerung der Pullmann-Wagen-Gesellschaft gebilligt! Ist die Intelligenz von der Sopsgröhe abhängig? Die seit langem von Wissenschastern besprochene Frage, ob zwischen dem Schädel- umfang und der Intelligenz im allgemeinen bestimmte Beziehungen bestünden, wird durch die Untersuchung des Wormser Arztes B a y e r t h a l nun in schärferes Licht gerückt. Auf Grund der von dem Arzte an den Köpfen von Schulkindern angestellten Messungen muß das Bestehen von Beziehungen zwischen Schädelumfang und Intelligenz bejaht werden. Wie aus den Berichten zu entnehmen ist, ließen sich sogar einige gesetzmäßige Prinzipien hierfür aufstellen. Das Endergebnis der Untersuchungen lautet, daß in schulpflichtigem Al?er sehr gute geistige Fähigkeiten verhältnismäßig häufig bei großen Köpfen vorkommen, weniger oft bei kleineren, niemals aber bei den kleinsten Köpfen. Dabei gelten als„kleinste Köpfe" Knaben von 7 Iahren mit einem Schödelumfange von weniger als 48 Zenti» meter und Mädchen desselben Alters mit einem Schädelumfange von weniger als 47 Zentimeter: im Altersdurchschnitte von 14 Jahren sind kleinste Köpfe bei Knaben unter SOPi Zentimeter, bei Mädchen unter 49� Zentimeter. Ein Derein„Geschichte der Technik" wurde am 11. Aprsl zu dem Zweck gegründet, die von dem technischen Schriftsteller Franz M. Feldhaus geschaffenen Archive zur Geschichte der Technik und Industrie zu erwerben und auszubauen. Durch die Tätigkeit des Vereins sollen diese bisher unerfchlosfenen Archive für Schulen und Bildungszwecke, für Ausstellungen usw. zugänglich gemacht und weiterhin ein dauernder Ausbau gewährleistet werden. Den Mit- gliedern steht aus den Sammlungen des Bere-ns alles gewünschte Ouellenmaterial gegen Erstattung geringer Unkostenbeiträge zur Verfügung. Die Geschäftsräume des Vereins befinden sich in Berlin W. 19, Genthiner Str. 7: Vorstand: Rechtsanwalt Dr. Hermann Daß. Rosa Sucher ist im Alter von 78 Iahren in Eschweiler , wo sie bei ihrem Sohne lebte, gestorben. Don 1888 bis 1899 gehörte sie den, Opernhause in Berlin an. Sie war eine der besten Wagner-Sängc- rinnen und zeichnete sich besonders bei den Weihfestspielen in Bay- reuth aus. Rosa Sucher war mit dem Dirigenten und Komponisten Joseph Sucher verbeiratet. der ebenfalls an der Berliner Oper tätig war. Die Leiche der Verstorbenen wird nach Berlin übergeführt. Der neue stresiechei dcr„Ufa *. Tcm Schrittsteller Heinz Tooote, der SiSder der FilmprüfuncMelle anc,«hLite. ist die Leitung der Pressestelle der ..Usa ' üdertragen worden. DaS Regim: Hugenbcrqz macht sich ichon de- merklich: der bisherige Presstches. der ihm zu ttni» war, muhte weichen. Herr Tovotc gehörte zu den Beisitzern der Oberprüsstcllc, die den Deutig- film.Da» Land unterm Kreuz' freigliben.