Möeutsthe Soliöarität. ! will es plötzlich wieder nicht gewesen sein. Die Alldeutschen haben auf der Versammlung ihres Hauptvorstandcs in Käthen dem Plauener Rechtsanwalt Müller, dem Beleidiger Stresemanns, ihre Anerkennung ausgesprochen. Man las darüber in der„Deutschen Zeitung": „Der Vorsitzende begrüßte die Versammlung und entbot dem Mitglied des geschäftsführenden Ausschusses. Rechtsanwalt Dr. Zl r t u r Müller aus Plauen , besonderen Gruß, indem er sich unter lebhaftester Zustimmung de« Auftrags entledigte, den der Ausschuß ihm erleilt hat, Dr. Müller den Dank des Alldeutschen Verbandes für seinen Kampf um die Reinheit und Reinigung des öffentlichen Lebens auszu- sprechen." Erste Phase: Solidarität der Alldeutschen mit Rechts- anmalt Müller. Darauf schlug die„Nationalliberale Correspondenz" Lärm und behauptete, E l a ß, der Borsitzende des Alldeutschen Ber- bandes, stehe hinter Müller. Heute liest man in der.deutschen Zeitung" unter der Ucberfchrkfft„Die Alldeutschen und Strese- mann": „ZLir sind in der Lage festzustellen, daß die Behauptung der „Nationalliberolen Korrespondenz" der Wahrheit wider« spricht, da weder Lustizrat Clcß, noch der Alldeut« sche Verband chcrrn Rechtsamvalt Dr. Artur Müller zu seinem Kampf« gegen Herrn Stresemann veranlaßt haben! ebenso» wenig haben sie bei der Beschaffung der Akten mitge- wirkt, die im Plauener Prozeß eine so große Rolle gespielt haben. Justizrat Claß wird der„Nationalliberolen Korrespondenz" eine Besichtigung zugchen lassen, sobald er den Wortlaut ihrer wahcheitewidrigen Ausführungen vorliegen hat." Zweite Phase: Die Alldeutschen schwächen ihre Solidarität Mit Rechtsanwalt Müller ab. Wenn man das Vorgehen Müllers für sittlich recht hält, wenn man ihn. Dank und Anerkennung ausspricht, warum der Eifer, sich hinterher zu distanzieren? Man wird doch nicht erzählen, es fei Bescheidenheit, die Herrn(Ei a si und den Alldeutschen Verband zu so auffälligem Berichtigungs« eifer veranlaßt? Zu einer öffentlichen Erklärung, die so gehalten ist, als ob es sich um ein Abrücken von einer faulen Sache handle? Gestern Dank und Anerkennung, heute Diswnzierung. Alldeutsche Treue!_
Um die Studentenschaft. SQann wird mit dem völkischen Sumpf aufacräumt? Der völkische Vorstand der Deutschen Studentenschaft hat seine neue Affäre. Da rührt man die Trommel für eine G e- iollenen.Gedenk-Stiftung. Ätwa 37 000 M. gehen ein. Aber die Herr«» vom völkischen Vorstand denken gar nicht daran, die eingehenden Gelder ihrem vorgesehenen Zweck zuzuführen. Bewahre. Die netten Sümmchen gehen in die gemeinsame Kasse des Vorstandes, die schon einmal Gegenstand eines peinlichen Unter- fchlagungsskandals war. Damals versuchte der erlauchte Vorstand die Schuld ans einige Lotterbuben abzuwälzen. Aber siehe da: die Lotterbuben verschwanden, die Lotterwirtschaft blieb. Blieb, wie die Unschuldsmiene der gekränkten Ehrenmänner. Als vor einiger Zeit die Presse mit dem Finger aus den neuen Skandal zeigte, erfolgte ein entrüstetes Dementi. Die republikanische Presse, die sich alle Nase lang mit völkischen Der« leumdern herumschlagen muß, schwieg daraufhin. Die völkischen Herren liehen die Frist, die ihnen republikanischer Anstand ließ, nicht ungenutzt. Wertpapiere, Guthaben, Postscheckkonten und Scheckanweisungen des Deutschen Hochschulrings wurden zusammengekratzt, um den Skandal zu vertuschen. E» half alle« nichts, Eine Untersuchung durch die Kriminalpolizei ergab,
Heulende verwische. Von Hermann tiieber. Unsere mimosenhaft empfindsamen deutschnationalen Zoitgenossen fühlen sich wieder einmal auf den Schlips getreten. Im Landtag haben sie sich durch«ins Dame beschweren lassen, in Potsdam haben sich die„Dereinigten Vaterländischen Verbände" zu einer Protest- kundgebung entschlossen, im„Cokal-Anzeiger" wimmert Herr Ludwig Eternaux:„Allenthalben sind Hände am Werk«, Erinnerungen zu tilgen, die Unzähligen teuerster Herzeuebesitz sind.. Und warum di«se Weheklagen? Wegen„umfangreicher Der» Änderungen", die die preußische Krongutsverwaltung im Park von Sanssouci vornimmt.„Unter anderem sollen die beiden Stand- vilder Friedrichs des Großen abgebrochen und an Plätze versetzt werden, die außerhalb der eigentl chen Parkschöpfungen des Königs liegen. Ohne Rücksicht aus die erheblichen Kosten sind die Arbeiten bereits im Gange. Wir unterzeichneten Einwohner Potsdam » empfinden diese durch nichts gerechtfertigte Maßnehme als einen Eingriff... als eiue bewußte Herausforderung... fordern Ein- stellung der Arbeiten und Wiederherstellung der Denkmäler in ihrer alten Form." Wodurch die„erheblichen Kosten" noch erheblicher und zu dem nutzlos zum Fenster herausgeworfen wären. Die Sorge für das Bolksverniögen klingt�besonders glaubhaft bei den Potsdamern, die ihren Hohenzollern gar nicht genug Millionen zuschanzen können. Und wie steht'e mit dem„Eingriff" und der„Herausforderung"? Die Krongutsverwaltung im Dienste des Finanzministeriums versucht seit Jahren, die Schlösser Friedrichs II. im Park von Sans» louci in ihrer ursprünglichen Form wiederherzustellen. Sie betrachtet das, seitdem diese Werke in Staatsbesitz Übergegangen sind, als ihre kulturelle Pflicht und wird darin gerade von dem„denkenden Volks- teil", den der.Lokal-Anzeiger" gern unter seinen Lesern entdecken möchte, lebhaft unterstützt. Wenn dieser pietätvolle Bolkstell, der den Behörden in den Ann fälll. wirklich denken könnte, dann müßte ihm die Erkenntnis aufdämmern, daß an der ungeheuer mühsamen unh allerdings kostspieligen Arbeit des Finanzministeriums die Noch- feiger des Bauherrn von Sanssouci schuld sind, die das kostbare Ber« mächtnis in einer geradezu schamlosen Art verwaltet haben. Eine kleine Uebersicht mag dies erweisen. Friedrich Wilhelm II. ließ, kaum daß sein Oheim die Augen geschlossen hatte, dos Sterbe- zimmer herausreihen und in klassizistischem Stil umbauen. Die mundervollen Kolonnaden von Knobelsdorfs, Friedrichs Meister- orchitekien, die die lange Allee zwischen Sanssouci und Neuem Palais unterbrochen, ließ er wie altes wertloses Gerümpel abbrechen. Friedrich Wilhem III-, der das Barocktheater im Stadtschloß zer- Start hat, kümmerte sich nicht um Sanssouci . Um so mehr taten es eine Söhne und sein Urenkel. In den vlerzsaer Jahren ließ Friedrich Wilhelm IV. , wie sein Geistesverwandter Ludwig II. von Bayern vom Baukoller besessen, Schloß Sanssouci und Umgebung radikal verändern. Ausgerechnet der Sommersitz des Alten Fritzen bskain einen„Damenflügcl" in Biedermeierstil, die Neuen Kammern wurden verändert, die oberste Terrasse mit Marmorbalustraden und Basen beladen, die zu der schlichten Weinlaube aus dem 18. Jahrhundert paßten wie eine brutale Faust auf ein schönes Auge, und zu Füßen
daß ein Sonderkonto für die Gefallenen-Gedenk-Stifwng, wie es der Ordnung entsprochen hätte, nicht eingerichtet worden war. Der preuhische Unterrtchtsminister muhte es infolgedessen ablehnen, die Verantwortung für die Erhebung von Zwangsbeiträgen zu- gunstcn der Stiftung zu übernehmen. Der Fall ist klar. Nach dem Unterschlagungsskandal hatte der völkische Vorstand der Deutschen Studentenschast allen Anlaß, in der Kassenführung peinliche Sorgfalt walten zu lassen. Um so mehr, als er sich in seinem antisemitischen Feldzug als den Borkämpfer für rassereines Deutschtum auf- führte. Er hat das nicht getan. Er hat sich trotz des»och nicht oer- jährten Skandals Machenschaften zuschulden kommen lassen, dt« mit einer sauberen Geschäftsführung nicht zu vereinbaren sind. Er hat dadurch, wie der Entschluß des Kultusministers zeigt, die Deutsche Studeiitenschast finanziell empfindlich ge- schädigt. Er hat nach der zerrüttenden und irrsinnigen Ber- fassungskampagne gegen den Kultusminister nun auch noch den moralischen Kredit der Deutschen Studentenschaft v e r- n i ch t e t. Eine Körperschaft, die unter einer derartigen Führung steht, ist nicht mehr kreditfähig. Der Fall ist klar. Der jetzige Vorstand der Deutschen Studenten- schast muß verschwinden. Hätte er ein Fünkchen Ehrgefühl, ein Mindestmaß von Berantwortungegefühl im Leibe, würde er nach dieser Affäre von selb st zurücktreten. Was geschieht statt dessen? Der völkische Vorstand der Deutschen Studentenschaft sucht einen Schutzschild und findet einen solchen wahrhaftig im Deut, schen Hochschulring. Wenn der Deutsche Hochschulring so großmütig war, am Vortage der Untersuchung das letzte Loch in der— sagen wir einmal nicht ordnungsgemäß seinem Zweck zugeführten Summe zu stopfen, gut, man wollte die Deutsch « Studentenschaft und ihren völkischen Vorstand vor dem Verdacht einer neuen Unterschlagungsaffäre bewahren. Ehren- Haft. Nichts dagegen einzuwenden. Aber dann— zum Teufel noch mal, mußte man den Brüdern die Faust unter die Nase holten: Schluß endlich, verschwindet! Statt dessen Deckungsoersuch in der „Deutschen Zeitung", dem Blatt Claßscher Wohlanständigkeit: Neue ginkshetzo gegen die Studenten, Verleumdung, der Kultusminister hat festgestellt, daß alles in bester Ordnung ist! Lüge statt Reinigung. Und die Studenten, die von ihrem Vorstand auf den Hund ge« brachte Deutsche Studentenschaft ? Ja. da» ist da« Er« staunlichste an dieser Geschichte. Schweigen. Nichts rührt sich. Ist man etwa einverstanden mit dieser Lotterwirtschaft oder findet sich kein Mutiger, der es wogte, mit den Herren deutsch zu sprechen, weil sie sich ein» völkisch-antlsemitische Mast» oorgeknüpft haben? Deutsche Studentenschaft !
Keine Zußßottz des Volkerbundes. Sondern nur Sonderabzeichen für Diplomaten- flugzeuge. Senf. 28. April. (Eigener Drahtbertcht.) Dt« Internationale Luftfahrtverkehrskonferenz in Londlm hat einer Anregung des Berkehrsausschusses des BSlkerbundsrat» gemäß beschlossen, daß Flugzeuge, die sich in dringenden Völkerbundsange. kgenheiten nach Genf begeben(beispielsweise bei eiliger Einberufung des VölkerHundsrats in Konfliktsfällen), als besonderes Zeichen«inen schwarzen Streifen durch die Landeszeichen führen werden. Die weitergehende Nachricht der„Morning Post", wonach der Völkerbund sich eine eigene Luftflott« anschaffe, entbehrt jeder Grundlage. �us dem verleumdersumpf. 2000 Mark Geldstrafe für eine« deutschnationalen Parteibeamten. Hildesheim . 28. April. (TU.) Vor dem hiesigen Schöffengericht kam heilte ein Beleidigungsprozeh des Oberbürgermeisters a. D. L e i n« r t- Hannooer gegen den deutschnationalen Parteigeschäftsträger Mohrenweiser zur Verhandlung. Mohrenweiser sagte In seiner Vernehmung, Leinerf Hab« für die
der Terrasse muhte«ine große Fontäne angelsgl werden mit Rund» danken darum, trotzdem schon marmorne Figurengruppen aus dem 18. Jahrhundert den Rundplatz genügend markierten. Zu allem Ueherfluß ist in die Allee, die von der Hofgärtnerwohnung her kommt, ein« riesige Marmorvase gepflanzt worden, di«„Draki-Vase" mit dem Sockelrelief vom Denkmal Friedrich Wilhelms III. im Berliner Tier- garten, einem stillosen Monstrum aus d«m Jahre 1SSS. Und als hätte man es darauf angelegt, die beherrschende Wirkung des Terrassenaufbaues um jeden Preis zu vernichten, fetzt« Wilhelm I. mitten davor im Jahre 18KS eine Marmorkopic von Rauchs Friedrich- Denkmal Unter den Linden. Abgesehen davon, daß einem diese Figur den Blick versperrt, ist sie als verkleinert« UeÄcrtragung einer Bronze- sigur in ein fremde, Material— aus technische» Gründe» mußte man den Pferdcbauch noch extra stützen— eme Geschmacksbarbarei schlimmster Art. Und damit Willi im Reig«n der Baltzorne nicht fehle, hat dag Sterbezimmer Friedrichs«inen Marmorklotz von Harro Magnussen bekommen, der den sterbenden Fridericus vorstellt, und vor die Neptunsgrott« wurde»ach berühmtem Vorbild, um zu vcr, hindern, daß man das architektonische Werk für sich genieße, der jugendliche Fridericus von«inern anderen Eiegesallee-Lieferanten, von Max Uphues, gepflanzt. Der sterbende Fridericus ist entfernt. Nun soll all der übrige Marmorbollast folgen, damit Knobelsdorsfe Gchbpftmg wieder für sich selber spreche» kann. Die Frjedrich-Figuren, Rundbänke. die Droti-Base sollen verschwinden. Anstott daß nun di« Verehrer des„Großen Friedrich" sich über diese heilsame Rein«ung und die Wiederherstellung seiner Schöpfung freuen, erheben sie ein Zeter- geschrei. Man erkennt daran, was ihnen gp Aulturwerten der fridcrizianischen Zeit liegt. Der Bandolismus und d e Unbildung ihrer geliebten Hohenzollern wird ist Sanssouci stillschweigend korrigiert. Das können Lakaienseelen nicht verwinden.
Der Mensch und der Paragraph. Die nachfolaenden beiden kleinen Seschichten stellen«ine wort. adttuc Url>«rI«Kung au- t>»r Moskau «!„Prawda" dar. LI«»nt, ballen als» auiycnkilche und dabei r»«indrucksv-ll««ulturschild«. eungen, daß j-d«r iiammentax übcrflosstz crschcint. In diesen Tagen war ich in einer Moskauer Apotheke Zeuge der folgenden Szene: Gegen Abend wurde in die Apotheke ein Wann mit einem verrenkten oder gebrochenen Bei» hereingebracht! er war bleich, stöhnte und lieh sich kraftlos, fast ohnmächtig, auf die Ehaise- longue in der Eck« nieder. Der Arzt schnitt den Stiesel aus dem vcr» letzten Fuße auf, holte JBerbandsstoft und ein Fläschchcn aus der Handtasche hervor: der Feldscher oder Sanitäter, der zusammen mit ihm hereingekommen war. zog au» einer Tasche ein Blatt Papier und einen Bleistift. Er tot das schnell und besorgt, mit der Miene eines Menschen, der die Hauptrolle bei einer Sache spielt. Der Arzt bestrich den Fuß mit Salbe und fing an, einen Verband anzulegen. Der Mensch stöhnte gequält und biß sich di« Lippen blutig. Der Sanitäter aber stand da mit den, Papier, schrie dem Kranken ins Ohr und leckte den Bleistift an. „Hallo, Bürger: Ihr Familienname? Ihr Alter? Ihre soziale Abstammung? Ihr Beruf?"
Verschacherung städtischer Werke 100 000 M. vom Rhenania-Konzern erhalten. Er berief sich auf die Reichstagsabgeordneten Logemann und Katz als Zeugen. Der letztere habe ein Schreiben des Rhenania-Konzerns in Händen, aus dem hervorgehe, daß Leinert das Geld erhalten habe. Das Gericht lehnte einen Antrag auf Vernehmung des Reichstagsabgeordncten Katz ob und verurteilte den Angeklagten ZU einer Geldstrafe von 8000 W. oder für je 20 M. einen Tag Gefängnis.. Das Recht der Sozialrentner. Ei» Rundschreiben des ReichsarbeitSmiuisters. In der Absicht die Gefahr zu beseitigen, daß bedürftig« In» validenrentner, die bei der Rentenzahlung am 1. Juli die erhöhte Invalidenrente erhalten, eine Kürzung der Fürsorgerenta um den- selben erhöhten Betrag erdulden müssen, ist, wie wir erfahren, vom R«ichsarbeitsministenum ein Rundschreiben an die Länder hinausgegangen, in dem ausdrücklich davor gewarnt wird, daß die Fürsorgeunter st ützung schematisch um die Erhöhung der Invalidenrente gekürzt wird. Eine solche Kürzung wer nicht die Absicht des Gesetzgeb«rs und sie entspricht nicht dem Sinn und dem Recht der Fürsorgepflichtoerordnung. Es ist absolut nicht angängig, daß dl« Länder aus der Erhöhung der Invalidenrente jetzt Vorteile für sich herausschlagen. Hoffentlich genügt das Rundschreiben des Reichsarbettsmini» steriums, um von vornherein üble Praktiken gegenüber hilssbedürfii« gen Jnoalidenrentnern unmöglich zu machen.
Der Haushaltsplan für München . Eine 08-Mlllionen-AnleihL, ZNünche«. 28. April. (Eigener Drahtbericht.) Der am Donners- tag vorgelegt« Haushaltplon der Stadt München ist mit rund 860 Millionen Mark ausbalanciert. Dazu kommt für das laufende Jahr ein Anleihenbedarf von SS Millionen Mark, die im«esenllichen für die Erneuerung und den Ausbau der stadt- eigenen Werksbetriebe(Straßenbahn, Elektrizität»- und Gaswerke) verwendet werden. Unter den Ausgaben interessieren 4,« Mil- bone» für den Wohnungsbau, Sch Millionen für den Neubau eines Musikhauses, 1 Million Zuschuß für den Bibliotheksneubau des Deutschen Museums und 1 Million für den neuen Flughafen und 650 000 Mark Zuschuß für die Aktiengesellschaft, die den Tierpark wieder errichtet. Die sozialdemokratische Stadtfraktion lehnt den Haushall ab, weil die bürgerlich« Mehrheit(Deutschnational« und Bayerisch « Bolkspartei) ihre fortwährend« Defizitwirtschaft im wesentlichen durch die Erhöhung gerade derjenigen Gebühren auszugleichen oersucht, die die minderbemittelten Be. völkerungsschichten am schwersten treffen.
Die Mußfaschiften mucken auf. Im römischen Pressevercin. London , 28. April. (RD.) Wie der„Time?" aus Rom ge- meldet wird, sind innerhslb des faschistischen Syndikats der Iour- »allsten heftige Differenzen entstanden«n Anschluß an eine Kundgebung, zu der L n t e r l a n d i. d-r Herausgeber de» faschistischen „Jl Tevere" und Präsident der römischen Sektion des Journalisten. syndikates, sämtlich« Mitglieder dies«» Syndikate» komm an« d l e r t" hatte. Asti nur 50 von 380 Mitgliedern der Anordnung Interlondis Folge leisteten, forderte er die übrigen 300 auf. über ihr Fehlen Rechenschast zu geben. Lm Anschluß daran vex» öfsentlichte der Herausgeber de»„jZmpero", Settimelli, einen geharnischten Artikel gegen Jnterlandi» Aktion, Auf diesen Artikel hin hat Jnterlandi den unverzüglichen Ausschluß Settimelli» aus dem Berussoerhand angeordnet. Di« Pressefehde zwischen beiden nimmt ihren Fortgang, wybei Settimelli durch zahl- reiche Austrittsextlärungen bisheriger Mitglieder des faschistischen Syndikats der Journalisten unterstützt wird,
„Dachdecker," kam es stöhnend aus dem Munde des Berum - glückten, während er krampfhaft mit den Fingern im Dioan wühlt«. „Dach..„ o Gott !" „Wo arbeiten Sie? Ihre Anstellung? Di« Nummer Ihre» Ver- bsudsbuches? Hallo, hören Sie?" Dem Kranken wurde übel. Man ließ ihn in ein Fläschchen riechen. Der Sanitäter beugte sich erwartend über ihn und hiett den Bleistift wieder bereit. Kaum hatte der Kranke die Augen g«- öffnet und wieder gestöhnt, da schrie der Sanitäter abermals:„Sind Sie verheiratet? Das wievielte Mal erleiden Sie einen Unfall? Hallo!" Ich dacht«, baß er jetzt unbedingt fragen werde, was dieser Mensch vor der Februarrevolution getrieben habe: ob er keinen Rang in der alten Armee hatte, und was für sittlich« Ansichten sein« Groß- mutier vertrat in der Zeit, als Otschakoff und die Krim erobert wurden. Ich dachte weiter, selbst wenn man«inen sterbenden Menschen halten, ihm sogar Kampfer einspritzen müßte, werde man erforschen, pb er nie vorbestraft gewesen ist und was für Immobilien er besitzt, was seine Frau, di« Ellern und die Verwandten bis zur dritten Generation besitzen. Das«in« steht fest, daß man ihm nicht eher zu sterben gestatten wird, bevor nicht all« Rubriken der Enguej« ausgefüllt worden sind. Wenn er ganz zuletzt seinen Geist auf» gehend, erleichtert die Auge» schließen wird, dann wird man ihn noch fragen, das wjemelte Mal ihm„dieses"»assiert setz„Sind Hi« schon einmal früher gestorben, und wenn nicht, weshalb?" So ist die Macht des Papierchens. Wäre es möglich, daß ein Mensch stürbe. ohne die Spuren von Fragebogen und Paragraphen zu hinterlassen?! » Im Gouvernement W o l o d g a, im Dörfchen Pogiblowa. hqite sich ein zweijährioes Mädchen mit einem Span ins Auge gestochen. Dos Aug« schwoll sofort an, tränte und begann auszu- fließen. Das Kind wurde ins Krankenhaus gebracht, das sich lm Dorfe Grjasowez. zwanzig Werst vom Hcimaldars entfernt, befand. Der Arzt untersuchte es in der Ambulanz, wusch und v:r» band das Auge und faote, daß das Kind dringend«ine sofortige Operation benötigt« und deshalb gleich in der Klinik belassen werden müßt«. Es stellt« sich aber heraus, daß das Rind nur dann ins Krankenhaus aufgenommen werden könnt«, wenn man ersten, di« Bescheinigung brächte, daß e» tatsächlich aus einer vauernfamil'e stammte, und zweitens die Bestätigung dafür, daß d'« Steuern für diesen Bauernhof bezahlt worden seien. Di« vor Aufregung halst verrückt gewordene Mutter lief in der Kanzlei von einem Regi. stratyr zum anderen, schwor bei allen HeUlgen, daß die Steuer ihre, Gehöfes schon vor Weihnachten bezahlt worden wärt, und bat, daß man doch auf ihr« verarbeiteten Hände schauen möchte, um zu er- kennen, daß sie wirklich«ine Bäuerin und keine Gutsbesitzerin oder Generalsfrau wäre. Sie weint«, drohte und fleht« abwechselnd und war bereit, jeden, der ihrem Kinde dos Augenlicht retten würde. auf den Knieen darum zu bitten. Umsonst war ihr Flehen. Geben Sie da? Papier !! Sie nahm das Kind und ging wieder zwanzig Werst zunick ins Dörfchen, um die Bescheinigungen zu holen. Im Dorfe bekam sie die Beschönigung, aber darauf stand:„Ohne Stempel nicht gültig." Nach dein Stempel mußte ins Raynkoinitee der Dörfer gefahren werden. Der Porsitzende war mit dem Petschaft verreist, und man mußte warten.