Darstellung ebensoweit über die Wirklichkeit hinausgeschossen, wie er in seiner Zeugenaussage hinter ihr zurückgeblieben ist.
Das Kapitel Hindenburg wird jedenfalls noch ausgiebig zu erörtern fein. Es wird namentlich festzustellen sein, wer damals außer Sodenstern noch beim Reichs präsidenten war, um ihn dem Diktaturplan geneigt zu machen. Auch hier taucht der Name Hugenberg auf. Aber noch ein Bunft soll nicht ganz vergessen werden: zwei Angelpunkte hatte der Plan Hindenburg und den Kommunistenschreden. Auch hier war die rote Front wieder einmal die Kuliffe, hinter der die schwarz weißrote Front aufmarschierte.
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Wollen nach den Leipziger Feststellungen die Kommu nisten am 8. Mai in Berlin wirklich den Sodensternen in die Hand spielen, damit die Diktaturpläne noch nachträglich eine scheinbare moralische Rechtfertigung fänden?
E. K. Ceipzig, 23. April. ( Eigener Drahtbericht.) Nachdem die Zeugenvernehmung mit der Aussage Soden sterns, mit seiner Darlegung des„ legalen Butsches" und seinem Halbeingeständnis der Einwirkung auf Hindenburg ( vergleiche den heutigen Leitartikel) einen gewissen Höhepunkt erreicht hatte, verläuft der Rest der Zeugenvernehmung recht eintönig. Major v. Stnauer, der Führer des Tannenbergbundes, Major v. Stephani, führer des Berliner Stahlhelms, Major a. D. Schneidler, gleichfalls vom Stahlhelm, Oberstleutnant v. Hugo vom Nationalverband deutscher Offiziere treten nacheinander auf und schnarren wie Automaten ihr auswendig gelerntes, fast wörtlich übereinstimmendes Sprüchlein:„ Unsere Mitglieder waren mit Befürchtungen und Beschwerden an uns herangetreten, wie sie sich bei dem bevorstehenden Kommunistenputsch schüßen sollten, infolgedessen fand die Sigung statt, in der beschloffen wurde, den Plan einer Herausziehung der Mitglieder aus Berlin zu entwerfen" usw. Die vom Zeugen Käsebage bestätigten Aeußerungen Sodensterns über den zu provozieren den Kommunistenputsch will feiner der Zeugen gehört haben, der eine war gerade hinausgegangen, der andere hatte im Nebenzimmer eine Besprechung usw.
Es folgen die Beugen, die für die Glaubwürdigkeit Käsehages geladen find. Von diesen bestätigt der Großindustrielle Arnold Rechberg , daß auch ihm Käsehage gleich am Tage nach der Sitzung der VVV. die Aeußerungen Sodensterns über die Errichtung der Diktatur usw. in dem gleichen Sinne dargestellt habe, wie sie später in das Protokoll gekommen sind. Dagegen können Oberst Bode und Hauptmann a cerzapp sich der Gespräche, auf die Räjehage sich beruft, nicht entsinnen und bestreiten sie.
In der Frage der Bereidigung der Zeugen hat der Senat den prinzipiellen Beschluß gefaßt, daß die Bestimmungen der Straf prozeßordnung hierfür entsprechend anzuwenden find, baß daher die jenigen Zeugen nicht vereidigt werden können, bei denen irgendwie der Verdacht besteht, daß sie an den Handlungen der Berbände, die zum Verbot geführt haben, teilgenommen oder sie begünstigt haben. Da diese Frage bei den Zeugen Luck, v. Sodenstern, v. Bieting hoff- Scheel und Käsehage noch nicht geflärt ist, wird deren Bereidi gung zurüdgestellt. Die anderen Zeugen werden vereidigt.
Aus dieser Entscheidung ist vielfach im Publikum der Schluß gezogen worden, daß die Anwendung der Strafprozeßordnung auch bedinge, daß zur Aufrechterhaltung des Berbotes der Berbände eine 3 meidrittelmehrheit des Senats( also 6 von 9 Stimmen) nötig fei. Dies trifftieboch nicht zu. Die Analogie erstreckt fich nur auf die Beweisaufnahme, nicht auf die Urteilsfällung. Wie wir erfahren, ist sich der Senat ausdrücklich darüber flar geworden, daß die getroffene Enischeidung die Frage der Urteilsmajorität nicht präjudiziere.
Gegen Schluß der Sigung teilt Ministerialrat Schönner mit, daß er das neue material der Regierung gemäß einem Wunsch des, Vorsitzenden der gegnerischen Berteidigung zur Kenntnis gegeben habe. Ueber den Inhalt des Materials murde hier bereits einiges mitgeteilt. Es dürfte auch sonst noch einige unangenehme Heberraschungen für Herrn Ehrhardt und seine Anwälte enthalten.
Altösterreichische Wahlerinnerungen.
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Von Richard Bernstein.
Als 1896 dem Parlament bie V. Rurie angeflict wurde und zum ersten Male auch die ,, notige Bagasch" wählen fonnte, wie die wahlprivilegierten Geldspießer die Arbeiter nannten, die zumeist noch nicht direkte Steuern zu zahlen brauchten, war ich erst ein Wiener t.t. Staats- Realschulbub von 14 Jahren, aber schon ein heißer Sozi. Mein Vater hatte bis dahin immer liberal gewählt. Als die amtliche Wahllegitimation auf violettem Papier und der Stimmzettel für die V. Rurie zugestellt wurde, fing ich sie ab und eilte, den Bettel mit roter Tinte auf den sozialdemokratischen Kandidaten auszufüllen: Jakob Reumann , Zeitungsherausgeber, Wien V., Reinprechtsdorfer Straße, glaube ich, die Hausnummer weiß ich nicht mehr. Mein Bater lachte nachher darüber und sagte:„ Die Liberalen stellen in der V. Kurie feinen auf und anders hätte ich auch nicht gewählt, als du mir da vorgeschrieben hast. Den Tag über nach der Schule, es war der 9. März 1897, lief ich an möglichst vielen Wahllokalen vorüber, war auch abends unter der Menge, die vor dem magiftratlichen Bezirksamt auf die Berfündigung des Ergebnisses vom Balkon herab martete erfuhr aber doch erst am nächsten Morgen aus der Zeitung, daß wir" in ganz Bien durchgefallen waren. Brauchst nicht weinen, Kind," höre ich noch heute bie tröstende Stimme meines Baters.
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Die nächste Reichstagswahl war 1901 nach dem gleichen System. Da war man schon Hochschüler, schrieb schon seit Jahren für die " Glühlichter", unfer längst entschlafenes Wigblatt, und für Barteizeitungen, redete auch schon„ Bildung" in den Gewerkschaften, hatte feit Jahren unzählige Stunden als Parlamentskiebig auf der zwei ten Galerie verbracht also da hieß es schon feft mitagitieren. Meine Arbeitsstätte", eben die Hochschule, lag im 2. Wahlkreis: Bittor Adler war aufgestellt und gegen ihn ein Julius Bochazka für die Chriftlichsozialen. Das Wahlfomitee schickt mich zu einigen vermutlichen Adler- Wählern, die noch nicht geftimmt haben. Zuerst in ein altes, halbverfallenes Haus, Proletariergegend, der Wähler ist Schwerarbeiter. Bortrag der Bitte und Erinnerung, doch endlich das Bürgerrecht auszuüben und die Arbeiterpflicht zu erfüllen. Für wem fumman's denn?" Arbeiterfandidaten, für'n Doktor Viktor Adler , der schon soviel für No natürlich für'n die Arbeiter getan hat und hat ausstehen müssen." Jo, den Jub'n wir' i möhl'n schaun's, daß außatemma, sonst-!" Das war aljp gefehlt. Weiter. Ein Prokurist in gut eingerichteter Wohnung, sehr freundlich, ladet mich zum Sizen ein, die Frau Gemahlin ist dabei.„ Hübsch von Ihnen, daß Sie mich erinnern fommen, hätte es wirklich pergeffen. Und natürlich wähle ich nicht chriftlichsozial, also muß ich halt sozialdemokratisch wählen. No, wir haben ja noch die Städte furie, da gibt's ja liberale Kandidaten. Aber bitte, wer ift denn
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Deutschnationale Bürgerblockbilanz. Natonalistische Radaupolitik- die zweite Etappe.
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Nach der Deutschen Tageszeitung" stellt damit auch die Kreuz- Zeitung " dem Osterartifel des Reichsaußenministers Dr. Stresemann die Zensur umgenügend aus, fie unterstreicht die Chauvinistensprache des Agrarierblattes, die in bewußtem Gegensatz zu dem Tone Dr. Stresemanns gebraucht worden war, noch, sie fordert die deutschnationale Parteileitung auf, sich an die Spitze der Chauvinistenmeute zu stellen.
Die innenpolitische Wochenschau der Kreuz- 3ei tung" beschäftigt sich mit dem Artikel der„ Germania ", in dem den Deutschnationalen flipp und flar erklärt wurde, daß das Zentrum nicht daran dente, die Sozialdemo fraten in Preußen im Stich zu lassen. Refigniert stellt das Blatt fest, daß damit eine Hoffnung der Deutschnationalen Das Pech der Kreuz- Beitung" ist es, daß fie sich das zu Wasser geworden sei. Was tun? Abwarten! Der linte Beständnis entschlüpfen läßt, der Zweck der Uebung sei ledig= Flügel der Sozialdemokraten dränge zu einer foalitionsfeindlich eine nationale Morphiuminjektion für die lichen Politit. Gewinne diese Richtung die Oberhand, dann Deutschnationale Partei. Damit drückt das Blatt sei die große Stunde der Deutschnationalen gefommen. des Grafen Westarp der Aftion von vornherein den Stempel ber unwahrhaftigkeit auf die Stirn. Es bestätigt, was es zu gleicher Zeit als eine Lüge der Linkspreffe dementieren möchte. Es diskreditiert im voraus die Politif und den Politiker, der sich dieses innen- und außenpolitisch schädlichen Mittels bedient.
So ruhig der Ton dieser Ausführungen ist, den Merger über die Absage des Zentrums fann das Blatt des Grafen Westarp doch nicht ganz unterdrücken. Und so rächt es sich damit, daß es der Germania", die die Futterkrippenpolitit der Deutschnationalen mit ihrem richtigen Namen genannt, hatte, nachfagt, fie leifte den lügenhaften Uebertreibungen der Linkspresse bewußt Vorschub, im übrigen treibe auch das Zentrum ungeniert Futterkrippenwirtschaft, man werde ihm gründlich auf die Finger sehen müssen, damit es nicht den preußisch- sozialistischen Einfluß auch auf die Reichspolitit übertrage. Hält man dazu, daß die treuz- Beitung" in gleichem Atem die Sozialdemokratie als Gegner des Staates, unserer Kultur und unserer Gesellschaftsordnung" bezeichnet, so hat man ein Bild von der Bosheitspolitif unter Roalitionsgenoffen.
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Das nationale Schwein.
Der Kuhhandel mit dem Reichslandbund.
Uns wird geschrieben: Die agrarische Agitation für das na tionale Schwein", d. h. für höhere Bölle auf die Fleischeinfuhr aus Polen , scheint auf das gegenwärtige Kabinett nicht ohne Einfluß geblieben zu sein. Am Freitag wurde nämlich im Preußischen Staatsrat die Anfrage des Grafen von Keyserlink erörtert, die ,, auf die Gefahren hinweist, die aus der vermehrten Einfuhr von Vieh und Bichprodukten der deutschen Landwirtschaft erwachsen". Dazu wurde bemerkt, daß die Reichsregierung bei der iederaufnahme der zurzeit ruhenden Handels. pertragsverhandlungen die Berücksichtigung der Interessen der heimischen Landwirtschaft ugefagt hat".
Der Handstreich auf Preußen mißlungen aber die Partei des Grafen Westarp hat noch einen zweiten Pfeil im Röcher. Der Hegartifel der Deutschen Tages, 3eitung" ist nicht von ungefähr erschienen, die Franzosen heße der deutschnationalen Bresse hat ihren guten Grund. In Bukunft, so erflärt die„ Kreuz- Zeitung ", werde die Deutsch nationale Partei ohne Rüdicht auf die Koalition die Hauptpunkte ihres Programms mehr als bisher in der Die Zusage der Reichsregierung bezieht sich natürlich auf Deffentlichkeit propagieren: der nationale Gebante die deutsch polnischen Handelsvertragsverhandmüffe aus dem Zustand der Stagnation herausgerissen wer- lungen. Somit ist zu erwarten, daß hier ganz unnötigerweise den. Auf welchem Wege? Bahn frei, Herr Stresemann! Das neue Schwierigkeiten gefchaffen werden. Blatt des Grafen Westarp verfündet:
( gemeint sind die Osterartikel des Außenministers Dr. Stresemann und " Es genügt nicht, wenn wir melancholische Artifel schreiben der Germania ". Anm. b. Red.) und entrüiftete Refolutionen faffen darüber, daß die Räumung des besetzten Gebietes immer noch nicht in Angriff genommen worden ist. Gerade aber bem Reichs. außenminister, der das ganze 3 el feiner Bofitit zunächst, mie er wiederholt versichert hat, auf Befreiung des Rheinlandes einge. ftellt hat, müßle daran liegen, daß ein Sturm der Entrüftung in ganz Deutschland zum Ausdrud fäme über die Urt, wie wir wieder von Frankreich übers Ohr gehauen worden sind. Aber merkwürdiger weise wird jebe Gefühlswallung gegen französisches unrecht von gewissen Kreisen nur innerpolitisch ausgemünzt. Man freidet uns gar zu gern solch berechtigtes Aufbegehren als ein Abweichen pon ben, Richtlinien" an, die in außenpolitischer Beziehung bei dem Eintritt in die jetzige Koalition vereinbart worden sind. Das ist natürlich eine ganz irrige Auffaffung und, wenn jetzt die Lintspresse immer wieder versucht, hier Gegenfäße innerhalb der Roalition zu schaffen, so ist das doch ein so durchsichtiges Manöver, daß weder der Reichsaußenminister noch die oft empfindliche Bolksparten darauf hereinfallen follien. Aehnlich liegen die Dinge mit dem Dawes- Plan .. Es wäre deshalb von der Deutsch nationalen Bolfspartei verdienstvoll, wenn sie von Partei wegen jeht eine Bewegung im Lande entflammte, die fich gleichzeitig gegen das Unrecht am Rhein und gegen die Dawes- Casten richtete. Nur so fann dem Reichsaußenminister der Boden bereitet werden für eine Politik der Befreiung, die doch für jeden, der an dieser Stelle ist, im Vordergrunde stehen muß, wobei besonders zu betonen wäre, daß nicht neue, andere Bindungen dem deutschen Bolk auferlegt werden dürfen wie sie zum Beispiel durch ein sogenanntes Ost- Locarno an scheinend noch immer geplant sind."
Ihr Kandidat?" Ich war starr: nach monatelanger Agitation, trotz Blakaten, Flugzetteln, Zeitungen- wußte dieser Intellektuelle nicht, wer Kandidat
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Am 14. Mai 1907 wählten wir endlich, diesmal auch ich schon, unterm gleichen Recht, freilich an Proporz und Frauenwahlrecht war noch gar nicht zu denken. Die gewaltigste Wahlrechtsdemonstration vom 28. November 1905 hatte ich noch in Wien mitgemacht mit Hilferding , Renner, Dito Bauer, Mar Adler, dem Afademifertrupp voranziehend nun war ich„ hauptamtlich" für die Bartei in Nordböhmen tätig. Es war ein fröhliches Jagen damals im fer- und Riefengebirge; flarer Kampf gegen die freialldeutsche" Unternehmerpartei K. H. Wolfs, Schonung der absterbenden Fort schrittler, deren Stimmen wir für die Stichwahlen uns nicht ver. scherzen durften. Und links von uns gab es nichts mehr. Das war ein Wahlfeldzug!
Am Abend des Wahltages- plöglich, ohne Einberufung, plöglich, ohne Einberufung, 1200 Menschen im größten Bersammlungslotal um uns herum, jubelnd, fragend, rufend: wir haben im Landbezirk sicher gesiegt, in den vier Städten wahrscheinlich günstige Stichwahl. Das war Repanche für 1901, wo wir da oben das 1897 mit Wilhelm Kiefe wetter an einen Nationalisten und, wie sich bald zeigen sollte, ein übles Subjekt verloren hatten.
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In einem Interview, das Staatssekretär Lewald Mitte Januar lich, daß von deutscher Seile die Einfuhr eines erheblichen Kon. 1927 einem Bertreter der Fleischerorganisation gab, betonte er näm tingents geschlachteter Schweine für Deutsch - Oberschlesien und die unbeschränkte Einfuhr polnischen Schweinefleisches für eine größere Bahl deutscher Fleischfabrifen( gemäß polnischen Wünschen. Ned. d. SPD .) zugestanden worden sei". Lewald unterstrich damals, daß die von Deutschland gemachten Konzeffionen hinsichtlich der leischeinfuhr gegen die Auffaffung sprächen, daß agrarische Einflüffe die Bewegungsfreiheit der beutschen Bevollmächtigten beein trächtigen". Das schien Mitte Januar noch der Fall gewesen zu fein. Am 20. Januar hat dann der Reichslandbund eine Eingabe an die Reichsregierung gerichtet, in der er sich gegen die von Bewald erwähnten Konzeffionen wandte. Grundfäßlich forderte der Land bund, daß feine Rongeffionen bei Wiederaufnahme der Berhand. lungen bewilligt werden dürfen und der Zoll für Edweine und Schweinefleisch so festzusetzen sei, daß sie feinesfalls unter den Sägen des deutsch - schwedischen Vertrages liegen".
Die Sätze im deutsch - schwedischen Vertrag machen für Schweine 16 M. und für Schweinefleisch 21 m. aus. Gelingt es den Agrariern, fie für den deutsch - polnischen Berkehr festzulegen, so bedeutet das eine maßlofe Berteuerung der Lebenshaltung des deutschen Volkes. Nach der Verlautbarung im Breußischen Staatsrat scheint die gegen. wärtige Regierung zugunsten der Agrarier zu einer meiteren Belastung der Lebenshaltung des deutschen Boltes bereit zu sein.
Der russische Kantongeneral Galens , der in den Reutermeldungen des angeblichen Inhalts in der Befinger Sowjetbotschaft gefundener Dokumente genannt wird, ist in Tschita , der Hauptstadt Ostfibiriens, eingetroffen, also in Sicherheit.
tatsächlich geeignet sind, die Folgen der Zuckerfrankheit zu bes tämpfen. Das Geheimnis des Buderleidens scheint auch durch diese Erfindung seiner Aufklärung nähergekommen zu sein.
Aus dem dunkelften Amerika . Polizei um das moralische Niveau des amerikanischen Theaterspiel. Die Sorge der New Yorker plans gibt den Behörden in dem als besonders bigott bekannten Boston feine Ruhe. Vor einigen Tagen wurde in Boston plöglich der Berkauf von neun Büchern polizeilich verboten. Eines von den beschlagnahmten Büchern wird seit drei Jahren öffentlich verkauft, englischen Lyrikers Edward Thomas , ein ganz harmlofes Werf, ein anderes war eine Gedichtsammlung des im Kriege gefallenen Sämtliche beschlagnahmten Bücher lagen jahrelang im Schaufenster der Buchhandlungen und hatten gar teine Verbreitung gefunden. Jezt aber ist das Interesse des Bublikums plöglich erwacht. Mert würdigerweise fann man jedes Buch, auch wenn es verboten ist, bei dem Berleger durch die Bost bestellen. Besonders angenehm war das Berbot für einen gewissen Bercy Marts , der das verbotene Buch„ The Plastic Age" verfaßt hat. Er hatte, so erflärte wollen; er besaß aber nicht das nötige Geld. In wenigen Tagen er einem Journalisten, schon längst einmal nach Europa fahren fauft, daß er sich jest eine schöne Reise nach Europa leisten fann. wurden nun soviel Exemplare feines Buches unter der Hand ver Merkwürdigerweise hat der befannte Herausgeber des American Mercury", H. L. Menden , in einem Interview die Bostoner Polizei in Schuh genommen. Man darf nicht vergessen, daß seine Zeit. schrift in Boston vor einem Jahr verboten war. Es gelang aber Menden , durch einen Prozeß die Aufhebung des Berbots durchzu sehen. Seitdem ist er sehr bostonfreundlich gestimmt. In Boston , erklärte Menden in seinem Interview, fann man am besten Bücher schlüpfrigen Inhalts absetzen.
spielhaus zu Hannover brachte im Rahmen eines altnieder. Aufführung allniedersächsischer Dramen. Das Städtische Schau gingen der Sündenfall und Umkehr der Klausnerin Maria" und fächsischen Abends drei klassische Werke zur Uraufführung. Zuerst Dulzitius, der lüftern' Landpfleger" der Roswitha von Ganders. dem ruhmredigen Soldaten" von Herzog Heinrich Julius, die sämt lich mit großem Beifall aufgenommen wurden. Alle brei Werte Münchener Staatstheater gegeben. wurden in der Bearbeitung von Dr. Ernst Leopold Stahl vom
Pillen gegen Zuderkrankheit. Der deutschen Wiffenfchaff ist allem Anscheine nach wieder ein großer Fortschritt zum Segen der franten Menschheit zu verdanken. Als vor wenigen Jahren fest gestellt wurde, daß ein Mangel des Sefrets der Inseln in der Bauchpeicheldrüse die Buderkrankheit verursache und auf Grund diefer geschaffen wurde, schien einer der gefährlichsten Feinde der mensch Feststellungen das Insulin zur Bekämpfung dieses schweren Leidens lichen Gesundheit überwunden. Durch Einspritzungen von Infulin fonnten die Kranken zuckerfrei gemacht werden. Dieses Mittel besheim in Szene, sodann die Komödie von Benzentius Ladislaus, währte sich in den meisten Fällen ausgezeichnet, hatte allerdings u. a. auch den großen Nachteil, daß die Einspritzungen unausgelegt erfolgen mußten. Auf diese Weise wurde es zu einer schweren Be läftigung der Kranten. Nun hat Brof. v. Noorden in Frank furt a. M. mit einem neuen Mittel, dem Horment des die Leistungen des Insulin offenbar bei weitem burch die Art über. Dr. Meißner, in vielen Fällen bei Zuckerfrankheit Erfolge erzielt, die hier nämlich nicht um Einspritzungen, sondern um Billen, die der treffen, wie das Mittel verabfolgt werden fann. Es handelt sich Buckertranfe einnimmt und durch die die schädlichen Folgen diefes Leidens behoben werden. Man hat, um die Wirkungen dieses neuen Mittels zu erforschen, vorher Tierversuche unternommen, und zwar Bersuche sehr radikaler Art. Den Ratten wurde nämlich die Bauch. speicheldrüse entfernt, wodurch sie die Fähigkeit verloren, das Insulin für die Berarbeitung des Zuckers zu produzieren. Dadurch wurden sich auch sofort die Erscheinungen ein, die mit diesem Leiden ver bie Tiere fünftlich in schwerster Weise zuckerkrant gemacht. Es stellten bunden sind. Nach Verabreichung der Billen verschwand aber der Buckergehalt des Blutes, so daß daraus hervorging, daß die Billen
nanzministers mit den Mitgliedern des Ausschusses für den Bau Der Scheldetunnet. In einer Besprechung bes belgischen Fi Borentwurf des Statuts einer interfommunalen Gesellschaft erzielt, eines Tunnels unter der Schelde wurde eine Einigung über den beren Aufgabe in der Erschließung des Geländes auf dem linken Scheldeufer und dem Bau eines Tunnels vor Antwerpen bestehen würde. Die Kosten werden auf 250-300 Millionen Franken ver. anschlagt.
Der
Der Juliusturm, die als Aufbewahrungsort des Reichstriegsichages be. fannte alle Sitabelle pan Spandau , das alte Babrzeichen der Feitung, das bleibt aber die Bitadelle bestehen und wird in ihrem ursprünglichen Bu weit über die Havelniederung hinwegragt, soll erhalten werden. Juliusturm sollte einer neuen Schleusenanlage zum Opfer fallen, Jest ftande wiederhergestellt.( Bell)