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Ur. 222.

Erscheint täglich außer Montags. Brets pränumerando: Biertel­fährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mr., wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummer 5 Pfg. Sonntags- Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30 Mt. proQuartal. Unter Kreuze band: Deutschland u. Desterreich Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3Mt.pr.Monat. Eingetr. in der Post- Zeitungs- Preisliste für 1895 unter Nr. 7128.

Vorwärts

12. Jahrg.

Insertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzetle oder deren Raum 40 Pfg., für Bereins- und Bersammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Numiner müssen bis 4 Uhr Nachmittags in. ber Expedition abgegeben werden. Die Erpedition ist an Wochen tagen bis 7 Uhr Abends, an Sonns und Festtagen bis 9 Uhr Vor­mittags geöffnet. fernsprecher: Amt 1, Nr. 1508, Telegramm- Adresse: " Sozialdemokrat Berlin !

Berliner Volksblatt.

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Benth- Straße 2.

Parteigenossen!

Laut Beschluß des vorjährigen Parteitags findet der diesjährige in Breslau statt.

Sonntag, den 22. September 1895.

Auf grund der Bestimmungen der§§ 7, 8 und 9 der Parteiorganisation beruft die Parteileitung hiermit den diesjährigen Parteitag auf

Sonntag, den 6. Oktober,

nach Breslau in das Lokal zum

ein,

,, Deutschen Kronprinzen", Kurze Gaffe 50/52,

Als provisorische Tagesordnung ist festgesetzt: Sonntag, den 6. Oktober, abends 7 Uhr, Vorver­sammlung. Festsetzung der Geschäfts- und Tagesordnung. Wahl einer Kommission zur Prüfung der- Mandate.

Montag, den 7. Oktober, und die folgenden Tage: 1. Geschäftsbericht des Parteivorstandes.

Die Anträge müssen bis spätestens den 20. September in Händen des Partei­vorstandes

Berlin SW., Razbachstraße 9, I

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sein, wenn sie entsprechend den Bestimmungen des§ 8 Abs. der Parteiorganisation im Vorwärts" veröffentlicht werden und in die gedruckte Vorlage für den Parteitag Aufnahme finden sollen.

Anträge von einzelnen Parteigenossen bedürfen der Gegenzeichnung des Vertrauensmannes, sollen sie zur Ver­öffentlichung und Berathung gelangen.

Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3.

Der wahre Grund.

Was ist denn nun der wahre Grund für die lärmende Heße, die seit Anfang September unser öffentliches Leben durchtoft hat, zwar schwächeren Geheuls jetzt als im An­fang, aber noch immer mit der alten Bosheit nach Zwangs­maßregeln keifend? Was ist der wahre Grund für die neue Staatsrettungskampagne?

Unsere Kritik der Entstehungs- und Entwickelungs­geschichte des Reichs der Gottesfurcht und frommen Sitte? Unser Spott über den bombastisch von byzantinischen Lakeienseelen aufgepäppelten Heldenruhm unbedeutender Paradefiguren? Wir haben in Erörterung der Frage Woher der Lärm?" bereits nachgewiesen, wie fadenscheinig dieser Vorwand für Zwangsgesetze gegen die Sozialdemo Die Adresse des Lokalkomitee's ist: tratie sich ausnehmen würde, selbst wenn das Urtheil der Julius Bruhns , Breslau , Gabit str. 86, I. ordnungswüthigen Kartellorgane über die Verwerflichkeit Die Parteigenossen, die zu dem Parteitag kommen, unserer Anschauungen zutreffend wäre, und die Betroffenen werden ersucht, von ihrer Delegation dem Parteivorstand haben durch die üblichen Entstellungsversuche bereits in ihrer Weise quittirt. in Berlin und dem Lokalkomitee in Breslau rechtzeitig Oder hat die ohnmächtige Wuth über unsere Ent­Mittheilung zu machen, damit dieses in bezug auf hüllung des geheimen Treibens der ordnungsretterischen Quartier 2c. die nothwendigen Vorbereitungen treffen kann. Auguren ihnen die Zunge gelöst? So etwas tann Mandatsformulare, mit deren Versendung Mitte wohl der Anlaß, aber nicht die Ursache für das weithin im Deutschen Reiche erhobene Angstgebrüll 8. Berichterstattung über die parlamentarische Thätigkeit. September begonnen wird, sind durch das Parteibureau, nach Ausnahmegesehen sein. Es sind immer nur einzelne Berichterstatter: E. Wurm. Personen, die sich getroffen fühlen, wenn man ihnen die Heuchlermaske vom Gesicht reißt und die dahinter ver­borgene lächerliche Frage dem Lichte preisgiebt. Die persön­lich Blamirten machen keine Bewegung; dafür erregt ihre Blosstellung zu viel offen ausgesprochene oder heimlich grinsende Schadenfreude.

Berichterstatter: W. Pfannkuch.

2. Bericht der Kontrolleure.

Berichterstatter: H. Meister.

4. Die Maifeier 1896.

Berichterstatter: A. Bebel.

5. Der internationale Arbeiter und Gewerkschaftskongreß

Berlin S.W., Razbachstr. 9, I, zu beziehen.

Die Genossen, welche Anträge einreichen, werden darauf aufmerksam gemacht, daß etwaige, den Anträgen beigegebene Motive weder im Vorwärts" noch in der dem Parteitag vorzulegenden gedruckten Vorlage Aufnahme finden können. Die Genoffen haben das Recht, ihre Anträge auf dem Partei­6. Die Vorschläge der Agrarkommission zu dem Partei- tage entweder persönlich zu vertreten, oder durch befreundete

in London 1896.

Berichterstatter: A. Bebel.

programm.

and Berichterstatter: Dr. M. Quard.

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Zweiter Berichterstatter: May Schippel.

7. Schwitzsystem, Hausindustrie und Arbeiterschuh. Berichterstatter: J. Timm.

8. Anträge zum Parteiprogramm und Organisation. 9. Sonstige Anträge.

10. Wahl der Parteileitung.

Parteigenossen! Wir fordern Euch nun auf, die er­forderlichen Vorbereitungen zu treffen, insbesondere die Wahl der Delegirten und Einreichung der Anträge recht­zeitig zu bewirken.

Skizzen Hinterlande.

aus dem füdamerikanischen

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Genossen vertreten zu lassen; außerdem aber empfiehlt es sich, wichtige Anträge vor dem Zusammentritt des Partei­tages in der Parteipresse zu erörtern. Die Motive aber in die Parteitagsvorlage aufzunehmen, verbietet sich aus räumlichen Rücksichten und um der damit verknüpften un vermeidlichen Wiederholungen willen.

Berlin , den 22. August 1895.

Mit sozialdemokratischem Gruß

Der Parteivorstand.

neueſte Patriotenhat? Steckt dahinter irgend eine Macht mit weithin verzweigten Tastern und Organen?

Was ist denn nun aber der wahre Grund für die

Gewiß! Es wäre Selftbverblendung, wollten wir uns einreden, daß all dieses Geschrei nur ein hohles, schnell verpuffendes Aufwallen sei. Gewiß haben wir es zu thun mit einer Macht, die zitternd vor Angst und zähneknirschend vor Wuth mit allen Fibern sich danach sehnt, auf die Sozialdemokratie sich zu stürzen, oder vielmehr anderen Gewalten den Impuls zu einem solchen Ueberfall zu geben, wie ihr das schon wiederholt gelang.

Diese Macht bilden die großindustriellen Unternehmerkreise, gewiffe Kapitalistengruppen, deren Spezialfunktion die unein­geschränkte Ausbeutung des Industrieproletariats ist. Es ist der Gegner, mit dem die Klassenorganisation des Proletariats zuerst in Kampf gerathen war, mit dem sie seit Jahren ringt, den sie Fuß vor Fuß zurückgedrängt hat, dem längst die Hoff­

[ Nachdruck verboten. Hauptstadt anzusiedeln beabsichtige. Deshalb erwarb ich umgänglich nöthig halten, Licht zu sehen, ich glaube nicht, den Besitztitel von Cerro Desgracias. Meine Pläne daß Donna Maria es Ihnen abschlagen würde. Sie würden find alle im Gange, es ist schwer für mich, die meiner Meinung nach sich aber selber durch den plötzlichen Sache rückgängig zu machen, und der Boden in der Wechsel von Licht und Dunkel schaden. Ihre Augen dürften Nähe von Asuncion ist in vielen kleinen Stücken an so etwas nicht gewöhnt sein. alle möglichen Leute verzettelt, die zusammenzukaufen Sie haben mich durch Ihre früheren Worte nur ge­jedenfalls viel Zeit kostet, die ich nicht habe. Der Cerro zwungen, das zu sagen, was Sie eben gehört haben.." Desgracias ist der einzige zusammenhängende Kamp, der in" Oder ich habe es Ihnen erleichtert, das zu sagen, was der Nähe Asuncion zu haben wäre, und weiter in's Land Sie zu sagen hergekommen sind... gut, sprechen wir nicht gehen, heißt die Kolonie sofort illusorisch machen... Sie mehr unflar einer zum andern... sagen Sie mir zum werden gehört haben, wie viele Unternehmungen im Innern Beispiel, wie Sie Licht machen wollten in dieser Angelegen= zu grunde gegangen sind.. heit

n& Hm... gekauft..." antwortete Matias. Wir haben ebenfalls feinen Grund, Herrn German Winterfeld vor dem Prozeß darüber aufzuklären, daß in unsern Händen ein Titel aus der Zeit von Francia sich befand... noch weniger den Banquier Winterfeld darauf aufmerksam zu machen, als er in Buenos Aires einen Kamp kaufte, ohne ihn gesehen zu haben... zudem zudem sind wir in einem Lande, wo sich jeder seiner Haut wehrt, wie er tann... wir überlassen Ihnen und müssen Ihnen überlassen, sich auf eine Ihnen gut scheinende Art in den Besitz eines Gegenstandes zu setzen, den Sie gekauft haben... uns müssen Sie ein ähnliches Recht zugestehen... Das ist alles und sehr einfach..."

Also es dreht sich bei Ihnen nur um Land zu einer Kolonie in der Nähe von Asuncion ," sagte der Richter in einem eigenthümlichen Tone, Ackerbaukolonien, sagten Sie..." Ackerbaukolonien, ganz recht."

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,, Kennen Sie einen Eura namens Aguilar, Nicolas Aguilar..."

Wie sollte ich ihn nicht gekannt haben

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Pfarrer von San Fernando..."

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Der Arme ist nie Pfarrer eines Fleckens gewesen " Sehr gut... und Ihre Angaben sind nicht unzu- er war dem Herrn Bischof nicht fromm genug, war aber Was Sie da sagen, ist eine Kriegserklärung in aller treffend, was Kolonien im Innern des Landes angeht. doch ein richtiger katholischer Geistlicher. Er schläft schon Form, Don Matias; aber ich bin der Meinung, daß wir Seßen wir nun den Fall, daß ich, oder vielmehr die wie die unter den rothen Kreuzen, Don German uns in einem einfachen Kampgeschäft nicht zu ereifern Sennora, der ja die Erbschaft des Dr. Wilson gehört, ,, Also der Pfarrer von San Fernando hat Frau Maria brauchen. Ihnen rundweg jede Verhandlung über den Gegenstand ab- Wilson nicht getraut mit dem Dr. James Wilson..." Wie Sie es halten wollen... gestatten Sie mir schlägt. Ist Ihr Interesse für Ihre Kolonie dann so groß, Nicht..." aber, Ihnen zu autworten, daß ich Ihren Besuch nicht daß Sie einen anderen Weg suchen würden, um zu Ihrem gerade als einen einfachen Höflichkeitsbesuch auffasse, den Biele zu gelangen... antworten Sie mir ohne jede Um­Sie einer Dame machen; oder wären Sie ebenso gekommen, schreibung

..

Der Alte ging augenscheinlich auf das Ziel los und das schnurstracks.

wenn Sie den Prozeß wegen des Kampes gewonnen hätten," Ja..." antwortete Winterfeld kurz. Es ärgerte oder sind Sie gekommen, um sich unser Beileid ausdrücken ihn, daß der Indianer den Nagel auf den Kopf traf. zu lassen?" " Ich danke Ihnen für Ihre Aufrichtigkeit... und wollen Sie mir auch sagen, welchen Weg Sie einzuschlagen gedenken..." Gewiß... wenn die Sennora es hören will " Sprechen Sie, was Sie meinen, mein Herr... Gut denn... ich würde zunächst aufstehen, um diese Jalousien zu öffnen, um etwas Licht in unser Zimmer zu

"

·

,, Und würden Sie sich erinnern, wie Frau Wilson vor ihrer Verheirathung hieß. Nein... oder vielmehr, ich will mich nicht er­

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innern Und mir sagen, warum niemand weiß, daß James Wilson verheirathet gewesen ist..." Ich weiß nicht..." Nun..

" Ich muß gestehen, daß mich der Kamp außergewöhn­" Ich sehe, Sie sind ein überlegender Mann, Don lich interessirt, Sennora," und Winterfeld wandte sich nach German . Wir haben uns also in dieser kleinen Aus­der Gegend, in der Frau Wilson saß. Ich will ganz einandersetzung rasch genug verständigt. Sie glauben die außer acht lassen, daß ich durch den Kauf eines falschen Ueberzeugung gewonnen zu haben, daß Frau Maria Wilson Titels petuniär benachtheiligt geworden bin; das käme lassen. und der alte Richter Matias Patino in betreff des hinter­schließlich bei der Angelegenheit für mich erst in zweiter Sie würden dadurch einer kranken Dame nur schaden," lassenen Testamentes von James Wilson eine etwas dunkle Linie. Aber ich habe ein großes Interesse an ihm aus sagte der Indianer ruhig, und das können Sie als guter Rolle spielen und glauben dank dieser Ueberzeugung, auf folgendem Grunde. Ich bin der Regierung gegenüber ernste Kavalier deutscher Abkunft doch nicht wollen. Uebrigens, uns einen Druck ausüben zu können, nicht wahr? Gut.. Verpflichtungen, betreffend die Gründung einer Kolonie mein Herr," und er stand von seinem Stuhl auf, und gab jeder Mensch hat mancherlei Dinge zu verbergen. deutscher Einwanderer, eingegangen, die ich in der Nähe der den Blak an dem Fenster frei, wenn Sie es für un­( Fortsetzung folgt.)