Mittwoch 27. �pril m?
Unterhaltung unö �Vilsen
Seilage Ses vorwärts
öriefe in öie Heimat. Don Jens Lornsen. Drange Elürten war gestorben, er war der wüstete und roheste unter den Wanderarbeitern gewesen, die oben die dänischen Dünen festmachten, und hatte wenig Freundschaft gehabt. Nur Hans Witte hatte Mitleid genug, in seiner bösen Stunde bei ihm zu bleiben. Die Leute waren draußen am Werk. Der am Lager des Toten hörte mitunter durch die Holzwände der Schuppen das Dröhnen der Ichweren Reisigwagen, die vollgeladen über die Schienen nach draußen rollten. Der Doktor kam mit dem Ausseher vorbei. Er hob einmal kurz die Hand des Verstorbenen, legte das Ohr an sein Herz und nickte seinem Begleiter zu, das bedeutete, daß er den Totenschein vorbereiten sollte. Dann wandte er sich in gebrochenem Deutsch an Witte.„Sie kannten ihn ja, können wohl auch nach Hause schreiben— wenn er noch jemand zu Hause hat." Es klang ein wenig verächtlich, dieses„Sie kannten ihn ja!* Witt« wußte, warum es so klang. Er hatte sich oft gewundert, warum er eigentlich so unabirrbar zu dem alten Trinker gehalten hatte, er selbst war immer als nüchterner fleißiger Arbeiter gezählt. Bielleicht war es gekommen, weil der Alte ihn einmal aus der Erde gezogen hatte, damals, als der Kippwagen mit ihm umgestürzt war und die Flut darüber weggehen wollte. Oder war es wegen der Briefe, die Drange Stürken bekam und um die Hans Witte ihn wie ein Junge beneidete, jener Briefe, die so sein und zierlich in den milden Flutkompf der Arbeiter hineinfielen wie aus einer anderen Welt. Hans Witte hatte denn auch immer an Stürkens Tochter die Antwort schreiben müssen, der Alle mit seinen zitterigen Fingern konnte keinen Satz zu Ende bringen. Witte hatte sich auch gewöhnt, jeden Sonntag den Brief entgegenzunehmen und die Antwort aufzu. setzen. Drange Stürken war ja Sonntags in der Schenke, Drange Stürken verstand auch wenig von dem, was in dem Briefe stand, er grinste, wenn Hans Witte es ihm vorlos, er meinte wohl, es würde eine lustige Geschichte. Mitunter drohte er auch und oerwünschte den Lehrer und seine Frau, bei dem sie sein Kind untergebracht hatten. Immer aber blieb eine fremde Scheu vor seinem eigenen Blut im Gesicht des Allen. Der junge Arbeiter hob die Hand des Toten auf und legte sie auf die gewürfelte Decke. Er hatte das Gefühl, daß der Aufseher von ihm verlangte, er müsse jetzt wieder an die Arbeit gehen, es war freundlich genug, daß man ihn dagelassen hatte, um Stürken beizustehen. Oder was hatte der Ausseher doch gesagt. Schreiben sollte er, daß der Alte gestorben war. Er erhob sich seufzend, ging an das Spind und kramte nach Schreibpapier und Tinte. Er fühlte sich recht einsam bei dem Gedanken, daß er nun bald keinen Brief mehr bekäme, daß er selbst nicht mehr schreiben würde. Kaum konnte er sich vorstellen, daß jener wunderliche Reiz, der in den Worten der llngekannten lag, jene Freude, die er in sein« eigene ungefüge Hand. schrift zu legen oersuchte, nun ganz und gar aushören würde. Hans Witte wußte wohl, warum er mit Stürken zusammen- oelMen hatte. Furcht vor einer großen Einsamkeit überkam ihn, er hätte heulen mögen, ohne zu sagen, warum. Als der Aufseher wieder durch die Baracke kam, lag der drille Schreibbogen zerrissen auf dem Fußboden. „Ist wohl nicht leicht,* sagte der Mann gereizt,„kannst ja auch Sonntag schreiben!* Das hieß:„Ran an die Arbeit!* Witte nickte, die Ermunterung tot ihm wohl. Er suchte Hut und Spitzhacke und stapfte mll schweren Schuhen aus der Tür. Am Sonntag war wieder ein Brief der Tochter da, er wurde wie immer an Witt« übergeben, man war es so gewohnt. Aber als er antworten und dem Mädchen Drang« Stürkens Tod mitteilen wollte, vermochte er es nicht. Er verschob es, er schrieb, wie er immer geschrieben kMe, als sei es ein Brief des Daters, schrieb, wie gut es sei, daß sie bei dem Lehrer war, daß die Arbell in den Dünen weiterkäme und dann noch so einiges, von dem Drange Stürken nie etwas gewußt hatte. Es war, wie gut die Welt doch beschasfen sei, auch wenn man einmal Not litt. Und noch ein Satz von der Fröhlichkeit, die man nicht verlieren soll. Witte halle ein recht böses Gewissen, als er den Brief einsteckte. Aber er konnte nicht anders. Es schien ihm genug, daß Stürken tot war, was sollte er jene fremde Briesschreibende heute schon damit quälen? Die Verwaltung ließ alles über Wttt« laufen, um die persön- lichen Sachen dieser Wanderarbeiter kümmerte sie sich wenig. Briefe an Drange Stürken kamen wie einst. Sie gingen an Hans Wille und der antwortete jeden Sonntag. Ihm schien, er hätte das Jahr wohl kaum überstanden, hätte er nicht die große Freude am Sonntag und an jeder Stund« gehabt, wo er alles, was er sich beim Werk draußen überlegt hatte, väterlich auf den weißen Bogen schrieb. Von Möwen stand darin, wie reif das Korn schon würde und wie schön es sei, jemand, den man gern hatte, bei guten Leuten zu wissen. Dann kam ein böser Tag. Das Mädchen schrieb, daß sie neuen Dienst finden müsse, dem Lehrer ginge es schlecht, er könnte für seine Frau keine Hilf« mehr halten. Sie schrieb auch, daß der Lehrer ihr das Papier besorgt hälle, erst einmal zu ihrem Dater zu fahren, wie sie sich es wünsche. Es waren nagende Stunden, die für Hans Witte folgten. Wieder und wieder nahm er sich vor, jetzt endlich zu schreiben und die Wahr- heit zu sagen. Er rechnete sich sogar aus, wann der Brief da sein müsse. Einmal schien es ihm am besten, dem Lehrer zu schreiben, einmal fragte er auch in der Küche, ob sie wohl Platz hätten oder er machte verzweiseli« Pläne, wie er die Briefe, die ihm wie eine Sonntagsandacht geworden wären, noch ein- oder zweimal fort- setzen könnte.„ Dann, mitten in der Woche, kam eine Kart«, mit der Hans WittiT bedrückten Gesichts zum Aufseher ging und sich gleich einige Freistunden ausbat. Er müsse zum Bahnhof, sagte er. Mehr war nicht aus ihm herauszubringen. Die kleine Hallestelle, mitten in dem gelben ernsten Korn, lag heiß und staubig Zwischen den zwei Wegen, die von ihr zur See und zur Geest abbogen. Einige Bauern standen und warteten auf den Aua Hans Will« saß»uf der Bank in dem kleinen Wartehaus, die Ellbogen auf den Knien, und spielte mit der Mütze. Er kam sich vor wie der schlechteste Kerl der ganzen Seeküste, wußte nicht, wie die Geschichte ausgehen würde und freute sich doch verzagt, so wie man sich bei einem bösen Gewissen freuen kann, die zu sehen. an die er oll die Wochen sein Herz ausgeschüttet hatte. E» war zum lsslück so. daß nur eine einzige ausstieg. Er wußte gleich, daß sie es sein mußt«, ging auf das Mädchen zu und stotterte etwas, daß er sie abholen solle. Sie war flinker als er dachte. er brauchte nicht viel um Wort« bange zu sein. Sie halle auch ein gutes Gesicht und war stärker, als er sich vorgestellt hatte. Aber in allem, was sie sagte, war etwas Bedrücktes, gar nicht so fröhlich, wie es mitunter aus ihren Briefen geklungen hott«.
Einmal, auf halbem Wege, blieb sie stehen, musterte den Ab- holenden und hatte eine Frage auf der Zunge. Es kam nichr das Richtige heraus, das merkte Wllte. Sie fragte nur, warum der Vater nicht selbst gekommen sei. Ob er auch gut und nüchtern sei, kam es stotternd hinterdrein. Witte antwortete nicht, er merkte, jetzt kam das, vor dem er sich fürchtete. Er starrte hilfesuchend in den weißen staubigen Sandweg und versuchte die Räderspuren zu zählen. „Wer hat die Briefe geschrieben?* fragte das Mädchen plötzlich und nach einer halben Weile Schweigens wieder ängstlich:„Warum kam mein Vater nicht?*
Florian Geper' unö �veutfihe Zeitung"
Wenn Ilorian Geper heute lebte, müßte er mit Ser Zeuerzanße operieren!
Der jung« Arbeiter blieb stehen.„Die Briefe habe ich ge. schrieben. Da ist noch eine böse Sache, ich wollte sie selbst erzählen.* „Mit Dater?* klagte sie. Da nickte Witte und erzählte, den Kops vorgebeugt, die Hände in sein Arbeitszeug verknüpft, wie es mll dem alten Stürken ge- kommen war. Das Mädchen begann zu schluchzen, es ging ihm durch und durch. Er hatte es in der Einsamkeit der Arbeit vergessen, wie Frauen weinen.„Komm, komm,* tröstete er und griff nach ihrer Hand.„Bist du böse, daß ich es nicht schrieb Ich meinte es gut, ich wollie es selbst sagen.* Sie antwortete nicht, ging weinend neben ihm her, das Bündel in der Hand und sah hilflos auf den Wegrain. „Was soll nun werden?* seufzt« sie einmal,„was soll nun werden?* Er faßte wieder ihre Hand.„Bist du böse?* stottert« er. „Kennst mich doch oder hast du kein Vertrauen?*
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Meine Erinnerungen an Leo Tolstoi . Don I l j a R e p i n. der lebt ®.— B foi* iende Erimierunaen an Leo Tolstoi , mit dem er seinerzeit eng de- reundrt war. Wir bringen diese Erinnerungen zum erstenmal in dcutscher Uebertragung von Maurice Hirschmann, Wien . Der religiöseste Mensch, dem ich je in meinem Leben begegnet bin. war zweifellos der Graf Leo Tolstoi . Insbesondere in den letzten Jahren seines Lebens wurde Leo Tolstoi streng bigottisch. Er schätzte vor allen Dingen Werke, di« von gläubigen Schrift- stellern und Philosophen geschrieben waren, und fand in den Lehren der Religion seine höchste Befriedigung. Er stellte manche dieser Werke höher als seine eigenen Schriften. Gottes Segen ruhte auf dem Hause Leo Tolstoi , und er verlebte viele glückliche Tage, aber der Teufel verfolgte ihn auch, und er hat, wie seinerzeit der biblische Hiob, manche bittere Stunde erleben müssen. So hat ihn die russische griechisch-orthodoxe Kirch« erkom- muniziert, als er seinerzeit die veralteten Dogmen dieser Kirche angriff.
B>.■ seiner Schüler____________ später seine Freunde. Diese Schüler, die in der Schule ihr Selbsb bewußtsein bekamen, haben später mit ihrem Lehrer Meinungs> Verschiedenheiten gehabt, haben nicht immer seine Ansichten geteilt und als Erwachsene oft mit Leo Tolstoi gestellten. So führte mich einst Tolstoi zu einem Bienenzüchter, einem ehemaligen Schüler von Jasnaja Poljana . „Sie werde» mit ihm zufrieden sein,* sagte Lew Nikolajewitsch zu mir.„Er hat ein phänomenales Gedächtnis, er hat viel über die russischen Maler gelesen, und das Lesen von Büchern und Zeitungen ist sein Lieblingsvergnügen. Er kennt nianche Zeitungen auswendig. Er liest gern alte Zeitungen und hat fast alle alten Blätter, die in Iasnaia Poljana vorhanden sind, durchgeleser,. Er behandelt mich wie seinesgleichen, sägt mir„Du* und spricht mit mir völlig frei und offen." Als wir uns mit dem Bienenzüchter längere Zeit unterhielten, kam er in Ekstase und sagte voller giftiger Ironie zu Leo Tolstoi : „Ich schaue dich an, Lew Nikolajewitsch , und begreife dich nicht. Du kleidest dich wie ein Bettler, ißt kein Fleisch, lebst wie«in Mönch. Ich an deiner Stelle hätte das Leben in vollen Zügen genossen,
hätte mir eine Freundin, was sage ich, zwei Freundinnen genommen, aber du... das ist einfach lächerlich!*„Was redest du da, Jermil?" sagt« Lew Nikolajewitsch empört...„Und die Seele? Die Seele?" „Was sprichst du da von der Seele?" antwortete der Bienenzüchter. „Wer glaubt heute an deine Seele?" Lew Nikolajewitsch schaute den Bienenzüchter betroffen an, sprach kein Wort, er zitterte wie im Fieber. Er schämte sich vor mir. Und Jermil, der instinktiv fühlte, daß er den Sieg davongetragen hatte, verhöhnte Leo Tolstoi weiter. Wir blieben kurze Zeit beim Bienenzüchter und gingen dann rasch weiter. * Zu jener Zeit begannen die Brandstiftungen aus den benach- barten Gütern, und wir sahen oft an den Abenden am Himmel den Widerschein der Feuersbrünste. In Jasnaja Poljana wußte man dann sofort, wessen Gut brannte. Ich war damals Gast in Jasnaja Poljana . Eines Tages kehrte Tolstoi von seinem alltäglichen Ritt blaß und verstört zurück. Er zitterte'am ganzen Leib, lieh sich im Sessel nieder und sagte mit tränenden Augen:„Wenn Sie wüßten, was ich jetzt gesehen habe! Ich begegnet« unweit Telejatitki einer Reihe von Bauernsuhrwerken. Wie gewöhnlich versuchte ich mit den Bauern ins Gespräch zu kommen. Die Leute schauten mich schwci- gend an. Da erhob sich ein Bauer, schaute mich verächtlich an und sagte:„Du lebst noch, alter Hund? Hat dich der Teufel noch immer nicht geholt? Es ist höchste Zeit, daß du krepieren sollst. Du lebst viel zu lange. Schaut ihn an, wie er auf dem satten Roß herum- reitet.* Die Bauern auf den Fuhrwerken lachten.„Was redest du da für ein Zeug zusammen?" rief ich empört.„Hast du mich nicht erkannt? Ich bin doch Leo Tolstoi aus Jasnaja Poljana !"„Wir wissen das. Du bist genau so ein Blutsauger wie die anderen Guts- besitzer..." Ich sah dann, wie die Bauern ihre Köpfe zusammen- steckten und leise sprachen. Ich dachte, daß sie mich vom Roß herunter- reißen und schlagen würden. Ich riß mein Roß herum und jagte quer über die Felder nach Jasnaja Poljana ." So erregt habe ich Tolstoi nie gesehen. Auf seine alten Tage weinte er sehr oft, und wenn er eine rührselige Geschichte las— kamen die Tränen von selbst. Seine Spazierritte vor dein Essen setzte er bis zu seiner Flucht aus Jasnaja Poljana fort. * Jasnaja Poljana hat viele dichte Wälder mit alten hundert- jährigen Bäumen. Diese Wälder zogen sich meilenweit hin. Einst sah Leo Tolstoi auf seinem Spazierritt, wie unbekannte Leute die alten Bäume abholzten und das wertvolle Holz auf bereitgestellten Fuhrwerken fortführten.... Als Tolstoi den Raub merkte, lenkte er vom Hauptwege ab, damit er ja nicht den Fuhren begegnete, und ritt auf einem Seitenwege nach Hause. Cr hat auch nicht die Anzeige gegen die Holzdiebe gemacht. Zu Hause hat er nie von dieser Episode erzählt. Ich habe den Fall durch einen Zufall von einem Zeugen erfahren.... Die Angehörigen Leo Tolstois wußten von seinen Anschauungen, faßten seine' Worte aber nie ernst aus. Als sie aber bemerkten, daß gewisse Element« aus den greisen Tolstoi einzuwirken versuchten, daß er sein Land und Gut unter den Bauern verteilen solle, kamen sie in Verzweiflung. Man begann Tolstoi zu beweisen, daß Jasnaja Poljona ein gemeinsames Gut sei, und daß der Familie der Bettel- stab drohe.... Und damals wurde beschlossen, einen Familienrat einzuberufen. Lew Nikolajewitsch verteilte zu jener Zeit täglich Almosen. Die Bittsteller kamen zu einem bestimmten Baum, der „Baum der Armen" hieß, und erhiellen aus den Händen Lew Nikn- lajewitschs persönlich S bis Ii) Kopeken. Sogar aus Tula , das 15 Werft entfernt war, kamen Scharen von Bettlern und erhielten die paar Kopeken.... Kaum hatten sie aber das Geld in den Taschen, so eilten sie in den nächsten„Kabak*(Schenke) und ver- tranken das Geld.... Leo Tolstoi wußte das und stellte trotzdem nicht die Verteilung der Almosen ein...„
Ein Inflationsbilö aus öer französischen Revolution. Die Zeit der Inflation, die wir durchgemacht haben, ist uns noch in furchtbarer Erinnerung, und es ist nur ein schwacher Trost, daß derartige Zerrüttungen der Währung auch in früheren Zeiten vor- ekommen sind. Wie ähnlich sich aber damals die Verhältnisse ge-
öffentlichten Briefen, die der fchlesischc Schriftsteller Konrad Engel- bert Oelsner aus Paris an den Schweizer Staatsmann Paul Ustcri richtete. Oelsner war im Mai 1795 nach Paris Zurückgekehrt, wo er bereits den größten Teil der Revolution verbracht Halle. Er war zunächst von dem glänzenden Leben in Frankreichs Haupt- stadt überrascht: besonders machte auf ihn„das allgemein vom Frauenzimmer angenommene griechische Kostüm einen hinreißenden Effekt*. Aber bald sah er mit Schaudern hinter die Kulissen. „Ich ging gestern nach elf Uhr aus einem entfernten Stadtteil nach Hause," schreibt er am 12. Juni 1795.„und kann sagen, daß mir Paris nie einen ekelhafteren Anblick gezeigt hat. Sie wissen, daß ich mich wenig an die Außenseite halte, denn ich habe zu oft in glänzenden Equipagen und hinter seidenen Gardinen das Elend gesehen. Allein diesmal deckte die Oberfläche leider nichts, und die Wahrheit stand in ihrer ganzen traurigen Blöße da. Wo es sonst noch lange nach Mitternacht wühlt« und Wagen rollten, begegneten mir, eine Patrouille ausgenommen, weiter nichts als Hund«, die nach Fraß suchten. Ich bin auf mehr als dreißig dieser Tiere ge- troffen, die man ehemals nicht um diese Zeit auf der Straße fand. Einige Bettler und ein Dutzend jener unglücklichen Geschöpfe, die von Unzucht leben, schienen um Mitternacht noch nicht soviel ver- dient zu haben, um ihren Hunger zu stillen. Sie sprachen mich an und waren w scheußliche Lumpen gehüllt. Das Elend ist besonders groß in den Klassen von Einwohnern, die ihre Einkünfte entweder völlig verloren haben oder sie nicht nach dem Fall der Assignate ver- mehren und mit den Bedürfnissen in Verhältnis setzen können. Daher rafft der Mangel viele weg. Wer bezahlen kann, leidet nicht, und der Ausländer, den die Assignate wenig koste», befindet sich wohl, aber er sieht auch nicht, was vorgeht. Ein großer Teil der Einwohner, alle die, so irgendein Kapital auszutreiben gewußt, hat sich dem Handel gewidmet. All« kauft und verkauft, und ein Gegen- stand, der sonst mir einmal ausgetauscht wurde, wird es letzt zwanzigmal: da nun jeder der Handelnden dabei gewinnt, so ver- mehrt das die Teuerung vieler Artikel, aber es nährt viele Menschen, die sonst ohne Ressource wären. Nichts ist Ungewisser als die Preise. Was heute 199 L'vres kostet, wird morgen mit 599 bezahlt. Vorzüglich richten sich die Schacherer nach den Preisen der Loiusdore, die vor einigen Tagen zu 919 Livrcs standen."
Das«rste Konversationslexikon. Bei Abusir in Aegypten wurden auf einem ausgegrabenen Papyrus die Reste eines Konoersations- lcxikons aus dem griechischen Altertum aufgefunden. Dieser Pa- pyrus läßt die überraschend« Tatsache erkennen, daß der Gedanke des Konversationslexikons uralt ist, viel ällcr, als man bisher angenommen hatte. Die aufgefundenen Reste erwiesen sich als ein Auszug aus einem größeren Werk, und sie enthielten ausführliche Listen der Gesetzgeber, Gelehrten, Künstler und Techniker jener Zeit. Daneben Aufzeichnungen über die sieben Weltwunder und eine Uebersicht über die damals bekannten Erdteile, Volksstämme. Staaten. Berge, Inseln. Flüsse und Quellen. Aus diesen Angaben geht deutlich hervor, daß dies««rste Konversattonslexikon tatsächlich ein Vorläufer der späteren allgemeinen Enzyklopädien war.