izz Unterhaltung unö Wissen ........................
Seilage öes vorwärts
Die Mutter. Von Joseph Paßtor. (Schluß.) Damit stürmte sie fort. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, blieb sie für einen Augenblick stehen. Sie seufzte lief. Dann ging sie die Treppe hinunter und trat hinaus auf die Straße. Der Wind hatte die Wolken schon vertrieben. Die Straße badete sich in einer weichen, bläulichen Helle. Der Asphalt glänzte vor Nässe, grüne, rote Glanzstreisen schlängelten sich zitternd dahin, Goldslecken wiegten sich in den aus der Straße hier und dort befindlichen Pfützen. Aus dem Theater strömten soeben die Menschen, fröhliche, selbst� bewußte Frauen, in seine Pelze gehüllt. Jede fliegt glücklich, ruhig in ihr Nest., Es schwindelte ihr ein wenig. Sic blieb stehen und betrachtete einige Augenblicke dos sich vor ihr ausbreitende Nachtleben. Doch plötzlich raffte sie sich auf. Sie erinnerte sich ihres Gatten. Fa. Er wird ihr helfen. Er wird ihr sicher helfen, er liebt sie doch. Sie bereute es schon, daß sie es ihm nicht gesagt hatte, ehe sie diesen Schritt tat, sie hatte ober nicht einmal Zeit dazu. Als sie erfuhr, daß man ihr Kind aus der Residenz fortgebrocht hatte, wurde sie so aufgeregt, daß sie nicht einen Augenblick warten konnte. Ihr Mann wird ihr verzeihen, was sie getan hat, er wird sie sogar auf- richten und ihr helfen, damit sie für ihr Kind kämpfe. So glaubt« sie. Als sie ober daheim ins Zimmer trat, empfing sie der Mann mit ärgerlichem Gesicht. Die Frau schaute ihn erstaunt an. „Wo warst du so lange?" fragte er die Frau mit einer Stimme, wie jemand, der lange ungeduldig gewartet hat. Die Frau erzählte rasch, wo sie gewesen war und umarmte plötzlich den Hals des Mannes, sie küßte sein Gesicht und sagte ihm voll Innigkeit: „Hilf mir meinen Sohn zurückgewinnen!" Der Mann machte sich aus den Armen der Frau los: „Was willst du eigentlich?" „Ich will mein Kind haben," erwiderte die Frau heftig.„Dieser Elend« hat es fortbringen lassen, damit ich es nie zu sehen bekomme. Er bat es unter fremde Menschen gestoßen, nur darum, um mir Schmerzen zu bereiten!"� Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Dann warf sie einen warmen, erwartungsvollen Blick auf ihren Mann und sprach voll Zutrauen: „Aber du, du errettest ihn mir. Nicht war, du wirst alles auf- bieten, damit man ihn mir wieder zurückbringe, damit ich ihn wenigstens manchmal sehe, du liebst mich doch? Wenn es fein muß, werden wir es durch das Gesetz fordern, daß ich meinen Sohn Zu sehen bekomme. Das Gesetz gibt uns«in Recht dazu!" Und sie schaute voll Dertrauen, erwartungsvoll in das Gesicht des Mannes. Der Mann bewegte sich ungeduldig und sagte barsch: „Ich menge mich in nichts ein." Die Frau blickte ihn erschrocken an. „Und ich bestehe ganz entschieden darauf." setzt« er fort, während er die Frau streng ansah,„daß du mir keine ähnlichen Skandale � wie heute heraufbeschwörst. Es hat gar keinen Sinn. Er kann nzit "seinem Sohn machen, was er ivill." Die Frau schrie auf. Sie blickte starr in die Augen des Mannes. Dieser fragte ruhig, bedeutungsvoll: „Hast du damit nicht gerechnet, als du mit mir ein neues Leben begannst?" Darauf konnte sie nichts erwidern. Ihr Herz pochte zu stürmisch. Sie war tief erschüttert. Auch ihr Mann sagte ihr bloß das- selbe, was der andere gesagt hat. Jeder ist gegen sie! Sie ging wortlos, mit starrem Gesicht in ihr Zimmer. Erst dort begannen ihre Tränen zu fließen. Der Mann folgte ihr longsam, und als er die weinend« Frau erblickt«, wollte er sich ihr nähern: „Geh', geh'!" rief die Frau.„Ich glaubt«, daß du mir das ver- ziehen hast, daß du anders bist!" Und sie sank heftig schluchzend, voll Schande und Enttäuschung in den Sessel. Plötzlich ward sie sich der Wirklichkeit bewußt. Der Mann ging aus dem Zimmer, sie blieb allein. Sie sprang auf und blickte um sich. In dein in rosiges Licht getauchten Zimmer erinnerte sie alles an Liebe. Duftende, mit Spitzen besetzte Kleinig- keilen, eine feine, auf Sinnlichkeit deutende Einrichtung, das ganze Zimmer lachte, lockte kokett. Sie erblickte an der Wand dos Bild ihres Sohnes. Sie trat vor die Photographie hin und schaute lange. bingebungsvoll, olles andere um sich berum vergesiend. reuevoll auf das lächelnde Kindsrgesicht mit dem offenen Blick. Ihr schien, als würden sich die Lippen des kleinen Knaben öffnen. Als würde dessen goldiges, seidenes Haar flattern und seine dicken Füßchen sich bewegen. Sie dachte daran, daß ibr kleines Söhnchen bei Nacht ge- wöhnlich die Decke von sich fortstößt. Wer bemerkt es? Wer deckt ihn wieder zu? Daß ihr das bis jetzt nicht eingefallen ist! Und sein kleiner, geschwätziger Mund! Was lernt er unter den gleichgültigen, fremden, bösen Menschen? Sie gab das Bild plötzlich in ihr« kleine Handtasche, trat zu dem Kasten und riß die Kleider heraus. Dann kleidete sie sich hastig an, ordnete rasch ihr Haar. Sie steckte ihre Geldbörse zu sich. Dann drehte sie das Licht ob und huschte vorsichtig durch die Küche aus der Wohnung. Sie nahm ein Auto und fuhr geradewegs zum Bahnhos. Erst im Eisenbahnabteil atmete sie auf und begann dort ibre Gedanken zu ordnen. Was hat sie nur getan? Die Einzelheiten störten sie aber weiter nicht. Ihr Gatte, ihr Heim, die neben ihr Plötz nehmenden Reisenden: gar nicht?.„Iglo, Iglo." Dieses Wort wiederbolte sie in einem fort. Sie wußte gar nicht, wo sie ihren Sohn suchen soll. Sie muß ihn aber finden, sie wird nicht eher ruben. Ihr Herz war zum überströmen voll. Sie blickt« durchs Fenster. Bon dem verschleierten Himmel lächelten die Sterne herab. Der entzweigerissene Rauch flog an dem Fenster des Abteils wie viele— viele schneeweiße Engelsflügel vorbei. Und als würde auch ihre Seele in diesem auf- und abwogenden unendlichen Schleier anstauen. Sie suhlte eine sonderbar« Erleichterung, ein« große Glückseligkeit. Plötzlich suchte sie das Bild ihres Sohnes aus der Tasche hervor, und wie der Zug mit lärmendem Gepolter dahinstürmend in die Nacht versank, vertiefte sie sich, alles vergessend, in den strahlenden Blick des kleinen Menschenantlitzes. (Berechtigte Ueberfttiung au« dem Ungarischen von M. SBejei.)
100 COO Kilometer Im Pcioalslugzeug. Schon seit mehreren Jahren verwenden große Zeitungsoerleger eigene Flugzeuge zur Beförderung ihrer Blätter. Ein Berliner Flugzeug vollendete kürz- Uch nach elfmonatigem täglichen Flugdienst leinenhunderttausendsten Kilometer. Während dieser Zeit wurden 1308000 Stuck Zettungen befördert.
/Horn Gerbaults Gzeanüberfegelung. Ein« ganze Reihe neuer Höh'«, und Weitenrekorde der Flieger, darunter die Versuche neueren Datums, ohne Landung die Strecke Europa — Amerika zu überwinden, sollten eine sportliche Leistung nicht zurücktreten lassen, die vermutlich wegen der ganz eigentüm- lichen Anforderungen an Ausdauer, an Nervenkraft und Herzhoftig- keit auf lange Zeiten ohne Rivalen bleiben wird, eben jene wegel- fahrt im Kutter von 10 Meter Länge, die jener modern« Normanne innerhalb drei Monaten von Gibraltar noch New Jork zurücklegte. Grassel veröffentlichte inzwischen den Reisebericht dieser Odyssee <8eul a travers I'.Zrlaotiquc), der erst ermöglicht, die vollkommene Schönheit dieser Leistung mitzugenießen. Es ergibt sich daraus, daß der„Held" seine Fahrt nicht improvisierte, sondern sich in langen Jahren aus diese Leistung vorbereitete. An der See aufgewachsen, mit Seeleuten und �««gefahren früh vertraut, lernte er schon auf seines Vaters Jacht die Anfangsgründe der Segelei, die er auf aller Art Fahrzeugen der Fischer weiter erprobte.' Natürlich verschlingt er dazu die ganze Seefahrer- und Abenteurerliteratur, von der er übrigens ganze 200 Bände die Segelfahrt nach New Park mitmachen läßt. Sehr dem natürlichen und einfachen Seemannsleben zugetan, geht er widerwillig auf hohe Schule, um sich den Ingenieurwisjenschasten zuzuwenden. Endlich gibt ihm seine Tätigkeit als Flieger im Kriege nicht nur ausreichende Gelegenheit, sich mit der Orientierung im Raum vertraut zu machen, fondern im Auf und Ab und dem häufigen „Wegsacken" seinen Körper, wenn es überhaupt bei dieser Teerjacke noch möglich war, an jene nächtliche Schaukel zu gewöhnen, die sein treibendes Boot im Sturm darstellte. Eben in den Lüften als Flieger beschließt er mit einigen Kameraden jene Uebersegelung; deren Tod im Kriege erst veranlaßte ihn, sein Vorhaben nunmehr allein auszuführen. Mit welcher Sorgfalt er vorging, erkennen wir daraus, daß er«in ganzes Jahr all- Häfen absuchte, um ein geeignetes Segelboot zu finden, das n-cht nur von einer Hand zu bedienen war, sondern bei jedem denkboren Wasser- oder Winddruck stabil blieb. Er fand endlich zufällig den„Firecrest", einen Kutter englischer Bauart, der trotz seiner 32 Jahre sein Vertrauen aus Stabilität und Solidttät des Baues vollkommen rechtfertigte. Ver- gessen wir nicht zu erwähnen, daß Gerbauft zu den Erben, einer überreifen Kultur zählte, die, gelangweilt und angeekelt von dem müßigen Genießen eines Wohllebens, ihre Wurzeln wieder dem einfachen und tatkräftigen Leben zuwenden wollten. An Vorräten nahm Gerbault für die Fahrt, deren ungefähre ZS00 Seemeilen er in fast genau drei Monaten zurücklegte, etwa 300 Liter Süßwasser mit, die ihm dadurch zum größten Teil un- � genießbar wurden, daß das Tannin der verwendeten Eichenholzfäsier dos Wasser mit seiner Säur« durchfärbte. Er hatte gerade in der Zeit der größten Hitze dadurch nur ein Glas täglich, mußte mit Meerwasser kochen, und erst noch langen Leiden, wie es in einer Odyssee zu verlangen ist. fallen die ersehnten Regen, die seine Fässer neu füllen. Pökelfleisch, Schisfszwieback, 24 Tövfe Marmelade, 30 Kilo Kartoffeln— das war alles. Das Meer liefert« ibm dazu einige Dutzend fliegende Fische und einige meterlange Delphine lBrassen), die seiner Harpune trotz aller Versuche erst dann zum Opfer fallen, als er seine eigenen Beine als Köder ihnen hinhält. Eine der größten Anstrengungen blieb es, die Segel ständig selbst kürzen oder verlängern zü müssen oder beschädigte auszu-- wechseln und dazu das Steuer selbst zu holten. Dazu kamen in sehr kurzer Zeit die Zerfetzungen seiner Segel in dem Winddruck, die eigentlich nunmehr drei Viertel seiner Zeit ollein durch dl« nötige Näherei in Anspruch nehmen und zuletzt, da die Finger weich werden, nur mit Mühe ausgeführt werden können. Alles, was er on Decken besitzt, wandert, zuletzt in die Takeloge, sein Fodenvorrat reicht ober bis nahe dem Ziel, wo ihm ein Fischer für die letzten Reparaturen mtt Material aushelfen kann. Aber bald lernt er, das Ruder durch die Focksegel regeln zu lassen und hat mindestens die Hände frei für ander« Arbelt, Nach 12 bis 14» Stunden horter Deckarbeft, das
Großsegel eingezogen und nyr unter den Focksegeln treibend, kriecht er in seine Koje, in der nur eine ungeheuerliche Uebermüdung ihn in den Stand setzt, unter den groben Kurven und Schleuderungen der nächtlichen Wellenspiele einige Stunden zu schlafen, ohme Schädel und Rippen zu oft gegen Wände und Decke geschleudert zu spüren... Aus der ganzen Uebersahrt traf er nur einmal auf der halben Weg- länge einen schwer treibenden Dampfer, für andere Segler müßte es ein eigener Spuk geworden sein, allein auf dem kleinen Kutter den nackten, braungebrannten Mann mit glühenden Augen im überfluteten Verdeck springen zu sehen, der dabei in den Sturm Verse seiner Lieblingsdichter Poe, Kipling, Shelley, Vcrhaeren oder Mofefield deklanüert. Die Verläßlichkeit des aus Eiche und Teakholz gebauten Seglers, dessen Deck auch dem schwersten Wellendruck nie nachgab, die durch Ballast und einem drei Tonnen schweren Bleitiel erreicht- Stabil!- lät haben sicher allein die Durchführung der Fahrt ermöglicht, denn keines der Unwetter vermochte diese beiden Fundamente in Frage zu stellen, und er konnte mit Seelenruhe nächtlich den„Firecrest sich selbst überlassen, er lief mit den belassenen Segeln allein weiter, wie ein Bolle-Pserd mit seinem Milchgeschäft... Gerbault registriert nur einmal einen kleinen Zusammenbruch, unter Umständen, die allerdings nicht viele von uns überständen. Bei großer Hige auf täglich ein Glas Wasser beschränkt, auf kalte und unregelmäßige Ernährung gesetzt, infolge Pumpendefekts halb unter Wasser, fällt er in Fieber, das ihn einige Tage schrecklich hemmt, zumal er seine ewig ausgerissenen Segel immer neu zu nähen hat. Nur einig« Stunden steigt die Lust aus, die nahen Ver-- mudasinfeln anzulaufen, womit der Sinn der Fahrt vernichtet wäre. Aber es gelingt ihm, seine Kochmaschine zu retten und die Pumpe in Gang zu bringen und das Fieber, an dem auch der Fischgenuß beteiligt war, und damit die einzige kleine Anwandlung von Er- schöpfung zu überwinden. Endlich merkt er an Schmetterlingen und Möwen die Annähe- rung des Landes: er nähert sich der großen Linie der„schwimmen- den Eisenbahnzüge". Die 2000 Deckpassagier« eines griechischen Aus- wandererdampfcrs sind die ersten, die u»seren Abenteurer auf seiner .Schale mit großem Erstaunen zu Geficht bekommen. NächUich streifen nun an feineni Segler viele der aus Hunderten von Augen glühenden Dampfer vorbei, die ihn mehr gefährden als die Pasfat- stürme, und er muh ängstlich 72 Stunden ahne Ablösung am Steuer bleiben, bis er in den Strom einläuft und nach 101 Tagen vor dem Fort Totten die Anker sollen läßt... Wie ein Rousseau singt Gerbault auf jeder Seite seines Buches die Heimkehr zur Freiheit der Natur, und fchon die ersten Dampfer- sirenen bedrücken ihn, da er das Ende seines freien Lebens in der Meereseinsamkcit ahnt, betrübt schlüpft er nun in seine Stiefel und muß einer begeisterten Horde von Reportern, Sportsfreunden und Kinooperateuren Antwort geben. Aber vom hohen Fenster seines Hotels späht er in den Hafen nach der Stelle, an der der schmale Kutter„Firecrest" liegt und verabredet heimlich einen baldigen neuen Ausbruch aus der Zivili- sation in die Wasser des Stillen Ozeans ... P. G, P a r i s. >- i Zohannisbrol und Zuweleng«wicht. Das Wort Karat, das man bekanntlich für das Gewicht der Juwelen anwendet, stdmmt aus dem Wort« Karateion, mit dem die alten Griechen die Frucht des Io- hannisbrotbaumes(Ceratonia siliqua ) bezeichneten und woraus die Araber dann das Wort KirSt mochten. Daß die Bezeichnung unseres Iuwclengewichts nun totsächlich vom Johannisbrot herstammt, er- klärt sich damit, daß die reifen, fast immer gleichgroßen Samen der Frucht in alkt-r Zeit als Gewichtseinheiten— also ebenso wie das heurige Karat noch— für Gold und Juwelen verwendet wur- den. Während dos Karat als Goldeinheitsgewicht nur mehr wenig im Gebrauch ist, werden die Edelsteine fast allgemein nach dem Karat' bewertet.• �