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Mittwoch 2H.?lpril 1927

Unterhaltung unö ÄVissen

SeUage öes vorwärts

Die Mutter. Bon Joseph Paßtor. Die Frau kleidete sich hastig an. dann läutet« sie dem Stuben- mädchen und sagte diesem mit kaum verhehlter Aufregung nur so- viel, daß ste für einige Stunden fortgeht. Wenn ihr Mann heim kommt, möge sie ihm sogen, daß ste gegen 10 Uhr zurück sein wird, und man möge ihm das Nachtmahl auftragen. Sie lief die Treppe hinab und gelangte auf die Straße. Es war spät abends. Die Kälte machte sie erzittern, es regnet« fein, und sie bemerkte, daß sie ihren Regenschirm zu Hause vergessen hatte. Sie ging aber nicht mehr zurück, sondern eilt« mit raschen, fast laufenden Schritten durch die neblige, feuchte Strohe. Ihr Mantel, ihr Gesicht, ihr« Hände wurden naß. Sie scheut« nach einem Auto aus, doch dann fiel ihr wieder ein, daß sie nicht einen Groschen bei sich hat. Sie eilte also, so rasch sie konnte, weiter. Hier und dort stieß sie mit einem Fußgänger zusammen, die Männer drehten sich nach ihr um, sie sah und hörte aber nichts: ihre Gefühle be­stürmten, trieben, jagten sie vorwärts. Endlich blieb st« vor einem Haus stehen. Sie warf einen Blick auf die Nummer des Hauses und eilte durch das Tor. Sie stürmte die Treppe hinauf und blieb im ersten Stock vor einer Tür keuchend stehen. Sie nahm ihr Taschentuch hervor, wischt« sich damit das Gesicht ab, ordnete ein wenig ihr Haar und läutete an der Tür. Das Stubenmädchen öffnete: Die Frau sagt« leise, mit vor Müdigkeit schwacher Stimme: .Ist der Herr Rechtsanwalt zu Hause?" .Nur die gnädige Frau ist daheim, aber auch der Herr Rechts- anwalt wird bald kommen." .Ich werde auf ihn warten." sagte die Frau und trat ins Bor- zimmer. In diesem Augenblick ging die dem Eingang gegenüber befind- liche Tür auf. Eine Dame in einem eleganten, blauen Kleid erschien in der Tür, und der aus dem Zimmer strömende Schein über- schüttete plötzlich die Gestall der im Vorzimmer stehenden, erschrocken dareinschauenden Frau. Die junge Gattin des Rechtsanwalts blickt« erstaunt auf die vor ihr stehend« Frau. Das Stubenmädchen schloß die Tür des Bar- zimmers und ging. Die Hausfrau deutete stumm in das beleuchtet« Zimmer, und die andere trat durch die Tür. Sie blieb stehen, und wie sie einander w die Augen schauten, sagte ste mtt scheinbar ruhiger Sttmm«: .Ich bin meines Kindes wegen gekommen." Mein Mann hat es fortführen lassen," antwortet« die Fvau, und sie maß die andere von Kopf bis Fuß. .Ich weiß," entgegnet« diese plötzlich»Wissen Sie aber, daß er mir, als wir voneinander schieden, versprochen hat. unseren Sohn in der Residenz erziehen zu lassen, damtt er auch in meiner Nähe sei?" Die Frau erwiderte kühl: »Das ist Sache meines Mannes. Mir ist es ganz gleichgültig, was er mit seinem Sohne macht!" Di« Mutter fuhr zusammen. Sie bückte voll Zorn in die Augen der Frau, und mit Borwurf und Schmerz in der Stimme rief sie: .Sie hassen mein Kind?I" Die ander« antwortete beleidigt: .Wie komme ich dazu, mir von ihnen Borwürfe machen zu lassen? Ich habe dem Sohne meines Mannes gegenüber meine Pflicht getan. Gefühle kann ich mir nicht aufzwingen." An der Tür des Borzimmer» wurde geschellt. Der Rechtsanwalt kam nach Hause. Er blieb sehr überrascht an der Türschwelle stehen, eh« er ins Zimmer trat. Er winkte seiner Frau, die sich au» dem Zimmer entfernte. Die Frau schaute dem Mann in die Augen. Sie fragte ihn kalt: »Wo ist mein Kind?" Der Mann war unangenehm berührt. Er antwortete gereizt: .Ich habe e» fortgeführt. Ich werd« es in Iglo erziehen lassen." Erbärmlicher Mensch," rief die Frau heftig.Was haben Sie mir versprochen, als wir miteinander abrechneten?" Der Mann gab die Hände auf den Rücken. Er lächelte ironisch und schaute herablassend auf die Frau. Ich mach« mit meinem Sohn, was ich will. Da» ist meine Sache. Es geht niemandem etwa» an." Die Frau trat näher auf den Mann zu. ihre Augen wurden feucht Sie begann zu flehen: Haben Sie wenigstens MlUeid mit mir. Sie wissen, wie sehr ich meinen Sohn liebe. Werfen Sie ihn nicht ganz unter fremde Leute. Daheim kann Ich wenigsten» seine Seele bewachen. Er weiß wenigstens, daß ich seine Mutter bin! Haben Sie Mitleid mtt mir. ich bitte Siel" Der Mann warf einen unfreundlichen, triumphierenden Blick auf die Frau: Jetzt flehen Sie," rief er scharf,damals hörten Sie aber nicht auf mich, als ich Sie bat. Auch ich hatte mich auf das Kind berufen. Jawohl, auf unser Kind hotte ich mich berufen, Sie mögen mich nicht verlassen, wenigsten» unseres Kindes wegen nicht, wenn Sie schon mich nicht lieben. Ihr Blut, Ihre Leidenschaft trieb Sie aber hinweg!" Mein Herr!" Ja." setzte der Mann erhitzt fort.Ihre Leidenschaft. Denn eine Mutter hat keine Liebeleien zu haben, sondern st« hat ihr Kind zu lieben'" Und im Elend zu leben!" rief die Frau dazwischen. Hätten Sie sich also scheiden lassen, aber Sie hätten nicht wieder heiraten dürfen!" Die Frau lieh den Kopf hängen. Die Demütigung, die Schande nagte an ihrer Seele. Gut, daß Sie gekommen sind," setzte der Mann fort, und er suchte den Blick der Frau,denn zwischen uns ist jetzt die richtige Abrechnung, jetzt wissen Sie, was Ste getan haben." Sie rächen sich also an mir?" fragte die Frau. Rein. Ich habe-s aber so für besser befunden. Ich will meine Frau gar keinerlei Beschuldigung aufsetzen, aber schließlich, si, ist jung, schön, auch si« hat ihr« Rechte.. Die Frau rief schluchzend: Sie warfen mein Kind hinan» in die Well, unter di« bösen Menschen!" Ich fasse es anders auf," entgegnete der Mann,und das ist schon eine erledigte Sache" Die' srau trocknete sich die Augen. Si« trat drohend auf den Mann zu: Ist das Ihr letztes Wort?" La," antwortete der Mann.

Die Frau erwiderte mit hartem Trotz und wildem Haß: Nun gut, es wird schon jemanden geben, der es zurückbringen lassen wird. Wenn Sie durchaus einen Skandal wollen soll es einen Skandal geben. Wenn es sein muß, werde ich mein Kind vor dem Richter oerlangen, ich will aber mein Kind haben. B«r° stehen Sie?"(Schluß folgt.)

Mussolini wetzt öen Säbel.

der duer verfolgt hochgesteckte Ziele. Er hofft ste zu erreichen, wenn es zur Explofion kommt. Wir hoffen ein Gleiches..«i

?n öer Mietkaferne. von Ernst Schermer. Als der Frühling einkehrte, entspann sich an der Kirche ein aeschäftige» Treiben. Nicht auf der Straße, die sich in der Nähe ver Türme eutlangzog, sondern oben aus dem höher gelegenen, ge- pflasterten Kirchhofe, cn dm beiden alten Linden und an der Kirch- hofsinauer. Auf dein Kirchhofe balgten sich unter wüstem Geschrei die Spatzen naib Att der Gassenbuben. In dm Linden rauften sich die Stare, oben am Turme sorgten die vielen Dohlen für geräusch- volle Unterhaltung, und um die Turmspitze slogen einsam die Turm- fallen. Hin und wieder drang ihr heller Ruf aus der Höhe. Eines Tages stellte sich ein dritter em. Aber das Männchen wahrte seine Rechte und schlug den Störmfried nach kurzem Kampfe in di« Flucht.... Hell und frohlockend klang der Ruf des Siegers:»tli, kli, kli, kli!" Mit heiseremKi, ki' zoo d«r Abgewiesene davon. Da herrschte obm Frieden. Der alte Horst wurde wieder aus- gebessert, wohnlich eingerichtet, und bald lag das oberste der bunten. rot und braun gezeichneten Eier im Reste. Ein paar Tag« später begannen di« Falkm mtt dem Brüten- Männchen und Weibchen lösten sich«inträchtig ab. Unten konnten sie sich nicht so schnell einigm. Es waren zuviel« Querköpfe darunter. Erst balgten sie sich um die Weibchen und dann um die Nistplätze. In der einen Turmwand waren sechs- undfünfzig Löcher. Sie mochten vor Iahren einmal zur Befestigung eines Gerüste» gedient haben, als das Mauerwerk ausgebessert wurde. Sie luden di« Bogel direkt zum Nistm ein. Aber da kein Wohnungsamt die Vergebung vornahm, mußten Flügel, Schnäbel und Krallen bei dieser Aufgabe entscheidend mitwirken. Die Stare sicherten sich die größtm Wohnungen und bezogen etwa zwanzig. In einem Loche kam«in Schwalbenpärchen unter. Der Rest blieb für die Spatzen. Als olles besetzt war, trat zunächst scheinbar Ruhe ein. Die Paare holten Nistmaterial, eine schwierige Sache, da der Bedarf groß war, die Nachfrage sehr rege und der Stoff in der Nähe sehr knapp. Ein halbes Dutzmdnwl mochte Hein Piep wohl schon nach der Stadtgärtnerei hingeflogm sein, um von dort Material zu holen. Da hatte er es satt- Nun saß er in der Linde und sann auf Abhllse. Piep, piep, piep..." Daß er nicht eher darauf gekommen war!... Da flog eben Pieving, sein« Nachbarin, mit einem Schnabel voll in ihre Höhle. Und oa surrte sie auch schon wieder ab. F>cin flog schnell hnt, holte das eben eingeschleppte Zeug heraus und stopfte es schnell III sein« Behausung. Dann flog er wieder auf seinen Beobachtungspasten in der grünenden Linde. Da kam einer schwer- beladen nach Hause.Schilp, das lohnt« sich!" Es gelang. Da ein Storl D«r hatte den Schnabel aber voll. Weiche Federn, feine Sache! Ob»r?- Natürlich, warum nicht? Skr Star flog wieder ab. Hein hin und wollt« gerade mit seinem Raube davon, als Frgu Starin zurückkehrte. Bor Ueber- raschung ließ ste ihre«achen fallen und fiel dann über Hein her. Der schri« Zetel und Mordio. Spatzen kam«n hinzu, Stare auch, und«in««chlacht war im Gang«. Da die Spatzen einsahen, daß sie hier den kürzeren ziehen würden, stoben sie ob. Und Hein stüchtete m seine Nisthöhle unter Zurücklassung einiger Federn, d>« von«in«m Stare sogleich für seine Kinderstube geholt wun>«n. Hein Piep aber hestahl Hinsort nur noch seine eigenen Genossen, Endlich war auch unten überall dU Ruh« etnoekehrt. 3" ollen Nesteru mehrten sich die Eier. Und dann begann das Brüten. Die

Männchen sangen wohl hin und wieder ihre Liebeslieder. Aber es war doch, seitdem die Weibchm durch ihre Mutterpflichten unab- kömmlich waren, merklich stiller geworden. Die Vogelväter hatten nicht soviel Zeit zum Schwatzen. Sie sorgten für ihre bessere Hälfte und trugen ihnen täglich allerlei Leckerbissen zu. Miete Storniatz war stolz. Bei ihr war in diesen» Jahre das erste Junge ausgekommen. Eine ganze Stunde früher als bei ihrer Nachbarin Trina Gelbschnabel! Und alle fünf waren kurz hinter- einander gekommen. Bei Gelbschnabels nur vier, ein Ei war taub. Am nächsten Tage lagen am Turme unten überall die grünblauen Eierschalen. Die junge Welt war da. Nun gab es Arbeit. Zwanzig Pärchen flogen den ganzen Tag hin und her, um rund hundert Starmätze zu sättigen. In allen Spatzennestern aber saß auch junges Volk. War das ein Leben! Und jedes Bögelchen wollte satt werden. Wurde da Futter eingeschleppt! Bis in die Dcunmerung hinein arbeiteten die Stare. Noch länger die Schwalben, wenn sie an klaren Abenden um die Türme herum nach Kerbtieren jagten und sich erst von den Flederinäusen ablösen ließen. Bald verrieten ge- heimnisoolle kalkweiße Streifen unter den Mauerlöchern die rege Berdauungstätigkeit der Kleinen. Bei den Dohlen war es nicht anders. Die in der Nähe ge- legenen Schulhöse boten für den Vormittag allein nicht genügend Futter, trotzdem dort allerlei Brot zusammenkam. Weiter, immer weiter führten die Flüge. In den Anlagen in der Nähe war nicht, viel zu holen. Da war bei schönem Wetter den ganzen Tag Betrieb. Und selbst in der Dämmerstunde gingen dort noch Menschen paar-. weise spazieren. Da blieb den Schwarzröcken nichts anderes übrig, als Ausflüge über Land zu machen, Felder und Wiesen zu besuchen. Die Turmsalken ließen sich wenig sehen. Sie hatten es eilig. Bier Junge verlangten Futterl Pfeilschnell ging es weit hinaus, inn Btäuse oder größere Kerbtiere aller Arten zu sangen. Draußen über den Koppeln flogen sie in geringer Höhe über den Boden und spähten nach den schädlichen Nagern aus. Und wenn das scharfe Auge das Mäuschen entdeckte, dann blieben sie wie gebannt auf einem Flecke, ein schneller Stoß, und mit der Beute in den Fängen ging es in den nächsten Baum. Nach einer Reihe von Tagen schauten die ersten Jungen aus den Mauerlöchern heraus. Wie groß schien ihnen die Welt! Und wie wett war der Wog bis zur Linde, wo sich so schöne Sitzgelegenheit bot. Sie reckten die Hälse. Da kamen die Asten und lockten. Aber die Kleinen gierten noch Futter. Da lockten die Eltern mit dem Futter aus der Linde heraus. Und der erste Iungvogel aus einem nahegelegenen Ristloche schwang die Flügel und prüfte die Schwingen.. Sie trugen. Er ließ sich fallen und war so glücklich, noch einen tteseigelegenen Zweig zu erwischen. Aber der nächste kam zur Erde und bevor er den untersten Zweig der Linde erreichte, ging ein alter Koter mit ihm ab. Klack, da lag ein vorwitziges Spagchen unter. Eine geplagte Dohlenmntter nahm es mit. Noch viele erreichten den Erdboden und fanden schnellen Untergang. Ein paar Iungvogel endeten im Horste des Turmfalken. Rabenkrähen vom nahmen Walle erspähten auch bald das prächtige Jagdrevier. Jeder Iungvogel, der nicht aus eigener Kraft beim ersten Ausflug den Weg wieder nach oben fand, büßte es mtt dem Tode. Damals stöhnte Miele Starmatz schwer. Sie hatte auch zwei ihrer hoffnungsvollen Sprößlinge verloren. Als ste eines Abends von ihrer Freundin Katinta Kirsärengern Besuch hatte, meinte diese: Warum wohnst du denn in dieser allen Mietkaserne. Na. weißt du, das könnte mir passen, hier sozusagen zwischen Kreti und Pleti zu brüten. Ne, dos ist keine Wohnung für dich, liebe Wiek «. Sieh, dich nur mal auf dein Wall« um, da wird wohl noch irgendwo was frei fein. Ne, hier dieses Geschilpe von dem Pleps und dann diese' Orgellöne von da drinnen. Da übt sa wohl einer. Hört sich ja an, als weirn der Kerl aus dem letzten Loche pfeift. Hör nur, immer auf und ab. O je! Nein, hier würde ich in deiner Stelle nicht wohnen bleiben." Ja, das sagst du wohl.- Aber meinem Manne gefällt die Wohnung so sehr. Sie ist geräumig, hell, sauber und trocken. Er zieht nicht in ein feuchtes Astloch. Er kennt das gar nicht. Er stammt doch aus Verlin.Hab ick doch nicht nötig, Mutter," hat er neulich noch gesagt,bei Mutter Grün zu schlafen. Ne solide Etage is mich oille lieber. Da sitz ick trocken." Und dann fügte sie spöttisch hinzu. La, und dann sagte er:In sone Lücher mit Ungeziefer zieh ick schon gar nich. Da kommen zwar die Würmer von alleene, aber ick hole sie mir lieber von draußen!" Katinka war empört und empfahl sich. Zu Hause erzählte sie chrem Manne ihr Erlebnis und schloß mit den Worten: Lieber Matz, da siehst du wieder, wie die Mietkaserne die Vögel verdirbt. Das hätte ich von Miete nie gedacht. Nein, wir bleiben im Eigen» heim. Ich sage immer: Trautes Heim, Glück allein!" Aber die Vögel der Mietkaserne ließen nicht von den so gefähr- lich gelegenen Nistlöchern. Spatzen und Stare brüteten bald zum zweitenmal. Die jungen Stare schlössen sich mit ihresgleichen aus der Nachbarschaft zusammen, zogen in die Borstädte, plünderten dort die Kirschbäume oder slogen auf die Felder hinaus, wo sie Jagd auf Kerbtiere machten. Gegen Abend sammelten sich Tausende in den ausgedehnten Rohrwäldern des nahen Flusses, um dort zu übernachten. Im Sommer fanden die Alten und die zweite Amt sich dort auch em. Im August traten die Schwalben ihre große Ferienreise nach Afrika an. Da zogen auch die Spatzen zur Erholung anfs Land. Oede und verlassen lagen die Wohnungen. Nur oben um die Türme kreisten die Dohlen und hielten treue Wacht.

Pflanzen-Einwanderer au, fernen eanden. Die Wissenschaft kennt sogenannte Adventivpflanzen, Einwanderer aus fernen Ge- genden, die bei uns, indem sie sich der so ganz andersartigen Um- weit anpassen, festen Fuß fassen. DieAdventivslora", die sich im rheinisch-westfälischen Industriegebiet angesiedelt hat, behandelt R. Scheuermann in den Sitzungsberichten des Naturhistarischen Ver- eins der Rheinlonde und Westfalens. Nur wenige Pflanzen sind zu einer aktiven Ortsveränderung fähig: aber viele Früchte sind an die Verfrachtung durch den Wind oder das Wasser angepaßt. Andere Pflanzen wieder besitzen Klettvorrichtungen, durch die sie von Men- schen oder Tieren verschleppt werden. In dem verkehrsreichen rheinisch- westfälischen Industriegebiet hoben sich besonders viele eingeschleppie Pflanzen angesiedelt. So senden Wollpflanzen ihr« Frücht «, die Kletten besitzen, mit der Wolle aus den Mtttelmeerländern, au» Süd- amerika . Südafrika und Australien zu uns, und so wachsen z. B. allein in der Nähe einer großen Wollkämmerei bei Kettwig an der Ruhr mehrere hundert Arten solcher aualändiscken Wollpftonzen. Gräser und andere Blutenpflanzen der Steppe bringen eine fremde Not« in die heimische Flora. Die Umgebung der zahlreichen Marga- rinefabriken in den Hafenstädten des Rheins weist fremde Oel- pflanzen aus. Mit den Kulturpflanzen kommen auch die Unkräuter zu uns. So hat man Rizinuepflänzchen gefunden, die gelegentlich eingeschleppten Samen entstammen, sich aber nicht«ir Verarbeitung eignen.. Mit dem Getreide kommen dessen Unciäuler au» Amerika und aus Rußland . Dt« Südsruchtflora de, Mitteltr.ms versucht in der Räh» d,r Güterbahnhöse immer wieder jesten Fuß zu fassen. und mag trifft am Dattel-, Zitronen- und Orong«nbaumchen an den Schutt, und Absallhalden, wo sie zusammen mit anderen Ausländern seltsame Kolomen gegründet haben. Di««ingeschleppten Pflanzen können nur zum Teil in unserem Klima gedeihen: viele von ihnen entwickeln sich nur im Sommer und gehen im Herbst wieder unter. Immerhin hat sich»in« ganze Anzahl bei uns eingebürgert, darunter auch mancher unerwünschte Gast, wie dt« amerikanisch« Heidmort» Luseuto Cckoaovu, die den Weidenpslanzen schädlich ist.