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Gsterbettel für Wilhelm. Tc�tschnationaleRepublikaner " sammeln für ihren Kaiser. DerBerliner Bolkszeihing" ist in der Lage, das nach- folgende Schreiben dem Dunkel seines Daseins zu entleihen: Vereinigte Berlin SW.61. 13. April 19Z7. Vaterländische Verbände Deutschlands . Bezirk VI, Berlin . Bezirksleiter: Zeitungsoerleger Paul Ritter Berlin SW 61, Lichterfelder Straße 21 24 Privat! Fernspr.: Lützow 9903, Kurfürst 6994 Hasenheide 40S7 und 4058_ An den Herrn (Nach 5 Uhr abends nur Lützow 9903) Inhaber der Firma... Geschäftsstelle: Berlin SW 61, Lichterfelder Str. 2124. Sehr geehrter Herr'. Wie im Dorjahre, fahre ich auch in diesem Jahre aus Einladung Seiner Majestät Kaiser Wilhelms II. zu Ostern nach Doorn und überbringe Glückwunschadressen der Dereinigten Vaterländischen Verbände, der Offiziersorganisationen und des Landesverbandes Berlin der Deulschnaklonalen Dolksparlei. sowie der Bismarck- Jugend, deren Gauführer ich gleichfalls bin. Da im Vorjahre einige auswärtige Firmen Seiner Majestät dem Kaiser einige Liebesgaben übermittelten, die den Kaiser hoch erfreuten, so kam mir der Gedanke, in diesem Jahre den Berliner Firmen die Bitte vorzutragen, den Kaiser durch eine Ostergabe zu erfreuen. Sie werden es verstehen, daß den Kaiser in seinem hollän- dischen Eril alle sichtbaren Zeichen alter deutscher Treue und An- Hängiichkeit hoch erfreuen, und ihn besonders Zeichen aus der Rest- denz- und Hauptstadt Berlin glücklich machen und ihn über die Bitternis seines Daseins hinweghelfen. Vielleicht haben Sie die Güte, mir mitzuteilen, ob ich auf eine Erfüllung meiner Bitte rechnen darf, in welchem Falle ich gern bereit sein würde, die von Ihnen freundlich gestellte Liebesgabe gegen Legitimation durch einen Boten abholen zu lassen. Ich stelle auch ergebenst anHeim, die Liebesgabe an meine Adresse zu über- Mitteln. Ueber meine Legitimation kann Ihnen sederzeit die Bundes- leitung des Deutschen Offiziersbundes(Herr Major Coccius), Berlin W. 9, Potsdamer Straße 22b, der Vorsitzende des Landesverband'! Berlin der Deutsch nationalen Volks- partei(Herr Oberrcgierungsrat Laverrenz, Mitglied des Reichs- icrgs), Berlin W.. Lützowstraße 89/90, und auch die Vereinigten Vaterländischen Verbände(Herr Oberstleutnant Witte), Berlin W.. Marnn-Luther-Straße 97. Auskunft geben. Die Liebesgabe Ihrer Firma würde auf den Oftengabentifch des Kaisers kommen, und ich bin gern bereit, in meiner Druckerei kostenlos ein« Karte mit einer Widmung oder Adresse Ihrer Finna auf Karton drucken zu lasten, damit Seine Majestät der Kaiser erfährt, von wem die Gabe kommt. Eine Bc- nätigung des richtigen Eingangs der Liebesgabe würden Sie von dem Hosmarschallamt in Doorn erhalten. Selbstverständlich wird die Angelegenheit von meiner Seite aus und von dxn beteiligten Stellen ganz diskret behandelt, da man selbstverständlich aus die bestehenden verhältniste Rücksicht nehmen musst Ich brauche wohl nicht besonders zu betonen, daß ich von niemandem veranlaßt worden bin. Ihnen diese außergewöhnliche. aber immerhin dock) nicht unbescheidene Bitte vorzutragen, und bitte ich auch, in ablehnendem Falle davon überzeugt zu sein, daß ich nur aus reiner Sympathie. Treue und Anhäna- lichkeit zu dem Kaiser veranlaßt worden bin, Ihnen diese Bitte vorzutragen. Da ich die Fahrt nach Doorn am Freitagabend antrete, so müßte die Liebesgabe Ihr« Firma bis Freitag nachmittag ist meinem Besitz sein.?:».>».. j Ich zeichne hochachtungsvoll und ergebenst Paul Ritter. Zeitungsverleger. Die Rechtspresse hat sich dieser Tag« lebhaft und Pflicht- ixnvußt darüberentrüstet�, daß der bcrnokra tische Abgeordnete Erkelenz bei einer Reichsbannerkundgebung in Hamburg von den Leuten gesprochen habe, die einen Mittelalter- lichen Eid auf die Republik ablegen: Rechte Hand nach oben, linke nach unten! Die Deutschnationalc Partei ist jetzt Regierun gs- partei. Ihre Minister haben den Eid auf die repub- lika nische Verfassung abgelegt. Die Fraktion hat diesen Eid durch ihr Vertrauensvotum gebilligt und die RIcht- link« des Herrn Marx dazu. Privat" aber treiben sie ihre Propaganda für die Monarchie und sogar für Wilhelm von Doorn unbekümmert weiter, sammeln sogar für ihn mit gratis gedruckten Karten. Ihr seid mr ja scheene Rebubliganer!" würde der Eeemg" sagen, wenn er davon hört. Aber warum bei solcher zweigespaltenen Parteiseele die deutschnationale Eni- rüstung über denmittelalterlichen Eid"? Regierungsstellen zum§all tzimmelsbach. Merkwürdige Zumutungen staatlicher Lrganc. Zu den Vorwürfen, die im Zusammenhang mit der auch in unserem gestrigen.MorIenblaU behandelten Affäre Himmelsbach gegen verschiedene Regierungsstellen des Reiches und der drei Länder Hestcn. Bayern und Preußen erhoben worden sind, haben sich nun auch einig« der betrosfenen Regierungsstellen geäußert. Allerdings schweigen sich die Regierungen Hessens und Bayerns vorläufig noch ganz aus. was um so merkwürdiger ist. als bisher diese beiden Länder gemeinsam mit Preußen in allen Punkten der Himmels- bach-Affäre vorgegangen sind. Man schickt also diesmal Preußen vor. besten Landwirtschastsministerium verhältnismäßig a m wenigsten an den Boykottmaßnahmen gegen Himmelsbach be- teiligt war. Preußen leugnet diese im übrigen wenigstens für gewisse Bezirke und gewisse Zeitabschnitte nicht. Noch leichter als Preußen, das den Boykott für 1924 als all- gemeine Mahnohme hinzustellen sucht, während es die weiteren Maß- nahmen mit den Beamtenbeleidigungen begründet, macht es sich bei der Abwehr der Vorwürfe die Reichsregierung, die zunächst einmal nur feststellt, daß das Reich seine vertragsmäßige Pflicht erfüllt und nach dem Londoner Abkommen auf die Aushebung aller Maßnahmen hingewirkt habe, durch die früher der Zusammenarbeit mit dem Feind verdächtige Personen und Firmen des besetzten Gebietes betroffen wurden. Stillegung der Himmelsbach-Betriebe. München , 26. April. (Eig. Drohtbericht.) In einer informoto- nschen Besprechung, zu der die Firma Gebrüder Himmelsbach am Dienstag die bayerische Press« gebeten hatte, wurde mitgeteilt, daß die mit der Geschäftsaufstcht über die Firma betraute Person- lichkeit die Stillegung sämtlicher Betriebe der Firma angeordner hat. Von dieser Stillegung werden in Bayern rund 160 Beamte und 2000 Arbeiter betroffen. Mftuf zu Genossen! Unsschcrheit, wirtfchaflliche Zerrüttung und zahlreiche Friedensbedrohungen bringen dem internationalen Proletariat am Vorabend des Mactages 1927 fein« Pflicht in Erinnerung, mit seiner ganzen Energie seine Wachsamkeit und Tatkraft kundzutun. Denn der Arbeiterklasse kommt es zu, die Gefahren zu beseitigen, die die Menschheit bedrohen, und den Leiden entgegenzuwirken, die auf den Werktätigen losten. Ihr« Untätigkeit und ihr Still- schweigen würden als Schwäche, als eine Anerkennung des Ueber- gewichtes der die Arbeiterschaft bekämpfenden feindlichen Mächte gedeutet werden. Und das darf nicht fein! Der 1. Mai 1927 muß Zeugnis davon ablegen, daß dte Arbeiter aller Länder einig und entschlossen sind, gegenüber ihren Feinden eine Front zu bilden, und die die Welt bedrohenden Gefahren zu beseitigen. In wirtschaftlicher Hinsicht war das abgelaufene Jahr ein höchst unerfreuliches. In den meisten Ländern ist die Wirtschaftslage eine schlechte, ja vielerorts verschärft sie sich zu- sehend?. Die Zl r b e i t s l o s i g k e i t fordert weiter ihre Opfer und treibt Hunderttausende von Familien ins Ekend. Sie dient gleich- zeltig dem Unternehmertum als Vorwavd zu neuen Angriffen auf die Lebenshaltung und die Arbeitsbedingungen. Besonders richte» sich die Zlngriffe gegen die Durchführung des Achtstundentages und den Ausbau der Sozialgesetzgebung. Vieles was die Arbeiter- schaft bereits als festen Besitz betrachtete, ist ihr wieder entrissen worden oder soll ihr noch entrissen werden. Gegen diese reaktio- nären Bestrebungen muß sich die Arbeiterklasse mit allen Mitteln wehren. Die Arbeiterschaft verlangt die restlose Anerkennung des Acht- stundentnges und den Ausbau der Sozialgesetzgebung, wobei vor allem auf den Schutz der Schwachen, der Frauen und Jugendlichen hinzuwirken ist. Auf politischem Gebiete ist leider nur zu deutlich, daß die Reaktion weiter« Fortschritte gemacht hat, wobei sie notwendig ihre Angriffe gegen die Arbeiterorganisationen, als den natürlichsten Kräften der Freiheit und des Fortschrittes, richtet. Diese Zerrüttung und dieser Rückschritt finden auch ihren Aus- druck in den Bezishungen der Völker zueinander. Die Diktatur bedeutet«ine ständige Kriegsgefahr, gleichviel in welcher Form sie auftritt, welche Farbe sie trägt. Der Faschismus mit seiner schwarzen, der Bolschewismus mit seiner roten Armee treffen sich mit den Mächten des kapitalistischen Imperialismus, um wieder einmal die Völker gegeneinander zu treiben. Die Sache der Befreiung aller lverkläligen und der Frieden sind unauflöslich miteinander verknüpft. Diese Auffassung hat die Arbeiterklasse von je vertreten. Di« Ereignisse, die sich heute in Europa , im Fernen Osten und bis nach Amerika hinüber abspielen, müssen ihr nicht nur ein deutlicher und gültiger Beweis für die Richtigkeit chrer Auffassung sein: sie mahnen sie auch mit aller Entschiedenheit daran, ihr« Anstrengungen mit vermehrten Kräften fortzusetzen. Die Arbeiterklasse kann nur aus ihre eigenen Kräfte bauen, nur von ihr« eigenen Kraft können die Arbeiter ihr Heil erwarten! Von welchen anderen Mächten könnte sonst die Rettung kommen? Sicherlich nicht von der Bourgeoisie! Deren Ohnmacht zeigt sich nicht zum wenigsten angesichts der gegenwärtigen Ereignisse, die sie überall, sei es im Balkan , in China oder Zentral- a m e r i k a. dazu benützt, die Entwicklung zu geordneten politischen Geheimverhanülung über Sie putschbünüe. Reichswehr und rechtsradikale Verbände. Neue Anklagedokuinente. E. K. Leipzig , 26. April. (Eigener Drahtbericht.) Bon 9 bis 7 Uhr abends hat heute der Staatsgerichtshof unter strengstem Aus- schluß der Oessentlichkeit getagt. Wir wissen nur, daß, wie vorher angegeben wurde, im wesentlichen über den Fall(El a ß und über die Beziehungen zwischen Reichswehr und rechts- radikaler Organisation verhandelt worden ist. Daß namentlich der zweite Teil der Verhandlungen unter Ausschluß der Oesfentlich- kcit geführt wurde, kann als Zeichen' dafür gedeutet werden, daß diese Beziehungen kalsächlich und in sehr weitgehendem Umfange bestanden haben. Dies jedenfalls wird und muß die gesamte Oessentlichkeit schlußfolgern. Ob es sehr beruhigend wirken wird, daß man noch immer den Schleier des Geheimnisses über diese Beziehungen aus- breitet, das freilich steht auf einem anderen Blatte. Der nichtöffentlichen Sitzung schloß sich eine nur noch sehr kurze öffentliche Sitzung an. Es wurde beschlossen, den Zeugen Referendar Friedrich nicht zu vereidigen, weil er ver- dächtig ist, an dem Komplex, der zur Auslösung der Organisation Wiking geführt hat, persönlich beteiligt zu sein. Friedrich hat. wie er vor seiner Vereidigung aus eine Frage Niedners aussagte. 1923 der O. C. angehört, den Wiking mitbegründet und ihm bis zur Auflösung als Mitglied angehört. Dagegen beschließt das Gexicht, Herrn Vietinghof- Scheel zu vereidigen. Am Schluß der Sitzung kündigt Mini. sterialrat S ch ö n n e r noch die Verlesung weiterer Urkunden aus Schmalkalden an, die bei der Vernehmung des Zeugen Schmidt(Thüringer Wiking), die morgen erfolgen soll, mit verwertet werden sollen. Die Urkunden werden erst morgen öffentlich verlesen werden. Der Zeuge Schmidt hatte in der gestrigen Sitzung dem Rechts- anwalt Bloch zu einem billigen Erfolg verholfen. Bei der Be- nennung dieses Zeugen Hatto Ministerialrat Schönner darauf hin- gewiesen, daß gegen Schmidt wegen der Schmalkaldener Vorgänge ein Strafverfahren eingeleitet worden sei. Hierauf hat Rechtsanwalt Bloch lachend gerufen:und bereits wieder eingestellt!" was den im Zuhörerraum anwesenden Haken- kreuzjünglingen Anlaß zu schallendem Gelächter gewesen sei, das der Vorsitzende nicht zu rügen Anlaß fand. Wie wir erfahren, ist das Strafversahren gegen Schmidt keineswegs eingestellt und nimmt seinen Fortgang. In der heutigen Geheimsttzung ist noch, was durch den Zeugen- aufruf ersichtlich wurde, Hauptmann Wackerzapp vernommen worden, von dem berests bekannt ist, daß er 50 Infanterie- g e w c h r e unter Mitgliedern der Organisation Olympia verteilt Halle. Außer dem für morgen erwarteten Zeugen Schmidt (Thüringen ) dürften weitere Zeugen kaum noch vernommen werden. m 1. Mai. und wirtschafllichen Verhältnissen zu hemmen, von der letzten Endes das Los der ganzen Welt abhängt. Ueberall ist sie dabei, der An- Näherung der Völker Hindernisse in den Weg zu legen und die Förderung des wirtschaftlichen Nationalismus zu oerlangen der die durch den politischen Nationalismus gejchafsonen Gegensätze und Konflikt« noch oerschärst. Diesen Gefahren muß die Arbeiterklasse ihren Internationalismus entgegenstellen: denselben Jnternationalis- mus, dessen Verwirklichung der Feier des 1. Mai zugrunde liegt und der gerade an diesem Tag seine machtvollste Bestätigung finden soll. Mit diesem Internationalismus, dieser Verteidigung der oll- gemeinen Interessen der Menschheit, die das internationale Prole- tariat der Selbstsucht und dem entzweienden und gehässigen Nationalismus entgegenstellt, wird es den in der Welt bereits eroberten Anteil immer mehr erweitern und sich als jene Macht er- weisen, die die Gesellschaft einer Neugestaltung und besseren Zukunft entgegenführt. In allen Gefahren und Wirrnissen der Gegenwart werden die Arbeiter nicht vergessen, was sie durch ihre eigenen Bemühungen und kraft der vom Internationalen Gewerkschaftsbund feit dem Kriege unablässig geführten Aktion erreicht haben. Diese unausgesetzten Bemühungen beginnen Früchte zu tragen. Der 1. Mai 1927 wird gleichsam zum Auftcckl für die Internationale Wirischaflskonferenz, die vier Tage später in Genf zusammentreten wird und die die Verwirklichung einer Forderung der Arbeiter ist. Zum ersten Male in der Geschichte der Welt wird das materielle Leben der Nationen Gegenstand einer internationalen Prüfung sein. Zum ersten Male wird das anarchische System der Produktion und der Verteilung der nationalen Reichtümer, das noch immer die Grundlage der Wirtschaft bildet, unter der direkten Mitwirkung von Arbeitervertretern einer Kritik unterzogen werden. Wenn der IGB. auch nicht die Ergebnisse dieser Konferenz vorauszusehen vermag, so darf er gleichwohl behaupten, daß sie zum großen Teil von den Arbeitern oller Länder abhängen werden. Wohl kann der IGB. an diese Veranstaltung nicht das Versprechen knüpfe», daß sie bestimmt zu einer Verbesserung des Loses der Arbeiter führen wird. Er darf jedoch feststellen, daß die Abhaltung der internationalen Wirtschaftskonferenz eine Bestätigung dasür ist, daß sich die Arbeiterideen durchzusetzen beginnen. An den arbeitenden Klassen wird es liegen, an diesem ersten Erfolg weiter zu bauen und sich dessen bewußt zu sein, baß Ihre Bestrebungen, wenn sie es wollen, zum Ziele führen können. Allen Widerständen und Angriffen der Privilegierten zum Trotz bleibt der Achtstundentag aufrecht, macht der Ab- rüstungsgedanke mit jedem Tage Fortschritte, geht der Wiederaufbau der Welt seiner Verwirklichung entgegen. Alles dies sind Resultate der Bemühungen und Interventionen des Internationalen Gewerkschaftsbundes . Diese Ergebnisse sind gewiß nicht vollkommen, und sie werden so bleiben bis zum Tage der endgültigen Befreiung der Menschen und Völker. Aber sie zeigen, was die Arbeiter vermögen und ermutigen die arbeitenden Massen, ihre Aktion fortzuführen. Der Znkernationale Gewerkschafksbund ruft die Arbeiter aller Länder auf. am 1. Mai zu demonstrieren: für die Ausrechlerhaltung des Friedens; für den Achtstundentag: für den Ausbau der Sozialgefetzgebung; für uneingeschränkte Koalitionsfreiheit; für die Freiheit aller Völker! Internationaler Gewerkjchastsbunö. Man rechnet damit, daß am morgigen Tage die Plädoyers be- ginnen und wahrscheinlich auch zu End« geführt werden. Ob die Urteilsverkündung auch bereits morgen ersolgt, steht noch dahin. Zu der Meldung eines Berliner Blattes, daß Ehrhardt den preußischen Vertretern einen Vergleich angeboten habe, erfahren wir, daß die preußische Vertretung mit Herrn Ehrhardt während des Verlaufes des Prozesses überhaupt nicht verhandelt hat. Gefängnis für völkische Hetzer. Wegen Verherrlichung des Rathenau -Mordes. München , 26. April. (Eigener Drahtbericht.) Vor dem Mün- chener Schwurgericht hatten sich am Dienstag der frühere Schrift- leiter der völkischen Wochenschrift..A r m i n i u s". Hauptmann a. D. Wilhelm Weiß , jetzt verantwortlicher Redakteur am Hiller-Blatt, sowie die Schriftsteller Binz und M a l z e r, letzterer verant­wortlicher Herausgeber der HalbmonatsschriftDer Front- k r i e g e r", wegen Vergehens gegen das Republikschutzgescß zu ver- antworten. Dieses Vergehen wird erblickt in einer Billigung und Verherrlichung des Rathenau -Mordes und einer Bc- schimpsnng der Weimarer Verfassung durch einen Artikel, der i» beiden Zeitschriften erschienen ist und der aus der Feder des?ln- geklagten Binz stammte. Vor seiner Vernehmung erklärte Bin-.. er lehne es ab, sich zu verteidigen, weil er das Gesetz zum Schutze der Republik nicht anerkenne. . Der Staatsanwalt beantragte gegen Binz eine Gesängnisltraie von fünf Monaten, gegen Malzer von drei Monaten und gegen Weiß von vier Monaten. Das Gericht verurteilte den Zlngcklagten Binz als den Verfasser des Zlrtikcls zu einer Gcsängnisstrase von drei Monaten 15 Tagen, die beiden anderen Angeklagten zu je drei Monaten Gefängnis nebst den üblichen Nebenstrasen. Von der weiteren Anklage wegen Verächtlichmachung der Weimarer Verfassung wurden die Beschuldigten Binz und Weiß f r c i g e- sprachen. Schieössprucb im Ruhrgebiet . Neunstundentag im Ucbcrtageban. Geringe Lohnaufbesserung. Esten. 26. April. (WTB.) Zu den Lohnverhandlungen im Ruhrbergbau am Dienstag abend ist von der Schlichtiingstammer ein Schiedsspruch gefällt worden, der eine Erhöhung der S ch i ch t l ö h n e' unter Tage um 6 Proz., über Tage mit 4 Proz. mit Wirkung vom 1. Mai vorsieht. Ferner ich gleichfalls mit Wirkung ab 1. Mai zur Abgeltung der Ueberarbeit im Sinne des Arbeits- zeitnoigesetzes für die nennte Arbeitsstunde in den Ueber- tagsbetrieben em 15prozentiger Zuschlag vorgesehen. Für die i m Mehrarbeitsabkommen vom 18. März genannten Betriebe mit überwiegender Arbeitsbercitsschaft beträgt dieser Zuschlag 10 Proz. Außerdem sind noch gewisse Aenderungen der Lohnordnung in einzelnen Uebortagsgruppen erfolgt. Die neue Lohnordnung ist für ein Jahr unkündbar festgelegt. Die Parteien haben sich bis Mittwoch mittag zu diesem Schiedsspruch zu erklären.